13.7.2000 Rücksichtslos

Vor keinem halben Jahr hat mich die Forderung nach einer Autobahn durch unsere Heimat aufgeschreckt und nun hat man über unseren Köpfen einen Highway, im wirklichen Sinn des Wortes, installiert, mit einem Federstrich, irgendwo in einer fernen Behörde. Nun rasen Tag und Nacht hausgroße Flugzeuge direkt über uns hinweg und bescheren uns dauerndes Gewittergrollen.

Vermutlich fiel dieses himmlische Treiben den meisten bislang gar nicht auf, denn überwiegend gehören wir doch wohl zur Spezies der Stubenhocker, die ohne Maschinenlärm und Lautsprechergedudel kribbelig werden. Erst wenn uns Fäkalien auf den Kopf fallen, wie neulich in Zwiesel am Anger, oder wenn wir lesen, daß über unserem Wald wieder große Menegen von Kerosin abgelassen wurden, dann nehmen wir uns vor, nie mehr zu fliegen, ich zumindest.

Der Himmel ist heute freigegeben zum Geldverdienen und die grenzenlose Freiheit über den Wolken, von der Reinhard May sang, ist genauer betrachtet eine ungeheuere Rücksichtslosigkeit gegen die Atmosphäre und alles Leben auf der Erde.  Noch irrt über den Wolken erst ein winziger Prozentsatz der Menschheit herum. Unvorstellbar, wenn dies einmal alle sechs Milliarden Menschen nachmachen wollten! Und an der weiteren Expansion des Luftverkehrs wird weltweit gearbeitet!. Den Wahnsinn des Massenferntourismus und des überflüssigen weltweiten Warenverkehrs kann nur einer stoppen: der regionaler denkende Verbraucher.

 

17.9.97 Wehret den Anfängen!

Leserbrief an BB Regen zum Thema Tiefflieger im Bayr.Wald

Bislang waren die bayrisch-böhmischen Grenzwälder quasi eine "Insel der Seligen", zumindest was die Belästigung durch Militärjets anging, damit scheint es nun vorbei zu sein. Am 15.9. donnerten erstmals Militärmaschinen über den südlichen Stadtrand von Zwiesel. Am 16.9. wiederholte sich der höllische Besuch zur Mittagszeit: aus dem Zellertal kommend donnerten im Tiefflug (Augenzeugen sprechen von höchstens 300 Meter) 3 Düsenjets durch den Zwiesler Winkel Richtung Grafenau. Zwanzig Minuten später kamen die Maschinen wieder zurück. Obwohl die Jets in einem eher gemäßigten Tempo flogen, glaubte man doch, es würde einem das Trommelfell zerreissen. Weidetiere rannten und sprangen in panischer Angst herum, kleine Kinder weinten und nicht nur kranken und älteren Menschen klopfte das Herz bis zum Hals.

Und dabei war alles nur ein harmloser Überflug, ohne Luftkampf und ohne Überschallknall. Also kein Vergleich mit dem Lärmterror, den viele Menschen in grenzfernen Gebieten tagtäglich erleiden. Blüht uns nun ähnliches im ostbayrischen Urlaubsgebiet? Müssen wir damit rechnen, daß nach dem NATO-Anschluß von Tschechien an allen klaren Tagen sich die Luftwaffen aller Länder über unseren Köpfen austoben?

Oder kann uns vielleicht der Nationalpark in seinem Windschatten Schutz bieten? Ein Naturschutzgebiet mit lärmgeschädigten Wildtieren wäre ja wohl ein Witz. Ein ebensolcher Witz wäre es, wenn einer Urlaubsregion durch Tiefflieger der Todesstoß versetzt würde, denn Fluglärm ist ja wohl das Letzte, was jemand im Urlaub sucht. Und was ist der traurigste Witz? Daß die Politik zwei Jahre vor der Jahrtausendwende immer noch auf solche barbarische Höllenmaschinen setzt.

 

20.10.89 Riskante Tiefflugübungen

Offener Brief an Verteidigungsminister Stoltenberg und LB

Sehr geehrter Herr Stoltenberg!

Heute, gegen 11.30 Uhr, wurde unser Internat von mehreren Militärmaschinen im Tiefstfflug überflogen, vermutlich in einer Höhe von unter hundert Metern. Nur Sekunden später kreuzten zwei weitere Maschinen keine 500 Meter nördlich von uns, ebenfalls im Tiefstfflug, die Flugbahn der ersten Maschinen. Nach den schrecklichen Unfällen von Tieffliegern ist der Vorfall eine Rücksichtslosigkeit und eine mutwillige Gefährdung von Leib und Leben.

Ich fühle mich durch diese rücksichtslosen Kriegsspiele aber nicht nur persönlich bedroht, ich möchte auch im Namen der hier lebenden 130 Jugendlichen gegen dieses wahnwitzige Treiben über unseren Köpfen schärfstens protestieren.

Der Kurort Bad Wörishofen liegt ja zudem in keinem Tieffluggebiet, wird aber dennoch laufend überflogen. Vor allem unser Internat, das vorgelagert zwischen zwei Ortsteilen liegt, scheint - wie vor Jahren ein Major bei der Beschwerdestelle in Köln mutmaßte - als Ziel oder Orientierungshilfe für Sichtflüge benützt zu werden. Sollte dies zutreffen, daß eine Schulanlage als Tiefflugziel mißbraucht wird, wäre dies eine unglaubliche Gewissenslosigkeit.

Da Sie als Verteidigungsminister für unseren Schutz zuständig sind, möchte ich Sie eindringlich bitten, uns vor diesen Luftrowdies zu beschützen. Im übrigen scheinen mir Verteidigungsübungen, die selbst in Friedenszeiten keine Rücksicht auf die Menschen nehmen, eine ethisch fragwürdige Sache zu sein.