1989 PC-Man

Pcman ist eine brauchbare Möglichkeit sich das Rauchen abzugewöhnen, denn wer dem Spiel einmal verfallen ist, hat keine Zeit mehr, sich eine Zigarette anzuzünden. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, einmal derart oft ein nimmersattes, blinkendes Maul mit den Cursortasten durch ein Labyrinth zu steuern, dabei Punkte aufzusammeln, mich an Lichtpunkten zu stärken und mit diesen geschöpften Kräften zu haushalten um nicht von gierigen, entfernt an Quallen erinnernde Geistern, die jene Punkte offenbar bewachen, die Lebensluft ausgelassen zu bekommen. Nur gut, daß man drei Leben hat, die aber doch dauernd zu wenig sind, denn die gefräßigen Geister sind lernfähig und nützen alle Festgefahrenheiten des Spielers und dessen Raffgier schamlos aus. Sie zu fangen erhöht die Punktzahl beträchtlich und nur zu leicht läßt man sich in der Gier nach Punkten von ihnen in ungünstige Wege locken, wo man sie zwar meist erwischt, die befristet erzeugte Immunität aber schwindet, so daß wir verloren sind. Es empfiehlt sich, nicht PCman zu jagen, sich nicht an ihnen zu rächen, (obwohl ihre Gerissenheit und Gnadenlosigkeit sie nicht gerade sympathisch machen) sondern sie nur zu packen, wenn sie auf unseren Wegen verkehren und keine Zeit kosten oder wenn alle Punkte aufgesammelt sind und Lebenskraft übrig ist. Doch Vorsicht! Nur wer seine Gier und seine Greiflust zügelt und diszipliniert sammelt, kommt in die nächste Schatzkammer und darf weitermachen! Auf der ersten Ebene mag man sich noch an sichere Teilstrecken halten; es gibt solche und die Geister scheinen teilweise an einen bestimmten Fahrplan gebunden zu sein. Auf den folgenden Ebenen aber gilt es sparsam mit seinen Kräften hauszuhalten, sich nicht zum Jagen verführen zu lassen und nicht zum Aufsammeln zusätzlicher Schätze, die allenthalben angeboten werden, es lohnt sich nicht! Später, ab der 5. Ebene mag man die dann auch reicheren Schätze mitnehmen, wenn Ihr Aufsammeln keinen zu großen Umweg bedeutet.

Neben Disziplin im Sammeln und einiger Überlegung über die Wahl der günstigsten Wegstrecken, muß man lernen Hacken zu schlagen, die Richtung blitzschnell zu wechseln und die PCmans in die Irre zu führen, was bei deren aggressiven Zielgerichtetheit schwer genug ist. Mögen sie einem in dem einen Moment noch blöde vorgekommen sein, weil sie in ihren Bahnen so festgelegt erscheinen, so sind sie es im nächsten Moment schon nicht mehr.

Ich habe das Spiel anfangs für verwerflich gehalten und nur die niederen Instinkte fördernd. Vielleicht sollte man dieses anfängliche Urteil annehmen, denn heute bin ich viel zu befangen und habe mich an die spannenden Jagden gewöhnt, zwischen vernünftigerem Tun. Die erste Zeit hat sich bei diesem Spiel mein Herzschlag beträchtlich erhöht, die Spielerei hat mich so fertig gemacht wie sonst nur größere Aufregung. Wenn ich meine Augen nachts geschlossen habe, bin ich gegen meinen Willen noch lange Lichtpunkten nachgefahren und durch das Labyrinth gekurvt, es war entsetzlich. Doch mit zunehmender Häufigkeit des Spieles bin ich ruhiger geworden. Heute schimpfe ich zwar ab und an immer noch, wenn mich die Geister knapp vor einem stärkenden Lichtpunkt fangen (manchmal scheint der Computer auch zu schummeln!), mein Herzschlag ist aber weitgehend normal. Ob das Spiel zu empfehlen ist, kann ich nicht genau sagen, unter dem Strich ist es wohl eher schädlich, denn es ist schwer, es nur gelegentlich zu spielen, es kann durchaus süchtig machen. Trotzdem ist es eine ganz neue Art von Spiel, es ist wahrscheinlich so gut und so schlecht wie "Mensch ärgere dich nicht". Doch während jenes die Geselligkeit fördert, fördern die Pcman eher die Vereinsamung, wie jedes Spiel mit unseren elektrischen Gehirnimitationen...