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Pressebericht Bayerwald Bote vom 6.11.2002

Ordensmann, Seelsorger, Mensch der Versöhnung

Zum Tod von P Paulus Sladek OSA - Beisetzung am Freitag auf dem Zwieseler Friedhof

Von Hans Proft

Zwiesel. P. Paulus Sladek OSA, der langjährige Prior des Zwieseler Augustinerkonvents, ist am vergangenen Samstag im hohen Alter von 94. Jahren gestorben. Am Freitag wird der Ordensmann und Seelsorger um 10.30 Uhr am Zwieseler Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. Anschließend wird um 11 Uhr in der Stadtpfarrkirche das Requiem für den Ordensmann und langjährigen Vertriebenenseelsorger gefeiert. Geboren am 28. Januar 1908 in Trebnitz bei Lobositz, trat der junge Fritz Sladek im Oktober 1926 als Novize bei den böhmischen Augustinern ein, wo er den Ordensnamen Paulus erhielt. Er studierte an der Theologischen Fakultät der Deutschen Universität Prag und wurde am 28. Juni 1931 in Prager Veitsdom zum Priester geweiht. 1933 promovierte er zum Doktor der Theologie und bereits 1934 wurde er Lehrbeauftragter beim Lehrstuhl für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Karlsuniversität. Damit verbunden war die ehrenvolle Aufgabe des Akademischen Predi­gers bei den Studentengottesdiensten in der Salvatorkirche.

Nach der Errichtung des Protektorats Böhmen-Mähren und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fiel der Ord9nsmann immer mehr der Gestapo auf. Er arbeitete zu viel seelsorglich, über das ,,erlaubte Maß". Vor allem sein unermüdlicher Einsatz in der katholischen Jugend missfiel den braunen Machthabern. Nur mit Mühe konnte er einer Verhaftung entgehen. 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen.

Schon bald nach der Entlassung  aus amerikanischer Gefan­genschaf wurde der nun seiner  Heimat beraubte Ordenspriester Leiter der Kirchlichen Hilfsstelle in München. Unermüdlich war er seit dieser Zeit als Seelsorger für die Heimatvertriebenen tätig.  Dabei bemühte  er sich nicht nur um das geistliche Wohl der ihm anver­trauten Menschen, sondern half auch tatkräftig bei ihrer Eingliederung und dem Wiederaufbau ihrer Existenz. Ihm lag auch die Versöhnung mit dem tschechischen Volk am Herzen. Das zeigte sich besonders in der Predigt, die er 1955 bei einer Feldmesse in Haidmühle hielt und bei der er auch die eigene Schuld offen bekannte, Doch seine mutigen Worte wurden damals in der Öf­fentlichkeit größtenteils mit Stillschweigen übergangen.

Als die Augustiner 1963 in Zwiesel ihr Schülerheim errichteten, wurde er Prior des Zwieseler Konvents. Seit dieser Zeit lebte und wirkte er in Zwiesel. Neben seiner Sorge um die jungen Menschen im Juvenat arbeitete er über 30 Jahre lang auch in der Stadtpfarrei mit. Stets war er bereit, auszuhelfen und Vertretungen zu übernehmen.  Dazu  zählen auch viele nächtliche Versehgänge ins Krankenhaus. Und als er einmal ganz unerwartet die Vertretung bei einem Jugendgottesdienst übernommen hatte, wurde deutlich, dass er auch in späten Jahren immer noch die jungen Menschen begeistern konnte.

Nach 47 Jahren war es ihm durch dem Fall des Eisernen Vorhangs vergönnt, bei einem deutsch-tschechischen Gottes­dienst am 23. Juni1990 noch einmal von ,,seiner" Kanzel in der Prager Augustinerkirche zu predigen. Es war eine sehr ernste Predigt, die er in beiden Sprachen vortrug. Sein Aufruf zum gegenseitigen Schuldbekenntnis und zur Versöhnung beider Völker ist das Vermächtnis des Ordensmannes und Seelsorgers Pater Paulus Sladek OSA.