Das
Geld geht dorthin, wo es am schnellsten Gewinn verspricht, wo es sich am
günstigsten produzieren lässt, wo die Löhne niedrig sind, wo es wenig soziale
und ökologische Auflagen und Kosten gibt. Der Freihandel will offene Grenzen
für den freien Fluss von Waren und Geld, doch nur dafür.
Für
Menschen öffnen sich die Grenzen nur, wenn sie Geld haben. Die Armen sollen
bleiben wo sie sind. Doch die Landflucht kann niemand aufhalten, beschleunigt
wird sie zudem durch Infizierung der Köpfe mit der westlichen Lebensweise. Weg
vom Althergebrachten hin zu den modernen Verlockungen. Der Mensch drängt immer
vom Minus ins Plus, vom Beschwerlichen zum weniger Beschwerlichen. So verläuft
diese Bewegung - hin zum Geld, zu den höheren Löhnen, den besseren
Sozialleistungen – beinahe naturgesetzmäßig ab. Und auch die Folgen treffen
ebenso ein: Entwurzelung, Verelendung, gigantisch anwachsene Slams, Empörung,
Kriege, ökologische Katastrophen…
Das
Zusammenwachsen wird aber kommen, so sicher, wie eine Säure sich mit einer
Basis verbindet. Doch die gegenseitige Durchdringung und Befruchtung sollte
langsam geschehen, ohne erdrutschartige Völkerwanderungen. Das setzt voraus,
dass auch in den armen Länder humane Entwicklungen und allgemeine Versorgtheit
gefördert werden.
Die
schöne Idee einer friedlich zusammenlebenden Menschheit, von Völkern, die ihr
buntes Andersein bewahren und sich doch allesamt den gleichen Grundwerten und
Menschenrechten verbunden fühlen, - von
einer sich gleichzeitig vermischenden, multikulturellen Gesellschaft, in der
einer den anderen toleriert und sich an der Verschiedenheit erfreut, in der es
keine Fremdenfeindlichkeit mehr gibt – ist reizvoll, doch wer meint, dies könne
sich in einer überschaubaren Zeit machen lassen, ist ein gefährlicher Träumer.
Die
Welt ist anders. Die Menschen sind bequem und wenn sie die Wahl haben, wählen
sie die bequemere Arbeit, den milderen Landstrich, den größeren Konsum, das
gesichertere Leben. Und weil die Welt warme und kalte Zonen hat, steinige und
fruchtbare, weil in den Städten die größere Fülle möglich ist, das
interessantere Leben- suchen die Menschen das Unerfreuliche zu vermeiden und so
streben sie nach dem Erfreulicheren. Sie denken dabei nicht an Übermorgen und
nicht an ihre Enkel, ja oft nicht einmal an Morgen, sie sind froh, wenn sie die
Gegenwart bewältigen.
Die
beschriebene Wanderungsbewegung wäre allein aus ökologischen Gründen eine
Katastrophe. Auch aus sozialer Sicht sind Zusammenballungen von Menschen
Brutstätten von Konflikten. Völkerverständigung entsteht so auf jeden Fall
nicht. Doch auch schon die Angleichung des Konsumverhaltens des volksreichen
Südens an die Verschwendungswirtschaft des Nordens, könnte die Biosphäre nicht
lange verkraften.