25.10.89 Selbstmörder

LB an AAZ zum Thema "Soldaten sind Mörder"

In der gesamten Menschheitsgeschichte waren Soldaten immer Werkzeug der Gewalt. Den unzähligen Opfern dürfte es gleich sein, aus welcher Intention heraus sie getötet wurden, ob aus edlen Verdeidigungsmotiven, aus Angst, Gier, Haß oder religiösem oder politischem Wahn. Niemand wird ernstlich bestreiten, daß das Handwerkszeug von Soldaten nur zum Töten taugt. Wer sich nun darüber ereifert, daß jemand Soldaten als potentielle, also als mögliche Mörder bezeichnet, macht sich geradezu lächerlich. Natürlich weiß ich, daß man mit der Aufregung den Soldatenstand schützen will, der den Mächtigen alleine Garantie für ihre Macht, den Kaufleuten Garantie für ihre Märkte und Gewinne ist.

Soldaten sind sicher nicht immer Mörder, denn morden ist töten aus niederen Beweggründen und die meisten Soldaten haben wohl immer nur getötet, weil sie selber überleben wollten. Auch Bundeswehrangehörige, die bis heute noch niemanden getötet haben, darf man nicht als Mörder bezeichnen, aber das hat ja auch niemand gemacht.

Doch solange politische Führer ihr jeweiliges Wirtschaftssystem höher bewerten als das Leben der Völker und die Drohung im Raum steht, im Fall eines Angriffs der Gegenseite mit atomaren Feuer Vergeltung zu üben - was u.U. sogar das Überleben der ganzen Gattung Mensch gefährdet - solange muß man vor der Soldaterei Angst haben. Aber wer ein menschengemachtes System über die Menschen, ja die ganze Schöpfung stellt, muß sowieso verrückt sein, und weil dies so ist, sind undifferentierte Verurteilungen, wie die, das Soldaten mögliche Mörder sind, wohl eher noch starke Untertreibung. Nun- vielleicht hätte es auch genügt Soldaten als Selbstmörder zu bezeichnen. Aber vielleicht wäre dann doch keine so lehrreiche Diskussion in Gang gekommen. Wenn ich aber höre, daß der Verteidigungsminster die "anständigen" Bürger auffordert, "vor Ort" gegen die Lästerer der Armee vorzugehen, dann ist das ein Aufruf zur Selbstjustiz und der Urheber sollte schleunigst seinen Hut nehmen.

Das einzige Mittel, damit Armeen an Wertschätzung gewinnen wäre, eine Aufrüstung anderer Art, nämlich gegen die wirklichen Bedrohungen dieser Welt: Gegen die Zerstörung der Biosphäre, gegen die Unterdrückung und den Hunger in der 3. Welt. Solange das nicht geschieht, bleiben Armeen nur ein bedrohliches Fossil aus barbarischen Zeiten.