freiGEISSt.de  

Blogs des bayerischen Barden Geiss-Haejm

Meine Leserbriefe und Kommentare  zum Thema Nationalpark Bayerischer Wald

 

20.8.14 Beendet die ideologische Auseinandersetzung um den Nationalpark!

Appell in freigeisst.de an beide Seiten

Im Nationalpark wurden gewiss Fehler gemacht, einer war der Hochmut von Naturschützern gegenüber den Einheimischen, aber auch von Politikern wie Edmund Stoiber, die von der Staatskanzlei aus per Federstrich entschieden. Doch auch auf der anderen Seite waren nicht nur Engel am Werk und was heute als der zentrale Punkt gilt, um den sich alles dreht, der Borkenkäfer, spielte in der Diskussion damals kaum eine Rolle, denn die Windbrüche und die Käferexplosion in den Monokulturen kamen erst später. Der Widerstand wurde anfangs getragen von leitenden Forstbeamten, die ihre beruflichen und waidmännischen Reviere nicht verlieren wollten, begreiflicherweise unterstützt wurden von Beschäftigten der Staatlichen Forsten und den Gewerben, die mit der Holzindustrie verbunden waren. Auch damals schon sprangen lokale SPD-Größen auf den Protestzug auf, um sich als „gestandene Waldler“ zu präsentieren und gewiss auch um die Kraft des Widerstandes für die eigene Popularität zu nutzen, hier handelt Landrat Adam heute nicht anders als damals Köppl und Feitz. In der Bevölkerung wurden Ängste geschürt, etwa der Bayerische Wald werde suksessive stillgelegt und die Waldler aus ihrer Heimat vertrieben und man dürfe keine Beeren und Pilze mehr sammeln und kein Brennholz mehr machen. In einem Leserbrief hieß es sogar, man dürfe sich nicht mit dem Park einem zukünftigen Uranabbau verderben. Die Argumente waren teilweise so unredlich, dass sich auch Personen für die Parkerweiterung stark machten, die dem Park ursprünglich eigentlich zurückhaltend gegenüber standen. Auch ich gehöre wohl in diese Gruppe, denn um ein leidenschaftlicher Urwaldfreund zu sein, bin ich zu sehr Gärtner und Landschaftspfleger, bei denen das Regulierende, Unterstützende und Gestaltende zur zweiten Natur gehört. Dennoch glaubte ich damals wie heute, dass es vernünftig sei wenigstens ein Prozent der Fläche unseres Landes der Natur zu reservieren. Ich sah die brutalen Rückewege am Falkenstein, die die wasserführenden Schichten des Berges anschnitten, was ich als große Gedankenlosigkeit und Heimatzerstörung empfand, zumal in einer Zeit, in der das Waldsterben durch sauren Regen breit diskutiert wurde. Was Leuten wie mir nicht bewußt war, waren die großflächigen Fichtenmonokulturen, die nach Windwürfen zu Käferbrutstätten werden konnten, denn von meinen Wanderungen kannte ich vor allem den laubreichen Mischwald. Doch dann kamen die großen Windbrüche und die massenhafte Entwicklung der Borkenkäfer und der Anblick kahler Berggipfel, der wohl jeden Einheimischen entsetzte. Und doch gab es diese auch außerhalb des Parks, was aber die Parkgegner nicht zur Kenntnis nehmen oder Verschwörungstheorien vom weitfliegenden Rindenkäfer aus dem NP anhängen. Man braucht sich nur die Tonsuren der Berge vom Arber ins Zellertal anschauen, aber auch um den Silberberg und Brandtner Riegel wurde großflächig abgeholzt. Der Unterschied dieser Flächen mit den Parkflächen bestand eigentlich nur darin, dass hier wieder aufgeforstet wurde und man es dort der Natur überließ. Gleichzeitig erschwerte man der Natur die Regeneration, weil man eingriff und die Baumleichen teilweise entfernte, doch gerade diese hätten die differenzierte Bodenstruktur geschaffen, die mit ihrem Verhau, den erhöhten und windgeschützten Standorten und der nach und nach zu Erde werdenden Baumleichen die neue Waldentwicklung begünstigt hätten.

Heute werden auf diesen Flächen Anpflanzungen gefordert, was ich persönlich auch machen würde, wenn ich auf eigener Fläche einen Wald schaffen möchte, wie ich in mir erträume. Aber für mich ist das kein Glaubenskrieg, ich bin sicher, dass sich auch so eine abwechslungsreiche Waldtruktur entwickeln wird, langsam aber, aus den genannten erschwerenden Gründen.

 

18.3.06 Schützengräben verlassen!

Leserbrief an BBZ

Seit fast zehn Jahren habe ich mich nicht mehr zum Nationalpark geäußert, einfach weil es mir angesichts des Ausmaßes des Bergwaldsterbens die Sprache verschlagen hat. Die scheinbare Vorsätzlichkeit der unterlassenen Hilfeleistung für den Wald hat mich sehr getroffen und mir manche Illusion zerstört. Und dennoch meine ich noch immer, dass die Entscheidung für die Parkerweiterung richtig war. Der Nationalpark wird bald auch wirtschaftlich nicht mehr wegzudenken sein. Es wird höchste Zeit, dass Gegner und Befürworter ihre Schützengräben verlassen und die weitere Entwicklung kritisch, aber konstruktiv begleiten. Diejenigen, die den Park in den Himmel loben und nicht die geringste Kritik daran vertragen und die Menschen am Liebsten aussperren möchten, müssen ihre Haltung grad so überprüfen wie jene, die den Park am liebsten für alle Waldschäden außerhalb verantwortlich machen würden.

Gerade letzteres wird durch die ständige Wiederholung nicht wahrer. Ausgedehnte tote und schwerkranke Waldstücke, etwa am Arber und Rachel, an der Donau oder im Allgäu habe ich schon vor 25 Jahren beobachtet und in Liedern besungen. Dass man heute in den Bergwäldern außerhalb des Parks kaum Baumgerippe sieht, bedeutet nur, dass man die kranken Bäume eben fleißig herausholt. Manche unserer Höhenzüge sind schon beängstigend kahl und auch in Tallagen lassen viele Fichten ihre Zweige wie Lametta hängen.

Dass auf den meisten Totholzflächen im Park ein junger Wald nachwächst, kann heute wohl niemand mehr ernsthaft bestreiten. Daran habe ich aber auch niemals gezweifelt, denn wieviel Aufwand ist für die Offenhaltung der Schachten nötig und wieviel zehntausende von Schösslingen müssen da immer beseitigt werden! Und gerade wir Zwiesler wissen, dass die Natur ihre Bäume sogar auf einem Kirchturm wachsen lässt. Greuelgeschichten, dass auf den Hochflächen keine Vögel mehr leben, kann jeder selber überprüfen, natürlich muß er sich die richtige Zeit dafür aussuchen. Auf dem Weg zum Lusen habe ich an einem frühsommerlichen Regentag soviel Vogelgesang erlebt, wie man es sonst nur in einem Auwald hört.

 

18.10.97 Mehr Vertrauen in Mutter Natur

Gerade mal ein halbes Prozent der Fläche unseres Landes ist Naturschutzgebiet. Und sogar diese winzige Fläche ist manchen Leuten noch zuviel. Was soll man davon halten, wenn Menschen fordern, man dürfe die Natur nicht sich selbst überlassen? Das ist Anmaßung im Quadrat, da will das Ei das Huhn belehren!

Was sich um den Lusengipfel abspielt, schmerzt jeden Naturfreund. Doch wer noch nicht völlig mit Blindheit geschlagen ist, begreift, daß sich hier die Folgen unseres zerstörerischen Wirtschaftens zeigen, der Rindenkäfer ist nur der grausliche Vollstrecker. Die gegenwärtige Käferhysterie ist vielleicht ein kollektives "Nichtsehenwollen der eigenen Verstricktheit". Zum Beispiel ist der Bauernpräsident zu fragen, ob er nicht weiß, daß etwa ein Drittel der Schadstoffe die zum Waldsterben führen dem Ammoniak aus der Massentierhaltung zugeschrieben wird. Und die Politiker, ob sie nicht wissen, daß die Globalisierung zu einer Vervielfachung der Verschmutzung der Atmosphäre führt und direkt oder indirekt weltweit Wälder killt (und nebenbei heimische Bauern...)

Wir Waldler können nur hoffen, daß das Ende der nicht standortgemäßen Bergfichten- Monokultur der Anfang eines neuen, anderen Waldes sein wird. Dies aber wohl nur, wenn die toten Bäume nicht entfernt werden und die Sämlinge auf dem Mulch der abfallenden Rinde und den gefallenen Stämmen einen privilegierten Platz finden, ohne vom Gras erstickt zu werden. Wenn letzteres passiert, wird es uns gehen wie den Erzgebirglern und wir werden mit kahlen Hochflächen leben müssen. Anderenorts werden diese als "Naturdenkmäler Schachten" verherrlicht und mühevoll baumfrei gehalten. Auf dem Albrechtschachten auf dem Falkenstein wurden z.B. kürzlich erst 45000 junge Bäumchen vom Waldverein entfernt, damit die Hochfläche nicht zuwächst. Diese Zahl sollte uns doch ein wenig Vertrauen in die Wachstumskraft der Natur geben, die selbst die lebensfeindlichsten Umwelten besiedelt: neulich mußte die Feuerwehr sogar wieder den Birken auf dem Zwieseler Kirchturm zu Leibe rücken. Aber Birken und Ebereschen sind – wie unlängst zu lesen war - für manche Leute ja keine richtigen Bäume...

 

10.9.97 Hoffung auf den Lebenswillen der Natur

LB an PNP -- nicht gedruckt worden --

Nicht wenige bezweifeln, ob auf den borkenkäfergeschädigten Hochflächen des Nationalparks überhaupt wieder etwas wachsen wird. Die Waldvereinssektion Lindberg hat in diesen Tagen bei Pflegearbeiten den Albrechtschachten am Falkenstein von angeflogenen jungen Bäumen befreit. Sie zwickten auf der hochgelegenen Waldwiese etwa 45 000 junge Bäume ab. Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist, auch für die borkenkäfergeschädigten Hochlagen des Lusens.

 

4.9.97 Hoffnung auf Mutter Natur

LB an PNP ---nicht abgedruckt ---

Nicht wenige bezweifeln, ob auf den borkenkäfergeschädigten Hochflächen des Nationalparks überhaupt wieder etwas wachsen wird. Die Waldvereinssektion Lindberg hat in diesen Tagen bei Pflegearbeiten den Albrechtschachten am Falkenstein von angeflogenen jungen Bäumen befreit. Sie zwickten auf der hochgelegenen Waldwiese etwa 45 000 junge Bäume ab. Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist, auch für die Hochlagen des Lusens.  

 

3.7.97 Niemand hat den Stein der Weisen

Ist der Nationalpark schuld am sauren Regen? Oder an den klimatischen Veränderungen? Oder daran, daß auf unseren Bergen vor hundert Jahren Flachlandbäume in Monokulturen gepflanzt worden sind? Und wer hat mit Forstwegen die wasserführenden Hangschichten angeschnitten, die wie Drainagen die Berge entwässern?

In den Hochlagen des Nationalparks sind die Folgen des menschlichen Wirtschaftens zu studieren, und wir erschaudern vor dem Anblick toter Baumgerippe. Zum Glück keimt darunter junges Leben, erstaunlich genug, denn im Erzgebirge sollen sogar die Pflanzversuche erfolglos geblieben sein. Doch auch bei den jungen Schösslingen ist zu fragen, ob sie nicht überwiegend Kinder jener nicht standortgemäßen Bäume sind.

Doch egal ob es nur der Linderung unserer Seelenqualen dient oder ob wirklich alleine waldbauliche Maßnahmen unsere Berggipfel grün halten können - niemand hat den Stein der Weisen, weder die Biologen des Nationalparks, noch deren Gegner, die heute spottend und drohend auftrumpfen. Und doch sollte man nicht vergessen, daß der Naturschutz nie das Hauptargument der Parkgegner war - demaskierend wirkt hier auch die Verhöhnung der Regener Lindenschützer - sondern sich halt als schneidendste Waffe erweist.

Gründliche Zeitungsleser werden sich daran erinnern, daß zuerst ganz andere Gründe gegen die Parkerweiterung angeführt wurden, etwa die Schachten offenzuhalten. Heute wird von den gleichen Leuten bezweifelt, daß auf den neuentstehenden Kahlflächen überhaupt wieder etwas wächst... Ich möchte auch daran erinnern, daß ein Herr Kerschbaum in einem Leserbrief 1995 durch den Park die Möglichkeit eines späteren Uranabbaus gefährdet sah...

Damit ließ sich verständlicherweise niemand gegen den Park mobilisieren. Da läßt sich mit der tiefsitzenden Angst der Menschen vor Insektenplagen schon mehr anfangen...

 

27.6.97 Abschied überdenken

LB an BB Zwiesel

Der Abschied von Forstchef Hubert Demmelbauer stimmt mich traurig, denn für mich war es lange Zeit das Selbstverständlichste der Welt, daß er auch einmal Chef des Nationalparks im Zwiesler Winkel sein würde. Da ich ihn als naturliebenden und besonnenen Menschen kenne, schien er mir die beste Gewähr dafür zu bieten, daß die Politikerversprechungen in Sachen Nationalpark auch erfüllt werden und daß der zukünftige Urwald auch "unser Wald" bleiben würde, grad so wie der Urwald am Höllbachgespreng. Auch die kritischen Töne, die später von Hubert Demmelbauer zur Parkerweiterung zu hören waren, bestärkten mich in meiner Auffassung, denn gerade diese kritische Haltung und Couragiertheit schienen mir ein Garant für einen weltoffeneren und bürgerfreundlichen Nationalpark zu sein, in dem die Lehren aus den Irrtümern und Fehlern des bestehenden Parkes gezogen würden.

 

8.3.96 Private Interessen

Die Erweiterung des Nationalparks ist eine großartige Sache, diese Chance abzulehnen wäre zum Schaden für die ganze Region.

Beinahe sämtliche Argumente der Gegner wurden in den letzten Monaten entkräftet, doch ihre Wortführer werden nicht müde, immer neue an den Haaren herbeizuziehen. Unredlich ist das Ganze, wenn man weiß, daß es in Wirklichkeit nur um ein paar private Interessen geht, etwa den Verlust von Jagdrevieren, die aber so nie ausgesprochen werden.

 

2.10.95 Alles nur Satire?

Leserbrief an den BB zum Thema Nationalparkerweiterung

 

Geht es Ihnen nicht auch so? Immer wenn ich einen der Leserbriefe der Gebrüder Kerschbaum lese, dann denke ich mir, das können die doch nicht ernst meinen! Das ist so maßlos überzeichnet, die Pointen so absurd, die Urteile so vernichtend- das muß Satire sein! Dann denke ich mir, die wollen ausreizen, was man den Menschen an Übertreibung zumuten kann - die machen sich einen Spaß und lachen sich vielleicht krank darüber, daß alle sie ernst nehmen...

Sie begannen ihr Spiel, als sie gegen die modernen Windmühlen anrannten. Dann erinnere ich mich an ihre Versuche, uns - in einer Welt des Overkills - den Luchs als Bedrohung des Abendlandes auszumalen.

Richtig los ging es aber erst, als die Erweiterung des Nationalparks ins Gespräch kam - wir alle kennen die Geschichte. Bedenklich wird die Sache, seit die Überpointierungen auch bei Politikern und Waidmännern die Runden machen. Bei letzteren kann man die Erregung ja noch verstehen, da sie die Parkerweiterung aus ihrem Paradies vertreiben würde. Daß aber manche Politiker so beharrlich Nein sagen, verstehe ich nicht, da alle ihre anfänglichen Bedenken entweder ausgeräumt oder in den Kreistagsbeschluß eingeflossen sind. Doch die große Zahl der Unterschriften gegen den Park scheint sie vor den Kommunalwahlen sehr zu beeindrucken. Zu unrecht, wie ich meine, denn die meisten Unterschriften sind zu Zeiten abgegeben worden, als es noch um Wasserrechte und ums Schwammasuchen ging. Wer die Informationsschrift des Landkreises gelesen hat, weiß, daß es ein Knieschuß für die ganze Region wäre, würde man die Parkerweiterung ablehnen. Und weil die Pro-Gründe so übermächtig sind, wirkt es langsam peinlich, wenn die Herren Kerschbaum weiter ihr maßloses Spiel treiben. Jüngste Beispiele sind der Vergleich des Nationalparks mit einem Gefängnis oder der alten DDR und die absurde Attacke gegen den hölzernen Besuchersteg. Hätte ihn Herr Bibelrieder aus Plastilin bauen sollen?

 

2.7.95 Leben am Randes des Urwaldes!

LB an BB

Der Urwald am Falkenstein schien mir schon immer mit das wertvollste Stück meiner Waldheimat zu sein. Ich war stolz darauf und habe die Weitsicht seiner Gründerväter bewundert. Nun haben wir die einmalige Chance, diesen Urwald auszudehnen und ein kleines Stück unseres geschundenen Landes wieder der Natur zurückzugeben.

Mir scheint es gerade ein Privileg zu sein, einmal am "Rande des Urwaldes" leben zu dürfen, für den Tourismus gibt es wohl auch langfristig keine bessere Investition. Noch jeder Gast, mit dem ich durch den Urwald wanderte, war begeistert vom Werden und Vergehen des Waldes, und entsetzt über die forstwirtschaftlichen Sünden drum herum.

Ich begreife die Hartnäckigkeit der Parkgegner nicht, nachdem praktisch alle ihrer Forderungen erfüllt werden: die Schachten bleiben, ebenso die Trinkwasserrechte, auch das Beeren-und Pilzesammeln wird fast überall möglich sein (hier hat uns der radioaktive Regen aus Tschernobyl schon vor Jahren unserer angestammten Rechte beraubt!), gegen die mögliche Ausbreitung des Borkenkäfers wird mit den bewirtschafteten Randstreifen ausreichend Vorsorge angeboten.

Blieben die "Holzwagler" übrig, doch ich glaube für die gibt es immer noch genug dürre Stangen im verbleibenden Staats- und Privatwald. Und gerade da zeigt sich unsere privilegierte Lage: am Rande des Urwaldes! Uns bleiben (fast) alle Möglichkeiten erhalten und wir bekommen noch nicht abschätzbare neue dazu!

Die Grenzwälder würden durch den Park auf Dauer geschützt und wer wäre mehr Nutznießer davon, als die angrenzenden Gemeinden?

Die Zeit ist nicht mehr fern, wo man naturnahe Wälder als Kostbarkeit betrachten wird.

Wem es um "unseren Woid" geht, der sollte nicht gegen seinen Schutz kämpfen, sondern gegen seinen wirklichen Feind - die Luftverschmutzung durch Verkehr, Industrie und Landwirtschaft, als Folge unseres maßlosen Lebensstils!

 

18.06.95 Nationalpark als Chance

Leserbrief (nicht abgeschickt)

Wenn ich es richtig sehe sind die Argumente der Nationalparkgegner sehr geschrumpft, denn die Schachten und die Trinkwasserrechte bleiben erhalten und auch Beeren- und Pilzesammeln soll weiter möglich sein. (Aber hier hat uns der radioaktive Regen aus Tschernobyl mehr enteignet, als es ein Nationalpark je könnte).

Der Verkehr ist ein Problem, ob mit oder ohne Nationalpark. Vor allem den Transitverkehr gilt es zu verringern, z. B. in dem man unsere Gegend attraktiver macht, auch für die Einheimischen.

Bleiben nur noch zwei Argumente gegen die Parkausweitung - Borkenkäfer und Brennholzwerber.

Das erste will mir gar nicht einleuchten, haben wir doch schon seit vielen Jahrzehnten am Falkenstein einen "kleinen Nationalpark", das Urwaldgebiet am Höllbachgespreng. Kein Mensch käme auf die Idee, "unseren" Urwald wegen morscher Bäume ausholzen zu wollen. Der Besucher will die toten Baumriesen sehen, wie sie flechtenbehangen in den Himmel ragen oder wie aus ihrem zerfallenden Stamm neues Grün treibt. Wo sind die Hilferufe wegen der Borkenkäfer aus dem Urwald? Ich habe nie davon gehört und glaube, daß die Borkenkäfergefahr stark übertrieben wird.

Einfügung 19 Jahre später, August 2014

Hier habe ich mich gewaltig geirrt, als ich den Mischwald der Urwaldflächen mit den Fichtenmonokulturen der Hochlagen verglich und annahm, aller Wald könnte bald so aussehen. Aber ich schloss von meinem Lieblingswandergebiet am Falkenstein mit seinen Buchenwäldern auf den ganzen Grenzkamm. Dennoch: Auch die Hochlagen werden, wenn man sie lässt, einen Urwald hervorbringen, den wir zu unseren Lebzeiten aber nur in seinem Anfangsstadium erleben werden dürfen. Leider sind durch die Holzentnahme auf den Windbruchflächen die Startbedingungen für einen neuen Wald sehr erschwert geworden.

Blieben die "Holzwagler" übrig, doch ich glaube für die gibt es immer noch genug dürre Stangen im verbleibenden Staats- und Privatwald. Und gerade da zeigt sich unsere privilegierte Lage: am Rande des Nationalparks! Uns bleiben (fast) alle Möglichkeiten erhalten und wir bekommen noch nicht abschätzbare neue dazu!

Meiner Ansicht nach würden die Grenzwälder durch den Park auf Dauer geschützt und wer wäre mehr Nutznießer davon, als die angrenzenden Gemeinden? Ich bin sicher, daß die Zeit nicht mehr fern ist, wo man naturnahe Wälder als Kostbarkeit betrachten wird. (Nebenbei - vielleicht schützt uns der Nationalpark einmal vor militärischen Tieffliegen, denn Tschechien wird wohl bald NATO-Mitglied werden und damit das jetzige Überflugsverbot der Grenzzonen wegfallen.)

Ich gebe zu, daß auch bei mir anfangs die Skepsis gegen den Park überwog, denn als freisinniger Mensch mag ich es nicht, wenn man mir Wege verbietet (z.B. den wunderbaren Steig vom Rachelsee zum Gipfel). Doch daß ich deswegen gegen die vielleicht einmalige Chance stimme, unseren Grenzkamm auf Dauer der Natur zurückzugeben - soviel Raum gestehe ich meinem Egoismus doch nicht zu.

 

1.6.95 Vertreibung aus dem Paradies?

Leserbrief zur Nationalparkerweiterung (nicht abgeschickt)

Demokratie setzt den informierten Bürger voraus, ohne Sachkenntnis ist das Ganze nur Theater, egal ob bei Bürgerbefragungen oder bei Wahlen. Die Gewählten sollten natürlich ebenso sachkundig sein. Dies sei doch selbstverständlich, meinen Sie? Wie kommt es dann, daß der Kreistag mehrheitlich die Erweiterung des Nationalparks ablehnt, obwohl dieser der ganzen Region nur Vorteile bringen würde? Wer die Informationsschrift des Landkreises gelesen hat und den Abstimmungsentwurf kennt, in dem sich praktisch alle Forderungen der Gegner finden, kann nur den Kopf schütteln. Entweder waren die Neinsager nicht informiert, oder hinter ihrem Votum standen allein populistische Motive, weil sie sich - wie Herr Rücker formulierte - im Vorfeld zu weit aus dem Fenster gewagt hatten und dem Wähler im Frühjahr keine differentierte Sicht der Dinge zutrauen.

Von den ursprünglichen Argumenten der Parkgegner ist praktisch nichts übriggeblieben. Die Parkerweiterung würde uns wirtschaftlich wie ökologisch nur Vorteile bringen, dies in einem Umfang, daß eine Ablehnung mutwilliger Selbstschädigung gleichkommt.

Wem - von den bisherigen Nationalparkgemeinden abgesehen, die ihr touristisches Zugpferd mit dem Zwieseler Winkel teilen müßten und den Waidmännern, die aus ihrem Paradies vertrieben würden - würde die Parkerweiterung Nachteile bringen? Kein Wunder also, daß von diesen Seiten das lauteste Kontra tönt.

Wenn ein alter ehrenwerter Forstmann gegen den Park ist, weil er sich jahrzehntelang um den Wirtschaftswald bemüht hat und der Urwald ihm die geliebten Jagdgründe rauben würde, kann ich seine Betroffenheit nachempfinden. Mein Verständnis endet aber, wenn er Phrasen von sich gibt, wie: "wir sind ein Volk ohne Raum" oder "der Nationalpark raube dem Waldler seine Seele". Und wenn die Gebrüder Kerschbaum behaupten, der Waldler würde von Bären und Luchsen vertrieben, oder den Nationalpark mit einem Gefängnis oder der alten DDR vergleichen, dann ist das einfach nur ein Schmarrn.

Ein Wort noch in die andere Richtung, zu Hubert Weinzierls Spruch mit der "Chefsache". Man kann nicht für mehr und direktere Demokratie sein und gleichzeitig erwarten, daß die Dinge dann von oben gerichtet werden.