Geiss Haejm Themenbuch

 

 

Über Religion

 

 "Das ewige Leben ist eine schlimme Drohung für jeden, der irgendwann seine Ruhe haben will.“

hgeiss 2001

 

 

 

Vorwort

Dies ist eine kaum geordnete und sehr unsystematische Sammlung von Texten zu religiösen Themen aus meinen Arbeiten. Vieles wiederholt sich und es gibt keine Chronologie. Vielleicht könnte man die Texte als ursprünglich "therapeutisch“ für mich bezeichnen, denn es ist offensichtlich, dass mich die Thematik mein Leben lang immer wieder beschäftigt hat. Als einstmals frommer katholischer Bub habe ich die Religion vielleicht einfach nur zu sehr beim Wort genommen und habe an sie ihre eigenen Maßstäbe angelegt, etwa den der Ehrlichkeit und Menschenfreundlichkeit. Das konnte natürlich nicht gut gehen, denn diese Werte findet man leichter außerhalb der Kirchen als in ihnen. Natürlich will ich niemandem seinen Glauben nehmen, wenn er ihn braucht, so dass er besser nicht mehr weiterlesen sollte. Ob ich heute religiös bin? Wenn man darunter den Glauben an einen erdachten Gott versteht, bin ich es nicht. Wenn man aber die tiefe Gebundenheit an ethische Werte versteht, dann bin ich wohl religiös. Die erstere Art von Religion scheint mir eines der gewichtigsten Hemmnisse für eine friedlichere und überlebensfähige Welt zu sein. Wenn ethisches Empfinden und Verhalten daraus aber auch Religion sein sollte, wie es etwa Erich Fromm formulierte, dann brauchen wir wohl viel mehr davon. 

  

 

 

 

 

Gott ist nicht tot

Gott ist nicht tot, denn wie kann etwas tot sein, das nie existiert hat?

 

Im Namen der Götter

 

Im Namen der Götter

wird soviel verbrochen,

im Namen der Götter

wird soviel versprochen,

im Namen der Götter

fließt Geld viel und Blut.

Mißtrau allen Priestern!

Sei auf der Hut!

 

Sie vermiesen uns Freude und Lachen,

sie hassen Verstand, den klaren, den wachen,

sie vergiften die Köpfe, sie impfen uns Angst,

sie verblöden dich solang,

bis du nach ihnen verlangst.

 

Sie lieben es Kindern das Hirn zu verkleistern,

mit Märchen und Angst vor Teufeln und Geistern,

und dann ihr Gespinnst vom ewigen Leben

im Tod, danach sollen wir streben....

 

So stehlen sie uns das Hier und das Heute,

sie wollen uns Menschen als gehorsame Meute,

auf Knien, auf den Lippen ihre Phrasen,

die sie uns von klein auf in den Kopf blasen.

 

Und wie oft schon schürten sie Hass und Krieg.

ÆFür den großen Gott, den wahren, zum Sieg!“

Sie sagen, sie müssten die Welt missionieren,

wenn sie sie plündern und verführen.

 

Sie halten die Götter für völlig beschränkt,

so beschränkt halt wie der, der sie sich ausdenkt.

Kein Heide hat Götter je so sehr beschmutzt

und Menschen so sehr ausgenutzt!

 

An ihren Früchten sollst du sie erkennen
ÆMan kann nicht Gott dienen und dem Mammon“, stellte Jesus in der Bergpredigt klar. Und wie kann man Gott dienen? In dem man den Mitmenschen hilft, die Hilfe brauchen: ÆWas du dem geringsten meiner Brüder getan hast, hast du mir getan“. Also auch das ist klar vom Begründer des Christentums formuliert. Auch dafür, wie man mit Gott sprechen soll, ist mit einem Beispiel vorgegeben, nicht plappern wie die Heiden soll man, sondern mit Gott sprechen. Schon am diesem kleinen Beispiel des Vaterunsers wird klar, wie das Christentum von seinen Priestern ins Gegenteil verkehrt wurde, denn heute wird sogar das Beispiel runtergeleiert. Von den anfangs angeführten Regeln gar nicht zu sprechen, Christus Nachfolger sind Krämerseelen und haben seine Religion zu einer Religion des Mammons gemacht.

 

06.06.07 Notwendiger Mystizismus?

Anmerkungen zu Frau Holls Leserbrief im Bayerwaldboten Regen (nicht abgeschickt)

 

Frau Holl kritisierte die albern-populistischen Bemerkungen eines Geistlichen bei der Erstkommunion und sagte sinngemäß, das Christentum brauche zum Überleben Mystizismus.

Nun, das glauben vermutlich die Zeremonienmeister aller Religionen, denn alle ihre mystischen Rituale, Verkleidungen, geheimnisvoll klingenden Formeln und ihrem suggestivem Einhämmern in die Köpfe haben nur den Zweck den Verstand auszuschalten. Wenn dies auch das Christentum braucht, dann ist es mit ihm nicht weit her. Hat nicht Jesus gegen das Geplapper der Heiden gewettert und mit dem Vaterunser ein Beispiel für ein individuelles Gespräch mit Gott gegeben? Das ausgerechnet dieses Beispiel in den Kirchen üblicherweise runtergeleiert wird, zeigt, wie die Religionen sich über die Vorgaben ihres Gründers hinwegsetzen, von Jesus Forderung nach Feindesliebe und Geringschätzung des Mammons gar nicht zu reden. Über die Kommunion selber darf man erst recht nicht nachdenken, denn das symbolische ÆAufessen seines Gottes oder das Trinken seines Blutes“, scheint mir kanibalischer, also heidnischer Natur zu sein. Es steht zudem im Widerspruch zu der Kernaussage von Jesus, dass man Gott nur dienen kann, in dem man sich um seine Mitmenschen kümmert. ÆWas ihr dem Geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir.“ Klarer kann man es nicht sagen. Wer in diesem Sinn Christ sein will, braucht keinen Mystizismus. Einig bin ich mit Frau Holl in der Ablehnung des Kalauers über Hostien und Spaghetthi des kritisierten Geistlichen bei der Erstkommunion. Das hatte schon etwas von Comedy.

 

Unsere Dimensionen

Eine hinterweltlich eingestellte Frau verspottete eine andere Frau, die ihren Glauben an Gott verloren hatte und dies in der Zeitung kundtat in einem Leserbrief, wie einfältig jene doch sei, wo doch irgendwelche Wissenschaftler schon von zehn Dimensionen sprächen, die es vielleicht gäbe, und in irgendeiner davon würde Gott schon sitzen...

Nun, falls dem so sein sollte, gingen uns diese mit unseren Sinnen nicht erreichbaren Dimensionen nichts an. Wenn es dort wirklich einen Gott geben sollte, dann wäre er wohl nur für andere Wesen oder für sich selber da. Wir Menschlein sollten uns lieber in den für uns gemachten Dimensionen bewegen und uns nützlich für unseresgleichen machen und nicht die Welt unserer Dimensionen zur Hölle und zu Wüste machen und wie ein unreifes Kind nach immer neuem Spielzeug und neuen Chimären suchen.

 

Was würde Jesus tun?

Was wohl Jesus täte, würde er eine der berühmten bayerischen Barock-Kirchen besuchen? Würde er schmunzeln über den ganzen vergoldeten Kitsch oder würde er wieder von heiligem Zorn gepackt, wie damals, als er die Geldwechsler und Händler aus dem Tempel jagte? Oder würde er heulen und in tiefe Depression versinken, weil man seine Lehre so mißverstanden hat und sie in solchen heidnischen Verführungstempel zelebriert? Oder würde er alles tun, dass diese vor Blasengeln und Pomp strotzenden Bauten unbedingt erhalten bleiben, als mahnende Beispiele für die Verirrung der Gläubigen?  

 

Zusammengeklaubte Sprüche zum Thema

Religion beleidigt meinen Verstand.

Über Religion ist jedes Wort zuviel.

Religion ist eine Krankheit des Kopfes.

 

 

Religion und Toleranz

Religion fordert Toleranz für sich, etwas, was ihr selber völlig fremd ist.

Religion lässt sich von Demokratien schützen, sie selber ist von ihrem Charakter her völlig undemokratisch. Zitat Kardinal Ratzinger: “Die Katholische Kirche ist keine demokratische Institution, sondern eine hierarchische. Nicht der Wille der Mehrheit zählt, sondern die gelehrte Wahrheit“.

 

 

Gedanken zu religiösen Themen

Je früher und selbstverständlicher man Kindern die religiösen Phrasen Verhaltensweisen einpleut, um so weniger denken sie überhaupt darüber nach. Irgendwann sind diese so selbstverständlich und vertraut wie Muttermilch, Sprache und Umgebung. Es bleibt nur die Gefahr, dass einer so naiv ist wie ich und das Geschwätz von Sitte und Moral für bare Münze nimmt, zudem – durch vertrackte Lebensumstände - mit kausalem Denken Æinfiziert“ wird und die Religion mit ihrer eigenen Elle zu messen beginnt. Das Ergebnis ist bei mir an vielen Stellen nachzulesen.

 

 

Abstruse Story

Da ist ein Gott, der die Gehorsamkeit seiner Geschöpfe auf die Probe stellt und ihnen eine Sache verbietet. Natürlich ist das ein bescheuerter Test, da er seinen Geschöpfen erst Neugier und Denkvermögen einbaute und den Verstoß gegen das Verbot also vorprogrammierte. So gesehen war Evas Apfelklau vom ÆBaum der Erkenntnis“ also eigentlich ein Erfolg der göttlichen Programmierung. Aber nein, der Gott war offenbar völlig senil oder sadistisch veranlagt und bestrafte seine Geschöpfe, dafür dass sie getan hatten, was er ihnen vorgegeben hatte, und vertrieb sie Æaus dem Paradiese“ und bestrafte sie kollektiv, ja sogar alle ihre Nachkommen, die ja überhaupt nichts mit der Sache zu tun hatten. Doch irgendwann dehnte er seine perversen Spielchen auch auf seinen eigenen Sohn aus. Er schickte ihn auf die Erde, um die Menschheit von der selbst erdachten ÆErbsünde“ zu erlösen. Er ließ den Sohn geisseln und kreuzigen und mit dem Ende der Quälerei waren die Menschen erlöst, zumindest diejenigen, die an ihn glaubten, was ja eigentlich die Wiederholung der ersten Prüfung war, denn um diese ganze verquerte Geschichte zu glauben, müssen die Menschen all ihre Vernunft beiseite schieben. Und man muß es sich immer wieder klarmachen – auf dieser hirnrissigen Geschichte fußen Weltreligionen. Begreift doch endlich: Wenn es einen Gott geben sollte, könnte man ihn durch nichts mehr lästern und verspotten als durch diese abstrusen Geschichten! 

 

 

Gott – ein Monster?

Was soll man von einem Gott halten, der seine Geschöpfe, deren Hard- und Software ja von ihm selbst konstruiert ist, wegen ihren ÆFehlfunktionen“, kollektiv bestraft, ja massenhaft ermordet. Eva und Adam essen Früchte von einem Æverbotenen Baum“ und die ganze Menschheit wird für alle Zeiten Æaus dem Paradies gejagt. Dann ersäuft er die ganze Schöpfung mit der Sintflut, weil Menschen Regelverstösse begingen, ein ander Mal zerstört er in seinem Zorn die Städte Sodom und Gomorrah, mit allem was darin lebte, ebenfalls wegen Regelverstößen einzelner. Ein ander Mal verlangt er von einem Vater, dass er für ihn  seinen Sohn ermordet oder er sucht sich ein Volk aus und weist es an,  anderen Völkern das Land zu stehlen und die Bewohner Æauszurotten“. Natürlich wäre ein solcher Gott, wenn es ihn gäbe, eine teuflische Bestie. Doch liebe Kinder, ihr braucht euch nicht beunruhigen, es gibt keine teuflischen Götter sondern nur teuflische Menschen, die sich solche teuflichen Götter ausdenken, was die Sache aber auch nicht viel einfacher macht. Das Schlimmste ist aber, dass es heute noch immer Leute gibt, die an diese Lügengeschichten glauben und noch immer den kleinen Kindern einimpfen...

 

 

Lasst uns ruhen in Frieden! 

Ohne Auferstehung gibt es keinen Glauben und keine Auferstehung ohne Glauben, so sinierte ich schon in meinen frühen dialektische Gstanzln. Heute, mit der Lebenserfahrung weiterer 25 Jahre, zucke ich nur noch die Achseln über das Ægroße Geheimnis“ des Christentums, der Auferstehung und des ewigen Lebens, wie über einen Kinderkram oder einen Werbebluff findiger Marktstrategen. Was mich alleine beschäftigt ist der Umstand, dass diese Vorstellung nicht allgemein als Horrorszenario verstanden wird. Man zeige mir den älteren Menschen, der nicht insgeheim froh wäre, wenn die Sache endlich ausgestanden wäre.

 

 

Die Æfrohe Botschaft“

Die Æfrohe Botschaft“ des Christentums, dass dieses mühselige Leben nicht alles sei und das wahre Leben erst nach dem Tode komme, ist Dreh- und Angelpunkt dieser Religion. Ein genialer ÆDreh“, denn damit vertröstete man die ÆMühseligen und Beladenen“ auf ein Wolkenkuckucksheim und gab ihnen so die Hoffnung schlimmste Zustände zu ertragen.

Dann kam der zweite ÆDreh“, die christliche Lehre schenkte den Menschen Gleichheit, zumindest vor Gott, und der dritte ÆDreh“: Das Versprechen von Gerechtigkeit und die Hoffnung auf himmlischen Lohn und auf Bestrafung der ÆBösen“, also ihrer Widersacher und Mächtigen, denen sich die Menschen täglich hilflos ausgesetzt sahen. Dabei fiel den Gläubigen dann gar nicht auf, dass sich das Gebot der Feindesliebe mit der unbarmherzigen Vergeltung im ewigen Höllenfeuer gar nicht verträgt...

 

 

Sentenzen zu religiösen Themen aus meinem ÆGedankenbuch“, ÆHerr Pfifkas“ u.a.

 

Wären die Menschen ohne Gott Wölfe? (85)

Wären die Menschen ohne Gott Wölfe? Nein, denn für ein notwendigerweise soziales Wesen, also ein Wesen, das allein nicht überleben kann, gehört ein Mindest­maß an Freundlichkeit und Solidarität zur Grundaus­stattung. Die Erwartung von Zuckerbrot und Peitsche durch ein imaginäres Wesens in einem jenseitigen Le­ben macht die Menschen nicht besser, sondern nur verrückter. Im übrigen sind auch jene Leute, die Gott ständig im Mund führen, selten brave Lämmer.

 

 

Zäher Kinderglaube (103)

Gelegentlich habe ich, der Atheist, theistische Gefüh­le. Aber gottlos ist halt nur mein Verstand, gespeist von der Empörung über die Verbrechen der Religionen und deren Beschränktheit. Doch im Hinterkopf und Bauch spuken gelegentlich immer noch Reste des andressierten katholischen Kinder­glaubens.

 

 

Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt... (199)

ÆWas ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“ Dies ist der Schlüsselsatz der christlichen Lehre. Klarer kann man es nicht sagen, dass man Gott nur in seinen Mitmenschen erkennen und verehren kann. Dieser Satz macht die christliche Religion zu einer sozialen Lehre, die eigentlich alles ausschließt, was die Kirche sich zweitausend Jahre lang angemasst hat.  Nicht anders ist es mit den Sprüchen, dass man sich nicht um morgen sorgen soll, wie die Vögel des Him­mels, die der himmlische Vater doch auch ernährt..., - dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr passt, ehe ein Reicher in den Himmel kommt..., - dass man nicht Gott und den Mammon gleichzeitig lieben kann und - natürlich das Gebot der Feindes­liebe – das sind herrliche Worte, die in krassesten Widerpruch zu den geifernden Drohungen mit der ewigen Verdammnis stehen, zur ewigen Folter des Höllenfeuers.

Die gehässigen und berechnenden Autoren dieser Bibelteile, haben die frohe Botschaft zerstört. Sie machten die freundlichen Gedanken des Nazareners zum Zuckerbrot, zu dem sie eine Peitsche knüpften. Das Resultat war eine Religion der Lebensfeindlichkeit, der Unterdrückung und Angst. Seine zweitausendjährige Blutspur belegt dies in schrecklicher Weise.    

 

 

Was für eine schreckliche Religion! (202)

Die Beschränktheit katholischer Begräbnisse ist immer wieder unglaublich. Durch die Taufe sei der Verstorbene ein Kind Gottes geworden und brauche sich deshalb nicht sorgen, denn Gottes gnädige Hand würde ihn auffangen... Und was ist mit den Milliarden Menschen ohne Taufe? Was für eine schreckliche Religion!

 

 

Gegen die Natur (215)

Jesus soll gesagt haben: Wer eine andere Frau begeh­rend ansieht, hat die Ehe schon mit ihr gebrochen. Wäre dies so, wäre die Ehe vielleicht artgemäß für Götter, nicht aber für Menschen, denn für uns ist die Hingezogenheit zu unseren Mitmenschen so arttypisch wie das Verlangen eines Fisches nach Wasser. Darum ist diese christliche Forderung außer unserer Möglich­keiten, was nicht gerade göttlichen Ursprung vermu­ten lässt, denn ein Gott darf auch nicht alles - er darf von Raubkatzen nicht verlangen, dass sie Gras fres­sen, von Maulwürfen nicht, dass sie sehen und von Menschen nicht, dass sie einander nicht lieben dürfen.

 

 

Die wahren Frevler (302)

Man muss es den religiösen Fanatikern mit ihren kleinkarierten Gottesvorstellungen und engstirnigen Dogmen sagen, dass sie damit Gott in einem Maße lä­stern und veralbern, wie es kein Gottloser je könnte. Ihre Suren und Psalmen spiegeln ihre ei­gene Beschränktheit.

 

 

Mißbrauchte Religion (303)

Die Lektüre des alten Testamentes entsetzt mich im­mer wieder aufs Neue. Ein Gott, der von "seinem aus­erwählten Volk" die Ausrottung der früheren Bewoh­ner Palästinas verlangt, wie es im Buch Mose be­schrieben ist, wäre ein Teufel. Es liegt auf der Hand, dass die Autoren ihrer Landnahme und den damit verbundenen Völkermord eine göttliche Recht­fertigung verpassten.

Würde man aus der Bibel aber nur die weisen und menschenfreundlichen Stellen herausklauben und den Rest in das Regal mit den historischen und mythologi­schen Büchern stellen, bliebe nur eine ziemlich schma­le Fibel übrig.

 

 

Gott, wer hat dich geschaffen? (322)

Jehova, Allah, Manitu, Athon, Tao, Erdmutter, Allva­ter, Allmutter, Großer Geist, letzte Ursache, Gott!

Bist du nur ein Hirngespinst in den Köpfen verführter Menschlein, geschaffen von ihnen nach ihrem Bilde, um ihnen über die depri-mierende Erkenntnis ihrer Endlichkeit hinwegzuhelfen? Oder haben Sie dich ge­schaffen, um sich über die übrige Natur erheben und ihre ungerechten Ordnungen rechtfertigen zu können, in dem sie dir dafür die Schuld in die Schuhe schie­ben? Oder bist du das Edelste, was Menschen denken können, nur ein anderer Name für ihre guten Absichten? Oder gibt es dich wirklich, großer Steuermann, große Steuerfrau, großes Steuerneutrum?

 

 

Beruhigung für Gläubige (474)

Wenn es Gott nicht gibt, ha­ben wir keinen Grund ihn zu fürchten. Und wenn es ihn doch geben sollte, dann ist er ganz anders als die Priester ihn beschreiben und er wird unsere Skepsis verstehen und wird traurig sein über jeden Men­schen, der sich wie ein Schaf benimmt.

 

 

Will Gott den Menschen als Schaf? (533)

Religiöse Riten, also Bewegungsabläufe und Formeln, machen Menschen zu Schafen. Als ehemaliger Katholik sollte ich mich vielleicht besser auf die Riten in katholischen Gottesdiensten beschränken, doch auch die an gymnastische Übungen erinnernde Gebetspraxis anderer Religionen befremdet mich sehr. Der Zwang zu diesen Übungen schließt den aus, der nicht mitmacht, ja ist faktisch eine Form von Gewalt, mit der man die Menschen diszipliniert und eine permanante Gehirnwäsche. Doch nur solange Religionen selber Toleranz gewähren, können auch sie ihrerseits damit rechnen. Dass selbst die Vergewaltigung durch die Kindertau-fe oder die Körperverletzung der Beschneidung von Kleinkindern durch die Religionsfreiheit geschützt wird, ist haarstäubend und barbarisch. 

 

 

Mißbraucht (556)

Alle großen Gedanken sind irgendwann zu Phrasen geworden und im Namen der größten – Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Sozialismus, Gott – sind die entsetzlichsten Verbrechen verübt worden. Wer kann diese Phrasen noch ohne Scham in den Mund nehmen?

 

 

Ist Gott der Schopf? (640)

Ist Gott der Schopf, aus dem wir uns aus dem Sumpf ziehen, oder zieht er uns am Schopf aus dem Sumpf, oder ist Gott – der Sumpf? Also, dass man ohne Religion gar niemand aus einem Sumpf ziehen müßte? Weil er niemandem als solcher erschiene, weil es keinen gäbe?

 

 

Bequemer Glaube (668)

Der Kinderglaube an einen Schutzengel, der einen führt und schützt nach göttlichem Plan, hat schon etwas beruhigendes, denn in der Konsequenz ist dann alles gut wie es ist. Es gibt keine höhere Aufgabe, die man für sich suchen muss. Wenn es Gott gefällt, wird er sie uns schon zuführen, falls nicht - auch gut, dann leben wir in den Tag, grad wie es uns gefällt.

 

 

Er hat das Geld gelästert (715)

Oft habe ich als junger Mensch darüber gegrübelt, warum Jesus gekreuzigt worden ist, seine freundlichen Lehren konnten nicht der Grund dafür gewesen sein. Heute meine ich den Grund zu kennen: Jesus hat den wahren Gott seines Volkes gelästert, das Geld und diejenigen, die es besaßen. Er hat sie verachtet, im Tempel als Krämer entlarvt, ihre Geschäfte und ihre Frömmelei ins Zwielicht gesetzt und ihnen mit der Rede vom berühmten Nadelöhr den Himmel verweigert…

 

 

Im Namen Gottes  (718)

 ÆWir kämpfen für Gott!“ sagen sie.

Sollte das ein Gott je nötig haben oder daran Gefallen finden, wenn der Mensch zur Bestie wird, dann wäre er ein gar erbärmliches Wesen. Jeden edleren Gott würde man mit derart alberen Ankündigungen lästern. Wer seine Verbrechen mit einem Gott rechtfertigt, dem darf man nicht trauen.

 

 

Die schlimmste aller Drohungen  (759)

Das ewige Leben ist eine schlimme Drohung für jeden, der irgendwann seine Ruhe haben will.

 

 

Egal (803)

Der Mensch fragte den Gott, mit welcher Beschäftigung er seinem Leben einen gottgefälligen Sinn geben könnte. Der Gott, ein alter Zyniker und Schalk antwortete, der Mensch solle die Nadeln einer freistehenden Fichte zählen, wörtlich: ÆFang morgen Früh damit an, damit du in hundert Jahren am Abend fertig bist!“

Dem Menschen, der alles andere als ein Rebell und fast ohne Übung im Widersprechen war, kam dieser Rat dann doch ein wenig unsinnig vor. Er fasste sich ein Herz und sagte dem Gott, was er über seinen Rat dachte. Der Gott zuckte seine göttlichen Achseln und sagte gelangweilt: ÆDann tu was anderes! Rolle Steine auf einen Berg, schütte Wasser ins Meer oder schreibe ein Buch darüber, warum du das alles nicht machen willst!“

Dem Menschen fiel es wie Schuppen von den Augen. Seither lässt er es sich gut gehen und den Gott, wenn er ihn trifft, grinst er frech an. Und dieser grinst zurück und freut sich über den lernfähigen Menschen.

 

 

Mißbrauchtes Kanaan (860)

Würde ein halbwegs intelligenter Besucher aus dem Weltall nach Jerusalem kommen und das ganze religiöse Theater der drei großen Weltreligionen beobachten, er müsste an unserer Art verzweifeln. Würde es gar den Gott geben, auf den sich alle berufen, dann würde wohl auch er verzweifeln.

In Palästina wird es vermutlich erst Frieden geben, wenn Juden, Christen und Moslems über ihre heiligen Bücher zu lachen lernen und zu einem menschenfreundlichen, aufgeklärten, also heidnischen Staat zusammenfinden...

 

 

Erkenntnis nicht gewünscht? (923)

Adam und Eva haben vom ÆBaum der Erkenntnis“ gegessen, was ja wohl heißt, dass sie zu denken begonnen haben, also zu prüfen und zu hinterfragen. Die Konsequenz für ihr Tun war bekanntlich die Vertreibung aus dem Paradies, was Schweiß, Dornen und Disteln bedeutete. Dies heißt also, dass Gott (bzw. sein schreibendes Bodenpersonal) keine denkenden Menschen ertragen. Doch das Denken hat den Menschen zum Menschen gemacht. Hätte Gott ihn lieber weiter als Tier gehabt, das sich an seine göttliche Software hält…?

 

 

Unsere Taten reisen mit dem Licht (966)

Die Drohung, dass der liebe Gott alles sieht und darüber für den jüngsten Tag seine Aufzeichnungen macht, ist sicher nicht der geringste Grund, warum es die Kirchen immer noch gibt. Doch wenn es nur um die Disziplinierung der Menschen geht, dann könnte man bei diesem Spiel auf den lieben Gott gut verzichten, denn auch den Ungläubigen könnte sein Stolz zu einem gefälligeren Verhalten erziehen, wenn er sich vorstellt, dass jedes beleuchtete Tun oder Nichttun von ihm bis in alle Ewigkeit mit dem Licht durch das Universum reist und uns bei fremden Beobachtern – die es ja durchaus geben mag – schlecht aussehen lässt (Und unsere Eitelkeit ist vielleicht noch mächtiger als unsere Furcht!)

 

 

Erfolgreiche Geschäftsidee (994)

Einsame Menschen beleben sich im Geiste die Umwelt, sie vermenschlichen Bäume und Tiere und projizieren in sie sich selber, mit ihren Wünschen, Hoffnungen und Ängsten. Von einem sibirischen Jäger hörte ich, wie er Vegetation und Fauna mit Æmeine Leute“ anredete. Ich vermute dass irgendwann frühe Geschäftsleute ähnliches beobachtet haben und ihre Firma ÆGott und Company“ gründeten. Selten gab es eine erfolgreichere Geschäftsidee. Ihre Nachfolger leben bis heute gut davon.

 

 

Über die Verantwortlichkeit des Einzelnen

Nach einem Vortrag über Entwicklungspsychologie und Sozialisation stellte eine junge Frau fest, dass We­sen, die so sehr das Produkt ihrer Lebensumstände sind wie die Menschen, für ihr Tun nicht verantwort­lich gemacht werden können.

Herr Pfifkas fragte, vor wem die Mensch nicht verant­wortlich seien.

"Vor Gott und dessen Gericht!" sagte die Frau und meinte nachdenklich, dass dies aber auch so sei, wenn die Menschen von einem Schöpfer fertig konstruiert seien und nach dessen gött-lichen Schaltplan funktio­nierten, denn dann wäre dieser natürlich auch für sein Werk und dessen Folgen verantwortlich. Der Mensch sei also in keinem Fall verantwortlich und dürfe somit auch nicht gerichtet werden.

Herr Pfifkas wandte ein, dass es trotz aller Prägungen und aller Fremdsteuerung eine Verantwortung des denkenden Menschen gegenüber seinen Mitmenschen gäbe, denn wer für alles die Verhältnisse oder die "göttliche Software" verantwortlich mache, degradiere den Menschen zum willenlosen Spielstein, was ihm aber nicht gerecht werde.

 

 

Wo der liebe Gott wohnt

Ein Kind fragte Herrn Pfifkas, ob der liebe Gott in der Kirche wohne. Der Angesprochene schüttelte den Kopf. In der Kirche sei es kalt und ungemütlich, Gott sei nur dort, wenn sich Menschen dort aufhielten, denn wohnen könne er nur in ihnen.

 

 

Die Erschaffung der Erde

Da war einmal einer mit Falten auf der Stirn und einem zynischen Mund. Er führte dauernd Selbstgespräche und spottete über alles, auch über sich selber, denn alles war ihm ohne Wert. Glücklich? Nein, glücklich war er nicht. Er hatte alles, wusste alles, konnte schlafen, solange er wollte und Arbeit war ihm fremd. Er ver-brachte lange Zeit im Bett, obwohl er weder Müdigkeit noch Schlaf kannte. Er war immer wach und der Schlaf, der kleine Tod, war ihm so fremd, wie der große. Er kannte keine Zeit und so war er dazu verdammt ewig zu leben. Er lebte irgendwo zwischen den Atomen oder zwischen den Galaxien, es kommt nicht darauf an, in einem weiten Raum, in einem Wolkenhimmel, weiß und sauber, bei angenehmen Temperaturen und mittlerer Luftfeuchtigkeit und ich will ihn einmal einen Gott nennen, weil das ein Begriff ist, mit dem wir Bayern etwas anfangen können.

Irgendwann, man kann nicht sagen am Morgen oder an einem neuen Tag, denn es gab in diesem Himmel keinen Tag und keine Nacht, und Zeit ja sowieso nicht, ging der Gott in seinen Hobby-keller, auch das ist nur so ein Name für etwas, wovon wir keinen Begriff haben und beschloss eine Welt zu erschaffen, die so sein sollte, wie er sie sich erträumte: mit Anfang und Ende, mit Geburt und Tod, Tag und Nacht und Hunger und Sattheit, und natürlich mit Zeit, grad so eben, wie ein Leben eben sein soll, damit man es eine Weile aushält darin...  

 

Er nahm einen glühenden Batzen Glas aus einem Ofen und warf ihn zum Abkühlen in den Anziehungsbereich einer Sonne in den Weltraum, damit er nicht irgendwohin entschwände. Die Gravitation der Sonne zwang den Batzen in eine Kreisbahn um sie und langsam, der Batzen drehte sich auch noch um sich selber, bildete sich außen eine Haut. 

 

ÆNa schön, dann drehst du dich eben“, sagte der Gott, Æes wird schon zu was gut sein, wenn das Licht von der Finsternis getrennt ist durch den cyclischen Wechsel von hell zu dunkel.“ Und einer Laune folgend versetzte er dem Batzen noch einen Stoß mit einem Billardstock, damit er sich noch schneller drehe, doch traf er ihn nicht richtig und so fing er an zu eiern und stellte sich schräg zur Sonne, womit auf dem sich zur Kugel rundenden Batzen Jahreszeiten stattfanden.

Der Gott fand das Ergebnis ganz reizvoll und schaute es sich eine Weile an, also eine halbe Ewigkeit vermutlich. Es war immer dasselbe, ein Gedanke führte zum anderen und so sinnierte der Gott vor sich hin, sein Blick ging ins Leere und er sah mit offenen Augen so wenig, wie mit geschlossenen und vergaß, was er eigentlich wollte. Aber immerhin wurde er ein wenig müde dabei, als er sich zu erinnern suchte, was er eigentlich hatte machen wollen, denn erinnern wollen, ist auch für einen Gott anstrengend. So fiel er in Schlaf, der kein richtiger Schlaf war, sondern mehr ein Dösen, doch es war ihm nicht unangenehm. Später – irgendwann - fiel sein Blick wieder auf die Kugel, die er einmal zu der Sonne geworfen hatte und erinnerte sich ein wenig, doch schien ihm sein altes Vorhaben nicht der Mühe wert. ÆWarum soll ich irgendetwas schaffen, was spielt es für eine Rolle, ob ich es mache oder nicht?“ dachte der Gott und fand es direkt peinlich, dass er sich mit derartigen Spielereien beschäftigt hatte. Und so überließ er die Kugel der Zeit.

 

 

Gemeingefährlicher Stuss

 Anlässlich einer Beerdigung eines Schulkameraden durfte ich wieder einmal einen ÆGottesdienst“ erleben. Über den Verstorbenen verlor der Pfarrer keine drei Sätze, der Rest war nur Dogma der billigsten Sorte. Wer nur einen Funken Verstand besitzt, der muß bei dem Stuss, den man da anhören muß, mit dem Speien kämpfen! Wieder einmal wurde das oben geschriebene unterstrichen: Dreh- und Angelpunkt ist bei den Christen der Glaube an das Jenseits. Der Pfarrer wiederholte in wechselnden Formulierungen dies immer wieder. Irgendwann verstieg er sich zu dem Satz: ÆDas Leben wäre ohne die Gewissheit der Auferstehung nichts wert!“

Ist das nicht gemeingefährlich? Darf man zulassen, dass einer das bißchen Leben, das wir haben, so schlecht macht!? Das ist Diebstahl der übelsten Sorte, denn ein normaler Dieb stiehlt nur irgendein Ding, der Pfarrer stiehlt den Menschen den Glauben an das Leben und gibt ihnen stattdessen eine Lüge.

 

 

Gott im Mund

Dass manche Mächtige an die religiösen Mythen, mit denen sie ihre Herrschaft sichern, selber glauben, scheint zumindest in einigen Fällen kein Märchen zu sein. So soll etwa der letzte Habsburgische Kaiser Karl I. täglich dreimal zur Kommunion gegangen sein, was ihn aber zwischen diesen ÆMahlzeiten“ nicht daran hinderte Giftgas im Weltkrieg einzusetzen. Die Geschichte ist voll von Herrschern, die Gott im Mund führten und gleichzeitig die schlimmsten Massaker anrichteten, nicht nur zur Zeiten der Kreuzüge oder bei der Eroberung Amerikas, auch heute passiert dies wieder in zunehmenden Maße. Meistens dürften den Herrschern, die die Völker gegeneinander hetzen schon bekannt sein, dass sie die Religion nur im Mund führen müssen. So verstecken sich hinter der Religion Gruppenegoismen aller Art, die Religion ist also quasi der Nebelwerfer, in dessen Schutz Profite und Herrschaftsräume gesichert werden. Zwischen Religion und dem schnödem Vorteil stehen aber auch noch andere Deckmäntel bereit, so etwa Nationalismus und Patriotismus.

 

 

Von Gläubigen, Frömmler und Gottlosen

Grob kann man ÆGläubige“ in fromm und frömmelnd unterscheiden.

Erstere hängen auch als Erwachsene noch ihrem Kinderglauben an, die kirchliche Dressur von Kindesbeinen an, war erfolgreich. Sie haben die Gottesvorstellung verinnerlicht, sie gehört zu ihnen wie andere vertraute Dinge aus ihrer Umgebung. So glauben sie ernsthaft an ein himmlisches Wesen, das sie geschaffen hat und ihr Leben begleitet und kontrolliert und vor dem sie sich einmal rechtfertigen müssen und dem sie deswegen zu gefallen suchen. Sie glauben an die Sprüche der Priester und das Evangelium ist ihnen göttliche Weisung, auch wenn sie es selber nie studiert haben. Erstaunlicherweise beschränkt sich ihre Einfalt nur auf den religiösen Bereich, im praktischen Leben sind sie klug und durchaus auch kritisch, alleine was den Götterglauben angeht, gibt es eine Denkhemmung und eine seelische Blockade.

Dann gibt es eine zweite Sorte von Gläubigen, deren Verstand sie zwar von der Kirche entfernt hat, die aber an irgendetwas glauben, pantheistisch, vielleicht aber auch nur, weil sie sich an Ædas Glauben“ gewöhnt haben und das nicht schaden kann... Und es gibt die weniger Gläubigen, die aber auch mit dem Herzen dabei sind und sich bei den  kirchlichen Riten und Bräuchen einfach wohl und geborgen fühlen und das ganze vertraute Prozedere als ein Stück ÆHeimat“ begreifen...

 

Die Frömmelnden, die übelste Menschensorte, treten gerne zusammen mit den frommen auf, weil sie sich davon einen Vorteil versprechen. Es ist oft gar nicht so schwer sie von den Frommen zu unterscheiden, denn sie übertreiben in allem: sie beten und singen eine Spur zu laut, und wie sie ihre Hände falten und religiöse Versenkung heucheln! Sie wirken in der Messe mit, als seien sie auf den Exerzierplatz, keiner kniet und steht schneller, keiner leiert schneller eine religiöse Phrase herunter... Schon Jesus hat Hinweise gegeben, wie man die Heuchler erkennt, etwa dass sie übertriebenes frommes Theater spielen, sobald sie Publikum wittern und dass sie nur dann Gutes tun, wenn sie dabei gesehen werden...

Bei den Frömmlern finden sich die skrupellosesten menschlichen Exemplare, die für Geld alles tun, die die Natur vernichten und diesen Planeten ausplündern. Die Religion wird bewußt als Tarnung vor sich hergetragen, niemand führt häufiger christliche Phrasen auf den Lippen. Diese Leute hetzen die Völker gegeneinander, sie führen Krieg und begehen die schlimmsten Verbrechen und berufen sich dabei auf göttlichen Auftrag.... 

 

Zu den harmloseren Frömmelnden gehören dagegen jene Æweisen“ Bürger, die so tun, als machen sie die gottverehrenden Rituale nur deswegen mit, Æweil man den Menschen den Trost der Religionen nicht nehmen darf“ und ein verantwortungsvoller Mensch nicht an den Säulen wackeln darf, auf dem das ganze abendländische Gesellschaftsgebäude aufgebaut ist und damit auch ihre eigene Privilegierung.

 

Doch auch die Ungläubigen passen nicht in eine Schublade. Da ist der aufgeklärte Humanist, der die Regeln und den religiösen Hokuspokus nicht braucht um ein sittliches Leben zu führen. Er hat sich aus Religionen und Philosophien die Weisheiten und menschenfreundlichen Lebensregeln herausgesucht und versucht sein Verhalten daran auszurichten.

Ohne diesen humanistischen Überbau kommt dagegen der Typus des diesseitig ausgerichteten Praktikers daher, der an nichts glaubt, als dass ein Pfund Leberkäs, eine Breze und eine Maß Bier eine gute Brotzeit ergeben. Er tut niemandem etwas zuleide, weil er auch nicht will, das ein anderer ihm etwas antut. Er ist sozial und hilft seinem Nachbarn, weil ihm dieser dann auch hilft, wenn er Hilfe braucht und weil er gerne mit seinen Mitmenschen zusammen ist. Fanatismus jeder Art ist ein Fremdwort für ihn, das einzige was ihn erregt ist, wenn ihn einer mit so einem Blödsinn belästigt. 

 

Selbstverständlich gibt es bei den ÆGottlosen“ genauso am eigenen Vorteil interessierte Typen, wie unter den ÆFrömmlern“. Manche scheinen die alten Götter mit modernen Ægoldenen Kälbern“ vertauscht zu haben, sie beten quasi den technischen Fortschritt und die von ihm geschaffenen Maschinen an, auch wenn sie eine solche Sicht empört von sich weisen. Von den skrupellosen Frömmlern unterscheidet sie aber ihre größere Ehrlichkeit. Bei ihnen weiß man, woran man ist, sie verstecken sich nicht unter göttlichen Röcken... Vertrauen kann man ihnen aber deswegen noch lange nicht, denn ihnen stehen keinerlei Skrupel im Weg. 

 

 

Von der Religion (Aus meiner utopischen Schrift: Vom Leben der Echraner)

 

Da in Echra alles erlaubt ist, was keinem anderen schadet, kann natürlich auch jeder glauben was er will. Priester und Kirchen gibt es aber keine. Unvorstellbar ist uns die Vergewaltigung von Kindern durch die Säuglingstaufe, durch religiöse Dressur oder gar die kirchlich angeordnete Verstümmelungen ihrer Geschlechtsteile...

Ob es Echraner gibt, die an einen Gott im Sinne eurer Religionen glauben, ist alleine ihre persönliche Angelegenheit. Ich kann hier nur für mich reden und es erscheint mir müssig darüber zu grübeln, ob es noch eine metaphysische Welt hinter der wirklichen Welt gibt. Wie es sich auch verhalten mag, es hat für uns Menschen keine Bedeutung. Gibt es einen Schöpfer, dann ist auch unser zweifelnder Verstand von ihm und er wird uns kaum dafür verurteilen, wenn wir ihn gebrauchen. Im Gegenteil, wie könnte ein Gott sich darüber freuen, wenn seine Geschöpfe ihre Welt, in die er sie gesetzt hat, verachten, in dem sie nach einer anderen schielen und ihn durch Herunterleiern von geratschten Gebetsformeln für sich einnehmen wollen? Gäbe es einen Gott, würde man ihn auf diese Weise lästern und verspotten.

 

Mit der Sehnsucht nach einem himmlischen und teuflischen Jenseits verspottet man im Grunde das wertvollste, was es für lebende Wesen geben kann: das Leben.

 

Der Jenseitsglaube der Religionen soll die Menschen auf die Zeit nach ihrem Tode vertrösten und im wirklichen Leben verängstigen und disziplinieren. Wer das Leben nur als Jammertal begreift und als Prüfung für das eigentliche Leben danach, nimmt die unmenschliche Wirklichkeit hin, statt alles dafür zu tun, sie zu verbessern. Der Einfältigste sollte erkennen, dass Religion, vor allem anderen, ein Werkzeug von Politik und Macht ist.

 

Götterglauben und Religion ziehen eine lange blutige Spur durch die menschliche Geschichte. Bis zum heutigen Tag gibt es nichts gefährlicheres auf dieser Welt als religiösen Fanatismus, denn er schaltet den Verstand aus und macht die Menschen zu willenlosen Werkzeugen für rassistische, nationalistische und Machtinteressen aller Art. Die Zahl der Kriege und das Ausmaß an Unterdrückung und Zerstörung, das im Name der Religionen verübt wurde, lässt sich überhaupt nicht erfassen. Religion und alle mit ihr verwandten Sinnesverwirrungen und fanatischen Überzeugungen sind die schlimmsten Gifte auf dieser Welt. Und schon immer auch kommen sie in einer materialistischen Spielart, als Ægoldene Kälber“ in Form von Geld oder blinder Technikgläubigkeit daher.

 

Selbstverständlich ist auch in Echra das Leben nicht nur Glückseligkeit, wäre es so, wäre das wohl auch eine Form der Hölle, denn alle Lebewesen brauchen den Wechsel, die Spannung und die Entspannung, das Hungerhaben, das Essen und das Sattsein usw. Kein Hoch gibt es ohne Tief, kein Glück ohne Unglück, kein Heiß ohne Kalt, kein Hell ohne Dunkel. Jeder Pol hat seinen Gegenpol. Wer könnte den Tag schätzen, gäbe es die Nacht nicht? Selbst der Schmerz hat meistens seinen Sinn, als Wegweiser zu einem vernünftigen Leben. Und wie könnte man dieses verehren ohne den Tod?  Erst seine Endlichkeit macht das Leben so wertvoll.

Nun könnte man vermuten, dass der Tod für Menschen, die das Leben derart verehren und lieben, eine unerträgliche Vorstellung sein muss. Doch wir wissen, dass er zum Leben gehört, wie die Geburt. Natürlich verwünschen wir ihn und wer wollte ihn – wenn er nicht gerade sterbenskrank ist - nicht vermeiden! Doch wenn wir über ihn jammern und schimpfen, dann grad so, wie Menschen eben über das Unveränderliche klagen, etwa über das Wetter, den Winter oder die Schwerkraft...

 

Der Tod ist uns - der religiösen Ängste und Hoffnungen entkleidet - ein Nichts. Warum soll man vor Nichts Angst haben? Wir haben - bevor wir geboren wurden - schon eine Ewigkeit nicht gelebt, und nicht anders wird es nach unserem Ableben sein.

Greise, die ein erfülltes Leben gelebt haben, denen schon alle geliebten Gefährten ihres langen Lebens weggestorben sind, die unter der zunehmenden Gebrechlichkeit ihres Körpers leiden, die nach neunzig Wintern keinen weiteren mehr erleben wollen, wünschen gelegentlich den Tod herbei, wie ein müder Mensch die Nacht. Kann man daraus nicht schließen, dass für den Menschen Unsterblichkeit die größte Strafe wäre? Wer ein wenig überlegt, der kann die Verheißung Æewigen Lebens“ nur als eine schlimme Drohung auffassen.

 

Gerade unsere Sterblichkeit muß uns mahnen, unsere Mitmenschen hier und heute zu lieben und ihr Leben zu versüssen. Der Trost der Religionen, dass die Toten im Jenseits auf uns warten und sie uns nur vorausgegangen sind und wir dereinst wieder mit ihnen vereint sein werden, wenn – ja wenn wir uns den Priestern und ihren Regeln unterwerfen! – ist Mißbrauch des Trostes zu durchsichtigen Zwecken.

 

Trösten kann aber auch, wenn wir unsere Lieben in unseren Herzen bewahren und uns über die gemeinsam erlebten Zeiten freuen und darüber, sie gekannt zu haben und vielleicht ihre Anliegen weiter verfolgen zu dürfen. 

 

Wir müssen uns damit abfinden, nur Gäste auf dieser Erde zu sein und ein Bindeglied in der Kette der Generationen, oder ein Baustein, auf dem andere weiter aufbauen können.

Dies ist unser Ehrgeiz und wenn wir dafür noch ein wenig in den Köpfen der Mitmenschen weiterleben dürfen, dann ist das durchaus ein gutes Gefühl. Deshalb bemühen wir uns unser Leben heute so zu leben, dass man sich noch eine Weile an uns gerne erinnert, mehr kann man nicht tun und mehr nicht erreichen.

 

Aber auch sonst geht von uns nichts verloren, weil auf dieser Erde nichts verloren geht und sich alles wieder zu neuem Leben wandelt, gerade so, wie unser Körper sich aus früherem Leben zusammensetzt. Wir sind Teil des Kreislaufes alles Lebendigen, nicht anders wie jede Pflanze und jedes Tier. Was heute zu mir gehört, war vielleicht gestern ein Baum, ein Gras, ein Tier -  und wird morgen vielleicht wieder in einem Baum aufgehen, übermorgen in einem Kraut, in einem Tier, irgendwann wieder in einem Menschen.

 

Frage: ÆEchraner gehören keiner Kirche an, ja, sie glauben wohl nicht einmal an Gott. Kann es aber ohne Religion überhaupt eine Moral geben, ein Gut und Bö­se geben? Führt ein Leben ohne Gott nicht zwangsläu­fig zu einem Dschungelsystem, in dem sich der Stär­kere durchsetzt?“

 

Antwort: ÆKirche sind Institutionen die vorgeben zwi­schen den Menschen und Gott zu stehen. Sie behaup­ten gerne, dass es ohne ihre Lehre den Menschen an Orientierung fehlen würde. Ihre Dogmen und das Pre­digen göttlicher Gebote mache die Heiden sittlicher, nicht zuletzt durch die Androhung eines jenseitigen Gerichtes. Wer sich die aber die Welt betrachtet sieht, dass zweitausend Jahre Christentum die Menschen nicht besser gemacht haben, im Gegenteil! In keinen anderen Kulturkreisen gibt es soviel Gegeneinander und Machtgier. Die Amtskirche hat die ursprüngliche Lehre mißbraucht und sich zum Werkzeug der wirt­schaftlich Mächtigen gemacht. Dieser unselige Pakt zieht eine blutige Spur der Verwüstung durch die Jahrhunderte, ungezählte Kulturen wurden zerschla­gen, Andersdenkende als Ketzer verbrannt, die Erde im biblischen Auftrag Æuntertan gemacht“. Der gegen­wärtige Zustand der Erde sollte eigentlich als Antwort ausreichen.

 

Ob Echraner an Gott oder Götter glauben, das geht nur sie selber etwas an. Unsere Toleranz in diesen Dingen ist zweifellos nicht ungefährlich, denn eigentlich darf man Religionen gegenüber nicht tolerant sein, denn sie sind es auch nicht, wie die Geschichte von Juden- und Christentum und vom Islam zeigen. Sobald ein Mensch einer Religion verfällt, ist er ihren Dogmen verpflichtet und für eine aufgeklärte Gemeinschaft verloren. Toleranz, Freiheit und Religion schließen sich zwangsläufig aus, auch wenn etwa das Christentum gerne mit diesen Begriffen hausieren geht, doch jede Freiheit und jede Toleranz wurde der Kirche erst in blutigen Kämpfen abgetrotzt.

 

Da wir Echraner uns aber bemühen, aus allem was Menschen gedacht und geschaffen haben, das Gute und Brauchbare her­auszuklauben, so gilt das auch für die Religionen. Und so finden sich etwa christliche Grundein­sichten auch in der echranischen Ethik wieder. Doch wären sie dort auch gelandet, wenn es das Christentum nicht gäbe, denn seine Ethik ist ja auch nur aus älteren Philosophien und Religionen zusammengeklaubt. Bis auf die Feindesliebe. Doch nichts findet sich in der Geschichte der Christenheit weniger als sie....

 

 

Kardinal Ratzinger Wahlrede (18.4.05)

Kardinal Ratzinger verurteilte in seiner Rede - (seiner Wahlrede?) - zur Eröffnung des Konklaves die Verführung der Menschen durch Liberalismus, Kapitalismus, Marxismus, Individualismus und etlichen andere "Ismen", den Katholizismus natürlich ausgeschlossen. Diesen pries er und geiselte alles, was dem bekannten Credo kritisch gegenübersteht. Die Völker scheinen der Katholischen Kirche nach wie vor unreif oder unfähig zum Denken zu sein, also sollen sie gefälligst wieder glauben....Es war die altbekannte Hatz gegen Ketzerei, also auch gegen die Aufklärung..

Was soll nun an dieser Hetzrede gut sein? Ich meine gut für diese Welt? Das ist ja gerade das Verhängnis, dass jede Religion sich selbst in den Himmel lobt und alle anderen verdammt oder geringschätzt. Nicht anders machen es politische Rattenfänger und Diktatoren und nicht anders machen es heute die globalen Krämer und ihre Propagandisten. Und die modernen Menschen sind nicht weniger verführbar als frühere Generationen, was die gerade erlebte größte Sterbe- und Begräbnisschau der Menschheitsgeschichte beim Tode von Papst Johannes Paul gezeigt hat. Und man darf nicht vergessen - von den 1,1 Millarden heutigen Katholiken sind die Mehrheit Kinder und Jugendliche aus Lateinamerika und anderen vom Raubtierkapitalismus arm und dumm gehaltenen Ländern, an deren beklagenswertem Zustand die Katholische Kirche einen nicht geringen Anteil hat. Von diesen Menschenmassen Aufgeklärtheit und in der Folge eine gewisse Immunität gegen religiöse Verführer zu erwarten, ist illusorisch. Man kann froh sein, wenn sie überhaupt lesen und schreiben lernen. Aber wie die Massenhysterie der letzten Wochen bewies, sind auch die einigermaßen aufgeklärten katholischen Europäer alles andere als gefeit gegen den Zauber der katholischen Zeremonienmeister.

Doch warum betonte Ratzingers in seiner jüngsten Rede so sehr die Liturgie und den blinden, unkritischen Glauben?

Ich sehe nur drei mögliche Erklärungen: 1. weil er selber glaubt und sich im katholischen Zeremoniell geborgen fühlt und dies auch anderen vermitteln möchte, 2. weil er glaubt, dass die Menschen dies brauchen um auf einem rechten Wege geführt zu werden, bzw. die Religion als Trost und Führung brauchen, 3. weil er die Religion als Ordnungsinstrument für die weltliche Ordnung sieht. Da aber nur die feudale oder bürgerliche Gesellschaft die Religionen duldet bzw. zur Beruhigung der Bevölkerung fördert, sehen die Religionen in allen anderen Staatsentwürfen, vor allem sozialistischen oder materialistischen, ihren natürlichen Gegner. Ihre weiteren Gegner sind die anderen Religionen, die als Konkurrenten mit dem selben Allmachtsanspruch auftreten, mit denen man sich aber in den letzten Jahren zu verständigen vorgab. Genau betrachtet waren das aber nur eine Art "Zauberertreffen", bei denen man versuchte, sich und die abgesteckten Pfründe zu tolerieren und nicht mehr wie die Jahrtausende zuvor, gegenseitig zum eigenen Schaden zu bekämpfen. Also "Agreement" etwa nach dem Vorbild von Kartellen, um sich nicht gegenseitig ins Gehege zu kommen und natürlich Kennenlernen und Vertrauenspflege. Gegenseitige Tolerierung wird höchstens gelegentlich als Massentheater inszeniert, weil dies die Völker, vor allem die jungen Menschen phasziniert und an die Kirchen bindet. Die Begegnungserlebnisse etwa bei Kirchentagen sind gewaltige Zauber und bewußt wird hier auch mit körperliche Berührungen, etwa beim Tanzen oder bei Gruppenspielen oder dem Reiz von Übernachtungen in Massenquartieren gearbeitet. Die dabei entstehenden Glückserlebnisse werden mit religiösem Zeremoniell und Gebetsritualen konditioniert. Nicht nur die Katholische Kirche arbeitet hier mit subtilsten Verführungsmethoden, in anderer Form arbeitet damit auch der Islam, der Hinduisismus usw. Weil diese Massenveranstaltungen so zum Verführen der Menschen geeignet sind - Begegnung und "Ringelpitz mit Anfassen", subtil vermengt mit Gruppenzwängen und direkter und indirekter Einschüchterung - haben sich ja bekanntlich auch weltliche Herrscher diese Art von Veranstaltungen zu nutze gemacht und sie seit dem alten Rom immer wieder gerne durchgeführt. Es sind immer die gleichen Abläufe, mit denen man Menschen durch Gemeinschaftserlebnisse verführt und zu einer Art blökenden Schafen macht. Nicht von ungefähr hat Ratzinger auch den Individualismus verurteilt, denn nur der denkende Einzelmensch ist einigermaßen gegen die Verführungen gefeit und so  wird dieser seit jeher als der gefährlichster Gegner empfunden. (Dem Nazarener ist es letztlich nicht anders ergangen. Für die jüdischen Priester war er die Bedrohung, weswegen er ermordet wurde, oder sich ermorden ließ, denn nur so konnte er seinen ÆAuftrag“ erfüllen und Märtyrer werden).

Der appellative Charakter der religionsübergreifenden Verständigungstreffen demaskierte sich etwa im Fall der Katholischen Kirche aber immer wieder, wenn Rom dann später schon kleine Ansätze von Ökomene immer wieder gewaltsam unterband. Vor allem der jüngst verstorbene Papst Wojtila machte in dieser Beziehung haarstäubende Vorgaben, etwa im Umgang mit den Lutheranern. (Darüber wie weit Ratzinger als Chef der Katholischen Glaubenskongretation im Hintergrund die Fäden zog, lässt sich nur mußmaßen).

 

 

Brief an Kardinal Ratzinger (6.3.03)

Sehr geehrter Herr Kardinal Ratzinger,

es ist sicher sehr ungewöhnlich, dass sich Ihnen ein Bürger auf diese Weise per Email nähert, es mag – vor allem, wenn man den noch folgenden  Inhalt vernimmt – gänzlich vermessen oder gar abwegig erscheinen. Doch ich versichere Ihnen, dass ich es mit meinem Vorschlag sehr ernst meine.

Die bisherigen Bemühungen der katholischen Kirche, vor allem auch des Papstes, zur Verhinderung des Irakkrieges, imponieren mir sehr und sie bringen mein Weltbild gehörig ins Wanken. Dies sagt Ihnen ein Erzieher und kritischer Barde aus dem Bayerischen Wald, Jahrgang 51, mehrfacher Vater und Großvater, der einmal sehr fromm war, sich aber aus vielerlei Gründen der Kirche entfremdet hat. Und doch traue ich diesem Papst die couragiertesten Handlungen zu. Dies gibt mir den Mut anzuregen, dass er den Krieg verhindert, in dem er sich vor Ausbruch des Bombardements nach Bagdad begibt, an die Seite der wehrlosen Bevölkerung des Iraks. Dieses Zeichen würde, so glaube ich, die Welt verändern, selbst ein Mensch wie der amerikanische Präsident, könnte keinen Angriffsbefehl mehr geben, täte er es, wäre es sein politisches Ende und das jener Kräfte, die er vertritt.

Der Papst schützend an der Seite der Menschen, die in der Mehrzahl gar keine Christen sind – die Bedeutung einer solchen Geste würde alles Dagewesene sprengen und wäre ein zutiefst christliches Gegengewicht zu allen Verbrechen, zu denen seine Vorgänger geschwiegen haben, ja es würde diese bedeutungslos machen. Ein ÆGerechter“, statt in Sodom nun in Bagdad, würde dessen Zerstörung verhindern können.

 

Ich weiß, wie anmaßend und gänzlich illusorisch diese Anregunge auf Sie wirken muß, doch ich schrieb sie aus einer Gewissensnot.

 

Ich wünsche dem Papst Kraft und Durchhaltevermögen!

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Josef Geiss

(! per Email versandt und keine Antwort darauf erhalten)

 

 

Der Papst nach Bagdad? (6.3.03 Leserbrief an die SZ, nicht gedruckt worden)

Die Welt erlebt gegenwärtig was Ohnmacht ist, denn eine sich auf gigantische Tötungspotentiale stützende Weltmacht verweigert sich allen Argumenten und schickt sich an Krieg zu führen, wann und gegen wen immer sie will. Und es soll sich ja keiner mit dem Gedanken beruhigen, es ginge nur um den Irak und seinen schlimmen Diktator! Die Welt ist voller Bedrohungen amerikanischer Interessen und bei Erfolg des völkerrechtswidrigen Präventivkrieges gegen den Irak, werden Militärschläge gegen weitere unliebsame Regieme im Nahen, Mittleren- und Fernen Osten folgen. Obwohl dies allgemein bekannt ist, gibt es noch immer Politiker von Union und FDP, die die fadenscheinigen Bedrohungsszenarien und Dämonisierungen der Bush-Adminstration inbrünstig nachbeten. Nun soll also die feige Bombardierung Bagdads vielleicht noch diese Woche beginnen - die 147 toten Amerikaner und die etwa 200 000 toten Irakis von 1991 zeigen, wie es um die Bedrohungen und Kräfteverhältnisse bestellt ist.

 

Wie diese Welt gestrickt ist gibt es wohl nur noch eine Möglichkeit das große neue Töten zu verhindern, eine große ungewöhnliche Tat: wenn der Papst nach Bagdad fahren würde! Bush würde dann keinen Angriff wagen und selbst die gleichgeschalteten amerikanischen Medien müssten dann ihrem Volk, das sowieso mehrheitlich den Frieden will, die Hintergründe erläutern. Würde Bush dennoch bombardieren, würde er das politisch nicht überleben. Dem Papst würde ich eine solche mutige und christliche Tat zutrauen! Ich habe meinen Vorschlag übrigens bereits an Kardinal Ratzinger geschickt, damit er ihn dem Papst überbringt. Zumindest ein wenig träumen, von einer Realisierung sollte doch erlaubt sein... Denken Sie an Sodom, wo ja der Legende nach bereits ein Gerechter die Zerstörung der Stadt verhindert hätte. Warum sollte sowas nicht in Bagdad

 

 

Päpstliche Kumpanei mit George Bush (23.04.05)

"Wie Joseph Ratzinger zum "Königsmacher" in den USA wurde“, Bericht in PNP)

 

In den Tagen vor dem Überfall der USA auf den Irak war ich so vermessen (und so einfältig!) Kardinal Ratzinger eine E-Mail zu schicken, der Papst Johannes Paul II., der sich ja so vehement gegen den Krieg ausgesprochen hatte, könnte doch nach Bagdad reisen und so den Krieg verhindern, keine andere Person könnte durch seine Anwesenheit eine Bombardierung der Stadt verhindern. Natürlich geschah nichts dergleichen und ich bekam auch keinerlei Reaktion.

 

Nun, zwei Jahre später,  erscheinen die Friedenspredigten des damaligen Papstes in einem neuen Licht und auf den neuen Papst fällt ebenfalls arges Zwielicht. Die PNP berichtet "Wie Joseph Ratzinger zum "Königsmacher" in den USA wurde".

Darin wird berichtet, wie der heutige Papst und sein Vorgänger den Kriegsverbrecher George Bush zu seiner zweiten Amtszeit verhalfen, also im Jahr nach dem Überfall auf den Irak, als er um Wahlkampfhilfe bat. Mit einem Rundschreiben an die amerikanischen Bischöfe, die den Gegenkanditaten John Kerry wegen seiner liberaleren Haltung bezüglich Abtreibungen diskreditierten und allen Kaltholiken androhten die Kommunion zu verweigern, wenn sie ihn wählen sollten ("jeder Katholik mache sich der formellen Kooperation mit dem Bösen schuldig").

 

Nun, mit ähnlichen Formulierungen hat George Bush bekanntlich seine Kreuzzüge begründet. Damit wird überdeutlich, wie der Vatikan tatsächlich zu Bushs "Kreuzzügen" stand und die päpstlichen Friedensappelle nur Augenwischerei waren. Auch wenn der Papst keine Waffen gesegnet hatte, gegen einen Präsidenten, der sich nicht ums Völkerrecht schert und hundertausend Tote und Verletzte zu verantworten hat , hatte er nichts und dass er ihm wegen seiner Taten die Kommunion verweigert hätte, ist nicht bekannt....

 

 

Nährboden für Untoleranz (23.02.05 Leserbrief an PNP, nicht gedruckt worden)

Der Papst geht noch immer davon aus, dass die Menschen ohne Christentum Raubtiere wären, grad so als wenn die letzten eineinhalb Jahrtausende christlich bestimmter Herrschaft im Abendland nicht das Gegenteil bewiesen hätten. Ich sehe keine Beispiele, dass Religionen Menschen besser gemacht haben, vielmehr waren und sind sie der Nährboden für Untoleranz und Fanatismus aller Art. Und wie oft treten sie in engster Verflechtung mit Nationalismus auf, unmöglich zu sagen, wer da wen für sich einspannt.

Oder glaubt jemand ernsthaft, dass es im Nahen Osten, auf dem Balkan oder im Kaukasus je Frieden geben kann, solange die Religionen dort die gegenwärtige Bedeutung haben? Die Religionen fordern immer Toleranz für sich, was ihnen selber aber völlig fremd ist. Sie wollen nur missionieren und mit der Zahl ihrer Mitglieder ihren Einfluß erhöhen. Dass sich die Menschheit in hundert Jahren versechsfacht hat und sich anschickt diesen Planeten kahlzufressen und Milliarden dennoch in größtem Elend leben, hält den Papst nicht ab noch immer Geburtenkontrolle zu verteufeln. Gut möglich, dass die Geschichte dies einmal in der Rangordnung der Menschheitsverbrechen weit oben einordnen wird.    

 

 

Verhöhnung der Opfer (1.10.04 Leserbrief an PNP)

Erst erschien mir die Meldung wie ein geschmackloser Scherz gegen den Vatikan – doch der Papst, der immer den Frieden beschwört, hat nun tatsächlich den obersten Kriegsherrn der K u. K-Monarchie während der 1. Weltkrieges auf die Vorstufe der Heiligen gehoben. Dass die Kirchen seinerzeit die Vernichtungswaffen und die Armeen segneten und den "Hurra-Patriotismus“ mitschürten, ist oft kritisiert worden. Doch mit der Seligsprechung von Kaiser Karl I. werden die 30 Millonen Toten, Vermissten und Verwundeten noch einmal verhöhnt. Da hat ja auch der frömmelnde US-Präsident beste Chancen auf Seligsprechung, zumal er erst für 11 000 Tote verantwortlich ist! Die Wirklichkeit schlägt wieder einmal jede Satire...

 

 

Absurde Hasspredigt (12.1.05 Leserbrief an PNP)

Kardinal Meissner verglich den Kindermörder Herodes und die Massenmörder Hitler und Stalin mit Frauen, die sich – in der Regel aus einer Notlage - für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Auch wenn ich selber Abtreibungen kritisch gegenüber stehe, den Vergleich des Kardinals empfinde ich als absurde Hasspredigt, natürlich auch weil er – absichtlich oder auch nicht - die zig Millionen Toten vom Weltkrieg, Holocaust und Gulag verspottet.

Nebenbei - mit König Herodes setzt der Kardinal die Liste der "Kindermorde“ ein wenig spät an, was ist mit der Sintflut und mit Sodom und Gomorrha? Die Priester vermarkteten diese Katastrophen als "göttliche Strafaktionen“ und leben bis heute davon, dass sie die Menschen mit Gott einschüchtern und diesem das Etikett eines rasenden Menschenvernichters anheften. Der Tsunami wird ja von Fanatikern auch schon wieder in dieser Weise instrumentalisiert.

 

 

Kardinal Lehmann will neue Länder missionieren (26.11.04 Leserbrief an PNP, nicht gedruckt worden)

Die katholische Kirche will wieder einmal die Heiden bekehren! Es reicht ihr nicht, dass sie ihre Mitglieder durch die Säuglingstaufe zwangsrekrutiert, was in einer aufgeklärten Welt ja schon Anachronismus genug ist. Die Religionen fordern zwar für sich Toleranz, waren und sind selber alles andere. Wir empören uns zurecht über den türkischen Hassprediger in der Berliner Mevlana Moschee, der den ungläubigen Deutschen das ewige Höllenfeuer versprach, aber nichts anderes steht im Evangelium (z.B. MT 13,42), die halbe "Frohe Botschaft“ ist Einschüchterung. Wer empört sich bei uns gegen den Pfarrer, der einem Verstorbenen das ewige Leben verheißt, weil er durch die Taufe ein Kind Gottes geworden ist? Was ist mit den Milliarden Ungetauften? Wartet auf sie das Höllenfeuer? Was für schreckliche Religionen, die noch immer bestens als Tarnung für Fanatiker aller Art taugen. Wie soll mit ihnen die Welt jemals zusammenwachsen und friedlich werden können?

 

 

Kardinal Meissner für Todesstrafe (23.11.01, wz)

Kardinal Meissner, soll gesagt haben, daß die USA das Recht haben Bin Laden zu töten. Wenn dies ein fanatischer Mullah oder ein radikaler Rabbi sagt, dann ist man von diesen Seiten derartiges ja gewöhnt. Wenn aber ein christliches Oberhaupt zur Blutrache des alten Testamentes zurückkehrt und die zentralste christliche Forderung, die der Feindesliebe mißachtet, dann sollte er sich fragen, ob er den richtigen Beruf hat. Solche Aussagen von einer christlichen Leitfgur, in einem Land, in dem die Todesstrafe verboten ist, und in einer Zeit, wo Meinungsumfragen in den Staaten sogar eine Billigung des Einsatzes von Atombomben melden. Mein Mitgefühl gilt den Opfern der Wahnsinnstat von New York, doch ebenso den Opfern in Afghanistan, wo ferngelenkte Höllenmaschinen unterschiedslos Töten, ohne daß ein Richter zuvor die Schuld oder Unschuld der Opfer feststellt. Der Blutrausch des alten Testamentes hat unsere westliche und ach! so christlichen Zivilisation ergriffen und sie zeigt ihre furchtbare Fraze, von der ich glaubte, daß es sie garnicht mehr gibt.

 

 

Sterbehilfe (11.4.2001, wz)

Die Holländer haben nun eine gesetzliche Regelung, die Ärzte nicht mehr dafür bestraft, wenn sie einem aussichtslos Leidenden, auf dessen ausdrücklichen Wunsch, seine Leidensphase verkürzen, mit vielen Einschränkungen und Absicherungen, damit kein Mißbrauch getrieben werden kann. In Deutschland müssen Menschen ihren Kelch noch bis zum letzten Tropfen leeren, ja, oft wird das Leiden sogar künstlich verlängert, selbst konsequente Schmerztherapie wird oft wegen "Suchtgefahr" verweigert.

Natürlich weiß ich um die besondere deutsche Hypothek bei der Thematik, und die Sorge, daß leicht Dämme brechen könnten, wenn man die "Gnadentötung" freigibt, ist sicher berechtigt. Darum zögere ich mit meiner Zustimmung. Doch die heutige Sterbepraxis ist ein Grund sich zu fürchten. Wer wünscht sich für sich und seine Lieben keinen schnellen und leichten Tod? Jeder hofft darauf, doch nicht jeder wird dieses Glück haben. Falls ich auch einmal zu jenen letzteren gehören sollte, kann ich mir nur wünschen, daß sich ein gnädiger Mensch finden wird, der sich meiner erbarmt und mein Leiden abkürzt. 

Ich hoffe darauf, daß man sich auch in Deutschland des Themas annimmt und eine Regelung findet, die Mißbrauch ausschließt.  

PS: In den österlichen Ansprachen haben sich Priester beider großer Kirchen des Themas angenommen und es dabei in einem Atemzug mit dem Klonen von Menschen und anderen Perversitäten genannt.

 

 

Solange es Religionen gib

Solange es Religionen gibt, werden die Menschen Schafe bleiben und Wölfe sich an ihnen gütlich tun. Doch die Annahme, eine Welt ohne Religionen wäre alleine deshalb schon besser, ist vermutlich falsch, denn es blieb genug Unaufgeklärtheit übrig. Immerhin aber, ein großer Brocken, der den Entwicklungsweg der Menscheit blockiert, wäre beseitigt. Unsere Ausgangslage wäre ungleich günstiger, denn die Menschen müßten dem Leben größeren Wert beimessen und würden es lebenswerter gestalten. Natürlich würden die Löcher, die zurückblieben, wenn die alten Religionen verschwänden, schnell von Surrogaten gefüllt, die ja heute bereits eine wachsende Bedeutung gewonnen haben: Geld, Besitz, Konsum, Maschinenverehrung, Putzsucht usw.

Doch auch für das zeremonielle Prozedere der Priester müßte Ersatz geschaffen werden. Doch auch hier besteht die große Gefahr, dass sich bald auch dieser Ersatz derart etablieren würde und jedem freien Geist das Grausen käme.

 

 

Glockenterror (1990)

Wer schreit, hat es meist auch nötig. Wer im dunklen Wald (oder sonstwo) Lärm macht, tut dies in aller Regel, um sich Mut zu ma­chen. Auch Hunde die bellen, machen sich damit wohl in erster Linie selber Mut. Warum also läuten Pfarrer dauernd mit den Turmglocken ihrer Kirche? Manchmal meine ich, sie hätten früher weniger oft und weniger laut geläutet. Steht nun dieses Mehr im Zusammenhang mit dem Weniger an Gläubigen? Wie es auch sei - mich treiben die Glocken noch zum Wahnsinn, rauben mir schon um 7 Uhr morgens meinen Schlaf (auch am Wochenen­de, ja da erst recht. Glocken schlagen, im wirklichen Sinne dieses Wortes, denn Lärm ist eine Form von Gewalt. Wer wie ich Nachtarbeiter ist und selten vor Zwei ins Bett kommt, kann das Getöse der Glocken nur hassen. Was sie mit der christlichen Lehre zu tun haben sollen, habe ich sowieso noch niemals verstanden. Sie haben damit sowenig zu tun, wie das Zöllibat, die Reichtümer der Kirche oder die Verknüpfung der Kirche mit den politisch und wirtschaftlich Mächtigen im Land, es scheint mir nur die Demonstration von Macht des Kirchenapparates zu sein, um die Men­schen immer wieder daran zu erinnern, wer Lärm machen darf.

Doch was kann ich tun? Anzeige erstatten? Wenn ich mich recht erinnere, hat dies schon einmal einer versucht und ist bei den Gerich­ten abgeblitzt, es hieß Glockengeläute sei ein ortsübliches Geräusch, in Bay­ern so­wieso. Was wurde dagegen in anderen Fällen nicht alles verboten: ein Hahn durfte nicht mehr krähen, Frösche durften nicht mehr quacken, Tennisbäl­le durften nicht mehr fliegen. Vielleicht ge­schah dies alles zurecht, aber dann bitte ich doch auch den kirchlichen Glockenterror stoppen, oder wenigstens auf wenige Gelegenheiten begrenzen; und das viertelstündige Geschlage der Turmuhr eben­falls, denn mag dies in uhrarmen Zeiten sinnvoll gewesen sein, heute, wo schon jedes Kind mindestens eine Uhr hat, besteht da­für wohl keine Erfordernis mehr. Aber vermutlich sind auch Turm­uhren in Bayern heilige Kühe (und wer die angreift, kann nur ein schlimmer Heide sein), erinnern sie uns doch alle Viertelstunden daran, daß wir unserem Schöpfer wieder ein Stück nähergerückt sind. Ich bin überzeugt, daß uns die Kirche mit Ab­sicht unser Leben mit Glockenschlägen zerhackt, um es uns zu ver­miesen. Schließlich ist nach ihrer Auffassung das Leben ja auch nur ein Jammertal (sie tut alles, daß es das wirklich ist!) und Eignungstest für den Himmel...

 

 

Kirchliche Gehirnwäsche (1990)

Heute höre ich, daß sogar die Kinderlein in nicht konfessionsge­bundenen baye­rischen Kindergärten vor allen Mahlzeiten, selbst vor dem Pausenbrot, Gebete ratschen müssen. Ich mag dies fast nicht glauben, schließlich ist es nur noch ein Jahrzehnt bis zur zweiten Jahrtausendwende. Auch wenn die Kirchgänger ausbleiben und die meisten Menschen hierzulande nur aus Gewohnheit oder we­gen der kirchlichen Zeremonienmeisterei bei Geburt, Heirat und Tod nicht aus der Kirche austreten (oder aus Sorge um die Karriere, denn Freidenkerei ist auch heute noch keine Empfehlung für viele Jobs), so herrschen die alten religiösen Phrasen noch im­mer über die kleinen Kinder, und sorgen dafür, daß die Menschen so blöd bleiben, wie sie es nun mal sind.

Der Beschränkte versucht auch alle anderen zu beschränken

Der Beschränkte versucht auch alle anderen zu beschränken, nur dann kann seine enge Welt sich in der Ordnung befinden, die er so nötig hat wie ein Fisch das Wasser. Stolz hörte ich den alten Moslem aus dem Kaukasus sagen, dass sogar seine Enkelin, die noch kaum sprechen kann, schon Allah loben könne. ÆMit sieben Jahren lernen wir unseren Söhnen in der Koranschule das Beten. Wenn sie es mit zehn Jahren nicht können und von alleine tun, gehören sie geschlagen, wenn sie es mit 15 immer noch nicht können, gehören sie erschlagen!“ Und er habe in seinem Leben kein höheres Ziel, als einmal nach Mekka zu reisen, um dort in der vorgeschriebenen Weise zu beten.

 

Man muß sich das vorstellen: eine Milliarde Menschen denkt so oder so ähnlich. Und die anderen Religionen, wobei Christen und Juden mit den Moslems den Mohammedaner nicht nachstehen, richten ebenfalls ihre kleinen Kinder schon ab, infizieren sie mit ihrer eigenen Beschränktheit. Und das passiert zu Beginn des dritten Jahrtausends, nicht irgendwann in einer dunklen Vorzeit.

 

 

Wie man in den Wald schreit...

Der islamische Fundamentalismus, den jeder freisinnige Mensch nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen kann, ist nicht zum geringsten Teil eine Folge der westlichen Kolonialpolitik, vor allem der Eroberungskriege Amerikas und Israels. Deren Verbrechen gegen die eingesessene orientalische Bevölkerung sind der Nährboden für die muslimischen Extremisten. Ihre Religion wird so zur Klammer, die sie zusammenhält und aus der sich der gewaltsame Widerstand nährt. Ich bin überzeugt, dass das muslimische Verhalten ein völlig anderes wäre, würde ihnen der Westen mit Respekt und Toleranz begegnen.

Ich verstehe die Angst der Moslems

Ich verstehe die Angst der Moslems um ihre alte vertraute und vielerorts noch archaische Lebensweise sehr gut, und sie ist mir in vielem sympathischer als unsere charakterlose, gleichförmige westliche. Uns so kann ich auch nachvollziehen, dass die Moslems an ihrem Glauben, der ihnen die Gewähr für die gewohnte Lebensordnung – und Machtstrukturen - zu sein scheint, so stur festhalten. Doch was ist das für ein Leben, wenn es nur dann gut sein soll, wenn die Menschen nicht frei denken dürfen? Der Totalitarismus der monotheitischen Religionen macht auch heute Aufklärung ungeheuer nötig. Doch sollte sich hier niemand Illusionen hingeben, die Aufklärung wird nur nebenbei ansetzen können, als Teil jenes zerstörerischen ÆSauerteigs“ der westlichen Industriekultur, die die Menschen mit ihren Waren fängt und sie sukzessive aus ihren vernagelten Denk- und Lebensweisen herauslöst. Doch ist diese Geld-und Warenkultur nicht noch schlimmer als das, was sie beseitigt? Und kann sich diese Welt eine solche Entwicklung überhaupt leisten, ohne dass der Planet zugrunde geht? Und es ist zu bedenken, ob nicht diese Æmoderne“ Lebensart die Menschen nicht noch mehr vergewaltigt als es die Religionen tun?

 

 

Von Muselmanen

Am 9. Oktober 2004 hörte ich bei einer Radiosendung über die Frankfurter Buchmesse einen offenbar aufgeklärten muslimischen Schriftsteller den Satz sagen, dass auch er für den Schleier sei, aber nur für Männer....

Das ist ein Spass nach meinem Geschmack und dass er von einem Moslem kam, lässt einen hoffen.

 

Nicht viel später durfte ich am Fernsehen ein Stück iranische Wirklichkeit erleben, wie vor einem Fußballspiel die Massen von einem Mullah ihre religiöse Indoktrination verabreicht bekamen, vor den Nationalhymnen wird erst einmal gebetet, der eine ratscht über Lautsprecher vor, die Massen müssen antworten... Das ist wie im christlichen Mittelalter, eine Beleidigung jedes aufgeklärten Menschen und ein Beispiel, wie nah das tiefste Mittelalter liegt.

Und ich gehe jede Wette ein, dass dem Vatikan das auch gefallen würde, das gemeinsame Gebet vor Sportveranstaltungen. Erst in diesen Tagen hat die Bischofskonferenz bekannt gemacht, dass eine neue Missionierung in Deutschland vorbereitet wird, denn gerade auf dem Gebiet der alten DDR gebe es massenhaft Heiden...

Nein, die Religionen sind nicht tolerant. Toleranz brauchen sie nur zu ihrem eigenen Schutz. Alle sollen schweigen zu ihren Blöd- und Unmenschlichkeiten, dass sie die Kinder indoktrinieren und die Gläubigen vertrotteln und abkassieren. Sie sind zutiefst undemokratisch und vestehen es listig, den demokratischen Staat mit seinen Rechten zu ihrem Schutz und Gedeihen zu gebrauchen.

 

 

Religiöser Fanatismus macht Menschen zu Bestien

Fall 1. (Jan. 2006) Ein zwanzigjähriger, in Deutschland lebender Mazedonier lauert seiner hochschwangeren deutschen Freundin auf und tritt ihr mehrere Male mit den Füssen in den Bauch, damit das Kind stirbt, auch die Frau überlebt nur knapp. Die Begründung für diese bestialische Tat: Er stamme aus einem strengen islamischen Elternhaus und würde von seiner Familie verstossen werden, wenn er eine Christin heiratete. Bei der Gerichtsverhandlung bestätigt sein Vater dies.

Fall 2. (Februar 2006) Ein palästinensischer Junge wird von einem israelischen Polizisten erschossen. Die inneren Organe des Ermordeten werden von seiner Familie gespendet und mehreren jüdischen Kindern eingepflanzt. Die orthodoxen jüdischen Eltern eines der Kinder bedanken sich nicht nur nicht bei den palästinensischen Eltern, sondern reden geringschätzig über das gespendete Organ, weil es von einem Mohammedaner stammt.

Zwei unfassbare Meldungen, die zeigen, dass religiöse Blödheit die Menschen zu Bestien macht.

Fall 3. (März 2006) In Afghanistan soll ein zum Christentum konvertierter Moslem zum Tode verureilt werden. Sind das die Menschenrechte und die Religionsfreiheit, die von den USA und auch den Deutschen dort geschützt werden soll? Hier zeigt sich    der wirkliche Erfolg von George Bushs Kreuzzügen, er hat mit seinen Kriegen nur zerstört und tausendfachen Tod gebracht, erreicht hat er    überhaupt nichts. Es ist ein Skandal, dass Länder, in denen die Scharia gilt, also das islamische Gesetz, dass sich keinen Deut um die Charta der UN kümmert, in der Religionsfreiheit als selbstverständliches     Menschenrecht gilt, vom Westen unterstützt werden und in der UNO sitzen dürfen.

 

 

Amoklauf nach Mohammed-Karikaturen (1.2.06, Leserbrief an PNP, nicht gedruckt worden)

 

Man fühlt sich an Umberto Eccos "Name der Rose" erinnert, wo wegen eines Buches über die Komödie, von Geistlichen gemordet wird, denn wer lacht, fürchtet sich nicht. Und da Religionen Furcht und Ehrfurcht zum Überleben brauchen, ist Lachen ihr größter Feind. Vor allem die auf Abraham zurückgehenden Religionen sind völlig humorlos. Die Greuelgeschichten, in der Gott von Abraham die Opferung seines Sohnes verlangte (was dieser tatsächlich befolgen wollte), und die Ausrottung störender Völker, etwa der Kanaaniter befahl, sind quasi das Fundament, auf dem diese Religionen fussen. Jesus hat zwar die Religion viel freundlicher gemacht, doch auch er drohte dauernd mir "Heulen und Zähneklappern". Seine Nachfolger hielten sich sowieso lieber an das Alte Testament, dessen Gebote den Interessen der weltlichen Herrschern viel mehr entsprachen. So wurden die Sklaverei gerechtfertigt, unzählige Räuberkriege geführt und jeder, der was dagegen sagte, wurde gefoltert und hingerichtet. Heute sind die Kirchen viel christlicher geworden, während in anderen Religionen offenbar noch immer tiefstes Mittelalter herrscht. Die Religion muß dafür herhalten nationale Interessen und Besitzstände zu verteidigen und die überkommenen hierarchischen Familien- und Lebensstrukturen zu stützen. Wobei die Angst vor der Zerstörung ihrer archaiischen Kulturen nachvollziehbar ist, denn was die westliche Zivilisation an Gier, kommerziellen Dreck und sozialer Zerstörung verbreitet, ist etwas, für das man sich als Abendländler nur schämen kann. Und je heftiger das Ganze wird umso mehr scharren sich etwa Muslime um ihre Religion und reagieren allergisch auf die geringste Kritik dagegen. Ich bin deswegen dafür, dass man die Völker so leben und sich entwickeln lässt, wie sie es eben können und wollen und alte Kulturen nicht einfach überfordert oder gar mit militärischer Gewalt plattwalzt. Doch wer im demokratischen und aufgeklärten Abendland leben will, der muß auch die Meinungs- und Pressefreiheit akzeptieren, was Toleranz voraussetzt. Und man sollte zu lachen lernen, auch über sich selber, was aber ein gemeinsames Ziel ist, denn auch bei uns ist diese Fähigkeit manchem fremd und man lacht am liebsten hämisch - über andere...

 

 

Von Hasspredigern und anderen Fanatikern

  oder vom vordemokratischen Charakter der Religionen (wz 20.11. 2004)

 

Ein islamischer "Hassprediger“ soll in einer Berliner Moschee gesagt haben,   dass den ungläubigen Deutschen, anders als den rechtgläubigen Muslimen,   nach ihrem Tod die Verdamnis drohe. Es entstand darüber Empörung   in allen politischen Lagern. Doch wo ist der Unterschied, wenn ein katholischer   Pfarrer bei einer Beerdigung sagt, der Verstorbene sei durch die Taufe ein   Kind Gottes geworden und Gott werde ihn deswegen zu sich nehmen? Was ist   mit den Milliarden Ungetauften? Wartet auf sie das ewige Höllenfeuer?   Das Christentum wird gerne mit einigen menschenfreundlichen Stellen aus der   Bergpredigt gleichgesetzt und verklärt, etwa der Forderung nach Feindesliebe. Das sind gewiss wichtige Eckpfeiler für unseren heutigen Humanismus, doch es ist nur die eine Seite der Medaille. Denn das Christentum ist auch eine Religion der Angst, "des Heulen und Zähneklapperns“, denn wer es an der geforderten Ehrfurcht gegenüber Gott und der Religion fehlen lässt, ("Ehrfurcht kommt von ehren und fürchten“) der wird   als schwarzes Schaf dem ewigen Höllenfeuer übergeben… Islamismus   und Christentum treffen sich in ihrer Menschenverachtung in diesem Punkt, und nicht nur in diesem. Sie sind Religionen der Verängstigung und   Disziplinierung und man reibt sich die Augen, wenn ausgerechnet sie heute   für sich Toleranz fordern, etwas, das ihnen vom Wesen her völlig fremd ist. Bei ihrer Mitgliedergewinnung werden nach wie vor Säuglinge zwangrekrutiert und der nachfolgenden Gehirnwäsche durch den Religionsunterweisung unterzogen. Die Kindertaufe ist nichts weniger als eine Vergewaltigung und widerspricht aller moderner humanistischer Ethik. Die Steigerung dieses Treibens ist die Verstümmelung der männlichen Geschlechtsteile durch Moslems und Juden, mit dem sie ihren Totalitätsanspruch und Zugehörigkeit zu einem "von Gott   ausgewählten Volk" auch als körperliches Mal festschreiben und sich so von den "Ungläubigen“ absondern. Das dieses sinnlose Quälen von Kindern heute in demokratischen Ländern geduldet wird, ja sogar geschützt wird, ist ein himmelschreiender Anachronismus und nichts weniger als Barbarei. (Dass die Beschneidung von gewissen ärztlichen Kreisen noch pseudomedizinisch verbrähmt wird, zeigt wieder einmal, dass manche Leute, wenns um Geld geht ,zu allem bereit sind).

Ich stelle fest, dass auch ein paar hundert Jahre nach der Aufklärung die Religionen noch immer die Köpfe der Menschen vergiften und mit ihren Dogmen einschüchtern dürfen, geschützt vom demokratischen Staat. Zumindest erlaubt uns die Religionsfreiheit heute ab einem gewissen Alter sich der religiösen Abrichtung in den Schulen zu entziehen und aus der Kirche auszutreten, was aber durch sozialen Druck in ländlichen Gebieten aber praktisch immer noch kaum möglich ist. Der Islam ist hier sogar noch voll dem dunkelsten Mittelalter verhaftet und abtrünnige Gläubige dürfen in machen Ländern sogar getötet werden.

  Und in diesen Tagen hat der CSU-Generalsekretär Söder gefordert,   das Schulgebet an bayerischen Schulen zur Pflicht zu machen! (Vielleicht   will er als nächsten Schritt – wie wir es kürzlich beim einem   Fußballspiel von im Mullah beherrschten Iran erleben konnten –   , auch bei uns vor Sportveranstaltungen allgemein zum Gebet aufrufen…?)

  Doch in einem Land, in dem Staat und Religion von der Verfassung getrennt   sind, dürfen Religionen nur Privatsache sein und jede Art von Indoktrination und Missionierung gehören strikt sanktioniert. Söder und Co zeigen mit ihrem Gschwätz das Ausmaß ihrer Geschichtslosigkeit und das sie geistig noch einer finsteren Zeit angehören. Oder frömmelnde   Populisten oder gekaufte Provokateure sind). 

Globales friedliches und tolerantes Zusammenleben wird vermutlich solange ein frommer Wunsch bleiben, solange fanatische Religionen die Menschen trennen.  

        

Fußnote, religiöse Begründung für die Beschneidung der Männer

Im Koran findet sich kein Gebot, das eine Beschneidung fordert. Im Alten   Testament - auf das sich Moslems und Juden stützen - wird der   neunundneunzigjährige Abraham (Ismael) von Gott zur Beschneidung   aufgeordert, um ein unveränderliches Zeichen für seinen Bund mit   ihm zu setzen. (wörtlich: "... und wo ein Mannsbild nicht wird beschnitten   an seiner Vorhaut, dessen Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk..."   (1.Mose 17, 11-14)

 Ferner las ich in einer Islamischen Quelle, dass die wichtigen Protagonisten   des AT von Adam bis Noah usw. bereits beschnitten auf die Welt gekommen   seinen....    

 

 

Die Zeremonienmeister

Gedanken bei der Beerdigung meiner Großmutter 1989

 

Die Kirche ist ein großer Zeremonienmeister. Die Suche nach göttlichen Lehren, zwischen alle dem feierlichem Mummenschanz und den geleierten Förmlichkeiten, ist mühsam. Daß ich darüber enttäuscht bin und das ganze Theater zum Thema mache, zeigt, daß mir das Ganze noch immer nicht gleichgültig ist. In keinem Fall läßt sich daraus auf eine Geringschätzung der christlichen Lehren schließen. Im Gegenteil, ich schätze viele Weisheiten des Prediger Salomon und des Nazareners, was die Kirche drum herum veranstaltet, empfinde ich als unangemessen und unchristlich.

Jahrelange Distanz zur Kirche haben mich schon fast vergessen lassen welche Formeln, Beschwörungen und Bewegungsabläufe die katholischen Messen füllen. Bei der Beerdigung meiner geliebten Großmutter wurde mir dieser ganze Spuk wieder in Erinnerung gerufen.

Schon am Kircheneingang stand wie ein Wächter das Weihwasserbecken (daß es das immer noch gab!) Geweihtes Wasser - was dies wohl mit dem Gott der Feindesliebe zu tun hat?

Die Trauergäste tauchten ihre Daumen hinein und bekreuzigten damit Stirn, Kinn und Brust, von mir und den Meinen dasselbe erwartend. Ich achtete nicht darauf und wies - mit einer überflüssigen Geste - meiner Familie den Weg zum Mittelgang der Kirche. In meinem Rücken spürte ich förmlich die befremdeten Blicke. Um zu den Familienangehörigen in der vordersten Bank zu kommen, mußten wir den Mittelgang unter dem mächtigen neugotischem Kirchenschiff durchqueren, vorbei an einer überraschend großen Anzahl von Menschen. Die Großmutter - die schon seit Jahren nicht mehr unter die Leute gekommen war und stets ein vergleichsweise zurückgezogenes Leben geführt hat - mußte mit ihren neunzig Jahren doch zu den Letzten ihrer Generation gehören, weshalb ich neben der Verwandtschaft und den Nachbarn kaum Trauergäste erwartet hatte. Aber offensichtlich hatten mehr Menschen die alte Frau gekannt. Oder waren sie nur indirekt wegen der Großmutter da, etwa um den trauernden Angehörigen ihre Verbundenheit auszudrücken? Wie immer waren eine Reihe von älteren Leuten da, die beinahe keine "Leich" versäumen. Über ihre Beweggründe kann man nur rätseln: Neugierde? Zeitvertreib? Die kindliche Hoffnung, beim eigenen Begräbnis auch nicht allein gelassen zu werden?

Ich kenne manchen, den diese Sorge - so absurd sie auch sein mag - dazu bringt einer Vielzahl von Vereinen lebenslang die Treue zu halten, damit beim Begräbnis die Kirche einmal voll ist und auf dem Grab reichlich Kränze liegen... Wieviele treten alleine deshalb nicht aus der Kirche aus, obwohl sie ihr zu Lebzeiten jahrzehntelang den Rücken kehren?

Die Trauergäste hemmten mich frei durch den Mittelgang zu schreiten und die Hände dort zu lassen, wo sie von Natur aus hängen. Irgend ein eingeübter Mechanismus legte sie mir vor meinem Bauch ineinander. Mein Kopf, normalerweise erhoben, neigte sich in anpasserischer Demut leicht nach vorne. Trotzdem hatte ich das Gefühl, jeder der Anwesenden würde auf mich starren und sehen, daß ich in dieser Kirche ein Fremdkörper war. Meiner Frau und den beiden Kindern erging es ähnlich.

Dann mußten wir uns trennen, denn die Frauen saßen wie eh und je links vom Mittelgang, die Männer rechts. Als ich mit meinem Sohn an der ersten Reihe, bei meinem dort bereits sitzenden Vater anlangte, war da wieder das, durch langjährigen Brauch, gewachsene Gefühl, vor dem Betreten der Reihe ein Knie in Richtung Altar beugen zu müssen. Doch ich senkte nur den Kopf und nickte mit ernstem Gesicht kurz den in der Nähe sitzenden Verwandten zu. Mein Vater, der am Rande der Bank saß, lächelte uns zu - erkennbar froh darüber, nicht mehr allein in der ersten Reihe sitzen zu müssen. Er ließ uns, dabei aufstehend, an ihm vorbei in die Reihe rutschen. In ihr gab es überaus wenig Platz für die Beine, da eine niedrige Bank zum Knien den knapp bemessenen Fußraum stark einengte und gegen die Schienbeine drückte, was zu krampfhaftem Aufrechtsitzen zwang. Stellte man die Füße auf die Bank, wirkten die in spitzen Winkel hochragenden Knie recht flegelhaft. Ich erinnerte mich: früher war es immer mein Wunsch gewesen, genauso hoch aufragende Knie zu haben, wie meine älteren Freunde...

Mein Blick wanderte durch die renovierte Kirche und fand ihre mächtigen gotischen Säulen und Bögen und die vertrauten farbenprächtigen Fenster, deren biblische Szenen ich vor fünfundzwanzig Jahren so oft tagträumend betrachtet hatte. Auch der Kreuzweg, bestehend aus beeindruckend realistisch geschnitzte Holzreliefs war noch da - doch wie sah der heute aus! Das vertraute Schnitzwerk hatte man mit pseudogotischen Türmchenrahmen und goldenem Hintergrund aufgemotzt! Ich empfand dies als unerlaubte Verkitschung und ärgerte mich darüber. Dann vertiefte ich mich wieder in die bekannten Martyriumsszenen und spürte fast vergessene Gefühle in mir auftauchen. Auch im Altarraum hatte sich einiges geändert - offenbar wurde dieser kaum mehr benützt, denn davor stand ein neuer, massiger Steinaltar, etwa zehn Meter näher an den Gläubigen. (Sollte dies ein Zeichen dafür sein, daß die Priester neuerdings die Nähe der Menschen suchten? Oder war es nur eine optische Anpassung an die geschrumpfte Zahl der Kirchgänger?)

Übertrieben rustikal wie der Altar wirkte das ähnlich gebaute, tonnenschwere Predigerpult. Alles wirkte klobig und ich spürte Machtanspruch daraus und schlechten Geschmack der Kirchenoberen. Wollte man damit den am Pult gesprochenen Worten Gewicht verleihen? Sie mit Tonnenschwere stützen?

Das zu beiden Seiten des Altares aufgestellte neue, ebenfalls antike Solidität suggerierende Chorgestühl, mit seinen gotischen Spitzbögen nachempfundenen Rückenlehnen, wollte mir ebenfalls nicht gefallen und beschäftigte meine Gedanken minutenlang.-

Von draußen drang das leise Geratter eines Preßlufthammers in die feierliche Stille, lauter werdend, wenn neue Menschen die Kirche betraten. Eine Weile überlegte ich, ob ich hinausgehen und die Arbeiter bitten sollte, eine Stunde innezuhalten, gewohnt mich als Leiter überall einzumischen. Doch dann verloren sich meine Gedanken wieder im traurigen Anlaß unseres Hierseins.

Nach etwa zehn Minuten belebte sich der Altarvorraum. Ein junger Mesner und ein Ministrant stellten vor dem Altar einen Sammelbehälter für Geld auf, der an einen Standaschenbecher erinnerte. Es wurden nun die Sterbebilder für die Großmutter verteilt. Die Menschen suchten nach Kleingeld und reihten sich, aus den Bänken tretend, hintereinander, um einen, der auf Hochglanzpapier gedruckten Sterbezettel zu bekommen. Die Angehörigen führten den Reigen an. Die Männer traten links aus den Bänken, die Frauen rechts und alle reihten sich separat aneinander und bewegten sich langsam nach vorne, warfen, wenn sie den Ministranten erreicht hatten, eine Münze in den aufgestellten Behälter und bekamen dafür das Bildchen, mit den Geburts- und Todesdaten meiner Großmutter und einem überraschend treffenden Spruch über ihr Leiden der letzten Zeit,- mußten dann an der vordersten Bank an den Angehörigen vorbei, um dann vom Seitengang aus, wieder in ihre eigene Bank zu treten.

Dieses Zeremoniell ermöglicht den Angehörigen zu beobachten, wer an der Trauerfeier teilnimmt. Ich kannte die meisten der Männer, kaum einer von Ihnen war jünger als sechzig Jahre. Einige sah ich nach Jahrzehnten erstmals wieder, entsprechend durch die Jahre gezeichnet. Da waren alte Nachbarn, Bekannte und Freunde meines Vaters, viele auch noch der Großmutter direkt verbunden. Auch ein paar Ladenbesitzer waren darunter, bei denen die Großmutter früher ihre Besorgungen machte. Es waren allesamt einfache Männer und bei vielen wirkte ihr schwarzer Anzug wie ein Fremdkörper, es roch nach Naphthalin. Einige der Männer waren dick geworden, die anderen elendig mager; einige bewältigten die kurze Wegstrecke nur auf einen Gehstock gestützt. Die meisten schritten verlegen an uns vorbei und suchten mit erkennbarer Hast wieder in die Geborgenheit ihrer Reihe zu gelangen. Einem beleibten Arbeiter ragte unter dem viel zu engen Anzug ein Hirschmesser aus der hinteren Hosentasche. Andere, wie ein in der Nachbarschaft wohnender Stadtrat, schritten, das Agieren in der Öffentlichkeit gewohnt, gemessenen Schrittes. Ein alter Nachbar kniff mich vertraulich in der Wange, ein anderer klopfte im Vorbeigehen meinem Vater aufmunternd gegen die Seite, andere nickten meinem neben mir sitzenden Bruder zu. Ich senkte den Kopf, weil ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen traten. Tief atmend versuchte ich mich durch gänzlich andere Gedanken abzulenken, wie ich es bei angenehmerer Gelegenheit oft praktizierte eine zu frühe Ejakulation zu verhindern. Gedankenstop! Weiße Wand, Zeisig auf der Tannenspitze, Kartoffeln sortieren, Führerscheinprüfung...

Als alle wieder in ihrer Bank saßen, trat ein Priester mit zwei Ministranten in den Altarraum. Er war noch recht jung und schlank und trug die Haare kurz geschnitten, fast wie ein buddhistischer Mönch. Er musterte, wie es schien, die Angehörigen in der ersten Reihe, von denen die meisten seinem Blick auswichen und die Augen senkten. Ich erwiderte seinen Blick, der ausdruckslos war, nicht unfreundlich, aber auch nicht freundlich. Dann begann der Geistliche mit der Messe. Als er zu Beginn einige Male den Namen der verstorbenen Großmutter nannte, mußte ich wieder mit den Tränen kämpfen, doch merkte ich bald, daß der Name für den Priester nur ein Wort war, das er in seine fertigen Trauerphrasen einbaute. Es ging eigentlich überhaupt nicht um die Großmutter. Der Priester spulte seine Messe ab, mit Gebetsformeln, die die Anwesenden nachzuplappern oder mit anderen Formeln zu beantworten hatten. Dazu gehörten bestimmte Bewegungsabläufe, wie Aufstehen, Setzen oder Knien, letzterem wurde auf der Männerseite nur andeutungsweise nachgekommen. Dazwischen ertönten von der Empore feierliche Orgelklänge und der Gesang eines bezahlten Trauerchores. Endlich kam die Predigt. Als der Kaplan darin wieder den Namen der Großmutter nannte, war in mir bereits alle Trauer gestorben, von Formeln totgelabert. Nachdenkenswert war der Vortrag nur einmal, als von der heute üblichen Praxis erzählt wurde, nur bei Erleben von Ausnahmesituationen von eigentlichem Leben zu sprechen. So meinten viele Menschen beispielsweise, nur im Urlaub wirklich zu leben. Auf das Warum dieser Denkhaltung, ging der Redner nicht ein. Er behauptete nur, daß wirkliches Leben im Alltag stattfände, wobei er den Schlenker zum überaus harten Leben der Großmutter geschafft hatte, deren Leben derartige Ausnahmesituationen nicht vorzuweisen hatte. Der Kaplan schilderte die Verstorbene als treusorgende Frau, die zwei Weltkriege und die harten Zeiten dazwischen und danach zu ertragen hatte (ich spürte wieder Tränen in die Augen steigen), streifte in einem halben Satz ihr schweres Leiden der letzten Zeit, erwähnte die aufopfernde Pflege durch die Angehörigen, und bezeichnete dann die Großmutter noch kurz als vorbildhafte Katholikin, die ihr Leben lang die heilige Eucharistie über alles geschätzt habe (ich erinnerte mich an ihre regelmäßigen sonntäglichen Kirchgänge). Dann forderte der Priester die Trauergemeinde auf zu beten, damit der Toten ihre Sünden schnell vergeben würden und stellte fest, daß sie ja schon durch die Taufe zu einem Kind Gottes geworden sei - mein Sohn neben mir war dann also kein Kind Gottes, weil an ihm die Taufe nicht vollzogen worden war - und erbrach sich dann wieder in Phrasen und Formeln. Die Gläubigen plapperten ihm nach und nicht nur die Männer der ersten Bank schwiegen, was aber ein genau hinter mir sitzender Religionslehrer durch seine demonstrative Lautstärke wettmachte...

Ich wußte nun wieder, was mich als Jugendlichen aus der Kirche vertrieben hatte. Es hatte bei mir vergleichsweise lang gedauert, denn ich war recht fromm. Als meine Freunde die Kirche schon lange als einen spießigen, verlogenen Altweiberzirkus geringschätzten (sich ihrer aber noch heute gedankenlos als Zeremonienmeister bei Hochzeiten, Taufen und Begräbnissen bedienen), machte ich mich mit sechzehn Jahren auf die Suche nach den Wurzeln des christlichen Glaubens, kaufte mir aus freien Stücken eine Ausgabe des Neuen Testamentes und las die Botschaften der vier Evangelisten. Dabei öffnete sich ein Abgrund zwischen dem, was da stand und dem, was in der Kirche passierte. (Deswegen war das Studium der Bibel im finsteren Mittelalter den einfachen Gläubigen wohl auch verboten worden.)

In den Folgejahren erfuhr ich dann vieles über die blutige Geschichte des Katholizismus, vom Völkermord an sogenannten heidnischen Völkern, von den millionenfachen Morden der "heiligen" Inquisition, von kriegführenden Päpsten, von als Kreuzzügen verbrämten Eroberungszügen, von riesigen Kirchenschätzen, von der Kumpanei mit den skrupellosesten weltlichen Herrschern, von der Segnung der schrecklichsten Massenvernichtungswaffen, vom päpstlichen Verbot der Geburtenkontrolle, trotz Umweltzerstörung und Übervölkerung. Widerstrebend erkannte ich, daß diese Kirche, der ich als Mitglied angehörte, nur eine leere Hülse war und irgendwann konnte ich ihre Scheinheiligkeit und ihre leeren Sprüche, mit denen sie die Menschen einlullte und verdummte, nicht mehr ertragen.

Als der Priester nun im Verlaufe der Totenmesse das Vaterunser einforderte und es die meisten Anwesenden als Leerformel herunterleierten, spürte ich wieder den Zorn, den ich schon als Jugendlicher dabei empfunden hatte. Hatte Jesus mit diesem Gebet nicht die Menschen lehren wollen, individuell mit ihrem Gott zu sprechen? Sagte er nicht, man solle im Verborgenen beten und nicht plappern wie die Heiden?

In meiner Kindheit war die Messe noch in lateinischer Sprache gelesen worden. Wie verkleidete Zauberer murmelten die Priester damals unverständlichen Hokuspokus, so als wären sie im Besitz der Sprache des lieben Gottes. Als später die Formeln in deutsch gesprochen wurden, sagten viele Katholiken, die Messe hätte dadurch viel von ihrer Feierlichkeit verloren, wahrscheinlich, weil man die vielen Plattheiten auf einmal verstand. Natürlich suchen diese Menschen in den Kirchen nicht das Evangelium sondern mystische Abläufe. Entwicklungsmäßig standen sie etwa auf derselben Stufe wie die von ihnen verachteten Naturvölker, die sich vom okkulten Klamauk ihrer Medizinmänner verzaubern lassen. Im Kopf waren sie allesamt Schafe, die nicht über ihr Tun nachdenken und gedankenlos Vorgaben imitieren. So wie bei Hunden eine Glocke Speichelfluß ausgelöst, wenn man sie zuvor eine Zeitlang zusammen mit Futter ertönen läßt,- so löste das Drumherum einer Messe in den Gläubigen das Abschalten des Verstandes aus.

Oder sah ich das falsch? Sprach aus mir vielleicht immer noch pubertäre Unreife? Fehlte es mir vielleicht nur an der Einsicht in die wohltätigen Wirkungen der religiösen Bräuche? Doch für mich war es eine Schande, wenn Gläubige, die sich als Gottes Ebenbild begreifen, ihrem Gott damit angenehm aufzufallen suchten, in dem sie ihren Verstand am Weihwasserbecken wegwuschen und ihm mit geplapperten Formeln und eingeübten Bewegungsabläufen zu gefallen suchten. Dieses mechanische, hirnlose Verhalten mußte Gott, wenn es ihn gab, zweifellos beleidigen. Konnte er auf solche Geschöpfe stolz sein, konnten Einfaltspinseln seine Ebenbildern sein? Bei solchen Schlüssen fühlte ich Gleichklang von Verstand und Gefühl und in mir war nicht die geringste Spur eines Zweifels an der Berechtigung meines Zorns, der zweifellos ein heiliger war. Doch gab es einen allmächtigen Gott, der alles erschaffen hatte, war er für sein Werk verantwortlich, also auch für die Irrungen seiner Geschöpfe. Er konnte den einen ihre Gedankenlosigkeit sowenig vorwerfen, wie den anderen ihre Zweifel und ihren kritischen Verstand. Der Maurer ist für die von ihm errichtete Mauer verantwortlich und der Bäcker für sein Brot. Hinge dieser Gott (wie manche Leute) der Illusion der menschlichen Willensfreiheit nach, die prägende Wirkung von Sozialisation und Erziehung leugnend und würde, trotz aller Unterschiedlichkeiten, seine Geschöpfe über einen Kamm scheren, mochte ich mit ihm nichts zu tun haben, ja, ich mußte ihn aus Gewissensgründen ablehnen (für deren Existenz er ja zweifellos auch mitverantwortlich wäre). Ebensowenig lag mir an der Gnade eines Gottes, der seine Schäfchen - nach ihrem Ableben - an der Mitgliedschaft in einer bestimmten Organisation messen würde, die noch dazu in aller Regel fremdbestimmt war, durch die Vergewaltigung bei der Kindertaufe. Wenn es einen Gott gab, dann war er anders, als ihn sich ein paar kleinkarierte Menschlein vorstellten.

Da nicht Gott die Menschen nach seinem Bilde, sondern umgekehrt die Menschen Gott nach ihrem Bilde geschaffen hatten, mußte naturgemäß dabei eine Karikatur der Menschen selber herauskommen, ihr Gott hatte überwiegend die Eigenschaften der Obrigkeit auf Erden: er war ein kleinlicher Bürokrat und patriarchalischer Machtmensch, voller Komplexe und Neurosen, rächend, den Untertanengeist fordernd, die "Seinen" gegen die "Anderen" schützend usw.

Dennoch wollte und konnte ich mich seinerzeit nicht vom vertrauten Gottbegriff trennen. Mir gefiel die Idee von der Existenz eines Allvaters, einer Allmutter, oder noch besser: eines Allneutrums, zu dem man jederzeit flüchten und sich geborgen fühlen kann. Selbst wenn diese Oberinstanz nur im eigenen Kopf existierte, konnte die Vorstellung von ihm ein großartiges Gefäß sein, um den Plan vom Guten zu bergen, mit dessen Hilfe Menschen über ihren eigenen Bauch hinauswachsen konnten. So wie ein Plan nur eine Hilfskonstruktion für ein Gebäude, eine Brücke oder ähnlichem war, so sollte Gott das Geländer sein, an dem man ich mich bei Bedarf stützen konnte. Doch ich konnte diesen selbstausgedachten Gott nicht lieben, so wenig wie sonst irgend jemand Gott lieben kann, es sei denn er hat dieses Wort mit einer konkreten Vorstellung verknüpft.-

Ich war also zeitweise ohne Gott, denn den bärtigen Gottvater meiner Kindheit, der gestreng das Treiben der Menschen beobachtet und sich darüber detaillierte Aufzeichnungen anfertigt, um sie später nach ihrem Tode in die Hölle zu schicken oder sie bei Wohlverhalten gnädig bei sich aufzunehmen, konnte ich erst recht nicht lieben, er war für mich nur noch eine naives Zerrbild der Menschen.

Da fand ich im Matthäus-Evangelium, im Abschnitt über das Jüngste Gericht, einen Absatz, der mir eine brauchbare Handlungsanweisung gab, um wieder mit einem Gott leben zu können. Da stand klipp und klar: Gott belohne diejenigen Menschen mit ewigem Leben, die ihn als Hungrigen gespeist, als Durstigen getränkt, als Fremden beherbergt, als Nackten bekleidet und als Kranken und Gefangenen besucht hätten, wobei man Gott diese Freundlichkeiten nur erweisen könne, wenn man sie Menschen erweist, "den Geringsten meiner Brüder", wie sich Jesus ausdrückte. Nach dieser Weisung kann man Gott also nur dienen, wenn man sich um die Menschen kümmert. Dies bedeutet, daß für Menschen Gott nur über Menschen erreichbar ist: Wer sich ihrer annimmt und sie liebt, nimmt sich Gott an und liebt ihn. Im Mitmenschen war also Gott, folglich war er auch in mir. Diese Offenbarung gefiel mir über alle Maßen, schien sie mir doch der Schlüssel zu einer glücklicheren Welt zu sein. Da war keine blödsinnige Anbetung eines Geistes gefordert, dem man mit dem Murmeln von leeren Phrasen zu gefallen sucht, um dann beruhigt im Alltag wieder an den eigenen Vorteil denken zu können.-

Bei meinem Bibelstudium fand ich eine ganze Reihe von Formulierungen, deren Weisheit mir göttlich erschien, die ich aus der übrigen Spreu herausklaubte und zu verinnerlichen suchte. Etwa wenn Jesus die Sanftmütigen seligpries, oder die Barmherzigen, die Leidenden, die nach Gerechtigkeit Hungernden, die Menschen "reinen Herzens", die Ungebildeten und Friedfertigen. Oder wenn geschrieben stand, man solle keine Schätze auf Erden ansammeln, denn man könne nicht Gott dienen und dem Mammon. Oder noch deutlicher: Es ginge leichter ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme! Und daß Menschen nicht über andere richten sollen, nicht über Splitter in den Augen der anderen klagen und gleichzeitig Balken in den eigenen Augen übersehen.

Wenn es bei diesen großen Weisheiten überhaupt noch eine Steigerung gab, dann war es noch diese, daß dieser Jesus mit dem Gebot der Feindesliebe versuchte (wenn auch mit wenig Erfolg) den unseligen Teufelskreis von Unrecht und Vergeltung zu verlassen.

Andere Aussagen in den Evangelien stießen mir dagegen sauer auf, sie erschienen mir ganz und gar ungöttlich, von Menschen leichtfertig oder in böser Absicht eingeschmuggelt, auf Mißverständnissen, Hörfehlern, falschen Übersetzungen oder ähnlichem zu beruhen. Schließlich wurden die Lehren des Jesus von Nazareth erst Jahrzehnte später schriftlich fixiert und jeder weiß, daß selbst unmittelbar nach einem Vortrag von den Zuhörern, durch die Vermischung des Gehörtem mit eigenen Überlegungen, die abenteuerlichsten Interpretationen gegeben werden. Das dies erst recht nach Jahrzehnten und mehreren Stationen mündlicher Weitergabe zu erwarten ist, durch Übersetzungen in andere Sprachen zusätzlich gefördert, kann wohl kaum bestritten werden. Durch massive Verfolgung und Einschüchterung der Augen- und Ohrenzeugen flossen wohl auch Zugeständnisse an weltliche Mächte mit ein, manchmal vielleicht auch als Argumentations- und Überzeugungshilfe, vielleicht aber auch als bewußte Manipulationen.

Nun magst du dich als Leser fragen, wie ich mir anmaßen kann oder konnte, göttliches von profanen unterscheiden zu können? Ganz einfach- für mich war all das göttlich, was den Egoismus der Menschen überwinden und ihr Zusammenleben friedfertiger zu machen suchte, profan alles andere. Ich war der Auffassung, daß jeder- wenn er nur unvoreingenommen in sich hineinhorchte- das göttliche spüren konnte.-

Zu einer Zeit, als ich zur Amtskirche schon seit Jahren alle Kontakte abgebrochen hatte, veranlaßten mich zwingende Gründe, eine Stelle als Erzieher in einem Klosterinternat anzunehmen. So holte mich die bereits überwunden geglaubte geistige Enge wieder ein, und ich geriet wieder in den alten katholischen Sumpf. Über drei Jahre versuchte ich die Strukturen im Kloster zu liberalisieren und zu demokratisieren, doch es gelangen mir nur kosmetische Verbesserungen. Ich zog mich auf die, oben als göttlich bezeichneten, Lehren zurück und verweigerte alle Formeln und mechanisierten Bewegungsabläufe. Da man mich notwendig brauchte, ließ man mich gewähren. Anders als Sisyphus ließ ich meinen Stein aber irgendwann im Tal liegen und suchte mir entnervt eine andere Stelle.

Meinen eigenen Kindern wollte ich aber jede Verkrüppelung durch den Katholizismus ersparen. Trotzdem scheute ich lange vor dem Kirchenaustritt zurück. Als ich eines Tages aber in der Zeitung las, daß die Kirche zwei körperlich behinderten Menschen die Ehe nicht gestattete, weil sie nicht zeugungsfähig waren, gab mir der Zorn die Kraft, diese unmenschliche Kirche zu verlassen. Doch um die eigenen Kinder im kleinstädtischen Milieu nicht zu Außenseitern zu machen und sie in christlich- humaner Grundhaltung aufwachsen zu lassen, trat ich in die evangelisch-lutherische Kirche über, ohne aber mehr über sie zu wissen, als daß ihr Begründer manche der besonders schlimmen katholischen Zöpfe abgeschnitten hatte. Dazu kamen einige prominente evangelische Geistliche, wie Albertz, Scharf und Niemöller, die mir durch ihre Zivilcourage und ihr Eintreten für die militärische Abrüstung imponierten. Doch der Katholizismus holte uns wenige Jahre später ein: in der zweiten Klasse Grundschule kam Tochter Astrid weinend nach Hause, weil die katholische Religionslehrerin, eine ältere Ordensschwester, die katholischen Kinder aufhetzte, nicht mit den evangelischen zu spielen, weil diese keine so reinen Seelen hätten. Ich beschwerte mich empört in der Schule und drohte mit Anzeige. Als ich das Thema auch bei einer Elternversammlung vorbrachte, sagte man mir, jene Religionslehrerin sei seit vielen Jahren für ihren Fanatismus und ihre unglaublichen Ansichten bekannt. Eine Mutter berichtete von Einschlafstörungen ihrer Tochter, weil die Ordensschwester im Unterricht aufforderte, vor dem Schlafen unters Bett zu schauen, ob nicht der Teufel darunter hocke. Dies passierte im Jahre 1982 in der Kneippstadt Bad Wörishofen...

Je länger die Totenmesse andauerte, um so weniger konnte ich über die Verstorbene trauern, denn die Zeremonie stellte alles andere in den Vordergrund, nur nicht meine Großmutter. Ich versuchte an sie zu denken und die Messe zu ignorieren.

Sie war erst wenige Tage vor ihrem Tode neunzig Jahre alt geworden, doch ihr Geburtstag war kein Grund mehr zum Feiern gewesen. Sie litt seit Jahren an Schilddrüsenkrebs, der sich wie ein Höcker auf ihrer Brust wölbte. Vor einigen Monaten brach dann das Geschwür nach außen durch, und in einer Notoperation wurde der Höcker beseitigt. Zurück blieb ein mehrere Zentimeter breites Loch, aus dem permanent Eiter und Blut sickerte und widerlichen Gestank verbreitete. Meine Eltern mußten die Großmutter nun rund um die Uhr, oft zehnmal am Tag verbinden, eine grauenhafte Prozedur, die sie körperlich und seelisch stark angriff. Vor allem meine Mutter, selber krank, machte oft den Eindruck, als würde sie noch vor der Großmutter sterben. Dazu kam, daß diese seit Jahren schwerhörig und an manchen Tagen geistig verwirrt war und unter großen Schmerzen litt. Sie mußte gefüttert und gewaschen werden, brauchte Hilfe bei ihrer Notdurft und saß nur noch als Häuflein Elend in ihrem Sessel, konnte aber nicht sterben. Die letzten Tage konnte sie sich vor Schmerzen fast nicht mehr bewegen, es war zum Steinerbarmen. Der Hausarzt war hilflos, in die Klinik konnte er sie nicht einweisen, da sie dort als Pflegefall nicht hingehörte, außerdem hätte man sie dort festbinden müssen, da sie schon nach der Operation dauernd weggelaufen war. Das Martyrium der Großmutter mit einer Spritze zu beenden, verbot der hippokratische Eid und die geltenden Gesetze. Ärzte dürfen nur das Leiden verlängern (was auch mehr einbringt). Ohne die Operation wäre die alte Frau längst von ihrem Dahinsiechen erlöst gewesen. Ich wußte, daß in Deutschland wegen der Verbrechen der Nazis, Euthanasie ein Tabuthema war. Auch für mich, bis ich bei meiner Großmutter erlebte, wie unmenschlich die heutige Praxis ist. Jedes Tier bekommt einen Gnadenschuß, nur dem Menschen werden seine Leiden noch künstlich verlängert.

Natürlich will ich, daß jedem Menschen geholfen wird, solange noch die Spur einer Chance besteht, doch nicht gegen seinen Willen und nicht in Fällen, wo eine Lebensverlängerung nur Menschenquälerei ist. Im Falle meiner Großmutter hätte man beispielsweise die Zustimmung der nahen Verwandten einholen, und neben dem Hausarzt noch einen zweiten oder dritten Facharzt mitentscheiden lassen können, so daß jeder Mißbrauch unmöglich gewesen wäre.

Ich hatte meine Großmutter sehr geliebt und ihr Leiden mitzuerleben, war für mich daher sehr schlimm. Daß der Tod sie endlich erlösen sollte, war über Wochen mein größter Wunsch. Sie, die immer alles für mich gegeben hatte, diese gute und stolze Frau bei lebendigem Leibe verfaulen zu sehen, war die vielleicht schlimmste Erfahrung meines bisherigen Lebens. Ich möchte an alle Verantwortlichen appellieren, das humane Sterben als elementares Menschenrecht in unsere Rechtsordnung aufzunehmen und Bestimmungen zu entwickeln, die es vor Mißbrauch bewahren! Doch glaube ich, daß es nicht nur die Naziverbrechen sind, die eine menschliche Regelung verhindern, sondern (neben religiösen Dogmatismen) wohl tatsächlich auch ärztliche Pfründe, denn das Sterbehilfe eine Schmälerung des ärztlichen "Besitzstandes" mit sich bringt ist klar.

Nach der Messe ließ der junge Pfarrer die Anwesenden lange warten, bis er - begleitet von Ministranten, die eine Fahne und einen Weihrauchbehälter trugen - aus der Sakristei kam und die Führung des Trauerzuges übernahm. Erst dachte ich, der Pfarrer wollte sich mit seiner Bummelei dafür rächen, daß so wenig Menschen kommuniziert hatten, aber so schlecht kann nur jemand denken, der mit Pfarrern nicht viel im Sinn hat. Wahrscheinlich hatte der Weihrauchofen nicht gleich gebrannt oder ein menschliches Bedürfnis war Schuld für die Verzögerung gewesen.

Der Trauerzug hatte Mühe dem Pfarrer mit der angemessenen Würde zu folgen, da dieser durch übergroße Schritte die Verzögerung offenbar wieder hereinzuholen suchte. Vor Verlassen der Kirche drängten sich dann - im Bewußtsein ihrer wichtigen Rolle - energisch die Mitglieder des bezahlten Chores zwischen Pfarrer und Angehörige, als wollten sie damit zeigen, wer die wirklichen Hauptakteure waren. Aber bei dieser oberflächlichen Veranstaltung waren sie es wohl auch.

Die Zeremonie im Leichenhaus schien mir die Formelhaftigkeit des Gottesdienstes noch zu übertreffen. Der Kaplan schwenkte unter Beschwörungen seinen heidnischen Rauchkessel über den Sarg und nebelte der kleinen Raum damit ein. Dazu trällerte der Chor irgendeine kitschige Weise, die Leichenträger starrten aus (nicht aus Trauer) geränderten Augen gleichgültig ins Leere, steif wie Soldaten neben dem Sarg stehend. Der wiederum verbarg unter seinem Hochglanzfurnier die geliebte Großmutter so total, daß meine Vorstellungskraft es kaum schaffte ihn zu durchdringen. Ich fand das Trauerritual absolut unangemessen und mußte mich beherrschen, daß ich nicht laut zu brüllen begann und den Chor zusammen mit dem Pfaffen hinausjagte. Allein Schweigen schien der Situation angemessen zu sein, alles andere war verfehlt.

Ich schloß die Augen und sah meine Großmutter vor mir. Ihr magerer, geschundener Leib mochte in dem Sarg liegen, sie aber war in mir, lebte in meinem Herzen. Ich sah sie, wie sie jeden Sonntag im Sommer auf einem Stuhl vor dem Taubenhaus saß und selig das Treiben davor beobachtete - sah mich als Kind auf ihrem Schoß, wie sie mich liebkoste und kitzelte - wie sie mit mir Karten und Mühle spielte - wie sie mir die Kinderkrankheiten mit den neuesten Micky Maus Heften versüßte - sah wie sie mir Geld zusteckte, von dem sie selber nur wenig hatte - hörte sie ihre bekannten Scherze machen (wenn ich sie mit "Guten Morgen" begrüßte, sagte sie immer "Guten Heit", dann haben wir zwei schöne Tage", oder, wenn ich ihr irgend etwas als gesund anpries, sagte sie immer, "gesund für die Gesunden, die Kranken läßt`s auch im Bett liegn". Ich sah sie mit meinen Kindern, ihren Urenkeln, über die sie sich so sehr gefreut hatte. Wie oft hatte sie dabei an ihren schon so lange verstorbenen Mann gedacht und gesagt: "Mei, wenn das der Opa noch erleben würde..!"

Ich erinnerte mich, wie sie mir immer wortlos beim Arbeiten geholfen hatte. Etwa beim Ausbau meines Häuschens, wo sie solange mithalf, bis auch der letzte Handgriff erledigt gewesen war. Ich sah sie vor mir, wie sie abends dann immer mein Werkzeug aufräumte und sich um jene Arbeiten kümmerte, die ich (aus Gedankenlosigkeit) oder wegen anderer vernachlässigte. Ich dachte daran, wie sie mir regelmäßig beim Brennholzmachen half, die Scheite wegräumte und zu Scharen aufrichtete, - wie sie meiner Frau beim Wäscheaufhängen zur Hand ging - noch wenige Wochen vor ihrem Tode konnte sie niemanden arbeiten sehen ohne mitzuhelfen. Sie schloß sich immer wortlos jedem Arbeiten an und griff einfach zu. Wenn man sich bei ihr bedankte, flachste sie immer und sagte, sie wollte sofort bezahlt werden.-

Ich sah sie hinter unserem Auto herwinken, wenn wir uns nach den Ferien wieder auf den ungeliebten Weg in die Fremde machten und dachte mit großem Bedauern daran, daß ich mich für ihre Lebensgeschichte erst interessiert hatte, als wegen ihrer Schwerhörigkeit ein richtiges Gespräch schon kaum mehr möglich gewesen war.-

Die Großmutter hatte niemals viele Worte gemacht, niemals geklagt (auch nicht über Schmerzen), ein zufriedenerer Mensch hat auf dieser Erde wohl kaum gelebt. Auch zu Zeiten des Wirtschaftswunder konnte sie sich weder mit Kuchen noch ähnlichem verfeinerten Zeug anfreunden, Butter hatte sie sich zeitlebens nicht aufs Brot gestrichen.

Aufgewachsen war sie auf einem kleinen Bauernhof im Vorwald, ärmlich und karg, doch (wie sie einmal betont hatte) ohne Hunger, denn Kartoffeln, Milch, Brot und Obst hatten die Bielmeiers immer genug. Ihren Lebtag lang ist die Oma nie über den Gäuboden hinausgekommen, sie hatte dazu auch nicht das geringste Bedürfnis. Ich wollte sie manchmal mit meinem Auto ein wenig herumkutschieren, doch sie hat immer abgewinkt. "I geh wieda in mein Stubn", oder: "Dahoam, da is am Scheenan" war in aller Regel ihre Antwort.

Als junge Frau hatte sie das heimatliche Dorf verlassen und in der Küche des renommierten Zwieseler "Gasthof Post" ein Auskommen gefunden. Mit fast dreißig Jahren ging sie eine Beziehung zu einem armen Pferdeknecht und Tagelöhner ein, der wie sie von einem Bauernhof abstammte und den sie (als der aus der Beziehung hervorgehende Sohn vier Jahre alt war) auch heiratete. Kurz nach der Weltwirtschaftskrise, bauten sich die beiden unter größten Mühen eine bescheidene Doppelhaushälfte am Ortsrand.

Während der Heu- und Kartoffelernte half sie bei einheimischen Großbauern, um den spärlichen Lohn des oft arbeitslosen Mannes ein wenig aufzustocken. Daneben versorgte sie zwei eigene Ziegen, ein Schaf (das ihr wie ein Hund hinterherlief), ein Schwein, Hühner, Gänse und ein paar Haustauben. Sie pflückte im Wald Beeren und Pilze, machte Brennholz und zog zwei Kinder groß. Während des Hitlerkrieges, als man den Großvater zum zweiten Mal in seinem Leben für das elende Kriegsgeschäft einzog, war sie jahrelang auf sich allein gestellt und mußte alles allein machen. Die Nachbarn erzählten, wie die Großmutter beim Schein einer Lampe oft die halbe Nacht noch das Brennholz sägte, wofür sie tagsüber keine Zeit hatte.

Ihre große Leidenschaft war die "schneidige" Musik, die ihr bis ins hohe Alter noch in die Glieder fuhr und sie zum Tanzen veranlaßte. Einmal hatte sie mir erzählt, wie vor langer Zeit die reichen Bauernburschen und Bürgersöhne im Fasching mit ihr getanzt und ihre Tanzkünste nicht genug bewundern hatten können. Doch sei sie damals maskiert gewesen und trotz allem Drängen habe sie ihre Maske nicht gelüftet.

Zum achtzigsten Geburtstag hatte ich ihr deshalb ein Lied geschrieben, in dem von ihrer Tanzleidenschaft erzählt wird. Da die Großmutter öfter sagte, sie habe "Wia da Lump am Stegga" getanzt, nannte ich das Lied auch so.

Nun war sie also tot. Sie war meine geliebte Oma und ich ihr Bua...

 

 

Kritische Durchsicht des Evangeliums (wz 2004)

Die christliche Lehre wird aus humanistischer Sicht sehr hoch bewertet, vor allem von Priestern, die davon leben oder von Leuten, die wenig eigenes Wissen davon besitzen und das ihnen Vorgesagte nachplappern. Fünfzehnhundert Jahre war die Bibel sowieso nur den Priestern und Sprachkundigen zugänglich, ja den normalen Gläubigen sogar verboten. Erst mit Luthers Übersetzung und der Erfindung des Buchdrucks vergrößerte sich der Kreis der Bibelleser, vor allem aber der Bibelbesitzer…

Wer als interessierter Laie das "Buch der Bücher“ aufschlägt, legt es meist bald wieder weg, denn zu langatmig und nervig sind die endlosen Aufzählungen von Abstammungsdaten und die umständlichen Berichte von jüdischer Mythologie. Wer diese Dinge aber geduldig überschlägt und weiter liest, der ist bald betroffen und empört über den Gott des alten Testaments, der die Neugier (also, dem was Menschen auszeichnet) der Eva und der Gutmütigkeit des Adams mit der Bestrafung des ganzen Menschengeschlechts ahndet, dann die Menschen, weil sie ihm nicht genug Unterwürfigkeit zeigen und eben sind wie sie von Natur aus eben sind, zur Strafe ersäuft (und mit ihnen alle anderen Lebewesen), dann von einem braven Mann aus Gehorsam seinen einzigen Sohn zu schlachten verlangt, dann sich von den Völkern eines heraussucht und privilegiert und im weiteren Verlauf die Ausrottung anderer Völker verlangt usw.

Jeder Mensch mit einem Funken Gerechtigkeitssinn und Verständnis wird über diesen in der Bibel gezeichneten Gott den Kopf schütteln und sich schaudernd abwenden. Wer aber – wie ich – von klein auf an diese Gräuelgeschichten gewöhnt wurde und die Gottesangst verinnerlicht hat, bei dem muss im Kopf noch einiges andere an Aufklärung passieren, bis er zu diesem Buch die nötige Distanz gewinnt. Aber – so sagt sich der getaufte Christ, denn so sagt ihm dann sein Pfarrer, die wahre christliche Menschlichkeit beginnt ja erst mit Jesus und den Evangelien. Also beginnt man im neuen Testament zu lesen und findet zu 999 Teilen Erzählungen, nichts sagende Gleichnisse, haufenweise Wunder und etwa nur einen Teil ethische Substanz, und das auch nur bei Matthäus. Dass dies nicht nur so behauptet ist, will ich im Folgenden belegen. Ich habe die mir wesentlich erscheinenden Teile des Evangeliums farblich markiert:

 

Rot steht für die aus meiner Sicht positiven Botschaften von Jesus und blau sind meine kritischen Anmerkungen eingefärbt. Der Text ist nicht vollständig, die aus meiner Sicht nichts sagenden Stellen mit Wundern und biblischer Geschichte habe ich gelöscht. Aber diese Stellen können ja jederzeit nachgelesen werden.

Mein Fazit: Jesus sittliche Lehre, wie sie Matthäus niederschrieb, ist absolut widersprüchlich. Einerseits wird Feindesliebe gefordert, andererseits werden die Menschen laufend eingeschüchtert und mit dem ewigen Höllenfeuer bedroht, wenn sie sich nicht unterwerfen. Da wir wissen, dass diese Worte erst etwa 70-100 Jahre nach Jesus Tod niedergeschrieben wurden, von Leuten, die Jesus gar nicht kannten und denen es um die Anerkennung und Etablierung ihrer Religion ging, so dass sie mit ihrer Schrift den Herrschenden ihrer Zeit wohl versichern wollten, dass auch die neue Religion die Menschen disziplinieren will und ihnen den Lohn dafür – Himmel und Hölle - im Jenseits verspricht. Wie die Geschichte der letzten 2000 Jahre bewies, hat dies auch hervorragend geklappt: Die Mühseligen und Beladenen bekamen ihren Trost und die Herrschenden ihre Ordnung. Dass die Forderung nach Feindesliebe sie nicht daran hinderte mehr zu morden, als es je Angehörige einer Religion vorher geschafft hatte, sollte eigentlich ausreichen diesen Spuk zu beenden.

DAS EVANGELIUM NACH MATTHÄUS

 

5. Kapitel

DIE BERGPREDIGT

(Kapitel 5-7)

Die Seligpreisungen

(Lk 6,20-49)

5,1 Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. 5,2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: 5,3 Selig sind,  die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. 5,4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.   5,5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.   5,6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.   5,7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.   5,8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.    5,9 Selig sind die  Friedfertigen;* denn sie werden Gottes Kinder heißen. 5,10 Selig sind, die  um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. 5,11 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen    um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. 5,12 Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie   verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

Salz und Licht

5,13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als daß man es wegschüttet und läßt es von den Leuten zertreten.    

_5,14 Ihr seid  das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 5,15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.   5,16 So laßt  euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie   eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Jesu Stellung zum Gesetz

5,17 Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.    (d) 5,18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein  Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. 5,19 Wer nun  eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.

_5,20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. 

Vom Töten (falsch! Vom Schimpfen auf andere)

5,21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): «Du sollst nicht töten»; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. 5,22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig.  5,23 Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, 5,24 so laß dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und  versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe. 5,25 Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit dich der Gegner nicht dem Richter überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen werdest.   5,26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.

Vom Ehebrechen

5,27 Ihr habt gehört, daß gesagt ist (2. Mose 20,14): «Du sollst nicht ehebrechen.» 5,28 Ich aber sage euch:    Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. 5,29    Wenn dich aber dein rechtes Auge zum Abfall verführt, so reiß es aus und wirf's von dir. Es ist besser für dich, daß eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. 5,30 Wenn dich deine rechte Hand zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, daß eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle fahre. (Ein Verbot völlig gegen die Natur und die menschlichen Möglichkeiten! Und eine bösartige Strafandrohung und Einschüchterung.)

_5,31 Es ist auch gesagt (5. Mose 24,1): «Wer sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben.»a 5,32 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, der macht, daß sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.    

Vom Schwören

5,33 Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist (3. Mose 19,12; 4. Mose 30,3): «Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten.» 5,34  Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, (eine gute Anweisung!) weder bei dem  Himmel, denn er ist Gottes Thron; 5,35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn  sie ist die Stadt des großen Königs. 5,36 Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. 5,37 Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.  (Die Welt und das menschliche Leben sind zu komplex, um immer so undifferenziert urteilen zu können. Es kommt letztlich einem Denk- und Redeverbot gleich.)

Vom Vergelten

5,38 Ihr habt gehört, daß gesagt ist (2. Mose 21,24): «Auge um Auge, Zahn um Zahn.» 5,39 Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. 5,40 Und  wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel.  5,41 Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. 5,42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.

Von der Feindesliebe

5,43 Ihr habt gehört, daß gesagt ist (3. Mose 19,18): «Du sollst deinen Nächsten lieben» und deinen Feind hassen. 5,44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,* 5,45 damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. 5,46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 5,47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? 5,48 Darum sollt ihr  vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

 

6. Kapitel

Vom Almosengeben

6,1 Habt acht auf eure Frömmigkeit, daß ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.

_6,2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.  6,3 Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut,   6,4 damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Vom Beten. Das Vaterunser

6,5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 6,6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. 6,7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn  sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. 6,8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. 6,9  Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel!  Dein Name werde geheiligt. 6,10 Dein Reich komme.  Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. 6,11 Unser tägliches Brot gib uns heute. 6,12 Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.  6,13 Und   führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.* [Denn  dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]** 6,14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.  6,15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Vom Fasten

6,16 Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.  6,17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, 6,18 damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Vom Schätzesammeln und Sorgen

6,19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. 6,20 Sammelt euch aber    Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. 6,21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

_6,22 Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.  6,23 Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!a

_6,24 Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.   6,25  Darum sage ich euch:   Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? 6,26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?a 6,27 Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? 6,28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 6,29 Ich sage euch, daß auch  Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. 6,30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? 6,31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? 6,32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr all dessen bedürft. 6,33 Trachtet zuerst nach dem  Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit,   so wird euch das alles zufallen. 6,34 Darum sorgt nicht für morgen, denn  der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage hat.

7. Kapitel

Vom Richtgeist

7,1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.   7,2 Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und   mit welchem Maß ihr meßt, wird euch zugemessen werden. 7,3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? 7,4 Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen?, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. 7,5 Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.

_7,6 Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen.    

Von der Gebetserhörung

7,7    Bittet, so wird euch gegeben; (d) suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 7,8 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 7,9 Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? 7,10 oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? 7,11 Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr  wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!

Vom Tun des göttlichen Willens

7,12 Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.     

_7,13 a Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. 7,14 Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!a

_7,15 Seht euch vor vor den   falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. 7,16 An ihren  Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? 7,17 So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte.  7,18 Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. 7,19 Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.   7,20 Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

_7,21 Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern   die den Willen tun meines Vaters im Himmel. 7,22  Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr,  haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? 7,23 Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!a

Die Berufung des Matthäus und das Mahl mit den Zöllnern

(Mk 2,13-17; Lk 5,27-32)

9,9 Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß  Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 9,10 Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. 9,11 Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 9,12 Als das Jesus hörte, sprach er: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.  9,13 Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hosea 6,6):   «Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.»  Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten. 

Menschenfurcht und Gottesfurcht

(Lk 12,2-9) Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird.   10,27 Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern. 10,28 Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können;   fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. 10,29 Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. 10,30 Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt.  10,31 Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.  10,32 Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.  10,33 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. (Drohung)     

Entzweiungen um Jesu willen

10,34   Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Was für ein Widerspruch zu seinem Gebot der Feindesliebe! Auch die weiteren Sätze sind die Sätze eines Hasspredigers.) 10,35 Denn ich bin gekommen, a den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. 10,36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. 10,37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.    10,38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.  10,39 Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.    

Aufnahme um Jesu willen

10,40 Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.    10,41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, der wird den Lohn eines Propheten empfangen.  Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, der wird den Lohn eines Gerechten empfangen. 10,42 Und wer einem dieser Geringen auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist, wahrlich ich sage euch: es wird ihm nicht unbelohnt bleiben. (Drohung gegen jeden, der ihn und seine Missionare nicht unterstützt).

 

Jesu Weheruf über galiläische Städte

(Lk 10,13-15)

11,20 Da fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Taten geschehen waren; denn sie hatten nicht Buße getan: 11,21 Wehe dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten längst  in Sack und Asche Buße getan. 11,22 Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als euch. 11,23 Und du,    Kapernaum, wirst du (d) bis zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden. Denn wenn in Sodom die Taten geschehen wären, die in dir geschehen sind, es stünde noch heutigen Tages. 11,24 Doch ich sage euch: Es wird dem Land der Sodomer erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als dir.  (Hasspredigt, Einschüchterung).

_11,28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.    11,29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr   Ruhe finden für eure Seelen. 11,30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. (Lohnversprechung, Umschleimung).   

 

12. Kapitel

Jesu Macht über die bösen Geister

(Mk 3,22-27; Lk 11,14-23)

12,22 Da wurde ein Besessener zu Jesus gebracht, der war blind und stumm; und er heilte ihn, so daß der Stumme redete und sah. 12,23 Und alles Volk entsetzte sich und fragte: Ist dieser nicht   Davids Sohn? 12,24 Aber als die Pharisäer das hörten, sprachen sie:  Er treibt die bösen Geister nicht anders aus als durch Beelzebul, ihren Obersten. 12,25 Jesus erkannte aber ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet; und jede Stadt oder jedes Haus, das mit sich selbst uneins ist, kann nicht bestehen. 12,26 Wenn nun der Satan den Satan austreibt, so muß er mit sich selbst uneins sein; wie kann dann sein Reich bestehen? 12,27 Wenn ich aber die bösen Geister durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. 12,28 Wenn ich aber  die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. 12,29 Oder wie kann jemand in das Haus eines Starken eindringen und ihm seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken fesselt? Erst dann kann er sein Haus berauben.   12,30  Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; (eine Drohung der sich später etwa Hitler und Bush bedienten!) und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

Die Sünde gegen den heiligen Geist

(Mk 3,28-30; Lk 12,10; 6,43-45)

12,31 Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben.    12,32 Und  wer etwas redet gegen den Menschensohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet gegen den heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt. (Einschüchterung kritischer Geister!)

Vom Baum und seinen Früchten

12,33 Nehmt an, ein Baum ist gut, so wird auch seine Frucht gut sein; oder nehmt an, ein Baum ist faul, so wird auch seine Frucht faul sein. Denn an der Frucht erkennt man den Baum.  12,34 Ihr  Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. 12,35 Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz. 12,36 Ich sage euch aber, daß die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.   12,37 Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden. (Einschüchterung mit dem jüngsten Gericht!)

Jesu wahre Verwandte

(Mk 3,31-35; Lk 8,19-21)

12,46 Als er noch zu dem Volk redete, siehe, da standen  seine Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden. 12,47 Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden. 12,48 Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?a 12,49 Und er streckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter, und das sind meine Brüder!a 12,50 Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel,  der ist mir Bruder und Schwester und Mutter. (Ein furchterregendes ÆBeispiel von Nächstenliebe“ und ein Verstoß gegen Moses Gebote! (2. Mose 20,12; 21,17): «Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben.»)

 

Vom Unkraut unter dem Weizen

13,24 Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. 13,25 Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. 13,26 Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. 13,27 Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? 13,28 Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß wir hingehen und es ausjäten? 13,29 Er sprach: Nein! damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. 13,30 Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.  (Eine Aufforderung, sich nicht gegen das Schlechte und Unrechte zu wehren, da es ja von Gott einmal mit dem ÆFeuer“ bestraft werden wird…)   

Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut

13,36 Da ließ Jesus das Volk gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. 13,37 Er antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist's, der den guten Samen sät. 13,38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die  Kinder des Bösen. 13,39 Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. 13,40 Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende der Welt gehen. 13,41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun,  13,42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. 13,43 Dann werden die Gerechten  leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre! (Die massivste Einschüchterung, hier zeigt sich, dass die christliche Lehre die Menschen nur verängstigen und disziplinieren will.)

Vom Fischnetz

13,47 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt.  13,48 Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an das Ufer, setzen sich und lesen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten werfen sie weg. 13,49 So wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und  die Bösen von den Gerechten scheiden 13,50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. (Wieder massive Drohungen Einschüchterungen).

15. Kapitel

Von Reinheit und Unreinheit

(Mk 7,1-23)

_15,10 Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Hört zu und begreift's: 15,11    Was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein. 15,12 Da traten seine Jünger zu ihm und fragten: Weißt du auch, daß die Pharisäer an dem Wort Anstoß nahmen, als sie es hörten? 15,13 Aber er antwortete und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden ausgerissen.  15,14 Laßt sie, sie sind    blinde Blindenführer! Wenn aber ein Blinder den andern führt, so fallen sie beide in die Grube. 15,15 Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis! 15,16 Und Jesus sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr noch immer unverständig? 15,17 Merkt ihr nicht, daß alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in die Grube ausgeleert? 15,18 Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. 15,19 Denn  aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. 15,20 Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen. Aber mit ungewaschenen Händen essen, macht den Menschen nicht unrein.

Von der Nachfolge

(Mk 8,34-9,1; Lk 9,23-27)

16,24  Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.  16,25 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren;  wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden. 16,26 Was hülfe es dem Menschen,  wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er  seine Seele auslöse? 16,27 Denn es wird geschehen, daß der Menschensohn kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er  einem jeden vergelten nach seinem Tun. 16,28 Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich. 

 

Warnung vor Verführung zum Abfall

(Mk 9,42-47; Lk 17,1.2)

18,6 aWer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist. 18,7 Weh der Welt der Verführungen wegen! Es müssen ja Verführungen kommen; doch weh dem Menschen, der zum Abfall verführt! 18,8  Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dich zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, daß du lahm oder verkrüppelt zum Leben eingehst, als daß du zwei Hände oder zwei Füße hast und wirst in das ewige Feuer geworfen. 18,9 Und wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist besser für dich, daß du einäugig zum Leben eingehst, als daß du zwei Augen hast und wirst in das höllische Feuer geworfen. (Drohung und Einschüchterung).

Von der Vergebung («Der Schalksknecht»)

18,20 Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? 18,21 Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.     

Die Gefahr des Reichtums («Der reiche Jüngling»)

(Mk 10,17-27; Lk 18,18-27)

19,16 Und siehe, einer trat zu ihm und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? 19,17 Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur Einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. 19,18 Da fragte er ihn: Welche? Jesus aber sprach: «Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; 19,19 ehre Vater und Mutter» (2. Mose 20,12- 16); und: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18). 19,20 Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch? 19,21 Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen   Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! 19,22 Als der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er hatte viele Güter. 

_19,23 Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen. 19,24 Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme. 19,25 Als das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden? 19,26 Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist's unmöglich; aber  bei Gott sind alle Dinge möglich.

Der Lohn der Nachfolge

(Mk 10,28-31; Lk 18,28-30)

19,27 Da fing Petrus an und sprach zu ihm: Siehe,  wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür gegeben? 19,28 Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch   sitzen auf zwölf Thronen und  richten die zwölf Stämme Israels. 19,29 Und wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verläßt um meines Namens willen, der wird's hundertfach empfangen und das ewige Leben ererben. 19,30 Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein. (Lohnversprechung für die Treuen).

Von den bösen Weingärtnern

(Mk 12,1-12; Lk 20,9-19)

Die Frage nach der Steuer («Der Zinsgroschen»)

(Mk 12,13-17; Lk 20,20-26)

22,15 Da gingen die Pharisäer hin und hielten Rat, wie sie ihn in seinen Worten fangen könnten; 22,16 und sandten zu ihm ihre Jünger samt den Anhängern des Herodes. Die sprachen:  Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen. 22,17 Darum sage uns, was meinst du: Ist's recht, daß man dem Kaiser Steuern zahlt oder nicht? 22,18 Als nun Jesus ihre Bosheit merkte, sprach er: Ihr Heuchler, was versucht ihr mich? 22,19 Zeigt mir die Steuermünze! Und sie reichten ihm einen Silbergroschen. 22,20 Und er sprach zu ihnen: Wessen Bild und Aufschrift ist das? 22,21 Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!  22,22 Als sie das hörten, wunderten sie sich, ließen von ihm ab und gingen davon.

Die Frage nach der Auferstehung

(Mk 12,18-27; Lk 20,27-40)

22,23 An demselben Tage traten die Sadduzäer zu ihm,   die lehren, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn 22,24 und sprachen: Meister, Mose hat gesagt (5. Mose 25,5.6): «Wenn einer stirbt und hat keine Kinder, so soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen erwecken.» 22,25 Nun waren bei uns sieben Brüder. Der erste heiratete und starb; und weil er keine Nachkommen hatte, hinterließ er seine Frau seinem Bruder; 22,26 desgleichen der zweite und der dritte bis zum siebenten. 22,27 Zuletzt nach allen starb die Frau. 22,28 Nun in der Auferstehung: wessen Frau wird sie sein von diesen sieben? Sie haben sie ja alle gehabt. 22,29 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes. 22,30 Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel. 22,31 Habt ihr denn nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht (2. Mose 3,6): «22,32 Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs»? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. (???)  22,33 Und als das Volk das hörte, entsetzten sie sich über seine Lehre.

Die Frage nach dem höchsten Gebot

(Mk 12,28-31; Lk 10,25-28)

22,34 Als aber die Pharisäer hörten, daß er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. 22,35 Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: 22,36 Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? 22,37 Jesus aber antwortete ihm: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt*» (5. Mose 6,5). *Siehe Sach- und Worterklärungen. 22,38 Dies ist das höchste und größte Gebot. 22,39 Das andere aber ist dem gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18). 22,40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. 

Vom Weltgericht

25,31 Wenn aber  der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann  wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, 25,32 und  alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und  er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, 25,33 und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.  25,34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! 25,35  Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. 25,36 Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. 25,37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? 25,38 Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? oder nackt und haben dich gekleidet? 25,39 Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 25,40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch:    Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

_25,41 Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das  ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! 25,42 Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. 25,43 Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen, und ihr habt mich nicht besucht. 25,44 Dann werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? 25,45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. 25,46 Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.    

Der Missionsbefehl

28,16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. 28,17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. 28,18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen:   Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 28,19 Darum gehet hin und    machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes 28,20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe,  ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Missionierungsauftrag. Deswegen können Christen nicht Andersgläubige tolerieren, sie müssen für das eigene Dogma gewonnen werden).