Manchmal scheine es ihm, daß für die Naturschützer der Mensch nur ein
Störfall sei, sagte der Abgeordnete Hinsken und bekam mächtig Applaus und
hundert Prozent der Delegiertenstimmen. Doch - wer möchte ernsthaft bezweifeln,
daß der Mensch für die Natur ein Störfall ist? Er, der der Natur aus dem Ruder
lief, der ihr entartete, sich anmaßend als Mittelpunkt der Welt begreift und
alles Lebendige nur als Mittel zu seinen eigenen Zwecken. Niemals hat eine gefährlichere,
tölpelhaftere, kurzsichtigere Art diesen Planeten bevölkert, als unsere, die
wir unsere eigenen beschränkten Künstlichkeiten über die Natur stellen. Keine
andere Gattung hat je einen solchen Krieg gegen die Natur und damit gegen die
eigenen Grundlagen geführt, dem Leben auf der Erde so geschadet. Wir sind ein
Störfall ohne Parallele und die Natur wird sich unserer entledigen, wenn wir
nicht bald anfangen so zu wirtschaften, daß die Natur uns aushalten kann.
Naturzerstörung im Namen des Naturschutzes? Genau
das scheint gegenwärtig in der "nassn Wies", am Fuße des Hennenkobel
zu passieren. Das feuchte Waldwiesengelände östlich des Michelsbachl gehört der
Stadt Zwiesel und die Besucher möchte man am liebsten nur noch auf eine
Aussichtsplattform lassen, damit ja nichts zertreten wird, so konnte man es
letztes Jahr in der Lokalzeitung lesen. Wer heute an die Stockauwiesen kommt,
reibt sich entsetzt die Augen: quer über die Wiesen tiefe "Gloißen",
verursacht durch schweres Gerät, an der nördlichen Ecke der Wiese mächtige
Rauchschwaden, Motorsägen- und Maschinenlärm. Und dies alles- im Namen
des Naturschutzes? Vor einem Jahr wurde im ökogischen Rundbrief für den
Landkreis Regen angekündigt, daß 2,7 Hektar Wald, der sich im Besitz des BUND
befindet, zur Erweiterung der
Stockauwiesen gerodet werden sollen,
ja, daß man sogar die Wurzelstöcke entfernen will (aus Gründen der
leichteren Pflege durch Lohnunternehmer) wogegen ich bereits letztes Jahr
protestiert habe. Ich kann nicht nachvollziehen, daß ein gesunder Wald im Namen
des Naturschutzes zerstört wird, dies in einer Zeit, in der großflächig unsere
Bergwälder absterben. Wörtliche Stellungsnahme des Vorsitzenden des BUND des
Landkreises Regen: "eine Fichtenmonokultur ist für mich nicht
schützenswert".
Doch die Einstufung in lebenswerte und nicht-lebenswerte Biotope ist
eine Anmaßung, die ich nicht nachvollziehen kann. Nebenbei: In den
Stockauwiesen wurden vermutlich mehr Birken gefällt als Fichten. Und wie die
Biotop-Pflege durch Lohnunternehmer aussieht, kann jeder an diversen Nasswiesen
in der Umgebung selber in Augenschein nehmen: Die Pfleger, meist Bauern,
erledigen ihre Arbeit zu Zeiten, wenn sie Zeit haben und das ist dann, wenn sie
in ihre eigenen Wiesen nicht reinfahren, wie halbmetertiefe Fahrspuren belegen.
3. Entwurf eines Leserbriefes zur Diskussion über das Waldsterben in
Regen
Das Ökologie und Ökonomie kein Gegensatz sein müssen, hört man immer wieder,
ach, wie gerne würde ich daran glauben! Doch schon beim Waldsterben sieht es
anders aus. Über achthundert Forschungsprogrammen sollten seit 1982 die
Ursachen des Waldsterbens ermitteln, doch bestätigten sie nur, was man vorher
schon wußte: daß die Natur die Folgen unseres Wirtschaftens nicht mehr
verkraftet. Die Wälder sterben weltweit, ob wir sie absichtlich oder
versehentlich zerstörten, wird unseren Enkeln einmal egal sein.
An Umweltschutz, das hat sich überdeutlich gezeigt, hat die Wirtschaft nur
Interesse, wenn sie daran verdienen kann, wie im Falle der Katalysatoren, beim
Großanlagenbau und beim Recycling. Am "Drei-Literauto", haltbaren
Gütern und regionalem Wirtschaften zeigt sie offensichtlich wenig Interesse.
Doch wie kann es anders sein in einer Welt, der es anscheinend nur dann gut
geht, wenn immer mehr Waren verkauft werden, die eigentlich niemand braucht.
Wo wird eigentlich unsere Zukunft bestimmt, in den Parlamenten oder an
den Börsen? Mir scheint, die Politik begnügt sich meist damit der Wirtschaft
ihre Narrenfreiheit zu sichern.
Und doch steht und fällt unsere Existenz - damit auch die der Wirtschaft
- mit der Lebensfähigkeit unseres biologischen Systems. Die Wirtschaft darf ihm
nicht mehr zumuten, als es verkraftet dies scheint
sowieso einen ganze Menge zu sein.
Die Weichen müssen dringend umgestellt werden, auf sinn- und maßvolle
Produktion. Es ist kein Widerspruch, im Kopf Weltbürger zu sein und doch den
nötigen Güteraustausch auf das Unverzichtbare zu beschränken. Doch läuft heute
alles genau in die entgegengesetzte Richtung. Vermutlich wird die Donau eher in
den Regen fließen, als daß die Weltwirtschaft von alleine vernünftig wird.
Doch wem nützt es, wenn wir verzweifeln und jammern? Niemand, also
jodeln wir lieber über die Bredouille, in der wir stecken: Dulje!
1. Entwurf eines Leserbriefes zur Diskussion über das Waldsterben in
Regen
Verbesserungen zur Luftschadstoffminderung gab es m. E. nur in
Bereichen, wo sich etwas verdienen ließ, wie etwa bei den Katalysatoren. Man
schaue sich nur die deutsche Automobilproduktion an: immer schnellere und
protzigere Modelle werden angeboten, vom Dreiliterauto wird nur geredet.
Überhaupt scheinen mir die Leute keinen Deut umweltbewußter geworden zu sein,
eher im Gegenteil. Der Wald ist - trotz allem Kasandrarufen - noch immer grün,
und so machen alle weiter wie bisher.
Unsere Verkehrssituation hat sich in den letzten Jahren dramatisch
verschlechtert. Auf unseren Straßen herrscht Krieg, habe ich neulich gelesen.
Und so etwas ähnliches ist es wohl, was sich etwa auf der B11 täglich abspielt,
Krieg der Menschen untereinander und gegen den Wald.
Alleine unser Warenverkehr ist ein Irrsinn! Waren werden in gigantischem
Ausmaß hin und hergekarrt, ohne nach dem Nutzen für die Menschen zu fragen, nur
dem Gesetz des Verdienens gehorchend. (Sogar Holz und Steine, mit denen wir ja
wirklich gesegnet sind, kommen von überall zu uns.) Doch Produktion und Handel
auf sinnvolle Güter zu beschränken, scheint unmöglich zu sein, abgesehen von
der Definition von "sinnvoll" ...
Aber selbst viele Großprojekte im Umweltbereich dienen weniger der Natur
als der Wirtschaft. Ein aktuelles Beispiel: Die Natur erzeugt ihre Güter
dezentral und läßt sie auch dezentral verrotten, wir karren die Biomasse aus
mehreren Landkreisen zusammen und füttern damit großtechnische sündteure
Kompostierwerke, was zumindest energie- und verkehrspolitisch wenig vernünftig
zu sein scheint.
Oder die Zentralisierung bei Post und Bahn! Jeder Brief von Zwiesel nach
Flanitz kommt erst einmal nach Straubing, jedes Stückgut der Bahn nach
Regensburg oder Nürnberg - und fast immer über die Straße!
Doch nicht nur überflüssiger Warentransport verstopft unsere Straßen und
vergiftet die Luft, für viele Menschen ist das Auto nicht mehr Mittel zum
Zweck, sondern Selbstzweck, Unterwegssein ihr Lebensinhalt. Ich spreche gar
nicht von den vielen notwendigen Fahrten, denn in unserer modernen Welt sind
(leider) die Bereiche Wohnen, Erholen und Arbeiten für die meisten von uns
getrennt und die sozialen Beziehungen in alle Winde verweht, so daß praktisch
jeder sein Transportproblem hat.
Aber auch politische Vorgaben verstopfen die Straßen: wer nicht bereit
ist einen mehrstündigen täglichen Fahrweg zu akzeptieren, verliert seine
Ansprüche auf Arbeitslosengeld. Man könnte die Aufzählungen unserer
Verrücktheiten seitenweise fortsetzen.
Erfreulich, daß bei der Diskussion in Regen auch der maßlose Flugverkehr
als Waldvernichter genannt wurde. Auch wenn dies die Fernurlauber ungern hören:
was heute an Kerosin in großer Höhe verbrannt wird, ist sicher um einiges mehr,
als die Biosphäre dieses kleinen blauen Planeten verkraften kann.
Bei der Aufzählung der Verursacher des Waldsterbens scheint mir die
Landwirtschaft vergessen worden zu sein. Seit 1981 sprechen Wissenschaftler
davon, daß etwa ein Drittel des Waldsterbens durch den Ammoniakeintrag aus der
Landwirtschaft verursacht wird.
2. Entwurf eines Leserbriefes zur Diskussion über das Waldsterben in
Regen
Wie kann man ernsthaft von Wesen, die nicht einmal auf sich selber
Rücksicht nehmen, erwarten, daß sie auf Bäume Rücksicht nehmen? Noch dazu, wo
den meisten von ihnen jeder Bezug zur Natur fehlt. Zudem sind wir Menschen
Augenwesen und froh, wenn wir unseren Alltag meistern.
Die meisten Menschen nehmen nicht einmal auf sich selber Rücksicht und
behandeln ihren Körper so, als hätten sie noch ein paar in Reserve. Wie sollen
derartige Wesen Rücksicht auf Bäume nehmen können? Oder gar auf etwas
Unsichtbares wie die Luft?
Würde uns jemand Dreck in die Suppe schütten - wie würden wir uns
erregen, doch verdreckt uns einer die Atemluft - unser wichtigstes Lebensmittel
- wir sind gewohnt, daß es so ist.
Hand aufs Herz, was außer der Katalysatortechnik ist wirklich
durchgesetzt worden?
Alleine unser Warenverkehr ist ein Irrsinn! Güter werden in gigantischem
Ausmaß hin und hergekarrt, ohne nach dem Nutzen für die Menschen zu fragen, nur
dem Gesetz des Verdienens gehorchend. (Sogar Steine, mit denen wir ja wirklich gesegnet
sind, kommen von überall zu uns und führen zum Schließen unserer Steinbrüche.)
Diese gigantische Verschwendung von Energie und Rohstoffen und die damit
verbundene Vergiftung der Biosphäre kann so nicht weitergehen, denn spätestens
wenn die Massen in der Dritten Welt ähnliches für sich fordern, wird die Natur
noch mehr entgleisen.
Doch nicht nur überflüssiger Warentransport verstopft unsere Straßen und
vergiftet die Luft, denn für viele Menschen ist das Auto nicht mehr Mittel zum
Zweck, sondern Selbstzweck, Unterwegssein ihr Lebensinhalt. Ich spreche gar
nicht von den vielen notwendigen Fahrten, denn in unserer modernen Welt sind
(leider) die Bereiche Wohnen, Erholen und Arbeiten für die meisten von uns
getrennt und die sozialen Beziehungen in alle Winde verweht, so daß praktisch
jeder sein Transportproblem hat.
Erfreulich, daß bei der Diskussion in Regen auch der maßlose Flugverkehr
als Waldvernichter genannt wurde. Auch wenn dies die Fernurlauber ungern hören:
was heute an Kerosin in großer Höhe verbrannt wird, ist sicher um einiges mehr,
als die Biosphäre dieses kleinen blauen Planeten verkraften kann.
Bei der Aufzählung der Verursacher des Waldsterbens scheint mir die
Landwirtschaft vergessen worden zu sein. Seit 1981 sprechen Wissenschaftler davon,
daß etwa ein Drittel des Waldsterbens durch den Ammoniakeintrag aus der
Landwirtschaft verursacht wird.
3. Entwurf eines Leserbriefes zur Diskussion über das Waldsterben in
Regen
Wer über das Waldsterben reden will, kommt nicht daran vorbei über unser
Wirtschaften zu reden. Über achthundert Forschungsprogrammen sollten seit 1982
die Ursachen des Waldsterbens ermitteln, doch konnten sie nur bestätigen, was
man vorher schon wußte: daß die Natur die Folgen unseres Wirtschaftens nicht
mehr verkraftet. Die Warnungen des "Club of Rome" oder von Herbert
Gruhl u.a. vor zwanzig Jahren haben zu keiner Kursänderung geführt. Die Wälder
sterben weltweit, ob wir sie absichtlich oder versehentlich zerstörten, wird unseren
Enkeln einmal egal sein.
An Umweltschutz, das haben wir gesehen, hat die Wirtschaft nur
Interesse, wenn sie daran verdienen kann, wie im Falle der Katalysatoren und
beim Recycling. Ein Phantast ist, wer daran glaubt, daß die Wirtschaft darüber
hinaus Interesse haben kann, dieses hat sie nur, wo Gewinne locken. Das
"Drei-Literauto", haltbare Güter und regionales Wirtschaften gehören
ganz offensichtlich nicht dazu.
Doch wie soll es besser werden, wenn nicht Vernunft und Maß die Zukunft
bestimmen sondern Spekulantentum an den Börsen? Die Politik begnügt sich
offenbar damit dieses verrückte Treiben abzusichern und ihm einen günstigen
Rahmen zu bieten.
Und doch steht und fällt alles mit der Lebensfähigkeit unseres
biologischen Systems. Die Weichen müssen dringend umgestellt werden, auf sinn-
und maßvolle Produktion. Es ist kein Widerspruch, im Kopf Weltbürger zu sein
und doch den nötigen Güteraustausch auf das Unverzichtbare zu beschränken. Doch
läuft heute alles genau in die entgegengesetzte Richtung. Vermutlich wird die
Donau eher in den Regen fließen, als daß die Weltwirtschaft von alleine
vernünftig wird.
LB an die Mindelheimer Zeitung zur Stadtratdiskussion über das
Waldsterben
Nach jahrelangen Warnungen der Fachleute haben seit knapp einem Jahr
auch die Vertreter der großen Parteien von der Existenz des Waldsterbens
Kenntnis genommen. Einige Herren der NPD getrauen sich aber auch heute noch
verniedlichende Sprüche darüber zu machen, so zu lesen in der MZ vom 24.11.83.
Wer heute diese Vorgänge mit flapsigem parteiengezänk behandelt, hat
offensichtlich noch nicht begriffen, was da vor sich geht! Im letzten Jahr sind
die Schäden in Bayern von 8 auf fast 50 Prozent gestiegen!
Wer dann abwiegelt, es habe bereits vor Christus Waldsterben gegeben,
hat daraus aber nichts gelernt. Rund ums Mittelmeer sind einmal dichte Wälder
gewachsen, bis sie der Mensch gedankenlos rodete. Heute gibt es dort Wüste und
verkarstete Flächen. Soll es bei uns auch so werden?
Wer glaubt, wir könnten auch ohne Bäume weiterleben, irrt. Mit dem Wald
sinkt der Grundwasserspiegel noch weiter, der Boden wird ausgewaschen und
abgetragen, Klimaveränderungen sind möglich. Bereits heute kommt es nach
Regenfällen immer öfter zu Überschwemmungen, weil die Wälder ihre
"Schwammfunktion" immer weniger erfüllen können.
Auf den abgestorbenen Höhen des Erzgebirges versucht man seit Jahren
wieder aufzuforsten - ohne Erfolg. Erst in diesem Sommer habe ich erschüttert
die großflächig absterbenden Bergwälder meiner ostbayerischen Heimat gesehen.
Wenn ich dann derartiges Geschwätz in der Zeitung lese, packt mich heiliger
Zorn. Doch dieser hat sein Gutes, gibt er einem doch auch die Kraft zu kämpfen!
Zorn packt mich auch, wenn, wie gesehen, irgendwo im Landkreis für eine
Straßenverbreiterung alte Alleebäume abgeholzt werden, geopfert dem
"unentbehrllichen Instrument der Freiheit", wie ein bekannter
Politiker kürzlich so geistreich formulierte.
Wenn wir nicht bald erkennen, daß wir ein Teil der Natur sind und nicht
gegen sie leben können, wird sich die Natur bald unserer Gattung entledigen.
Wie wir wissen, hat sie das sogar bei den Sauriern geschafft...!
LB an die Bad Wörishofer Zeitung
Endlich findet sich Gelegenheit die Stadtväter und Planer
uneingeschränkt zu loben: Der Umbau der Fidel Kreuzerstraße ist großartig
gelungen!
Wie ich an einem sonnigen Dezembertag in die Straße kam, glaubte ich
fast zu träumen: eine Straße, in der Bäume wachsen! Im Kleinen hat sich hier
für mich ein alter Traum verwirklicht - eine Straße, für Menschen und Bäume!
Ich könnte mir gut vorstellen, daß dieses städtebauliche Meisterstück
zum Vorbild der Wohnstraßen der Zukunft werden und Besucher aus Nah und Fern
anziehen könnte.
Auch die Pflasterarbeiten fügen sich harmonisch in das Gesamtbild und
hat - im Gegensatz zum reifengerechten Asphalt - ein menschliches Maß.
Was ich aber nicht begreife ist, daß dieselben Stadtväter immer noch die
Grünfläche zwischen Kur- und Gartenstadt dem Straßenbau opfern wollen. Eine
Grünfläche, die ja eigentlich mitten in der Stadt liegt und die für einen
Kurort unbezahlbar ist. Was könnte man daraus nicht alles machen: einen Park
mit Biotopen anlegen, mit eingestreuten Kleingärten, oder, beinahe noch
schöner, ein durch Vogelschutzhecken und vereinzelte hohe Laubbäume
kleingegliederter extensiv bewirtschafteter bäuerlicher Raum.
Wohlgemerkt, ich habe im vorliegenden fall nichts gegen eine
Umgehungsstraße, wenn sie das tut, was sie im Namen vorgibt zu tun, nämlich
einen Ort umgehen und nicht zerschneiden. (Obwohl um jeden Quadratmeter schade
ist, der zugeteert wird!)