Vor vierzehn Jahren, als uns die radioaktiven Wolken aus Tschernobyl den
Erdboden, die Nahrung, die Atemluft und das Wasser verseuchte, habe ich wie
viele Menschen gehofft, dass alle verantwortungsvollen Nationen sich von dieser
unbeherrschbaren Technik verabschieden würden. Dem kurzen Nutzen steht eine
unüberschaubar lange Gefährdung gegenüber. Keine Generation hat das Recht, den
Kindern ein so tödliches Erbe zu hinterlassen. Aber auch wirtschaftlich ist das
Ganze ein Wahnsinn, denn es gibt keine teurere Art der Stromerzeugung, erst
recht wenn man die Folgekosten mit einrechnet. Und nun setzt Tschechien im
Herzen Europas ein marodes Atomkraftwerk in Betrieb und gefährdet auf nicht absehbare
Zeit die eigene Bevölkerung und seine Nachbarn.
Bei aller Sympathie, die ich unseren tschechischen Nachbarn entgegen
bringe, die Inbetriebnahme von Temelin empfinde ich als eine ungeheuere
Rücksichtslosigkeit.
Wir müssen uns vorwerfen, die Sache nicht ernst genommen zu haben und
hätten wohl, wie die Österreicher, die Grenze blockieren sollen und den Prager
Atomköpfen mit wirtschaftlichem Boykott drohen, bis sie zur Vernunft gekommen
wären. Und vor allem hätten wir massivere Signale nach Brüssel, Berlin und
München schicken müssen. Gegen Wackersdorf haben wir gekämpft, bei Temelin
haben wir uns auf unsere Regierungen verlassen und waren verlassen. Nun bleibt
nur die Boykottierung jener Stromhändler, die ihren Saft aus Tschechien
beziehen.