Der Fall der Zwieseler FuZo
eine Dokumentation
Eine Fußgängerzone -
das ist doch eine gute Sache? Wie kann man da dagegen sein? Wie kann einer wie
ich, der sich als Autor und Barde seit Jahrzehnten in Umweltthemen engagiert
hat, der gegen Wackersdorf gekämpft hat, gegen
Straßenbau, Tiefflieger, Waldsterben, Müllverbrennung, für alte
Stadtbäume und den Nationalpark - wie kann so einer plötzlich gegen eine
Fußgängerzone seine Stimme erheben?
Nun,
Verkehrsreduzierung durch Überflüssigmachung der Wege, etwa durch Regionalisierung
des Wirtschaftens, da bin ich dabei. Nicht aber bei Straßensperrungen, die in
diktatorischer Manier von Ideologen durchgepeitscht werden, wie im vorliegenden
Fall, der Sperrung des Hauptverkehrszentrums einer kleinen Stadt, das die Wege
der Menschen in einer Größenordnung verlängerte, die - einer Hochrechnung
zufolge - etwa der dreißigfachen Entfernung von der Erde zum Mond entspricht...
Was sich 1998 in
Zwiesel abspielte war eine politische Verrücktheit und 2 Drittel der Bürger
votierten schließlich beim Bürgerentscheid klar dagegen. Doch zuvor hatten wir
Gegner über zwei Jahre einen schweren Stand, gegen eine selbstherrliche
Stadtführung und vor allem gegen eine Lokalpresse, die uns verleumdete und im
Stile eines Parteiorgans der Stadtführung Meinungsmache betrieb.
Meine nachstehend
abgedruckten Leserbriefe waren nur ein Baustein des Widerstandes in Zwiesel. Herausragende
Akteure mit großem Arbeitseinsatz waren Johann Georg und Ria Pongratz und
Manfred und Sybille Bullik, aber auch couragierte Mitstreiter wie Michael Wirt
und Reinhold Huppenberger und die fleißigen "Widerständler" vom Anger
und der Fachschulstraße, wobei hier die nimmermüde Verkehrszählgemeinschaft um
Egon Gerl nicht unerwähnt bleiben darf. Ebensowenig die Stadträte Steckbauer
und Unnasch, die als einzige von Anfang an gegen die Stadtplatzsperrung waren
und mutig für ihre Sache eintraten.
Der Fall
"Fuzo" ist aber auch ein Lehrbeispiel dafür, daß Bürger auch gegen
eine selbstherrliche Stadtführung etwas ausrichten können, wenn sie sich zusammentun
und den Widerstand gemeinsam organisieren.
Geiss Haejm
Meine gesammelten Leserbriefe zur Zwieseler Stadtplatzsperrung
Unbestreitbar ist der
Stadtplatz heute Zwiesels wichtigste Verkehrsader und die schwierige
topografische Lage läßt kaum Raum für Umfahrungen. Die B11 ist für die
innerstädtische Verkehrsentlastung nur wenig geeignet, einmal wegen seiner
Ortsferne, zum zweiten wegen der starken Frequentierung als Transitstrecke,
weswegen man während der Saison oft kaum in die Straße einfahren kann.
Und doch wünschen wir
uns alle autofreie Bereiche in der Stadt. Der Stadtplatz kann das aber nur dann
sein, wenn es verkehrsmäßig eine Alternative für ihn gibt.
Die
Stadtplatzsperrung würde heute die südöstlichen Stadtteile von den westlichen
richtiggehend abschneiden und sie wären nur noch über "halbe
Weltreisen" zu erreichen. Ich habe es ausprobiert: vom Klotzer zum
Krankenhaus sind es heute 2 km, über die Hammerbrücke sind es 4 km und über die
B11 (Einfahrt Lichtenthal) sind es 5,5 km bzw. 6,5 km über die Einfahrt Lenau.
Hin und zurück ergibt das eine Mehr von 4, 7 oder 9 Kilometern, was auch aus
ökologischer Sicht ein Unding ist. Auch dem Prädikat "Luftkurort"
wären solche verlängerten Wege sicher nicht förderlich.
Doch eine
Stadtplatzsperrung würde die Stadt nicht nur verkehrsmäßig teilen, sondern auch
menschlich.
Wer sich an das
Verkehrschaos durch die Angerbaustelle im Sommer ´96 erinnert und die
Rückstauungen bis in die Frauenauerstraße, der kann in etwa erahnen, was einmal
an der Regener/Langdorferstraße los sein wird, wenn sich auch noch der
Ost-Westverkehr hier durchzwängen muß. Vermutlich wird zu Stoßzeiten auch die
Krankenhauszufahrt blockiert werden. Ohne einen weiteren "Bypass" für
den Stadtplatz scheint mir die Stadtplatzsperrung nicht machbar zu sein.
Für eine
Fußgängerzone muß die einfachste Voraussetzung erfüllt sein: die weitere
Verbindung zwischen den Stadtteilen.
Man kann nicht
einfach die Hauptverkehrsstraße sperren und die Bürger, wollen sie die
gewohnten städtischen Ziele erreichen, über einen Berg in der Umgebung
schicken, hin und retour - je nach Strecke - 7 bis 9 Kilometer weit, wo zudem
der Fernverkehr rollt. Das wäre sozial, verkehrs- und energiepolitisch ein Unding,
vermutlich sogar Nötigung.
Die Macht, derartiges
durchzupeitschen, kann man nicht aus den Kommunalwahlen ableiten, da werden
Grundrechte berührt. Zudem ist es äußerst fraglich, ob dieses einem
öffentlichen Wohl dienen kann, noch fraglicher ist es die Zustimmung der
Bevölkerung aus einzelnen Interviews abzuleiten. Wer den Stadtplatz sperrt,
ohne eine örtliche Umfahrung anzubieten, nimmt den Verkehrsinfarkt der Stadt in
Kauf. Er ist auch dafür verantwortlich, wenn der Probebetrieb scheitert, ja
scheitern muß, womit die Chance auf eine Fußgängerzone auf Jahre verspielt sein
dürfte.
Mein Vorschlag: Erst
einmal den Stadtplatz an den Sommerwochenenden sperren, in dieser Zeit einen
Süd-Ost-Bypass einrichten (es gibt hier vielleicht nicht nur eine Möglichkeit),
die Chance ergreifen, die sich auf dem Schottgelände ergibt und dort einen Handwerker-
und Künstlerhof einrichten und die alte Hütte (bevor sie abgerissen wird!) als
Veranstaltungshalle sichern und - die wunderschönen Flußzonen an Anlage, Anger,
Binderanger, Bahnhofstraße und am Kleinen Regen gastronomisch und touristisch
erschließen. Diese Fußgängerzonen - verbunden mit der Supermega-Fußgängerzone,
unseren Wäldern, könnten dann in ein paar Jahren ihr I-Tüpfelchen bekommen: die
Fußgängerzone am Stadtplatz...
"Bitte bei der
Wahrheit bleiben!" mahnte mich Herr Stadtrat Günther bzgl. meiner
Kilometerangaben "übern Berg" in seinem Leserbrief. Ich habe für
meinen Teil die Wahrheit geschrieben, für Herrn Günther kann aber offenbar
nicht wahr sein, was nicht sein darf. Wenn es eines Beweises bedurft hatte, wie
wenig das ganze Projekt durchdacht und vorbereitet ist, dann sollte der hiermit
geliefert worden sein.
Nun will Herr
Günther, wie auch jeder andere Stadtrat, das steht für mich völlig außer Frage,
für Zwiesel das Beste. Nur im Fall der Stadtplatzsperrung scheint bei der
Ratsmehrheit einfach der gute Wille mit ihnen durchgegangen zu sein. Daß sich
die B11 auf Grund ihrer Ortsferne für die Umleitung des innerstädtischen Verkehrs
nicht eignet, ist eigentlich ein alter Hut und hat seinerzeit auch die Diskussion
über die Streckenführung bestimmt.
Wenn nun die
Hauptverkehrsader von Zwiesel gesperrt wird, kommt es zum Infarkt. Praktisch
würde mitten in der Stadt für alle Fahrzeuge eine Art Mauer entstehen, dessen
Umfahrungstreckenlänge einfach absurd ist. (Was würde ein Regener vom Grubhügel
sagen, wenn er zum Stadtplatz über Poschetsried fahren müßte?) Wenn ich mir
vorstelle, daß ich bis an mein Lebensende über die Einsiedelei geschickt werden
soll, wenn ich am Anger etwas besorgen will oder Richtung Krankenhaus oder
Langdorf oder Bodenmais will, dann schreibe ich lieber noch einen Leserbrief
und hoffe, daß die Räte sich doch noch einmal besinnen.
Die Anwohner des
Lohmannmühlweges erschrecken natürlich zurecht bei dem Gedanken, daß man durch
ihre Straße evtl. noch mehr Verkehr leiten will, denn bereits als man an ihr
Ende ein Gewerbegebiet und Freizeitanlagen baute, hat man auf ihren Wohngebietscharakter
überhaupt keine Rücksicht genommen. (Doch davon können viele Zwiesler
Wohngebiete ein trauriges Lied singen...)
Die Verkehrssituation
ist im Lohmannmühlweg überhaupt eine Katastrophe, als Sackstraße muß sich jeder
Schwertransport und jeder Bus durch den Anger zwängen. Auch das Sägewerk in der
Hafnerstadt hat für seine sperrigen Lieferungen alles andere als eine gute
Verkehrsanbindung. Vielleicht sollte in dieser Richtung einmal überlegt werden,
vielleicht können mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Gegen den
Willen der Betroffenen sollte auf jeden Fall nichts geplant werden.
zurück
Das soll mir Herr
Günther mal erklären, was die Stadtplatzsperrung mit Umweltschutz zu tun hat!
Da ist unser Bürgermeister ehrlicher und begründet die Fußgängerzone mit
erhofften wirtschaftlichen Vorteilen: "..um auf dem Tourismusmarkt besser
bestehen zu können.., ...um uns von anderen Anbietern abzuheben."
Nein, mit
ökologischen Argumente läßt sich die Sperrung der Zwiesler Hauptverbindung
nicht begründen. Selbst wenn täglich nur hundert Autofahrer auf die ca. 7 km
lange Umfahrungsstrecke (hin und zurück) ausweichen, ergibt das im Jahr über
250000 Mehrkilometer. Die Wirklichkeit wird aber viel höher liegen. Ich überlasse
es den Spezialisten dies in Benzinverbrauch und Luftverschmutzung umzurechnen.
Überhaupt - erst werden jahrelang beinah alle Einkaufsmöglichkeiten an den
Ortsrand verlegt und der Stadtplatz systematisch seiner Zentrumsfunktion
beraubt, nun soll plötzlich alles anders sein und die Leute sollen sehen, wie
sie zu ihren gewohnten Einkaufsplätzen kommen ....
Auch mit seinem 2.
Leserbrief ist Stadtrat Günther nicht auf meine Argumente eingegangen, dagegen
versucht er es nun mit persönlicher Verunglimpfung.
Ich habe auf meine
Leserbriefe zum Thema viele zustimmende Anrufe bekommen. Daß sich nur wenige
Zwieseler in der Presse äußern, sagt wenig aus. Zudem haben viele die nicht
unbegründete Sorge, daß es ihnen irgendwann einen persönlichen Nachteil bringen
kann, wenn sie sich zu Wort melden, zumal es wieder einmal nicht mehr um die
Sache, sondern ums Prinzip zu gehen scheint.
Nun soll es also
tatsächlich ernst werden, mit der Sperrung von Zwiesels Hauptverkehrsader. Alle
Appelle und Warnungen vor dem drohenden Verkehrsinfarkt stießen auf taube
Ohren. Die Stadtratsmehrheit ist entschlossen die historisch gewachsenen Verkehrswege
durch die Stadt radikal zu verändern, in dem festen Glauben, daß dies Zwiesel
touristische Vorteile bringt. Ich erinnere daran, daß dies zum dritten Umbau
des Stadtplatzes innerhalb der letzten zwanzig Jahre führen wird. Der
ursprünglich kleingegliederte alte Stadtplatz wurde im Modernisierungswahn der
siebziger Jahre in eine Rennbahn umgestaltet. Nun erstrebt manl man das andere
Extrem: Totale Sperrung des Stadtplatzes für den Verkehr! Nachdem man am Ortsrand
haufenweise Supermärkte ansiedelte und den Stadtplatz seiner früheren Zentrumsfunktion
beraubte, soll er nun zur "guten Stube" werden, grade so, als läge
Zwiesel in der Toscana und nicht im rauhen Waldgebirge.
Doch auch
topografisch ist unser Stadtplatz als "Kurzone" wenig geeignet, denn
für Gehbehinderte ist er gleichbedeutend mit einer Bergtour. Die Verbindung zu
stadtnahen Parkplätzen führen über die sechzig (!) Stufen der
"Himmelsstiege" oder die steile Treppe zum Kleinen Regen, beide sind
für kranke und ältere Menschen ein unüberwindbares Hindernis. Und der noch gar
nicht vorhandene Ziegelwiesen-Parkplatz liegt viel zuweit entfernt, die Strecke
geht man als Urlauber einmal und nie wieder. Auch die gastronomische Nutzung
des Stadtplatzes ist wegen des Gefälles kaum auszuweiten (weil sonst das Bier
aus den Gläsern läuft...) Im übrigen ist der Begriff "Fußgängerzone
Stadtplatz" nicht richtig, da sein oberer Teil, an dem so bedeutsame
Einrichtungen wie Kirche und einziger Gasthof liegen, zukünftig im Verkehr
ersticken werden.
Es fehlt zudem an der
unabdingbarsten Voraussetzung für das Projekt, nämlich an stadtnahen Umfahrungsstrecken.
Die B11-Umgehung umgeht Zwiesel und auf ihr rollt seit der Grenzöffnung der Fernverkehr,
als Stadtplatzumfahrung kommt sie auch wegen ihrer Ortsferne kaum in Frage. Das
alles wissen auch die Befürworter, doch sie hoffen auf ein bei Experten in
Auftrag gegebenes "Verkehrsleitsystem", das alle Probleme lösen soll.
So will man beispielsweise die Urlauber am Stadtrand auf Parkplätzen
abfangen". Ob aber Urlauber ihre kostbare Urlaubszeit auf Zwiesler Ausfallstraßen
langtrotten wollen oder einfach dorthin fahren werden, wo man sie weniger
gängelt, kann man sich ausrechnen. Und ein Weltwunder, für das Urlauber
Strapazen in Kauf nehmen, hat Zwiesel nicht zu bieten.
Ich möchte deshalb
eindringlich an die verantwortlichen Politiker appellieren, das Vorhaben zu
überdenken und nicht übers Knie zu brechen. Bei einer so einschneidenden
Veränderung sollte - auch im eigenen Interesse - eine Bürgerbefragung
selbstverständlich sein.
Das gebetsmühlenartig
wiederholte Hauptargument für die Schaffung der Fußgängerzone war der Erhalt
des Prädikats „Luftkurort“. Durch die Aussperrung des Verkehrs aus dem
Stadtzentrum soll die Luft dort wieder den Richtlinien genügen. Daß die
Stadtplatzsperrung aber eine beträchtliche Verkehrsmehrung außerhalb des
Stadtplatzes bedeutet, somit auch eine Steigerung der Luftverschmutzung,
interessiert offenbar nicht, was viel über den ökologischen Wert des Prädikates
aussagt. Was aber, wenn die Luft am oberen Stadtplatz, der zukünftig im Verkehr
ersticken wird, gemessen wird? Kurios ist auch die unbeabsichtigte Verlängerung
der „Glasstraße“, denn Bodenmais/ Langdorf und Frauenau rücken für Autofahrer
um ein paar Kilometer auseinander, was sich für betroffene Pendler im Jahr zu
einer beträchtlichen Strecke summiert, in meinem besonders gelagerten Fall zu
etwa 4000 km jährlich, was ich wohl begreiflicherweise nur als Nötigung auffassen
kann.
Wenn ich an den
bevorstehenden verschärften Stau an der Kreiselbaustelle denke, die man
unglaublicherweise erst beginnt, wenn der Stadtplatz bereits gesperrt ist, dann
sollte auch der Gewogendste erkennen, wie planlos und überstürzt das ganze
Projekt durchgezogen wird.
Am Folgenschwersten
wird aber die notwendige Verkehrsumleitung eines beträchtlichen Teils des Stadtverkehrs
über die B11 sein, denn weniges produziert sicherer Unfälle, wie die
Zusammenleitung von Stadt- und Fernverkehr. Das Gemenge aus rasenden Fernpendlern,
zockelnden Lastwagen, träumenden Urlaubern und genervten Einheimischen ist auch
heute schon explosiv genug. Oder will man an der Umgehung Ampeln installieren?
Daß die Zwieseler
über die bedeutendste Sache seit ihrer Stadtgründung nicht abstimmen durften,
sagt viel aus über unsere politische Kultur. Da besänftigen auch keine
tauziehenden Stadträte oder solche mit umgehängten Kuhglocken. Ob derartiges
künstliches Remmidemmi den Stadtplatz 365 Tage im Jahr beleben kann, darf zudem
wohl bezweifelt werden. Dennoch: Trotz aller Bedenken wünsche ich der
Fußgängerzone Erfolg und hoffe, daß sie wirklich die Begegnung fördert, etwa
zwischen den Bürgern und den hochmütigen Herren im Rathaus und diese die
nötigen Voraussetzungen für die Zone zumindest im Nachhinein noch schaffen.
Nach 2 Monaten
"Fuzo" läßt sich wohl klar resümieren, daß sie ein noch größerer Flop
wurde, als selbst Skeptiker erwartet haben. Noch nie zuvor war Zwiesel so tot.
Wer irgendwie kann, meidet die reglementierten "Zonen" vom Anger bis
zum Kriegerdenkmal.
Die in der
"Fuzo" erhoffte Begegnung findet anderswo statt, im Begegnungsverkehr
in der Fachschulstraße oder bei Tempo 100 auf unserem Highway. Täglich werden
tausende von Autofahrern wie die Ochsen übern Berg geschickt und zu absurden
Stadtrundfahrten gezwungen. Gleichzeitig werden den Anwohnern der einzigen
Umfahrungsstrecke geballter Verkehrslärm und Autoabgase zugemutet. Und wofür?
Damit am Stadtplatz ein paar Leute ruhig ihren Kaffee trinken können? Wo bleibt
da die Güterabwägung!
Ich glaube noch nie
hat eine Stadt in einem Anfall von "Fuzo" je ersatzlos seine
Hauptdurchgangsstraße gesperrt. Was da in Zwiesel verordnet wurde ist geradezu
haarsträubend und eine Unverschämtheit gegen die Bürger.
Wenn der Kur-u.
Kneippverein die Einheimischen jüngst aufforderte, den Stadtplatz mehr zu
beleben, dann erinnert das an das bekannte fensterlose Haus in Schilda, in das
die Bürger das nötige Licht tragen sollten. Und zum beklagten fehlenden
"Wir-Gefühl" ist zu fragen, woher dies kommen soll, wenn die Bürger
in ihren ureigensten Belangen nicht gefragt werden und mit immer neuen
Reglementierungen aus ihrer Stadt vertrieben werden.
Bislang war das Ganze
ein Versuch, ein wohlgemeinter, wie ich ohne Einschränkung feststelle. Falls
der Versuch aber weiterhin gegen besseres Wissen durchgepeitscht werden sollte,
bekommt die Angelegenheit vorsätzlichen Charakter und auch der geduldigste Zwieseler
wird fragen, wer die Verantwortung dafür tragen will. Ich meine Zwiesel braucht
keine tote Innenstadt sondern als Urlaubermagnet eine Art "Goldenes
Gäßchen", wo sich einheimische Handwerker präsentieren können und dazu
noch ein paar Gartencafes und Biergärten, möglichst in ebenem Gelände.
Genug des grausamen
Spiels! Habt endlich Erbarmen und laßt uns nicht länger um die Hammerbrücke kurven!
Nicht das versteifte Rückgrat, das Hans Proft euch einreden möchte, ehrt euch,
sondern das Zugeständnis von Lernfähigkeit! Wer A gesagt hat, muß nicht B
sagen, wenn die Erfahrung ihn zwischenzeitlich eines besseren belehrt.
Verhindert, daß die Stadtplatzsperrung in die Wahlkämpfe der nächsten Zeit
hineingezogen wird! Verlaßt euere Schützengräben! Wer nicht dauernd am
Stadtplatz herumflaniert, ist nicht euer Feind! Öffnet die Straßensperren und
laßt uns dann zusammen überlegen, wie wir Zwiesel attraktiver machen können!
Ihr könnt diese Schildbürgerei nicht auf Dauer durchhalten! Wer die
Hauptschlagader absperrt und hofft, daß sich das Blut schon einen neuen Weg
suchen wird, ist ein potentieller Selbstmörder! Wir haben einmal große
Hoffnungen in euch gesetzt!
Wollt ihr, daß die
Bespitzelung der Steuerdaten von Bürgern und deren Einschüchterung in Zwiesel
übliche Praxis wird? Denkt daran: Der Weg ist das Ziel! Bedenkt, wie knapp ihr
im Mooshof euerem Waterloo entgangen seid! Prahlt vor den Bürgern nicht mit
eurer "Weitsicht", denn damit sagt ihr nichts anderes, als daß euch
Kurzsichtige gewählt haben. Macht endlich ein Ende! Ihr habt einfach kein Recht
unsere täglichen Wege zu bestimmen!
Der
"Stadtstreicher" kann nicht verstehen, daß man wegen 300 Meter
Straßensperrung- tatsächlich sind es sogar nur gut 200 Meter - so ein Aufhebens
machen kann. Nun, zufällig handelt es sich dabei um Zwiesels
Hauptverkehrsachse, an deren oberen Ende sich die Verkehrsströme erst
verteilen. Die Verstopselung dieses Flaschenhalses zerstört Zwiesels
gewachsenes Verkehrsgefüge, teilt die Stadt wie mit einer Mauer und nimmt ihr
ihr städtisches Herz, das was "Stadt" an ihr ist. Die Länge der
Umfahrung einer Fuzo muß in einem erträglichen Verhältnis zur gesperrten
Strecke stehen, was bei der zehn- bis siebzehnfachen Weglänge wohl kaum der
Fall ist. (200 Meter Fuzo - 2000 Meter Umweg über die Hammerbrücke, 3500 Meter
über die B11). Nun behauptet der Stadtstreicher, im Stadtplatzstau wurde früher
genauso viel Sprit verbraucht. Selbst wenn dies stimmen sollte: Stau gab es nur
in den Stoßzeiten, aber zu den Stadtrundfahrten zwingt man uns 365 Tage im
Jahr, Tag und Nacht! Überhaupt waren die Autoschlangen der letzten Jahre auch
die Folge der Angersanierung und von staufördernden Ampelschaltungen. Im
übrigen: "Luftkurort" bleibt man am sichersten, wenn man die Wege
verkürzt und nicht verlängert. Die Stadtplatzsperrung ist solange aufzuheben,
bis die Voraussetzungen für eine Fuzo geschaffen sind. Sollte dies nicht
möglich sein, kann der Stadtplatz keine Fuzo sein. Was m. E. kein Unglück wäre,
denn es gibt in Zwiesel geeignetere Stellen.
Die Resolution zur
Aufhebung der Stadtplatzsperrung, die von fast 300 Zwieselern an den Stadtrat
gerichtet worden war, wurde - ohne sie überhaupt zu verlesen - von der
Stadtratsmehrheit abgelehnt. Zuvor durften zwei geladene Experten etwa zwei
Stunden lang schöne Pläne präsentieren oder über Verkehrsströme plaudern.
Mindestens eine weitere Stunde redete der zweite Bürgermeister, praktisch nach
jeder Wortmeldung, wie er es schon im Mooshof praktiziert hatte. Andere
Meinungen scheinen für ihn grundsätzlich "Polemik" zu sein.
Interessant war der Hinweis, daß es überhaupt keinen Beschluß für ein
FuZo-Probejahr gibt, das ist eine willkürliche Festlegung der Stadtführung.
Eindrucksvoll waren die Hochrechnungen über die energiewirtschaftlichen und
ökologischen Kosten der Stadtplatzsperrung, die CSU-Vertreter anstellten.
Selbst wenn nur die Hälfte zutreffen sollte, zeigen sie den ganzen Wahnwitz.
Eindrucksvoll war auch Herrn Wirths Vortrag, als er am Beispiel der bis heute
fehlenden Verkehrslenkung die dilletantische Umsetzung des ganzen Projektes
offenlegte. Stadtrat Günthers Äußerung, daß ihn die Erfahrungen des Probejahres
nicht interessieren und für ihn die FuZo in jedem Fall eine dauerhafte
Einrichtung sein soll, sowie seine Beschimpfung kritischer Bürger, sprechen für
sich.Verkehrsplaner Ulzhöfer erwähnte mit keinem Wort den Kern des Problems,
daß es nirgendwo außer in Zwiesel eine Ortskernsperrung mit nur einseitiger
Umfahrungsmöglichkeit gibt. Doch eine kleine, wirtschaftlich geschwächte Stadt
wie Zwiesel eignet sich nicht für ideologische oder "kurologische"
Roßkuren, selbst wenn man hundertmal das Beste will. Ein Rat sagte, es sei
immer leicht, gegen etwas zu sein. Doch er verkennt, daß Gegner der Sperrung
für etwas sind: für das alte Zwiesel und seine Infrastruktur, kurz: für den
Normalzustand! Und den können wir nur mehr über das eingeleitete Bürgerbegehren
bekommen.
Endlich! Nun dürfen
wir Zwiesler in geheimer Wahl darüber abstimmen, wie es mit unserer Stadt weitergehen
soll! Fast sah es schon so aus, als würden Franz Köppl & Co es schaffen,
den Bürgern ihr demokratisches Recht auf Bürgerentscheid zu verwehren, den verbissen
wehrten sie sich dagegen, wohl wissend, daß die rigorose Sperrung der
Innenstadt nie und nimmer eine Mehrheit bekommt.
Lob und Dank
denjenigen Stadträten, die couragiert für die Zulassung des Bürgerentscheids
gestimmt haben, auch wenn die Zielrichtung vielleicht noch immer nicht ihrer
Meinung entspricht, sie haben sich damit einen Ehrenplatz in der
Stadtgeschichte gesichert.
Persönlich ist mir
ein großer Stein vom Herzen gefallen und ich habe ein Stück Vertrauen in die
Politik zurückgewonnen. Nun hoffe ich, daß der Entscheid aus Trotz nicht wieder
bis zum letzten möglichen Termin hinausgeschoben wird und Einheimische und
Urlauber nicht auch noch über Weihnachten um die Hammerbrücke herumirren
müssen.
Am Stadtplatz
pulsiert das Leben, schwärmte Herr Rieger in seinem Leserbrief. Da reibt man
sich verwundert die Augen. Von welcher Stadt redet er? Zwiesel kann er wohl
nicht meinen, denn in unserer Stadt "doudlds" und daran ist nicht nur
der doude Hiagst schuld. Oder meint Herr Rieger vielleicht die Enten, die von
der Hafnerstadt kommend langsam den Stadtplatz erobern?
Zwiesels Herz liegt
in einer Art Dornröschenschlaf. Wo ist der Märchenprinz, der es wieder
wachküsst? Besser wir warten nicht auf ihn und küssen unsere Stadt selber wach,
mit unserer Stimme beim Bürgerentscheid.
Gelegentlich erwecken
die Initiatoren der "Fuzo" den Eindruck, als sei Zwiesel erst seit
letzten Mai von den Urlaubern entdeckt worden und Weihnachtsmarkt und
Festveranstaltungen auf dem Stadtplatz seien etwas Neues. Doch für sinnvolle
Anlässe wurde der Stadtplatz seit jeher für den Verkehr gesperrt und daran wird
sich auch in Zukunft nichts ändern.
Die Urlauber kommen
zu uns wegen unserer Naturschönheiten, denn unsere Wälder und Berge sind die
schönste Fußgängerzone. Hier liegt auch die Zukunft unseres Tourismus und nicht
in ein paar abgeirrten Bussen von Transitreisenden, für die Zwiesel nur ein
Kramladen und ein Platz zum Beinevertreten und Eisschlecken ist.
Mein Wunsch ans
Christkind: daß mit dem Bürgerentscheid am 24. Januar die Teilung der Stadt und
der Zwiesler ein Ende hat und jeder dem anderen ein Bier zahlen muß, wenn er
sich nochmal über die Finsingerei namens "Fuzo" ereifert.
13.12.98 Gute Idee
Leider sind die „Finsinger“ keine Musikanten, lieber Sepp Grünberger, sondern eine Art bayrische Verwandte der Schildbürger. Wie Du auf „Pfingstsingen“ kommst, weiß ich nicht, aber ein solches könnten wir tatsächlich auf dem Stadtplatz veranstalten, wenn der Bürgerentscheid im Januar gut ausgeht und dann singen wir auch ein paar schöne Gstanzl darüber, wie die Zwiesler anno ´98 ihr Verkehrs- und Wirtschaftszentrum gesperrt haben, weil einige von ihnen dort lieber kaffeetrinken wollten und die Urlauber und Nichtrentner währenddessen irgendwo um die Hammerbrücke kurvten...
Das Freibier sollten aber die bezahlen, die in ihren Leserbriefen keine Sachargumente brachten, sondern nur persönliche Attacken geritten haben, dafür werden ihnen ihre Sünden erlassen. Ich fürchte, lieber Sepp, nach Deinem bösen Leserbrief mußt Du ein paar größere Fäßer beisteuern. Unser Kulturreferent und Herr Schlenz werden Dich bei der Finanzierung sicher nicht allein lassen.
Da ich auch kein reiner Engel bin, werde ich wohl auch nicht
ganz ungeschoren davonkommen...
27.12.98 Weihnachtliche
Zeitungsente?
273
Geschäftsleute wurden zur Fuzo befragt, nur 29 von ihnen sprachen sich dafür
aus, das sind genau 10,5% der Befragten. Weitere 42, das sind 15,3%, wollten
erst die Voraussetzungen für die Fuzo geschaffen wissen. Über 63 % der Geschäftsleute haben die Umfrage
ignoriert oder aus Verärgerung boykottiert. Doch nicht dieser Umstand war Herrn
Schlenz eine Schlagzeile wert, nein, er schrieb: „70 Prozent der Geschäftsleute
grundsätzlich für Fuzo!“
War
das nun eine weihnachtliche Zeitungsente oder eine vorsätzliche Falschmeldung?
Noch
ein Wort zu Herrn Köppls Absicht, den Lohmannmühlweges an die B11 anzubinden:
keines der durch die Stadtplatzsperrung verursachten Verkehrsprobleme würde
damit gelöst. Dies kann nur eine stadtplatznahe Straßenverbindung vom Anger zur
Frauenauer Straße. Wenn diese nicht (mehr) möglich sein sollte, dann kann eben
auch der Stadtplatz nicht gesperrt werden. Ob eine ganzjährige Fuzo am
Stadtplatz überhaupt sinnvoll ist, steht sowieso auf einem ganz anderen Blatt.
10.1.99 Fuzo-Gletscher
Die
Fuzo hat eine neue Attraktion: Ein über 200 Meter langer Gletscher zieht sich
durch Zwiesels „gute Stube“. Die Skipiste vom „Nacht-City-Sprint“ ist zu Eis
erstarrt und wir Zwieseler dürfen täglich darauf herumrutschen, ein neuer
„Event“? Das Gerücht, daß noch ein Skilift, ein Eiskanal und eine Sprungschanze
installiert werden sollen, wenn das Bürgerbegehren scheitert, könnte aber
vielleicht doch ein Faschingsscherz sein.
In
jedem Fall scheint mir der Gletscher, der den Stadtplatz teilt, ein Symbol für
die gegenwärtige Lage der Stadt zu sein. Will die Stadtführung mit den eisigen
Tatsachen der Gletscherbarrikade die Stadtplatzöffnung ins Frühjahr verschieben
und so doch noch ihr „Probejahr“ vollmachen?
17.1.99 Notwendige Denkpause
Mit
der Verteilung der jüngsten groß aufgemachten Wahlschrift sind die
Zukunftsträume der Stadtführung nun jedem Bürger bekannt. Die Fuzo ist nur ein
Baustein eines Umbruches, der Zwiesel in seinem Charakter grundlegend verändern
soll. Damit setzt die Stadtführung alles auf eine Karte und macht den
Bürgerentscheid zu einer Abstimmung über ihre Gesamtpolitik und damit auch über
ihre eigene Zukunft.
In
jedem Fall bringt das „Ja“ beim Bürgerentscheid die dringend gebotene Denkpause
um die weitreichenden „Kurpläne“ auf breiter Basis zu diskutieren, denn nur
wenn die Bevölkerung dahintersteht, können und dürfen sie realisiert werden.
Ich
habe mit meiner Familie 15 Jahre in einem berühmten Kurort gelebt und wir haben
reichlich die Schattenseiten erlebt: Alles muß sich dem Kurbetrieb unterordnen
und die Einheimischen sind zu Fremden in
ihrer eigenen Stadt geworden. Die Jugend wird als Unruhefaktor überall
vertrieben, denn der Kurort ist zu einem riesigen Altersheim geworden. Überall
herrscht Kurruhe, ab 23 Uhr totales Fahrverbot und im Hallenbad darf man nur an
einem Tag in der Woche ins Becken springen...
Doch auch in Zwiesel sind wir schon ein ganzes Stück in dieser verhängnisvollen Richtung unterwegs: Für die Wasserrutsche im neuen Bad ist kein Geld da, weil man damit junge Familien anlocken würde, deren Lärm man den Kurgästen nicht zumuten will, für „Heubad & Kraxenofen“ spielen dagegen 3,5 Millionen Mark keine Rolle.
Weitere Texte zum Thema
15.11.98
Gegendarstellung der Aktion Bürgerfreundliche Stadt zur einseitigen und
beleidigenden Berichterstattung durch den leitenden Redakteur des BBZ
Was Herr Schlenz sich
in Sachen "Bürgerbegehren" anmaßt, hat mit ausgewogener
Berichterstattung nichts zu tun. Jeder interessierte Leser weiß seit langem,
daß der leitende Reakteur in Sachen Fuzo auf einem Auge blind ist, wobei ihm
niemand das Recht abspricht zu kommentieren und zu bewerten. Doch seine
einseitige Berichterstattung zum Thema und einzelne Aussagen als
"Stadtstreicher" können nur als absichtliche Beleidigung und
Verleumdung gesehen werden. Jugendlichen Autofahrern am Stadtplatz unterstellte
er einen "tiefergelegten Intelligenzquotienten", die Bürger, die sich
gegen die Stadtplatzsperrung wehrten, beschimpfte er als Berufsnörgler, deren Argumente
ins Kuriositätenkabinett gehörten. Bürger, die zum Thema Leserbriefe schrieben,
bekamen diese kaum einmal unzensiert und unverstümmelt in die Zeitung.
Selbst nach dem
Bürgertreffen im Mooshof, als über 300 empörte Bürger der Stadtführung ein noch
nie dagewesenes "Waterloo" bereiteten und eindringlich ihre Probleme
vortrugen, änderte Herr Schlenz seine Berichterstattung nicht. Selbst als das
Bürgerbegehren anlief, brachte er keinen einzigen Artikel dazu. Ohne jede
Presseunterstützung und ohne Flugblattwerbung wurden trotzdem innerhalb von
zwei Wochen über 2000 Unterschriften gesammelt, von denen 1818 vom Rathaus
anerkannt wurden. Die Listen lagen nur in wenigen Geschäften aus und
Straßensammler gingen nur einzelne Straßen ab. Wenn nun Herr Schlenz unterstellt,
daß Bürger leichtfertig unterschrieben hätten, ja gar Manipulation andeutet,
dann ist das eine üble Verleumdung. Im Gegenteil machten fast alle Sammler die
Erfahrung, daß sich Bürger nicht zu unterschreiben getrauten, weil sie
befürchteten sich dadurch Nachteile einzuhandeln, denn in einer kleinen Stadt
sich mit der Rathausführung anzulegen, die im Stile eines Glaubenskrieges ihre
Politik propagiert und auch vor offener Einschüchterung nicht zurückschreckte
(siehe:Veröffentlichung von Steuerdingen durch 2. Bürgermeister Herrn Köppl),
ist nicht jedermanns Sache. Der Umstand, daß sich trotzdem ein Viertel der
Bürger zu unterschreiben getrauten, kann gar nicht hoch genug bewertet
werden.Von bewußter Bürgertäuschung müssen Herr Schlenz Artikel über das
"Fuzo-Probejahr" gesehen werden, denn damit wurde suggeriert, als
könnten die Bürger danach darüber abstimmen. Wäre es so gewesen, hätten nicht
einige Stadträte am 29.10. einen Beschluß über einen Entscheid nach dem Jahr
haben wollen, eben weil sie den Versprechungen der Stadtführung nicht trauten.
Eine weitere
Verleumdung durch die Presse ist es, wenn die Vertreter des Bürgerbegehrens
immer als "Fußgängerzonen-Gegner" bezeichnet werden, denn es geht bei
dem Bürgerentscheid am 24. Januar überhaupt nicht um ein Ja oder Nein zu einer
Fußgängerzone an sich, es geht alleine um eine Stadtplatzsperrung, für die alle
Voraussetzungen fehlen und die das Verkehrs- und Wirtschaftsgefüge der ganzen
Stadt zerstört und Zwiesel teilt.
"Alles
FuZo?"
Kritik der Zwiesler Stadtplatzsperrung und Ausblick auf
Alternativen
Entwurf der Rede für
den Bürgertreff im Mooshof am 21.7.98
Den Schildbürgern und
den Finsingern sagt man ja die verrücktesten Dinge nach, aber daß sie ihre
Hauptverkehrsstraße blockiert haben, derartiges hat man auch von ihnen nicht
gehört.
Nun, wir wissen,
dieser Streich blieb uns Zwieslern vorbehalten. Das heißt, uns Zwiesler hat man
dabei gar nicht gefragt, unser Stadtrat verordnete uns eine Fußgängerzone, über
die wir uns gefälligst freuen sollen...
Zwei Jahrzehnte zuvor
hatte der Stadtrat aus unserem alten Stadtplatz eine Art Nürburgring gemacht.
Nun fiel man in das andere Extrem und sperrte die zentrale Verkehrsachse der
Stadt, ohne zuvor die für den Verkehr nötigen Ersatzwege einzurichten, was das
gesamte städtische Verkehrsgefüge zerstörte und die Stadt regelrecht teilte. Um
etwa vom Anger in die Frauenauerstraße zu gelangen, muß nun die zehn- bis
siebzehnfache Wegstrecke als Umweg gefahren werden! In Metern ausgedrückt:
statt gut 200 Meter Stadtplatz, nun über 2000 Meter über die Hammerbrücke oder
gar 3500 Meter über die Bundesstraße. Einfache Fahrstrecke, wohlgemerkt! Dies
ist so absurd, daß man es anderswo gar nicht glaubt.
Nun mag es ja
wirklich Zwiesler geben - offenbar auch die meisten Stadträte - die gehören zu
den Glücklichen die Wohnen, Arbeit, Einkauf und Freizeit glücklich am Ort
vereint haben, die gut zu Fuß sind und ihre Einkäufe alle in der Tüte
heimtragen können. Diese Glücklichen mögen sich ihres Glücks freuen. Nur wir
armen Zeitgenossen, die wir oft mehrmals täglich von A nach B müssen, wir
stehen vor dem verrammelten Stadtplatz und dürfen die unglaublichsten Stadtrundfahrten
absolvieren, um dorthin zu kommen, wohin wir sollen, wollen oder müssen. Wir
werden dabei begleitet von Leidensgefährten aus den umliegenden Gemeinden und
in der Saison von herumirrenden Urlaubern, die oft überhaupt nicht wissen, wie
ihnen geschieht und die schließlich aufatmen, wenn sie den Zwiesler Irrgarten
endlich hinter sich gelassen haben. Das kommt nämlich gegenwärtig noch dazu:
der ganze "FuZo-Versuch" ist unglaublich schlampig gemacht, dies
reicht von der Verkehrsführung, der Beschilderung und den starren
Ampelschaltungen bis zur Gestaltung des Stadtplatzes. Oder glaubt jemand ernsthaft,
daß man mit den aufgestellten Kinkerlitzchen auf die Dauer einen Hund hinter
dem Ofen hervorlockt? Schachspielen auf dem Stadtplatz, das ist ja geradezu ein
Witz. Ich schlage vor die FuZo in ein großes Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel
umzuwandeln...
Doch Spaß beiseite:
warum müssen die Zwiesler Kommunalpolitiker immer von einem Extrem ins andere
fallen? Vor zwei Jahrzehnten hat man den historischen Stadtplatz radikal
umgebaut und zur Asphaltpiste degradiert und nach und nach durch die Ansiedlung
von Einkaufsmärkten am Ortsrand seiner Zentrumsfunktion beraubt, nun soll der
Stadtplatz mit einem Mal wieder Einkaufszentrum sein, wozu aber gegenwärtig
beinahe alle Voraussetzungen fehlen. So spricht man auch wohlweislich nur von
"Zwiesels guter Stube", was heißt: verkehrsfreier Spiel- und Flanierplatz
für Urlauber, wobei aber neben dem Sitzen in Straßencafes normalerweise nichts
geboten ist. Und auch diese Möglichkeit wird durch unsere klimatischen
Verhältnisse sehr eingeschränkt. Von Oktober bis April ist es zum Sitzen im
Freien zu naß und kalt, und im Hochsommer ist es auf dem Südwesthang nachmittags
zu heiß.
Und doch habe ich
persönlich nichts gegen eine Fußgängerzone. Meine einzige Bedingung ist, daß
sie das innerstädtische Verkehrsgefüge nicht zerstört, das heißt, wenn sie
beidseitig umfahren werden kann und die Stadt nicht in zwei Hälften trennt.
Diese FuZo mag dann auch auf dem Stadtplatz liegen, wenngleich manches dagegen
spricht, etwa sein starkes Gefälle, das ihn als Kurzone kaum geeignet
erscheinen läßt und auch seine Eignung für Märkte oder Veranstaltungen stark
einschränkt.
Und eine
Fußgängerzone darf einer Stadt nicht ihren städtischen Charakter nehmen.
Zwiesel städtisches Herz ist nun mal der Stadtplatz, wenn man diesen
"lahmlegt", dann bleibt nicht mehr viel "Stadt" übrig. Eine
Straße oder ein Platz in Stadtplatznähe, möglichst im ebenen Bereich der
reizvollen Regenufer und dem Kurpark, wäre da schon eher geeignet. Da auf dem
Schottgelände nun ein Handwerkerhof entstehen und die alte Glashütte eventuell
städtische Veranstaltungshalle werden soll, empfiehlt es sich wohl in diesem
Bereich zu überlegen. Zumal auch das geplante "Volksbank-Projekt",
die westliche Stadtplatzseite neu gestalten und an die Bahnhofstraße anbinden
will.
In jedem Fall muß die
gegenwärtige Stadtplatzsperrung umgehend aufgehoben werden, denn sie ist verkehrspolitisch
eine unhaltbare Fehlentscheidung und de fakto eine Rücksichtslosigkeit gegen
die Menschen des Zwiesler Winkels.
Die folgende Infoschrift wurde in einer Auflage von 5000
Stück Anfang Januar 1999 durch Mitglieder der BI an alle Haushalte in Zwiesel
verteilt:
An alle Zwieseler
Bürgerinformation
Aktion Bürgerfreundliche Stadt
V.i.S.d.P. :
Johann Georg Pongratz, Michael Wirth, Helmut Geiss, Zwiesel
Liebe Mitbürger!
Nun liegt es an uns,
wie es weitergeht mit unserer Heimatstadt!
Am 24. Januar 1999
können wir Zwieseler darüber in geheimer Wahl entscheiden, ob wir eine
„geteilte“ Stadt bleiben wollen oder ob Zwiesel wieder so werden soll, wie es
immer war, mit einem lebendigen Stadtzentrum und einem intakten Verkehrsgefüge!
Am 24. Januar 1999
gibt es den ersten Bürgerentscheid in unserem Landkreis. Dieser ist nötig geworden,
weil sich die Stadtführung mit ihrer Politik verrannt hat und eine Stadtplatzsperrung
gegen den Willen des überwiegenden Teiles der Bevölkerung durchpeitschen will,
obwohl sich ihr Experiment mit der Fußgängerzone in jeder Hinsicht als ein Flop
herausgestellt hat.
Eine geheime
Abstimmung durch die Bürger über eine bestimmte Sache, in diesem Fall über die
Sperrung des Zwieseler Stadtplatzes für den Verkehr.
Die Stimmabgabe
verläuft wie bei einer normalen Wahl mit Stimmzettel und Wahlkabine. Es ist
auch Briefwahl möglich.
Nachdem die
Stadtratsmehrheit im August ´98 die
Resolution von fast 300 Bürgern zur Aufhebung der Stadtplatzsperrung abwies,
blieb den Zwieseler Bürgern nur noch der Weg über ein Bürgerbegehren, an dessen
Ende nun der Bürgerentscheid steht. Das Begehren wurde von über 2000 Zwieselern
unterzeichnet, von fast dreimal soviel, wie für die Einleitung des
Bürgerentscheides nötig gewesen wären. Diese Stimmen kamen innerhalb kurzer
Zeit ohne jede Werbung zusammen, was sehr viel über den Leidensdruck und den
Unmut der Zwieseler aussagt. Durch Verfahrenstricks versuchte die Stadtführung,
den Bürgerentscheid zu verhindern, doch am 29.10. ´98 stimmte eine Mehrheit des
Stadtrates für das Recht der Bürger, über die Stadtplatzsperrung abstimmen zu
dürfen. Der Bürgerentscheid wurde auf den 24. Januar 1999 angesetzt.
Jeder wahlberechtigte
Zwieseler Bürger. Die durch die Stadtplatzsperrung ebenso betroffenen Bürger
der umliegenden Gemeinden dürfen leider nicht mit abstimmen.
Nur für ein Probejahr
sollte der Stadtplatz gesperrt werden, so wurde es immer wieder in der Presse
verkündet. Doch recht schnell ließ die Stadt die alten Ampeln abbauen. Bei
einer Stadtratssitzung im August erfuhren dann die Bürger, daß es gar keinen
Beschluß über ein „Probejahr“ gibt und man nur noch über Verbesserungen diskutieren
wolle.
Falsche Verkehrsprognosen
Der von der Stadt
bestellte Verkehrsplaner prophezeite 1994 einen grundsätzlichen
Verkehrsrückgang im Falle der Sperrung des Stadtplatzes, auch die Belastungen
auf der einzigen innerstädtischen Umfahrungsstrecke sollten kaum zunehmen. Die
Wirklichkeit sieht anders aus: Wurden 1994 am Tage noch 5.900 Fahrzeuge in der
Fachschulstraße gezählt, so waren es im Juli ´98 über 11.500. Als Irrtum zeigt
sich auch die Annahme, daß außerhalb der Saison „ in der stillen Zeit“ der Verkehr
zurückgeht. Die brandneuesten Verkehrszählungen vom Dezember verzeichnen sogar
einen leichten Anstieg von Fahrzeugen gegenüber der Zählung im Juli.
Nicht nur, daß man
Zwiesels Verkehrs- und Wirtschaftszentrum ersatzlos sperrte – erst nach der Sperrung
begann die Stadt auf der einzigen innerstädtischen Umfahrungsstrecke in großer
Hektik straßenbauliche Maßnahmen durchzuführen, etwa den Bau des Kreisels an
der Langdorfer Straße. Erst als sich in der Fachschul- und Daimingerstraße die
Autos zurückstauten, wurden Verkehrsspuren umgepinselt und Bürgersteige
versetzt. Fast ein halbes Jahr verging, bis die Ampelschaltungen den neuen
Erfordernissen angepaßt wurden. Das großmächtig angepriesene Verkehrsleitsystem,
das einst als Voraussetzung für die Fuzo verkündet worden war, läßt bis heute
auf sich warten.
Unglaublich, was man
seit Mai ´98 ortsfremden Urlaubern zumutet! Keine Beschilderung hilft ihnen auf
dem Weg durch die Stadt. Bis heute gehören hilflos durch die Stadt irrende
Urlauberautos zum Zwieseler Alltag. Viele Urlauber verlassen die Stadt oft
entnervt, froh darüber, wenn sie endlich einen „Ausgang“ gefunden haben.
Vermutlich werden sie Zwiesel zukünftig meiden.
Eine Stadt ist immer
ein Ort des Wirtschaftens und damit notwenigerweise ein Ort des Wirtschaftsverkehrs,
also von Geschäfts- und Dienstfahrten, Lieferverkehr, Dienstleistungs- und
Servicefahrten, Entsorgungstransporten, des öffentlichen Personennahverkehrs,
von Polizei, Rettungs- und Räumdiensten und nicht zuletzt von Einkaufsfahrten,
von Berufs- und Urlauberverkehr. Dabei spielt letzterer naturgemäß in einer
Urlaubermetropole wie Zwiesel eine besonders große Rolle. Durch die ersatzlose
Sperrung des städtischen Verkehrszentrums werden in Zwiesel seit Mai ´98
täglich tausende von Fahrzeugen zu oftmals absurden „Stadtrundfahrten“
gezwungen, denn die einzige innerstädtische Umfahrungsstrecke über die Hammerbrücke
verlängert den Weg vom Anger zur Frauenauer Straße um ein Vielfaches. Noch
beträchtlich weiter ist eine Umfahrung des Stadtplatzes über die äußere
Ortsumgehung: statt etwa 200 Meter Stadtplatz verlängert sich der Weg auf etwa
3,5 Kilometer. Dazu kommt die Unvereinbarkeit von Stadt- und Fernverkehr, denn
auf der B 11 rollt seit der Grenzöffnung ein rapide gestiegener Transit- und
Fernreiseverkehr.
Kosten der Umwege
Ein Stadtrat
errechnete ca. 13 Millionen Kilometer Umwege im Jahr auf Grund der
Stadtplatzsperrung, was Spritkosten von etwa 1,5 Millionen DM entspricht. Dazu
kommen noch der Schaden für die Umwelt wegen des Lärms und der Abgase und über
400.000 Stunden zusätzliche Fahrzeit und die damit einhergehenden Kosten und
der Verlust an Lebensqualität. Außerdem bedeutet mehr Verkehr auch immer mehr Unfallrisiko.
Aus den errechneten
Mehrfahrten ergeben sich Schadstoffemissionen von etwa 40 Tonnen Kohlenmonoxid
und 25 Tonnen Stickoxiden im Jahr, mit den bekannten negativen Auswirkungen auf
das Klima und den Wald, natürlich auch auf Mensch und Tier.
Die
Stadtplatzsperrung als Beitrag zum Umweltschutz auszugeben, wie es Befürworter
noch immer tun, ist geradezu Hohn. Energieverschwendung und Schadstoffmehrung
bezeichnet man üblicherweise als Umweltverschmutzung.
In diesem
Zusammenhang ist es geradezu abwegig, wenn behauptet wird, daß nur die
Fußgängerzone Zwiesel das Prädikat „Luftkurort“ sichern könne. Im übrigen:
Kötzting ist „Kneippkurort“ und hat keine Fuzo, dasselbe gilt für Bodenmais,
das „heilklimatischer Kurort“ ist, und auch für den „Luftkurort“ Bayerisch Eisenstein.
Die
Stadtplatzsperrung führte zu einer massiven Änderung der Einkaufsgewohnheiten
von Zwieselern und von Kunden aus dem Umland. Es werden Umsatzrückgänge von bis
zu 40 Prozent genannt. Besonders betroffen ist der Anger, da dieser von den
östlichen Stadtteilen und vom Durchgangsverkehr abgeschnitten wurde und heute
gezielt angefahren werden muß, was aber wegen der langen Wege oft vermieden
wird. Kunden aus dem Frauenauer Raum erreichen den Anger nur noch erschwert,
für Kunden aus dem Langdorfer Raum gilt dasselbe für die östlichen Stadtteile.
„Zukunftsorientierte Stadtentwicklung“ durch Sperrung des
Stadtzentrums?
Davon träumen die
Befürworter der Stadtplatzsperrung. Doch ist es zukunftsorientiert, wenn eine
Kleinstadt ihr „städtisches Herz“ veröden läßt? Wenn die Infrastruktur zerstört
und eine Stadt gespalten wird? Wenn die Kaufkraft abwandert oder aus dem Umland
erst gar nicht mehr hereinkommt? Wenn Gewerbe und Handel geschädigt,
Arbeitsplätze gefährdet werden, die Stadt weniger Steuern erhält?
Ganz sicher nicht
eine langweilige Fußgängerzone und unmögliche Verkehrsverhältnisse.
Die überwiegend
großstädtischen Urlauber und Kurgäste kommen zu uns wegen des Naturerlebnisses
und zur Erholung, sie wollen bei uns das finden, was sie zu Hause vermissen.
Sie wollen wandern, bergsteigen, skifahren, bayrische Lebensart genießen,
wollen freundlich umsorgt werden, gut wohnen und gut essen und trinken.
Der Zwieseler Winkel - ein Paradies für Fußgänger
Zwiesel liegt
inmitten einer herrlichen Naturlandschaft, am Rande des Nationalparks. Überall
laden Wanderwege dazu ein, das Auto stehen zu lassen und Wälder, Berge und
Flußauen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Im Winter locken wunderschön
gelegene Langlaufloipen. Der gesamte Zwieseler Winkel ist ein Paradies für Wanderer
und Erholungssuchende.
Auch mitten in der
Stadt bietet Zwiesel für Fußgänger einen reizvollen Kurpark, von dem aus
Flußwanderwege aus der Stadt führen. In der Innenstadt gibt es verkehrsberuhigte
Straßen und Plätze.
Zukunftspläne
Von privaten Investoren
ist zudem ein großes Parkhaus mit Einkaufspassagen westlich des Stadtplatzes
geplant, das auch einmal die Innenstadt mit dem Kurpark und den neu
geschaffenen Schott-Arkaden verbinden soll, wo die alte Glashütte heute schon
gelegentlich als Veranstaltungshalle genutzt wird. Eine besondere Attraktion
könnte auch durch einen Künstler- und Handwerkerhof geschaffen werden.
Eine kurmäßige und
gastronomische Erschließung der reizvollen Uferzonen des Regenflusses bietet
sich als weitere Entwicklungsmöglichkeit für Zwiesel an.
Ist unser Stadtplatz als Kurzone überhaupt geeignet?
Wegen seines starken
Gefälles ist unser Stadtplatz als Kurzone für ältere und gehbehinderte Kurgäste
nur wenig geeignet. Aber auch für Marktstände ist das abfallende Gelände alles andere
als optimal. Um etwa das Rathaus von den Parkplätzen an den Regenflüssen zu
erreichen, sind sechzig Stufen zu überwinden, ein zu großes Hindernis für
manche Senioren und Kranke, aber auch eine Erschwernis für umfangreichere
Einkäufe.
Zudem bietet unser
Stadtplatz leider wenig Attraktionen für Besucher. Eine künstliche Belebung,
etwa durch Veranstaltungen, ist keine ausreichende Basis für eine
Fußgängerzone. Unser rauhes Klima setzt hier zusätzlich enge Grenzen.
Es genügt einfach
nicht, mit ein paar Pflanzkübeln Straßensperren aufzubauen und „Fuzo“ darüber
zu schreiben, stellte unlängst einer der Verantwortlichen fest. Doch genau das
wurde in den vergangenen 8 Monaten praktiziert, zum Schaden der ganzen Stadt.
Der Stadtplatz als Veranstaltungsort
hat überhaupt nichts
mit dem Fortbestand der „Fuzo“ zu tun, denn schon immer wurde der Zwieseler
Stadtplatz für Festlichkeiten, Umzüge, Veranstaltungen und besondere Märkte
(z.B. Weihnachtsmarkt) genutzt und zeitweise für den Verkehr gesperrt, dies
soll auch in Zukunft so bleiben.
Wieder Autoschlangen auf dem Stadtplatz?
Der Fernverkehr
fließt heute an Zwiesel vorbei. Die Sperrung des Zentrums für den
Schwerlastverkehr hat die Innenstadt weiter entlastet.
Die ärgerlichen
Verkehrsstaus der letzten Jahre während der Hauptsaison waren eine Folge der
Angersanierung und von starren Ampelschaltungen, die den Verkehrsfluß künstlich
behinderten. Diese müssen zukünftig dem Bedarf angepaßt werden, ein grüner Abbiegepfeil
an der Frauenauer Straße könnte weitere Entlastung bringen. Unverzichtbar wird
aber eine vernünftige Verkehrsleitplanung sein, damit „Irrfahrten“ von
Urlaubern und Lieferanten über den Stadtplatz vermieden werden. Eine südliche
Umfahrung des Stadtplatzes wäre wegen der verkehrsberuhigenden Wirkung aber in
jedem Falle eine sinnvolle Sache, die weiter verfolgt werden sollte.
Schluß mit der Sperrung des Zwieseler Zentrums!
Die
Stadtplatzsperrung in der jetzigen Form ist eine Rücksichtslosigkeit gegen die
betroffenen Bürger des gesamten Zwieseler Winkels. Sollte der Bürgerentscheid
scheitern, hieße das, auf Dauer mit diesem Schildbürgerstreich leben zu müssen,
mit allen negativen wirtschaftlichen Folgen für die Zukunft unserer
Heimatstadt.
Schluß mit der „Stadt der langen Wege“! Schluß mit der
Teilung der Stadt! Schluß mit dem verödeten Stadtplatz! Schluß mit dem
überflüssigen Benzin – und Zeitverbrauch!
Nun liegt die Verantwortung über die Zukunft unserer Stadt
in unseren Händen! Wir können und müssen selber darüber entscheiden, wie es weitergehen
soll! Gehen Sie unbedingt zur Wahl, es kommt auf jede Stimme an! Stimmen Sie
mit
„Ja“!
Für die sofortige Aufhebung der Stadtplatzsperrung!
11.1.99 Ablehnung der Podiumsdiskussion
Sehr geehrter Herr
Schneider, sehr geehrter Herr Kronschnabel!
Die Vertreter der
Bürgerinitiative haben erst vor wenigen Tagen beschlossen, eine bereits
geplante eigene Veranstaltung im Mooshof abzusagen, um die aufgebrachte
Stimmung bei den Bürgern nicht noch zusätzlich anzuheizen und keine neuen
Gräben aufzureißen.
In diesem Sinne haben
wir auch unsere jüngste Informationsschrift verfaßt, in der wir uns um
Sachlichkeit bemüht und auf persönliche Angriffe und Schuldzuweisungen vollständig
verzichtet haben.
Aus diesem Grunde
werden wir keine Vertreter zu Ihrer geplanten Podiumsdiskussion entsenden. An
einer sachlichen Studio-Diskussion würden wir uns aber schon beteiligen,
wenngleich eine überregional ausgestrahlte Debatte wenig für das Image von
Zwiesel beitragen kann, denn wenn Einzelheiten dieser Fuzo-Pleite ausgebreitet
werden, dann wird man uns nur auslachen.
Nachdem die Gegner
der Stadtplatzsperrung fast 2 Jahre lang vergeblich um Gehör bei der Stadt
gebettelt haben, kommt die Einladung zur Diskussion – so kurz vorm
Bürgerentscheid – auch viel zu spät. Bislang wurden wir von der Stadtführung
nur ignoriert und teilweise in übler Weise persönlich attackiert, man hat die
Bürgerresolution abgeschmettert und uns im Stadtrat nicht das Wort erteilt und
selbst den Bürgerentscheid wollte man uns verweigern.
Nein, Zwiesel braucht
gegenwärtig alles andere als eine Propagandaveranstaltung in bierdunstiger Atmosphäre,
in der neuerlich Öl ins Feuer geschüttet wird, zumal den Bürgern alles Für und
Wider bis zum Überdruß bekannt ist.
Nun haben erst einmal
die Bürger das Wort, wie Bürgermeister Feitz unlängst richtig feststellte und
das ist gut so und auch allerhöchste Zeit.
Nach dem
Bürgerentscheid - egal wie er ausgehen mag – hoffen wir aber, daß dann das
Gespräch mit den Bürgern gesucht wird, nur so kann die Kommunalpolitik aus
ihren Schützengräben herausfinden und nur so kann der tiefe Riß, der quer durch
die Stadt geht, wieder vernarben.
Wahlnachlese aus
"Zeisal & Krohansl"
13.1.98 Franz Köppls Alleingang
Das hats noch nie
gegeben! In der Stadtratssitzung am 21.. distanzierte sich Bürgermeister Feitz
mit einigen SPD-Räten und auch Stadtrat Günther, ansonsten Köppls treuester
Gefolgsmann von den Unabhängigen, von der Wahlbroschüre, die vom 2.
Bürgermeister offenbar im Alleingang herausgegeben worden war. Diese seit
Bekanntwerden heiß umstrittene und sehr aufwendig gemachte "Bürgerinformation",
die sich mit 2 Stadtwappen und mit "Stadt Zwiesel, 2. Bürgermeister
Köppl" legitimierte, suggerierte in
bunten Bildern völlig neue Verkehrslösungen, die noch wenige Wochen zuvor als
völlig undurchführbar eingestuft worden waren. Wie sich nun herausstellte,
reine Luftschlösser, die offenbar nur den Zweck verfolgten, die Wahlentscheidung
der Bürger zu beeinflussen.
Das Papier, das sich als das "Zukunftskonzept" der
Stadt Zwiesel ausgab und voll auf die Umgestaltung der Stadt in einen
"zukünftigen Kneipp-Kurort" setzte, soll nun völlig ohne Kenntnis der
restlichen Stadtführung entworfen, gedruckt und verteilt worden sein. Falls
dies so sein sollte, hat sich Herr Köppl der absichtlichen Wählertäuschung und
des Amtsmißbrauch schuldig gemacht. Die restlose Aufklärung des Skandals ist
dringend geboten und kann nicht ohne Konsequenzen bleiben
24.1.99
Bürgeerentscheid erfolgreich - Aus für Stadtplatzsperrung!
63,8 Prozent der
Zwieseler Bürger stimmten für die sofortige Aufhebung der Stadtplatzsperrung,
nur 36,2, Prozent wollten die Fuzo behalten. Ein Bürgerentscheid mit einer
Wahlbeteiligung von beinahe 70 Prozent, das dürfte bayernweit einmalig sein.
Der Bürgerentscheid war übrigens der erste im Landkreis Regen. Von 8232
Wahlberechtigten hatten 5694 abgestimmt, davon 1300 Briefwähler.
Vertreter der
Stadtführung zeigten sich über das Ergebnis sehr enttäuscht, sie müssen sich
jetzt 3 Jahre an den Entscheid halten.
Anders die Vertreter
der Bürgerinitiative, sie interpretieren das Abstimmungsergebnis als eine
schallende Ohrfeige für die Stadtführung und deren autoritäre Politik, die
einfach Tatsachen schafft, ohne den Bürgerwillen zu beachten und die
Bevölkerung in Entscheidungen einzubinden. Im Vorfeld des Entscheides hatte die
Stadtführung die Fuzo als Teil einer Gesamtkonzeption den Bürgern zu verkaufen
versucht. Die Bürger haben mit ihrem Votum also folglich das politische Gesamtkonzept
der Führung abgelehnt.
Presse-Erklärung
zum Ergebnis des vom 24. Januar 1999
(vom BB nicht abgedruckt!)
Wir freuen uns über
das so eindeutige Ergebnis des Bürgerentscheids und danken allen Zwieselern,
die bei der Vorbereitung und Durchführung des Bürgerbegehrens und des
Bürgerentscheides mitgeholfen haben. Das Abstimmungsergebnis drückt deutlich
den Unmut der Zwieseler über die Stadtpolitik aus und ist eine deutliche
Warnung an die Stadtführung, weiterhin eine Politik über die Köpfe der Bürger
hinweg zu machen.
Wir wollen auch jetzt
nach dem Bürgerentscheid erneut unterstreichen, daß sich unser Widerstand nicht
gegen eine Fußgängerzone im Grundsatz richtete, sondern nur gezielt gegen die
Stadtplatzsperrung in Zwiesel, die das Verkehrsgefüge der Innenstadt zerstörte,
die Stadt teilte und den Bürgern irrwitzige Mehrfahrten zumutete.
Für eine
Fußgängerzone müssen erst die verkehrsmäßigen und wirtschaftlichen
Voraussetzungen geschaffen werden, was in Zwiesel unbegreiflicherweise nicht
geschehen ist.
Viele Bürger haben
auf diesen Umstand lange im Vorfeld hingewiesen, leider ohne jeden Erfolg. Aus
diesem Grund trägt die Stadtführung auch die alleinige Verantwortung für das
Scheitern der Fußgängerzone in Zwiesel.
Nach dem
erfolgreichen Bürgerentscheid erwarten die Bürger die unverzügliche Öffnung des
Stadtplatzes für den Verkehr, die baldige Einführung der versprochenen
Verkehrslenkung sowie Verbesserungen der Ampelschaltungen usw. Des weiteren
hoffen die Zwieseler auf eine bürgerfreundlichere Politik in der Zukunft, in
der die knappen öffentlichen Mitteln für die wirklich vordringlichen Aufgaben
eingesetzt werden und nicht immer neue Luftschlösser ersponnen und in den Sand
gesetzt werden. Außerdem erwarten viele Bürger, daß die derzeitigen rigorosen
Parkbeschränkungen am Stadtplatz und Anger aufgehoben werden und Kurzparkzonen,
wie sie in Regen bestens funktionieren, eingerichtet werden.
Die "Aktion
Bürgerfreundliche Stadt" mißbilligt zudem aufs Schärfste das gegenwärtige
Partei- und Fraktionsgezetere im Stadtrat und sieht darin mit die Ursache der
politisch so verfahrenen Lage in Zwiesel.
Der Fall mit der
unlegitimierten Wahlbroschüre der Stadtführung, in der die Wähler eine Woche
vor dem Bürgerentscheid gezielt falsch unterrichtet wurden, muß restlos
aufgeklärt werden.
6.2.99 Grüne
Tricksereien
Günther Holl, der
Grüne im Zwieseler Stadtrat, versuchte in der Stadtratssitzung am 4.2. - die
sofortige Aufhebung der Stadtplatzsperrung zu verhindern, dies trotz dem 64
Prozentvotum des Bürgerentscheides, Er argumentierte, die Sperrung würde auch
durch eine Einbahnstraßenregelung aufgehoben oder in dem man den Stadtplatz in
eine Spielstraße umwandelt. Die Stadträte Wellisch und Wirth unterstützten
Holls Forderung. Der Bürgermeister und alle anderen Stadträte lehnten eine
derartige Verfälschung des Wählerwillens aber ab, denn damit wäre der weitere
Konflikt vorprogrammiert. Ein Amtssprecher des Landratsamtes hatte aber schon
am 25.1. deutlich gemacht, daß der Sinn des Bürgerbegehrens klar sei und nicht
verfälscht werden dürfte.
Zum Angerfest am Faschingssonntag gesungene Gstanzln von Geiss Haejm:
Und da Stadtrat vo
Zwiesl
hod unsan Schdodplotz
zuagspiat
und dabei ganz
vogessn
daß da d´ Hauptstraß
durchführt.
Waejst vo da Kiacha
zum Anga
deafst a
Schdodtrundfahrt mocha
Ja, wos soit ma da
doa?
Soi ma plärrn oda
locha?
Dreißg Moi bis zum
Mond
- unsa Umweg pro
Joah!
Hod da Preischl Sepp
ausgrechnet
Und ament is aa woah!
Unsa Schdod is vorammed!
Unso Schdod is heit toit!
„Burgamoasta, hob
Erbarmen!“
es durch Zwiesl hoit.
Am Schdodplotz is staad woan
so staad wia no nia
grod bei scheena Weda
tringand a paar Leit
ihr Bier.
Aba rundumadummadum
Da roind heit da
Vokehr
D` Leit irrnd
umananda
Und hamd a rechts
Gscher.
Zwiesl, als Heilbad, "Bad
Zwiesl", für die einen ein Traum, für mich ein Alptraum, denn ich habe 15
Jahre in einem Heilbad gelebt und ich sage euch, es gibt keine öderen und
kälteren Plätze auf diesem Planeten.
Bad Zwiesl
1999
Und unsa Zwiesl soi
Fei aejtz a Heilbad
wean
Gehts nachm Köppe
Franz
Und a paar weitre
Herrn.
„Bad Zwiesl“ mei des
waar
für uns des gressa
Glück!
Dann kammad s Gaejd
zu uns
ganz knüppedick.
Doch zerscht muaß da
Vokehr
Aus Zwiesl ausse,
denn
D´ Kurgäst´ woin
flaniern
Am Schdodtplotz obn,
dem scheen
Und aa da Anga soit
A lange Fuzo wean
Und um uns Zwiesla
Tuat se neamads
schean.
Und d´
Schlachthofstraß die wiad
Dann re-rekultiviert
Wenn erscht die neie
Straß
Hint umme zum Bahnhof
führt
A neia Kreißl da
und duat muaß aa no her
Mia leitman woandas
hi
den bluats Vokehr!
Ja und da Proft Hanse
Der sitzt dann alle
Tog
Am Schdodplotz obm,
egal
Wos für a Weda hod.
Ja und da Riega
gfreit se
Wia ´s Lem so stoak
pulsiert
Und zfriedn da
Grünberga
In seim Kaffee riaht.
Und obn am
Schdodplotz soit
In da Mitt a Gerinne
rinna
Ament daß d´ Antn
schnaeja
Aafe und oi schwimma
kinna.
A kloana Kanale Grande
Mit ana Seufzabruck
Oda a kloans
Haejhbochgspreng
I wia vorruckt!
Und oamoi in da Wocha
Hod letztdings ebba
gwitzlt
Da wiad im
Gerinne-Wossa
Mit´m Kurdirekta
pritschlt
Und wer am laudan
kudat
Im Wossa am laudan
kiat
Kriagt unsa
Schdodtwappn
Ois Preis offeriert.
Und obm vorm Nepomuk
Is dauand Kurkonzert
A fade Kurmuse
Wia mas am Friedhof
head
Koa Landla und koa
Raggea
Koa Blues und aa koa
Rock
Koi Gstanzln und koa
Jazz
Und koa Hipp-Hopp.
Nirgands mehr junge
Leit
Die hom da nix volorn
Die mochand grod an
Krach
Nix für so feine
Ohrn.
Im Bad draußt wiad
ned grutscht!
Hock de in d´
Heikraxn!
Da kriagst an woama
Bugl
Und koite Haxn.
Ins Beckn wiad ned
ghupft!
Ab Aeife Fahrverbot!
O heiliga Nepomuk
Haejf uns in groußa Not!
Zwiesl soit bleim
wias is
Und ja koa Heilbad
wean
I mog mei Schdod wias is
Hoid goa so gern!
PS: Drei Kontrahenten habe ich im Text "verewigt", ich hoffe auf freundliche Weise, da ist Hans Probst, Herr Rieger und Sepp Grünberger, die alle drei die Stadtführung mit Leserbriefen in ihrer "Tyrannei" unterstützen und gegen uns nicht zimperlich waren.
Damit se ebbs riaht
Ham S´ a Schirennads
gmocht
Mittm am Zwiesla
Schdoodplotz,
mei, do hamd d´ Leit
glocht!
Mit riesige Lastwagn
Ham S´ an Schnee
zuaragfahn
Und hamdn aaf d´
Straß gschitt
Für d´
„Nacht-City-Bahn“.
Wia ´s Rennads vorbei
war
Hod se um den Schnee
neamds mehr gscheat.
„Aeitz meassman mia
zammgnoutschn“
Hod ma d´ Leit
schimpfa gheat.
Und dann nach acht
Tag
Is a Gletscha draus
woan
Doch wos hod so a Gletscha
Aaf unsam Schdodplotz
voloan?
A Gletscha vorm
Rathaus!
Ebba a neua „Event“?
Und d´ Leit sand
umanandgrutscht
Hom se hoibad darennt.
Wos weand S´ no ois ostaejn?
Wos weands no ois doa?
Heit loch ma no drübe
Doch moang is scho
woah:
Für Eistock und
Schlittn
A eisige Streck
Vom Leichenhaus obn
Oi zum schoafn Eck!
Ament bauns no an
Schilift
Mittn eine in d´
Schdood
Mit ana Schneekanon
Die sonst neamad no
hod.
Oda se baun a
Sprungschanzn
Zum Nepomuk oi
Und da Auslaaf kimmt
eine
In oitn Pfeffasoi.