11.4.2001 Sterbehilfe

Die Holländer haben nun eine gesetzliche Regelung, die Ärzte nicht mehr dafür bestraft, wenn sie einem aussichtslos Leidenden, auf dessen ausdrücklichen Wunsch, seine Leidensphase verkürzen, mit vielen Einschränkungen und Absicherungen, damit kein Mißbrauch getrieben werden kann. In Deutschland müssen Menschen ihren Kelch noch bis zum letzten Tropfen leeren, ja, oft wird das Leiden sogar künstlich verlängert, selbst konsequente Schmerztherapie wird oft wegen "Suchtgefahr" verweigert.

Natürlich weiß ich um die besondere deutsche Hypothek bei der Thematik, und die Sorge, daß leicht Dämme brechen könnten, wenn man die "Gnadentötung" freigibt, ist sicher berechtigt. Darum zögere ich mit meiner Zustimmung. Doch die heutige Sterbepraxis ist ein Grund sich zu fürchten. Wer wünscht sich für sich und seine Lieben keinen schnellen und leichten Tod? Jeder hofft darauf, doch nicht jeder wird dieses Glück haben. Falls ich auch einmal zu jenen letzteren gehören sollte, kann ich mir nur wünschen, daß sich ein gnädiger Mensch finden wird, der sich meiner erbarmt und mein Leiden abkürzt. 

Ich hoffe darauf, daß man sich auch in Deutschland des Themas annimmt und eine Regelung findet, die Mißbrauch ausschließt.  

PS: In den österlichen Ansprachen haben sich Priester beider großer Kirchen des Themas angenommen und es dabei in einem Atemzug mit dem Klonen von Menschen und anderen Perversitäten genannt.

 


31.1.08 Recht auf Barmherzigkeit?

Leserbrief an BBR zum Artikel "Hilfe zum Sterben- oder Hilfe zum Leben?" vom 30.1.08

In Holland, so Moraltheologe Prof. Brantl, sollen sich Menschen mit Kärtchen davor zu schützen versuchen, dass Ärzte sie bei Erkrankung sterben lassen. Solche Grusel-Polemik stammt vermutlich von interessierten Kreisen, denn auch holländische Ärzte leben von den lebenden Patienten und nicht von den toten.

Wird nicht gerade umgekehrt ein Schuh daraus? Werden nicht gerade wegen wirtschaftlicher Interessen Qualen oft mit allen Mitteln verlängert? Es geht dabei nicht um Peanuts, ganze Branchen machen bis zur Hälfte ihres Umsatzes mit den letzten Leidensjahren der Menschen.

Aus dem Herzen spricht mir Brantls Aussage, dass er die indirekte Sterbehilfe durch großzügige pallitative Medikamentengabe für rechtlich und ethisch vertretbar hält, auch wenn dadurch das Leben (bzw. das Leiden) verkürzt wird. Doch auch das ist heute alles andere als die Regel. Ich habe einen Fall erlebt, da wurde eine fast hundertjährige Patientin, die in einem Heim lebte und nur noch sterben wollte und auch eine Patientenverfügung hatte, wiederholt durch Notfalleinsätze zum Leben erweckt. Verzweifelt bat sie mich mit den Ärzten zu reden. Da wurde mir erklärt, dass Heimpersonal sei verpflichteti, den Sanka zu rufen und dann werde eben das normale Rettungsprogramm abgespult. Die Patientin könne nur hoffen, dass ihr Sterben einmal zu spät entdeckt würde...

Noch immer gibt man nur Pferden den Gnadenschuß. Menschen müssen leiden bis es nicht mehr geht. Und dann spricht man dabei noch von Würde. Wurde nicht selbst Jesus am Kreuz möglicherweise mit dem Lanzenstich erlöst?


20.11.07 Recht auf würdevollen Tod

Leserbrief an die PNP zum Artikel "Wieviel Sterbehilfe ist erlaubt"

Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Würde, aber auch das Recht auf einen würdevollen Tod. Wer schwer erkrankt das erste wählt, dem gehört geholfen, auch durch großzügige Gabe von allem, was ihm die Schmerzen und die Angst nimmt, er gehört menschlich begleitet, am besten durch Angehörige oder ersatzweise durch Hospizvereine. Wer es aber nicht erträgt, ein hilfloses Medizin- oder Pflegeobjekt zu sein und sich den Tod herbeisehnt, dem wird Hilfe bis heute vorenthalten, im Gegenteil wird oft das Martyrium noch künstlich verlängert. Die beschworene Gefahr von Sterbehilfe ist sicher ein heikles Thema, doch wenn die Einwände von denen kommen, die sich an der Fortführung der Leiden goldene Nasen verdienen, dann ist Skepsis geboten. Es leben heute ganze Wirtschaftszweige von unseren letzten Lebensjahren und wohl jeder kennt Fälle, wo aussichtslos Kranke mit immer neuen "Therapien" gequält wurden und werden, damit sich, wie es scheint, medizinische Gerätschaften amortisieren usw. Auch die Kirche, die sich nicht zuletzt auf der Verzweiflung der Menschen vor dem Tod gründet, lehnt Hilfestellungen als "nicht vereinbar mit der Übergabe seiner selbst in die liebende Hand Gottes" ab. In meinen Ohren klingt das nur unbarmherzig.