12.5.97 Für Mahnkreuze

LB an PNP

Manche bezeichnen es als Krieg, was täglich auf unseren Straßen passiert. In jedem Fall ist es ein irrwitziges Treiben, von dem nur ein kleiner Teil nötig und für unsere Wohlfahrt förderlich ist. Da verfrachten sich Menschen von A nach B, nur um die selbstverständlichsten Kontakte zu pflegen und ihre Existenz zu sichern. Was sich in alten Zeiten im engeren Lebensraum erledigen ließ, erfordert heute halbe Weltreisen. Die unsinnigsten Waren, die es oft am Zielort ausreichend gibt, werden quer durch Europa gekarrt: sogar Bäume, Steine, Biomasse. Dazu kommt die zunehmende Lagerhaltung auf Rädern und die alljährliche Massenflucht aus den unwirtlichen Industrieregionen in die Urlaubsgebiete. Manchmal ist es auch reines Unterwegssein aus Langeweile und Sinnsuche auf Felgen. Auf der Strecke bleibt vieles, tausende Verkehrstote und hundertausende Verletzte jedes Jahr. Mahnkreuze an den Todesstellen lassen uns manchmal kurz innehalten in unserer Raserei. Ich wünschte mir, für jeden Toten und Schwerverletzen würde uns ein Kreuz am Straßenrand bremsen. So würden unsere Highways als das kenntlich, was sie sind: Todeszonen.

 

12.12.96 Waldsterben und Verkehr

Daß es noch Wald gibt, ist ganz sicher nicht unseren Umweltschutzmaßnahmen zu verdanken, denn geschehen ist nur etwas in den Bereichen, in denen sich etwas verdienen ließ, bei den Katalysatoren, beim Recycling oder beim Bau von Großanlagen, deren Einzugsbereich verkehrs- und energiepolitisch ein Irrsinn ist.

Der Moloch Straßenverkehr ist so immer weiter gewachsen und was heute unnütz über unsere Straßen gekarrt wird, spottet jeder Beschreibung. Steine, Bäume und sogar das Bier kommen von weit her zu uns, wenn das kein "Eulen nach Athen tragen ist!"

Post und Bahn transportieren heute auf Lastzügen, was früher auf der Schiene lief und durch ihre Zentralisierung werden Briefe und Frachtgut erst einmal für eine ganze Region zentral gesammelt, um dann wieder verteilt zu werden. Behinderte erst ein auslieferndes Paketauto den Verkehr, sind es durch die Privatiserung heute mehrere, die dieselbe Strecke beliefern. Grünmasse und Lebensmittelreste werden aus mehreren Landkreisen zusammengekarrt, statt sie dezentral wie eh und je zu verfüttern oder verrotten zu lassen. Schwertransporte bringen selbst Steine und Holz zu uns, wovon wir ja wirklich genug haben, viele Großfirmen haben heute rollende Läger und verstopfen damit die Straßen, die spezialisierte Landwirtschaft holt sich ihre Futtermittel von weit her usw. Doch auch der Individualverkehr verstopft die Straßen und verpestet die Luft, immer protzigere und schnellere Autos zockeln in den immer längeren Kolonnen, das Dreiliterauto gibt es nur in den Sonntagsreden der Politiker.

Viel der Luftverschmutzung ist Begleiterscheinung unserer Wirtschaft, die erst durch die Produktion des Überflüssigen floriert. Solange es sich lohnt, Waren über immer weitere Strecken zu transportieren, wird sich auch nichts verbessern. Und was sich heute an Luftverschmutzung über den Wolken abspielt, ist die blanke Barbarei!

Die unmittelbarste Gefahr für unsere Region (für den Wald und uns Menschen!) ist aber der wachsende Transitverkehr, wir ahnen langsam, was die armen Tiroler auszuhalten haben. Vermutlich werden die so sehnlichst erwartenden Ortsumgehungen noch mehr Verkehr anziehen, ebenso wäre es, würde eine weitere Einfallstraße in den "Woid" über Hangenleithen gebaut. Es sollte nicht vergessen werden, daß es unsere einheimische Wirtschaft ist, die den Grenzübergang auch für schwere Lastzüge öffnen möchte (und zunehmend ihre Produktion ins billigere Böhmen verlagert.) Wer über das Waldsterben redet, muß auf diese Zusammenhänge schauen und nicht gebannt auf den Borkenkäfer starren.