Touristische Themen

 

15.8.2000 Zur Tourismusdebatte

Wir müssen unsere Heimat so entwickeln und gestalten, daß wir uns selber darin wohlfühlen, dann fühlen sich auch die Gäste wohl. Als Beispiel, wos hapert, möchte ich ein paar konkrete Unzulänglichkeiten bei unseren Wanderwegen beleuchten. Einer der reizvollsten Wege ist der Kneippweg zum Schwellhäusl, nirgendwo sonst kann man bei uns so schön Barfußlaufen und Wassertreten. Doch seit kurzem ist der Weg nur noch für Fakire zu empfehlen, denn eifrige Helfer haben den Weg mit spitzem Schotter ausgebessert, der teilweise sogar im Bachbett liegt. Dies ist ein Beispiel, wie man - vermutlich ohne sich dabei etwas zu denken- Besucher vergraulen kann. Der Schotter sollte umgehend mit Sand abgedeckt und die Steine aus dem Bachbett gerecht werden. Oder der Flußwanderweg Zwiesel-Regen, auch eines unserer Kleinode, war erst im Juni begehbar, weil solange der Schneebruch nicht aufgearbeitet war. Oder die Praxis einiger Landwirte über ausgewiesene Wanderwege Elektrozäune und Stacheldraht zu spannen! Der Arbeitsaufwand die Weide zu teilen und den Weg auszusparen dürfte doch wohl nicht so schwer sein. Oder wenn - wie gerade eben wieder vielerorts geschehen - in der langersehnten Hitzeperiode großflächig geodelt wird! Will man die Gäste absichtlich vergraulen oder ist es auch hier mangelnde Überlegung? Überhaupt Wanderwege: selbst zwischen den Dörfern um Zwiesel herum sind im Winter nur die Fahrstraßen geräumt. Gerade die älteren Gäste wollen aber nicht nur Skifahren sondern in der Natur spazierengehen. Es müße auch gar nicht geräumt sein, schon eine breite Bulldogspur würde genügen. Ein Mißstand sind auch die "Bäderstraßen" die aus vielen Dörfern in die Wälder führen. Der Wanderer stolpert über die scharfkantigen Reste der Badezimmermoden der letzten Jahrzehnte, über Bauschutt und Dachziegel. Kann man den Schutt nicht abdecken? Oder auf die Deponie fahren?

 

 

11.11.97 Was zum erfolgreichen Tourismus nötig ist ---nicht abgeschickt---

Sich für den Tourismus entscheiden heißt, sich für das Dienen zu entscheiden.

Doch - wenn ich mich in meiner Region umsehe - wie sollen die stolzen Bauern, Glasmacher und Holzhauer, dienen können? Sie, die ihrem alten Tagwerk nachtrauern, sie, die stöhnen unter den ungeliebten Großstädtern, die wie die Heuschrecken ihr Land heimsuchen, ihnen die Preise verteuern und die Straßen verstopfen? Dienen, das heißt, dem fremden Menschen zu Diensten sein, mit Liebe ihm seine freien Tagen versüßen, ihm das geben, was er zu Hause in den großen unwirtlichen Städten nicht hat, nach was er sich das ganze Jahr sehnt. Das verlangt ein geradezu übermenschliches Maß an Liebe und Einsicht, das verlangt die Fähigkeit sich selber zurückzunehmen, sich in den anderen denken und fühlen zu können, dies verlangt eine Qualität und Intensität an Edelmut (und: an Prostitution!) die man höchstens bei Heiligen findet.

 

26.1.96 Erholungs- oder Remmidemmi-Land?

Leserbrief an den Bayerwaldboten zu den Berichten über Tourismusförderung

Wir werden uns entscheiden müssen, welchen Weg wir für die Zukunft wählen: Förderung des Massentourismus durch weitere Steigerung von Remmidemmi (Horrorvision: die freie Landschaft beschallen, wie beim Glasberger Lift, Mac Donald als Portier für den Zwieseler Winkel, noch mehr Verkehr durch weiteren Autobahnzubringer, Verzicht auf die einmalige Chance der Nationalparkerweiterung usw.), oder der Bayerische Wald als Erholungs-, Natur- und Kulturregion.

Wirtschaft und Politik tun sich naturgemäß schwer, man möchte das eine, ohne das andere zu lassen, ja, man möchte alles: man möchte Kurort sein und gleichzeitig Industriestandort, man möchte mit unberührter Natur werben und Waldbau mit dem Harvester betreiben, man möchte die Wirtschaftskraft von Kasernen - doch keinen Gefechtslärm, man möchte immer mehr Straßen - aber keinen Verkehr, man möchte das Geld der Urlauber, aber nicht die Urlauber, man möchte leben wie die Städter - und dabei Waldler bleiben usf.

Der Wunsch auf möglichst viel Beinen zu stehen ist verständlich, nur darf das eine Bein nicht zerstören, was das andere zum Stehen braucht. Nur wenn man nicht überall alles will und maßvoll dosiert, wird sich doch manches miteinander vereinbaren lassen, anderes dagegen überhaupt nicht.

Unser Kapital ist die wunderbare Landschaft, die vergleichsweise intakte Natur und der damit verbundene Erholungswert. Das ist es auch, was die Großstädter in ihren freien Tagen suchen! Unwirtlichkeit, Gesichtslosigkeit, Lärm und Verkehr haben sie zu Hause genug. Darum ist es ein Irrweg, wenn die Urlaubsregionen alle städtischen Verrücktheiten imitieren, verschämt ihre gewachsenen Eigenheiten abstreifen und sich und ihre Heimat prostituieren.

Schön wäre es, wenn es uns gelänge das gute Eigene zu bewahren und es mit gutem Neuen zu verbinden, zum Nutzen für uns und unsere Gäste.

Doch zu allererst müssen wir es schaffen den Durchgangsverkehr einzudämmen, denn wenn wir zum Transitland verkommen können wir unsere touristischen Hoffnungen sowieso begraben.

 

1.1.93 Kanonendonner für die Urlauber

LB an BB/ nicht abgeschickt / Beispiel für die verschiedenen Entwürfe für einen leserbrief

(1. Fassung)

Die Beschwörungen zum Erhalt der Regener Kaserne scheinen mir eher kurzsichtig. Wir werden uns entscheiden müssen, was wir zukünftig haben wollen: Einen expandierenden Militärstützpunkt mit einer Erweiterung des Standdortübungsplatzes und eine nicht zu übersehende zukünftige Nützung durch erweitertes übernationales Aufgabenfeld, oder die weitere Entwicklung zu einer Urlaubs- und Erholungsregion. Denn was gibt es Traurigeres für einen Erholungssuchenden, als Kanonendonner, MG-Salven und Panzerschlachten. Regen selber bekommt dabei in den meisten seiner Stadtteile kaum etwas mit, hauptbetroffen sind die Gemeinde Langdorf aber auch Teile von Zwiesel.

Wenn die Chance heute wirklich bestehen sollte, die Kaserne loszuwerden, dann ist das eine Chance, die vielleicht in hundert Jahren nicht mehr wiederkommt. Kurzfristig mag es für die vom Kasernenbetrieb Lebenden wirtschaftlich tragisch sein, doch langfristig wäre es ein Segen. Die Kasernenbauten könnten die bestehende Wohnungsnot lindern und aus dem umfangreichen Areal könnte ein Natur-, Erholungs-, Sport- oder sonstwie genutzes Zentrum entstehen, damit andere, zivile Arbeitsplätze.

2. Fassung

Urlauber sind untreu, wir wissen es von uns selber. Wenn wir eine Weide abgegrast haben, bzw. wenn uns anderswo das Gras grüner erscheint, wechseln wir zu dorthin. Erst recht (um bei dem Bild zu bleiben) wenn die alte Weide von ihrem Kapital einbüßt, was bei uns sind: Natur, Ruhe, Urtümlichkeit, Gemütlichkeit.

Wegen unserer schönen Straßen kommt niemand zu uns, auch nicht wegen unserer Einkaufsmöglichkeiten, denn diese Dinge haben die Leute auch zu Hause in ihren unwirtlichen Städten.

Gerade diejenigen Mitbürger aber, die ihr Lebtag "hinterm Ofen gesessen sind", also höchstens mal zum Einkaufen oder zum Urlaub die Heimat verlassen haben, scheinen mir oftmals die wahren Werte unserer Heimat am wenigsten zu schätzen. Sie wollen alles genauso haben, wie man es anderswo auch hat. Ihre Spur erscheint dem, der nach längerer Zeit wieder heimkehrt, wie eine Schneise der Verwüstung, auf zehn Zerstörungen kommt eine Verbesserung. Doch die eigenen Spuren sind immer nur den anderen sichtbar, es sei denn, man macht eine Kehrtwendung. Ich weiß, daß man für jede Zerstörung hundert Entschuldigungen anführen kann, und irren werden wir, wie Goethe sagte, solange wir streben. Dennoch sollten wir wenigstens immer wieder versuchen in die richtige Richtung zu gehen. Einige Beispiele. Nichts tun, was die Tendenz uns zum Transitland zu machen unterstützt. Aufhören mit dem Straßenneubau, den ständigen Verbreiterungen und Begradigungen, dem blindwütigen Abholzen und dem Nivelieren unserer gewachsenen Besonderheiten. Oder die Forderung nach Vergrößerung des Manövergeländes in Regen! Was gibt es deprimierenderes als Panzerschlachtenlärm inmitten eines Erholungsgebietes! Mag sein, daß es viele Regener gar nicht mitbekommen, die angrenzenden Orte können ein trauriges Lied davon singen.

Und schon wird konkretes Begehren auf Erweiterung des Standortübungsplatzes laut. Kurz: In ein Erholungsgebiet paßt keine Panzerarmee und Urlauber und Einheimische werden sich diese Zumutung zukünftig immer weniger gefallen lassen. Die gegenwärtigen Überlegungen zur Auflösung der Kaserne sind daher auch wirtschaftlich gesehen kein Unglück, sondern eine einmalige Chance.

3. Fassung

Eine Kaserne ist nichts, auf das man dauerhaft wirtschaftlich bauen könnte, im Gegenteil. Das Kapital des Bayerischen Waldes ist der Erholungswert der wunderschönen Landschaft. Eine Kaserne, bzw. Kanonendonner und MG- Geratter ist ziemlich das Letzte, was erholungsbedürftige Urlauber hier suchen. Wir sprechen aus Erfahrung! In den letzten Jahren haben wir in Regen, Langdorf und bei Zwiesel unseren Urlaub verbracht und sind dabei wiederholt mit dem Gefechtslärm der übenden Panzerbrigade konfrontiert worden, was uns jede Urlaubstimmung geraubt hat. Wir meiden heute deswegen diese reizvollen Orte und wohnen lieber in der Nationalparkregion oder quartieren uns im Böhmerwald ein. Nach unserer Auffassung wäre die Auflösung der Kaserne in Regen für die Urlaubsregion Bayerischer Wald eine Chance, wie sie so schnell nicht mehr kommt. Bleibt die Kaserne, soll das Manövergelände ja sogar noch erweitert werden. Das wäre wohl alles andere als eine Förderung des Fremdenverkehrs. Vergessen Sie nicht: Die Urlaubsmöglichkeiten haben sich durch die Grenzöffnung nach Osten vermehrt, der Konkurrenzdruck wird steigen. Die Gefahr Transitland zu werden, ist für den Bayerischen Wald groß. Die Waldler werden sich entscheiden müssen was sie wollen, entweder den konsequenter Ausbau zur Urlaubsregion mit Erhöhung der Lebensqualität oder Ausbau des Manöverbetriebes, des Transitwegebaus, der weiteren Industriealisierung, der Intensivierung der Landwirtschaft usw. Alles gleichzeitig kann man nicht haben. Wer das nicht begreift, kann leicht alles verlieren."