Nachruf

zum Tode meines Schwiegervaters Josef Madl

(wurde leicht verändert am 29.3.12 im Bayerwaldboten Regen gedruckt)


Zwischen Straubing und Tittling konnte man ihm begegnen, dem Madl-Sepp auf seinem Tourenrad und kein Mensch der ihn traf, wäre je auf die Idee gekommen, einen Mann vor sich zu haben, der stramm auf die Neunzig zuging... Unter fünfzig Tageskilometern stieg er wohl nur selten vom Rad, oft waren es bis zu 80 Kilometern, die der ehemalige Polizeibeamte aus Regen so zurücklegte. Auch in Düsseldorf, wohin er regelmäßig mit dem eigenen Auto pendelte, machte er weite Radtouren ins Umland und noch letztes Jahr schwamm er mit seinen Enkeln und Urenkeln in der Donau. Woher Josef Madl diese körperliche Kraft und geistige Frische nahm, darüber haben Angehörige und Freunde oft gerätselt. War es die harte Arbeit auf dem kleinen Waldbauernhof bei Saldenburg und später als Steinhauer, die ihm ein so gutes körperliches Rüstzeug mit auf den Weg gaben? Waren es die "zähen Waldler-Gene", mit denen er vernünftig haushaltete? Wie es auch sein mag,  die Ärzte haben an ihm zeitlebens kaum etwas verdient und sein Zahnarzt ging fast gänzlich leer aus...

1940 machte Josef Madl in Dessau und Halberstadt eine Ausbildung zum Flugzeugbauer. 1942 wurde er zur Luftwaffe eingezogen, wo er auch die Fliegerausbildung absolvierte, aber weiter in der Flugzeugwartung eingesetzt wurde und dabei zwischen Paris, Bordeaux und Polen weit herum kam. Nach dem Krieg wurde er Polizist in Bischofsmais und heiratete die Nichte des Dichters Max Peinkofer. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Als die Landespolizeistation in Bischofsmais 1962 aufgelöst wurde zog die Familie nach Regen und baute eines der ersten Wohnhäuser im Bürgerholz. Bis zu seiner Pensionierung 1983 war er Polizist in Regen. Der Tod seiner Frau Paula, vor über zwanzig Jahren, mit der er so viele Reisen und Wanderungen unternommen hatte, war ein schwerer Schicksalsschlag. Doch die Familie, die große Liebe zu seinen Enkeln und Urenkeln und nicht zuletzt das besondere Glück einer späten zweiten Liebe, zu seiner Elisabeth in Düsseldorf, schenkten ihm Lebensmut und so lebte der Madl-Sepp sein Leben in jeder Hinsicht aktiv weiter, bis er dieser Tage bei einer Radltour unweit Bischofsmais bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam.
Der Trauergottesdienst für Josef Madl findet am 2. April 2012 um 14 Uhr in der Stadtpfarrkirche in Regen statt.

 

Geiss Haejm