Geiss Haejm Themenbuch
Über Religion
"Das
ewige Leben ist eine schlimme Drohung für jeden, der irgendwann seine
Ruhe haben will.“
hgeiss 2001
Dies ist eine kaum geordnete und sehr unsystematische Sammlung von
Texten zu religiösen Themen aus meinen Arbeiten. Vieles wiederholt sich
und es gibt keine Chronologie. Vielleicht könnte man die Texte als
ursprünglich "therapeutisch“ für mich bezeichnen, denn es ist
offensichtlich, dass mich die Thematik mein Leben lang immer wieder
beschäftigt hat. Als einstmals frommer katholischer Bub habe ich die
Religion vielleicht einfach nur zu sehr beim Wort genommen und habe an sie
ihre eigenen Maßstäbe angelegt, etwa den der Ehrlichkeit und
Menschenfreundlichkeit. Das konnte natürlich nicht gut gehen, denn diese
Werte findet man leichter außerhalb der Kirchen als in ihnen.
Natürlich will ich niemandem seinen Glauben nehmen, wenn er ihn braucht,
so dass er besser nicht mehr weiterlesen sollte. Ob ich heute religiös
bin? Wenn man darunter den Glauben an einen erdachten Gott versteht, bin
ich es nicht. Wenn man aber die tiefe Gebundenheit an ethische Werte versteht,
dann bin ich wohl religiös. Die erstere Art von Religion scheint mir
eines der gewichtigsten Hemmnisse für eine friedlichere und
überlebensfähige Welt zu sein. Wenn ethisches Empfinden und Verhalten
daraus aber auch Religion sein sollte, wie es etwa Erich Fromm formulierte,
dann brauchen wir wohl viel mehr davon.
Gott ist nicht tot, denn wie kann etwas tot sein, das nie existiert
hat?
Im Namen der Götter
wird soviel verbrochen,
im Namen der Götter
wird soviel versprochen,
im Namen der Götter
fließt Geld viel und Blut.
Mißtrau allen Priestern!
Sei auf der Hut!
Sie vermiesen uns Freude und Lachen,
sie hassen Verstand, den klaren, den wachen,
sie vergiften die Köpfe, sie impfen uns Angst,
sie verblöden dich solang,
bis du nach ihnen verlangst.
Sie lieben es Kindern das Hirn zu verkleistern,
mit Märchen und Angst vor Teufeln und
Geistern,
und dann ihr Gespinnst vom ewigen Leben
im Tod, danach sollen wir streben....
So stehlen sie uns das Hier und das Heute,
sie wollen uns Menschen als gehorsame Meute,
auf Knien, auf den Lippen ihre Phrasen,
die sie uns von klein auf in den Kopf blasen.
Und wie oft schon schürten sie Hass und Krieg.
ÆFür den großen Gott, den wahren, zum
Sieg!“
Sie sagen, sie müssten die Welt missionieren,
wenn sie sie plündern und verführen.
Sie halten die Götter für völlig
beschränkt,
so beschränkt halt wie der, der sie sich
ausdenkt.
Kein Heide hat Götter je so sehr beschmutzt
und Menschen so sehr ausgenutzt!
06.06.07 Notwendiger
Mystizismus?
Anmerkungen zu Frau Holls Leserbrief im
Bayerwaldboten Regen (nicht abgeschickt)
Frau Holl kritisierte die
albern-populistischen Bemerkungen eines Geistlichen bei der Erstkommunion
und sagte sinngemäß, das Christentum brauche zum Überleben
Mystizismus.
Nun, das glauben vermutlich
die Zeremonienmeister aller Religionen, denn alle ihre mystischen Rituale,
Verkleidungen, geheimnisvoll klingenden Formeln und ihrem suggestivem
Einhämmern in die Köpfe haben nur den Zweck den Verstand auszuschalten.
Wenn dies auch das Christentum braucht, dann ist es mit ihm nicht weit her.
Hat nicht Jesus gegen das Geplapper der Heiden gewettert und mit dem Vaterunser
ein Beispiel für ein individuelles Gespräch mit Gott gegeben? Das
ausgerechnet dieses Beispiel in den Kirchen üblicherweise runtergeleiert
wird, zeigt, wie die Religionen sich über die Vorgaben ihres Gründers
hinwegsetzen, von Jesus Forderung nach Feindesliebe und Geringschätzung
des Mammons gar nicht zu reden. Über die Kommunion selber darf man erst
recht nicht nachdenken, denn das symbolische ÆAufessen seines Gottes
oder das Trinken seines Blutes“, scheint mir kanibalischer, also heidnischer
Natur zu sein. Es steht zudem im Widerspruch zu der Kernaussage von Jesus,
dass man Gott nur dienen kann, in dem man sich um seine Mitmenschen
kümmert. ÆWas ihr dem Geringsten meiner Brüder tut, das tut
ihr mir.“ Klarer kann man es nicht sagen. Wer in diesem Sinn Christ sein
will, braucht keinen Mystizismus. Einig bin ich mit Frau Holl in der Ablehnung
des Kalauers über Hostien und Spaghetthi des kritisierten Geistlichen
bei der Erstkommunion. Das hatte schon etwas von
Comedy.
Eine hinterweltlich eingestellte Frau verspottete eine andere Frau,
die ihren Glauben an Gott verloren hatte und dies in der Zeitung kundtat
in einem Leserbrief, wie einfältig jene doch sei, wo doch irgendwelche
Wissenschaftler schon von zehn Dimensionen sprächen, die es vielleicht
gäbe, und in irgendeiner davon würde Gott schon
sitzen...
Nun, falls dem so sein sollte, gingen uns diese mit unseren Sinnen
nicht erreichbaren Dimensionen nichts an. Wenn es dort wirklich einen Gott
geben sollte, dann wäre er wohl nur für andere Wesen oder für
sich selber da. Wir Menschlein sollten uns lieber in den für uns gemachten
Dimensionen bewegen und uns nützlich für unseresgleichen machen
und nicht die Welt unserer Dimensionen zur Hölle und zu Wüste machen
und wie ein unreifes Kind nach immer neuem Spielzeug und neuen Chimären
suchen.
Was wohl Jesus täte, würde er eine der berühmten bayerischen
Barock-Kirchen besuchen? Würde er schmunzeln über den ganzen
vergoldeten Kitsch oder würde er wieder von heiligem Zorn gepackt, wie
damals, als er die Geldwechsler und Händler aus dem Tempel jagte? Oder
würde er heulen und in tiefe Depression versinken, weil man seine Lehre
so mißverstanden hat und sie in solchen heidnischen Verführungstempel
zelebriert? Oder würde er alles tun, dass diese vor Blasengeln und Pomp
strotzenden Bauten unbedingt erhalten bleiben, als mahnende Beispiele für
die Verirrung der Gläubigen?
Religion beleidigt meinen Verstand.
Über Religion ist jedes Wort zuviel.
Religion ist eine Krankheit des Kopfes.
Religion fordert Toleranz für sich, etwas, was ihr selber völlig
fremd ist.
Religion lässt sich von Demokratien schützen, sie selber
ist von ihrem Charakter her völlig undemokratisch. Zitat Kardinal Ratzinger:
“Die Katholische Kirche ist keine demokratische Institution, sondern eine
hierarchische. Nicht der Wille der Mehrheit zählt, sondern die gelehrte
Wahrheit“.
Je früher und selbstverständlicher man Kindern die
religiösen Phrasen Verhaltensweisen einpleut, um so weniger denken sie
überhaupt darüber nach. Irgendwann sind diese so
selbstverständlich und vertraut wie Muttermilch, Sprache und Umgebung.
Es bleibt nur die Gefahr, dass einer so naiv ist wie ich und das Geschwätz
von Sitte und Moral für bare Münze nimmt, zudem durch vertrackte
Lebensumstände - mit kausalem Denken Æinfiziert“ wird und die
Religion mit ihrer eigenen Elle zu messen beginnt. Das Ergebnis ist bei mir
an vielen Stellen nachzulesen.
Da ist ein Gott, der die Gehorsamkeit seiner Geschöpfe auf die
Probe stellt und ihnen eine Sache verbietet. Natürlich ist das ein
bescheuerter Test, da er seinen Geschöpfen erst Neugier und
Denkvermögen einbaute und den Verstoß gegen das Verbot also
vorprogrammierte. So gesehen war Evas Apfelklau vom ÆBaum der
Erkenntnis“ also eigentlich ein Erfolg der göttlichen Programmierung.
Aber nein, der Gott war offenbar völlig senil oder sadistisch veranlagt
und bestrafte seine Geschöpfe, dafür dass sie getan hatten, was
er ihnen vorgegeben hatte, und vertrieb sie Æaus dem Paradiese“ und
bestrafte sie kollektiv, ja sogar alle ihre Nachkommen, die ja überhaupt
nichts mit der Sache zu tun hatten. Doch irgendwann dehnte er seine perversen
Spielchen auch auf seinen eigenen Sohn aus. Er schickte ihn auf die Erde,
um die Menschheit von der selbst erdachten ÆErbsünde“ zu
erlösen. Er ließ den Sohn geisseln und kreuzigen und mit dem Ende
der Quälerei waren die Menschen erlöst, zumindest diejenigen, die
an ihn glaubten, was ja eigentlich die Wiederholung der ersten Prüfung
war, denn um diese ganze verquerte Geschichte zu glauben, müssen die
Menschen all ihre Vernunft beiseite schieben. Und man muß es sich immer
wieder klarmachen auf dieser hirnrissigen Geschichte fußen
Weltreligionen. Begreift doch endlich: Wenn es einen Gott geben sollte,
könnte man ihn durch nichts mehr lästern und verspotten als durch
diese abstrusen Geschichten!
Was soll man von einem Gott halten, der seine Geschöpfe, deren
Hard- und Software ja von ihm selbst konstruiert ist, wegen ihren
ÆFehlfunktionen“, kollektiv bestraft, ja massenhaft ermordet. Eva und
Adam essen Früchte von einem Æverbotenen Baum“ und die ganze
Menschheit wird für alle Zeiten Æaus dem Paradies gejagt. Dann
ersäuft er die ganze Schöpfung mit der Sintflut, weil Menschen
Regelverstösse begingen, ein ander Mal zerstört er in seinem Zorn
die Städte Sodom und Gomorrah, mit allem was darin lebte, ebenfalls
wegen Regelverstößen einzelner. Ein ander Mal verlangt er von
einem Vater, dass er für ihn seinen Sohn ermordet oder er sucht
sich ein Volk aus und weist es an, anderen Völkern das Land zu
stehlen und die Bewohner Æauszurotten“. Natürlich wäre ein
solcher Gott, wenn es ihn gäbe, eine teuflische Bestie. Doch liebe Kinder,
ihr braucht euch nicht beunruhigen, es gibt keine teuflischen Götter
sondern nur teuflische Menschen, die sich solche teuflichen Götter
ausdenken, was die Sache aber auch nicht viel einfacher macht. Das Schlimmste
ist aber, dass es heute noch immer Leute gibt, die an diese
Lügengeschichten glauben und noch immer den kleinen Kindern
einimpfen...
Ohne Auferstehung gibt es keinen Glauben und keine Auferstehung ohne
Glauben, so sinierte ich schon in meinen frühen dialektische Gstanzln.
Heute, mit der Lebenserfahrung weiterer 25 Jahre, zucke ich nur noch die
Achseln über das Ægroße Geheimnis“ des Christentums, der
Auferstehung und des ewigen Lebens, wie über einen Kinderkram oder einen
Werbebluff findiger Marktstrategen. Was mich alleine beschäftigt ist
der Umstand, dass diese Vorstellung nicht allgemein als Horrorszenario verstanden
wird. Man zeige mir den älteren Menschen, der nicht insgeheim froh
wäre, wenn die Sache endlich ausgestanden
wäre.
Die Æfrohe Botschaft“ des Christentums, dass dieses mühselige
Leben nicht alles sei und das wahre Leben erst nach dem Tode komme, ist Dreh-
und Angelpunkt dieser Religion. Ein genialer ÆDreh“, denn damit
vertröstete man die ÆMühseligen und Beladenen“ auf ein
Wolkenkuckucksheim und gab ihnen so die Hoffnung schlimmste Zustände
zu ertragen.
Dann kam der zweite ÆDreh“, die christliche Lehre schenkte den
Menschen Gleichheit, zumindest vor Gott, und der dritte ÆDreh“: Das
Versprechen von Gerechtigkeit und die Hoffnung auf himmlischen Lohn und auf
Bestrafung der ÆBösen“, also ihrer Widersacher und Mächtigen,
denen sich die Menschen täglich hilflos ausgesetzt sahen. Dabei fiel
den Gläubigen dann gar nicht auf, dass sich das Gebot der Feindesliebe
mit der unbarmherzigen Vergeltung im ewigen Höllenfeuer gar nicht
verträgt...
Sentenzen
zu religiösen Themen aus meinem ÆGedankenbuch“, ÆHerr
Pfifkas“
u.a.
Wären die Menschen ohne Gott Wölfe? Nein, denn für ein
notwendigerweise soziales Wesen, also ein Wesen, das allein nicht überleben
kann, gehört ein Mindestmaß an Freundlichkeit und
Solidarität zur Grundausstattung. Die Erwartung von Zuckerbrot
und Peitsche durch ein imaginäres Wesens in einem jenseitigen Leben
macht die Menschen nicht besser, sondern nur verrückter. Im übrigen
sind auch jene Leute, die Gott ständig im Mund führen, selten brave
Lämmer.
Gelegentlich habe ich, der Atheist, theistische Gefühle.
Aber gottlos ist halt nur mein Verstand, gespeist von der Empörung
über die Verbrechen der Religionen und deren Beschränktheit. Doch
im Hinterkopf und Bauch spuken gelegentlich immer noch Reste des andressierten
katholischen Kinderglaubens.
ÆWas ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt
ihr mir getan!“ Dies ist der Schlüsselsatz der christlichen Lehre. Klarer
kann man es nicht sagen, dass man Gott nur in seinen Mitmenschen erkennen
und verehren kann. Dieser Satz macht die christliche Religion zu einer sozialen
Lehre, die eigentlich alles ausschließt, was die Kirche sich zweitausend
Jahre lang angemasst hat. Nicht anders ist es mit den Sprüchen,
dass man sich nicht um morgen sorgen soll, wie die Vögel des Himmels,
die der himmlische Vater doch auch ernährt..., - dass eher ein Kamel
durch ein Nadelöhr passt, ehe ein Reicher in den Himmel kommt..., -
dass man nicht Gott und den Mammon gleichzeitig lieben kann und - natürlich
das Gebot der Feindesliebe das sind herrliche Worte, die in
krassesten Widerpruch zu den geifernden Drohungen mit der ewigen Verdammnis
stehen, zur ewigen Folter des Höllenfeuers.
Die gehässigen und berechnenden Autoren dieser Bibelteile, haben
die frohe Botschaft zerstört. Sie machten die freundlichen Gedanken
des Nazareners zum Zuckerbrot, zu dem sie eine Peitsche knüpften. Das
Resultat war eine Religion der Lebensfeindlichkeit, der Unterdrückung
und Angst. Seine zweitausendjährige Blutspur belegt dies in schrecklicher
Weise.
Die Beschränktheit katholischer Begräbnisse ist immer wieder
unglaublich. Durch die Taufe sei der Verstorbene ein Kind Gottes geworden
und brauche sich deshalb nicht sorgen, denn Gottes gnädige Hand würde
ihn auffangen... Und was ist mit den Milliarden Menschen ohne Taufe? Was
für eine schreckliche Religion!
Jesus soll gesagt haben: Wer eine andere Frau begehrend ansieht,
hat die Ehe schon mit ihr gebrochen. Wäre dies so, wäre die Ehe
vielleicht artgemäß für Götter, nicht aber für
Menschen, denn für uns ist die Hingezogenheit zu unseren Mitmenschen
so arttypisch wie das Verlangen eines Fisches nach Wasser. Darum ist diese
christliche Forderung außer unserer Möglichkeiten, was nicht
gerade göttlichen Ursprung vermuten lässt, denn ein Gott
darf auch nicht alles - er darf von Raubkatzen nicht verlangen, dass sie
Gras fressen, von Maulwürfen nicht, dass sie sehen und von Menschen
nicht, dass sie einander nicht lieben dürfen.
Man muss es den religiösen Fanatikern mit ihren kleinkarierten
Gottesvorstellungen und engstirnigen Dogmen sagen, dass sie damit Gott in
einem Maße lästern und veralbern, wie es kein Gottloser
je könnte. Ihre Suren und Psalmen spiegeln ihre eigene
Beschränktheit.
Die Lektüre des alten Testamentes entsetzt mich immer wieder
aufs Neue. Ein Gott, der von "seinem auserwählten Volk" die Ausrottung
der früheren Bewohner Palästinas verlangt, wie es im Buch
Mose beschrieben ist, wäre ein Teufel. Es liegt auf der Hand,
dass die Autoren ihrer Landnahme und den damit verbundenen Völkermord
eine göttliche Rechtfertigung verpassten.
Würde man aus der Bibel aber nur die weisen und menschenfreundlichen
Stellen herausklauben und den Rest in das Regal mit den historischen und
mythologischen Büchern stellen, bliebe nur eine ziemlich
schmale Fibel übrig.
Jehova, Allah, Manitu, Athon, Tao, Erdmutter, Allvater, Allmutter,
Großer Geist, letzte Ursache, Gott!
Bist du nur ein Hirngespinst in den Köpfen verführter Menschlein,
geschaffen von ihnen nach ihrem Bilde, um ihnen über die depri-mierende
Erkenntnis ihrer Endlichkeit hinwegzuhelfen? Oder haben Sie dich
geschaffen, um sich über die übrige Natur erheben und ihre
ungerechten Ordnungen rechtfertigen zu können, in dem sie dir dafür
die Schuld in die Schuhe schieben? Oder bist du das Edelste, was Menschen
denken können, nur ein anderer Name für ihre guten Absichten? Oder
gibt es dich wirklich, großer Steuermann, große Steuerfrau,
großes Steuerneutrum?
Wenn es Gott nicht gibt, haben wir keinen Grund ihn zu
fürchten. Und wenn es ihn doch geben sollte, dann ist er ganz anders
als die Priester ihn beschreiben und er wird unsere Skepsis verstehen und
wird traurig sein über jeden Menschen, der sich wie ein Schaf
benimmt.
Religiöse Riten, also Bewegungsabläufe und Formeln, machen
Menschen zu Schafen. Als ehemaliger Katholik sollte ich mich vielleicht besser
auf die Riten in katholischen Gottesdiensten beschränken, doch auch
die an gymnastische Übungen erinnernde Gebetspraxis anderer Religionen
befremdet mich sehr. Der Zwang zu diesen Übungen schließt den
aus, der nicht mitmacht, ja ist faktisch eine Form von Gewalt, mit der man
die Menschen diszipliniert und eine permanante Gehirnwäsche. Doch nur
solange Religionen selber Toleranz gewähren, können auch sie ihrerseits
damit rechnen. Dass selbst die Vergewaltigung durch die Kindertau-fe oder
die Körperverletzung der Beschneidung von Kleinkindern durch die
Religionsfreiheit geschützt wird, ist haarstäubend und
barbarisch.
Alle großen Gedanken sind irgendwann zu Phrasen geworden und
im Namen der größten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit,
Sozialismus, Gott sind die entsetzlichsten Verbrechen verübt
worden. Wer kann diese Phrasen noch ohne Scham in den Mund nehmen?
Ist Gott der Schopf, aus dem wir uns aus dem Sumpf ziehen, oder zieht
er uns am Schopf aus dem Sumpf, oder ist Gott der Sumpf? Also, dass
man ohne Religion gar niemand aus einem Sumpf ziehen müßte? Weil
er niemandem als solcher erschiene, weil es keinen
gäbe?
Der Kinderglaube an einen Schutzengel, der einen führt und
schützt nach göttlichem Plan, hat schon etwas beruhigendes, denn
in der Konsequenz ist dann alles gut wie es ist. Es gibt keine höhere
Aufgabe, die man für sich suchen muss. Wenn es Gott gefällt, wird
er sie uns schon zuführen, falls nicht - auch gut, dann leben wir in
den Tag, grad wie es uns gefällt.
Oft habe ich als junger Mensch darüber gegrübelt, warum Jesus
gekreuzigt worden ist, seine freundlichen Lehren konnten nicht der Grund
dafür gewesen sein. Heute meine ich den Grund zu kennen: Jesus hat den
wahren Gott seines Volkes gelästert, das Geld und diejenigen, die es
besaßen. Er hat sie verachtet, im Tempel als Krämer entlarvt,
ihre Geschäfte und ihre Frömmelei ins Zwielicht gesetzt und ihnen
mit der Rede vom berühmten Nadelöhr den Himmel
verweigert…
ÆWir kämpfen für Gott!“ sagen
sie.
Sollte das ein Gott je nötig haben oder daran Gefallen finden,
wenn der Mensch zur Bestie wird, dann wäre er ein gar erbärmliches
Wesen. Jeden edleren Gott würde man mit derart alberen Ankündigungen
lästern. Wer seine Verbrechen mit einem Gott rechtfertigt, dem darf
man nicht trauen.
Das ewige Leben ist eine schlimme Drohung für jeden, der irgendwann
seine Ruhe haben will.
Der Mensch fragte den Gott, mit welcher Beschäftigung er seinem
Leben einen gottgefälligen Sinn geben könnte. Der Gott, ein alter
Zyniker und Schalk antwortete, der Mensch solle die Nadeln einer freistehenden
Fichte zählen, wörtlich: ÆFang morgen Früh damit an,
damit du in hundert Jahren am Abend fertig bist!“
Dem Menschen, der alles andere als ein Rebell und fast ohne Übung
im Widersprechen war, kam dieser Rat dann doch ein wenig unsinnig vor. Er
fasste sich ein Herz und sagte dem Gott, was er über seinen Rat dachte.
Der Gott zuckte seine göttlichen Achseln und sagte gelangweilt: ÆDann
tu was anderes! Rolle Steine auf einen Berg, schütte Wasser ins Meer
oder schreibe ein Buch darüber, warum du das alles nicht machen
willst!“
Dem Menschen fiel es wie Schuppen von den Augen. Seither lässt
er es sich gut gehen und den Gott, wenn er ihn trifft, grinst er frech an.
Und dieser grinst zurück und freut sich über den lernfähigen
Menschen.
Würde ein halbwegs intelligenter Besucher aus dem Weltall nach
Jerusalem kommen und das ganze religiöse Theater der drei großen
Weltreligionen beobachten, er müsste an unserer Art verzweifeln. Würde
es gar den Gott geben, auf den sich alle berufen, dann würde wohl auch
er verzweifeln.
In Palästina wird es vermutlich erst Frieden geben, wenn Juden,
Christen und Moslems über ihre heiligen Bücher zu lachen lernen
und zu einem menschenfreundlichen, aufgeklärten, also heidnischen Staat
zusammenfinden...
Adam und Eva haben vom ÆBaum der Erkenntnis“ gegessen, was ja
wohl heißt, dass sie zu denken begonnen haben, also zu prüfen
und zu hinterfragen. Die Konsequenz für ihr Tun war bekanntlich die
Vertreibung aus dem Paradies, was Schweiß, Dornen und Disteln bedeutete.
Dies heißt also, dass Gott (bzw. sein schreibendes Bodenpersonal) keine
denkenden Menschen ertragen. Doch das Denken hat den Menschen zum Menschen
gemacht. Hätte Gott ihn lieber weiter als Tier gehabt, das sich an seine
göttliche Software hält…?
Die Drohung, dass der liebe Gott alles sieht und darüber für
den jüngsten Tag seine Aufzeichnungen macht, ist sicher nicht der geringste
Grund, warum es die Kirchen immer noch gibt. Doch wenn es nur um die
Disziplinierung der Menschen geht, dann könnte man bei diesem Spiel
auf den lieben Gott gut verzichten, denn auch den Ungläubigen könnte
sein Stolz zu einem gefälligeren Verhalten erziehen, wenn er sich vorstellt,
dass jedes beleuchtete Tun oder Nichttun von ihm bis in alle Ewigkeit mit
dem Licht durch das Universum reist und uns bei fremden Beobachtern
die es ja durchaus geben mag schlecht aussehen lässt (Und unsere
Eitelkeit ist vielleicht noch mächtiger als unsere Furcht!)
Einsame Menschen beleben sich im Geiste die Umwelt, sie vermenschlichen
Bäume und Tiere und projizieren in sie sich selber, mit ihren
Wünschen, Hoffnungen und Ängsten. Von einem sibirischen Jäger
hörte ich, wie er Vegetation und Fauna mit Æmeine Leute“ anredete.
Ich vermute dass irgendwann frühe Geschäftsleute ähnliches
beobachtet haben und ihre Firma ÆGott und Company“ gründeten.
Selten gab es eine erfolgreichere Geschäftsidee. Ihre Nachfolger leben
bis heute gut davon.
Nach einem Vortrag über Entwicklungspsychologie und Sozialisation
stellte eine junge Frau fest, dass Wesen, die so sehr das Produkt ihrer
Lebensumstände sind wie die Menschen, für ihr Tun nicht
verantwortlich gemacht werden können.
Herr Pfifkas fragte, vor wem die Mensch nicht verantwortlich
seien.
"Vor Gott und dessen Gericht!" sagte die Frau und meinte nachdenklich,
dass dies aber auch so sei, wenn die Menschen von einem Schöpfer fertig
konstruiert seien und nach dessen gött-lichen Schaltplan
funktionierten, denn dann wäre dieser natürlich auch für
sein Werk und dessen Folgen verantwortlich. Der Mensch sei also in keinem
Fall verantwortlich und dürfe somit auch nicht gerichtet werden.
Herr Pfifkas wandte ein, dass es trotz aller Prägungen und aller
Fremdsteuerung eine Verantwortung des denkenden Menschen gegenüber seinen
Mitmenschen gäbe, denn wer für alles die Verhältnisse oder
die "göttliche Software" verantwortlich mache, degradiere den Menschen
zum willenlosen Spielstein, was ihm aber nicht gerecht werde.
Ein Kind fragte Herrn Pfifkas, ob der liebe Gott in der Kirche wohne.
Der Angesprochene schüttelte den Kopf. In der Kirche sei es kalt und
ungemütlich, Gott sei nur dort, wenn sich Menschen dort aufhielten,
denn wohnen könne er nur in ihnen.
Da war einmal einer mit Falten auf der Stirn und einem zynischen Mund.
Er führte dauernd Selbstgespräche und spottete über alles,
auch über sich selber, denn alles war ihm ohne Wert. Glücklich?
Nein, glücklich war er nicht. Er hatte alles, wusste alles, konnte schlafen,
solange er wollte und Arbeit war ihm fremd. Er ver-brachte lange Zeit im
Bett, obwohl er weder Müdigkeit noch Schlaf kannte. Er war immer wach
und der Schlaf, der kleine Tod, war ihm so fremd, wie der große. Er
kannte keine Zeit und so war er dazu verdammt ewig zu leben. Er lebte irgendwo
zwischen den Atomen oder zwischen den Galaxien, es kommt nicht darauf an,
in einem weiten Raum, in einem Wolkenhimmel, weiß und sauber, bei
angenehmen Temperaturen und mittlerer Luftfeuchtigkeit und ich will ihn einmal
einen Gott nennen, weil das ein Begriff ist, mit dem wir Bayern etwas anfangen
können.
Irgendwann, man kann nicht sagen am Morgen oder an einem neuen Tag,
denn es gab in diesem Himmel keinen Tag und keine Nacht, und Zeit ja sowieso
nicht, ging der Gott in seinen Hobby-keller, auch das ist nur so ein Name
für etwas, wovon wir keinen Begriff haben und beschloss eine Welt zu
erschaffen, die so sein sollte, wie er sie sich erträumte: mit Anfang
und Ende, mit Geburt und Tod, Tag und Nacht und Hunger und Sattheit, und
natürlich mit Zeit, grad so eben, wie ein Leben eben sein soll, damit
man es eine Weile aushält darin...
Er nahm einen glühenden Batzen Glas aus einem Ofen und warf ihn
zum Abkühlen in den Anziehungsbereich einer Sonne in den Weltraum, damit
er nicht irgendwohin entschwände. Die Gravitation der Sonne zwang den
Batzen in eine Kreisbahn um sie und langsam, der Batzen drehte sich auch
noch um sich selber, bildete sich außen eine Haut.
ÆNa schön, dann drehst du dich eben“, sagte der Gott, Æes
wird schon zu was gut sein, wenn das Licht von der Finsternis getrennt ist
durch den cyclischen Wechsel von hell zu dunkel.“ Und einer Laune folgend
versetzte er dem Batzen noch einen Stoß mit einem Billardstock, damit
er sich noch schneller drehe, doch traf er ihn nicht richtig und so fing
er an zu eiern und stellte sich schräg zur Sonne, womit auf dem sich
zur Kugel rundenden Batzen Jahreszeiten stattfanden.
Der Gott fand das Ergebnis ganz reizvoll und schaute es sich eine Weile
an, also eine halbe Ewigkeit vermutlich. Es war immer dasselbe, ein Gedanke
führte zum anderen und so sinnierte der Gott vor sich hin, sein Blick
ging ins Leere und er sah mit offenen Augen so wenig, wie mit geschlossenen
und vergaß, was er eigentlich wollte. Aber immerhin wurde er ein wenig
müde dabei, als er sich zu erinnern suchte, was er eigentlich hatte
machen wollen, denn erinnern wollen, ist auch für einen Gott anstrengend.
So fiel er in Schlaf, der kein richtiger Schlaf war, sondern mehr ein
Dösen, doch es war ihm nicht unangenehm. Später irgendwann
- fiel sein Blick wieder auf die Kugel, die er einmal zu der Sonne geworfen
hatte und erinnerte sich ein wenig, doch schien ihm sein altes Vorhaben nicht
der Mühe wert. ÆWarum soll ich irgendetwas schaffen, was spielt
es für eine Rolle, ob ich es mache oder nicht?“ dachte der Gott und
fand es direkt peinlich, dass er sich mit derartigen Spielereien
beschäftigt hatte. Und so überließ er die Kugel der Zeit.
Anlässlich einer Beerdigung eines Schulkameraden durfte
ich wieder einmal einen ÆGottesdienst“ erleben. Über den Verstorbenen
verlor der Pfarrer keine drei Sätze, der Rest war nur Dogma der billigsten
Sorte. Wer nur einen Funken Verstand besitzt, der muß bei dem Stuss,
den man da anhören muß, mit dem Speien kämpfen! Wieder einmal
wurde das oben geschriebene unterstrichen: Dreh- und Angelpunkt ist bei den
Christen der Glaube an das Jenseits. Der Pfarrer wiederholte in wechselnden
Formulierungen dies immer wieder. Irgendwann verstieg er sich zu dem Satz:
ÆDas Leben wäre ohne die Gewissheit der Auferstehung nichts
wert!“
Ist das nicht gemeingefährlich? Darf man zulassen, dass einer
das bißchen Leben, das wir haben, so schlecht macht!? Das ist Diebstahl
der übelsten Sorte, denn ein normaler Dieb stiehlt nur irgendein Ding,
der Pfarrer stiehlt den Menschen den Glauben an das Leben und gibt ihnen
stattdessen eine Lüge.
Dass manche Mächtige an die religiösen Mythen, mit denen
sie ihre Herrschaft sichern, selber glauben, scheint zumindest in einigen
Fällen kein Märchen zu sein. So soll etwa der letzte Habsburgische
Kaiser Karl I. täglich dreimal zur Kommunion gegangen sein, was ihn
aber zwischen diesen ÆMahlzeiten“ nicht daran hinderte Giftgas im Weltkrieg
einzusetzen. Die Geschichte ist voll von Herrschern, die Gott im Mund
führten und gleichzeitig die schlimmsten Massaker anrichteten, nicht
nur zur Zeiten der Kreuzüge oder bei der Eroberung Amerikas, auch heute
passiert dies wieder in zunehmenden Maße. Meistens dürften den
Herrschern, die die Völker gegeneinander hetzen schon bekannt sein,
dass sie die Religion nur im Mund führen müssen. So verstecken
sich hinter der Religion Gruppenegoismen aller Art, die Religion ist also
quasi der Nebelwerfer, in dessen Schutz Profite und Herrschaftsräume
gesichert werden. Zwischen Religion und dem schnödem Vorteil stehen
aber auch noch andere Deckmäntel bereit, so etwa Nationalismus und
Patriotismus.
Grob kann man ÆGläubige“ in fromm und frömmelnd
unterscheiden.
Erstere hängen auch als Erwachsene noch ihrem Kinderglauben an,
die kirchliche Dressur von Kindesbeinen an, war erfolgreich. Sie haben die
Gottesvorstellung verinnerlicht, sie gehört zu ihnen wie andere vertraute
Dinge aus ihrer Umgebung. So glauben sie ernsthaft an ein himmlisches Wesen,
das sie geschaffen hat und ihr Leben begleitet und kontrolliert und vor dem
sie sich einmal rechtfertigen müssen und dem sie deswegen zu gefallen
suchen. Sie glauben an die Sprüche der Priester und das Evangelium ist
ihnen göttliche Weisung, auch wenn sie es selber nie studiert haben.
Erstaunlicherweise beschränkt sich ihre Einfalt nur auf den religiösen
Bereich, im praktischen Leben sind sie klug und durchaus auch kritisch, alleine
was den Götterglauben angeht, gibt es eine Denkhemmung und eine seelische
Blockade.
Dann gibt es eine zweite Sorte von Gläubigen, deren Verstand sie
zwar von der Kirche entfernt hat, die aber an irgendetwas glauben, pantheistisch,
vielleicht aber auch nur, weil sie sich an Ædas Glauben“ gewöhnt
haben und das nicht schaden kann... Und es gibt die weniger Gläubigen,
die aber auch mit dem Herzen dabei sind und sich bei den kirchlichen
Riten und Bräuchen einfach wohl und geborgen fühlen und das ganze
vertraute Prozedere als ein Stück ÆHeimat“
begreifen...
Die Frömmelnden, die übelste Menschensorte, treten gerne
zusammen mit den frommen auf, weil sie sich davon einen Vorteil versprechen.
Es ist oft gar nicht so schwer sie von den Frommen zu unterscheiden, denn
sie übertreiben in allem: sie beten und singen eine Spur zu laut, und
wie sie ihre Hände falten und religiöse Versenkung heucheln! Sie
wirken in der Messe mit, als seien sie auf den Exerzierplatz, keiner kniet
und steht schneller, keiner leiert schneller eine religiöse Phrase
herunter... Schon Jesus hat Hinweise gegeben, wie man die Heuchler erkennt,
etwa dass sie übertriebenes frommes Theater spielen, sobald sie Publikum
wittern und dass sie nur dann Gutes tun, wenn sie dabei gesehen
werden...
Bei den Frömmlern finden sich die skrupellosesten menschlichen
Exemplare, die für Geld alles tun, die die Natur vernichten und diesen
Planeten ausplündern. Die Religion wird bewußt als Tarnung vor
sich hergetragen, niemand führt häufiger christliche Phrasen auf
den Lippen. Diese Leute hetzen die Völker gegeneinander, sie führen
Krieg und begehen die schlimmsten Verbrechen und berufen sich dabei auf
göttlichen Auftrag....
Zu den harmloseren Frömmelnden gehören dagegen jene
Æweisen“ Bürger, die so tun, als machen sie die gottverehrenden
Rituale nur deswegen mit, Æweil man den Menschen den Trost der Religionen
nicht nehmen darf“ und ein verantwortungsvoller Mensch nicht an den Säulen
wackeln darf, auf dem das ganze abendländische Gesellschaftsgebäude
aufgebaut ist und damit auch ihre eigene Privilegierung.
Doch auch die Ungläubigen passen nicht in eine Schublade. Da ist
der aufgeklärte Humanist, der die Regeln und den religiösen Hokuspokus
nicht braucht um ein sittliches Leben zu führen. Er hat sich aus Religionen
und Philosophien die Weisheiten und menschenfreundlichen Lebensregeln
herausgesucht und versucht sein Verhalten daran auszurichten.
Ohne diesen humanistischen Überbau kommt dagegen der Typus des
diesseitig ausgerichteten Praktikers daher, der an nichts glaubt, als dass
ein Pfund Leberkäs, eine Breze und eine Maß Bier eine gute Brotzeit
ergeben. Er tut niemandem etwas zuleide, weil er auch nicht will, das ein
anderer ihm etwas antut. Er ist sozial und hilft seinem Nachbarn, weil ihm
dieser dann auch hilft, wenn er Hilfe braucht und weil er gerne mit seinen
Mitmenschen zusammen ist. Fanatismus jeder Art ist ein Fremdwort für
ihn, das einzige was ihn erregt ist, wenn ihn einer mit so einem Blödsinn
belästigt.
Selbstverständlich gibt es bei den ÆGottlosen“ genauso am
eigenen Vorteil interessierte Typen, wie unter den ÆFrömmlern“.
Manche scheinen die alten Götter mit modernen Ægoldenen
Kälbern“ vertauscht zu haben, sie beten quasi den technischen Fortschritt
und die von ihm geschaffenen Maschinen an, auch wenn sie eine solche Sicht
empört von sich weisen. Von den skrupellosen Frömmlern unterscheidet
sie aber ihre größere Ehrlichkeit. Bei ihnen weiß man, woran
man ist, sie verstecken sich nicht unter göttlichen Röcken... Vertrauen
kann man ihnen aber deswegen noch lange nicht, denn ihnen stehen keinerlei
Skrupel im Weg.
Von der
Religion (Aus meiner utopischen Schrift: Vom Leben
der Echraner)
Da in Echra alles erlaubt ist, was keinem anderen schadet, kann
natürlich auch jeder glauben was er will. Priester und Kirchen gibt
es aber keine. Unvorstellbar ist uns die Vergewaltigung von Kindern durch
die Säuglingstaufe, durch religiöse Dressur oder gar die kirchlich
angeordnete Verstümmelungen ihrer Geschlechtsteile...
Ob es Echraner gibt, die an einen Gott im Sinne eurer Religionen glauben,
ist alleine ihre persönliche Angelegenheit. Ich kann hier nur für
mich reden und es erscheint mir müssig darüber zu grübeln,
ob es noch eine metaphysische Welt hinter der wirklichen Welt gibt. Wie es
sich auch verhalten mag, es hat für uns Menschen keine Bedeutung. Gibt
es einen Schöpfer, dann ist auch unser zweifelnder Verstand von ihm
und er wird uns kaum dafür verurteilen, wenn wir ihn gebrauchen. Im
Gegenteil, wie könnte ein Gott sich darüber freuen, wenn seine
Geschöpfe ihre Welt, in die er sie gesetzt hat, verachten, in dem sie
nach einer anderen schielen und ihn durch Herunterleiern von geratschten
Gebetsformeln für sich einnehmen wollen? Gäbe es einen Gott,
würde man ihn auf diese Weise lästern und
verspotten.
Mit der Sehnsucht nach einem himmlischen und teuflischen Jenseits
verspottet man im Grunde das wertvollste, was es für lebende Wesen geben
kann: das Leben.
Der Jenseitsglaube der Religionen soll die Menschen auf die Zeit nach
ihrem Tode vertrösten und im wirklichen Leben verängstigen und
disziplinieren. Wer das Leben nur als Jammertal begreift und als Prüfung
für das eigentliche Leben danach, nimmt die unmenschliche Wirklichkeit
hin, statt alles dafür zu tun, sie zu verbessern. Der Einfältigste
sollte erkennen, dass Religion, vor allem anderen, ein Werkzeug von Politik
und Macht ist.
Götterglauben und Religion ziehen eine lange blutige Spur durch
die menschliche Geschichte. Bis zum heutigen Tag gibt es nichts
gefährlicheres auf dieser Welt als religiösen Fanatismus, denn
er schaltet den Verstand aus und macht die Menschen zu willenlosen Werkzeugen
für rassistische, nationalistische und Machtinteressen aller Art. Die
Zahl der Kriege und das Ausmaß an Unterdrückung und Zerstörung,
das im Name der Religionen verübt wurde, lässt sich überhaupt
nicht erfassen. Religion und alle mit ihr verwandten Sinnesverwirrungen und
fanatischen Überzeugungen sind die schlimmsten Gifte auf dieser Welt.
Und schon immer auch kommen sie in einer materialistischen Spielart, als
Ægoldene Kälber“ in Form von Geld oder blinder
Technikgläubigkeit daher.
Selbstverständlich ist auch in Echra das Leben nicht nur
Glückseligkeit, wäre es so, wäre das wohl auch eine Form der
Hölle, denn alle Lebewesen brauchen den Wechsel, die Spannung und die
Entspannung, das Hungerhaben, das Essen und das Sattsein usw. Kein Hoch gibt
es ohne Tief, kein Glück ohne Unglück, kein Heiß ohne Kalt,
kein Hell ohne Dunkel. Jeder Pol hat seinen Gegenpol. Wer könnte den
Tag schätzen, gäbe es die Nacht nicht? Selbst der Schmerz hat meistens
seinen Sinn, als Wegweiser zu einem vernünftigen Leben. Und wie könnte
man dieses verehren ohne den Tod? Erst seine Endlichkeit macht das
Leben so wertvoll.
Nun könnte man vermuten, dass der Tod für Menschen, die das
Leben derart verehren und lieben, eine unerträgliche Vorstellung sein
muss. Doch wir wissen, dass er zum Leben gehört, wie die Geburt.
Natürlich verwünschen wir ihn und wer wollte ihn wenn er
nicht gerade sterbenskrank ist - nicht vermeiden! Doch wenn wir über
ihn jammern und schimpfen, dann grad so, wie Menschen eben über das
Unveränderliche klagen, etwa über das Wetter, den Winter oder die
Schwerkraft...
Der Tod ist uns - der religiösen Ängste und Hoffnungen entkleidet
- ein Nichts. Warum soll man vor Nichts Angst haben? Wir haben - bevor wir
geboren wurden - schon eine Ewigkeit nicht gelebt, und nicht anders wird
es nach unserem Ableben sein.
Greise, die ein erfülltes Leben gelebt haben, denen schon alle
geliebten Gefährten ihres langen Lebens weggestorben sind, die unter
der zunehmenden Gebrechlichkeit ihres Körpers leiden, die nach neunzig
Wintern keinen weiteren mehr erleben wollen, wünschen gelegentlich den
Tod herbei, wie ein müder Mensch die Nacht. Kann man daraus nicht
schließen, dass für den Menschen Unsterblichkeit die
größte Strafe wäre? Wer ein wenig überlegt, der kann
die Verheißung Æewigen Lebens“ nur als eine schlimme Drohung
auffassen.
Gerade unsere Sterblichkeit muß uns mahnen, unsere Mitmenschen
hier und heute zu lieben und ihr Leben zu versüssen. Der Trost der
Religionen, dass die Toten im Jenseits auf uns warten und sie uns nur
vorausgegangen sind und wir dereinst wieder mit ihnen vereint sein werden,
wenn ja wenn wir uns den Priestern und ihren Regeln unterwerfen!
ist Mißbrauch des Trostes zu durchsichtigen Zwecken.
Trösten kann aber auch, wenn wir unsere Lieben in unseren Herzen
bewahren und uns über die gemeinsam erlebten Zeiten freuen und
darüber, sie gekannt zu haben und vielleicht ihre Anliegen weiter verfolgen
zu dürfen.
Wir müssen uns damit abfinden, nur Gäste auf dieser Erde
zu sein und ein Bindeglied in der Kette der Generationen, oder ein Baustein,
auf dem andere weiter aufbauen können.
Dies ist unser Ehrgeiz und wenn wir dafür noch ein wenig in den
Köpfen der Mitmenschen weiterleben dürfen, dann ist das durchaus
ein gutes Gefühl. Deshalb bemühen wir uns unser Leben heute so
zu leben, dass man sich noch eine Weile an uns gerne erinnert, mehr kann
man nicht tun und mehr nicht erreichen.
Aber auch sonst geht von uns nichts verloren, weil auf dieser Erde
nichts verloren geht und sich alles wieder zu neuem Leben wandelt, gerade
so, wie unser Körper sich aus früherem Leben zusammensetzt. Wir
sind Teil des Kreislaufes alles Lebendigen, nicht anders wie jede Pflanze
und jedes Tier. Was heute zu mir gehört, war vielleicht gestern ein
Baum, ein Gras, ein Tier - und wird morgen vielleicht wieder in einem
Baum aufgehen, übermorgen in einem Kraut, in einem Tier, irgendwann
wieder in einem Menschen.
Frage: ÆEchraner gehören keiner Kirche an, ja, sie glauben
wohl nicht einmal an Gott. Kann es aber ohne Religion überhaupt eine
Moral geben, ein Gut und Böse geben? Führt ein Leben ohne
Gott nicht zwangsläufig zu einem Dschungelsystem, in dem sich
der Stärkere durchsetzt?“
Antwort: ÆKirche sind Institutionen die vorgeben zwischen
den Menschen und Gott zu stehen. Sie behaupten gerne, dass es ohne
ihre Lehre den Menschen an Orientierung fehlen würde. Ihre Dogmen und
das Predigen göttlicher Gebote mache die Heiden sittlicher, nicht
zuletzt durch die Androhung eines jenseitigen Gerichtes. Wer sich die aber
die Welt betrachtet sieht, dass zweitausend Jahre Christentum die Menschen
nicht besser gemacht haben, im Gegenteil! In keinen anderen Kulturkreisen
gibt es soviel Gegeneinander und Machtgier. Die Amtskirche hat die
ursprüngliche Lehre mißbraucht und sich zum Werkzeug der
wirtschaftlich Mächtigen gemacht. Dieser unselige Pakt zieht eine
blutige Spur der Verwüstung durch die Jahrhunderte, ungezählte
Kulturen wurden zerschlagen, Andersdenkende als Ketzer verbrannt, die
Erde im biblischen Auftrag Æuntertan gemacht“. Der
gegenwärtige Zustand der Erde sollte eigentlich als Antwort
ausreichen.
Ob Echraner an Gott oder Götter glauben, das geht nur sie selber
etwas an. Unsere Toleranz in diesen Dingen ist zweifellos nicht
ungefährlich, denn eigentlich darf man Religionen gegenüber nicht
tolerant sein, denn sie sind es auch nicht, wie die Geschichte von Juden-
und Christentum und vom Islam zeigen. Sobald ein Mensch einer Religion
verfällt, ist er ihren Dogmen verpflichtet und für eine
aufgeklärte Gemeinschaft verloren. Toleranz, Freiheit und Religion
schließen sich zwangsläufig aus, auch wenn etwa das Christentum
gerne mit diesen Begriffen hausieren geht, doch jede Freiheit und jede Toleranz
wurde der Kirche erst in blutigen Kämpfen
abgetrotzt.
Da wir Echraner uns aber bemühen, aus allem was Menschen gedacht
und geschaffen haben, das Gute und Brauchbare herauszuklauben, so gilt
das auch für die Religionen. Und so finden sich etwa christliche
Grundeinsichten auch in der echranischen Ethik wieder. Doch wären
sie dort auch gelandet, wenn es das Christentum nicht gäbe, denn seine
Ethik ist ja auch nur aus älteren Philosophien und Religionen
zusammengeklaubt. Bis auf die Feindesliebe. Doch nichts findet sich in der
Geschichte der Christenheit weniger als sie....
Kardinal Ratzinger verurteilte in seiner Rede - (seiner Wahlrede?)
- zur Eröffnung des Konklaves die Verführung der Menschen durch
Liberalismus, Kapitalismus, Marxismus, Individualismus und etlichen andere
"Ismen", den Katholizismus natürlich ausgeschlossen. Diesen pries er
und geiselte alles, was dem bekannten Credo kritisch gegenübersteht.
Die Völker scheinen der Katholischen Kirche nach wie vor unreif oder
unfähig zum Denken zu sein, also sollen sie gefälligst wieder
glauben....Es war die altbekannte Hatz gegen Ketzerei, also auch gegen die
Aufklärung..
Was soll nun an dieser Hetzrede gut sein? Ich meine gut für diese
Welt? Das ist ja gerade das Verhängnis, dass jede Religion sich selbst
in den Himmel lobt und alle anderen verdammt oder geringschätzt. Nicht
anders machen es politische Rattenfänger und Diktatoren und nicht anders
machen es heute die globalen Krämer und ihre Propagandisten. Und die
modernen Menschen sind nicht weniger verführbar als frühere
Generationen, was die gerade erlebte größte Sterbe- und
Begräbnisschau der Menschheitsgeschichte beim Tode von Papst Johannes
Paul gezeigt hat. Und man darf nicht vergessen - von den 1,1 Millarden heutigen
Katholiken sind die Mehrheit Kinder und Jugendliche aus Lateinamerika und
anderen vom Raubtierkapitalismus arm und dumm gehaltenen Ländern, an
deren beklagenswertem Zustand die Katholische Kirche einen nicht geringen
Anteil hat. Von diesen Menschenmassen Aufgeklärtheit und in der Folge
eine gewisse Immunität gegen religiöse Verführer zu erwarten,
ist illusorisch. Man kann froh sein, wenn sie überhaupt lesen und schreiben
lernen. Aber wie die Massenhysterie der letzten Wochen bewies, sind auch
die einigermaßen aufgeklärten katholischen Europäer alles
andere als gefeit gegen den Zauber der katholischen
Zeremonienmeister.
Doch warum betonte Ratzingers in seiner jüngsten Rede so sehr
die Liturgie und den blinden, unkritischen Glauben?
Ich sehe nur drei mögliche Erklärungen: 1. weil er selber
glaubt und sich im katholischen Zeremoniell geborgen fühlt und dies
auch anderen vermitteln möchte, 2. weil er glaubt, dass die Menschen
dies brauchen um auf einem rechten Wege geführt zu werden, bzw. die
Religion als Trost und Führung brauchen, 3. weil er die Religion als
Ordnungsinstrument für die weltliche Ordnung sieht. Da aber nur die
feudale oder bürgerliche Gesellschaft die Religionen duldet bzw. zur
Beruhigung der Bevölkerung fördert, sehen die Religionen in allen
anderen Staatsentwürfen, vor allem sozialistischen oder materialistischen,
ihren natürlichen Gegner. Ihre weiteren Gegner sind die anderen Religionen,
die als Konkurrenten mit dem selben Allmachtsanspruch auftreten, mit denen
man sich aber in den letzten Jahren zu verständigen vorgab. Genau betrachtet
waren das aber nur eine Art "Zauberertreffen", bei denen man versuchte, sich
und die abgesteckten Pfründe zu tolerieren und nicht mehr wie die
Jahrtausende zuvor, gegenseitig zum eigenen Schaden zu bekämpfen. Also
"Agreement" etwa nach dem Vorbild von Kartellen, um sich nicht gegenseitig
ins Gehege zu kommen und natürlich Kennenlernen und Vertrauenspflege.
Gegenseitige Tolerierung wird höchstens gelegentlich als Massentheater
inszeniert, weil dies die Völker, vor allem die jungen Menschen phasziniert
und an die Kirchen bindet. Die Begegnungserlebnisse etwa bei Kirchentagen
sind gewaltige Zauber und bewußt wird hier auch mit körperliche
Berührungen, etwa beim Tanzen oder bei Gruppenspielen oder dem Reiz
von Übernachtungen in Massenquartieren gearbeitet. Die dabei entstehenden
Glückserlebnisse werden mit religiösem Zeremoniell und Gebetsritualen
konditioniert. Nicht nur die Katholische Kirche arbeitet hier mit subtilsten
Verführungsmethoden, in anderer Form arbeitet damit auch der Islam,
der Hinduisismus usw. Weil diese Massenveranstaltungen so zum Verführen
der Menschen geeignet sind - Begegnung und "Ringelpitz mit Anfassen", subtil
vermengt mit Gruppenzwängen und direkter und indirekter
Einschüchterung - haben sich ja bekanntlich auch weltliche Herrscher
diese Art von Veranstaltungen zu nutze gemacht und sie seit dem alten Rom
immer wieder gerne durchgeführt. Es sind immer die gleichen Abläufe,
mit denen man Menschen durch Gemeinschaftserlebnisse verführt und zu
einer Art blökenden Schafen macht. Nicht von ungefähr hat Ratzinger
auch den Individualismus verurteilt, denn nur der denkende Einzelmensch ist
einigermaßen gegen die Verführungen gefeit und so wird dieser
seit jeher als der gefährlichster Gegner empfunden. (Dem Nazarener ist
es letztlich nicht anders ergangen. Für die jüdischen Priester
war er die Bedrohung, weswegen er ermordet wurde, oder sich ermorden ließ,
denn nur so konnte er seinen ÆAuftrag“ erfüllen und Märtyrer
werden).
Der appellative Charakter der religionsübergreifenden
Verständigungstreffen demaskierte sich etwa im Fall der Katholischen
Kirche aber immer wieder, wenn Rom dann später schon kleine Ansätze
von Ökomene immer wieder gewaltsam unterband. Vor allem der jüngst
verstorbene Papst Wojtila machte in dieser Beziehung haarstäubende Vorgaben,
etwa im Umgang mit den Lutheranern. (Darüber wie weit Ratzinger als
Chef der Katholischen Glaubenskongretation im Hintergrund die Fäden
zog, lässt sich nur mußmaßen).
Sehr geehrter Herr Kardinal Ratzinger,
es ist sicher sehr ungewöhnlich, dass sich Ihnen ein Bürger
auf diese Weise per Email nähert, es mag vor allem, wenn man
den noch folgenden Inhalt vernimmt gänzlich vermessen oder
gar abwegig erscheinen. Doch ich versichere Ihnen, dass ich es mit meinem
Vorschlag sehr ernst meine.
Die bisherigen Bemühungen der katholischen Kirche, vor allem auch
des Papstes, zur Verhinderung des Irakkrieges, imponieren mir sehr und sie
bringen mein Weltbild gehörig ins Wanken. Dies sagt Ihnen ein Erzieher
und kritischer Barde aus dem Bayerischen Wald, Jahrgang 51, mehrfacher Vater
und Großvater, der einmal sehr fromm war, sich aber aus vielerlei
Gründen der Kirche entfremdet hat. Und doch traue ich diesem Papst die
couragiertesten Handlungen zu. Dies gibt mir den Mut anzuregen, dass er den
Krieg verhindert, in dem er sich vor Ausbruch des Bombardements nach Bagdad
begibt, an die Seite der wehrlosen Bevölkerung des Iraks. Dieses Zeichen
würde, so glaube ich, die Welt verändern, selbst ein Mensch wie
der amerikanische Präsident, könnte keinen Angriffsbefehl mehr
geben, täte er es, wäre es sein politisches Ende und das jener
Kräfte, die er vertritt.
Der Papst schützend an der Seite der Menschen, die in der Mehrzahl
gar keine Christen sind die Bedeutung einer solchen Geste würde
alles Dagewesene sprengen und wäre ein zutiefst christliches Gegengewicht
zu allen Verbrechen, zu denen seine Vorgänger geschwiegen haben, ja
es würde diese bedeutungslos machen. Ein ÆGerechter“, statt in
Sodom nun in Bagdad, würde dessen Zerstörung verhindern
können.
Ich weiß, wie anmaßend und gänzlich illusorisch diese
Anregunge auf Sie wirken muß, doch ich schrieb sie aus einer
Gewissensnot.
Ich wünsche dem Papst Kraft und
Durchhaltevermögen!
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Josef Geiss
(! per Email versandt und keine Antwort darauf
erhalten)
Die Welt erlebt gegenwärtig was Ohnmacht ist, denn eine sich auf
gigantische Tötungspotentiale stützende Weltmacht verweigert sich
allen Argumenten und schickt sich an Krieg zu führen, wann und gegen
wen immer sie will. Und es soll sich ja keiner mit dem Gedanken beruhigen,
es ginge nur um den Irak und seinen schlimmen Diktator! Die Welt ist voller
Bedrohungen amerikanischer Interessen und bei Erfolg des
völkerrechtswidrigen Präventivkrieges gegen den Irak, werden
Militärschläge gegen weitere unliebsame Regieme im Nahen, Mittleren-
und Fernen Osten folgen. Obwohl dies allgemein bekannt ist, gibt es noch
immer Politiker von Union und FDP, die die fadenscheinigen Bedrohungsszenarien
und Dämonisierungen der Bush-Adminstration inbrünstig nachbeten.
Nun soll also die feige Bombardierung Bagdads vielleicht noch diese Woche
beginnen - die 147 toten Amerikaner und die etwa 200 000 toten Irakis von
1991 zeigen, wie es um die Bedrohungen und Kräfteverhältnisse bestellt
ist.
Wie diese Welt gestrickt ist gibt es wohl nur noch eine Möglichkeit
das große neue Töten zu verhindern, eine große
ungewöhnliche Tat: wenn der Papst nach Bagdad fahren würde! Bush
würde dann keinen Angriff wagen und selbst die gleichgeschalteten
amerikanischen Medien müssten dann ihrem Volk, das sowieso mehrheitlich
den Frieden will, die Hintergründe erläutern. Würde Bush dennoch
bombardieren, würde er das politisch nicht überleben. Dem Papst
würde ich eine solche mutige und christliche Tat zutrauen! Ich habe
meinen Vorschlag übrigens bereits an Kardinal Ratzinger geschickt, damit
er ihn dem Papst überbringt. Zumindest ein wenig träumen, von einer
Realisierung sollte doch erlaubt sein... Denken Sie an Sodom, wo ja der Legende
nach bereits ein Gerechter die Zerstörung der Stadt verhindert hätte.
Warum sollte sowas nicht in Bagdad
"Wie Joseph Ratzinger zum "Königsmacher" in den USA wurde“, Bericht
in PNP)
In den Tagen vor dem Überfall der USA auf den Irak war ich so
vermessen (und so einfältig!) Kardinal Ratzinger eine E-Mail zu schicken,
der Papst Johannes Paul II., der sich ja so vehement gegen den Krieg
ausgesprochen hatte, könnte doch nach Bagdad reisen und so den Krieg
verhindern, keine andere Person könnte durch seine Anwesenheit eine
Bombardierung der Stadt verhindern. Natürlich geschah nichts dergleichen
und ich bekam auch keinerlei Reaktion.
Nun, zwei Jahre später, erscheinen die Friedenspredigten
des damaligen Papstes in einem neuen Licht und auf den neuen Papst fällt
ebenfalls arges Zwielicht. Die PNP berichtet "Wie Joseph Ratzinger zum
"Königsmacher" in den USA wurde".
Darin wird berichtet, wie der heutige Papst und sein Vorgänger
den Kriegsverbrecher George Bush zu seiner zweiten Amtszeit verhalfen, also
im Jahr nach dem Überfall auf den Irak, als er um Wahlkampfhilfe bat.
Mit einem Rundschreiben an die amerikanischen Bischöfe, die den
Gegenkanditaten John Kerry wegen seiner liberaleren Haltung bezüglich
Abtreibungen diskreditierten und allen Kaltholiken androhten die Kommunion
zu verweigern, wenn sie ihn wählen sollten ("jeder Katholik mache sich
der formellen Kooperation mit dem Bösen schuldig").
Nun, mit ähnlichen Formulierungen hat George Bush bekanntlich
seine Kreuzzüge begründet. Damit wird überdeutlich, wie der
Vatikan tatsächlich zu Bushs "Kreuzzügen" stand und die
päpstlichen Friedensappelle nur Augenwischerei waren. Auch wenn der
Papst keine Waffen gesegnet hatte, gegen einen Präsidenten, der sich
nicht ums Völkerrecht schert und hundertausend Tote und Verletzte zu
verantworten hat , hatte er nichts und dass er ihm wegen seiner Taten die
Kommunion verweigert hätte, ist nicht bekannt....
Der Papst geht noch immer davon aus, dass die Menschen ohne Christentum
Raubtiere wären, grad so als wenn die letzten eineinhalb Jahrtausende
christlich bestimmter Herrschaft im Abendland nicht das Gegenteil bewiesen
hätten. Ich sehe keine Beispiele, dass Religionen Menschen besser gemacht
haben, vielmehr waren und sind sie der Nährboden für Untoleranz
und Fanatismus aller Art. Und wie oft treten sie in engster Verflechtung
mit Nationalismus auf, unmöglich zu sagen, wer da wen für sich
einspannt.
Oder glaubt jemand ernsthaft, dass es im Nahen Osten, auf dem Balkan
oder im Kaukasus je Frieden geben kann, solange die Religionen dort die
gegenwärtige Bedeutung haben? Die Religionen fordern immer Toleranz
für sich, was ihnen selber aber völlig fremd ist. Sie wollen nur
missionieren und mit der Zahl ihrer Mitglieder ihren Einfluß erhöhen.
Dass sich die Menschheit in hundert Jahren versechsfacht hat und sich anschickt
diesen Planeten kahlzufressen und Milliarden dennoch in größtem
Elend leben, hält den Papst nicht ab noch immer Geburtenkontrolle zu
verteufeln. Gut möglich, dass die Geschichte dies einmal in der Rangordnung
der Menschheitsverbrechen weit oben einordnen wird.
Erst erschien mir die Meldung wie ein geschmackloser Scherz gegen den
Vatikan doch der Papst, der immer den Frieden beschwört, hat
nun tatsächlich den obersten Kriegsherrn der K u. K-Monarchie während
der 1. Weltkrieges auf die Vorstufe der Heiligen gehoben. Dass die Kirchen
seinerzeit die Vernichtungswaffen und die Armeen segneten und den
"Hurra-Patriotismus“ mitschürten, ist oft kritisiert worden. Doch mit
der Seligsprechung von Kaiser Karl I. werden die 30 Millonen Toten, Vermissten
und Verwundeten noch einmal verhöhnt. Da hat ja auch der frömmelnde
US-Präsident beste Chancen auf Seligsprechung, zumal er erst für
11 000 Tote verantwortlich ist! Die Wirklichkeit schlägt wieder einmal
jede Satire...
Kardinal Meissner verglich den Kindermörder Herodes und die
Massenmörder Hitler und Stalin mit Frauen, die sich in der Regel
aus einer Notlage - für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Auch
wenn ich selber Abtreibungen kritisch gegenüber stehe, den Vergleich
des Kardinals empfinde ich als absurde Hasspredigt, natürlich auch weil
er absichtlich oder auch nicht - die zig Millionen Toten vom Weltkrieg,
Holocaust und Gulag verspottet.
Nebenbei - mit König Herodes setzt der Kardinal die Liste der
"Kindermorde“ ein wenig spät an, was ist mit der Sintflut und mit Sodom
und Gomorrha? Die Priester vermarkteten diese Katastrophen als "göttliche
Strafaktionen“ und leben bis heute davon, dass sie die Menschen mit Gott
einschüchtern und diesem das Etikett eines rasenden Menschenvernichters
anheften. Der Tsunami wird ja von Fanatikern auch schon wieder in dieser
Weise instrumentalisiert.
Die katholische Kirche will wieder einmal die Heiden bekehren! Es reicht
ihr nicht, dass sie ihre Mitglieder durch die Säuglingstaufe
zwangsrekrutiert, was in einer aufgeklärten Welt ja schon Anachronismus
genug ist. Die Religionen fordern zwar für sich Toleranz, waren und
sind selber alles andere. Wir empören uns zurecht über den
türkischen Hassprediger in der Berliner Mevlana Moschee, der den
ungläubigen Deutschen das ewige Höllenfeuer versprach, aber nichts
anderes steht im Evangelium (z.B. MT 13,42), die halbe "Frohe Botschaft“
ist Einschüchterung. Wer empört sich bei uns gegen den Pfarrer,
der einem Verstorbenen das ewige Leben verheißt, weil er durch die
Taufe ein Kind Gottes geworden ist? Was ist mit den Milliarden Ungetauften?
Wartet auf sie das Höllenfeuer? Was für schreckliche Religionen,
die noch immer bestens als Tarnung für Fanatiker aller Art taugen. Wie
soll mit ihnen die Welt jemals zusammenwachsen und friedlich werden
können?
Kardinal Meissner, soll gesagt haben, daß die USA das Recht haben
Bin Laden zu töten. Wenn dies ein fanatischer Mullah oder ein radikaler
Rabbi sagt, dann ist man von diesen Seiten derartiges ja gewöhnt. Wenn
aber ein christliches Oberhaupt zur Blutrache des alten Testamentes
zurückkehrt und die zentralste christliche Forderung, die der Feindesliebe
mißachtet, dann sollte er sich fragen, ob er den richtigen Beruf hat.
Solche Aussagen von einer christlichen Leitfgur, in einem Land, in dem die
Todesstrafe verboten ist, und in einer Zeit, wo Meinungsumfragen in den Staaten
sogar eine Billigung des Einsatzes von Atombomben melden. Mein Mitgefühl
gilt den Opfern der Wahnsinnstat von New York, doch ebenso den Opfern in
Afghanistan, wo ferngelenkte Höllenmaschinen unterschiedslos Töten,
ohne daß ein Richter zuvor die Schuld oder Unschuld der Opfer feststellt.
Der Blutrausch des alten Testamentes hat unsere westliche und ach! so
christlichen Zivilisation ergriffen und sie zeigt ihre furchtbare Fraze,
von der ich glaubte, daß es sie garnicht mehr gibt.
Die Holländer haben nun eine gesetzliche Regelung, die Ärzte
nicht mehr dafür bestraft, wenn sie einem aussichtslos Leidenden, auf
dessen ausdrücklichen Wunsch, seine Leidensphase verkürzen, mit
vielen Einschränkungen und Absicherungen, damit kein Mißbrauch
getrieben werden kann. In Deutschland müssen Menschen ihren Kelch noch
bis zum letzten Tropfen leeren, ja, oft wird das Leiden sogar künstlich
verlängert, selbst konsequente Schmerztherapie wird oft wegen "Suchtgefahr"
verweigert.
Natürlich weiß ich um die besondere deutsche Hypothek bei
der Thematik, und die Sorge, daß leicht Dämme brechen könnten,
wenn man die "Gnadentötung" freigibt, ist sicher berechtigt. Darum
zögere ich mit meiner Zustimmung. Doch die heutige Sterbepraxis ist
ein Grund sich zu fürchten. Wer wünscht sich für sich und
seine Lieben keinen schnellen und leichten Tod? Jeder hofft darauf, doch
nicht jeder wird dieses Glück haben. Falls ich auch einmal zu jenen
letzteren gehören sollte, kann ich mir nur wünschen, daß
sich ein gnädiger Mensch finden wird, der sich meiner erbarmt und mein
Leiden abkürzt.
Ich hoffe darauf, daß man sich auch in Deutschland des Themas
annimmt und eine Regelung findet, die Mißbrauch
ausschließt.
PS: In den österlichen Ansprachen haben sich Priester beider
großer Kirchen des Themas angenommen und es dabei in einem Atemzug
mit dem Klonen von Menschen und anderen Perversitäten
genannt.
Solange es Religionen gibt, werden die Menschen Schafe bleiben und
Wölfe sich an ihnen gütlich tun. Doch die Annahme, eine Welt ohne
Religionen wäre alleine deshalb schon besser, ist vermutlich falsch,
denn es blieb genug Unaufgeklärtheit übrig. Immerhin aber, ein
großer Brocken, der den Entwicklungsweg der Menscheit blockiert, wäre
beseitigt. Unsere Ausgangslage wäre ungleich günstiger, denn die
Menschen müßten dem Leben größeren Wert beimessen und
würden es lebenswerter gestalten. Natürlich würden die
Löcher, die zurückblieben, wenn die alten Religionen
verschwänden, schnell von Surrogaten gefüllt, die ja heute bereits
eine wachsende Bedeutung gewonnen haben: Geld, Besitz, Konsum,
Maschinenverehrung, Putzsucht usw.
Doch auch für das zeremonielle Prozedere der Priester
müßte Ersatz geschaffen werden. Doch auch hier besteht die große
Gefahr, dass sich bald auch dieser Ersatz derart etablieren würde und
jedem freien Geist das Grausen käme.
Wer schreit, hat es meist auch nötig. Wer im dunklen Wald (oder
sonstwo) Lärm macht, tut dies in aller Regel, um sich Mut zu machen.
Auch Hunde die bellen, machen sich damit wohl in erster Linie selber Mut.
Warum also läuten Pfarrer dauernd mit den Turmglocken ihrer Kirche?
Manchmal meine ich, sie hätten früher weniger oft und weniger laut
geläutet. Steht nun dieses Mehr im Zusammenhang mit dem Weniger an
Gläubigen? Wie es auch sei - mich treiben die Glocken noch zum Wahnsinn,
rauben mir schon um 7 Uhr morgens meinen Schlaf (auch am Wochenende,
ja da erst recht. Glocken schlagen, im wirklichen Sinne dieses Wortes, denn
Lärm ist eine Form von Gewalt. Wer wie ich Nachtarbeiter ist und selten
vor Zwei ins Bett kommt, kann das Getöse der Glocken nur hassen. Was
sie mit der christlichen Lehre zu tun haben sollen, habe ich sowieso noch
niemals verstanden. Sie haben damit sowenig zu tun, wie das Zöllibat,
die Reichtümer der Kirche oder die Verknüpfung der Kirche mit den
politisch und wirtschaftlich Mächtigen im Land, es scheint mir nur die
Demonstration von Macht des Kirchenapparates zu sein, um die Menschen
immer wieder daran zu erinnern, wer Lärm machen
darf.
Doch was kann ich tun? Anzeige erstatten? Wenn ich mich recht erinnere,
hat dies schon einmal einer versucht und ist bei den Gerichten abgeblitzt,
es hieß Glockengeläute sei ein ortsübliches Geräusch,
in Bayern sowieso. Was wurde dagegen in anderen Fällen nicht
alles verboten: ein Hahn durfte nicht mehr krähen, Frösche durften
nicht mehr quacken, Tennisbälle durften nicht mehr fliegen. Vielleicht
geschah dies alles zurecht, aber dann bitte ich doch auch den kirchlichen
Glockenterror stoppen, oder wenigstens auf wenige Gelegenheiten begrenzen;
und das viertelstündige Geschlage der Turmuhr ebenfalls, denn
mag dies in uhrarmen Zeiten sinnvoll gewesen sein, heute, wo schon jedes
Kind mindestens eine Uhr hat, besteht dafür wohl keine Erfordernis
mehr. Aber vermutlich sind auch Turmuhren in Bayern heilige Kühe
(und wer die angreift, kann nur ein schlimmer Heide sein), erinnern sie uns
doch alle Viertelstunden daran, daß wir unserem Schöpfer wieder
ein Stück nähergerückt sind. Ich bin überzeugt, daß
uns die Kirche mit Absicht unser Leben mit Glockenschlägen zerhackt,
um es uns zu vermiesen. Schließlich ist nach ihrer Auffassung
das Leben ja auch nur ein Jammertal (sie tut alles, daß es das wirklich
ist!) und Eignungstest für den Himmel...
Heute höre ich, daß sogar die Kinderlein in nicht
konfessionsgebundenen bayerischen Kindergärten vor allen
Mahlzeiten, selbst vor dem Pausenbrot, Gebete ratschen müssen. Ich mag
dies fast nicht glauben, schließlich ist es nur noch ein Jahrzehnt
bis zur zweiten Jahrtausendwende. Auch wenn die Kirchgänger ausbleiben
und die meisten Menschen hierzulande nur aus Gewohnheit oder wegen
der kirchlichen Zeremonienmeisterei bei Geburt, Heirat und Tod nicht aus
der Kirche austreten (oder aus Sorge um die Karriere, denn Freidenkerei ist
auch heute noch keine Empfehlung für viele Jobs), so herrschen die alten
religiösen Phrasen noch immer über die kleinen Kinder, und
sorgen dafür, daß die Menschen so blöd bleiben, wie sie es
nun mal sind.
Der
Beschränkte versucht auch alle anderen zu
beschränken
Der Beschränkte versucht auch alle anderen zu beschränken,
nur dann kann seine enge Welt sich in der Ordnung befinden, die er so nötig
hat wie ein Fisch das Wasser. Stolz hörte ich den alten Moslem aus dem
Kaukasus sagen, dass sogar seine Enkelin, die noch kaum sprechen kann, schon
Allah loben könne. ÆMit sieben Jahren lernen wir unseren Söhnen
in der Koranschule das Beten. Wenn sie es mit zehn Jahren nicht können
und von alleine tun, gehören sie geschlagen, wenn sie es mit 15 immer
noch nicht können, gehören sie erschlagen!“ Und er habe in seinem
Leben kein höheres Ziel, als einmal nach Mekka zu reisen, um dort in
der vorgeschriebenen Weise zu beten.
Man muß sich das vorstellen: eine Milliarde Menschen denkt so
oder so ähnlich. Und die anderen Religionen, wobei Christen und Juden
mit den Moslems den Mohammedaner nicht nachstehen, richten ebenfalls ihre
kleinen Kinder schon ab, infizieren sie mit ihrer eigenen Beschränktheit.
Und das passiert zu Beginn des dritten Jahrtausends, nicht irgendwann in
einer dunklen Vorzeit.
Der islamische Fundamentalismus, den jeder freisinnige Mensch nur
kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen kann, ist nicht zum geringsten Teil
eine Folge der westlichen Kolonialpolitik, vor allem der Eroberungskriege
Amerikas und Israels. Deren Verbrechen gegen die eingesessene orientalische
Bevölkerung sind der Nährboden für die muslimischen Extremisten.
Ihre Religion wird so zur Klammer, die sie zusammenhält und aus der
sich der gewaltsame Widerstand nährt. Ich bin überzeugt, dass das
muslimische Verhalten ein völlig anderes wäre, würde ihnen
der Westen mit Respekt und Toleranz begegnen.
Ich
verstehe die Angst der
Moslems
Ich verstehe die Angst der Moslems um ihre alte vertraute und vielerorts
noch archaische Lebensweise sehr gut, und sie ist mir in vielem sympathischer
als unsere charakterlose, gleichförmige westliche. Uns so kann ich auch
nachvollziehen, dass die Moslems an ihrem Glauben, der ihnen die Gewähr
für die gewohnte Lebensordnung und Machtstrukturen - zu sein
scheint, so stur festhalten. Doch was ist das für ein Leben, wenn es
nur dann gut sein soll, wenn die Menschen nicht frei denken dürfen?
Der Totalitarismus der monotheitischen Religionen macht auch heute
Aufklärung ungeheuer nötig. Doch sollte sich hier niemand Illusionen
hingeben, die Aufklärung wird nur nebenbei ansetzen können, als
Teil jenes zerstörerischen ÆSauerteigs“ der westlichen
Industriekultur, die die Menschen mit ihren Waren fängt und sie sukzessive
aus ihren vernagelten Denk- und Lebensweisen herauslöst. Doch ist diese
Geld-und Warenkultur nicht noch schlimmer als das, was sie beseitigt? Und
kann sich diese Welt eine solche Entwicklung überhaupt leisten, ohne
dass der Planet zugrunde geht? Und es ist zu bedenken, ob nicht diese
Æmoderne“ Lebensart die Menschen nicht noch mehr vergewaltigt als es
die Religionen tun?
Am 9. Oktober 2004 hörte ich bei einer Radiosendung über
die Frankfurter Buchmesse einen offenbar aufgeklärten muslimischen
Schriftsteller den Satz sagen, dass auch er für den Schleier sei, aber
nur für Männer....
Das ist ein Spass nach meinem Geschmack und dass er von einem Moslem
kam, lässt einen hoffen.
Nicht viel später durfte ich am Fernsehen ein Stück iranische
Wirklichkeit erleben, wie vor einem Fußballspiel die Massen von einem
Mullah ihre religiöse Indoktrination verabreicht bekamen, vor den
Nationalhymnen wird erst einmal gebetet, der eine ratscht über Lautsprecher
vor, die Massen müssen antworten... Das ist wie im christlichen Mittelalter,
eine Beleidigung jedes aufgeklärten Menschen und ein Beispiel, wie nah
das tiefste Mittelalter liegt.
Und ich gehe jede Wette ein, dass dem Vatikan das auch gefallen
würde, das gemeinsame Gebet vor Sportveranstaltungen. Erst in diesen
Tagen hat die Bischofskonferenz bekannt gemacht, dass eine neue Missionierung
in Deutschland vorbereitet wird, denn gerade auf dem Gebiet der alten DDR
gebe es massenhaft Heiden...
Nein, die Religionen sind nicht tolerant. Toleranz brauchen sie nur
zu ihrem eigenen Schutz. Alle sollen schweigen zu ihren Blöd- und
Unmenschlichkeiten, dass sie die Kinder indoktrinieren und die Gläubigen
vertrotteln und abkassieren. Sie sind zutiefst undemokratisch und vestehen
es listig, den demokratischen Staat mit seinen Rechten zu ihrem Schutz und
Gedeihen zu gebrauchen.
Fall 1. (Jan. 2006) Ein zwanzigjähriger, in Deutschland lebender
Mazedonier lauert seiner hochschwangeren deutschen Freundin auf und tritt
ihr mehrere Male mit den Füssen in den Bauch, damit das Kind stirbt,
auch die Frau überlebt nur knapp. Die Begründung für diese
bestialische Tat: Er stamme aus einem strengen islamischen Elternhaus und
würde von seiner Familie verstossen werden, wenn er eine Christin heiratete.
Bei der Gerichtsverhandlung bestätigt sein Vater
dies.
Fall 2. (Februar 2006) Ein palästinensischer Junge wird von einem
israelischen Polizisten erschossen. Die inneren Organe des Ermordeten werden
von seiner Familie gespendet und mehreren jüdischen Kindern eingepflanzt.
Die orthodoxen jüdischen Eltern eines der Kinder bedanken sich nicht
nur nicht bei den palästinensischen Eltern, sondern reden
geringschätzig über das gespendete Organ, weil es von einem
Mohammedaner stammt.
Zwei unfassbare Meldungen, die zeigen, dass religiöse Blödheit
die Menschen zu Bestien macht.
Fall 3. (März 2006) In Afghanistan soll ein zum Christentum
konvertierter Moslem zum Tode verureilt werden. Sind das die Menschenrechte
und die Religionsfreiheit, die von den USA und auch den Deutschen dort
geschützt werden soll? Hier zeigt sich der wirkliche Erfolg
von George Bushs Kreuzzügen, er hat mit seinen Kriegen nur zerstört
und tausendfachen Tod gebracht, erreicht hat er überhaupt
nichts. Es ist ein Skandal, dass Länder, in denen die Scharia gilt,
also das islamische Gesetz, dass sich keinen Deut um die Charta der UN
kümmert, in der Religionsfreiheit als selbstverständliches
Menschenrecht gilt, vom Westen unterstützt werden
und in der UNO sitzen dürfen.
Man fühlt sich an Umberto Eccos "Name der Rose" erinnert, wo wegen
eines Buches über die Komödie, von Geistlichen gemordet wird,
denn wer lacht, fürchtet sich nicht. Und da Religionen Furcht und
Ehrfurcht zum Überleben brauchen, ist Lachen ihr größter
Feind. Vor allem die auf Abraham zurückgehenden Religionen sind
völlig humorlos. Die Greuelgeschichten, in der Gott von Abraham die
Opferung seines Sohnes verlangte (was dieser tatsächlich befolgen wollte),
und die Ausrottung störender Völker, etwa der Kanaaniter befahl,
sind quasi das Fundament, auf dem diese Religionen fussen. Jesus hat zwar
die Religion viel freundlicher gemacht, doch auch er drohte dauernd mir "Heulen
und Zähneklappern". Seine Nachfolger hielten sich sowieso lieber
an das Alte Testament, dessen Gebote den Interessen der weltlichen Herrschern
viel mehr entsprachen. So wurden die Sklaverei gerechtfertigt, unzählige
Räuberkriege geführt und jeder, der was dagegen sagte, wurde gefoltert
und hingerichtet. Heute sind die Kirchen viel christlicher geworden,
während in anderen Religionen offenbar noch immer tiefstes Mittelalter
herrscht. Die Religion muß dafür herhalten nationale Interessen
und Besitzstände zu verteidigen und die überkommenen hierarchischen
Familien- und Lebensstrukturen zu stützen. Wobei die Angst vor der
Zerstörung ihrer archaiischen Kulturen nachvollziehbar ist, denn was
die westliche Zivilisation an Gier, kommerziellen Dreck und sozialer
Zerstörung verbreitet, ist etwas, für das man sich als
Abendländler nur schämen kann. Und je heftiger das Ganze wird umso
mehr scharren sich etwa Muslime um ihre Religion und reagieren allergisch
auf die geringste Kritik dagegen. Ich bin deswegen dafür, dass man die
Völker so leben und sich entwickeln lässt, wie sie es eben können
und wollen und alte Kulturen nicht einfach überfordert oder gar mit
militärischer Gewalt plattwalzt. Doch wer im demokratischen und
aufgeklärten Abendland leben will, der muß auch die Meinungs-
und Pressefreiheit akzeptieren, was Toleranz voraussetzt. Und man sollte
zu lachen lernen, auch über sich selber, was aber ein gemeinsames Ziel
ist, denn auch bei uns ist diese Fähigkeit manchem fremd und man lacht
am liebsten hämisch - über andere...
oder vom vordemokratischen Charakter der Religionen (wz 20.11.
2004)
Ein islamischer "Hassprediger“ soll in einer Berliner Moschee gesagt
haben, dass den ungläubigen Deutschen, anders als den
rechtgläubigen Muslimen, nach ihrem Tod die Verdamnis drohe.
Es entstand darüber Empörung in allen politischen Lagern.
Doch wo ist der Unterschied, wenn ein katholischer Pfarrer bei
einer Beerdigung sagt, der Verstorbene sei durch die Taufe ein
Kind Gottes geworden und Gott werde ihn deswegen zu sich nehmen? Was
ist mit den Milliarden Ungetauften? Wartet auf sie das ewige
Höllenfeuer? Das Christentum wird gerne mit einigen
menschenfreundlichen Stellen aus der Bergpredigt gleichgesetzt
und verklärt, etwa der Forderung nach Feindesliebe. Das sind gewiss
wichtige Eckpfeiler für unseren heutigen Humanismus, doch es ist nur
die eine Seite der Medaille. Denn das Christentum ist auch eine Religion
der Angst, "des Heulen und Zähneklapperns“, denn wer es an der geforderten
Ehrfurcht gegenüber Gott und der Religion fehlen lässt, ("Ehrfurcht
kommt von ehren und fürchten“) der wird als schwarzes Schaf
dem ewigen Höllenfeuer übergeben… Islamismus und
Christentum treffen sich in ihrer Menschenverachtung in diesem Punkt, und
nicht nur in diesem. Sie sind Religionen der Verängstigung und
Disziplinierung und man reibt sich die Augen, wenn ausgerechnet sie
heute für sich Toleranz fordern, etwas, das ihnen vom Wesen
her völlig fremd ist. Bei ihrer Mitgliedergewinnung werden nach wie
vor Säuglinge zwangrekrutiert und der nachfolgenden Gehirnwäsche
durch den Religionsunterweisung unterzogen. Die Kindertaufe ist nichts weniger
als eine Vergewaltigung und widerspricht aller moderner humanistischer Ethik.
Die Steigerung dieses Treibens ist die Verstümmelung der männlichen
Geschlechtsteile durch Moslems und Juden, mit dem sie ihren
Totalitätsanspruch und Zugehörigkeit zu einem "von Gott
ausgewählten Volk" auch als körperliches Mal festschreiben und
sich so von den "Ungläubigen“ absondern. Das dieses sinnlose Quälen
von Kindern heute in demokratischen Ländern geduldet wird, ja sogar
geschützt wird, ist ein himmelschreiender Anachronismus und nichts weniger
als Barbarei. (Dass die Beschneidung von gewissen ärztlichen Kreisen
noch pseudomedizinisch verbrähmt wird, zeigt wieder einmal, dass manche
Leute, wenns um Geld geht ,zu allem bereit sind).
Ich stelle fest, dass auch ein paar hundert Jahre nach der Aufklärung
die Religionen noch immer die Köpfe der Menschen vergiften und mit ihren
Dogmen einschüchtern dürfen, geschützt vom demokratischen
Staat. Zumindest erlaubt uns die Religionsfreiheit heute ab einem gewissen
Alter sich der religiösen Abrichtung in den Schulen zu entziehen und
aus der Kirche auszutreten, was aber durch sozialen Druck in ländlichen
Gebieten aber praktisch immer noch kaum möglich ist. Der Islam ist hier
sogar noch voll dem dunkelsten Mittelalter verhaftet und abtrünnige
Gläubige dürfen in machen Ländern sogar getötet
werden.
Und in diesen Tagen hat der CSU-Generalsekretär Söder
gefordert, das Schulgebet an bayerischen Schulen zur Pflicht
zu machen! (Vielleicht will er als nächsten Schritt
wie wir es kürzlich beim einem Fußballspiel von im
Mullah beherrschten Iran erleben konnten , auch bei uns
vor Sportveranstaltungen allgemein zum Gebet
aufrufen…?)
Doch in einem Land, in dem Staat und Religion von der Verfassung
getrennt sind, dürfen Religionen nur Privatsache sein und
jede Art von Indoktrination und Missionierung gehören strikt sanktioniert.
Söder und Co zeigen mit ihrem Gschwätz das Ausmaß ihrer
Geschichtslosigkeit und das sie geistig noch einer finsteren Zeit
angehören. Oder frömmelnde Populisten oder gekaufte
Provokateure sind).
Globales friedliches und tolerantes Zusammenleben wird vermutlich solange
ein frommer Wunsch bleiben, solange fanatische Religionen die Menschen trennen.
Fußnote, religiöse Begründung für die Beschneidung
der Männer
Im Koran findet sich kein Gebot, das eine Beschneidung fordert. Im
Alten Testament - auf das sich Moslems und Juden stützen
- wird der neunundneunzigjährige Abraham (Ismael) von Gott
zur Beschneidung aufgeordert, um ein unveränderliches Zeichen
für seinen Bund mit ihm zu setzen. (wörtlich: "...
und wo ein Mannsbild nicht wird beschnitten an seiner Vorhaut,
dessen Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk..." (1.Mose
17, 11-14)
Ferner las ich in einer Islamischen Quelle, dass die wichtigen
Protagonisten des AT von Adam bis Noah usw. bereits beschnitten
auf die Welt gekommen seinen....
Gedanken bei der Beerdigung meiner Großmutter 1989
Die Kirche ist ein großer Zeremonienmeister. Die Suche nach
göttlichen Lehren, zwischen alle dem feierlichem Mummenschanz und den
geleierten Förmlichkeiten, ist mühsam. Daß ich darüber
enttäuscht bin und das ganze Theater zum Thema mache, zeigt, daß
mir das Ganze noch immer nicht gleichgültig ist. In keinem Fall
läßt sich daraus auf eine Geringschätzung der christlichen
Lehren schließen. Im Gegenteil, ich schätze viele Weisheiten des
Prediger Salomon und des Nazareners, was die Kirche drum herum veranstaltet,
empfinde ich als unangemessen und unchristlich.
Jahrelange Distanz zur Kirche haben mich schon fast vergessen lassen
welche Formeln, Beschwörungen und Bewegungsabläufe die katholischen
Messen füllen. Bei der Beerdigung meiner geliebten Großmutter
wurde mir dieser ganze Spuk wieder in Erinnerung gerufen.
Schon am Kircheneingang stand wie ein Wächter das Weihwasserbecken
(daß es das immer noch gab!) Geweihtes Wasser - was dies wohl mit dem
Gott der Feindesliebe zu tun hat?
Die Trauergäste tauchten ihre Daumen hinein und bekreuzigten damit
Stirn, Kinn und Brust, von mir und den Meinen dasselbe erwartend. Ich achtete
nicht darauf und wies - mit einer überflüssigen Geste - meiner
Familie den Weg zum Mittelgang der Kirche. In meinem Rücken spürte
ich förmlich die befremdeten Blicke. Um zu den Familienangehörigen
in der vordersten Bank zu kommen, mußten wir den Mittelgang unter dem
mächtigen neugotischem Kirchenschiff durchqueren, vorbei an einer
überraschend großen Anzahl von Menschen. Die Großmutter
- die schon seit Jahren nicht mehr unter die Leute gekommen war und stets
ein vergleichsweise zurückgezogenes Leben geführt hat - mußte
mit ihren neunzig Jahren doch zu den Letzten ihrer Generation gehören,
weshalb ich neben der Verwandtschaft und den Nachbarn kaum Trauergäste
erwartet hatte. Aber offensichtlich hatten mehr Menschen die alte Frau gekannt.
Oder waren sie nur indirekt wegen der Großmutter da, etwa um den trauernden
Angehörigen ihre Verbundenheit auszudrücken? Wie immer waren eine
Reihe von älteren Leuten da, die beinahe keine "Leich" versäumen.
Über ihre Beweggründe kann man nur rätseln: Neugierde?
Zeitvertreib? Die kindliche Hoffnung, beim eigenen Begräbnis auch nicht
allein gelassen zu werden?
Ich kenne manchen, den diese Sorge - so absurd sie auch sein mag -
dazu bringt einer Vielzahl von Vereinen lebenslang die Treue zu halten, damit
beim Begräbnis die Kirche einmal voll ist und auf dem Grab reichlich
Kränze liegen... Wieviele treten alleine deshalb nicht aus der Kirche
aus, obwohl sie ihr zu Lebzeiten jahrzehntelang den Rücken kehren?
Die Trauergäste hemmten mich frei durch den Mittelgang zu schreiten
und die Hände dort zu lassen, wo sie von Natur aus hängen. Irgend
ein eingeübter Mechanismus legte sie mir vor meinem Bauch ineinander.
Mein Kopf, normalerweise erhoben, neigte sich in anpasserischer Demut leicht
nach vorne. Trotzdem hatte ich das Gefühl, jeder der Anwesenden würde
auf mich starren und sehen, daß ich in dieser Kirche ein Fremdkörper
war. Meiner Frau und den beiden Kindern erging es ähnlich.
Dann mußten wir uns trennen, denn die Frauen saßen wie
eh und je links vom Mittelgang, die Männer rechts. Als ich mit meinem
Sohn an der ersten Reihe, bei meinem dort bereits sitzenden Vater anlangte,
war da wieder das, durch langjährigen Brauch, gewachsene Gefühl,
vor dem Betreten der Reihe ein Knie in Richtung Altar beugen zu müssen.
Doch ich senkte nur den Kopf und nickte mit ernstem Gesicht kurz den in der
Nähe sitzenden Verwandten zu. Mein Vater, der am Rande der Bank saß,
lächelte uns zu - erkennbar froh darüber, nicht mehr allein in
der ersten Reihe sitzen zu müssen. Er ließ uns, dabei aufstehend,
an ihm vorbei in die Reihe rutschen. In ihr gab es überaus wenig Platz
für die Beine, da eine niedrige Bank zum Knien den knapp bemessenen
Fußraum stark einengte und gegen die Schienbeine drückte, was
zu krampfhaftem Aufrechtsitzen zwang. Stellte man die Füße auf
die Bank, wirkten die in spitzen Winkel hochragenden Knie recht flegelhaft.
Ich erinnerte mich: früher war es immer mein Wunsch gewesen, genauso
hoch aufragende Knie zu haben, wie meine älteren Freunde...
Mein Blick wanderte durch die renovierte Kirche und fand ihre
mächtigen gotischen Säulen und Bögen und die vertrauten
farbenprächtigen Fenster, deren biblische Szenen ich vor
fünfundzwanzig Jahren so oft tagträumend betrachtet hatte. Auch
der Kreuzweg, bestehend aus beeindruckend realistisch geschnitzte Holzreliefs
war noch da - doch wie sah der heute aus! Das vertraute Schnitzwerk hatte
man mit pseudogotischen Türmchenrahmen und goldenem Hintergrund aufgemotzt!
Ich empfand dies als unerlaubte Verkitschung und ärgerte mich darüber.
Dann vertiefte ich mich wieder in die bekannten Martyriumsszenen und spürte
fast vergessene Gefühle in mir auftauchen. Auch im Altarraum hatte sich
einiges geändert - offenbar wurde dieser kaum mehr benützt, denn
davor stand ein neuer, massiger Steinaltar, etwa zehn Meter näher an
den Gläubigen. (Sollte dies ein Zeichen dafür sein, daß die
Priester neuerdings die Nähe der Menschen suchten? Oder war es nur eine
optische Anpassung an die geschrumpfte Zahl der Kirchgänger?)
Übertrieben rustikal wie der Altar wirkte das ähnlich gebaute,
tonnenschwere Predigerpult. Alles wirkte klobig und ich spürte Machtanspruch
daraus und schlechten Geschmack der Kirchenoberen. Wollte man damit den am
Pult gesprochenen Worten Gewicht verleihen? Sie mit Tonnenschwere stützen?
Das zu beiden Seiten des Altares aufgestellte neue, ebenfalls antike
Solidität suggerierende Chorgestühl, mit seinen gotischen
Spitzbögen nachempfundenen Rückenlehnen, wollte mir ebenfalls nicht
gefallen und beschäftigte meine Gedanken minutenlang.-
Von draußen drang das leise Geratter eines Preßlufthammers
in die feierliche Stille, lauter werdend, wenn neue Menschen die Kirche betraten.
Eine Weile überlegte ich, ob ich hinausgehen und die Arbeiter bitten
sollte, eine Stunde innezuhalten, gewohnt mich als Leiter überall
einzumischen. Doch dann verloren sich meine Gedanken wieder im traurigen
Anlaß unseres Hierseins.
Nach etwa zehn Minuten belebte sich der Altarvorraum. Ein junger Mesner
und ein Ministrant stellten vor dem Altar einen Sammelbehälter für
Geld auf, der an einen Standaschenbecher erinnerte. Es wurden nun die
Sterbebilder für die Großmutter verteilt. Die Menschen suchten
nach Kleingeld und reihten sich, aus den Bänken tretend, hintereinander,
um einen, der auf Hochglanzpapier gedruckten Sterbezettel zu bekommen. Die
Angehörigen führten den Reigen an. Die Männer traten links
aus den Bänken, die Frauen rechts und alle reihten sich separat aneinander
und bewegten sich langsam nach vorne, warfen, wenn sie den Ministranten erreicht
hatten, eine Münze in den aufgestellten Behälter und bekamen
dafür das Bildchen, mit den Geburts- und Todesdaten meiner Großmutter
und einem überraschend treffenden Spruch über ihr Leiden der letzten
Zeit,- mußten dann an der vordersten Bank an den Angehörigen vorbei,
um dann vom Seitengang aus, wieder in ihre eigene Bank zu treten.
Dieses Zeremoniell ermöglicht den Angehörigen zu beobachten,
wer an der Trauerfeier teilnimmt. Ich kannte die meisten der Männer,
kaum einer von Ihnen war jünger als sechzig Jahre. Einige sah ich nach
Jahrzehnten erstmals wieder, entsprechend durch die Jahre gezeichnet. Da
waren alte Nachbarn, Bekannte und Freunde meines Vaters, viele auch noch
der Großmutter direkt verbunden. Auch ein paar Ladenbesitzer waren
darunter, bei denen die Großmutter früher ihre Besorgungen machte.
Es waren allesamt einfache Männer und bei vielen wirkte ihr schwarzer
Anzug wie ein Fremdkörper, es roch nach Naphthalin. Einige der Männer
waren dick geworden, die anderen elendig mager; einige bewältigten die
kurze Wegstrecke nur auf einen Gehstock gestützt. Die meisten schritten
verlegen an uns vorbei und suchten mit erkennbarer Hast wieder in die
Geborgenheit ihrer Reihe zu gelangen. Einem beleibten Arbeiter ragte unter
dem viel zu engen Anzug ein Hirschmesser aus der hinteren Hosentasche. Andere,
wie ein in der Nachbarschaft wohnender Stadtrat, schritten, das Agieren in
der Öffentlichkeit gewohnt, gemessenen Schrittes. Ein alter Nachbar
kniff mich vertraulich in der Wange, ein anderer klopfte im Vorbeigehen meinem
Vater aufmunternd gegen die Seite, andere nickten meinem neben mir sitzenden
Bruder zu. Ich senkte den Kopf, weil ich spürte, wie mir die Tränen
in die Augen traten. Tief atmend versuchte ich mich durch gänzlich andere
Gedanken abzulenken, wie ich es bei angenehmerer Gelegenheit oft praktizierte
eine zu frühe Ejakulation zu verhindern. Gedankenstop! Weiße Wand,
Zeisig auf der Tannenspitze, Kartoffeln sortieren,
Führerscheinprüfung...
Als alle wieder in ihrer Bank saßen, trat ein Priester mit zwei
Ministranten in den Altarraum. Er war noch recht jung und schlank und trug
die Haare kurz geschnitten, fast wie ein buddhistischer Mönch. Er musterte,
wie es schien, die Angehörigen in der ersten Reihe, von denen die meisten
seinem Blick auswichen und die Augen senkten. Ich erwiderte seinen Blick,
der ausdruckslos war, nicht unfreundlich, aber auch nicht freundlich. Dann
begann der Geistliche mit der Messe. Als er zu Beginn einige Male den Namen
der verstorbenen Großmutter nannte, mußte ich wieder mit den
Tränen kämpfen, doch merkte ich bald, daß der Name für
den Priester nur ein Wort war, das er in seine fertigen Trauerphrasen einbaute.
Es ging eigentlich überhaupt nicht um die Großmutter. Der Priester
spulte seine Messe ab, mit Gebetsformeln, die die Anwesenden nachzuplappern
oder mit anderen Formeln zu beantworten hatten. Dazu gehörten bestimmte
Bewegungsabläufe, wie Aufstehen, Setzen oder Knien, letzterem wurde
auf der Männerseite nur andeutungsweise nachgekommen. Dazwischen
ertönten von der Empore feierliche Orgelklänge und der Gesang eines
bezahlten Trauerchores. Endlich kam die Predigt. Als der Kaplan darin wieder
den Namen der Großmutter nannte, war in mir bereits alle Trauer gestorben,
von Formeln totgelabert. Nachdenkenswert war der Vortrag nur einmal, als
von der heute üblichen Praxis erzählt wurde, nur bei Erleben von
Ausnahmesituationen von eigentlichem Leben zu sprechen. So meinten viele
Menschen beispielsweise, nur im Urlaub wirklich zu leben. Auf das Warum dieser
Denkhaltung, ging der Redner nicht ein. Er behauptete nur, daß wirkliches
Leben im Alltag stattfände, wobei er den Schlenker zum überaus
harten Leben der Großmutter geschafft hatte, deren Leben derartige
Ausnahmesituationen nicht vorzuweisen hatte. Der Kaplan schilderte die
Verstorbene als treusorgende Frau, die zwei Weltkriege und die harten Zeiten
dazwischen und danach zu ertragen hatte (ich spürte wieder Tränen
in die Augen steigen), streifte in einem halben Satz ihr schweres Leiden
der letzten Zeit, erwähnte die aufopfernde Pflege durch die
Angehörigen, und bezeichnete dann die Großmutter noch kurz als
vorbildhafte Katholikin, die ihr Leben lang die heilige Eucharistie über
alles geschätzt habe (ich erinnerte mich an ihre regelmäßigen
sonntäglichen Kirchgänge). Dann forderte der Priester die
Trauergemeinde auf zu beten, damit der Toten ihre Sünden schnell vergeben
würden und stellte fest, daß sie ja schon durch die Taufe zu einem
Kind Gottes geworden sei - mein Sohn neben mir war dann also kein Kind Gottes,
weil an ihm die Taufe nicht vollzogen worden war - und erbrach sich dann
wieder in Phrasen und Formeln. Die Gläubigen plapperten ihm nach und
nicht nur die Männer der ersten Bank schwiegen, was aber ein genau hinter
mir sitzender Religionslehrer durch seine demonstrative Lautstärke
wettmachte...
Ich wußte nun wieder, was mich als Jugendlichen aus der Kirche
vertrieben hatte. Es hatte bei mir vergleichsweise lang gedauert, denn ich
war recht fromm. Als meine Freunde die Kirche schon lange als einen
spießigen, verlogenen Altweiberzirkus geringschätzten (sich ihrer
aber noch heute gedankenlos als Zeremonienmeister bei Hochzeiten, Taufen
und Begräbnissen bedienen), machte ich mich mit sechzehn Jahren auf
die Suche nach den Wurzeln des christlichen Glaubens, kaufte mir aus freien
Stücken eine Ausgabe des Neuen Testamentes und las die Botschaften der
vier Evangelisten. Dabei öffnete sich ein Abgrund zwischen dem, was
da stand und dem, was in der Kirche passierte. (Deswegen war das Studium
der Bibel im finsteren Mittelalter den einfachen Gläubigen wohl auch
verboten worden.)
In den Folgejahren erfuhr ich dann vieles über die blutige Geschichte
des Katholizismus, vom Völkermord an sogenannten heidnischen Völkern,
von den millionenfachen Morden der "heiligen" Inquisition, von
kriegführenden Päpsten, von als Kreuzzügen verbrämten
Eroberungszügen, von riesigen Kirchenschätzen, von der Kumpanei
mit den skrupellosesten weltlichen Herrschern, von der Segnung der
schrecklichsten Massenvernichtungswaffen, vom päpstlichen Verbot der
Geburtenkontrolle, trotz Umweltzerstörung und Übervölkerung.
Widerstrebend erkannte ich, daß diese Kirche, der ich als Mitglied
angehörte, nur eine leere Hülse war und irgendwann konnte ich ihre
Scheinheiligkeit und ihre leeren Sprüche, mit denen sie die Menschen
einlullte und verdummte, nicht mehr ertragen.
Als der Priester nun im Verlaufe der Totenmesse das Vaterunser einforderte
und es die meisten Anwesenden als Leerformel herunterleierten, spürte
ich wieder den Zorn, den ich schon als Jugendlicher dabei empfunden hatte.
Hatte Jesus mit diesem Gebet nicht die Menschen lehren wollen, individuell
mit ihrem Gott zu sprechen? Sagte er nicht, man solle im Verborgenen beten
und nicht plappern wie die Heiden?
In meiner Kindheit war die Messe noch in lateinischer Sprache gelesen
worden. Wie verkleidete Zauberer murmelten die Priester damals
unverständlichen Hokuspokus, so als wären sie im Besitz der Sprache
des lieben Gottes. Als später die Formeln in deutsch gesprochen wurden,
sagten viele Katholiken, die Messe hätte dadurch viel von ihrer
Feierlichkeit verloren, wahrscheinlich, weil man die vielen Plattheiten auf
einmal verstand. Natürlich suchen diese Menschen in den Kirchen nicht
das Evangelium sondern mystische Abläufe. Entwicklungsmäßig
standen sie etwa auf derselben Stufe wie die von ihnen verachteten
Naturvölker, die sich vom okkulten Klamauk ihrer Medizinmänner
verzaubern lassen. Im Kopf waren sie allesamt Schafe, die nicht über
ihr Tun nachdenken und gedankenlos Vorgaben imitieren. So wie bei Hunden
eine Glocke Speichelfluß ausgelöst, wenn man sie zuvor eine Zeitlang
zusammen mit Futter ertönen läßt,- so löste das Drumherum
einer Messe in den Gläubigen das Abschalten des Verstandes aus.
Oder sah ich das falsch? Sprach aus mir vielleicht immer noch
pubertäre Unreife? Fehlte es mir vielleicht nur an der Einsicht in die
wohltätigen Wirkungen der religiösen Bräuche? Doch für
mich war es eine Schande, wenn Gläubige, die sich als Gottes Ebenbild
begreifen, ihrem Gott damit angenehm aufzufallen suchten, in dem sie ihren
Verstand am Weihwasserbecken wegwuschen und ihm mit geplapperten Formeln
und eingeübten Bewegungsabläufen zu gefallen suchten. Dieses
mechanische, hirnlose Verhalten mußte Gott, wenn es ihn gab, zweifellos
beleidigen. Konnte er auf solche Geschöpfe stolz sein, konnten
Einfaltspinseln seine Ebenbildern sein? Bei solchen Schlüssen fühlte
ich Gleichklang von Verstand und Gefühl und in mir war nicht die geringste
Spur eines Zweifels an der Berechtigung meines Zorns, der zweifellos ein
heiliger war. Doch gab es einen allmächtigen Gott, der alles erschaffen
hatte, war er für sein Werk verantwortlich, also auch für die Irrungen
seiner Geschöpfe. Er konnte den einen ihre Gedankenlosigkeit sowenig
vorwerfen, wie den anderen ihre Zweifel und ihren kritischen Verstand. Der
Maurer ist für die von ihm errichtete Mauer verantwortlich und der
Bäcker für sein Brot. Hinge dieser Gott (wie manche Leute) der
Illusion der menschlichen Willensfreiheit nach, die prägende Wirkung
von Sozialisation und Erziehung leugnend und würde, trotz aller
Unterschiedlichkeiten, seine Geschöpfe über einen Kamm scheren,
mochte ich mit ihm nichts zu tun haben, ja, ich mußte ihn aus
Gewissensgründen ablehnen (für deren Existenz er ja zweifellos
auch mitverantwortlich wäre). Ebensowenig lag mir an der Gnade eines
Gottes, der seine Schäfchen - nach ihrem Ableben - an der Mitgliedschaft
in einer bestimmten Organisation messen würde, die noch dazu in aller
Regel fremdbestimmt war, durch die Vergewaltigung bei der Kindertaufe. Wenn
es einen Gott gab, dann war er anders, als ihn sich ein paar kleinkarierte
Menschlein vorstellten.
Da nicht Gott die Menschen nach seinem Bilde, sondern umgekehrt die
Menschen Gott nach ihrem Bilde geschaffen hatten, mußte
naturgemäß dabei eine Karikatur der Menschen selber herauskommen,
ihr Gott hatte überwiegend die Eigenschaften der Obrigkeit auf Erden:
er war ein kleinlicher Bürokrat und patriarchalischer Machtmensch, voller
Komplexe und Neurosen, rächend, den Untertanengeist fordernd, die "Seinen"
gegen die "Anderen" schützend usw.
Dennoch wollte und konnte ich mich seinerzeit nicht vom vertrauten
Gottbegriff trennen. Mir gefiel die Idee von der Existenz eines Allvaters,
einer Allmutter, oder noch besser: eines Allneutrums, zu dem man jederzeit
flüchten und sich geborgen fühlen kann. Selbst wenn diese Oberinstanz
nur im eigenen Kopf existierte, konnte die Vorstellung von ihm ein
großartiges Gefäß sein, um den Plan vom Guten zu bergen,
mit dessen Hilfe Menschen über ihren eigenen Bauch hinauswachsen konnten.
So wie ein Plan nur eine Hilfskonstruktion für ein Gebäude, eine
Brücke oder ähnlichem war, so sollte Gott das Geländer sein,
an dem man ich mich bei Bedarf stützen konnte. Doch ich konnte diesen
selbstausgedachten Gott nicht lieben, so wenig wie sonst irgend jemand Gott
lieben kann, es sei denn er hat dieses Wort mit einer konkreten Vorstellung
verknüpft.-
Ich war also zeitweise ohne Gott, denn den bärtigen Gottvater
meiner Kindheit, der gestreng das Treiben der Menschen beobachtet und sich
darüber detaillierte Aufzeichnungen anfertigt, um sie später nach
ihrem Tode in die Hölle zu schicken oder sie bei Wohlverhalten gnädig
bei sich aufzunehmen, konnte ich erst recht nicht lieben, er war für
mich nur noch eine naives Zerrbild der Menschen.
Da fand ich im Matthäus-Evangelium, im Abschnitt über das
Jüngste Gericht, einen Absatz, der mir eine brauchbare Handlungsanweisung
gab, um wieder mit einem Gott leben zu können. Da stand klipp und klar:
Gott belohne diejenigen Menschen mit ewigem Leben, die ihn als Hungrigen
gespeist, als Durstigen getränkt, als Fremden beherbergt, als Nackten
bekleidet und als Kranken und Gefangenen besucht hätten, wobei man Gott
diese Freundlichkeiten nur erweisen könne, wenn man sie Menschen erweist,
"den Geringsten meiner Brüder", wie sich Jesus ausdrückte. Nach
dieser Weisung kann man Gott also nur dienen, wenn man sich um die Menschen
kümmert. Dies bedeutet, daß für Menschen Gott nur über
Menschen erreichbar ist: Wer sich ihrer annimmt und sie liebt, nimmt sich
Gott an und liebt ihn. Im Mitmenschen war also Gott, folglich war er auch
in mir. Diese Offenbarung gefiel mir über alle Maßen, schien sie
mir doch der Schlüssel zu einer glücklicheren Welt zu sein. Da
war keine blödsinnige Anbetung eines Geistes gefordert, dem man mit
dem Murmeln von leeren Phrasen zu gefallen sucht, um dann beruhigt im Alltag
wieder an den eigenen Vorteil denken zu können.-
Bei meinem Bibelstudium fand ich eine ganze Reihe von Formulierungen,
deren Weisheit mir göttlich erschien, die ich aus der übrigen Spreu
herausklaubte und zu verinnerlichen suchte. Etwa wenn Jesus die
Sanftmütigen seligpries, oder die Barmherzigen, die Leidenden, die nach
Gerechtigkeit Hungernden, die Menschen "reinen Herzens", die Ungebildeten
und Friedfertigen. Oder wenn geschrieben stand, man solle keine Schätze
auf Erden ansammeln, denn man könne nicht Gott dienen und dem Mammon.
Oder noch deutlicher: Es ginge leichter ein Kamel durch ein Nadelöhr,
als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme! Und daß Menschen
nicht über andere richten sollen, nicht über Splitter in den Augen
der anderen klagen und gleichzeitig Balken in den eigenen Augen übersehen.
Wenn es bei diesen großen Weisheiten überhaupt noch eine
Steigerung gab, dann war es noch diese, daß dieser Jesus mit dem Gebot
der Feindesliebe versuchte (wenn auch mit wenig Erfolg) den unseligen
Teufelskreis von Unrecht und Vergeltung zu verlassen.
Andere Aussagen in den Evangelien stießen mir dagegen sauer auf,
sie erschienen mir ganz und gar ungöttlich, von Menschen leichtfertig
oder in böser Absicht eingeschmuggelt, auf Mißverständnissen,
Hörfehlern, falschen Übersetzungen oder ähnlichem zu beruhen.
Schließlich wurden die Lehren des Jesus von Nazareth erst Jahrzehnte
später schriftlich fixiert und jeder weiß, daß selbst
unmittelbar nach einem Vortrag von den Zuhörern, durch die Vermischung
des Gehörtem mit eigenen Überlegungen, die abenteuerlichsten
Interpretationen gegeben werden. Das dies erst recht nach Jahrzehnten und
mehreren Stationen mündlicher Weitergabe zu erwarten ist, durch
Übersetzungen in andere Sprachen zusätzlich gefördert, kann
wohl kaum bestritten werden. Durch massive Verfolgung und Einschüchterung
der Augen- und Ohrenzeugen flossen wohl auch Zugeständnisse an weltliche
Mächte mit ein, manchmal vielleicht auch als Argumentations- und
Überzeugungshilfe, vielleicht aber auch als bewußte Manipulationen.
Nun magst du dich als Leser fragen, wie ich mir anmaßen kann
oder konnte, göttliches von profanen unterscheiden zu können? Ganz
einfach- für mich war all das göttlich, was den Egoismus der Menschen
überwinden und ihr Zusammenleben friedfertiger zu machen suchte, profan
alles andere. Ich war der Auffassung, daß jeder- wenn er nur
unvoreingenommen in sich hineinhorchte- das göttliche spüren konnte.-
Zu einer Zeit, als ich zur Amtskirche schon seit Jahren alle Kontakte
abgebrochen hatte, veranlaßten mich zwingende Gründe, eine Stelle
als Erzieher in einem Klosterinternat anzunehmen. So holte mich die bereits
überwunden geglaubte geistige Enge wieder ein, und ich geriet wieder
in den alten katholischen Sumpf. Über drei Jahre versuchte ich die
Strukturen im Kloster zu liberalisieren und zu demokratisieren, doch es gelangen
mir nur kosmetische Verbesserungen. Ich zog mich auf die, oben als göttlich
bezeichneten, Lehren zurück und verweigerte alle Formeln und mechanisierten
Bewegungsabläufe. Da man mich notwendig brauchte, ließ man mich
gewähren. Anders als Sisyphus ließ ich meinen Stein aber irgendwann
im Tal liegen und suchte mir entnervt eine andere Stelle.
Meinen eigenen Kindern wollte ich aber jede Verkrüppelung durch
den Katholizismus ersparen. Trotzdem scheute ich lange vor dem Kirchenaustritt
zurück. Als ich eines Tages aber in der Zeitung las, daß die Kirche
zwei körperlich behinderten Menschen die Ehe nicht gestattete, weil
sie nicht zeugungsfähig waren, gab mir der Zorn die Kraft, diese
unmenschliche Kirche zu verlassen. Doch um die eigenen Kinder im
kleinstädtischen Milieu nicht zu Außenseitern zu machen und sie
in christlich- humaner Grundhaltung aufwachsen zu lassen, trat ich in die
evangelisch-lutherische Kirche über, ohne aber mehr über sie zu
wissen, als daß ihr Begründer manche der besonders schlimmen
katholischen Zöpfe abgeschnitten hatte. Dazu kamen einige prominente
evangelische Geistliche, wie Albertz, Scharf und Niemöller, die mir
durch ihre Zivilcourage und ihr Eintreten für die militärische
Abrüstung imponierten. Doch der Katholizismus holte uns wenige Jahre
später ein: in der zweiten Klasse Grundschule kam Tochter Astrid weinend
nach Hause, weil die katholische Religionslehrerin, eine ältere
Ordensschwester, die katholischen Kinder aufhetzte, nicht mit den evangelischen
zu spielen, weil diese keine so reinen Seelen hätten. Ich beschwerte
mich empört in der Schule und drohte mit Anzeige. Als ich das Thema
auch bei einer Elternversammlung vorbrachte, sagte man mir, jene
Religionslehrerin sei seit vielen Jahren für ihren Fanatismus und ihre
unglaublichen Ansichten bekannt. Eine Mutter berichtete von
Einschlafstörungen ihrer Tochter, weil die Ordensschwester im Unterricht
aufforderte, vor dem Schlafen unters Bett zu schauen, ob nicht der Teufel
darunter hocke. Dies passierte im Jahre 1982 in der Kneippstadt Bad
Wörishofen...
Je länger die Totenmesse andauerte, um so weniger konnte ich
über die Verstorbene trauern, denn die Zeremonie stellte alles andere
in den Vordergrund, nur nicht meine Großmutter. Ich versuchte an sie
zu denken und die Messe zu ignorieren.
Sie war erst wenige Tage vor ihrem Tode neunzig Jahre alt geworden,
doch ihr Geburtstag war kein Grund mehr zum Feiern gewesen. Sie litt seit
Jahren an Schilddrüsenkrebs, der sich wie ein Höcker auf ihrer
Brust wölbte. Vor einigen Monaten brach dann das Geschwür nach
außen durch, und in einer Notoperation wurde der Höcker beseitigt.
Zurück blieb ein mehrere Zentimeter breites Loch, aus dem permanent
Eiter und Blut sickerte und widerlichen Gestank verbreitete. Meine Eltern
mußten die Großmutter nun rund um die Uhr, oft zehnmal am Tag
verbinden, eine grauenhafte Prozedur, die sie körperlich und seelisch
stark angriff. Vor allem meine Mutter, selber krank, machte oft den Eindruck,
als würde sie noch vor der Großmutter sterben. Dazu kam, daß
diese seit Jahren schwerhörig und an manchen Tagen geistig verwirrt
war und unter großen Schmerzen litt. Sie mußte gefüttert
und gewaschen werden, brauchte Hilfe bei ihrer Notdurft und saß nur
noch als Häuflein Elend in ihrem Sessel, konnte aber nicht sterben.
Die letzten Tage konnte sie sich vor Schmerzen fast nicht mehr bewegen, es
war zum Steinerbarmen. Der Hausarzt war hilflos, in die Klinik konnte er
sie nicht einweisen, da sie dort als Pflegefall nicht hingehörte,
außerdem hätte man sie dort festbinden müssen, da sie schon
nach der Operation dauernd weggelaufen war. Das Martyrium der Großmutter
mit einer Spritze zu beenden, verbot der hippokratische Eid und die geltenden
Gesetze. Ärzte dürfen nur das Leiden verlängern (was auch
mehr einbringt). Ohne die Operation wäre die alte Frau längst von
ihrem Dahinsiechen erlöst gewesen. Ich wußte, daß in Deutschland
wegen der Verbrechen der Nazis, Euthanasie ein Tabuthema war. Auch für
mich, bis ich bei meiner Großmutter erlebte, wie unmenschlich die heutige
Praxis ist. Jedes Tier bekommt einen Gnadenschuß, nur dem Menschen
werden seine Leiden noch künstlich verlängert.
Natürlich will ich, daß jedem Menschen geholfen wird, solange
noch die Spur einer Chance besteht, doch nicht gegen seinen Willen und nicht
in Fällen, wo eine Lebensverlängerung nur Menschenquälerei
ist. Im Falle meiner Großmutter hätte man beispielsweise die
Zustimmung der nahen Verwandten einholen, und neben dem Hausarzt noch einen
zweiten oder dritten Facharzt mitentscheiden lassen können, so daß
jeder Mißbrauch unmöglich gewesen wäre.
Ich hatte meine Großmutter sehr geliebt und ihr Leiden mitzuerleben,
war für mich daher sehr schlimm. Daß der Tod sie endlich erlösen
sollte, war über Wochen mein größter Wunsch. Sie, die immer
alles für mich gegeben hatte, diese gute und stolze Frau bei lebendigem
Leibe verfaulen zu sehen, war die vielleicht schlimmste Erfahrung meines
bisherigen Lebens. Ich möchte an alle Verantwortlichen appellieren,
das humane Sterben als elementares Menschenrecht in unsere Rechtsordnung
aufzunehmen und Bestimmungen zu entwickeln, die es vor Mißbrauch bewahren!
Doch glaube ich, daß es nicht nur die Naziverbrechen sind, die eine
menschliche Regelung verhindern, sondern (neben religiösen Dogmatismen)
wohl tatsächlich auch ärztliche Pfründe, denn das Sterbehilfe
eine Schmälerung des ärztlichen "Besitzstandes" mit sich bringt
ist klar.
Nach der Messe ließ der junge Pfarrer die Anwesenden lange warten,
bis er - begleitet von Ministranten, die eine Fahne und einen
Weihrauchbehälter trugen - aus der Sakristei kam und die Führung
des Trauerzuges übernahm. Erst dachte ich, der Pfarrer wollte sich mit
seiner Bummelei dafür rächen, daß so wenig Menschen kommuniziert
hatten, aber so schlecht kann nur jemand denken, der mit Pfarrern nicht viel
im Sinn hat. Wahrscheinlich hatte der Weihrauchofen nicht gleich gebrannt
oder ein menschliches Bedürfnis war Schuld für die Verzögerung
gewesen.
Der Trauerzug hatte Mühe dem Pfarrer mit der angemessenen Würde
zu folgen, da dieser durch übergroße Schritte die Verzögerung
offenbar wieder hereinzuholen suchte. Vor Verlassen der Kirche drängten
sich dann - im Bewußtsein ihrer wichtigen Rolle - energisch die Mitglieder
des bezahlten Chores zwischen Pfarrer und Angehörige, als wollten sie
damit zeigen, wer die wirklichen Hauptakteure waren. Aber bei dieser
oberflächlichen Veranstaltung waren sie es wohl auch.
Die Zeremonie im Leichenhaus schien mir die Formelhaftigkeit des
Gottesdienstes noch zu übertreffen. Der Kaplan schwenkte unter
Beschwörungen seinen heidnischen Rauchkessel über den Sarg und
nebelte der kleinen Raum damit ein. Dazu trällerte der Chor irgendeine
kitschige Weise, die Leichenträger starrten aus (nicht aus Trauer)
geränderten Augen gleichgültig ins Leere, steif wie Soldaten neben
dem Sarg stehend. Der wiederum verbarg unter seinem Hochglanzfurnier die
geliebte Großmutter so total, daß meine Vorstellungskraft es
kaum schaffte ihn zu durchdringen. Ich fand das Trauerritual absolut unangemessen
und mußte mich beherrschen, daß ich nicht laut zu brüllen
begann und den Chor zusammen mit dem Pfaffen hinausjagte. Allein Schweigen
schien der Situation angemessen zu sein, alles andere war verfehlt.
Ich schloß die Augen und sah meine Großmutter vor mir.
Ihr magerer, geschundener Leib mochte in dem Sarg liegen, sie aber war in
mir, lebte in meinem Herzen. Ich sah sie, wie sie jeden Sonntag im Sommer
auf einem Stuhl vor dem Taubenhaus saß und selig das Treiben davor
beobachtete - sah mich als Kind auf ihrem Schoß, wie sie mich liebkoste
und kitzelte - wie sie mit mir Karten und Mühle spielte - wie sie mir
die Kinderkrankheiten mit den neuesten Micky Maus Heften versüßte
- sah wie sie mir Geld zusteckte, von dem sie selber nur wenig hatte -
hörte sie ihre bekannten Scherze machen (wenn ich sie mit "Guten Morgen"
begrüßte, sagte sie immer "Guten Heit", dann haben wir zwei
schöne Tage", oder, wenn ich ihr irgend etwas als gesund anpries, sagte
sie immer, "gesund für die Gesunden, die Kranken läßt`s auch
im Bett liegn". Ich sah sie mit meinen Kindern, ihren Urenkeln, über
die sie sich so sehr gefreut hatte. Wie oft hatte sie dabei an ihren schon
so lange verstorbenen Mann gedacht und gesagt: "Mei, wenn das der Opa noch
erleben würde..!"
Ich erinnerte mich, wie sie mir immer wortlos beim Arbeiten geholfen
hatte. Etwa beim Ausbau meines Häuschens, wo sie solange mithalf, bis
auch der letzte Handgriff erledigt gewesen war. Ich sah sie vor mir, wie
sie abends dann immer mein Werkzeug aufräumte und sich um jene Arbeiten
kümmerte, die ich (aus Gedankenlosigkeit) oder wegen anderer
vernachlässigte. Ich dachte daran, wie sie mir regelmäßig
beim Brennholzmachen half, die Scheite wegräumte und zu Scharen aufrichtete,
- wie sie meiner Frau beim Wäscheaufhängen zur Hand ging - noch
wenige Wochen vor ihrem Tode konnte sie niemanden arbeiten sehen ohne
mitzuhelfen. Sie schloß sich immer wortlos jedem Arbeiten an und griff
einfach zu. Wenn man sich bei ihr bedankte, flachste sie immer und sagte,
sie wollte sofort bezahlt werden.-
Ich sah sie hinter unserem Auto herwinken, wenn wir uns nach den Ferien
wieder auf den ungeliebten Weg in die Fremde machten und dachte mit großem
Bedauern daran, daß ich mich für ihre Lebensgeschichte erst
interessiert hatte, als wegen ihrer Schwerhörigkeit ein richtiges
Gespräch schon kaum mehr möglich gewesen war.-
Die Großmutter hatte niemals viele Worte gemacht, niemals geklagt
(auch nicht über Schmerzen), ein zufriedenerer Mensch hat auf dieser
Erde wohl kaum gelebt. Auch zu Zeiten des Wirtschaftswunder konnte sie sich
weder mit Kuchen noch ähnlichem verfeinerten Zeug anfreunden, Butter
hatte sie sich zeitlebens nicht aufs Brot gestrichen.
Aufgewachsen war sie auf einem kleinen Bauernhof im Vorwald, ärmlich
und karg, doch (wie sie einmal betont hatte) ohne Hunger, denn Kartoffeln,
Milch, Brot und Obst hatten die Bielmeiers immer genug. Ihren Lebtag lang
ist die Oma nie über den Gäuboden hinausgekommen, sie hatte dazu
auch nicht das geringste Bedürfnis. Ich wollte sie manchmal mit meinem
Auto ein wenig herumkutschieren, doch sie hat immer abgewinkt. "I geh wieda
in mein Stubn", oder: "Dahoam, da is am Scheenan" war in aller Regel ihre
Antwort.
Als junge Frau hatte sie das heimatliche Dorf verlassen und in der
Küche des renommierten Zwieseler "Gasthof Post" ein Auskommen gefunden.
Mit fast dreißig Jahren ging sie eine Beziehung zu einem armen Pferdeknecht
und Tagelöhner ein, der wie sie von einem Bauernhof abstammte und den
sie (als der aus der Beziehung hervorgehende Sohn vier Jahre alt war) auch
heiratete. Kurz nach der Weltwirtschaftskrise, bauten sich die beiden unter
größten Mühen eine bescheidene Doppelhaushälfte am Ortsrand.
Während der Heu- und Kartoffelernte half sie bei einheimischen
Großbauern, um den spärlichen Lohn des oft arbeitslosen Mannes
ein wenig aufzustocken. Daneben versorgte sie zwei eigene Ziegen, ein Schaf
(das ihr wie ein Hund hinterherlief), ein Schwein, Hühner, Gänse
und ein paar Haustauben. Sie pflückte im Wald Beeren und Pilze, machte
Brennholz und zog zwei Kinder groß. Während des Hitlerkrieges,
als man den Großvater zum zweiten Mal in seinem Leben für das
elende Kriegsgeschäft einzog, war sie jahrelang auf sich allein gestellt
und mußte alles allein machen. Die Nachbarn erzählten, wie die
Großmutter beim Schein einer Lampe oft die halbe Nacht noch das Brennholz
sägte, wofür sie tagsüber keine Zeit hatte.
Ihre große Leidenschaft war die "schneidige" Musik, die ihr bis
ins hohe Alter noch in die Glieder fuhr und sie zum Tanzen veranlaßte.
Einmal hatte sie mir erzählt, wie vor langer Zeit die reichen Bauernburschen
und Bürgersöhne im Fasching mit ihr getanzt und ihre Tanzkünste
nicht genug bewundern hatten können. Doch sei sie damals maskiert gewesen
und trotz allem Drängen habe sie ihre Maske nicht gelüftet.
Zum achtzigsten Geburtstag hatte ich ihr deshalb ein Lied geschrieben,
in dem von ihrer Tanzleidenschaft erzählt wird. Da die Großmutter
öfter sagte, sie habe "Wia da Lump am Stegga" getanzt, nannte ich das
Lied auch so.
Nun war sie also tot. Sie war meine geliebte Oma und ich ihr Bua...
Die christliche Lehre wird aus humanistischer Sicht sehr hoch bewertet,
vor allem von Priestern, die davon leben oder von Leuten, die wenig eigenes
Wissen davon besitzen und das ihnen Vorgesagte nachplappern.
Fünfzehnhundert Jahre war die Bibel sowieso nur den Priestern und
Sprachkundigen zugänglich, ja den normalen Gläubigen sogar verboten.
Erst mit Luthers Übersetzung und der Erfindung des Buchdrucks
vergrößerte sich der Kreis der Bibelleser, vor allem aber der
Bibelbesitzer…
Wer als interessierter Laie das "Buch der Bücher“ aufschlägt,
legt es meist bald wieder weg, denn zu langatmig und nervig sind die endlosen
Aufzählungen von Abstammungsdaten und die umständlichen Berichte
von jüdischer Mythologie. Wer diese Dinge aber geduldig
überschlägt und weiter liest, der ist bald betroffen und empört
über den Gott des alten Testaments, der die Neugier (also, dem was Menschen
auszeichnet) der Eva und der Gutmütigkeit des Adams mit der Bestrafung
des ganzen Menschengeschlechts ahndet, dann die Menschen, weil sie ihm nicht
genug Unterwürfigkeit zeigen und eben sind wie sie von Natur aus eben
sind, zur Strafe ersäuft (und mit ihnen alle anderen Lebewesen), dann
von einem braven Mann aus Gehorsam seinen einzigen Sohn zu schlachten verlangt,
dann sich von den Völkern eines heraussucht und privilegiert und im
weiteren Verlauf die Ausrottung anderer Völker verlangt usw.
Jeder Mensch mit einem Funken Gerechtigkeitssinn und Verständnis
wird über diesen in der Bibel gezeichneten Gott den Kopf schütteln
und sich schaudernd abwenden. Wer aber wie ich von klein auf
an diese Gräuelgeschichten gewöhnt wurde und die Gottesangst
verinnerlicht hat, bei dem muss im Kopf noch einiges andere an Aufklärung
passieren, bis er zu diesem Buch die nötige Distanz gewinnt. Aber
so sagt sich der getaufte Christ, denn so sagt ihm dann sein Pfarrer, die
wahre christliche Menschlichkeit beginnt ja erst mit Jesus und den Evangelien.
Also beginnt man im neuen Testament zu lesen und findet zu 999 Teilen
Erzählungen, nichts sagende Gleichnisse, haufenweise Wunder und etwa
nur einen Teil ethische Substanz, und das auch nur bei Matthäus. Dass
dies nicht nur so behauptet ist, will ich im Folgenden belegen. Ich habe
die mir wesentlich erscheinenden Teile des Evangeliums farblich markiert:
Rot steht für die aus meiner Sicht positiven Botschaften von Jesus
und blau sind meine kritischen Anmerkungen eingefärbt. Der Text ist
nicht vollständig, die aus meiner Sicht nichts sagenden Stellen mit
Wundern und biblischer Geschichte habe ich gelöscht. Aber diese Stellen
können ja jederzeit nachgelesen werden.
Mein Fazit: Jesus sittliche Lehre, wie sie Matthäus niederschrieb,
ist absolut widersprüchlich. Einerseits wird Feindesliebe gefordert,
andererseits werden die Menschen laufend eingeschüchtert und mit dem
ewigen Höllenfeuer bedroht, wenn sie sich nicht unterwerfen. Da wir
wissen, dass diese Worte erst etwa 70-100 Jahre nach Jesus Tod niedergeschrieben
wurden, von Leuten, die Jesus gar nicht kannten und denen es um die Anerkennung
und Etablierung ihrer Religion ging, so dass sie mit ihrer Schrift den
Herrschenden ihrer Zeit wohl versichern wollten, dass auch die neue Religion
die Menschen disziplinieren will und ihnen den Lohn dafür Himmel
und Hölle - im Jenseits verspricht. Wie die Geschichte der letzten 2000
Jahre bewies, hat dies auch hervorragend geklappt: Die Mühseligen und
Beladenen bekamen ihren Trost und die Herrschenden ihre Ordnung. Dass die
Forderung nach Feindesliebe sie nicht daran hinderte mehr zu morden, als
es je Angehörige einer Religion vorher geschafft hatte, sollte eigentlich
ausreichen diesen Spuk zu beenden.
DIE BERGPREDIGT
(Kapitel 5-7)
Die Seligpreisungen
(Lk 6,20-49)
5,1 Als er aber das Volk sah,
ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm.
5,2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
5,3 Selig sind,
die
da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
5,4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen
getröstet
werden.
5,5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das
Erdreich
besitzen.
5,6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der
Gerechtigkeit; denn sie sollen satt
werden.
5,7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit
erlangen.
5,8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden
Gott
schauen.
5,9 Selig sind die
Friedfertigen;*
denn sie werden Gottes Kinder heißen. 5,10 Selig
sind, die
um
der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
5,11 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen
um
meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen
euch, wenn sie damit lügen. 5,12 Seid fröhlich
und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso
haben sie
verfolgt
die Propheten, die vor euch gewesen sind.
Salz und Licht
5,13 Ihr seid das Salz der Erde.
Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts
mehr nütze, als daß man es wegschüttet und läßt
es von den Leuten
zertreten.
_5,14 Ihr seid
das
Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen
sein. 5,15 Man zündet auch nicht ein Licht an und
setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es
allen, die im Hause
sind.
5,16 So laßt
euer
Licht leuchten vor den Leuten, damit sie
eure
guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Jesu Stellung zum Gesetz
5,17 Ihr sollt nicht meinen, daß
ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin
nicht gekommen aufzulösen, sondern zu
erfüllen.
(d)
5,18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und
Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein
Tüpfelchen
vom Gesetz, bis es alles geschieht. 5,19 Wer nun
eines
von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird
der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der
wird groß heißen im Himmelreich.
_5,20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit
nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet
ihr nicht in das Himmelreich
kommen.
Vom Töten (falsch! Vom Schimpfen auf andere)
5,21 Ihr habt gehört, daß
zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): «Du sollst nicht
töten»; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein.
5,22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt,
der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!,
der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des
höllischen Feuers
schuldig.
5,23 Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst
und dort kommt dir in den Sinn, daß dein Bruder etwas gegen dich hat,
5,24 so laß dort vor dem Altar deine Gabe und
geh zuerst hin und
versöhne
dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe.
5,25 Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange
du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit dich der Gegner nicht dem Richter
überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis
geworfen
werdest.
5,26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort
herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.
Vom Ehebrechen
5,27 Ihr habt gehört, daß
gesagt ist (2. Mose 20,14): «Du sollst nicht ehebrechen.»
5,28 Ich aber sage euch:
Wer
eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen
in seinem Herzen. 5,29
Wenn
dich aber dein rechtes Auge zum Abfall verführt, so reiß es aus
und wirf's von dir. Es ist besser für dich, daß eins deiner Glieder
verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde.
5,30 Wenn dich deine rechte Hand zum Abfall verführt,
so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, daß
eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle fahre.
(Ein Verbot völlig gegen die Natur und die menschlichen Möglichkeiten!
Und eine bösartige Strafandrohung und Einschüchterung.)
_5,31 Es ist auch gesagt (5. Mose 24,1): «Wer
sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben.»a
5,32 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet,
es sei denn wegen Ehebruchs, der macht, daß sie die Ehe bricht; und
wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die
Ehe.
Vom Schwören
5,33 Ihr habt weiter gehört,
daß zu den Alten gesagt ist (3. Mose 19,12; 4. Mose 30,3): «Du
sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid
halten.» 5,34
Ich
aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, (eine
gute Anweisung!) weder bei dem
Himmel,
denn er ist Gottes Thron; 5,35 noch bei der Erde, denn
sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn
sie
ist die Stadt des großen Königs. 5,36 Auch
sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein
einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. 5,37
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom
Übel.
(Die Welt und das menschliche Leben sind zu komplex, um immer so
undifferenziert urteilen zu können. Es kommt letztlich einem Denk- und
Redeverbot gleich.)
Vom Vergelten
5,38 Ihr habt gehört, daß
gesagt ist (2. Mose 21,24): «Auge um Auge, Zahn um Zahn.»
5,39 Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben
sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe
schlägt, dem biete die andere auch dar. 5,40 Und
wenn
jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem laß auch
den
Mantel.
5,41 Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile
mitzugehen, so geh mit ihm zwei. 5,42 Gib dem, der dich
bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.
Von der Feindesliebe
5,43 Ihr habt gehört, daß
gesagt ist (3. Mose 19,18): «Du sollst deinen Nächsten lieben»
und deinen Feind hassen. 5,44 Ich aber sage euch: Liebt
eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,*
5,45 damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn
er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und
läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.
5,46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet
ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?
5,47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich
seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?
5,48 Darum sollt ihr
vollkommen
sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
Vom Almosengeben
6,1 Habt acht auf eure
Frömmigkeit, daß ihr die nicht übt vor den Leuten, um von
ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.
_6,2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht
vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und
auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich
sage euch: Sie haben ihren Lohn schon
gehabt.
6,3 Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine
linke Hand nicht wissen, was die rechte
tut,
6,4 damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater,
der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
Vom Beten. Das Vaterunser
6,5 Und wenn ihr betet, sollt
ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den
Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden.
Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.
6,6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein
und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen
ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
6,7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern
wie die Heiden; denn
sie
meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.
6,8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater
weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.
6,9
Darum
sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel!
Dein
Name werde geheiligt. 6,10 Dein Reich komme.
Dein
Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. 6,11 Unser
tägliches Brot gib uns heute. 6,12 Und vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern
Schuldigern.
6,13 Und
führe
uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.* [Denn
dein
ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]**
6,14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt,
so wird euch euer himmlischer Vater auch
vergeben.
6,15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so
wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
Vom Fasten
6,16 Wenn ihr fastet, sollt ihr
nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht,
um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch:
Sie haben ihren Lohn schon
gehabt.
6,17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und
wasche dein Gesicht, 6,18 damit du dich nicht vor den
Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen
ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
Vom Schätzesammeln und Sorgen
6,19 Ihr sollt euch nicht Schätze
sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe
einbrechen und stehlen. 6,20 Sammelt euch aber
Schätze
im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht
einbrechen und stehlen. 6,21 Denn wo dein Schatz ist,
da ist auch dein Herz.
_6,22 Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn
dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht
sein.
6,23 Wenn aber dein Auge böse ist, so wird
dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis
ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!a
_6,24 Niemand kann zwei Herren dienen: entweder
er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen
hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und
dem
Mammon.
6,25
Darum
sage ich euch:
Sorgt
nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren
Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und
der Leib mehr als die Kleidung? 6,26 Seht die Vögel
unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht
in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr
denn nicht viel mehr als sie?a 6,27 Wer ist unter euch,
der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er
sich auch darum sorgt? 6,28 Und warum sorgt ihr euch
um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie
arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 6,29 Ich sage
euch, daß auch
Salomo
in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.
6,30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet,
das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das
nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?
6,31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden
wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?
6,32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer
himmlischer Vater weiß, daß ihr all dessen bedürft.
6,33 Trachtet zuerst nach dem
Reich
Gottes und nach seiner Gerechtigkeit,
so
wird euch das alles zufallen. 6,34 Darum sorgt nicht
für morgen, denn
der
morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß jeder
Tag seine eigene Plage hat.
Vom Richtgeist
7,1 Richtet nicht, damit ihr nicht
gerichtet
werdet.
7,2 Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet
werden; und
mit
welchem Maß ihr meßt, wird euch zugemessen werden.
7,3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders
Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? 7,4
Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter
aus deinem Auge ziehen?, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge.
7,5 Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge;
danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.
_7,6 Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben,
und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht
zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch
zerreißen.
Von der Gebetserhörung
7,7
Bittet,
so wird euch gegeben;
(d)
suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
7,8 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da
sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
7,9 Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn
er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? 7,10 oder,
wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete?
7,11 Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch
euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr
wird
euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!
Vom Tun des göttlichen Willens
7,12 Alles nun, was ihr wollt,
daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz
und die
Propheten.
_7,13 a Geht hinein durch die enge Pforte. Denn
die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt,
und viele sind's, die auf ihm hineingehen. 7,14 Wie
eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und
wenige sind's, die ihn finden!a
_7,15 Seht euch vor vor den
falschen
Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie
reißende Wölfe. 7,16 An ihren
Früchten
sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen
von den Disteln? 7,17 So bringt jeder gute Baum gute
Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte
Früchte.
7,18 Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte
bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.
7,19 Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt,
wird abgehauen und ins Feuer
geworfen.
7,20 Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
_7,21 Es werden nicht alle, die zu mir sagen:
Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern
die
den Willen tun meines Vaters im Himmel. 7,22
Es
werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr,
haben
wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse
Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan?
7,23 Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch
nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!a
Die Berufung des Matthäus und das Mahl mit den Zöllnern
(Mk 2,13-17; Lk 5,27-32)
9,9 Und als Jesus von dort wegging,
sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß
Matthäus;
und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm.
9,10 Und es begab sich, als er zu Tisch saß im
Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen
zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. 9,11 Als
das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum
ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?
9,12 Als das Jesus hörte, sprach er: Die Starken
bedürfen des Arztes nicht, sondern die
Kranken.
9,13 Geht aber hin und lernt, was das heißt
(Hosea 6,6):
«Ich
habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.»
Ich
bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.
Menschenfurcht und Gottesfurcht
(Lk 12,2-9) Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts
geheim, was man nicht wissen
wird.
10,27 Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im
Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern.
10,28 Und fürchtet euch nicht vor denen, die den
Leib töten, doch die Seele nicht töten können;
fürchtet
euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der
Hölle. 10,29 Kauft man nicht zwei Sperlinge für
einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren
Vater. 10,30 Nun aber sind auch eure Haare auf dem
Haupt alle
gezählt.
10,31 Darum fürchtet euch nicht; ihr seid
besser als viele
Sperlinge.
10,32 Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den
will ich auch bekennen vor meinem himmlischen
Vater.
10,33 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen,
den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.
(Drohung)
Entzweiungen um Jesu willen
10,34
Ihr
sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die
Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
(Was für ein Widerspruch zu seinem Gebot der Feindesliebe!
Auch die weiteren Sätze sind die Sätze eines Hasspredigers.)
10,35 Denn ich bin gekommen, a den Menschen zu entzweien mit seinem Vater
und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer
Schwiegermutter. 10,36 Und des Menschen Feinde werden
seine eigenen Hausgenossen sein. 10,37 Wer Vater oder
Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder
Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht
wert.
10,38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt
mir nach, der ist meiner nicht
wert.
10,39 Wer sein Leben findet, der wird's verlieren;
und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's
finden.
Aufnahme um Jesu willen
10,40 Wer euch aufnimmt, der nimmt
mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt
hat.
10,41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet
ist, der wird den Lohn eines Propheten empfangen.
Wer
einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, der wird den Lohn eines
Gerechten empfangen. 10,42 Und wer einem dieser Geringen
auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil es ein Jünger
ist, wahrlich ich sage euch: es wird ihm nicht unbelohnt bleiben. (Drohung
gegen jeden, der ihn und seine Missionare nicht unterstützt).
Jesu Weheruf über galiläische Städte
(Lk 10,13-15)
11,20 Da fing er an, die Städte
zu schelten, in denen die meisten seiner Taten geschehen waren; denn sie
hatten nicht Buße getan: 11,21 Wehe dir, Chorazin!
Weh dir, Betsaida! Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen,
wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten längst
in
Sack und Asche Buße getan. 11,22 Doch ich sage
euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am Tage des Gerichts
als euch. 11,23 Und du,
Kapernaum,
wirst du
(d)
bis zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle
hinuntergestoßen werden. Denn wenn in Sodom die Taten geschehen
wären, die in dir geschehen sind, es stünde noch heutigen Tages.
11,24 Doch ich sage euch: Es wird dem Land der Sodomer
erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als
dir.
(Hasspredigt, Einschüchterung).
_11,28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig
und beladen seid; ich will euch
erquicken.
11,29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn
ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr
Ruhe
finden für eure Seelen. 11,30 Denn mein Joch ist
sanft, und meine Last ist
leicht.
(Lohnversprechung, Umschleimung).
Jesu Macht über die bösen Geister
(Mk 3,22-27; Lk 11,14-23)
12,22 Da wurde ein Besessener zu
Jesus gebracht, der war blind und stumm; und er heilte ihn, so daß
der Stumme redete und sah. 12,23 Und alles Volk entsetzte
sich und fragte: Ist dieser nicht
Davids
Sohn? 12,24 Aber als die Pharisäer das hörten,
sprachen sie:
Er
treibt die bösen Geister nicht anders aus als durch Beelzebul, ihren
Obersten. 12,25 Jesus erkannte aber ihre Gedanken und
sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird
verwüstet; und jede Stadt oder jedes Haus, das mit sich selbst uneins
ist, kann nicht bestehen. 12,26 Wenn nun der Satan
den Satan austreibt, so muß er mit sich selbst uneins sein; wie kann
dann sein Reich bestehen? 12,27 Wenn ich aber die
bösen Geister durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne
sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. 12,28
Wenn ich aber
die
bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich
Gottes zu euch gekommen. 12,29 Oder wie kann jemand
in das Haus eines Starken eindringen und ihm seinen Hausrat rauben, wenn
er nicht zuvor den Starken fesselt? Erst dann kann er sein Haus
berauben.
12,30
Wer
nicht mit mir ist, der ist gegen mich; (eine Drohung der sich später
etwa Hitler und Bush bedienten!) und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.
Die Sünde gegen den heiligen Geist
(Mk 3,28-30; Lk 12,10; 6,43-45)
12,31 Darum sage ich euch: Alle
Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die
Lästerung gegen den Geist wird nicht
vergeben.
12,32 Und
wer
etwas redet gegen den Menschensohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas
redet gegen den heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in dieser
noch in jener Welt. (Einschüchterung kritischer Geister!)
Vom Baum und seinen Früchten
12,33 Nehmt an, ein Baum ist gut,
so wird auch seine Frucht gut sein; oder nehmt an, ein Baum ist faul, so
wird auch seine Frucht faul sein. Denn an der Frucht erkennt man den
Baum.
12,34 Ihr
Schlangenbrut,
wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll
ist, des geht der Mund über. 12,35 Ein guter Mensch
bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser
Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz.
12,36 Ich sage euch aber, daß die Menschen
Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen
Wort, das sie geredet
haben.
12,37 Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden,
und aus deinen Worten wirst du verdammt werden. (Einschüchterung mit
dem jüngsten Gericht!)
Jesu wahre Verwandte
(Mk 3,31-35; Lk 8,19-21)
12,46 Als er noch zu dem Volk redete,
siehe, da standen
seine
Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden.
12,47 Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und
deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden.
12,48 Er antwortete aber und sprach zu dem, der es
ihm ansagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?a
12,49 Und er streckte die Hand aus über seine
Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter, und das sind meine
Brüder!a 12,50 Denn wer den Willen tut meines
Vaters im Himmel,
der
ist mir Bruder und Schwester und Mutter. (Ein furchterregendes ÆBeispiel
von Nächstenliebe“ und ein Verstoß gegen Moses Gebote! (2. Mose
20,12; 21,17): «Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und
Mutter flucht, der soll des Todes sterben.»)
Vom Unkraut unter dem Weizen
13,24 Er legte ihnen ein anderes
Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten
Samen auf seinen Acker säte. 13,25 Als aber die
Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen
und ging davon. 13,26 Als nun die Saat wuchs und Frucht
brachte, da fand sich auch das Unkraut. 13,27 Da traten
die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen
auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?
13,28 Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan.
Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß wir hingehen und es
ausjäten? 13,29 Er sprach: Nein! damit ihr nicht
zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet.
13,30 Laßt beides miteinander wachsen bis zur
Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst
das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den
Weizen sammelt mir in meine
Scheune.
(Eine Aufforderung, sich nicht gegen das Schlechte und Unrechte zu wehren,
da es ja von Gott einmal mit dem ÆFeuer“ bestraft werden
wird…)
Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut
13,36 Da ließ Jesus das Volk
gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute
uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. 13,37
Er antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist's, der den guten
Samen sät. 13,38 Der Acker ist die Welt. Der gute
Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die
Kinder
des Bösen. 13,39 Der Feind, der es sät, ist
der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel.
13,40 Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit
Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende der Welt gehen.
13,41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und
sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt,
und die da Unrecht
tun,
13,42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da
wird Heulen und Zähneklappern sein. 13,43 Dann
werden die Gerechten
leuchten
wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre! (Die massivste
Einschüchterung, hier zeigt sich, dass die christliche Lehre die Menschen
nur verängstigen und disziplinieren will.)
Vom Fischnetz
13,47 Wiederum gleicht das Himmelreich
einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art
fängt.
13,48 Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus
an das Ufer, setzen sich und lesen die guten in Gefäße zusammen,
aber die schlechten werfen sie weg. 13,49 So wird es
auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und
die
Bösen von den Gerechten scheiden 13,50 und werden
sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.
(Wieder massive Drohungen Einschüchterungen).
Von Reinheit und Unreinheit
(Mk 7,1-23)
_15,10 Und er rief das Volk zu sich und sprach
zu ihnen: Hört zu und begreift's: 15,11
Was
zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was aus
dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.
15,12 Da traten seine Jünger zu ihm und fragten:
Weißt du auch, daß die Pharisäer an dem Wort Anstoß
nahmen, als sie es hörten? 15,13 Aber er antwortete
und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat,
die werden
ausgerissen.
15,14 Laßt sie, sie sind
blinde
Blindenführer! Wenn aber ein Blinder den andern führt, so fallen
sie beide in die Grube. 15,15 Da antwortete Petrus
und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis! 15,16
Und Jesus sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr noch immer unverständig?
15,17 Merkt ihr nicht, daß alles, was zum Mund
hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in die Grube ausgeleert?
15,18 Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt
aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein.
15,19 Denn
aus
dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl,
falsches Zeugnis, Lästerung. 15,20 Das sind die
Dinge, die den Menschen unrein machen. Aber mit ungewaschenen Händen
essen, macht den Menschen nicht unrein.
Von der Nachfolge
(Mk 8,34-9,1; Lk 9,23-27)
16,24
Da
sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne
sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge
mir.
16,25 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's
verlieren;
wer
aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.
16,26 Was hülfe es dem Menschen,
wenn
er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?
Oder was kann der Mensch geben, womit er
seine
Seele auslöse? 16,27 Denn es wird geschehen, daß
der Menschensohn kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln,
und dann wird er
einem
jeden vergelten nach seinem Tun. 16,28 Wahrlich, ich
sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis
sie den Menschensohn kommen sehen in seinem
Reich.
Warnung vor Verführung zum Abfall
(Mk 9,42-47; Lk 17,1.2)
18,6 aWer aber einen dieser Kleinen,
die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es
besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er
ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.
18,7 Weh der Welt der Verführungen wegen! Es
müssen ja Verführungen kommen; doch weh dem Menschen, der zum Abfall
verführt! 18,8
Wenn
aber deine Hand oder dein Fuß dich zum Abfall verführt, so hau
sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, daß du lahm
oder verkrüppelt zum Leben eingehst, als daß du zwei Hände
oder zwei Füße hast und wirst in das ewige Feuer geworfen.
18,9 Und wenn dich dein Auge zum Abfall verführt,
reiß es aus und wirf's von dir. Es ist besser für dich, daß
du einäugig zum Leben eingehst, als daß du zwei Augen hast und
wirst in das höllische Feuer geworfen. (Drohung und Einschüchterung).
Von der Vergebung («Der Schalksknecht»)
18,20 Da trat Petrus zu ihm und
fragte: Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt,
vergeben? Genügt es siebenmal? 18,21 Jesus sprach
zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal
siebenmal.
Die Gefahr des Reichtums («Der reiche Jüngling»)
(Mk 10,17-27; Lk 18,18-27)
19,16 Und siehe, einer trat zu ihm
und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe?
19,17 Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach
dem, was gut ist? Gut ist nur Einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so
halte die Gebote. 19,18 Da fragte er ihn: Welche? Jesus
aber sprach: «Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen;
du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben;
19,19 ehre Vater und Mutter» (2. Mose 20,12- 16);
und: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3.
Mose 19,18). 19,20 Da sprach der Jüngling zu ihm:
Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch? 19,21
Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was
du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen
Schatz
im Himmel haben; und komm und folge mir nach! 19,22
Als der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn
er hatte viele
Güter.
_19,23 Jesus aber sprach zu seinen Jüngern:
Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen.
19,24 Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß
ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich
Gottes komme. 19,25 Als das seine Jünger hörten,
entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden?
19,26 Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei
den Menschen ist's unmöglich; aber
bei
Gott sind alle Dinge möglich.
Der Lohn der Nachfolge
(Mk 10,28-31; Lk 18,28-30)
19,27 Da fing Petrus an und sprach
zu ihm: Siehe,
wir
haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür gegeben?
19,28 Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage
euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn
der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch
sitzen
auf zwölf Thronen und
richten
die zwölf Stämme Israels. 19,29 Und wer
Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder
Kinder oder Äcker verläßt um meines Namens willen, der wird's
hundertfach empfangen und das ewige Leben ererben.
19,30 Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten
und die Letzten werden die Ersten sein. (Lohnversprechung für die Treuen).
Von den bösen Weingärtnern
(Mk 12,1-12; Lk 20,9-19)
Die Frage nach der Steuer («Der Zinsgroschen»)
(Mk 12,13-17; Lk 20,20-26)
22,15 Da gingen die Pharisäer
hin und hielten Rat, wie sie ihn in seinen Worten fangen könnten;
22,16 und sandten zu ihm ihre Jünger samt den
Anhängern des Herodes. Die sprachen:
Meister,
wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht
und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen.
22,17 Darum sage uns, was meinst du: Ist's recht, daß
man dem Kaiser Steuern zahlt oder nicht? 22,18 Als
nun Jesus ihre Bosheit merkte, sprach er: Ihr Heuchler, was versucht ihr
mich? 22,19 Zeigt mir die Steuermünze! Und sie
reichten ihm einen Silbergroschen. 22,20 Und er sprach
zu ihnen: Wessen Bild und Aufschrift ist das? 22,21
Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebt dem Kaiser,
was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!
22,22 Als sie das hörten, wunderten sie sich,
ließen von ihm ab und gingen davon.
Die Frage nach der Auferstehung
(Mk 12,18-27; Lk 20,27-40)
22,23 An demselben Tage traten die
Sadduzäer zu ihm,
die
lehren, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn
22,24 und sprachen: Meister, Mose hat gesagt (5. Mose
25,5.6): «Wenn einer stirbt und hat keine Kinder, so soll sein Bruder
die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen erwecken.»
22,25 Nun waren bei uns sieben Brüder. Der erste
heiratete und starb; und weil er keine Nachkommen hatte, hinterließ
er seine Frau seinem Bruder; 22,26 desgleichen der
zweite und der dritte bis zum siebenten. 22,27 Zuletzt
nach allen starb die Frau. 22,28 Nun in der Auferstehung:
wessen Frau wird sie sein von diesen sieben? Sie haben sie ja alle gehabt.
22,29 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr
irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes.
22,30 Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten
noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel.
22,31 Habt ihr denn nicht gelesen von der Auferstehung
der Toten, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht (2. Mose 3,6):
«22,32 Ich bin der Gott Abrahams und der Gott
Isaaks und der Gott Jakobs»? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern
der Lebenden. (???) 22,33 Und als das Volk das
hörte, entsetzten sie sich über seine Lehre.
Die Frage nach dem höchsten Gebot
(Mk 12,28-31; Lk 10,25-28)
22,34 Als aber die Pharisäer
hörten, daß er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte,
versammelten sie sich. 22,35 Und einer von ihnen, ein
Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: 22,36 Meister,
welches ist das höchste Gebot im Gesetz? 22,37
Jesus aber antwortete ihm: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt*» (5.
Mose 6,5). *Siehe Sach- und Worterklärungen. 22,38
Dies ist das höchste und größte Gebot.
22,39 Das andere aber ist dem gleich: «Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18).
22,40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze
Gesetz und die
Propheten.
Vom Weltgericht
25,31 Wenn aber
der
Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm,
dann
wird
er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, 25,32
und
alle
Völker werden vor ihm versammelt werden. Und
er
wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken
scheidet, 25,33 und wird die Schafe zu seiner Rechten
stellen und die Böcke zur
Linken.
25,34 Da wird dann der König sagen zu denen
zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich,
das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! 25,35
Denn
ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig
gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen,
und ihr habt mich aufgenommen. 25,36 Ich bin nackt
gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt
mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.
25,37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen:
Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben?
oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? 25,38
Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? oder
nackt und haben dich gekleidet? 25,39 Wann haben wir
dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?
25,40 Und der König wird antworten und zu ihnen
sagen: Wahrlich, ich sage euch:
Was
ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt
ihr mir getan.
_25,41 Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken:
Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das
ewige
Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!
25,42 Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir
nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu
trinken gegeben. 25,43 Ich bin ein Fremder gewesen,
und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt
mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen, und ihr
habt mich nicht besucht. 25,44 Dann werden sie ihm
auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig
gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und
haben dir nicht gedient? 25,45 Dann wird er ihnen antworten
und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen
Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. 25,46
Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das
ewige
Leben.
Der Missionsbefehl
28,16 Aber die elf Jünger gingen
nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.
28,17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder;
einige aber zweifelten. 28,18 Und Jesus trat herzu
und sprach zu ihnen:
Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 28,19
Darum gehet hin und
machet
zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und
des Sohnes und des heiligen Geistes 28,20 und lehret
sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe,
ich
bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Missionierungsauftrag. Deswegen
können Christen nicht Andersgläubige tolerieren, sie müssen
für das eigene Dogma gewonnen werden).