Vor keinem halben Jahr hat mich die Forderung nach einer Autobahn durch
unsere Heimat aufgeschreckt und nun hat man über unseren Köpfen einen Highway,
im wirklichen Sinn des Wortes, installiert, mit einem Federstrich, irgendwo in
einer fernen Behörde. Nun rasen Tag und Nacht hausgroße Flugzeuge direkt über
uns hinweg und bescheren uns dauerndes Gewittergrollen.
Vermutlich fiel dieses himmlische Treiben den meisten bislang gar nicht
auf, denn überwiegend gehören wir doch wohl zur Spezies der Stubenhocker, die
ohne Maschinenlärm und Lautsprechergedudel kribbelig werden. Erst wenn uns
Fäkalien auf den Kopf fallen, wie neulich in Zwiesel am Anger, oder wenn
wir lesen, daß über unserem Wald wieder große Menegen von Kerosin abgelassen
wurden, dann nehmen wir uns vor, nie mehr zu fliegen, ich zumindest.
Der Himmel ist heute freigegeben zum Geldverdienen und die grenzenlose
Freiheit über den Wolken, von der Reinhard May sang, ist genauer betrachtet
eine ungeheuere Rücksichtslosigkeit gegen die Atmosphäre und alles Leben auf
der Erde. Noch irrt über den Wolken erst ein winziger Prozentsatz der
Menschheit herum. Unvorstellbar, wenn dies einmal alle sechs Milliarden
Menschen nachmachen wollten! Und an der weiteren Expansion des Luftverkehrs wird
weltweit gearbeitet!. Den Wahnsinn des Massenferntourismus und des
überflüssigen weltweiten Warenverkehrs kann nur einer stoppen: der regionaler
denkende Verbraucher.
Leserbrief an BB Regen zum Thema Tiefflieger im Bayr.Wald
Bislang waren die bayrisch-böhmischen Grenzwälder quasi eine "Insel
der Seligen", zumindest was die Belästigung durch Militärjets anging,
damit scheint es nun vorbei zu sein. Am 15.9. donnerten erstmals
Militärmaschinen über den südlichen Stadtrand von Zwiesel. Am 16.9. wiederholte
sich der höllische Besuch zur Mittagszeit: aus dem Zellertal kommend donnerten
im Tiefflug (Augenzeugen sprechen von höchstens 300 Meter) 3 Düsenjets durch
den Zwiesler Winkel Richtung Grafenau. Zwanzig Minuten später kamen die
Maschinen wieder zurück. Obwohl die Jets in einem eher gemäßigten Tempo flogen,
glaubte man doch, es würde einem das Trommelfell zerreissen. Weidetiere rannten
und sprangen in panischer Angst herum, kleine Kinder weinten und nicht nur
kranken und älteren Menschen klopfte das Herz bis zum Hals.
Und dabei war alles nur ein harmloser Überflug, ohne Luftkampf und ohne
Überschallknall. Also kein Vergleich mit dem Lärmterror, den viele Menschen in
grenzfernen Gebieten tagtäglich erleiden. Blüht uns nun ähnliches im
ostbayrischen Urlaubsgebiet? Müssen wir damit rechnen, daß nach dem
NATO-Anschluß von Tschechien an allen klaren Tagen sich die Luftwaffen aller
Länder über unseren Köpfen austoben?
Oder kann uns vielleicht der Nationalpark in seinem Windschatten Schutz
bieten? Ein Naturschutzgebiet mit lärmgeschädigten Wildtieren wäre ja wohl ein
Witz. Ein ebensolcher Witz wäre es, wenn einer Urlaubsregion durch Tiefflieger
der Todesstoß versetzt würde, denn Fluglärm ist ja wohl das Letzte, was jemand
im Urlaub sucht. Und was ist der traurigste Witz? Daß die Politik zwei Jahre
vor der Jahrtausendwende immer noch auf solche barbarische Höllenmaschinen
setzt.
Offener Brief an Verteidigungsminister Stoltenberg und LB
Sehr geehrter Herr Stoltenberg!
Heute, gegen 11.30 Uhr, wurde unser Internat von mehreren
Militärmaschinen im Tiefstfflug überflogen, vermutlich in einer Höhe von unter
hundert Metern. Nur Sekunden später kreuzten zwei weitere Maschinen keine 500
Meter nördlich von uns, ebenfalls im Tiefstfflug, die Flugbahn der ersten
Maschinen. Nach den schrecklichen Unfällen von Tieffliegern ist der Vorfall
eine Rücksichtslosigkeit und eine mutwillige Gefährdung von Leib und Leben.
Ich fühle mich durch diese rücksichtslosen Kriegsspiele aber nicht nur
persönlich bedroht, ich möchte auch im Namen der hier lebenden 130 Jugendlichen
gegen dieses wahnwitzige Treiben über unseren Köpfen schärfstens protestieren.
Der Kurort Bad Wörishofen liegt ja zudem in keinem Tieffluggebiet, wird
aber dennoch laufend überflogen. Vor allem unser Internat, das vorgelagert
zwischen zwei Ortsteilen liegt, scheint - wie vor Jahren ein Major bei der
Beschwerdestelle in Köln mutmaßte - als Ziel oder Orientierungshilfe für
Sichtflüge benützt zu werden. Sollte dies zutreffen, daß eine Schulanlage als
Tiefflugziel mißbraucht wird, wäre dies eine unglaubliche Gewissenslosigkeit.
Da Sie als Verteidigungsminister für unseren Schutz zuständig sind,
möchte ich Sie eindringlich bitten, uns vor diesen Luftrowdies zu beschützen.
Im übrigen scheinen mir Verteidigungsübungen, die selbst in Friedenszeiten
keine Rücksicht auf die Menschen nehmen, eine ethisch fragwürdige Sache zu
sein.