Leserbrief an Bb-Zwiesel
Der Standort eines Heizwerkes an einem der
schönsten Plätze der Stadt, am Eifelturm, ist sicher alles andere als optimal.
Dass aber nun das Sammellager für das Heizmaterial in etwa sieben Kilometer
Entfernung davon liegen soll, am verkehrsmäßig schwer zugänglichsten Platz der
ganzen Stadt, das kann man kaum glauben, wie kann so was betriebswirtschaftlich
und ökologisch sinnvoll sein? Als Bürger haben wir über das ganze Projekt bislang
nicht allzu viel erfahren, ein paar wichtige Fragen sollten schon auch
öffentlich beantwortet werden, etwa ob das Holz einmal verbindlich von unseren
Waldbauern kommen wird, oder ob letztlich die günstigsten Lieferanten zum Zug
kommen werden und zum Schluß Holz aus Tschechien, Polen oder gar China
verbrannt werden wird (siehe Pflastersteindebatte in Deggendorf). Und wer kann
– bei unterschiedlichen und am Gewinn orientierten Lieferanten schon
gewährleisten, dass wir uns nicht zuletzt eine Müllverbrennungsanlage für
belastete Hölzer ins Nest setzen. Die Bürger sollten auch wissen, wie und von
wem die Holztransporte durch den überlasteten engen Anger in die Lohmannmühle
geschafft werden sollen, ob das Holz bereits gehäckselt angeliefert oder ob es
zentral zerkleinert wird und ob und wie viel Lärm dabei wo entsteht.
Nur dass etwa 300 Lastwagen voll Holzschnitzel
jährlich in den Hof des alten Augustinerklosters gefahren werden und an der
wunderbaren Stelle von Bruder Georgs Gewächshaus ein Kraftwerk gebaut werden
soll, das war zu lesen. Auch dass die Route durch die Lohmannmühlstraße,
den Anger und dann über die
Umgehungsstraße und an der Realschule vorbei führt. Interessant wäre auch noch
zu wissen, zu welchen Bedingungen die Energie von der Stadt gekauft werden muß,
ob neben der Heizwärme auch Strom erzeugt wird, welche Straßen für die
Leitungen aufgerissen werden müssen und durch wie viel felsigen Grund man sich
wird kämpfen müssen und wer die Kosten für das aufwändige Leitungsnetz trägt,
welcher Aufwand für die Isolierung der Heizwasserleitungen getrieben werden
muss und mit welchen Leitungsverlusten über die langen Strecken (etwa bis zum
Rathaus) zu rechnen sind, wie die Energie- und Umweltbilanz aussieht, wenn man
das Holz mit dieselgetriebenen Maschinen erntet und zerkleinert, was mit den
alten Erdgas-Heizungen passiert und ob kleine dezentrale Heizkraftwerke nicht
sinnvoller wären. Ich werde das Gefühl nicht los, da will man wieder einmal
eine Sache gut machen und macht nebenbei fünf weitere Sachen schlecht.
Die Fragen, die ich in meinem Leserbrief zum
Heizwerk gestellt habe, werden nicht beantwortet, weder von der Stadt noch von
der lokalen Presse. Es ist sicher kein Zufall, dass sich oft jahrelang niemand
zu städtischen Themen äußert, was sicher ein Indiz für Politikverdrossenheit
ist. Oder können die gewählten Räte meine Fragen gar nicht beantworten, weil
sie auch mit den näheren Umständen des Projektes nicht vertraut sind? Eine
meiner Fragen wurde von Herrn Lukaschek aus Regen beantwortet, der jüngst
berichtete, dass eine Heizleitung in der Kreisstadt, die gerade verlegt wird,
350 000 € kostet, ohne Teerung der aufgerissenen Straße. Bei Zwiesels
beabsichtigten Heizleitungsstrecken kommt dann vermutlich ein Betrag zusammen,
der wohl an die Kosten für die geplante Stadthalle herankommt. Und da wir ja
bekanntlich kein Geld haben, sollte schon einmal gesagt werden, wer das zahlt.
Und auch welche Straßen aufgerissen werden müssen. Wenn ich nicht irre, könnten
für ein Drittel der Leitungskosten in alle städtischen Gebäude die
umweltfreundlichsten dezentralen Blockheizkraftwerke eingebaut werden, die
durch Kraft-Wärmekopplung auch noch Strom erzeugen würden.
Aber Hackschnitzel verbrennen ist doch auch
umweltfreundlich! Klar, wenn sie trocken sind und nicht wie in der Lohmannmühle
im Freien gelagert werden und eher an Mulchmaterial erinnern. Brennholz für den
Herd soll ja mindestens zwei Jahre trocknen, aber Hackschnitzel dürfen
duschnass in den Ofen wandern? Und dann gibt es da ja auch noch die anderen
Unzulänglichkeiten, auf die ich bereits hingewiesen habe. In jedem Fall dürfte
die Geschwindigkeit, in der das Landratsamt den Bau des Heizwerkes genehmigt
hat und in der die Baugrube ausgehoben wurde, ein Fall für das Guinessbuch der
Rekorde sein... Ich will nicht annehmen, dass mein Leserbrief damit irgendwas
zu tun hat? Das wäre zuviel der Ehre...