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Der Fall der Zwieseler FuZo

eine Dokumentation

 

Eine Fußgängerzone - das ist doch eine gute Sache? Wie kann man da dagegen sein? Wie kann einer wie ich, der sich als Autor und Barde seit Jahrzehnten in Umweltthemen engagiert hat, der gegen Wackersdorf gekämpft hat, gegen  Straßenbau, Tiefflieger, Waldsterben, Müllverbrennung, für alte Stadtbäume und den Nationalpark - wie kann so einer plötzlich gegen eine Fußgängerzone seine Stimme erheben?

 

Nun, Verkehrsreduzierung durch Überflüssigmachung der Wege, etwa durch Regionalisierung des Wirtschaftens, da bin ich dabei. Nicht aber bei Straßensperrungen, die in diktatorischer Manier von Ideologen durchgepeitscht werden, wie im vorliegenden Fall, der Sperrung des Hauptverkehrszentrums einer kleinen Stadt, das die Wege der Menschen in einer Größenordnung verlängerte, die - einer Hochrechnung zufolge - etwa der dreißigfachen Entfernung von der Erde zum Mond entspricht...

 

Was sich 1998 in Zwiesel abspielte war eine politische Verrücktheit und 2 Drittel der Bürger votierten schließlich beim Bürgerentscheid klar dagegen. Doch zuvor hatten wir Gegner über zwei Jahre einen schweren Stand, gegen eine selbstherrliche Stadtführung und vor allem gegen eine Lokalpresse, die uns verleumdete und im Stile eines Parteiorgans der Stadtführung Meinungsmache betrieb.

 

Meine nachstehend abgedruckten Leserbriefe waren nur ein Baustein des Widerstandes in Zwiesel. Herausragende Akteure mit großem Arbeitseinsatz waren Johann Georg und Ria Pongratz und Manfred und Sybille Bullik, aber auch couragierte Mitstreiter wie Michael Wirt und Reinhold Huppenberger und die fleißigen "Widerständler" vom Anger und der Fachschulstraße, wobei hier die nimmermüde Verkehrszählgemeinschaft um Egon Gerl nicht unerwähnt bleiben darf. Ebensowenig die Stadträte Steckbauer und Unnasch, die als einzige von Anfang an gegen die Stadtplatzsperrung waren und mutig für ihre Sache eintraten.

Der Fall "Fuzo" ist aber auch ein Lehrbeispiel dafür, daß Bürger auch gegen eine selbstherrliche Stadtführung etwas ausrichten können, wenn sie sich zusammentun und den Widerstand gemeinsam organisieren. 

 

Geiss Haejm

 

 

Meine gesammelten Leserbriefe zur Zwieseler Stadtplatzsperrung

 

27.4.97 Fehlende Alternativen

Unbestreitbar ist der Stadtplatz heute Zwiesels wichtigste Verkehrsader und die schwierige topografische Lage läßt kaum Raum für Umfahrungen. Die B11 ist für die innerstädtische Verkehrsentlastung nur wenig geeignet, einmal wegen seiner Ortsferne, zum zweiten wegen der starken Frequentierung als Transitstrecke, weswegen man während der Saison oft kaum in die Straße einfahren kann.

Und doch wünschen wir uns alle autofreie Bereiche in der Stadt. Der Stadtplatz kann das aber nur dann sein, wenn es verkehrsmäßig eine Alternative für ihn gibt.

Die Stadtplatzsperrung würde heute die südöstlichen Stadtteile von den westlichen richtiggehend abschneiden und sie wären nur noch über "halbe Weltreisen" zu erreichen. Ich habe es ausprobiert: vom Klotzer zum Krankenhaus sind es heute 2 km, über die Hammerbrücke sind es 4 km und über die B11 (Einfahrt Lichtenthal) sind es 5,5 km bzw. 6,5 km über die Einfahrt Lenau. Hin und zurück ergibt das eine Mehr von 4, 7 oder 9 Kilometern, was auch aus ökologischer Sicht ein Unding ist. Auch dem Prädikat "Luftkurort" wären solche verlängerten Wege sicher nicht förderlich.

Doch eine Stadtplatzsperrung würde die Stadt nicht nur verkehrsmäßig teilen, sondern auch menschlich.

Wer sich an das Verkehrschaos durch die Angerbaustelle im Sommer ´96 erinnert und die Rückstauungen bis in die Frauenauerstraße, der kann in etwa erahnen, was einmal an der Regener/Langdorferstraße los sein wird, wenn sich auch noch der Ost-Westverkehr hier durchzwängen muß. Vermutlich wird zu Stoßzeiten auch die Krankenhauszufahrt blockiert werden. Ohne einen weiteren "Bypass" für den Stadtplatz scheint mir die Stadtplatzsperrung nicht machbar zu sein.

 

 

9.6.97 Übern Berg schicken?

Für eine Fußgängerzone muß die einfachste Voraussetzung erfüllt sein: die weitere Verbindung zwischen den Stadtteilen.

Man kann nicht einfach die Hauptverkehrsstraße sperren und die Bürger, wollen sie die gewohnten städtischen Ziele erreichen, über einen Berg in der Umgebung schicken, hin und retour - je nach Strecke - 7 bis 9 Kilometer weit, wo zudem der Fernverkehr rollt. Das wäre sozial, verkehrs- und energiepolitisch ein Unding, vermutlich sogar Nötigung.

Die Macht, derartiges durchzupeitschen, kann man nicht aus den Kommunalwahlen ableiten, da werden Grundrechte berührt. Zudem ist es äußerst fraglich, ob dieses einem öffentlichen Wohl dienen kann, noch fraglicher ist es die Zustimmung der Bevölkerung aus einzelnen Interviews abzuleiten. Wer den Stadtplatz sperrt, ohne eine örtliche Umfahrung anzubieten, nimmt den Verkehrsinfarkt der Stadt in Kauf. Er ist auch dafür verantwortlich, wenn der Probebetrieb scheitert, ja scheitern muß, womit die Chance auf eine Fußgängerzone auf Jahre verspielt sein dürfte.

Mein Vorschlag: Erst einmal den Stadtplatz an den Sommerwochenenden sperren, in dieser Zeit einen Süd-Ost-Bypass einrichten (es gibt hier vielleicht nicht nur eine Möglichkeit), die Chance ergreifen, die sich auf dem Schottgelände ergibt und dort einen Handwerker- und Künstlerhof einrichten und die alte Hütte (bevor sie abgerissen wird!) als Veranstaltungshalle sichern und - die wunderschönen Flußzonen an Anlage, Anger, Binderanger, Bahnhofstraße und am Kleinen Regen gastronomisch und touristisch erschließen. Diese Fußgängerzonen - verbunden mit der Supermega-Fußgängerzone, unseren Wäldern, könnten dann in ein paar Jahren ihr I-Tüpfelchen bekommen: die Fußgängerzone am Stadtplatz...

 

 

13.6.97 Nachprüfbare Wahrheit

"Bitte bei der Wahrheit bleiben!" mahnte mich Herr Stadtrat Günther bzgl. meiner Kilometerangaben "übern Berg" in seinem Leserbrief. Ich habe für meinen Teil die Wahrheit geschrieben, für Herrn Günther kann aber offenbar nicht wahr sein, was nicht sein darf. Wenn es eines Beweises bedurft hatte, wie wenig das ganze Projekt durchdacht und vorbereitet ist, dann sollte der hiermit geliefert worden sein.

Nun will Herr Günther, wie auch jeder andere Stadtrat, das steht für mich völlig außer Frage, für Zwiesel das Beste. Nur im Fall der Stadtplatzsperrung scheint bei der Ratsmehrheit einfach der gute Wille mit ihnen durchgegangen zu sein. Daß sich die B11 auf Grund ihrer Ortsferne für die Umleitung des innerstädtischen Verkehrs nicht eignet, ist eigentlich ein alter Hut und hat seinerzeit auch die Diskussion über die Streckenführung bestimmt.

Wenn nun die Hauptverkehrsader von Zwiesel gesperrt wird, kommt es zum Infarkt. Praktisch würde mitten in der Stadt für alle Fahrzeuge eine Art Mauer entstehen, dessen Umfahrungstreckenlänge einfach absurd ist. (Was würde ein Regener vom Grubhügel sagen, wenn er zum Stadtplatz über Poschetsried fahren müßte?) Wenn ich mir vorstelle, daß ich bis an mein Lebensende über die Einsiedelei geschickt werden soll, wenn ich am Anger etwas besorgen will oder Richtung Krankenhaus oder Langdorf oder Bodenmais will, dann schreibe ich lieber noch einen Leserbrief und hoffe, daß die Räte sich doch noch einmal besinnen.

Die Anwohner des Lohmannmühlweges erschrecken natürlich zurecht bei dem Gedanken, daß man durch ihre Straße evtl. noch mehr Verkehr leiten will, denn bereits als man an ihr Ende ein Gewerbegebiet und Freizeitanlagen baute, hat man auf ihren Wohngebietscharakter überhaupt keine Rücksicht genommen. (Doch davon können viele Zwiesler Wohngebiete ein trauriges Lied singen...)

Die Verkehrssituation ist im Lohmannmühlweg überhaupt eine Katastrophe, als Sackstraße muß sich jeder Schwertransport und jeder Bus durch den Anger zwängen. Auch das Sägewerk in der Hafnerstadt hat für seine sperrigen Lieferungen alles andere als eine gute Verkehrsanbindung. Vielleicht sollte in dieser Richtung einmal überlegt werden, vielleicht können mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Gegen den Willen der Betroffenen sollte auf jeden Fall nichts geplant werden.

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19.6.97 Stadtplatzsperrung kein Umweltschutz

Das soll mir Herr Günther mal erklären, was die Stadtplatzsperrung mit Umweltschutz zu tun hat! Da ist unser Bürgermeister ehrlicher und begründet die Fußgängerzone mit erhofften wirtschaftlichen Vorteilen: "..um auf dem Tourismusmarkt besser bestehen zu können.., ...um uns von anderen Anbietern abzuheben."

Nein, mit ökologischen Argumente läßt sich die Sperrung der Zwiesler Hauptverbindung nicht begründen. Selbst wenn täglich nur hundert Autofahrer auf die ca. 7 km lange Umfahrungsstrecke (hin und zurück) ausweichen, ergibt das im Jahr über 250000 Mehrkilometer. Die Wirklichkeit wird aber viel höher liegen. Ich überlasse es den Spezialisten dies in Benzinverbrauch und Luftverschmutzung umzurechnen. Überhaupt - erst werden jahrelang beinah alle Einkaufsmöglichkeiten an den Ortsrand verlegt und der Stadtplatz systematisch seiner Zentrumsfunktion beraubt, nun soll plötzlich alles anders sein und die Leute sollen sehen, wie sie zu ihren gewohnten Einkaufsplätzen kommen ....

Auch mit seinem 2. Leserbrief ist Stadtrat Günther nicht auf meine Argumente eingegangen, dagegen versucht er es nun mit persönlicher Verunglimpfung.

Ich habe auf meine Leserbriefe zum Thema viele zustimmende Anrufe bekommen. Daß sich nur wenige Zwieseler in der Presse äußern, sagt wenig aus. Zudem haben viele die nicht unbegründete Sorge, daß es ihnen irgendwann einen persönlichen Nachteil bringen kann, wenn sie sich zu Wort melden, zumal es wieder einmal nicht mehr um die Sache, sondern ums Prinzip zu gehen scheint.

 

 

28.2.98 Die Bürger entscheiden lassen!

Nun soll es also tatsächlich ernst werden, mit der Sperrung von Zwiesels Hauptverkehrsader. Alle Appelle und Warnungen vor dem drohenden Verkehrsinfarkt stießen auf taube Ohren. Die Stadtratsmehrheit ist entschlossen die historisch gewachsenen Verkehrswege durch die Stadt radikal zu verändern, in dem festen Glauben, daß dies Zwiesel touristische Vorteile bringt. Ich erinnere daran, daß dies zum dritten Umbau des Stadtplatzes innerhalb der letzten zwanzig Jahre führen wird. Der ursprünglich kleingegliederte alte Stadtplatz wurde im Modernisierungswahn der siebziger Jahre in eine Rennbahn umgestaltet. Nun erstrebt manl man das andere Extrem: Totale Sperrung des Stadtplatzes für den Verkehr! Nachdem man am Ortsrand haufenweise Supermärkte ansiedelte und den Stadtplatz seiner früheren Zentrumsfunktion beraubte, soll er nun zur "guten Stube" werden, grade so, als läge Zwiesel in der Toscana und nicht im rauhen Waldgebirge.

Doch auch topografisch ist unser Stadtplatz als "Kurzone" wenig geeignet, denn für Gehbehinderte ist er gleichbedeutend mit einer Bergtour. Die Verbindung zu stadtnahen Parkplätzen führen über die sechzig (!) Stufen der "Himmelsstiege" oder die steile Treppe zum Kleinen Regen, beide sind für kranke und ältere Menschen ein unüberwindbares Hindernis. Und der noch gar nicht vorhandene Ziegelwiesen-Parkplatz liegt viel zuweit entfernt, die Strecke geht man als Urlauber einmal und nie wieder. Auch die gastronomische Nutzung des Stadtplatzes ist wegen des Gefälles kaum auszuweiten (weil sonst das Bier aus den Gläsern läuft...) Im übrigen ist der Begriff "Fußgängerzone Stadtplatz" nicht richtig, da sein oberer Teil, an dem so bedeutsame Einrichtungen wie Kirche und einziger Gasthof liegen, zukünftig im Verkehr ersticken werden.

Es fehlt zudem an der unabdingbarsten Voraussetzung für das Projekt, nämlich an stadtnahen Umfahrungsstrecken. Die B11-Umgehung umgeht Zwiesel und auf ihr rollt seit der Grenzöffnung der Fernverkehr, als Stadtplatzumfahrung kommt sie auch wegen ihrer Ortsferne kaum in Frage. Das alles wissen auch die Befürworter, doch sie hoffen auf ein bei Experten in Auftrag gegebenes "Verkehrsleitsystem", das alle Probleme lösen soll. So will man beispielsweise die Urlauber am Stadtrand auf Parkplätzen abfangen". Ob aber Urlauber ihre kostbare Urlaubszeit auf Zwiesler Ausfallstraßen langtrotten wollen oder einfach dorthin fahren werden, wo man sie weniger gängelt, kann man sich ausrechnen. Und ein Weltwunder, für das Urlauber Strapazen in Kauf nehmen, hat Zwiesel nicht zu bieten.

 

Ich möchte deshalb eindringlich an die verantwortlichen Politiker appellieren, das Vorhaben zu überdenken und nicht übers Knie zu brechen. Bei einer so einschneidenden Veränderung sollte - auch im eigenen Interesse - eine Bürgerbefragung selbstverständlich sein.

 

 

23.4.98 Letzter Appell

Das gebetsmühlenartig wiederholte Hauptargument für die Schaffung der Fußgängerzone war der Erhalt des Prädikats „Luftkurort“. Durch die Aussperrung des Verkehrs aus dem Stadtzentrum soll die Luft dort wieder den Richtlinien genügen. Daß die Stadtplatzsperrung aber eine beträchtliche Verkehrsmehrung außerhalb des Stadtplatzes bedeutet, somit auch eine Steigerung der Luftverschmutzung, interessiert offenbar nicht, was viel über den ökologischen Wert des Prädikates aussagt. Was aber, wenn die Luft am oberen Stadtplatz, der zukünftig im Verkehr ersticken wird, gemessen wird? Kurios ist auch die unbeabsichtigte Verlängerung der „Glasstraße“, denn Bodenmais/ Langdorf und Frauenau rücken für Autofahrer um ein paar Kilometer auseinander, was sich für betroffene Pendler im Jahr zu einer beträchtlichen Strecke summiert, in meinem besonders gelagerten Fall zu etwa 4000 km jährlich, was ich wohl begreiflicherweise nur als Nötigung auffassen kann.

Wenn ich an den bevorstehenden verschärften Stau an der Kreiselbaustelle denke, die man unglaublicherweise erst beginnt, wenn der Stadtplatz bereits gesperrt ist, dann sollte auch der Gewogendste erkennen, wie planlos und überstürzt das ganze Projekt durchgezogen wird.

 

Am Folgenschwersten wird aber die notwendige Verkehrsumleitung eines beträchtlichen Teils des Stadtverkehrs über die B11 sein, denn weniges produziert sicherer Unfälle, wie die Zusammenleitung von Stadt- und Fernverkehr. Das Gemenge aus rasenden Fernpendlern, zockelnden Lastwagen, träumenden Urlaubern und genervten Einheimischen ist auch heute schon explosiv genug. Oder will man an der Umgehung Ampeln installieren?

 

Daß die Zwieseler über die bedeutendste Sache seit ihrer Stadtgründung nicht abstimmen durften, sagt viel aus über unsere politische Kultur. Da besänftigen auch keine tauziehenden Stadträte oder solche mit umgehängten Kuhglocken. Ob derartiges künstliches Remmidemmi den Stadtplatz 365 Tage im Jahr beleben kann, darf zudem wohl bezweifelt werden. Dennoch: Trotz aller Bedenken wünsche ich der Fußgängerzone Erfolg und hoffe, daß sie wirklich die Begegnung fördert, etwa zwischen den Bürgern und den hochmütigen Herren im Rathaus und diese die nötigen Voraussetzungen für die Zone zumindest im Nachhinein noch schaffen.

 

 

26.6.98 Genug der Stadtrundfahrten!

Nach 2 Monaten "Fuzo" läßt sich wohl klar resümieren, daß sie ein noch größerer Flop wurde, als selbst Skeptiker erwartet haben. Noch nie zuvor war Zwiesel so tot. Wer irgendwie kann, meidet die reglementierten "Zonen" vom Anger bis zum Kriegerdenkmal.

Die in der "Fuzo" erhoffte Begegnung findet anderswo statt, im Begegnungsverkehr in der Fachschulstraße oder bei Tempo 100 auf unserem Highway. Täglich werden tausende von Autofahrern wie die Ochsen übern Berg geschickt und zu absurden Stadtrundfahrten gezwungen. Gleichzeitig werden den Anwohnern der einzigen Umfahrungsstrecke geballter Verkehrslärm und Autoabgase zugemutet. Und wofür? Damit am Stadtplatz ein paar Leute ruhig ihren Kaffee trinken können? Wo bleibt da die Güterabwägung!

Ich glaube noch nie hat eine Stadt in einem Anfall von "Fuzo" je ersatzlos seine Hauptdurchgangsstraße gesperrt. Was da in Zwiesel verordnet wurde ist geradezu haarsträubend und eine Unverschämtheit gegen die Bürger.

Wenn der Kur-u. Kneippverein die Einheimischen jüngst aufforderte, den Stadtplatz mehr zu beleben, dann erinnert das an das bekannte fensterlose Haus in Schilda, in das die Bürger das nötige Licht tragen sollten. Und zum beklagten fehlenden "Wir-Gefühl" ist zu fragen, woher dies kommen soll, wenn die Bürger in ihren ureigensten Belangen nicht gefragt werden und mit immer neuen Reglementierungen aus ihrer Stadt vertrieben werden.

Bislang war das Ganze ein Versuch, ein wohlgemeinter, wie ich ohne Einschränkung feststelle. Falls der Versuch aber weiterhin gegen besseres Wissen durchgepeitscht werden sollte, bekommt die Angelegenheit vorsätzlichen Charakter und auch der geduldigste Zwieseler wird fragen, wer die Verantwortung dafür tragen will. Ich meine Zwiesel braucht keine tote Innenstadt sondern als Urlaubermagnet eine Art "Goldenes Gäßchen", wo sich einheimische Handwerker präsentieren können und dazu noch ein paar Gartencafes und Biergärten, möglichst in ebenem Gelände.

   

 

4.8.98 An den Zwiesler Stadtrat

Genug des grausamen Spiels! Habt endlich Erbarmen und laßt uns nicht länger um die Hammerbrücke kurven! Nicht das versteifte Rückgrat, das Hans Proft euch einreden möchte, ehrt euch, sondern das Zugeständnis von Lernfähigkeit! Wer A gesagt hat, muß nicht B sagen, wenn die Erfahrung ihn zwischenzeitlich eines besseren belehrt. Verhindert, daß die Stadtplatzsperrung in die Wahlkämpfe der nächsten Zeit hineingezogen wird! Verlaßt euere Schützengräben! Wer nicht dauernd am Stadtplatz herumflaniert, ist nicht euer Feind! Öffnet die Straßensperren und laßt uns dann zusammen überlegen, wie wir Zwiesel attraktiver machen können! Ihr könnt diese Schildbürgerei nicht auf Dauer durchhalten! Wer die Hauptschlagader absperrt und hofft, daß sich das Blut schon einen neuen Weg suchen wird, ist ein potentieller Selbstmörder! Wir haben einmal große Hoffnungen in euch gesetzt!

Wollt ihr, daß die Bespitzelung der Steuerdaten von Bürgern und deren Einschüchterung in Zwiesel übliche Praxis wird? Denkt daran: Der Weg ist das Ziel! Bedenkt, wie knapp ihr im Mooshof euerem Waterloo entgangen seid! Prahlt vor den Bürgern nicht mit eurer "Weitsicht", denn damit sagt ihr nichts anderes, als daß euch Kurzsichtige gewählt haben. Macht endlich ein Ende! Ihr habt einfach kein Recht unsere täglichen Wege zu bestimmen!

 

 

10.8.98   Verkehrsgefüge zerstört

Der "Stadtstreicher" kann nicht verstehen, daß man wegen 300 Meter Straßensperrung- tatsächlich sind es sogar nur gut 200 Meter - so ein Aufhebens machen kann. Nun, zufällig handelt es sich dabei um Zwiesels Hauptverkehrsachse, an deren oberen Ende sich die Verkehrsströme erst verteilen. Die Verstopselung dieses Flaschenhalses zerstört Zwiesels gewachsenes Verkehrsgefüge, teilt die Stadt wie mit einer Mauer und nimmt ihr ihr städtisches Herz, das was "Stadt" an ihr ist. Die Länge der Umfahrung einer Fuzo muß in einem erträglichen Verhältnis zur gesperrten Strecke stehen, was bei der zehn- bis siebzehnfachen Weglänge wohl kaum der Fall ist. (200 Meter Fuzo - 2000 Meter Umweg über die Hammerbrücke, 3500 Meter über die B11). Nun behauptet der Stadtstreicher, im Stadtplatzstau wurde früher genauso viel Sprit verbraucht. Selbst wenn dies stimmen sollte: Stau gab es nur in den Stoßzeiten, aber zu den Stadtrundfahrten zwingt man uns 365 Tage im Jahr, Tag und Nacht! Überhaupt waren die Autoschlangen der letzten Jahre auch die Folge der Angersanierung und von staufördernden Ampelschaltungen. Im übrigen: "Luftkurort" bleibt man am sichersten, wenn man die Wege verkürzt und nicht verlängert. Die Stadtplatzsperrung ist solange aufzuheben, bis die Voraussetzungen für eine Fuzo geschaffen sind. Sollte dies nicht möglich sein, kann der Stadtplatz keine Fuzo sein. Was m. E. kein Unglück wäre, denn es gibt in Zwiesel geeignetere Stellen.

 

 

17.8.98  Nun bleibt nur noch der Bürgerentscheid!

Die Resolution zur Aufhebung der Stadtplatzsperrung, die von fast 300 Zwieselern an den Stadtrat gerichtet worden war, wurde - ohne sie überhaupt zu verlesen - von der Stadtratsmehrheit abgelehnt. Zuvor durften zwei geladene Experten etwa zwei Stunden lang schöne Pläne präsentieren oder über Verkehrsströme plaudern. Mindestens eine weitere Stunde redete der zweite Bürgermeister, praktisch nach jeder Wortmeldung, wie er es schon im Mooshof praktiziert hatte. Andere Meinungen scheinen für ihn grundsätzlich "Polemik" zu sein. Interessant war der Hinweis, daß es überhaupt keinen Beschluß für ein FuZo-Probejahr gibt, das ist eine willkürliche Festlegung der Stadtführung. Eindrucksvoll waren die Hochrechnungen über die energiewirtschaftlichen und ökologischen Kosten der Stadtplatzsperrung, die CSU-Vertreter anstellten. Selbst wenn nur die Hälfte zutreffen sollte, zeigen sie den ganzen Wahnwitz. Eindrucksvoll war auch Herrn Wirths Vortrag, als er am Beispiel der bis heute fehlenden Verkehrslenkung die dilletantische Umsetzung des ganzen Projektes offenlegte. Stadtrat Günthers Äußerung, daß ihn die Erfahrungen des Probejahres nicht interessieren und für ihn die FuZo in jedem Fall eine dauerhafte Einrichtung sein soll, sowie seine Beschimpfung kritischer Bürger, sprechen für sich.Verkehrsplaner Ulzhöfer erwähnte mit keinem Wort den Kern des Problems, daß es nirgendwo außer in Zwiesel eine Ortskernsperrung mit nur einseitiger Umfahrungsmöglichkeit gibt. Doch eine kleine, wirtschaftlich geschwächte Stadt wie Zwiesel eignet sich nicht für ideologische oder "kurologische" Roßkuren, selbst wenn man hundertmal das Beste will. Ein Rat sagte, es sei immer leicht, gegen etwas zu sein. Doch er verkennt, daß Gegner der Sperrung für etwas sind: für das alte Zwiesel und seine Infrastruktur, kurz: für den Normalzustand! Und den können wir nur mehr über das eingeleitete Bürgerbegehren bekommen.

 

30.10.98 Stein vom Herzen gefallen

Endlich! Nun dürfen wir Zwiesler in geheimer Wahl darüber abstimmen, wie es mit unserer Stadt weitergehen soll! Fast sah es schon so aus, als würden Franz Köppl & Co es schaffen, den Bürgern ihr demokratisches Recht auf Bürgerentscheid zu verwehren, den verbissen wehrten sie sich dagegen, wohl wissend, daß die rigorose Sperrung der Innenstadt nie und nimmer eine Mehrheit bekommt.

Lob und Dank denjenigen Stadträten, die couragiert für die Zulassung des Bürgerentscheids gestimmt haben, auch wenn die Zielrichtung vielleicht noch immer nicht ihrer Meinung entspricht, sie haben sich damit einen Ehrenplatz in der Stadtgeschichte gesichert.

Persönlich ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen und ich habe ein Stück Vertrauen in die Politik zurückgewonnen. Nun hoffe ich, daß der Entscheid aus Trotz nicht wieder bis zum letzten möglichen Termin hinausgeschoben wird und Einheimische und Urlauber nicht auch noch über Weihnachten um die Hammerbrücke herumirren müssen.

 

 

12.11.98 Es doudld

Am Stadtplatz pulsiert das Leben, schwärmte Herr Rieger in seinem Leserbrief. Da reibt man sich verwundert die Augen. Von welcher Stadt redet er? Zwiesel kann er wohl nicht meinen, denn in unserer Stadt "doudlds" und daran ist nicht nur der doude Hiagst schuld. Oder meint Herr Rieger vielleicht die Enten, die von der Hafnerstadt kommend langsam den Stadtplatz erobern?

Zwiesels Herz liegt in einer Art Dornröschenschlaf. Wo ist der Märchenprinz, der es wieder wachküsst? Besser wir warten nicht auf ihn und küssen unsere Stadt selber wach, mit unserer Stimme beim Bürgerentscheid.

 

 

11.12.98 "Finsingerei"

Gelegentlich erwecken die Initiatoren der "Fuzo" den Eindruck, als sei Zwiesel erst seit letzten Mai von den Urlaubern entdeckt worden und Weihnachtsmarkt und Festveranstaltungen auf dem Stadtplatz seien etwas Neues. Doch für sinnvolle Anlässe wurde der Stadtplatz seit jeher für den Verkehr gesperrt und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Die Urlauber kommen zu uns wegen unserer Naturschönheiten, denn unsere Wälder und Berge sind die schönste Fußgängerzone. Hier liegt auch die Zukunft unseres Tourismus und nicht in ein paar abgeirrten Bussen von Transitreisenden, für die Zwiesel nur ein Kramladen und ein Platz zum Beinevertreten und Eisschlecken ist.

Mein Wunsch ans Christkind: daß mit dem Bürgerentscheid am 24. Januar die Teilung der Stadt und der Zwiesler ein Ende hat und jeder dem anderen ein Bier zahlen muß, wenn er sich nochmal über die Finsingerei namens "Fuzo" ereifert.

 

 

13.12.98 Gute Idee

Leider sind die „Finsinger“ keine Musikanten, lieber Sepp Grünberger, sondern eine Art bayrische Verwandte der Schildbürger. Wie Du auf „Pfingstsingen“ kommst, weiß ich nicht, aber ein solches könnten wir tatsächlich auf dem Stadtplatz veranstalten, wenn der Bürgerentscheid im Januar gut ausgeht und dann singen wir auch ein paar schöne Gstanzl darüber, wie die Zwiesler anno ´98 ihr Verkehrs- und Wirtschaftszentrum gesperrt haben, weil einige von ihnen dort lieber kaffeetrinken wollten und die Urlauber und Nichtrentner währenddessen irgendwo um die Hammerbrücke kurvten...

Das Freibier sollten aber die bezahlen, die in ihren Leserbriefen keine Sachargumente brachten, sondern nur persönliche Attacken geritten haben, dafür werden ihnen ihre Sünden erlassen. Ich fürchte, lieber Sepp, nach Deinem bösen Leserbrief  mußt Du ein paar größere Fäßer beisteuern. Unser Kulturreferent und Herr Schlenz werden Dich bei der Finanzierung sicher nicht allein lassen.

Da ich auch kein reiner Engel bin, werde ich wohl auch nicht ganz ungeschoren davonkommen...

 

 

 

27.12.98  Weihnachtliche Zeitungsente?

273 Geschäftsleute wurden zur Fuzo befragt, nur 29 von ihnen sprachen sich dafür aus, das sind genau 10,5% der Befragten. Weitere 42, das sind 15,3%, wollten erst die Voraussetzungen für die Fuzo geschaffen wissen.  Über 63 % der Geschäftsleute haben die Umfrage ignoriert oder aus Verärgerung boykottiert. Doch nicht dieser Umstand war Herrn Schlenz eine Schlagzeile wert, nein, er schrieb: „70 Prozent der Geschäftsleute grundsätzlich für Fuzo!“

War das nun eine weihnachtliche Zeitungsente oder eine vorsätzliche Falschmeldung?

Noch ein Wort zu Herrn Köppls Absicht, den Lohmannmühlweges an die B11 anzubinden: keines der durch die Stadtplatzsperrung verursachten Verkehrsprobleme würde damit gelöst. Dies kann nur eine stadtplatznahe Straßenverbindung vom Anger zur Frauenauer Straße. Wenn diese nicht (mehr) möglich sein sollte, dann kann eben auch der Stadtplatz nicht gesperrt werden. Ob eine ganzjährige Fuzo am Stadtplatz überhaupt sinnvoll ist, steht sowieso auf einem ganz anderen Blatt.

 

 

 

10.1.99 Fuzo-Gletscher

Die Fuzo hat eine neue Attraktion: Ein über 200 Meter langer Gletscher zieht sich durch Zwiesels „gute Stube“. Die Skipiste vom „Nacht-City-Sprint“ ist zu Eis erstarrt und wir Zwieseler dürfen täglich darauf herumrutschen, ein neuer „Event“? Das Gerücht, daß noch ein Skilift, ein Eiskanal und eine Sprungschanze installiert werden sollen, wenn das Bürgerbegehren scheitert, könnte aber vielleicht doch ein Faschingsscherz sein.

In jedem Fall scheint mir der Gletscher, der den Stadtplatz teilt, ein Symbol für die gegenwärtige Lage der Stadt zu sein. Will die Stadtführung mit den eisigen Tatsachen der Gletscherbarrikade die Stadtplatzöffnung ins Frühjahr verschieben und so doch noch ihr „Probejahr“ vollmachen?

 

 

17.1.99 Notwendige Denkpause

Mit der Verteilung der jüngsten groß aufgemachten Wahlschrift sind die Zukunftsträume der Stadtführung nun jedem Bürger bekannt. Die Fuzo ist nur ein Baustein eines Umbruches, der Zwiesel in seinem Charakter grundlegend verändern soll. Damit setzt die Stadtführung alles auf eine Karte und macht den Bürgerentscheid zu einer Abstimmung über ihre Gesamtpolitik und damit auch über ihre eigene Zukunft.

In jedem Fall bringt das „Ja“ beim Bürgerentscheid die dringend gebotene Denkpause um die weitreichenden „Kurpläne“ auf breiter Basis zu diskutieren, denn nur wenn die Bevölkerung dahintersteht, können und dürfen sie realisiert werden.

Ich habe mit meiner Familie 15 Jahre in einem berühmten Kurort gelebt und wir haben reichlich die Schattenseiten erlebt: Alles muß sich dem Kurbetrieb unterordnen und  die Einheimischen sind zu Fremden in ihrer eigenen Stadt geworden. Die Jugend wird als Unruhefaktor überall vertrieben, denn der Kurort ist zu einem riesigen Altersheim geworden. Überall herrscht Kurruhe, ab 23 Uhr totales Fahrverbot und im Hallenbad darf man nur an einem Tag in der Woche ins Becken springen...

Doch auch in Zwiesel sind wir schon ein ganzes Stück in dieser verhängnisvollen Richtung unterwegs: Für die Wasserrutsche im neuen Bad ist kein Geld da, weil man damit junge Familien anlocken würde, deren Lärm man den Kurgästen nicht zumuten will, für „Heubad & Kraxenofen“ spielen dagegen 3,5 Millionen Mark keine Rolle.

 

 

 

Weitere Texte zum Thema

 

15.11.98 Gegendarstellung der Aktion Bürgerfreundliche Stadt zur einseitigen und beleidigenden Berichterstattung durch den leitenden Redakteur des BBZ

Was Herr Schlenz sich in Sachen "Bürgerbegehren" anmaßt, hat mit ausgewogener Berichterstattung nichts zu tun. Jeder interessierte Leser weiß seit langem, daß der leitende Reakteur in Sachen Fuzo auf einem Auge blind ist, wobei ihm niemand das Recht abspricht zu kommentieren und zu bewerten. Doch seine einseitige Berichterstattung zum Thema und einzelne Aussagen als "Stadtstreicher" können nur als absichtliche Beleidigung und Verleumdung gesehen werden. Jugendlichen Autofahrern am Stadtplatz unterstellte er einen "tiefergelegten Intelligenzquotienten", die Bürger, die sich gegen die Stadtplatzsperrung wehrten, beschimpfte er als Berufsnörgler, deren Argumente ins Kuriositätenkabinett gehörten. Bürger, die zum Thema Leserbriefe schrieben, bekamen diese kaum einmal unzensiert und unverstümmelt in die Zeitung.

Selbst nach dem Bürgertreffen im Mooshof, als über 300 empörte Bürger der Stadtführung ein noch nie dagewesenes "Waterloo" bereiteten und eindringlich ihre Probleme vortrugen, änderte Herr Schlenz seine Berichterstattung nicht. Selbst als das Bürgerbegehren anlief, brachte er keinen einzigen Artikel dazu. Ohne jede Presseunterstützung und ohne Flugblattwerbung wurden trotzdem innerhalb von zwei Wochen über 2000 Unterschriften gesammelt, von denen 1818 vom Rathaus anerkannt wurden. Die Listen lagen nur in wenigen Geschäften aus und Straßensammler gingen nur einzelne Straßen ab. Wenn nun Herr Schlenz unterstellt, daß Bürger leichtfertig unterschrieben hätten, ja gar Manipulation andeutet, dann ist das eine üble Verleumdung. Im Gegenteil machten fast alle Sammler die Erfahrung, daß sich Bürger nicht zu unterschreiben getrauten, weil sie befürchteten sich dadurch Nachteile einzuhandeln, denn in einer kleinen Stadt sich mit der Rathausführung anzulegen, die im Stile eines Glaubenskrieges ihre Politik propagiert und auch vor offener Einschüchterung nicht zurückschreckte (siehe:Veröffentlichung von Steuerdingen durch 2. Bürgermeister Herrn Köppl), ist nicht jedermanns Sache. Der Umstand, daß sich trotzdem ein Viertel der Bürger zu unterschreiben getrauten, kann gar nicht hoch genug bewertet werden.Von bewußter Bürgertäuschung müssen Herr Schlenz Artikel über das "Fuzo-Probejahr" gesehen werden, denn damit wurde suggeriert, als könnten die Bürger danach darüber abstimmen. Wäre es so gewesen, hätten nicht einige Stadträte am 29.10. einen Beschluß über einen Entscheid nach dem Jahr haben wollen, eben weil sie den Versprechungen der Stadtführung nicht trauten.

Eine weitere Verleumdung durch die Presse ist es, wenn die Vertreter des Bürgerbegehrens immer als "Fußgängerzonen-Gegner" bezeichnet werden, denn es geht bei dem Bürgerentscheid am 24. Januar überhaupt nicht um ein Ja oder Nein zu einer Fußgängerzone an sich, es geht alleine um eine Stadtplatzsperrung, für die alle Voraussetzungen fehlen und die das Verkehrs- und Wirtschaftsgefüge der ganzen Stadt zerstört und Zwiesel teilt.

 

"Alles FuZo?"

Kritik der Zwiesler Stadtplatzsperrung und Ausblick auf Alternativen

Entwurf der Rede für den Bürgertreff im Mooshof am 21.7.98

 

Den Schildbürgern und den Finsingern sagt man ja die verrücktesten Dinge nach, aber daß sie ihre Hauptverkehrsstraße blockiert haben, derartiges hat man auch von ihnen nicht gehört.

Nun, wir wissen, dieser Streich blieb uns Zwieslern vorbehalten. Das heißt, uns Zwiesler hat man dabei gar nicht gefragt, unser Stadtrat verordnete uns eine Fußgängerzone, über die wir uns gefälligst freuen sollen...

Zwei Jahrzehnte zuvor hatte der Stadtrat aus unserem alten Stadtplatz eine Art Nürburgring gemacht. Nun fiel man in das andere Extrem und sperrte die zentrale Verkehrsachse der Stadt, ohne zuvor die für den Verkehr nötigen Ersatzwege einzurichten, was das gesamte städtische Verkehrsgefüge zerstörte und die Stadt regelrecht teilte. Um etwa vom Anger in die Frauenauerstraße zu gelangen, muß nun die zehn- bis siebzehnfache Wegstrecke als Umweg gefahren werden! In Metern ausgedrückt: statt gut 200 Meter Stadtplatz, nun über 2000 Meter über die Hammerbrücke oder gar 3500 Meter über die Bundesstraße. Einfache Fahrstrecke, wohlgemerkt! Dies ist so absurd, daß man es anderswo gar nicht glaubt.

Nun mag es ja wirklich Zwiesler geben - offenbar auch die meisten Stadträte - die gehören zu den Glücklichen die Wohnen, Arbeit, Einkauf und Freizeit glücklich am Ort vereint haben, die gut zu Fuß sind und ihre Einkäufe alle in der Tüte heimtragen können. Diese Glücklichen mögen sich ihres Glücks freuen. Nur wir armen Zeitgenossen, die wir oft mehrmals täglich von A nach B müssen, wir stehen vor dem verrammelten Stadtplatz und dürfen die unglaublichsten Stadtrundfahrten absolvieren, um dorthin zu kommen, wohin wir sollen, wollen oder müssen. Wir werden dabei begleitet von Leidensgefährten aus den umliegenden Gemeinden und in der Saison von herumirrenden Urlaubern, die oft überhaupt nicht wissen, wie ihnen geschieht und die schließlich aufatmen, wenn sie den Zwiesler Irrgarten endlich hinter sich gelassen haben. Das kommt nämlich gegenwärtig noch dazu: der ganze "FuZo-Versuch" ist unglaublich schlampig gemacht, dies reicht von der Verkehrsführung, der Beschilderung und den starren Ampelschaltungen bis zur Gestaltung des Stadtplatzes. Oder glaubt jemand ernsthaft, daß man mit den aufgestellten Kinkerlitzchen auf die Dauer einen Hund hinter dem Ofen hervorlockt? Schachspielen auf dem Stadtplatz, das ist ja geradezu ein Witz. Ich schlage vor die FuZo in ein großes Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel umzuwandeln...

 

Doch Spaß beiseite: warum müssen die Zwiesler Kommunalpolitiker immer von einem Extrem ins andere fallen? Vor zwei Jahrzehnten hat man den historischen Stadtplatz radikal umgebaut und zur Asphaltpiste degradiert und nach und nach durch die Ansiedlung von Einkaufsmärkten am Ortsrand seiner Zentrumsfunktion beraubt, nun soll der Stadtplatz mit einem Mal wieder Einkaufszentrum sein, wozu aber gegenwärtig beinahe alle Voraussetzungen fehlen. So spricht man auch wohlweislich nur von "Zwiesels guter Stube", was heißt: verkehrsfreier Spiel- und Flanierplatz für Urlauber, wobei aber neben dem Sitzen in Straßencafes normalerweise nichts geboten ist. Und auch diese Möglichkeit wird durch unsere klimatischen Verhältnisse sehr eingeschränkt. Von Oktober bis April ist es zum Sitzen im Freien zu naß und kalt, und im Hochsommer ist es auf dem Südwesthang nachmittags zu heiß.

Und doch habe ich persönlich nichts gegen eine Fußgängerzone. Meine einzige Bedingung ist, daß sie das innerstädtische Verkehrsgefüge nicht zerstört, das heißt, wenn sie beidseitig umfahren werden kann und die Stadt nicht in zwei Hälften trennt. Diese FuZo mag dann auch auf dem Stadtplatz liegen, wenngleich manches dagegen spricht, etwa sein starkes Gefälle, das ihn als Kurzone kaum geeignet erscheinen läßt und auch seine Eignung für Märkte oder Veranstaltungen stark einschränkt.

Und eine Fußgängerzone darf einer Stadt nicht ihren städtischen Charakter nehmen. Zwiesel städtisches Herz ist nun mal der Stadtplatz, wenn man diesen "lahmlegt", dann bleibt nicht mehr viel "Stadt" übrig. Eine Straße oder ein Platz in Stadtplatznähe, möglichst im ebenen Bereich der reizvollen Regenufer und dem Kurpark, wäre da schon eher geeignet. Da auf dem Schottgelände nun ein Handwerkerhof entstehen und die alte Glashütte eventuell städtische Veranstaltungshalle werden soll, empfiehlt es sich wohl in diesem Bereich zu überlegen. Zumal auch das geplante "Volksbank-Projekt", die westliche Stadtplatzseite neu gestalten und an die Bahnhofstraße anbinden will.

In jedem Fall muß die gegenwärtige Stadtplatzsperrung umgehend aufgehoben werden, denn sie ist verkehrspolitisch eine unhaltbare Fehlentscheidung und de fakto eine Rücksichtslosigkeit gegen die Menschen des Zwiesler Winkels.

 

Die folgende Infoschrift wurde in einer Auflage von 5000 Stück Anfang Januar 1999 durch Mitglieder der BI an alle Haushalte in Zwiesel verteilt:

An alle Zwieseler

Bürgerinformation

Aktion Bürgerfreundliche Stadt

V.i.S.d.P. :  Johann Georg Pongratz, Michael Wirth, Helmut Geiss, Zwiesel

Liebe Mitbürger!

Nun liegt es an uns, wie es weitergeht mit unserer Heimatstadt!

Am 24. Januar 1999 können wir Zwieseler darüber in geheimer Wahl entscheiden, ob wir eine „geteilte“ Stadt bleiben wollen oder ob Zwiesel wieder so werden soll, wie es immer war, mit einem lebendigen Stadtzentrum und einem intakten Verkehrsgefüge!

Am 24. Januar ist Bürgerentscheid in Zwiesel!

Am 24. Januar 1999 gibt es den ersten Bürgerentscheid in unserem Landkreis. Dieser ist nötig geworden, weil sich die Stadtführung mit ihrer Politik verrannt hat und eine Stadtplatzsperrung gegen den Willen des überwiegenden Teiles der Bevölkerung durchpeitschen will, obwohl sich ihr Experiment mit der Fußgängerzone in jeder Hinsicht als ein Flop herausgestellt hat.

Was ist ein Bürgerentscheid?

Eine geheime Abstimmung durch die Bürger über eine bestimmte Sache, in diesem Fall über die Sperrung des Zwieseler Stadtplatzes für den Verkehr.

Die Stimmabgabe verläuft wie bei einer normalen Wahl mit Stimmzettel und Wahlkabine. Es ist auch Briefwahl möglich.

 

Wie kam es zum Bürgerentscheid?

Nachdem die Stadtratsmehrheit im August  ´98 die Resolution von fast 300 Bürgern zur Aufhebung der Stadtplatzsperrung abwies, blieb den Zwieseler Bürgern nur noch der Weg über ein Bürgerbegehren, an dessen Ende nun der Bürgerentscheid steht. Das Begehren wurde von über 2000 Zwieselern unterzeichnet, von fast dreimal soviel, wie für die Einleitung des Bürgerentscheides nötig gewesen wären. Diese Stimmen kamen innerhalb kurzer Zeit ohne jede Werbung zusammen, was sehr viel über den Leidensdruck und den Unmut der Zwieseler aussagt. Durch Verfahrenstricks versuchte die Stadtführung, den Bürgerentscheid zu verhindern, doch am 29.10. ´98 stimmte eine Mehrheit des Stadtrates für das Recht der Bürger, über die Stadtplatzsperrung abstimmen zu dürfen. Der Bürgerentscheid wurde auf den 24. Januar 1999 angesetzt.

Wer darf seine Stimme abgeben?

Jeder wahlberechtigte Zwieseler Bürger. Die durch die Stadtplatzsperrung ebenso betroffenen Bürger der umliegenden Gemeinden dürfen leider nicht mit abstimmen.

Der Schwindel mit dem „Probejahr“

Nur für ein Probejahr sollte der Stadtplatz gesperrt werden, so wurde es immer wieder in der Presse verkündet. Doch recht schnell ließ die Stadt die alten Ampeln abbauen. Bei einer Stadtratssitzung im August erfuhren dann die Bürger, daß es gar keinen Beschluß über ein „Probejahr“ gibt und man nur noch über Verbesserungen diskutieren wolle.

 

Falsche Verkehrsprognosen

Der von der Stadt bestellte Verkehrsplaner prophezeite 1994 einen grundsätzlichen Verkehrsrückgang im Falle der Sperrung des Stadtplatzes, auch die Belastungen auf der einzigen innerstädtischen Umfahrungsstrecke sollten kaum zunehmen. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Wurden 1994 am Tage noch 5.900 Fahrzeuge in der Fachschulstraße gezählt, so waren es im Juli ´98 über 11.500. Als Irrtum zeigt sich auch die Annahme, daß außerhalb der Saison „ in der stillen Zeit“ der Verkehr zurückgeht. Die brandneuesten Verkehrszählungen vom Dezember verzeichnen sogar einen leichten Anstieg von Fahrzeugen gegenüber der Zählung im Juli.

Die Zwieseler „FuZo“ – eine traurige Geschichte

Nicht nur, daß man Zwiesels Verkehrs- und Wirtschaftszentrum ersatzlos sperrte – erst nach der Sperrung begann die Stadt auf der einzigen innerstädtischen Umfahrungsstrecke in großer Hektik straßenbauliche Maßnahmen durchzuführen, etwa den Bau des Kreisels an der Langdorfer Straße. Erst als sich in der Fachschul- und Daimingerstraße die Autos zurückstauten, wurden Verkehrsspuren umgepinselt und Bürgersteige versetzt. Fast ein halbes Jahr verging, bis die Ampelschaltungen den neuen Erfordernissen angepaßt wurden. Das großmächtig angepriesene Verkehrsleitsystem, das einst als Voraussetzung für die Fuzo verkündet worden war, läßt bis heute auf sich warten.

Zumutung für die Urlauber

Unglaublich, was man seit Mai ´98 ortsfremden Urlaubern zumutet! Keine Beschilderung hilft ihnen auf dem Weg durch die Stadt. Bis heute gehören hilflos durch die Stadt irrende Urlauberautos zum Zwieseler Alltag. Viele Urlauber verlassen die Stadt oft entnervt, froh darüber, wenn sie endlich einen „Ausgang“ gefunden haben. Vermutlich werden sie Zwiesel zukünftig meiden.

Wirtschaftlicher Schaden durch die Zerstörung des Verkehrsgefüges

Eine Stadt ist immer ein Ort des Wirtschaftens und damit notwenigerweise ein Ort des Wirtschaftsverkehrs, also von Geschäfts- und Dienstfahrten, Lieferverkehr, Dienstleistungs- und Servicefahrten, Entsorgungstransporten, des öffentlichen Personennahverkehrs, von Polizei, Rettungs- und Räumdiensten und nicht zuletzt von Einkaufsfahrten, von Berufs- und Urlauberverkehr. Dabei spielt letzterer naturgemäß in einer Urlaubermetropole wie Zwiesel eine besonders große Rolle. Durch die ersatzlose Sperrung des städtischen Verkehrszentrums werden in Zwiesel seit Mai ´98 täglich tausende von Fahrzeugen zu oftmals absurden „Stadtrundfahrten“ gezwungen, denn die einzige innerstädtische Umfahrungsstrecke über die Hammerbrücke verlängert den Weg vom Anger zur Frauenauer Straße um ein Vielfaches. Noch beträchtlich weiter ist eine Umfahrung des Stadtplatzes über die äußere Ortsumgehung: statt etwa 200 Meter Stadtplatz verlängert sich der Weg auf etwa 3,5 Kilometer. Dazu kommt die Unvereinbarkeit von Stadt- und Fernverkehr, denn auf der B 11 rollt seit der Grenzöffnung ein rapide gestiegener Transit- und Fernreiseverkehr. 

 

 

Kosten der Umwege

Ein Stadtrat errechnete ca. 13 Millionen Kilometer Umwege im Jahr auf Grund der Stadtplatzsperrung, was Spritkosten von etwa 1,5 Millionen DM entspricht. Dazu kommen noch der Schaden für die Umwelt wegen des Lärms und der Abgase und über 400.000 Stunden zusätzliche Fahrzeit und die damit einhergehenden Kosten und der Verlust an Lebensqualität. Außerdem bedeutet mehr Verkehr auch immer mehr Unfallrisiko.

Mehr Umweltverschmutzung

Aus den errechneten Mehrfahrten ergeben sich Schadstoffemissionen von etwa 40 Tonnen Kohlenmonoxid und 25 Tonnen Stickoxiden im Jahr, mit den bekannten negativen Auswirkungen auf das Klima und den Wald, natürlich auch auf Mensch und Tier.

Die Stadtplatzsperrung als Beitrag zum Umweltschutz auszugeben, wie es Befürworter noch immer tun, ist geradezu Hohn. Energieverschwendung und Schadstoffmehrung bezeichnet man üblicherweise als Umweltverschmutzung.

 

In diesem Zusammenhang ist es geradezu abwegig, wenn behauptet wird, daß nur die Fußgängerzone Zwiesel das Prädikat „Luftkurort“ sichern könne. Im übrigen: Kötzting ist „Kneippkurort“ und hat keine Fuzo, dasselbe gilt für Bodenmais, das „heilklimatischer Kurort“ ist, und auch für den „Luftkurort“ Bayerisch Eisenstein.

Schädigung von Gewerbe und Handel

Die Stadtplatzsperrung führte zu einer massiven Änderung der Einkaufsgewohnheiten von Zwieselern und von Kunden aus dem Umland. Es werden Umsatzrückgänge von bis zu 40 Prozent genannt. Besonders betroffen ist der Anger, da dieser von den östlichen Stadtteilen und vom Durchgangsverkehr abgeschnitten wurde und heute gezielt angefahren werden muß, was aber wegen der langen Wege oft vermieden wird. Kunden aus dem Frauenauer Raum erreichen den Anger nur noch erschwert, für Kunden aus dem Langdorfer Raum gilt dasselbe für die östlichen Stadtteile.

 

„Zukunftsorientierte Stadtentwicklung“ durch Sperrung des Stadtzentrums?

Davon träumen die Befürworter der Stadtplatzsperrung. Doch ist es zukunftsorientiert, wenn eine Kleinstadt ihr „städtisches Herz“ veröden läßt? Wenn die Infrastruktur zerstört und eine Stadt gespalten wird? Wenn die Kaufkraft abwandert oder aus dem Umland erst gar nicht mehr hereinkommt? Wenn Gewerbe und Handel geschädigt, Arbeitsplätze gefährdet werden, die Stadt weniger Steuern erhält?

Was zieht Urlauber nach Zwiesel?

Ganz sicher nicht eine langweilige Fußgängerzone und unmögliche Verkehrsverhältnisse.

Die überwiegend großstädtischen Urlauber und Kurgäste kommen zu uns wegen des Naturerlebnisses und zur Erholung, sie wollen bei uns das finden, was sie zu Hause vermissen. Sie wollen wandern, bergsteigen, skifahren, bayrische Lebensart genießen, wollen freundlich umsorgt werden, gut wohnen und gut essen und trinken.

 

Der Zwieseler Winkel - ein Paradies für Fußgänger

Zwiesel liegt inmitten einer herrlichen Naturlandschaft, am Rande des Nationalparks. Überall laden Wanderwege dazu ein, das Auto stehen zu lassen und Wälder, Berge und Flußauen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Im Winter locken wunderschön gelegene Langlaufloipen. Der gesamte Zwieseler Winkel ist ein Paradies für Wanderer und Erholungssuchende.

Auch mitten in der Stadt bietet Zwiesel für Fußgänger einen reizvollen Kurpark, von dem aus Flußwanderwege aus der Stadt führen. In der Innenstadt gibt es verkehrsberuhigte Straßen und Plätze.

 

Zukunftspläne

Von privaten Investoren ist zudem ein großes Parkhaus mit Einkaufspassagen westlich des Stadtplatzes geplant, das auch einmal die Innenstadt mit dem Kurpark und den neu geschaffenen Schott-Arkaden verbinden soll, wo die alte Glashütte heute schon gelegentlich als Veranstaltungshalle genutzt wird. Eine besondere Attraktion könnte auch durch einen Künstler- und Handwerkerhof geschaffen werden.

Eine kurmäßige und gastronomische Erschließung der reizvollen Uferzonen des Regenflusses bietet sich als weitere Entwicklungsmöglichkeit für Zwiesel an.

 

Ist unser Stadtplatz als Kurzone überhaupt geeignet?

Wegen seines starken Gefälles ist unser Stadtplatz als Kurzone für ältere und gehbehinderte Kurgäste nur wenig geeignet. Aber auch für Marktstände ist das abfallende Gelände alles andere als optimal. Um etwa das Rathaus von den Parkplätzen an den Regenflüssen zu erreichen, sind sechzig Stufen zu überwinden, ein zu großes Hindernis für manche Senioren und Kranke, aber auch eine Erschwernis für umfangreichere Einkäufe.

Zudem bietet unser Stadtplatz leider wenig Attraktionen für Besucher. Eine künstliche Belebung, etwa durch Veranstaltungen, ist keine ausreichende Basis für eine Fußgängerzone. Unser rauhes Klima setzt hier zusätzlich enge Grenzen.

Es genügt einfach nicht, mit ein paar Pflanzkübeln Straßensperren aufzubauen und „Fuzo“ darüber zu schreiben, stellte unlängst einer der Verantwortlichen fest. Doch genau das wurde in den vergangenen 8 Monaten praktiziert, zum Schaden der ganzen Stadt.

 

Der Stadtplatz als Veranstaltungsort

hat überhaupt nichts mit dem Fortbestand der „Fuzo“ zu tun, denn schon immer wurde der Zwieseler Stadtplatz für Festlichkeiten, Umzüge, Veranstaltungen und besondere Märkte (z.B. Weihnachtsmarkt) genutzt und zeitweise für den Verkehr gesperrt, dies soll auch in Zukunft so bleiben.

 

Wieder Autoschlangen auf dem Stadtplatz?

Der Fernverkehr fließt heute an Zwiesel vorbei. Die Sperrung des Zentrums für den Schwerlastverkehr hat die Innenstadt weiter entlastet.

Die ärgerlichen Verkehrsstaus der letzten Jahre während der Hauptsaison waren eine Folge der Angersanierung und von starren Ampelschaltungen, die den Verkehrsfluß künstlich behinderten. Diese müssen zukünftig dem Bedarf angepaßt werden, ein grüner Abbiegepfeil an der Frauenauer Straße könnte weitere Entlastung bringen. Unverzichtbar wird aber eine vernünftige Verkehrsleitplanung sein, damit „Irrfahrten“ von Urlaubern und Lieferanten über den Stadtplatz vermieden werden. Eine südliche Umfahrung des Stadtplatzes wäre wegen der verkehrsberuhigenden Wirkung aber in jedem Falle eine sinnvolle Sache, die weiter verfolgt werden sollte.

 

Schluß mit der Sperrung des Zwieseler Zentrums!

Die Stadtplatzsperrung in der jetzigen Form ist eine Rücksichtslosigkeit gegen die betroffenen Bürger des gesamten Zwieseler Winkels. Sollte der Bürgerentscheid scheitern, hieße das, auf Dauer mit diesem Schildbürgerstreich leben zu müssen, mit allen negativen wirtschaftlichen Folgen für die Zukunft unserer Heimatstadt.

 

Schluß mit der „Stadt der langen Wege“! Schluß mit der Teilung der Stadt! Schluß mit dem verödeten Stadtplatz! Schluß mit dem überflüssigen Benzin – und Zeitverbrauch!

Nun liegt die Verantwortung über die Zukunft unserer Stadt in unseren Händen! Wir können und müssen selber darüber entscheiden, wie es weitergehen soll! Gehen Sie unbedingt zur Wahl, es kommt auf jede Stimme an! Stimmen Sie mit

 

Ja“!

Für die sofortige Aufhebung der Stadtplatzsperrung!

 

11.1.99 Ablehnung der Podiumsdiskussion

 

Sehr geehrter Herr Schneider, sehr geehrter Herr Kronschnabel!

 

Die Vertreter der Bürgerinitiative haben erst vor wenigen Tagen beschlossen, eine bereits geplante eigene Veranstaltung im Mooshof abzusagen, um die aufgebrachte Stimmung bei den Bürgern nicht noch zusätzlich anzuheizen und keine neuen Gräben aufzureißen. 

In diesem Sinne haben wir auch unsere jüngste Informationsschrift verfaßt, in der wir uns um Sachlichkeit bemüht und auf persönliche Angriffe und Schuldzuweisungen vollständig verzichtet haben.

Aus diesem Grunde werden wir keine Vertreter zu Ihrer geplanten Podiumsdiskussion entsenden. An einer sachlichen Studio-Diskussion würden wir uns aber schon beteiligen, wenngleich eine überregional ausgestrahlte Debatte wenig für das Image von Zwiesel beitragen kann, denn wenn Einzelheiten dieser Fuzo-Pleite ausgebreitet werden, dann wird man uns nur auslachen.

Nachdem die Gegner der Stadtplatzsperrung fast 2 Jahre lang vergeblich um Gehör bei der Stadt gebettelt haben, kommt die Einladung zur Diskussion – so kurz vorm Bürgerentscheid – auch viel zu spät. Bislang wurden wir von der Stadtführung nur ignoriert und teilweise in übler Weise persönlich attackiert, man hat die Bürgerresolution abgeschmettert und uns im Stadtrat nicht das Wort erteilt und selbst den Bürgerentscheid wollte man uns verweigern.

Nein, Zwiesel braucht gegenwärtig alles andere als eine Propagandaveranstaltung in bierdunstiger Atmosphäre, in der neuerlich Öl ins Feuer geschüttet wird, zumal den Bürgern alles Für und Wider bis zum Überdruß bekannt ist.

 

Nun haben erst einmal die Bürger das Wort, wie Bürgermeister Feitz unlängst richtig feststellte und das ist gut so und auch allerhöchste Zeit.

Nach dem Bürgerentscheid - egal wie er ausgehen mag – hoffen wir aber, daß dann das Gespräch mit den Bürgern gesucht wird, nur so kann die Kommunalpolitik aus ihren Schützengräben herausfinden und nur so kann der tiefe Riß, der quer durch die Stadt geht, wieder vernarben.

 

 

Wahlnachlese aus

"Zeisal & Krohansl"

 

13.1.98 Franz Köppls Alleingang

 

Das hats noch nie gegeben! In der Stadtratssitzung am 21.. distanzierte sich Bürgermeister Feitz mit einigen SPD-Räten und auch Stadtrat Günther, ansonsten Köppls treuester Gefolgsmann von den Unabhängigen, von der Wahlbroschüre, die vom 2. Bürgermeister offenbar im Alleingang herausgegeben worden war. Diese seit Bekanntwerden heiß umstrittene und sehr aufwendig gemachte "Bürgerinformation", die sich mit 2 Stadtwappen und mit "Stadt Zwiesel, 2. Bürgermeister Köppl"  legitimierte, suggerierte in bunten Bildern völlig neue Verkehrslösungen, die noch wenige Wochen zuvor als völlig undurchführbar eingestuft worden waren. Wie sich nun herausstellte, reine Luftschlösser, die offenbar nur den Zweck verfolgten, die Wahlentscheidung der Bürger zu beeinflussen.

 

Das Papier, das sich als das "Zukunftskonzept" der Stadt Zwiesel ausgab und voll auf die Umgestaltung der Stadt in einen "zukünftigen Kneipp-Kurort" setzte, soll nun völlig ohne Kenntnis der restlichen Stadtführung entworfen, gedruckt und verteilt worden sein. Falls dies so sein sollte, hat sich Herr Köppl der absichtlichen Wählertäuschung und des Amtsmißbrauch schuldig gemacht. Die restlose Aufklärung des Skandals ist dringend geboten und kann nicht ohne Konsequenzen bleiben

 

24.1.99 Bürgeerentscheid erfolgreich - Aus für Stadtplatzsperrung!

63,8 Prozent der Zwieseler Bürger stimmten für die sofortige Aufhebung der Stadtplatzsperrung, nur 36,2, Prozent wollten die Fuzo behalten. Ein Bürgerentscheid mit einer Wahlbeteiligung von beinahe 70 Prozent, das dürfte bayernweit einmalig sein. Der Bürgerentscheid war übrigens der erste im Landkreis Regen. Von 8232 Wahlberechtigten hatten 5694 abgestimmt, davon 1300 Briefwähler.

Vertreter der Stadtführung zeigten sich über das Ergebnis sehr enttäuscht, sie müssen sich jetzt 3 Jahre an den Entscheid halten.

Anders die Vertreter der Bürgerinitiative, sie interpretieren das Abstimmungsergebnis als eine schallende Ohrfeige für die Stadtführung und deren autoritäre Politik, die einfach Tatsachen schafft, ohne den Bürgerwillen zu beachten und die Bevölkerung in Entscheidungen einzubinden. Im Vorfeld des Entscheides hatte die Stadtführung die Fuzo als Teil einer Gesamtkonzeption den Bürgern zu verkaufen versucht. Die Bürger haben mit ihrem Votum also folglich das politische Gesamtkonzept der Führung abgelehnt.

 

Presse-Erklärung zum Ergebnis des vom 24. Januar 1999

(vom BB nicht abgedruckt!)

 

Wir freuen uns über das so eindeutige Ergebnis des Bürgerentscheids und danken allen Zwieselern, die bei der Vorbereitung und Durchführung des Bürgerbegehrens und des Bürgerentscheides mitgeholfen haben. Das Abstimmungsergebnis drückt deutlich den Unmut der Zwieseler über die Stadtpolitik aus und ist eine deutliche Warnung an die Stadtführung, weiterhin eine Politik über die Köpfe der Bürger hinweg zu machen.

Wir wollen auch jetzt nach dem Bürgerentscheid erneut unterstreichen, daß sich unser Widerstand nicht gegen eine Fußgängerzone im Grundsatz richtete, sondern nur gezielt gegen die Stadtplatzsperrung in Zwiesel, die das Verkehrsgefüge der Innenstadt zerstörte, die Stadt teilte und den Bürgern irrwitzige Mehrfahrten zumutete.

Für eine Fußgängerzone müssen erst die verkehrsmäßigen und wirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden, was in Zwiesel unbegreiflicherweise nicht geschehen ist.

Viele Bürger haben auf diesen Umstand lange im Vorfeld hingewiesen, leider ohne jeden Erfolg. Aus diesem Grund trägt die Stadtführung auch die alleinige Verantwortung für das Scheitern der Fußgängerzone in Zwiesel.

Nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid erwarten die Bürger die unverzügliche Öffnung des Stadtplatzes für den Verkehr, die baldige Einführung der versprochenen Verkehrslenkung sowie Verbesserungen der Ampelschaltungen usw. Des weiteren hoffen die Zwieseler auf eine bürgerfreundlichere Politik in der Zukunft, in der die knappen öffentlichen Mitteln für die wirklich vordringlichen Aufgaben eingesetzt werden und nicht immer neue Luftschlösser ersponnen und in den Sand gesetzt werden. Außerdem erwarten viele Bürger, daß die derzeitigen rigorosen Parkbeschränkungen am Stadtplatz und Anger aufgehoben werden und Kurzparkzonen, wie sie in Regen bestens funktionieren, eingerichtet werden.

Die "Aktion Bürgerfreundliche Stadt" mißbilligt zudem aufs Schärfste das gegenwärtige Partei- und Fraktionsgezetere im Stadtrat und sieht darin mit die Ursache der politisch so verfahrenen Lage in Zwiesel.

Der Fall mit der unlegitimierten Wahlbroschüre der Stadtführung, in der die Wähler eine Woche vor dem Bürgerentscheid gezielt falsch unterrichtet wurden, muß restlos aufgeklärt werden.

 

6.2.99 Grüne Tricksereien

Günther Holl, der Grüne im Zwieseler Stadtrat, versuchte in der Stadtratssitzung am 4.2. - die sofortige Aufhebung der Stadtplatzsperrung zu verhindern, dies trotz dem 64 Prozentvotum des Bürgerentscheides, Er argumentierte, die Sperrung würde auch durch eine Einbahnstraßenregelung aufgehoben oder in dem man den Stadtplatz in eine Spielstraße umwandelt. Die Stadträte Wellisch und Wirth unterstützten Holls Forderung. Der Bürgermeister und alle anderen Stadträte lehnten eine derartige Verfälschung des Wählerwillens aber ab, denn damit wäre der weitere Konflikt vorprogrammiert. Ein Amtssprecher des Landratsamtes hatte aber schon am 25.1. deutlich gemacht, daß der Sinn des Bürgerbegehrens klar sei und nicht verfälscht werden dürfte.

 

 

 

Zum Angerfest am Faschingssonntag gesungene Gstanzln von Geiss Haejm:

Fuzo-Gstanzl  1998Videoclip

 

Und da Stadtrat vo Zwiesl

hod unsan Schdodplotz zuagspiat

und dabei ganz vogessn

daß da d´ Hauptstraß durchführt.

 

Waejst vo da Kiacha zum Anga

deafst a Schdodtrundfahrt mocha

Ja, wos soit ma da doa?

Soi ma plärrn oda locha?

 

Dreißg Moi bis zum Mond

- unsa Umweg pro Joah!

Hod da Preischl Sepp ausgrechnet

Und ament is aa woah!

 

Unsa Schdod is vorammed!

Unso Schdod is heit toit!

„Burgamoasta, hob Erbarmen!“

es durch Zwiesl hoit.

 

 Am Schdodplotz is staad woan

so staad wia no nia

grod bei scheena Weda

tringand a paar Leit ihr Bier.

 

Aba rundumadummadum

Da roind heit da Vokehr

D` Leit irrnd umananda

Und hamd a rechts Gscher.

 

 

Zwiesl, als Heilbad, "Bad Zwiesl", für die einen ein Traum, für mich ein Alptraum, denn ich habe 15 Jahre in einem Heilbad gelebt und ich sage euch, es gibt keine öderen und kälteren Plätze auf diesem Planeten.

 

Bad ZwieslVideoclip

1999

 

Und unsa Zwiesl soi

Fei aejtz a Heilbad wean

Gehts nachm Köppe Franz

Und a paar weitre Herrn.

„Bad Zwiesl“ mei des waar

für uns des gressa Glück!

Dann kammad s Gaejd zu uns

ganz knüppedick.

 

Doch zerscht muaß da Vokehr

Aus Zwiesl ausse, denn

D´ Kurgäst´ woin flaniern

Am Schdodtplotz obn, dem scheen

Und aa da Anga soit

A lange Fuzo wean

Und um uns Zwiesla

Tuat se neamads schean.

 

Und d´ Schlachthofstraß die wiad

Dann re-rekultiviert

Wenn erscht die neie Straß

Hint umme zum Bahnhof führt

A neia Kreißl da

und duat muaß aa no her

Mia leitman woandas hi

den bluats Vokehr!

 

Ja und da Proft Hanse

Der sitzt dann alle Tog

Am Schdodplotz obm, egal

Wos für a Weda hod.

Ja und da Riega gfreit se

Wia ´s Lem so stoak pulsiert

Und zfriedn da Grünberga

In seim Kaffee riaht.

 

Und obn am Schdodplotz soit

In da Mitt a Gerinne rinna

Ament daß d´ Antn schnaeja

Aafe und oi schwimma kinna.

A kloana Kanale Grande

Mit ana Seufzabruck

Oda a kloans Haejhbochgspreng

I wia vorruckt!

 

Und oamoi in da Wocha

Hod letztdings ebba gwitzlt

Da wiad im Gerinne-Wossa

Mit´m Kurdirekta pritschlt

Und wer am laudan kudat

Im Wossa am laudan kiat

Kriagt unsa Schdodtwappn

Ois Preis offeriert.

Und obm vorm Nepomuk

Is dauand Kurkonzert

A fade Kurmuse

Wia mas am Friedhof head

Koa Landla und koa Raggea

Koa Blues und aa koa Rock

Koi Gstanzln und koa Jazz

Und koa Hipp-Hopp.

 

Nirgands mehr junge Leit

Die hom da nix volorn

Die mochand grod an Krach

Nix für so feine Ohrn.

Im Bad draußt wiad ned grutscht!

Hock de in d´ Heikraxn!

Da kriagst an woama Bugl

Und koite Haxn.

 

Ins Beckn wiad ned ghupft!

Ab Aeife Fahrverbot!

O heiliga Nepomuk

Haejf uns in groußa Not!

Zwiesl soit bleim wias is

Und ja koa Heilbad wean

I mog mei Schdod wias is

Hoid goa so gern!

 

PS: Drei Kontrahenten habe ich im Text "verewigt", ich hoffe auf freundliche Weise, da ist Hans Probst, Herr Rieger und Sepp Grünberger, die alle drei  die Stadtführung mit Leserbriefen in ihrer "Tyrannei"  unterstützen und gegen uns nicht zimperlich waren.

Fuzo-Gletscha-Gstanzl 1999

 

Damit se ebbs riaht

Ham S´ a Schirennads gmocht

Mittm am Zwiesla Schdoodplotz,

mei, do hamd d´ Leit glocht!

 

Mit riesige Lastwagn

Ham S´ an Schnee zuaragfahn

Und hamdn aaf d´ Straß gschitt

Für d´ „Nacht-City-Bahn“.

 

Wia ´s Rennads vorbei war

Hod se um den Schnee neamds mehr gscheat.

„Aeitz meassman mia zammgnoutschn“

Hod ma d´ Leit schimpfa gheat.

 

Und dann nach acht Tag

Is a Gletscha draus woan

Doch wos hod so a Gletscha

Aaf unsam Schdodplotz voloan?

 

A Gletscha vorm Rathaus!

Ebba a neua „Event“?

Und d´ Leit sand umanandgrutscht

Hom se hoibad darennt.

 

Wos weand S´ no ois ostaejn?

Wos weands no ois doa?

Heit loch ma no drübe

Doch moang is scho woah:

 

Für Eistock und Schlittn

A eisige Streck

Vom Leichenhaus obn

Oi zum schoafn Eck!

 

Ament bauns no an Schilift

Mittn eine in d´ Schdood

Mit ana Schneekanon

Die sonst neamad no hod.

 

Oda se baun a Sprungschanzn

Zum Nepomuk oi

Und da Auslaaf kimmt eine

In oitn Pfeffasoi.