9.10.2000 Unverantwortlich: Anfahren vom AKW Temelin

Leserbrief an die PNP

Vor vierzehn Jahren, als uns die radioaktiven Wolken aus Tschernobyl den Erdboden, die Nahrung, die Atemluft und das Wasser verseuchte, habe ich wie viele Menschen gehofft, dass alle verantwortungsvollen Nationen sich von dieser unbeherrschbaren Technik verabschieden würden. Dem kurzen Nutzen steht eine unüberschaubar lange Gefährdung gegenüber. Keine Generation hat das Recht, den Kindern ein so tödliches Erbe zu hinterlassen. Aber auch wirtschaftlich ist das Ganze ein Wahnsinn, denn es gibt keine teurere Art der Stromerzeugung, erst recht wenn man die Folgekosten mit einrechnet. Und nun setzt Tschechien im Herzen Europas ein marodes Atomkraftwerk in Betrieb und gefährdet auf nicht absehbare Zeit die eigene Bevölkerung und seine Nachbarn.

Bei aller Sympathie, die ich unseren tschechischen Nachbarn entgegen bringe, die Inbetriebnahme von Temelin empfinde ich als eine ungeheuere Rücksichtslosigkeit.

Wir müssen uns vorwerfen, die Sache nicht ernst genommen zu haben und hätten wohl, wie die Österreicher, die Grenze blockieren sollen und den Prager Atomköpfen mit wirtschaftlichem Boykott drohen, bis sie zur Vernunft gekommen wären. Und vor allem hätten wir massivere Signale nach Brüssel, Berlin und München schicken müssen. Gegen Wackersdorf haben wir gekämpft, bei Temelin haben wir uns auf unsere Regierungen verlassen und waren verlassen. Nun bleibt nur die Boykottierung jener Stromhändler, die ihren Saft aus Tschechien beziehen.