In so bewegten Zeiten getraut man sich kaum über
etwas so unbedeutsames zu schreiben, wie über Volksvertreter, die sich über
Pferdeäpfel auf Wanderwegen erregen. Pferdeäpfel im Wald, das ist normalerweise
eine Seltenheit, man kann tagelang wandern ohne auch nur einen Haufen zu
finden. Und meistens haben ihn zuvor bereits die Vögel gefunden, die ihn
begeistert auf der Suche nach Körnern zerkratzen. Pferdeäpfel gehören zu
unserem Wald- ja, wie die Bäume, es gab sie schon zu Zeiten, in denen es
vermutlich noch nicht einmal Waldler gab..
Ich empfehle dringend sich über andere
Hinterlassenschaften auf Wanderwegen zu erregen, etwa den nicht oder schwer
verrottbaren Müll, den man noch immer reichlich findet oder die mit reichlich
Hygienetüchern markierten menschlichen Hinterlassenschaften auf oder gleich
neben den Wegen (ein paar Meter abseits im Wald könnte einen ja ein wilder Bär
in den Po beißen...)
Noch schlimmer sind aber oft manche Wanderwege
selber, es gibt regelrechte „Bäderstraßen“, in denen sich die Kachelscherben
der Badezimmermoden der letzten dreißig Jahre wiederfinden. Vom nicht
abgedeckten scharfkantigen Bauschutt, durchsetzt mit unverrottbaren
Installationsresten, nicht zu reden. Von einer Wanderwegkultur, etwa mit gesandeten
Wegen, die zum Barfußlaufen einladen, wie man sie in anderen Gegenden findet,
sind wir Lichtjahre entfernt. Auch alte gewachsene weiche Wanderpfade werden –
von gutmeinenden Funktionären – oft mit grobem Schotter zerstört oder müssen
als Deponie für den Wintersplitt herhalten. Es wird einmal die Zeit kommen, da
werden die Archäologen in den Waldwegen kratzen und eine Kulturgeschichte des
Zwanzigsten Jahrhunderts aufstellen. Vielleicht können sie per Gentest an
seltenen besonders grünen Stellen erkennen, dass auch in diesen künstlichen
Zeiten noch gelegentlich ein paar Pferdeäpfel den Wald erfreut haben...