Copyright: baam edition D- 94227 Zwiesel/ Klotzer 18
1978-1988
Abstumpfung
Alles
braucht seine
Zeit
Moderner
Gesslerhut
Biogeschäfte
Bitte
Böser
Scherz
Chemische
Verbindungen
Das
Gleichnis von der
Hefe
Das
Zeugnis
Der
Buchenberg
Der
Nestbeschmutzer
Der
Stein
Der
Zaun
Die
Befreiung
Die
Düngung
Die
Gemüsebäume
Die
größte
Angst
Die
Wahlversammlung
Die
Wahrheit im
Heuhaufen
Die
Weiden
Die
Zeitung mit den
Farbkübeln
Erziehung
Erziehung
auf dem
Friedhof
Etiketten
Flucht
nach
Süden
Fromme
Wünsche
Gewöhnung
Glücklich
durch
Worte
Gründe
der
Überrüstung
Guter
Rat
Herr
Pfifkas räumt sein Zimmer
auf
Herr
Pfifkas und die feine
Küche
Herr
Pfifkas, der
Gärtner
Heute
leben!
Hoffnung
Keine
Gefahr
Kostbares
Leben
Lob
der
Blumen
Lob
des
Weges
Logik
Maschinenvertrauen
Moderne
Zeiten
Monolog
mit einem
Hund
Patriotische
Gedanken
Schmerzen
Schneekosmetik
Sinnvolle
Verwendung
Sportmode
Über
Besitz
Über
das
Böse
Über
das Leben in der
Stadt
Über
den
Rüstungswahn
Über
den Überfluss bei
uns
Über
die notwendige Veränderung der kleinen
Dinge
Über
die
Schule
Über
die Verantwortlichkeit des
Einzelnen
Über
die Vernunft der
Tiere
Über
Gewalt
Über
Gleichgültigkeit
Über
Konservatismus
Über
Mut
Über
Phantasie
Über
Politik
Über
Verschwendung
Über
Weitsicht und das
Naheliegende
Vom
Ende des
Gebirges
Vom
Regen in die
Traufe
Vom
Wert des
Besonderen
Vorsatz
Wahnsinn
Wie
man Freunde
gewinnt
Wo
der liebe Gott
wohnt
Herrn
Pfifkas
Stärke
Lob
der
Pferde
Lernen
über den
Magen?
Fragen zum
Krieg
Über
Korruption
"In Trinkwasser kann man auch ertrinken
und zuviel Informationen können taub machen und am Ende ist man dümmer
als vorher", sagte Herr Pfifkas und schaltete wieder einmal erst gegen
Mitternacht den Fernseher ab.
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"Wenn man ein Pferd vom Zaumzeug befreit,
wird es dadurch noch lange nicht fähig sein, eigene Wege zu gehen. Es
wird wohl bei Gelegenheit wieder anderen Reitpferden folgen", sagte Herr
Pfifkas, als sich sein Nachbar über die traurigen Folgen einer Revolution
beklagte.
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Herr Pfifkas hatte es eilig. Natürlich
waren an diesem Tag alle Ampeln rot. Dies auch an Kreuzungen ohne Verkehr.
"Soweit ist es gekommen! Wir lassen uns von einer Maschine Vorschriften machen!
Von einem Eisentrumm, das nur drei Farben kennt und sowenig Hirn hat wie
ein Ofenrohr!"
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Die Geschäftswelt habe sich des Trends
zum Natürlichen bemächtigt, stellte Herr Pfifkas fest. Eigentlich
sei dies ein gutes Zeichen, denn dies spräche für die Beliebtheit
dieses Gedankengutes. Leider würde dem Verbraucher mit den zündenden
Aufklebern "Bio", "Öko" oder "Natur" nur Geld für Waren
abgeknöpft, deren Herstellung zumeist überflüssig und deren
Konsum manchmal schädlich sei. Die wirklichen Werte der Natur seien
nach wie vor billig oder gar kostenlos zu haben.
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oben
Herr Pfifkas bat seinen Sohn keine tieferen
Löcher zu graben, als er wieder zufüllen könne, keinen Weg
breiter zu bauen, als er ihn benötige, nie mehr Bäume zu schlagen
als nachwachsen und niemanden so tief zu kränken, dass dieser ihm nicht
mehr verzeihen könne.
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"Wenn die alten Bäume an Luftverschmutzung
eingegangen sind, werden wir zur Erinnerung unseren Schornsteinen die Form
von Bäumen geben. Mit ein wenig Phantasie können unsere Kinder
den Qualm für Baumkronen halten!", sagte Herr Pfifkas und erschrak als
jemand lachte.
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"Stell dir vor", sagte Herr Pfifkas kreidebleich
zu seiner Frau, "es gibt heute etwa 1 Million verschiedener chemischer
Verbindungen! Von ungefähr 5000 weiß man in etwa, welche Auswirkungen
sie auf die Menschen haben. Mit weiteren 40000 heißt es, habe man
Erfahrungen aus Tierversuchen. Von den restlichen 955000 weiß man so
gut wie nichts. Über Kombinationswirkungen weiß man sowieso noch
überhaupt nichts..."
Herr Pfifkas legte die Tageszeitung beiseite
und öffnete das Fenster. Bei uns wisse man eben nur, was sich lohne
zu wissen, erwiderte seine Frau.
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Herr Pfifkas kam beim Brotbacken ins
Grübeln. Die Hefe, dachte er, verändert den Teig, wie kritische
Gedanken ein Gemeinschaftssystem. Wenn die Hefe nur richtig angesetzt wird,
das Anfangsstadium ist entscheidend! Werden schädliche Einflüsse
wenigstens die erste Zeit abgehalten, kann sich die Hefe auf ein Vielfaches
ihres ursprünglichen Volumens vergrößern. Nun kann sie durchaus
heftige Gewürz- und feindliche Salzgaben verkraften. Diese Einflüsse
werden dem Teig sogar gut tun, verhindern sie doch einen übertriebenen
Gärvorgang, der den Teig
aufbläst, die Luft aber nicht halten kann, so dass er
schließlich wieder in sich zusammenfällt.
Auch das gewalttätige Kneten fördert
die gute Durchmischung der Zutaten und macht den Teig elastisch und reif
für die Gärung. Selbst die Hitze des Ofens schadet dem Brot nicht,
hält doch die entstehende Kruste das Brot zusammen und schützt
es vor Austrocknung.
Wenn durch die Hitze auch die Hefe
abgetötet wird, das gebackene Brot lässt sich nicht mehr in seinen
ungelockerten Zustand zurückversetzen.
Nachtrag.
Wenn bereits gelockerter Hefeteig ungebacken längere Zeit herumsteht
- wird er sauer und langfristig ungenießbar. Ein Teil diese Sauerteiges
aber, über Nacht mit frischem Mehl angesetzt, ist bereits am Morgen
zu einer umfassenden Teiglockerung fähig. Sauerteigbrot schmeckt sogar
besonders köstlich!
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Herr Pfifkas, der Pädagoge, litt darunter,
täglich miterleben zu müssen, wie eine Kollegin im Umgang mit den
Kindern wenig Geschick zeigte. Die Kollegin ließ ihre schlechten Launen
an den Kindern aus, verletzte sie, wo immer sie eine Schwäche entdeckte
und wurde von den Kindern dafür gefürchtet und
gehasst.
Als Herr Pfifkas eines Tages vor die Aufgabe
gestellt wurde, der Kollegin ein Arbeitszeugnis auszustellen, wollte er diese
nicht kränken und beschrieb
sieals verständnisvolle Partner in der Kinder, die sich stets darum
bemühe, sie zu fördern. Krampfhaft suchte Herr Pfifkas alle guten
Ansätze zusammen und führte sie lobend auf.
Umso mehr war er überrascht, als sich
die Kollegin in der Zeit danach dem Bild im Zeugnis mehr und mehr anzupassen
begann.
Herr Pfifkas sagte, dies sei ein Beispiel
dafür, wie sehr wir dem Bild zu entsprechen suchen, das die Mitmenschen
von uns haben.
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Familie Pfifkas fuhr einmal zum Wandern
ins Gebirge. Schon von weitem gefiel ihnen ein Berg besonders. Durch seinen
herbstbunten Buchenwald wirkte er freundlicher als seine dunklen
fichtenbestandenen Nachbarn. Sie parkten ihr Auto und wanderten in bester
Stimmung los. Doch welche Überraschung, völlig unerwartet verhinderte
eine tiefe Schlucht, in der ein Wildwasser rauschte, eine weitere
Annäherung.
Da lag der Buchenberg nun fast mit Händen
greifbar vor ihnen und war doch mit einem Male unerreichbar geworden. An
ein Durchklettern der steilabfallenden Felswände war nicht zu
denken.
Enttäuscht trotteten die Wanderer an
der Schlucht entlang. Der Buchenberg wirkte nun noch anziehender, es war
schon ein Jammer.
Erst nach einer Weile merkten sie, dass
es auch am Rande der Schlucht schön war. Knorrige Wetterbuchen säumten
den Rand des Abgrundes. Dazwischen luden leuchtend rote Hagebutten und
reichbehangene Haselnusssträucher zum Pflücken ein. Beim Ernten
bewegte sie sich langsam bergauf, ohne es recht zu merken. Irgendwann stand
vor ihnen ein Gipfelkreuz. Nun hatten sie doch noch einen Berg erstiegen,
wenn auch einen unscheinbareren. Vor ihnen lag der Buchenberg in seiner ganzen
Schönheit, ein schönerer Rastplatz war kaum vorstellbar. Sie setzten
sich, begannen mit großem Appetit zu essen und ergänzten die
mitgebrachten Speisen mit den geernteten Haselnüssen und erkannten,
dass ein Berg nicht erstiegen zu werden braucht, um sich an ihm erfreuen
zu können.
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Eine Schnellstraße hatte sich um den
Ort gefressen. Berge hatte man dafür abgetragen und andere in den Auen
aufgeschüttet, nicht nur alte Leute erkannten ihre Heimat nicht
mehr.
Im Wirtshaus wurde Herr Pfifkas Zeuge einer
lautstarken Unterhaltung. Ein Jugendlicher wurde vom Stammtisch verwiesen,
weil er Parolen an die mächtigen Brückenpfeiler der neuen Straße
gemalt hatte. Wer so etwas mache sei ein Krimineller, ein
Umweltverschmutzer noch dazu, hörte Herr Pfifkas
sagen.
Der Jugendliche sagte, er habe es doch nur
aus Verzweiflung gemacht, in heiligem Zorn gegen die Zerstörung
der Heimat. Er sei ein Nestbeschmutzer, wurde gebrüllt, mit so einem
wolle man hier nichts zu tun haben.
Herr Pfifkas hielt es nicht mehr auf seinem
Platz. "Wer ist ein Nestbeschmutzer?" fragte er, sich neben den Jugendlichen
stellend. "Wer das Nest verunreinigt und zerstört, oder wer auf das
Gestank und die Zerstörung hinweist?"
Der Stammtisch wandte sich nun ihm zu. Er
solle sich lieber nicht einmischen, wurde Herrn Pfifkas geraten, sonst
könne man meinen, er gehöre auch zu diesen
Chaoten.
Herr Pfifkas erblasste, dann bezahlte er
und verließ mit dem Jugendlichen das Lokal. Draußen tröstete
er diesen und meinte, auch diese Betonköpfe würden irgendwann einmal
begreifen, was zerstört worden sei.
Das würde der zerstörten Heimat
auch nicht mehr helfen, sagte der Jugendliche leise und Herr Pfifkas sah,
wie er sich verstohlens die Augen wischte.
Beim Graben eines Erdkellers stieß
Herr Pfifkas auf einen mächtigen Stein, an dem sein Vorhaben zu scheitern
drohte. Trotz Hebelkraft und anderer Tricks, ließ er sich nicht aus
der Grube befördern. Nachbarn rieten, den Stein zu zerschlagen, doch
dafür fehlten Herrn Pfifkas die geeigneten
Werkzeuge.
Schließlich grub er in der Grube neben
dem Stein ein großes Loch und versenkte diesen
darin.
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Herr Pfifkas hatte sich ein reizvolles,
mit Bäumen bestandenes Grundstück gekauft. Da er es für sich
allein haben wollte, begann er Bäume zu fällen und baute daraus
einen Zaun. Als dieser fertig war, waren die meisten Bäume gefällt.
Doch mit den Bäumen hatte das Grundstück seinen Reiz verloren und
der Zaun war überflüssig geworden.
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In seinen ersten Berufsjahren setzte Herr
Pfifkas alles daran jene Dinge zu erwerben, die laut Werbung, das Glück
des Menschen ausmachen. Mit harter Arbeit und vielen Überstunden eroberte
er sich, was ihn als Wohlstandsbürger auszeichnete. In seiner Garage
stand ein rasantes Automobil, ein Farbfernseher mit Videorecorder, eine
Stereoanlage mit allen Schikanen, eine Waschmaschine, eine Kühltruhe
und auch eine Geschirrspülmaschine. Merkwürdigerweise wollte sich
das erwartete Glücksgefühl dennoch nicht einstellen. Immer
häufiger wurde Herrn Pfifkas das krasse Missverhältnis zwischen
seiner nervenden Arbeit - aus der er neben Geld große Müdigkeit
und diverse Leiden bezog - und dem schalen Glück des Kaufens bewusst.
War er in der Arbeit, sehnte er das Wochenende herbei, war dieses dann da,
lebte er in Angst vor dem Montag. "Ein Leben in den Pausen! Soll das wirklich
alles sein?"
Dazu kam, dass die teueren Waren nicht die
in der Werbung versprochene Freiheit brachten, sondern weitere Sorgen. Das
rasante Auto begann bald zu rosten und musste wegen diesem und jenem Schaden
in die Werkstatt. An den Möbeln wellte sich das Furnier und manches
Stuhlbein begann zu wackeln. Die Waschmaschine streikte, der Fernseher flimmerte
und in der Stereoanlage ließen sich einige Tasten nicht mehr
bewegen.
Herr Pfifkas fühlte sich bald wie ein
Sklave der vielen Geräte. Sie hatten ihm keine Freiheit gebracht, sondern
nur neue Verpflichtungen. Zudem spürte er seine wachsende Abhängigkeit
von ihnen. Ohne Auto kam er sich nur wie ein halber Mensch vor. Streikte
gar der Fernseher, fühlte er sich allein und unglücklich und wusste
mit seiner Freizeit nichts mehr anzufangen.
Auch das reichliche Essen, das sich Herr
Pfifkas leistete, hatte seine Nebenwirkungen. An Hüften und Bauch setzte
sich Speck an, die Zähne verlangten ständige Reparatur, Aufregung
und Anstrengung erzeugten Kurzatmigkeit und Herzrasen und in den Gelenken
und dem Kreuz begann es immer öfter zu stechen und zu
ziehen.
"Da kann doch irgendetwas nicht stimmen",
fluchte Herr Pfifkas immer öfter. "Tagsüber ärgere ich mich
mit der schwachsinnigen Arbeit in der Fabrik herum und abends mit dem Krempel,
den ich mir für den Schweiß erstotterte. Nebenbei getraue ich
mir wegen der vielen Schulden nicht mehr den Mund aufzumachen, um ja die
Arbeit nicht zu verlieren. Von der schönen Zeit, die ich wegen meiner
Wehwehchen bei den Ärzten verplempere, will ich gar nicht reden! Was
bin ich doch für ein Narr!"
Es fehlte nicht viel und
der so teuer erworbene Krempel wäre auf den Sperrmüll geflogen,
um endlich wieder frei atmen zu können. Doch Herr Pfifkas besann sich
und verkaufte seine Habe nach und nach und tilgte mit dem Erlös die
restlichen Bankkredite.
Mit jedem Stück, von dem er sich trennte,
fiel ihm eine Last von der Seele. Beflügelt überprüfte er
seine Ausgaben und verzichtete auf das Überflüssige. "Was ich nicht
ausgebe, brauche ich auch nicht verdienen!" sagte er jedem, der ihn wegen
seines sonderbaren Verhaltens ansprach.
Schließlich kündigte er seine
stumpfsinnige Arbeit und fuhr mit dem Fahrrad einige Monate durch die Welt.
Nach seiner Rückkehr setzte er sich wieder auf die Schulbank, um einen
Beruf zu erlernen, den er für sinnvoll hielt. Denn das hatte Herr Pfifkas
begriffen: wer sich in seiner Arbeit wohlfühlt, braucht das Glück
nicht in den Kaufhäusern zu suchen!
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Als Herr Pfifkas einmal eine Wohnung in
der Großstadt bezog, wollte er in einer Pflanzwanne, die er auf dem
kleinen Balkon vorfand, Tomaten ziehen. Doch die vorhandene Erde war ausgelaugt
und Düngung war dringend nötig. Herr Pfifkas hatte eine Idee. Er
streute Brotkrümel auf das Erdreich und die damit angelockten Spatzen
und Tauben ließen ihm zum Dank ihren Mist
zurück.
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Herr Pfifkas war ein begeisterter Gärtner.
Nur manchmal im nasskalten Frühjahr, wenn seine Gemüsesamen
nicht recht keimen wollten oder wenn die zarten Pflänzchen von gierigen
Schnecken verschlungen wurden, klagte er den Gemüsegeistern sein Leid.
"Oh du dicke Möhre!" rief er und: "Steh mir bei du großer
Blumenkohl!"
In einem besonders misslichen Frühjahr
klagte er so laut, dass sich die Gemüsegeister erbarmten und fragten,
was sie für ihn tun könnten.
"Da wüsste ich schon was", sagte Herr
Pfifkas erfreut und schilderte seinen Gärtnertraum, den er seit vielen
Jahren träumte.
Die Gemüsegeister hörten ihm geduldig
zu und kratzten sich nur gelegentlich hinter ihren grünen Ohren. Es
war aber auch zu verrückt, was sie da zu hören bekamen. Sie, die
Geister, sollten sich allesamt mit jungen Bäumen
paaren!
Nach längerer Widerrede stimmten die
Gemüsegeister zögernd zu. So kam es bald zu Ungewöhnlichem
in Herrn Pfifkas Garten: der große Blumenkohl heiratete einen Fliederbusch
und für die dicke Möhre fand sich eine alleinstehende Fichte. Der
knollige Kohlrabi paarte sich mit einer knackigen Kopfweide und ihre Duftigkeit,
die Zwiebel, schenkte einem Hollerbusch ihr Jawort.
Herr Pfifkas war zufrieden. Er pflegte die
Brautleute fürsorglich, fütterte sie mit bestem Kompost, bedeckte
ihre Füße mit einer warmen Mulchdecke und vergaß an keinem
Tag das Gießen.
Eines Tages war es dann soweit. Auf dem
Fliederbusch blühte saftiger Blumenkohl und auf der Fichte wuchsen
prächtige Möhren. Die schlanken Zweige der Kopfweide bogen sich
unter der Last dicker Kohlrabis fast bis zum Boden und der Hollerbusch trug
anstatt schwarzer Beerendolden reichlich Zwiebeln. Es hatte also geklappt!
Herr Pfifkas war ganz aus dem Häuschen. "Nie mehr aussäen! Nie
mehr Unkraut jäten! Nun sollen die Schnecken sehen, wie sie auf die
Bäume klettern..!"
Herr Pfifkas lud zu einem Gartenfest, denn
der großartige Zuchterfolg musste gefeiert werden. Die Besucher
kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was sie sahen, war nichts weniger
als ein Wunder!
Herr Pfifkas nickte nur bescheiden und forderte
seine Gäste auf, sich zu bedienen.
Doch welche Enttäuschung - schon den
ersten Bissen spuckten die Besucher entsetzt wieder aus, denn der Blumenkohl
schmeckte nach Flieder, die Möhren nach Harz, der Kohlrabi nach
eingeschlafenen Füßen und die Zwiebeln rochen unerträglich
nach Holunder.
Die Festgäste verliefen sich bald,
nachdem Herr Pfifkas manchen Spott sich hatte anhören müssen. Den
Tränen nahe rief er die Gemüsegeister um sich für seine
Gäste zu entschuldigen. Doch diese lachten und meinten, das Ganze sei
für sie eine nette Abwechslung gewesen.
Doch Herr Pfifkas seufzte noch ein ganzes
Jahr, denn solange musste er nun sein Gemüse im Supermarkt
kaufen.
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"Die Menschen vergessen heute alle die
Fertigkeiten, die sie Jahrtausende überleben ließen. Eine
künstliche Welt redet ihnen ein, der Mensch müsse außer
konsumieren nichts weiter können", sagte Herr Pfifkas besorgt. "Kein
Wunder also, dass die Menschen größte Angst davor haben, der Strom
könnte ausfallen und ihrer künstlichen Welt wie einem Luftballon
die Luft ausgehen. Diese Angst ist viel größer als die vor Atommeilern
und Plutoniumfabriken."
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Auf einer Wahlversammlung wurde Herr Pfifkas
aufgefordert, sich als Kandidat zur Verfügung zu stellen. Herr
Pfifkas lächelte etwas verlegen und sagte, er würde wegen seiner
Ehrlichkeit nie und nimmer gewählt werden.
Die Anwesenden gaben sich mit dieser Behauptung
nicht zufrieden und forderten Konkretes darüber zu
erfahren.
Herr Pfifkas zögerte eine Weile, ging
dann aber doch zum Rednerpult und sagte, es genügt nicht, das
Unerträgliche nur kosmetisch zu verschönern. Eine Eiterbeule zu
überschminken, würde die Eiterbildung kaum bremsen. Ebenso sei
es mit der gegenwärtigen Zivilisation. Es würde nur dann
ein Überleben für die Menschen geben, wenn sie die Belastung der
Natur auf ein von ihr verkraftbares Maß senken. Konkret hieße
das, auf diejenigen Waren zu verzichten, die nicht wieder schadlos in die
natürlichen Kreisläufe zurückgeführt werden können.
Jeder kann sich selber ausrechnen, was da noch übrigbleibt. Immerhin,
meinte Herr Pfifkas abschließend, bliebe genug für ein gutes
Leben.
Die Zuhörer waren still geworden. Immerhin
fanden sich nun mehrere Kandidaten, die sich für die Wahl zur
Verfügung stellten.
"Seit die einfachen Leute lesen können,
verbirgt man die gefährlichen Wahrheiten zwischen Bergen von Buchstaben.
Heute ist zur Tarnung gar keine Gelehrtensprache mehr nötig, denn die
moderne Buchstabenflut lassen die kleinen und großen Wahrheiten unsichtbar
werden. Wer kann schon Kerzenlicht wahrnehmen, wenn grelle Scheinwerfer blenden?"
sagte Herr Pfifkas. "Die Suche nach der Wahrheit war noch nie schwieriger
als heute. Der Heuhaufen hat sich vervielfacht und die berühmte Stecknadel
ist nicht größer geworden."
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Herr Pfifkas hatte ein Gemüsebeet,
dessen Ertrag durch den Schatten von Weiden stark gemindert wurde. Deshalb
hackte er die Weiden ab, damit sein Gemüse mehr Licht zum Gedeihen bekam.
Doch nach einem Jahr waren den Weidenstümpfen neue Ruten entwachsen.
Erneut griff Herr Pfifkas zum Beil.
Die Weidenstümpfe trieben aber immer
wieder aus und wurden immer dicker und ihre Wurzeln konkurrierten mit dem
Gemüse um Platz und Nährstoffe. Schließlich wurde es Herrn
Pfifkas zu dumm, das Abhackken der Weiden brachte keine Lösung, er musste
sie mit Stumpf und Stiel entfernen. So grub er tagelang, bis alle Wurzeln
entfernt waren. Das Gemüse und das Beet fielen der Umgraberei
zum Opfer, doch die Arbeit lohnte sich in den Jahren
danach.
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Herr Pfifkas kam einmal in ein Land, in
der eine Zeitung den Menschen einredete sie seien entweder schwarz oder
weiß.
Herr Pfifkas empörte sich darüber
und sagte, Menschen seien nicht nur schwarz und weiß, niemand habe
nur eine Farbe, jeder habe alle Farben.
Als das die Menschen hörten, warfen
sie die Zeitung auf den Müll und schon nach kurzer Zeit waren sie nicht
mehr auseinander zu halten, denn alle waren gleichermaßen
kunterbunt.
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"Früher", sagte Herr Pfifkas, "haben
viele Schullehrer ihre Schüler mit fanatischem Nationalismus eingenebelt,
anstatt ihnen die Augen zu öffnen. Heute denken viele Lehrer nur noch
ans Tennisspielen, was sicher schon einmal ein bedeutsamer Fortschritt ist.
Herr Pfifkas führte seine kleine Tochter
auf den Friedhof, um ihr die Endlichkeit des Lebens vor Augen zu
führen. Seine Tochter zeigte sich an den Kindergräbern sehr
interessiert.
Herr Pfifkas erklärte, auf welche Weise
Menschen zu Tode kommen können. Nur wer die Gefahren kenne, sagte er,
könne ihnen begegnen, das Vermeidliche müsse bekannt
sein.
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"Auch Etiketten sind Ketten", sagte Herr
Pfifkas.
Aus dem Radio kamen wieder Meldungen von
bis zu hundert Kilometer langen Stauungen auf den
Fernstraßen.
"Mit einem Land, das seine Bewohner jedes
Jahr massenhaft verlassen, kann irgendetwas nicht stimmen", sagte Herr Pfifkas
nachdenklich zu seiner Frau. "Ein Land, das offensichtlich nur noch zum Arbeiten
taugt, ist ein armes Land.“
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"Die Köche sollten die Nahrungsmittel,
die sie verarbeiten, selber anbauen", sagte Herr Pfifkas zu seiner Frau.
"Dann gingen sie respektvoller damit um! Die Verleger und Autoren die Bäume
für ihr Papier selber pflanzen und die Metzger ihre Schlachtkälber
eigenhändig großziehen und..."
"..und die Generäle ihre Soldaten neun
Monate im Bauch tragen, unter Schmerzen zur Welt bringen und dann unter
Mühen und Sorgen großziehen..!" fiel Frau Pfifkas ins
Wort.
In Mann nickte und sagte, dies wäre
gewiss sehr hilfreich.
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"Wenn man die Menschen mit Filmen an die
brutalsten, grässlichsten Verbrechen gewöhnt, wie sollen sie sich
dann noch über das Sterben von Vögeln, Bäumen oder gar Blumen
erregen können?", fragte Herr Pfifkas traurig den Verkäufer eines
Videoverleihs. Er bekam keine Antwort.
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Herr Pfifkas, der Dichter, schrieb nicht
mehr. Erst fiel es niemandem auf, auch ihm selber nicht, denn er war den
ganzen Tag bienenfleißig, mit der Schaufel, der Kelle, der Sense, der
Hacke. Er baute eine Mauer aus Feldsteinen, sägte Brennholz, mähte
die Wiese und hackte den Garten. Auch abends, wenn seine Familie schon schlief,
also zu der Zeit, in der er früher besonders gern geschrieben
hatte, tat Herr Pfifkas alles mögliche, er las, schaute fern, lernte
irgendetwas, musizierte- nur an die Schreibmaschine setzte er sich nicht,
ebenso wenig nahm er einen Stift zur Hand.
Seiner Frau fiel es schließlich zuerst
auf, sie sagte aber lange nichts. Dann bemerkte es auch Herr Pfifkas selber.
"Du", sagte er zu seiner Frau, "ich schreibe nicht mehr, ist dir das schon
aufgefallen?"
Diese nickte und sagte, das würde schon
wieder anders werden. Doch Herr Pfifkas schüttelte den Kopf. "Nein",
sagte er, das wird nicht mehr anders. Ich habe nichts mehr zu schreiben.
Das, was ich zu schreiben hatte, habe ich schon geschrieben und nur Worte
machen um der Worte willen, ist nichts für mich."
"Du könntest dir einen Roman ausdenken",
sagte Frau Pfifkas.
Ihr Mann sah sie an. "Wozu? Es gibt schon
so viele. Ändert es irgendetwas, wenn es einen Roman mehr gibt? Wird
die Welt dadurch besser? Wird damit jemand
glücklicher?"
"Du vielleicht", antwortete seine Frau.
Doch Herr Pfifkas schüttelte erneut seinen Kopf. "Nein", sagte er, und
damit war die Sache ausgeredet.
"Ich glaube schreiben kann nur einer, der
an die Macht der Worte glaubt", sagte Herr Pfifkas eines Morgens beim
Frühstück. Seine Frau schaute ihn leidlich interessiert an. "Und
du glaubst nicht mehr daran?"
Herr Pfifkas: "Ich fühle, dass es egal
ist, ob einer etwas sagt. Dem Universum ist es egal, der Sonne, dem Mond,
der Erde ebenfalls. Den Pflanzen ist es egal, den Tieren vermutlich auch
und den Menschen? Na ja, schon möglich, dass gelegentlich einer
zuhört, doch warum sollte der ausgerechnet meine Worte
brauchen?"
"Du hast unrecht!“, sagte Frau Pfifkas nach
kurzer Überlegung. "Menschen brauchen Worte, sie haben für sie
die Bedeutung von Nahrung. Es mag nicht immer so gewesen sein, doch heute
ist es so: Menschen brauchen Worte, zumal gute und kluge, grad so wie Fische
das Wasser brauchen".
Herr Pfifkas Erstaunen über die Rede
seiner Frau war nicht gering. Er wusste auch nichts darauf zu entgegnen,
im Gegenteil fielen ihm haufenweise Begebenheiten ein, in denen er erlebt
hatte, wie Worte wirkten, wie sie Glück schenkten, Mut, Lachen oder
Vertrauen. Schließlich nickte er. "Du hast recht. Allein die Wirkung
von Worten auf die Menschen ist wichtig. Ein völliger Unsinn ihren Wert
am mangelnden Interesse der Sterne daran auch nur zu erwähnen." Und
nach einer Weile: "Man sollte den Menschen die Worte schenken, die ihnen
Freude bereiten, wenn sie schon so danach verlangen."
So kam es, dass Herr Pfifkas von da an
überlegte, etwa während er eine Wand verputzte oder den Schubkarren
schob, wie er Menschen mit Worten glücklich machen konnte. Manchmal
legte er sein Werkzeug beiseite und ging unter Menschen, hörte ihnen
zu und sprach freundlich mit ihnen, ihr Glück war sein
Glück!
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"Ich begreife es einfach nicht", sagte Frau
Pfifkas und legte die Morgenzeitung beiseite. "Diese Verrückten haben
genug Mordwaffen, um das Leben
hundertmal auszurotten. Wenn es ihnen wirklich nur um Abschreckung eines
Feindes ginge, sollte die Möglichkeit eines einfachen Overkills doch
eigentlich reichen! Trotzdem rüsten sie immer weiter, das macht doch
gar keinen Sinn!"
Für gewisse Herrschaften schon, antwortete
Herr Pfifkas, ohne aufzuschauen. Das Bedrohungsszenario ist der Schlüssel
für das größte Geschäft aller Zeiten, es leben ganze
Wirtschaftszweige davon, vom Militär ganz zu schweigen. Doch auch
Wirtschaftszweigen, die nicht direkt davon leben, werden mit der
Einschüchterung der Menschheit, die Pfründe gesichert, die
Einflusssphären, die Rohstoffquellen, die billigen Arbeitskräfte,
die Märkte. Sie alle brauchen die atomare Geißelnahme der Menschheit,
sie brauchen ein Bedrohungssenario, damit ihre irrwitzige Weltordnung nicht
wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Sie handeln nach dem alten Räuber-
und Parasitenprinzip: ernähre mich, lass mich an dir verdienen, dann
schütze ich dich vor fremden Räubern, vor allem aber vor
mir...
nach oben
"Die Natur ist so großartig", sagte
Herr Pfifkas nach einem Spaziergang, "ihre Beziehungen sind so verästelt,
dass es ein heilloses Unterfangen ist, sie gänzlich zu verstehen oder
gar sinnvoll steuern zu wollen."
Verzweifeln müsse daran aber nur ein
Tor, der in seiner Einfalt die Natur für einen simplen Menschenapparat
hält, für den es irgendwo einen Schaltplan
gibt.
Wenn ein Mensch durch ein Fernrohr oder
ein Mikroskop sehe, sei dies solange in Ordnung, wie er es aus Spaß
und Neugier macht und im Bewusstsein, dass für ihn nur sandkorngroße
Mutmaßungen zu gewinnen sein können, am unendlichen Sandstrand
der Natur. Problematisch sei die Sache erst geworden, seit der Mensch die
Natur zerstören könne, ohne sie begriffen zu haben. Ihm gehe es
wie einem Kind, das mit dem Hammer zwar manches zerschlagen, nicht aber instand
setzen kann.
Daher solle sich der Mensch in seiner
Beschränktheit lieber in den Disziplinen üben, wo er es teilweise
zur Meisterschaft gebracht habe. Er denke dabei ans Essen, Trinken, Reden,
Musikmachen, an die Liebe, die Kunst oder das
Fußballspielen...
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Herr Pfifkas war wieder einmal dabei, sein
Arbeitszimmer aufzuräumen, dabei schimpfte er so laut über
den vielen Krempel, dass seine Frau besorgt ins Zimmer kam und ihn fragend
ansah. Doch er winkte missmutig ab.
"Ach! Weil's wahr ist!", grantelte er und
machte dabei ein Gesicht, als wollte er alle auffressen. "Lauter Gelumpe!
Alles hebt man auf! Tausend Dinge, die man sowieso nie findet, wenn man sie
braucht! Da die alten Kalender! Dort die Zettelwirtschaft! Oder hier fünf
Füller - und keiner funktioniert!" Es folgte ein langer
Fluch.
"Alles schmeiß ich noch raus! Ein
Arbeitszimmer ist doch kein Raritätenkabinett! Ein Bleistift, ein Stuhl,
ein Tisch mit Schreib-maschine und ein paar leere Blätter Papier
müssen genügen! Wer viel hat, lässt nur viel herumliegen!
Man muss sich einfach zu mehr Disziplin erziehen!"
Und Herr Pfifkas begann aufzuräumen!
Er holte einen großen Karton für die Dinge, die er wegwerfen wollte,
einen für die Dinge zum Aufheben und eine kleine Schachtel für
die Utensilien, die er im Arbeitszimmer lassen wollte.
Als seine Frau nach Stunden zum Mittagessen
rief, lag Herr Pfifkas lesend auf dem Boden, inmitten hoher
Papierstöße. "Mensch Frau, hör mal!", sagte er gedankenversunken,
"das hatte ich schon ganz vergessen...!" Dann erzählte er von hundert
interessanten Dingen, die er aus gutem Grunde irgendwann einmal aufgehoben
und nun wiederentdeckt hatte. Spät in der Nacht, als die Frau ein letztes
Mal vorbeischaute, lag Herr Pfifkas in einer anderen Ecke des Arbeitszimmers
und las immer noch. Die großen Kartons, mit denen er Ordnung schaffen
wollte, waren leer. Sogar eine alte Illustrierte, die zu Beginn der
Aufräumaktion in den Karton geflogen war, hatte irgendwo wieder eine
neue Heimat gefunden.
"Du und die grünen Kartoffeln!", sagte
seine Frau lächelnd und gab ihm einen Gutenachtkuss.
nach oben
Herr Pfifkas war einmal zu einem Bankett
geladen und saß mit sehr feinen Leuten zusammen an der festlich gedeckten
Tafel. Die feinen Leute schwärmten in den höchsten Tönen bei
jedem Gang, der aufgetragen wurde. Herr Pfifkas hingegen
stocherte misstrauisch in den
raffiniert zubereiteten Speisen. Da er dabei keinen glücklichen Eindruck
machte, wurde er gefragt, ob es ihm vielleicht nicht
zusage.
Herr Pfifkas antwortete sichtlich verlegen,
er habe Schwierigkeiten zu erkennen, welche Nahrungsmittel unter den kompliziert
aussehenden Soßen und Remouladen verborgen seien. Er möchte gerne
wissen was er esse.
Herr Pfifkas hatte einen großen
Gemüsegarten, in dem er alles Gemüse selber anbaute. Wenn das Wetter
es nur einigermaßen zuließ, sah man ihn in seinem Garten herumgraben
und zupfen. Gelegentlich sprachen ihn Leute deswegen an, da sie nicht begreifen
konnten, warum ein finanziell gutgestellter Mensch seine Freizeit mit einem
so schmutzigen und mühseligen Geschäft
zubringt.
Es gäbe für ihn keine schönere,
sinnvollere und ehrlichere Tätigkeit, erklärt ihnen Herr Pfifkas
dann immer. Nichts würde ihn so erfüllen, als im Einklang mit der
Natur die Nahrung für sich und die Seinen selber
anzubauen.
Einmal berichtete ihm seine Nachbarin, in
den Supermärkten sei der Zentner Kartoffel schon für ein paar Mark
zu haben. Mit Blick auf Herrn Pfifkas Kartoffelfeld, meinte sie mitleidig,
dass sich der Kartoffelanbau ja nun überhaupt nicht
lohne.
Herr Pfifkas kratzte sich nachdenklich am
Kopf. Der Kartoffelpreis sei ja wirklich unverschämt niedrig. Selbst
die Pflanzkartoffeln hätten schon
fast soviel gekostet. Die
Gartenarbeit sei ihm aber auch durch derartige Schleuderpreise nicht zu
verleiden. Seine eigenen Kartoffeln seien in jedem Fall unbezahlbar. Dass
sie besser schmeckten, sei sowieso klar, dass sie wegen ihres natürlichen
Anbaus auch gesünder seien, wohl ebenso. Noch gesünder wäre
aber ihr Anbau als solcher. Dieser erfordere Bewegung im Freien und brächte
soviel Freude, dass die Kartoffeln allein deshalb unbezahlbar
seien.
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Man solle ab und zu versuchen, sagte Herr
Pfifkas zu seinem Nachwuchs, einen Tag so zu leben, als wenn es der letzte
wäre. Die gegenseitige Wertschätzung unter den Menschen würde
dann gewaltig zunehmen. Erst die Vorstellung, sie nur noch heute sehen, sprechen
und lieben zu können, würde unser Verhalten ihnen gegenüber
grundsätzlich verändern.
Von allem würde man mit einem Mal von
allem seinen wahren Wert erkennen. Jede Lebensäußerung, jede Kreatur,
jedes Geräusch, jedes Tun, jede Sinneswahrnehmung würden zur
Kostbarkeit. Atmen, trinken, essen, schlafen, lieben, sich bewegen, sich
entleeren - die gewöhnlichsten Verrichtungen würden durch unsere
Vorstellungskraft zum Genuss. Mit einem Male könne man Wesentliches
von Unwesentlichem unterscheiden und kein Mensch ließe sich mehr seine
Zeit stehlen und durch irgendwelche Sachzwänge oder Gewohnheiten durch
die Gegend hetzen. Die Menschen würden sich stattdessen um ihre Familien
und Freunde kümmern und jede Minute mit ihnen wie einen edlen Tropfen
Wein genießen.
"Und wer den Tag genießen lernt, freut
sich auf den nächsten“, sagte Herr Pfifkas, "und er richtet die Welt
so ein, dass sie auch zukünftig ihren Wert behält. Nur wer glaubt
immer Zeit zu haben, verkennt ihren Wert und geht mit ihr entsprechend
gedankenlos um.“
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"Das Studium des menschlichen Körpers
gibt uns große Hoffnung", tröstete Herr Pfifkas seine Schüler.
"Der Körper mit seinen Organfunktionen hat sich in riesigen Zeiträumen
entwickelt, weshalb von ihm Rückschlüsse auf das damalige Leben
gemacht werden können. Sowohl Zähne, Hände und Verdauungstrakt
würden uns als friedliche Pflanzenfresser ausweisen, den übrigen
Primaten vergleichbar. Pflanzenesser brauchen nicht zu töten, um sich
zu ernähren, so dass dieses nicht zu unserem Instinkt gehört, der
sich in Jahrmillionen in unseren Köpfen niedergeschlagen hat. Was wäre
damit verglichen schon der winzige Zeitraum, der uns aus unbekannten
Umständen zu Steinen, Keulen und Granaten greifen ließ. Man
müsse also nur die misslichen Umstände wieder ändern, was
sicher leichter gesagt als getan sei. Aber immerhin trügen wir die
Möglichkeit zum Frieden in uns.
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"Eine Gefährdung der Bevölkerung
ist ausgeschlossen...! Hast du das gehört?" fragte Herr Pfifkas, der
sich eigentlich nicht mehr aufregen wollte, aufgeregt seine Frau. "Ob nun
radioaktive Wolken abregnen, Chemielager verbrennen und Tonnen toter Fische
ihren Bauch nach oben drehen - nie ist eine Gefahr gegeben! Für wie
blöd halten die uns denn eigentlich?"
Frau Pfifkas legte ihr Strickzeug weg. "Solange
das Strontium nicht kiloweise vom Himmel regnet und ihre Autos verbeult,
werden wir diesen Satz immer wieder hören. Nur ja die Bürger nicht
beunruhigen! Sie könnten ja aus ihrem Halbschlaf erwachen und merken,
auf welchem ungeheueren Sumpf sie leben und dass ihr Überfluss ohne
jedes Fundament ist,“ sagte sie mit dünner Stimme.
"Vielleicht meinen die das aber ernst! Wer
Atombombenversuche hinnimmt, riesige Giftmengen auf die Felder verstreut,
die Bio-sphäre als Müllkippe missbraucht und bereit ist, mit den
furchtbarsten Waffen die Erde zu verbrennen - für den gibt es vielleicht
wirklich keine besondere Gefährdung der Bevölkerung..." sinnierte
Herr Pfifkas.
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"Immer wenn ich mir die leblose
Größe des Weltalls vergegenwärtige und die vergleichsweise
winzige Biosphäre der Erde, wird mir der Wert des Lebens bewusst. Wenn
ich dann noch die ungeheuere Samenzahl der Lebewesen bedenke, von denen nur
der geringste Teil keimen darf oder als Kind geboren wird, begreife ich,
welches Glück es bedeutet, leben zu dürfen", sagte Herr
Pfifkas.
"Das Leben ist die größte
Kostbarkeit. Allein daraus lässt sich gut und schlecht ableiten. Gut
ist, was das Leben, seine Gesundheit und Vielfalt fördert und schlecht
das Gegenteil davon.“
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"Eine Kuh singt keine Loblieder über
Blumen und Gräser. In Schwärmereien darüber erbricht sich
nur der Mensch. Doch wer schätzt sie wohl mehr?", fragte Herr Pfifkas
ohne eine Antwort zu erwarten.
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Ein Schüler, der sich viel vorgenommen
hatte, klagte wieder einmal über die vielen Hindernisse, die ihm den
Weg zu seinen großen Zielen erschwerten.
Er dürfe nicht all seine Erwartungen
mit dem Erreichen der Ziele verknüpfen, riet ihm Herr Pfifkas. Wer sich
nicht am Weg selbst und der Bewältigung seiner vielen Schwierigkeiten
zu erfreuen lerne, sei besser beraten stehen zu bleiben oder sich irgendeinen
ausgetretenen Pfad zu suchen.
Es sei auch fraglich, ob man sich
schließlich über ein Ziel noch freuen könne, wenn man den
Weg dorthin nur gejammert habe.
Ein Bekannter fragte Herrn Pfifkas warum
er schreibe. "Ich lese gern", antwortete dieser ein wenig
verlegen.
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"In religiöser Umnachtung, allgemein
als Gottvertrauen bezeichnet, sind
schon unzählige Menschen in die furchtbarsten Kriege gestürmt und
haben die schlimmsten Verbrechen begangen", sagte Herr Pfifkas. "Heute
vertrauen manche Menschen mit derselben Blindheit ihren Maschinen. Sie vertrauen
sich Gerätschaften an, deren Funktionen sie nicht durchschauen, deren
Versagen die ganze Schöpfung ausrotten könnte. Sie nennen sich
selber Realisten und glauben an die Allmacht der Maschinen und ihr
störungsfreies Funktionieren, an unendliches Wirtschaftswachstum, an
unendliche Verschmutzbarkeit, an unendliche Zerstörbarkeit der Natur
und dies in einer endlichen Welt. Und diejenigen, denen dieser Kinderglaube
fehlt, nennen sie Phantasten und Spinner.
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Für die modernen Menschen kommt die
Milch aus Pappkartons und nicht aus dem Euter von Kühen, das Brot aus
Zellophantüten und nicht aus dem Korn vom Feld, das Gemüse aus
Metalldosen und nicht aus der Erde, stellte Herr Pfifkas einmal besorgt
fest.
"Wie sollen die Menschen morgen wissen,
wo sie ihre Nahrung finden sollen?"
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"Ach", sagte Herr Pfifkas zu seinem Hund,
während er ihm den Rücken kraulte, "die Menschen bilden sich ein
etwas besseres zu sein als ihr Tiere".
Der Hund schaute etwas fragend und Herr
Pfifkas fuhr fort mit ihm zu reden. "Unsere Klugheit hat uns wenig Nutzen
gebracht. Sie ist zu groß, um sich mit einem Leben wie dem deinen zufrieden
zu geben, zu klein, um die Folgen unseres Handeln abschätzen zu
können. Uns Menschen genügt es als Lebenszweck nicht, nur zu leben,
also zu atmen, zu essen, zu trinken, uns fortzupflanzen. Wir haben uns tausend
Erleichterungen ausgedacht, die uns allesamt zum Käfig geworden sind.
Grad so ging es uns mit den Spielregeln, die wir nicht müde wurden uns
auszudenken."
Der Hund spitzte seine Ohren und klopfte
mit seiner Rute auf den Boden.
"Man könnte darüber hinwegsehen,
wenn der Mensch nicht dabei wäre alles zu vernichten". Herr Pfifkas
stand auf und der Hund umtanzte ihn, auf einen Spaziergang hoffend. "Wer
soll die Menschen bremsen, wenn nicht Menschen?" sagte Herr Pfifkas und holte
die Leine vom Haken.
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"Es waren Deutsche, die mit der Kernspalterei
angefangen haben", sagte Herr Pfifkas zu seiner Frau. "Auch das Auto haben
Deutsche erfunden, ebenso die Autobahnen, den Fernseher, den Düsenantrieb,
den Computer und..." "...den Leberkäse..!", ergänzte seine Frau
lächelnd.
Herr Pfifkas nickte grinsend. "Ich will
damit nur sagen, dass es uns Deutschen nicht schlecht anstünde, technische
Irrwege auch als erste wieder zu verlassen."
"Nur Schmerzen lassen einen erkennen, was
Schmerzfreiheit bedeutet", sagte Herr Pfifkas und freute sich nach einer
Krankheit über Selbstverständlichkeiten, die sonst niemand
beachtete.
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Beim Skilanglauf kam Herr Pfifkas auf einer
Anhöhe ins Sinnieren. "Eigentlich mag ich den Winter ja überhaupt
nicht, aber wenn ich mir das verschneite Land so betrachte - selbst die Stadt
sieht mit ihren weißen Dächern recht schön
aus!"
"Der Schnee deckt die Sünden der Menschen
zu", stimmte Frau Pfifkas zu. "Der Winter überzuckert das zerschundene
Land wie die Hausfrau den verbrannten Kuchen."
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"Was werden wir nur einmal mit den vielen
Autobahnen machen?" stöhnte Herr
Pfifkas. Die Trasse abtragen
bringt nichts, da es uns an Humus fehlt, diese riesigen Flächen zu
rekultivieren."
"Vielleicht könnte man die
Überholspuren als Fundament für dezentrale Reihenhäuser verwenden,
oder für Schulen und Tennisplätze..", meldete sich seine Frau zu
Wort, "und die Kriechspur wäre ein brauchbarer
Fahrradweg..."
Die Idee gefiel Herrn Pfifkas. Die verseuchten
Streifen beiderseits der Autobahnen könnte man als Park bepflanzen oder
als Brennholzwald mit schnellwachsenden Gehölzen. Dahinter könnte
man dann Selbstversorgergärten für die Reihenhausbewohner anlegen.
"Doch was machen wir mit den vergifteten
Großstädten, den Fabriken, Kasernen,
Atomkraftwerken?"
Frau Pfifkas zuckte mit den Achseln. Sie
meinte, bei den Atommeilern und den Gifthalden der Industrie sei guter Rat
teuer, den Rest würde die Natur schon klein kriegen.
"Nun", sagte Herr Pfifkas zu seiner Frau,
die über Bekannte lästerte, die nur in sportlicher Rennkleidung
mit dem Fahrrad fuhren, "Fahrradfahren in Zivil tun eben nur die Leute, die
sich kein Auto leisten können."
"Hausfrauen, Arbeiter, Kinder, spinnerte
Umweltschützer..", lachte seine Frau.
"Körperliche Betätigung ist eben
nur dann etwas für feine Herrschaften, wenn durch die entsprechende
Sportmode ausreichend deutlich wird, dass man seinen Schweiß nur zum
Spaß und ohne praktischen Nutzen zu vergießen sich leisten
kann."
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Als der Politiker wieder einmal von den
positiven geschichtlichen Entwicklungen des allgemeinen Besitzstandes
schwärmte, meinte Herr Pfifkas, den Besitzlosen sei es egal, ob der
Besitz nun dem Pharao oder Herrn Meier von nebenan
gehöre.
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Schuld sei an allem das Böse im Menschen,
sagte der Geistliche, "solange der Teufel sein Unwesen
treibt..!"
Herr Huber von nebenan mischte sich ein.
Er glaube nicht an den Teufel. Es sei vielmehr die Natur des Menschen, die
kein Gut und Böse kenne und jedes Wesen einfach nach seinem Vorteil
streben lasse, was unsere Moral dann missbillige.
Herr Pfifkas wiegte den Kopf und wies auf
die unsicheren Lebensverhältnisse hin, denen der Mensch durch
Anhäufung scheinbar oder tatsächlich Sicherheit spendender Dinge
begegnen wolle. Solange es begründete Furcht vor Armut, Krieg und
Katastrophen gäbe, würde sich der Menschen davor zu schützen
suchen, indem sie wie die Hamster Vorräte der unterschiedlichsten
Art zusammenraffen. Dass sie dabei untereinander selten Rücksicht zeigen,
sei aber zumeist keine Bosheit, sondern entspränge allein dem Eifer
ihrer Bemühung und der in Äonen tief eingewurzelten
Angst, der Vorrat könnte nicht
reichen....
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"Ich kenne das Leben in den großen
Städten", sagte Herr Pfifkas zu seinem Sohn. "Für mich ist es schlimmer
wie das Treiben in Geisterbahnen! Die Menschen hasten dicht an dicht und
sind in der Menge so allein, wie sie es in einer Einöde nie sein
könnten. Ich wohnte jahrelang nur durch eine Ziegelwand von meinem Nachbarn
getrennt und doch haben wir uns nie kennengelernt."
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Bei einem Klassenausflug kam es zu einer
hitzigen Debatte über die laufend anwachsenden Overkill -
Kapazitäten.
"Na und", sagte einer der Schüler,
lieber tot als rot!"
Herr Pfifkas erschrak über diese Auffassung
sehr und sagte: "Ich wäre lieber lilablassblau als
tot!"
"Ja, wollen sie damit sagen...", stammelte
der fanatische Schüler, "sie zögen die Sklaverei der Freiheit
vor...?"
Herr Pfifkas schaute den Jungen ernst an
und antwortete, er zöge dem Tod das Leben vor.
Der Schüler sagte, er sei auch für
das Leben. Nur wären es eben die Atombomben, die durch ihre abschreckende
Wirkung beides ermöglichten, Freiheit und Leben.
Herr Pfifkas schüttelte seinen Kopf.
"Wenn ein Verrückter mit der Lunte in der Hand, Jahrzehnte auf einem
Pulverfass hockt und nicht überfallen wird, kann dies am Pulverfass
liegen. Nur, vielleicht wollte ihn aber auch niemand angreifen, diese
Möglichkeit sollte man zumindest nicht von vornherein ausschließen.
Ob man das Leben des Verrückten aber in irgend eine Verbindung mit Freiheit
bringen kann, möchte ich stark bezweifeln!"
Auch mit dem Leben sei das so eine Sache,
fuhr Herr Pfifkas fort. Zwischen den Rüstungsbillionen und den zig Millionen
Hungertoten in der Dritten Welt bestehe ein ursächlicher Zusammenhang.
Im übrigen solle man endlich aufhören, Massenvernichtungswaffen
im Zusammenhang mit Verteidigung zu nennen, da sie gerade das zerstören
würden, was sie zu verteidigen vorgeben. Wer für eine Ideologie
sein Leben riskieren wolle, könne dies im Falle eines Angriffes beweisen.
Er solle aber nicht ganze Völker als Geiseln nehmen und sich hinter
ihnen verstecken.
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Herr Huber lobte wieder einmal unsere
Überflussgesellschaft in den höchsten Tönen. "Die sollen halt
mehr arbeiten!", sagte er, als Herr Pfifkas auf die Hungernden in der Dritten
Welt hinwies.
"Sie glauben also, es läge an unserem
Fleiß, dass wir soviel Überschüsse erwirtschaften und wir
uns die ganze Verschwendung leisten können?"
Herr Huber bejahte dies. Herr Pfifkas atmete
tief und konnte nur mit Mühe seine Erregung verbergen. "Nehmen wir nur
einmal die Landwirtschaft", sagte er dann. "Woher kommen unsere Fleisch-,
Butter - und Getreideberge?" Herr Huber antwortete, diese seien das Ergebnis
unserer fortschrittlichen Agrartechnik und dem Fleiß unserer Bauern.
Herr Pfifkas schüttelte den Kopf. Diese Agrartechnik habe dazu
geführt, dass heute bereits mehr Kalorien zur Bestellung der Böden
aufgewendet als letztlich geerntet würden. Außerdem würden
die Überschüsse durch Einkauf von großen Mengen Kraftfutter
aus der Dritten Welt erzeugt. In Küstennähe gäbe es bereits
landwirtschaftliche Betriebe, die praktisch kein eigenes Land mehr bebauten
und ausschließlich mit billig importierten Futter wirtschafteten. So
käme es zu Besatzdichten von zweitausend Schweinen pro Hektar Boden.
"Sie verstehen, Herr Huber? Mit Sojabohnen und Getreide, etwa aus
Südamerika, werden bei uns Tiermägen gefüllt, statt
am Herkunftsort Men-schen zu ernähren. Wenn unsere Bauern nur den Ertrag
ihrer eigenen Böden hätten, gäbe es weder Fleisch noch
Butterhalden. Erst recht nicht, wenn unsere Böden wieder Textil - und
Ölpflanzen tragen müssten. Das wäre das Ende der menschenmordenden
Überernährung bei uns und das Ende des millionenfachen Hungertodes
in der Dritten Welt."
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Herr Gscheidhaferl verstand es recht
eindrucksvoll, über die großen Dinge zu theoretisieren, ohne für
sein eigenes Verhalten Lehren daraus zu ziehen. Einmal verspottete er Herrn
Pfifkas wegen dessen Bemühungen, die Lebensgewohnheiten zu verändern.
Er fände es ziemlich albern, sagte Herr Gscheidhaferl, wenn in Anbetracht
der gegenwärtigen Probleme denkende Menschen ihre Kraft damit vergeudeten,
Nichtraucher, Vegetarier oder sonst etwas zu werden.
Herr Pfifkas antwortete, dies sei für
ihn eine Sache der Glaubwürdigkeit. Wer beispielsweise gegen
Unterdrückung und den Hunger in der Dritten Welt eintrete, dürfe
sich auf dem Boden der Armen nicht die Futtermittel für seine Steaks
und den Tabak für seine Zigaretten anbauen lassen usw. Ebenso wenig
könne man glaubwürdig gegen die ökologische Zerstörung
kämpfen, wenn man seinen eigenen Warenkonsum nicht auf ein
vernünftiges Mindestmaß zurückschraube.
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"Die Schule", schimpfte Herr Pfifkas, als
er von den schlechten Zensuren seines Kindes hörte, "ist ein Sieb mit
merkwürdigen Maschen. All die Eigenschaften, die diese verrückte
Gesellschaft nicht zu benötigen scheint, wie Feinfühligkeit,
Solidarität, Phantasie, Kritikfähigkeit oder Mitmenschlichkeit,
fallen unbarmherzig durch. Hängen bleiben in den Maschen nur die
Raffinierten, Angepassten, Streber und Jasager, die Schubladendenker und
Auswendiglerner.
Unter lautem Zensurengeknall werden die
Kinder abgerichtet, elegant über formale Hürden zu springen und
ihren Kopf als Durchlauferhitzer für eine fragwürdige Hirnsuppe
herzugeben."
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Nach einem Vortrag über
Entwicklungspsychologie und Sozialisation stellte eine junge Frau fest, dass
Wesen, die so sehr das Produkt ihrer Lebensumstände sind wie die Menschen,
für ihr Tun nicht verantwortlich gemacht werden
können.
Herr Pfifkas fragte, vor wem die Mensch
nicht verantwortlich seien.
"Vor Gott und dessen Gericht!" sagte die
Frau und meinte nachdenklich, dass dies aber auch so sei, wenn die Menschen
von einem Schöpfer fertig konstruiert seien und nach dessen göttlichen
Schaltplan funktionierten, denn dann wäre dieser natürlich auch
für sein Werk und dessen Folgen verantwortlich. Der Mensch sei also
in keinem Fall verantwortlich und dürfe somit auch nicht gerichtet werden.
Herr Pfifkas wandte ein, dass es trotz aller
Prägungen und aller Fremdsteuerung eine Verantwortung des denkenden
Menschen gegenüber seinen Mitmenschen gäbe, denn wer für alles
die Verhältnisse oder die "göttliche Software" verantwortlich mache,
degradiere den Menschen zum willenlosen Spielstein, was ihm aber nicht gerecht
werde.
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"Tiere", sagte Herr Pfifkas zu seiner Frau,
"sind viel vernünftiger als wir Menschen!"
Seine Frau wollte wissen, wie er zu dieser
ungewöhnlichen Ansicht käme. Herr Pfifkas berichtete von Versuchen,
in denen man Tieren Wahlmöglichkeiten eingeräumt habe. In einem
Fall habe man Kühen zwei Grashaufen vors Maul gesetzt, der eine Haufen
mit Kunstdünger, der andere Haufen biologisch gedüngt. Die Kühe
machten sich gierig über das natürlich gewachsene Gras her und
schoben das andere zur Seite.
Bei einem anderen Versuch konnten die Kühe
zwischen Stallböden aus Sand, Sägemehl, Stroh, Holz und Beton
wählen. Die Kühe bevorzugten allesamt Sand und Sägemehl. In
der Beliebtheit folgten Stroh und Holz. Beton wurde gänzlich
abgelehnt.
Dies sei ja wirklich bemerkenswert, staunte
Frau Pfifkas. Interessant wäre es zu wissen, für welche Partei
sich Rindviecher bei der nächsten Wahl entscheiden
würden...
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Der Politiker beschimpfte Demonstranten
als Gewalttäter, weil sie sich vor Raketenwerfern auf die Straße
gesetzt hatten.
"Ich habe auch einen weiten Gewaltbegriff!"
sagte Herr Pfifkas blass werdend. "Nicht nur körperliches Verletzen
ist für mich Gewalt, auch mit Worten kann man verletzen!" Lügen,
Verleumdungen, erniedrigende Reden und Spott können schlimmer schmerzen
wie Tätlichkeiten. Auch Wohn - und Arbeitsverhältnisse können
Gewalt sein.“ Herr Pfifkas atmete tief.
"Wie der Maler Zille einmal treffend bemerkte,
kann man Leute nicht nur mit einer Axt erschlagen, sondern auch mit einer
Wohnung. Dasselbe gilt für Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger, Unrecht,
Diskriminierung und Chancenlosigkeit. Auch die Vergiftung der Atemluft, des
Trinkwassers, des Bodens, der Nahrung sind Gewalt! Lärm kann Gewalt
sein, der heimatzerstörende Bau einer Straße, einer Fabrik, eines
Kraftwerkes, einer Atomanlage können tiefere Wunden reissen als
Gewehrkugeln! Dann gibt es noch die Gewalt der Bürokratie, die Menschen
erniedrigt, gängelt, numeriert und bespitzelt. Auch Verschwendung kann
Gewalt sein, wenn man ohne Not vergeudet, was auch zukünftige Generationen
noch benötigen. Doch wenn sich Menschen in ihrer Verzweiflung vor
Raketenwerfern auf den Boden setzen, dann kann ich nicht die Spur von Gewalt
entdecken. Im Gegenteil sind gerade die Atomraketen die größte
Gewalt die vorstellbar ist, denn sie drohen mit der Vernichtung allen
Lebens.“
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"Gleichgültigkeit kommt von Ohnmacht,
das heißt von "ohne Macht“, sagte Herr Pfifkas zum Politiker, der lautstark
die allgemeine Teilnahmslosigkeit beklagte. Gerade demokratische Staaten,
fuhr Herr Pfifkas fort, könnten am Vorhandensein von
Gleichgültigkeit, die sich auch
in Wahlenthaltung zeigt, erkennen, wie es bei ihnen mit der Macht
des Volkes tatsächlich steht.
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"Nein", sagte Herr Pfifkas, "sie sind kein
richtiger Konservativer, sondern nur ein reaktionärer
Philister!"
Der angesprochene Politiker glaubte nicht
richtig zu hören und während sein Hals vor Zorn anschwoll, konnte
Herr Pfifkas weitersprechen.
"Oder wie soll man einen Menschen nennen,
der nur die Einkommens - und Machtverhältnisse, nicht aber die
Lebensfähigkeit der Erde konservieren will?"
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"Es ist ein gutes Gefühl", sagte Herr
Pfifkas zu einem alten Freund, "mein Mut wächst in gleichem Maße,
wie meine Ansprüche zurückgehen."
Der Freund bat dies, näher zu
erläutern.
"Ich bemühe mich seit längerem",
erklärte Herr Pfifkas, "meine Gewohnheiten und Bedürfnisse kritisch
auf ihren Sinn hin abzuklopfen, viele habe ich offensichtlich nur in
einem Zustand geistiger Umnachtung angenommen."
"Geheime Verführer und so...?", fragte
der Freund grinsend. Herr Pfifkas nickte und fuhr fort: "... je mehr ich
mich nun von überflüssigen bis schwachsinnigen Gewohnheiten befreie,
umso geringer wird meine Abhängigkeit in manchen Bereichen. Jedes
Stück wiedergewonnener Freiheit stärkt mein Selbstbewusstsein und
macht mich weniger erpressbar."
"Zu Ende gedacht würde das ja heißen,
dass unsere Konsumkultur geradezu Unfreiheit produziert. Vielleicht führen
deshalb so viele Demagogen das Wort Freiheit im Mund...", murmelte der alte
Freund, nachdenklich geworden.
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"Phantasie", sagte Herr Pfifkas am Wirtshaus
zu streitenden Dogmatikern, "ist Voraussetzung für jede Veränderung
zum Guten." Die geringe Verbreitung von Phantasie, zeige sich täglich.
Wer nicht in der Lage sei, sich Krieg, Faschismus, Umweltkatastrophen usw.
vorzustellen, werde sie wohl erleben müssen. Ohne Vorstellungskraft
sei keinerlei Vorsorge möglich. Phantasie sei darum eine
überlebenswichtige Disziplin, die nicht nur Propheten besitzen sollten.
Das kreative Lösen von Konflikten sollte als Schulfach den ersten Platz
einnehmen.
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Beim Autofahren kam Herr Pfifkas ins Sinnieren.
"In der Politik ist es manchmal wie auf der Autobahn. Manche biegen rechts
ab um irgendwie nach links zu kommen. Die meisten überholen links und
scheren dann rechts ein.
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Ein Bekannter von Herrn Pfifkas rechtfertigte
in seiner Beschränktheit seine eigene Verschwendung mit dem Vorbild
der Natur. Auch diese verschwende unzählige Samen, von denen nur wenige
selber wieder keimen, oder Bäume, die im Herbst ihre Blätter
vergeudeten usw.
Herr Pfifkas schüttelte seinen Kopf.
Die Natur gehe nur verschwenderisch mit Dingen um, die sie jedes Jahr wieder
neu hervorbringen könne. Dem entsprechend dürften Menschen auch
nur das menschentypische vergeuden: Gedanken, Geist, Phantasie, Ideen, Liebe
und Musik...
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Herr Pfifkas spazierte gerne in den Bergen
herum, freute sich über seine Weitsicht und stolperte über Wurzeln
und Steine. Gerne betrachtete er entfernte Höhen und Tiefen und verfolgte
den Lauf der Flüsse und den Zug der Wolken und der Vögel. Dann
schrieb er ein Buch über seine Weitsicht und die Leute sagten, er wäre
sehr klug.
Eines Tages ließ ein dichter Nebel
keine weite Sicht mehr zu. Herr Pfifkas, an seine Weitsicht gewöhnt,
stolperte als einer der ersten über das Unmittelbare und stürzte
schmerzhaft. Da erkannte er den Wert des Naheliegenden und so begann er die
Wurzeln und Steine vor seinen Füssen zu ertasten, die er bislang nicht
wahrgenommen hatte.
Und Herr Pfifkas erkannte, dass es eine
ganze Welt war, die da vor seinen Füssen lag und über die er wie
ein Blinder hinweggesehen hatte. So verschaffte er sich nun Kenntnis vom
Naheliegenden, soweit man das eben so kann und sprach mit den Leuten
darüber, erst wie es zu vermeiden sei, darüber zu stolpern und
zu Schaden zu kommen und dann, als er die Schönheit der Dinge entdeckte,
wurde er des Schwärmens darüber nicht müde und lag oft sogar
auf dem Bauch, begeistert von seinen Entdeckungen. Er schaute und fühlte,
probierte und horchte. Die Leute fanden das ein wenig seltsam und sagten,
der Herr Pfifkas müsse alles immer ein wenig
übertreiben.
nach oben
Hinter dem Gebirge wird das Gelände
mit Sicherheit flacher", tröstete Herr Pfifkas seinen traurigen Nachbarn,
Herrn Unterwasser.
"Ja, aber nur wenn man sich in einer Richtung
bewegt! Wenn man stehen bleibt, kommt man nie in flacheres Land. Mir scheint,
wir bewegen uns nicht!", antwortete Herr Unterwasser.
"Alles bewegt sich", widersprach Herr Pfifkas,
"auch wir!" Herr Unterwasser seufzte er lebe nur einmal und es nütze
ihm wenig, vielleicht nach seinem Tod Oberwasser zu
bekommen.
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"Sie erhoffen sich also die Bewältigung
der durch Technik entstandenen Probleme durch neue Technik?", fragte Herr
Pfifkas seinen technikgläubigen Nachbarn. "Neue, klügere Technik
soll die weniger kluge alte ersetzen. Aber kann man Gewalt mit Gewalt beseitigen?
Lärm mit Lärm? Dummheit mit Dummheit? Auch die durch die Technik
erzeugten Leiden, können nicht wirklich durch neue Technik geheilt werden.
Alle Erfahrung zeigt, dass man zwar bekannten Teufeln die Hörner stutzen
kann, dadurch aber an anderer Stelle neue Hörner wachsen, ja, gänzlich
unbekannte neue Teufel entstehen."
Dies sei alles müßiges
Geschwätz, sagte der Nachbar, es gäbe kein Zurück mehr. Die
Wunden der Natur stammten von der Technik und müssten folglich auch
durch sie geheilt werden.
Herr Pfifkas entgegnete, ihre Wunden könne
nur die Natur selber heilen.
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Ein Berg, sagte Herr Pfifkas, sei im Gebirge
nichts besonderes, doch wie bestaune man ihn in der Ebene. Oder eine brennende
Kerze, die im Sonnenlicht niemandem ins Auge falle, ziehe in der Finsternis
alle Aufmerksamkeit auf sich. Auch in der Wirtschaft wisse man, dass
ein Überangebot den Wert einer Sache senkte. Daher habe auch der Mensch
heute wenig Wert. Um diesen zu steigern, müsste man mit Kindern geizen.
Vielleicht würde man ihnen dann endlich die Wertschätzung
entgegenbringen, die sie verdienen.
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Herr Pfifkas nahm sich einmal vor, jeden
Tag eine kurze Geschichte zu schreiben. Das wären, so rechnete er aus,
365 Geschichten in einem Jahr, 3650 in zehn Jahren und - (fünfzig Jahre
gedachte er mindestens noch zu leben) - 18250 Geschichten in fünfzig
Jahren.
Herr Pfifkas erschrak über die hohe
Zahl und verwarf seinen Vorsatz schnell wieder. Wenn jeder Autor soviel schriebe
und es am Ende gar noch drucken ließe, wären bald alle Wälder
in Papier verwandelt.
Und überhaupt! Kein Mensch könne
soviel Lesenswertes von sich geben! Ja, und wer sollte denn diese vielen
Buchstaben lesen, wo es doch so viele interessante Autoren
gibt!"
Schweren Herzens beschloss Herr Pfifkas,
täglich nur einen Satz zu schreiben.
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"Frau, stell dir vor: für jeden Menschen
auf diesem Planeten liegen umgerechnet 5000 Kilogramm herkömmlicher
Sprengstoff bereit, das reicht aus uns tausend Mal zu zerfetzen!" sagte Herr
Pfifkas mit blassem Gesicht von der Zeitung aufschauend.
"Als wenn einmal nicht genügen
würde...", antwortete seine Frau
kopfschüttelnd.
"Diese Zivilisation ist absolut verrückt!
Sie ist das Dümmste was diese Erde bislang hervorgebracht hat!" schimpfte
Herr Pfifkas und feuerte die Zeitung in eine Ecke. "Wenn ein Lebewesen nicht
mehr an seine Arterhaltung und das Wohl seiner Nachfahren denkt, ist es entartet,
verrückt. Wer gar die Vernichtung seiner Art vorbereitet, nicht
versehentlich, sondern mit voller
Absicht - wie soll man derartige
Wesen bezeichnen? Jeder Wurm, ja, jeder Einzeller, hat mehr Verstand, denn
er trachtet mit all seinem Streben danach, sein Leben zu leben und
fortzupflanzen. Nur der Mensch, der sich so gern als Krone der Schöpfung
sieht, Gottes Ebenbild sein will und den Kopf über die Wolken reckt,
begreift das Einfachste nicht."
Herr Pfifkas konnte sich nicht beruhigen.
"Am armseligsten unter diesen armen Geschöpfen sind aber ihre Führer,
die blinder sind als Wurstzipfel! Und was hat schuld daran, dass eine so
hoffnungsvolle Art wie die Menschen derart aus der Bahn gekommen ist? Das
Geld! Allein das Geld steckt hinter allem, obwohl es ja objektiv keinen Wert
besitzt. Nur weil alle an seinen Wert glauben, laufen ihm alle hinterher.
Es zu besitzen und zu mehren füllt die Schädel der Menschen derart
aus, dass daneben kein Platz mehr bleibt für Vernunft und
Freundlichkeit!"
nach oben
Herr Pfifkas, der sich in vielen Bereichen
sachkundig gemacht hatte, geizte im Umgang mit Freunden nicht mit geistreichen
Bemerkungen. Irgendwann aber fiel ihm auf, dass die Leute ihm aus dem Weg
gingen, sogar seine Freunde besuchten ihn nur noch selten. Traurig ging er
in den Wald und klagte den Waldgeistern sein Leid.
"Du redest zuviel!", sagten diese. "Halt
öfter deine Klappe, auch wenn du es besser
weißt!"
"Aber ich rede doch nicht viel...!" stotterte
Herr Pfifkas.
"Du müsstest dich einmal hören!",
antworteten die Waldgeister.
"Na ja, wenn ihr meint..", seufzte Herr
Pfifkas und nahm sich vor, den Menschen öfter zuzuhören und selber
zu schweigen. Es begann eine schwere Zeit. Die Leute verzapften ungeheuren
Blödsinn und Herr Pfifkas musste sich ständig auf die Zunge
beißen.
Bald war er so beliebt wie nie zuvor. Die
Leute schütteten ihm ihre Sorgen aus und belehrten ihn über tausend
Dinge.
Nun war es Herr Pfifkas, der den Menschen
aus dem Weg ging, sie fielen ihm furchtbar auf den Geist. Schließlich
platzte ihm der Kragen und er gab wieder kontra und so begann das Spiel wieder
von vorn.
nach oben
Ein Kind fragte Herrn Pfifkas, ob der liebe
Gott in der Kirche wohne. Der Angesprochene schüttelte den Kopf. In
der Kirche sei es kalt und ungemütlich, Gott sei nur dort, wenn sich
Menschen dort aufhielten, denn wohnen könne er nur in
ihnen.
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"Ich will nicht prahlen“, sagte Herr Pfifkas,
"doch meine Stärke ist, meine Schwächen zu
kennen“.
"Und die wären?“ fragte seine
Frau.
"Ja, was war das noch einmal...“, grübelte
Herr Pfifkas und grinste schelmisch.
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"Ein Pferd hört zu, erzählt nichts
weiter und macht keine blöden Bemerkungen“, schwärmte Herr Pfifkas
gegenüber seiner Frau.
"Vor allem widerspricht es dir nicht“, meinte
diese.
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Freunde servierten Herrn Pfifkas ein
Schweineschnitzel. Dieser fragte ein wenig schelmisch, ob man von der Sau
etwa wüßte, etwa ob sie klug oder mutig gewesen sei. Die Freunde
verneinten und Herr Pfifkas berichtete von Versuchen mit kleinen
Wasserwürmern, die von Forschern erst geblendet und dann
elektrisiert worden waren und
die bald schon zusammenzuckten, wenn nur das Licht aufleuchtete.
Nun, das sei ja das bekannte
Konditionieren vom alten Professor Pawlow, sagten die Freunde. Doch Herr
Pfifkas schüttelte den Kopf. "Das Erstaunliche kommt erst noch“, sagte
er und berichtete, dass man die Würmer zerstückelt und an andere
Würmer verfüttert habe und diese ebenfalls schon beim Aufleuchten
des Lichts zusammenzuckten. Dies bedeute also, dass sich Erfahrungen auch
über den Darm übertragen lassen. Sollte dies stimmen, dann wäre
endlich erklärt, warum sich die Menschen so tierisch verhalten, bzw.
warum sie so beschränkt, lethargisch und aggressiv sind, grad so wie
die gequälten Kreaturen in den Agrarfabriken...
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Über
Korruption
"Es gibt“, sagte Herr Pfifkas
nachdenklich, “nicht nur Korruption auf der Basis von Geld, sondern auch
auf der von Gefühlen. Selbst mächtige Unholde haben ihre guten
Seiten und wenn man mit ihnen menschlich verkehrt, entstehen Bindungen..
Sie wegen ihrer Verfehlungen anzugreifen fällt schwer, unser Gefühl
sträubt sich um so mehr dagegen, je freundlicher sie uns begegnen. So
schweigen wir, wo wir eigentlich anklagen müssten und stellen unser
Gefühl über Moral, Recht und Gesetz.... Aber mehr als ein finanzielles
Wesen sind wir soziale Wesen...“
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Fragen
zum Krieg
"Es gibt drei
Fragen, die man sich bei jedem Krieg stellen muß“, sagte Herr Pfifkas.
"Wer hat welche Vorteile davon? Lenkt ein Krieg von innenpolitischen Problemen
ab? Schaltet man mit Krieg Konkurrenten aus?“ "Wobei die erste Frage tausend
weitere mit einschließt. Also sind es eigentlich tausend und drei
Fragen“, gab seine Frau zurück.
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