Nachruf

Bayerwaldbote Zwiesel, den 14.11.06

Den letzten Kampf verloren

Zum Tod des Eisenbahners Sepp Geiss

Sepp Geiss +

Zwiesel (hg). Er war einer der Stillen im Lande, der Geiss-Sepp vom Klotzer. Er, der Eisenbahner, der erst Gleise verlegt hat, dann lange Jahre im Rangier- und im Zugbegleitdienst und als Betriebsaufseher und Meister in der Güterhalle tätig war, hatte zwei große Leidenschaften: seine Brieftauben und die Natur. 1927 wurde er in Gotteszell geboren und kam mit vier Jahren nach Zwiesel, wo seine Eltern eines der ersten Häuser in der Klotzersiedlung bauten. Von 1934 bis 1942 besuchte er in Zwiesel die Volksschule, wobei er vor allem von Lehrer Dr. Dr. Priehäußer viele naturkundliche Anregungen bekam. Nach zwei Jahren als Eisenbahnaspirant wurde er sechzehnjährig erst zum Arbeitsdienst und dann zur Wehrmacht eingezogen, wo er mit anderen Leidensgenossen Bombenopfer in Schwabach und Nürnberg aus den Ruinen bergen musste. Zum Kriegsende wurde er noch in Frankreich eingesetzt und kam dann in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wo er fünf Monate lang in der Hölle bei Bad Kreuznach in einem Erdloch schwer krank überlebte. Wieder in der Heimat kämpfte er sehr erfolgreich in der damaligen Zwieseler Boxerstaffel. 1949 heiratete er Martha Neumaier, die Tochter des weit gereisten Glasmachermeisters "Schaurer-Sepp“, mit der er zwei Söhne großzog, Haejm, den Erzieher und Liedermacher, und Werner, den Polizisten, der für die Grünen im Zwieseler Stadtrat sitzt.

Die letzten zwölf Jahre seines Lebens kämpfte der Geiss-Sepp mit nie versiegendem Lebenswillen gegen eine bösartige Krankheit nach der anderen und machte vielen anderen Kranken mit seinem Beispiel Mut. Bis zum Schluss war er voller Hoffnung und nie traf man ihn, ohne von ihm einen humorvollen Spruch zu hören. Letzten Mittwoch ist er im achtzigsten Lebensjahr gestorben und mit ihm der letzte "Klotzerer“ der ersten Generation.