12.9.03 Notwendige Fragen zum Heizwerk in Zwiesel

Leserbrief an Bb-Zwiesel

 

Der Standort eines Heizwerkes an einem der schönsten Plätze der Stadt, am Eifelturm, ist sicher alles andere als optimal. Dass aber nun das Sammellager für das Heizmaterial in etwa sieben Kilometer Entfernung davon liegen soll, am verkehrsmäßig schwer zugänglichsten Platz der ganzen Stadt, das kann man kaum glauben, wie kann so was betriebswirtschaftlich und ökologisch sinnvoll sein? Als Bürger haben wir über das ganze Projekt bislang nicht allzu viel erfahren, ein paar wichtige Fragen sollten schon auch öffentlich beantwortet werden, etwa ob das Holz einmal verbindlich von unseren Waldbauern kommen wird, oder ob letztlich die günstigsten Lieferanten zum Zug kommen werden und zum Schluß Holz aus Tschechien, Polen oder gar China verbrannt werden wird (siehe Pflastersteindebatte in Deggendorf). Und wer kann – bei unterschiedlichen und am Gewinn orientierten Lieferanten schon gewährleisten, dass wir uns nicht zuletzt eine Müllverbrennungsanlage für belastete Hölzer ins Nest setzen. Die Bürger sollten auch wissen, wie und von wem die Holztransporte durch den überlasteten engen Anger in die Lohmannmühle geschafft werden sollen, ob das Holz bereits gehäckselt angeliefert oder ob es zentral zerkleinert wird und ob und wie viel Lärm dabei wo entsteht.

Nur dass etwa 300 Lastwagen voll Holzschnitzel jährlich in den Hof des alten Augustinerklosters gefahren werden und an der wunderbaren Stelle von Bruder Georgs Gewächshaus ein Kraftwerk gebaut werden soll, das war zu lesen. Auch dass die Route durch die Lohmannmühlstraße, den  Anger und dann über die Umgehungsstraße und an der Realschule vorbei führt. Interessant wäre auch noch zu wissen, zu welchen Bedingungen die Energie von der Stadt gekauft werden muß, ob neben der Heizwärme auch Strom erzeugt wird, welche Straßen für die Leitungen aufgerissen werden müssen und durch wie viel felsigen Grund man sich wird kämpfen müssen und wer die Kosten für das aufwändige Leitungsnetz trägt, welcher Aufwand für die Isolierung der Heizwasserleitungen getrieben werden muss und mit welchen Leitungsverlusten über die langen Strecken (etwa bis zum Rathaus) zu rechnen sind, wie die Energie- und Umweltbilanz aussieht, wenn man das Holz mit dieselgetriebenen Maschinen erntet und zerkleinert, was mit den alten Erdgas-Heizungen passiert und ob kleine dezentrale Heizkraftwerke nicht sinnvoller wären. Ich werde das Gefühl nicht los, da will man wieder einmal eine Sache gut machen und macht nebenbei fünf weitere Sachen schlecht.

 

 

Nov. 03 Heizwerk, LB 2

Die Fragen, die ich in meinem Leserbrief zum Heizwerk gestellt habe, werden nicht beantwortet, weder von der Stadt noch von der lokalen Presse. Es ist sicher kein Zufall, dass sich oft jahrelang niemand zu städtischen Themen äußert, was sicher ein Indiz für Politikverdrossenheit ist. Oder können die gewählten Räte meine Fragen gar nicht beantworten, weil sie auch mit den näheren Umständen des Projektes nicht vertraut sind? Eine meiner Fragen wurde von Herrn Lukaschek aus Regen beantwortet, der jüngst berichtete, dass eine Heizleitung in der Kreisstadt, die gerade verlegt wird, 350 000 € kostet, ohne Teerung der aufgerissenen Straße. Bei Zwiesels beabsichtigten Heizleitungsstrecken kommt dann vermutlich ein Betrag zusammen, der wohl an die Kosten für die geplante Stadthalle herankommt. Und da wir ja bekanntlich kein Geld haben, sollte schon einmal gesagt werden, wer das zahlt. Und auch welche Straßen aufgerissen werden müssen. Wenn ich nicht irre, könnten für ein Drittel der Leitungskosten in alle städtischen Gebäude die umweltfreundlichsten dezentralen Blockheizkraftwerke eingebaut werden, die durch Kraft-Wärmekopplung auch noch Strom erzeugen würden.

Aber Hackschnitzel verbrennen ist doch auch umweltfreundlich! Klar, wenn sie trocken sind und nicht wie in der Lohmannmühle im Freien gelagert werden und eher an Mulchmaterial erinnern. Brennholz für den Herd soll ja mindestens zwei Jahre trocknen, aber Hackschnitzel dürfen duschnass in den Ofen wandern? Und dann gibt es da ja auch noch die anderen Unzulänglichkeiten, auf die ich bereits hingewiesen habe. In jedem Fall dürfte die Geschwindigkeit, in der das Landratsamt den Bau des Heizwerkes genehmigt hat und in der die Baugrube ausgehoben wurde, ein Fall für das Guinessbuch der Rekorde sein... Ich will nicht annehmen, dass mein Leserbrief damit irgendwas zu tun hat? Das wäre zuviel der Ehre...