LB an PNP
Manche bezeichnen es als Krieg, was täglich auf unseren Straßen
passiert. In jedem Fall ist es ein irrwitziges Treiben, von dem nur ein kleiner
Teil nötig und für unsere Wohlfahrt förderlich ist. Da verfrachten sich Menschen
von A nach B, nur um die selbstverständlichsten Kontakte zu pflegen und ihre
Existenz zu sichern. Was sich in alten Zeiten im engeren Lebensraum erledigen
ließ, erfordert heute halbe Weltreisen. Die unsinnigsten Waren, die es oft am
Zielort ausreichend gibt, werden quer durch Europa gekarrt: sogar Bäume,
Steine, Biomasse. Dazu kommt die zunehmende Lagerhaltung auf Rädern und die
alljährliche Massenflucht aus den unwirtlichen Industrieregionen in die
Urlaubsgebiete. Manchmal ist es auch reines Unterwegssein aus Langeweile und
Sinnsuche auf Felgen. Auf der Strecke bleibt vieles, tausende Verkehrstote und
hundertausende Verletzte jedes Jahr. Mahnkreuze an den Todesstellen lassen uns
manchmal kurz innehalten in unserer Raserei. Ich wünschte mir, für jeden Toten
und Schwerverletzen würde uns ein Kreuz am Straßenrand bremsen. So würden
unsere Highways als das kenntlich, was sie sind: Todeszonen.
Daß es noch Wald gibt, ist ganz sicher nicht unseren
Umweltschutzmaßnahmen zu verdanken, denn geschehen ist nur etwas in den
Bereichen, in denen sich etwas verdienen ließ, bei den Katalysatoren, beim
Recycling oder beim Bau von Großanlagen, deren Einzugsbereich verkehrs- und
energiepolitisch ein Irrsinn ist.
Der Moloch Straßenverkehr ist so immer weiter gewachsen und was heute
unnütz über unsere Straßen gekarrt wird, spottet jeder Beschreibung. Steine,
Bäume und sogar das Bier kommen von weit her zu uns, wenn das kein "Eulen
nach Athen tragen ist!"
Post und Bahn transportieren heute auf Lastzügen, was früher auf der
Schiene lief und durch ihre Zentralisierung werden Briefe und Frachtgut erst
einmal für eine ganze Region zentral gesammelt, um dann wieder verteilt zu
werden. Behinderte erst ein auslieferndes Paketauto den Verkehr, sind es durch
die Privatiserung heute mehrere, die dieselbe Strecke beliefern. Grünmasse und
Lebensmittelreste werden aus mehreren Landkreisen zusammengekarrt, statt sie
dezentral wie eh und je zu verfüttern oder verrotten zu lassen.
Schwertransporte bringen selbst Steine und Holz zu uns, wovon wir ja wirklich
genug haben, viele Großfirmen haben heute rollende Läger und verstopfen damit
die Straßen, die spezialisierte Landwirtschaft holt sich ihre Futtermittel von
weit her usw. Doch auch der Individualverkehr verstopft die Straßen und
verpestet die Luft, immer protzigere und schnellere Autos zockeln in den immer
längeren Kolonnen, das Dreiliterauto gibt es nur in den Sonntagsreden der
Politiker.
Viel der Luftverschmutzung ist Begleiterscheinung unserer Wirtschaft,
die erst durch die Produktion des Überflüssigen floriert. Solange es sich
lohnt, Waren über immer weitere Strecken zu transportieren, wird sich auch
nichts verbessern. Und was sich heute an Luftverschmutzung über den Wolken
abspielt, ist die blanke Barbarei!
Die unmittelbarste Gefahr für unsere Region (für den Wald und uns
Menschen!) ist aber der wachsende Transitverkehr, wir ahnen langsam, was die
armen Tiroler auszuhalten haben. Vermutlich werden die so sehnlichst
erwartenden Ortsumgehungen noch mehr Verkehr anziehen, ebenso wäre es, würde
eine weitere Einfallstraße in den "Woid" über Hangenleithen gebaut.
Es sollte nicht vergessen werden, daß es unsere einheimische Wirtschaft ist,
die den Grenzübergang auch für schwere Lastzüge öffnen möchte (und zunehmend
ihre Produktion ins billigere Böhmen verlagert.) Wer über das Waldsterben
redet, muß auf diese Zusammenhänge schauen und nicht gebannt auf den
Borkenkäfer starren.