Die Bilder vom Straßenkämpfer Joschka Fischer haben mich auch empört und
enttäuscht. Doch wenn ihn eine Leserbriefschreiberin mit feigen Neonazis, die
in der Horde Gewalt gegen Ausländer verüben oder ihnen nachts das Haus
anzünden, in einen Topf wirft, dann ist das arge Demagogie. Das eine ist
heimtückische Gewalt gegen Schwache, das andere ein offensives Widerstehen
gegen die Staatsmacht, die man als Instrument des internationalen Kapitals
begriff und von der man sich und die Welt bedroht sah. Das Aufbegehren ab
1968 war ein verzweifeltes Ringen um Frieden und mehr Demokratie, ohnmächtiger
Zorn über den Völkermord in Indochina durch unsere Verbündeten, der
Rüstungswahnsinn mit der Drohung der Vernichtung allen Lebens, die Kungelei
unserer Regierungen mit Diktatoren und Verbrechern wie den Schah, Franko,
Pinochet, südafrikanischen Rassisten usw. Und die Staatsgewalt tötete:
Ohnesorg, Weissbecker, von Rauch. Ich lebte damals in Berlin-Kreuzberg und bekam
die Geschehnisse vor der Haustür mit. Doch mein Zorn richtete sich ebenso auf
die politischen Fanatiker, -Marxisten, Leninisten, Maoisten, Anarchisten usw. -
die den allgemeinen Unmut für ihre Sache zu nutzen versuchten. In jedem
vermummten Demonstranten vermutete ich einen Provokateur der Staatsmacht, nur
da, um demokratischen Widerstand in Mißkredit zu bringen.
Joschka Fischer gehörte wohl kaum zu dieser Sorte, er war ein vom
(katholischen) Gewissen Getriebener, der sich insgeheim wohl als kleiner Robin
Hood fühlte. Was ich ihm vorhalte ist, daß er nichts dazugelernt hat und auch
noch als Aussenminister Gewalt als Mittel der Politik akzeptierte und den
Kosowokrieg maßgeblich mittrug.