USA

11.2.04 „Stoiber setzt sich bei Rumsfeld für den Erhalt der US-Stützpunkte ein“

Nächstes Jahr ist das 60. Befreiungs- und Besatzungs- Jubiläum. Das wäre doch ein guter Termin, den Deutschen durch Truppenabzug das Vertrauen auszusprechen und das ganze nukleare Horrorarsenal endlich über den Atlantik zu schaffen. Doch Stoiber will die US-Armee auf Dauer hier behalten. Ist das nun Unterwürfigkeit und vorauseilender Gehorsam oder soll Deutschland doch noch zum amerikanischen Bundesstaat werden?

Und stört es Stoiber gar nicht, dass die USA vom „Flugzeugträger Deutschland“ aus, mittlerweile doch einem souveränen Land,  noch immer einen völkerrechtswidrigen Krieg führen?

Vielleicht sollte man – bei aller Dankbarkeit – auch nicht immer totschweigen, dass die USA mit Hilfe ihrer Vasallen Adenauer und Strauß die Vereinigung der deutschen Besatzungszonen zu einem neutralen Staat verhindert haben und die europäischen Länder im Kalten Krieg jahrzehntelang gegeneinander hetzten und sogar bereit waren Mitteleuropa aus ideologischen Gründen atomar zu verbrennen, und diese Doktrin noch immer gilt.

Es wird langsam Zeit für normale Beziehungen mit den USA. Doch dazu müssen wir endlich den Schneid haben zu sagen, dass uns Amerikaner als Gäste herzlich willkommen sind, sie ihre Massenvernichtungswaffen aber doch zu Hause lassen sollten.

 

Bespitzelt von den USA, März 03

Der britische "Observer" veröffentlichte ein internes Papier des amerikanischen Geheimdienstes mit detaillierten Planungen zu Lauschangriffen auf UN-Botschafter, speziell jene Mitglieder des Sicherheitsrates, die für das Zustandekommen einer zweiten Irakresolution bedeutsam sind: Chile, Angola, Kamerun, Guinea, Pakistan u. Bulgarien. Doch es gab keine Proteste der Regierungen, die USA mussten sich nicht einmal rechtfertigen. Der bulgarische Botschafter bemerkte, es wäre beinahe eine Beleidigung nicht von den USA abgehört zu werden...

 

 

7.10.01 Bomben gegen Afghanistan

"Krieg für den Frieden", nannte Blair das beginnende Bombardement gegen die Stellungen der Koranschüler (Taliban) in Afghanistan, weil diese den Terroristenchef Osama Bin Laden nicht auslieferten, der hinter den Selbstmordattentaten von New York und Washington stehen soll. Doch wann wäre mit Krieg jemals Frieden erreicht worden? Es steht zu befürchten, daß sich Amerika und die westliche Welt die Sympathien verscherzen, die ihnen weltweit entgegengebracht worden, weil sie Opfer waren, Opfer geisteskranker Verbrecher, für deren schreckliche Taten es keine Rechtfertigung gibt. Doch nun treten die USA aus der Opferrolle und werden zum Rächer, und trotz aller Umsicht, mit denen sie zu Werke gehen wollen, werden unzählige Unschuldige darunter leiden, die nichts mit Bin Laden zu tun haben. Ich will durchaus hoffen, daß man es schafft die Terroristen zur Verantwortung zu ziehen, doch solange man nicht die Ursachen des Terrors bekämpft, wird es gehen, wie es Herakles mit den Köpfen der Hydra ging, aus einem abgeschlagenen werden zwei neue wachsen und das ist so sicher, daß zwei neue Zweige nachwachsen, wenn ich einen Zweig abschneide.

 

 

Man kann nur hoffen, daß Bush nach den Marschflugkörpern auch die wichtigste Ursache für den islamischen Terrorismus angeht und die Israelis in die Schranken weist und endlich für einen palästinenischen Staat sorgt, denn was der religiöse Nationalist Sharon in den letzten Monaten alles provoziert hat, würde selbst ein Volk von Engeln in den Terror treiben.

 

31.3.2001 Elefant im Porzelanladen

 

Die USA klinken sich vom Weltklimagipfel aus, weil das ihrer Wirtschaft schaden könnte. Präsident Bush präsentiert sich der Welt als ökologischer Neandertaler und als nationalistischer Machtpolitiker. Aber wer die amerikanische Politik verfolgt, weiß schon lange, daß sie nach wirtschaftlicher und machtpolitischer Hegemonie strebt und alle Ländern, die sich dem widersetzen, als Feind betrachtet, als "Schurkenstaaten", vor denen man sich mit "Starwar" schützen muß... Vor einiger Zeit konnte man beim  Sender "Phönix" spät abends einen Vortrag des früheren amerikanischen Sicherheitsberaters Brezinski (?) verfolgen und dabei die letzten Illusionen über die Politik der USA ablegen. Eine egoistischere und nationalistischere Machtpolitik ist kaum vorstellbar, und man macht daraus auch kein Geheimnis. Was Bush jetzt von sich gibt, ist voll auf dieser Linie. "Amerika first" heißt nichts anderes, als daß alleine der Vorteil für die amerikanische Wirtschaft, bzw. für die politikbeherrschenden multinationalen Konzerne das allein entscheidende Kriterium für Politik ist. Eine solche Politik orientiert sich an Börsendaten und nicht an dem, was dieser Planet und das Leben auf ihm braucht. Doch Ökologie ist die Voraussetzung für Ökonomie.

 

1.4.05 Makaberer Aprilscherz?

Die Nominierung von Wolfowitz zum Präsidenten der Weltbank sei Bushs ausgestreckter Mittelfinger gegen die Europäer, kommentierte unlängst die Süddeutsche Zeitung. Man glaubt an einen Aprilscherz, aber nun wurde dieser Kriegstreiber tätsächlich auf diesen Posten gesetzt, mit Unterstützung der Europäer. Schon vergessen? Bush, Blair, Rumsfeld, Wolfowitz usw. führen einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg im Irak und haben zehntausende Tode und Verwundete auf dem Gewissen! Doch statt sich in Den Haag verantworten zu müssen, werden sie von rückgratlosen Regierungen hofiert und - wie Wolfowitz - nach ganz oben befördert.

 

 

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Dialog 01

Kritik an den USA

vom 16.12.05

wz

In diesem Jahr habe ich von dir mehrere amerika-kritische Leserbriefe gelesen, der letzte heute, wo du dem US-Präsidenten vorwirfst, schon wieder zu lügen. Sollte man sich nicht besser darüber freuen, dass er endlich seine Fehler einräumt?

haejm

Na ja, Bush ist nicht hingetreten und hat gesagt: Ich möchte mich bei den zehntausenden Toten und ihren Angehörigen entschuldigen, dass ich sie habe umbringen lassen, bei den über hunderttausend Verletzten, bei den Witwen und Waisen, bei all denen, denen ich die Wohnungen, die Infrastruktur und die Arbeitsplätze zerstört habe. Ich schäme mich, dass ich Spreng- und Phosphorbomben und Urangeschosse eingesetzt, das Land in Chaos gestürzt habe, dass die Wirtschaft ruiniert ist, die Umwelt vergiftet wurde, dass viele unersetzliche Kulturgüter zerstört wurden oder gestohlen wurden usw. Es tut mir leid, dass ich angeordnet habe, Menschen wie Tiere in Käfige zu sperren, dass in meinen Gefängnissen gefoltert wird und viele Gefangenen entwürdigt werden. Ich schäme mich, dass ich mich von meinen Beratern und der Wirtschaft habe aufhetzen lassen und dass ich die UNO und die ganze Welt belogen und getäuscht, gegen das Völkerrecht verstoßen und zwei Eroberungskriege geführt habe.

wz

Zugegeben, Herr Bush war nicht sehr reuig, er behauptet noch immer, dass die Welt nun ein besserer Ort sei. Aber immerhin, sein Geständnis hat mich doch erstaunt.

haejm

Es mag ja sein, dass Präsident Bush leicht zu täuschen ist - man nehme nur seine religiöse Einfältigkeit, bzw. seinen religiösen Fanatismus, der ja nicht gespielt zu sein scheint. Bush aber zu unterstellen, dass er das Spiel seiner Berater nicht durchschaut hat, würde ihn zu einer Marionette degradieren. Und das ist er sicher nicht. Der Einfluß von Cheyney, Rumsfeld, Wolfowitz und Co ist sicher nicht zu unterschätzen und ein im Grunde schwacher Mensch, wie es Georg Bush zu sein scheint, glaubt am Ende das, was er bei öffentlichen Veranstaltungen so von sich gibt (auch wenn es zumeist oder immer aus fremder Feder stammt), und der berauschende Effekt von Applaus und Schleimertum hat schon viele Mächtige geblendet. Doch einen Mann, der schon als Gouvereur über 150 Menschen auf den elektrischen Stuhl schickte, für seine Taten in zwei Kriegen mit Unzurechnungsfähigkeit zu entschuldigen, nein, damit würde man ihm nicht gerecht. Bush wird damit leben müssen, dass er sich selbst in die grausige Reihe von Eroberern und Kriegsverbrechern gestellt hat.

wz

Du meinst also, dass er eigentlich nach Den Haag gehört?

haejm

Das meine ich in der Tat. Aber nicht nur er, sondern die gesamte amerikanische Militär-und Wirtschaftsmafia, die hinter den Kriegen steht und mit ihrer Skrupellosigkeit und Gier diesen Planeten auf Dauer noch unbewohnbar macht.

wz

Ist das nicht ein wenig übertrieben?

haejm

Nein. Die USA geben fürs Militär und für Rüstung soviel Geld aus, wie alle restlichen NATO-Staaten, Russland und China zusammen. Sie bedrohen die Welt immer noch mit einem wahnwitzigen Arsenal von Atombomben, mit dem alles Leben tausendfach vernichtet werden kann. Sie halten über den Globus verteilt eine dreiviertel Million Soldaten unter Waffen und - wer die ihre Militärgeschichte seit dem 2. Weltkrieg kennt, weiß, dass sie die Welt bei jedem ihrer zahlreichen Kriege belogen haben und dass sie die Mörder und Diktatoren unterstützten und selber vor keiner Schandtat zurückschreckten. Denke nur an den Abwurf der zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, sie haben zweihundertausend Zivilisten völlig unnötig ermordet, nur um die Welt mit ihrer neuen Bombe einzuschüchtern. Ich schäme mich, dass unser Land mit dieser verkommenen Adminstration so sehr verbunden ist und unsere Politiker immer wieder die "Wertegemeinschaft" beschwören. Würde dieses Wort zutreffen, dann hieße das, wir wären wie sie.

wz

Ist das nicht sehr einseitig? Es gibt doch viele kriegerische und räuberische Staaten...

haejm

Aber mir fällt keine so verlogene Macht ein, die Frieden, Freiheit und Menschenrechte predigt und tatsächlich das Gegenteil davon tut. In dieser Beziehung waren sogar die alten Kolonialmächte ehrlicher, die ihr Tun nicht beschönigten, sie hatten eben Kolonien, um sie auszubeuten.

Die USA müssen sich halt an ihrem hehren Maßstab messen lassen, den sie aller Welt predigen. Und ich habe Ende der Neunziger bei Phönix einmal spät nachts zufällig die Rede vom früheren "Sicherheitsberater" Brzinski gehört, der offen aussprach, was sonst nur von "Antiamerikanern" vorgeworfen wird, ja noch viel mehr. Es ging um die Politik des "Amerika first" und um die Ausschaltung von allem, was amerikanischen Wirtschaftsinteressen schaden kann. Das war nicht nur eine nationalistische Rede, das war offener Nationalismus.

wz

Aber zeichnet nicht gerade auch derartiges die USA aus, eben dass solche Reden auch der Bevölkerung zugänglich sind?

Haejm

Brezinski hielt diese Rede in Deutschland vor einem erlauchten Kreis von Politikern und Wirtschaftsmagnaten. Ich bezweifle, dass er von der Ausstrahlung im Originaltext wußte. Vielleicht dachte er es sei wie in den Staaten, wo die großen Sender die Bevölkerung vor allem einlullen und verblöden. Das Ausmaß der Uninformiertheit des amerikanischen Volkes ist deswegen auch so erschreckend. Es hat fast drei Jahre gedauert, bis nun eine Mehrheit langsam merkt, dass sie von Bush, was seine Kriege angeht, nur belogen worden ist.

wz

Dass du dich mit deiner vernichtenden Kritik dem Vorwurf des "Antiamerikanismus" aussetzt, weißt du aber schon?

haejm

Da Deutschland ja heute immer noch eine Art "amerikanisches Protektorat" ist und von  deutschen Militärbasen aus die USA ihre Kriege führen usw., begreife ich das, was ich sagte, als ein Kehren vor der eigenen Haustür, und da haben wir immer zuerst zu kehren. Zudem reden wir immer von den "Amerikanern" oder den "USA". Tatsächlich meine ich, wenn ich kritisiere, den sogenannten "militärischen Komplex" und nicht das amerikanische Volk, das natürlich so gut und schlecht ist wie jedes andere Volk auch. Was sie von anderen unterscheidet, ist die erwähnte unglaubliche Naivität und Uninformiertheit, aber darin spiegelt sich die schon erwähnte Dauerverblödung durch ihre Medien. Wenn ich US- Bürgern oft so zuhöre, dann kommen sie mir oft vor wie große verführte Kinder, was natürlich nicht generell gilt. Immerhin haben gegen den Irakkrieg auch hunderttausende US-Bürger demonstriert.

"Antiamerikanismus" ist zudem auch nur ein so ein Totschlagargument, mit dem man Kritiker in eine Schublade steckt und damit Kritik unterdrückt. Ich bin 1951 geboren und bin also in einer durch und durch amerikanisch geprägten Welt aufgewachsen. Ich habe mit Mickey Mouse und Donald Duck das Lesen gelernt, habe am liebsten Indianer und Cowboys gespielt, ungezählte Hollywoodfilme gesehen und mich mit deren Helden identifiziert. Ich habe amerikanische Musik als meine eigene empfunden, bin durch sie Rockmusiker, Folksänger und Songwriter geworden, ich liebe Blues, Jazz und Bluegrass, spiele auf einer Ovation und einer Stratocaster und fahre einen Ford. Genügt das, um ein für allemal den Vorwurf des Antiamerikanismus zu vergessen?

wz

Wir sollten aber nicht vergessen, dass uns die USA von den Nazis befreit und vor den Kommunisten bewahrt haben und wir von ihnen erst gelernt haben, was Demokratie und Menschenrechte bedeuten.

haejm

Das will ich in den Grundzügen auch gar nicht kleinreden, aber doch auch anmerken, dass Deutschland vor der Nazipest nicht weniger demokratisch und menschenfreundlich war als irgendein anderes europäisches Kulturvolk. Es ist absurd so zu tun, als ob die deutschen Völker nur die Barbarei gekannt hätten.

Nur der Korrektheit halber will ich aber noch anmerken, dass es mehr als die Amerikaner die Russen waren, also jenes Volk, das durch die Nazis 20 Millionen Menschen verloren hat, das Hitlerdeutschland in die Knie gezwungen hat und dem wir auch unsere Befreiung verdanken.

wz

Was hat eigentlich bei dir die Kritik an den USA geweckt?

haejm

Dreierlei. Hirishima, die atomare Überrüstung und der Wahnsinn, eine Wirtschaftsform über die Schöpfung zu stellen, also das, was man so "lieber tot als rot" nannte und der Völkermord am vietnamesischen Volk. Ich habe lange überhaupt nicht begriffen, was da vor sich geht, warum sich die USA zu solchen Verbrechen hinreissen ließen. Doch dann fügte sich ein Stein zum anderen, ich erkannte, dass es ihnen überall auf der Welt nur um Vorherrschaft, Macht und um wirtschaftliche Gewinne geht. Natürlich machen sie damit nichts anders als es die traditionellen Kolonialstaaten gemacht haben. Aber bei ihnen ist es etwas anderes, denn sie haben selber einmal unter der englischen Kolonialherrschaft gelitten und sich davon befreit und wurden zur Hoffnung für alle unterdrückten Länder. Ein George Washington hat seinerzeit sein Land vor eigenem Kolonialismus gewarnt und dies ist - glaub ich - auch in der Verfassung festgeschrieben. Doch nun machen sie es wie ihre früheren Ausbeuter, nur raffinierter, zweigleisig: da die permanente Bedrohung der Völker mit ihrer gigantischen Militärmacht und dort, die subtile Propaganda und ihr Konsumwahn, der wie Backpulver alle Völker und Kulturen durchsetzt und auftreibt.

wz

... und sehr erfolgreich ist, weil sie den Menschen das gibt, was sie wollen: Brot und Spiele, bzw. Hamburger und Hollywood.

haejm

... und Träume. Und auch ein Stück Freiheit, ich will das nicht kleinreden. Und wenn es hundertmal nur eine Illusion von Freiheit ist, und vor allem die Freiheit ist, an anderen zu verdienen, so will ich bereitwillig einräumen, dass sie mir tausendmal lieber ist, als ein diktatorischer Religionsstaat, in dem das finsterste Mittelalter den Ton angibt.

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