90. Geburtstag von Martha Geiss

Würdigung im Bayerwald-Boten Zwiesel vom 6.12.2017

 

Martha Geiss, vom Klotzer, ist nun eine Neunzigerin! Seit bald einem Jahr lebt sie im Zwieseler Altenheim St. Helena, wo sich zu ihrem Ehrenstag auch die 2. Bürgermeisterin Frau Elisabeth Pfeffer in die Schar der Gratulanten einreihte. Die Jubilarin wurde 1926 in Frauenau als Tochter des Glasmachermeister Josef Neumaier geboren und hatte in ihren ersten zwanzig Lebensjahren ein sehr bewegtes Leben, denn ihr Vater zog als "böhmischer Glasmacher" mit seiner Familie der Arbeit nach und arbeitete in vielen großen Glashütten, erst in Kufstein, Kramsach, Düren, Weilheim, Kanap, Ichendorf und schließlich in Harrachsdorf im Riesengebirge, wo sie den größten Teil ihrer Kindheit und Jugend verbrachte. Zum Kriegsende wurden sie, wie Millionen Leidensgenossen, von den Tschechen vertrieben und ihrer Habe beraubt. Erst zog die Familie mit einem Handwagen nach Voigtsdorf in Schlesien, dann nach Hirschberg, wo der Vater polnische Glasmacher ausbildete. Schließlich wurden sie auch von dort vertrieben und landeten, nach achttägigen Höllenfahrt im Viehwaggon, in Hannover. Nach einem Monat in einem Auffanglager erhielt die Familie von den Alliierten die Erlaubnis in die alte bayerische Heimat zurückkehren zu dürfen. Hier lernte Martha Neumaier den Eisenbahner Josef Geiss kennen und heiratete ihn 1949. Aus der sechzig Jahre währenden Ehe gingen zwei Söhne hervor. Vermutlich war es das Trauma der erlebten Odyssee, die sie in ihrem Häuschen am Klotzer so tiefe Wurzeln schlagen ließ und sie zum heimatverbundensten Menschen machte, den man sich vorstellen kann. Auch nach dem Tod ihres Ehemanns vor zehn Jahren, versorgte sie sich bis zu ihrem 89. Jahr selbstständig. Eine plötzlich einsetzende Pflegebedürftigkeit führte sie ins Zwiesler Altenheim, wo sie sich recht wohlfühlt und im Kreis ihrer Söhne, Enkeln und Urenkeln ihren Ehrentag feierte.