1.3.96 Tiefe Wurzeln

Leserbrief an PNP zum Bericht vom "Deutschland hinterläßt zu viele Spuren in der Welt"

Bei den Tieren kann man es beobachten: Wenn sie die Wahl haben, bevorzugen sie erst den gefüllten fremden Trog und zur Kotablage die fremde Stallecke. Wir Menschen sind in der Masse keinen Deut anders, wir grasen fremde Weiden ab und hinterlassen unseren Dreck in der ganzen Welt.  Sind die meisten Menschen schon unfähig für sich und das eigene Revier Verantwortung zu übernehmen, wie sollten sie fähig sein verantwortungsvoll über den Äquator zu sehen?

Unser Wirtschaften wir heute nicht von Sinn und Nutzen geleitet, sondern alleine von Gewinnerwartungen. An die Folgen in der Zukunft denkt sowieso keiner, alleine die heutige Dividende muß stimmen. Die Ausrichtung am "Weltmarkt", führt zudem zu einer Anpassung auf dem untersten Niveau, ökologisch und sozial, unser Wirtschaften ist Anarchie.

 

18.11.05 Albtraum

Die Globalisierung könne man so wenig aufhalten wie den Fluß der Donau, sagte Siemenschef von Pierer. Sollte dies stimmen, dann wird unser Planet wohl schon auf mittlere Sicht unbewohnbar, denn man stelle sich vor, dass bei erfolgreicher Globalisierung einmal über sechs Milliarden Menschen so verschwenderisch und zerstörerisch leben würden, wie es heute ein paar hundert Millionen tun. Und selbst wenn die Erde auch dies verkraften und nicht schon an den Verteilungs-, Religions- und Nationalitätskonflikten zu Grunde gehen würde- was wäre das dann für eine Welt! Die alten Kulturen und regionalen Märkte wären zerstört und mc-donaldisiert, die Menschen aus allen schwierigen Landstrichen geflüchtet und lebten zusammengeballt in riesigen Megastädten, bunt durcheinandergemischt, was heute schon nirgendwo funktioniert. Und die ganze Welt würde moralisch bestimmt und geregelt von den "freien Kräften des Marktes“, also von Gier und Habsucht... Ein Albtraum!

 

17.11.05 Globalisierung - eine gefährliche Krankheit

"Wir müssen die Menschen erschrecken!" sagte VW-Chef Pischetsrieder, und: "Für den Lohn eines deutschen Ingenieuers bekomme ich sechs chinesische Ingenieure". Damit räumte er faktisch ein, dass das Gerede der deutschen Wirtschaft über die Senkung der Lohnzusatzkosten und ähnliches eigentlich nur ein Witz ist, denn es geht nicht um ein paar Kostensenkungen, sondern um die Angleichung des Lebens- und Sozialstandarts der Bevölkerung an den der armen Länder.

Pischetsrieders Sprüche zeigen auch die Skrupellosigkeit, die heute in den Chefetagen der großen Konzerne regiert. Man fühlt sich alleine dem Gewinn der Aktionäre und dem eigenen verpflichtet, soziale Verantwortung, wie sie unsere Verfassung fordert, scheint überhaupt keine Rolle zu spielen.

Noch liegen Welten zwischen den Arbeits-und Lohnbedingungen in den Industrie- und den Entwicklungsländern und eine zu schnelle Angleichung würde die Welt ins Chaos stürzten. Aber ich bezweifle auch, dass die Wirtschaft diese Angleichung überhaupt will, denn dann könnte sie die Menschen nicht mehr gegeneinander ausspielen und ihre Profite würden sinken. Ein Handwerker erzählte mir kürzlich, dass er die Produkte in seinem Laden zum zehnten Teil dessen in China kaufe, was ihn dasselbe Produkt aus eigener Werkstatt kosten würde. Dieses Beispiel belegt, dass die Globalisierung alle gewachsenen Produktions- und Sozialstrukturen, ja alle damit verbundene Kultur, zerstören muß. In der Medizin nennt man das, was Menschen schwächt, leiden und sterben lässt, eine Krankheit. Die Globalisierung ist nur mit einer gefährlichen Pandemie gleichzusetzen. Und eine Krankheit muß man bekämpfen, wenn man ihr nicht erliegen will.

 

11.1.97 Arbeitslosigkeit und Globalisierung

Leserbrief an PNP

Immer mehr Waren werden mit immer weniger Menschen produziert. Selbst 2 Prozent Wachstum bringen noch keine neuen Arbeitsplätze. Und doch tischen uns Politiker noch immer die uralte Mär von der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch mehr Wachstum auf, während gleichzeitig der Mensch als Produktionsfaktor systematisch zurückgedrängt und sein Ersatz durch Maschinen und Automaten massiv gefördert wird. (Wir finanzieren unser eigenes Schafott).

Spätestens hier verweisen Politiker auf den Zwang zur Globalisierung der Wirtschaft und die dadurch entstehende Konkurrenzsituation mit Billiglohnländern, wo ohne soziale und ökologische Rücksicht produziert wird (häufig sogar durch unsere eigenen Firmen!).

Doch dieser Zwang gehört dringend hinterfragt, denn die "Globalisierung" ist kein Fortschritt, sondern ein beschönigendes Wort für einen nie dagewesenen Wirtschaftskrieg, der gegen die allermeisten Menschen auf dieser Erde und gegen die Natur geführt wird.

 

Gedanken zur Globalisierung

von 2003

Die Idee einer Welt, einer friedlich zusammenlebenden Menschheit, von Völkern, die ihr buntes Andersein bewahren und sich doch allesamt den gleichen Grundwerten und Menschenrechten verbunden fühlen, - von einer sich gleichzeitig vermischenden, multikulturellen Gesellschaft, in der einer den anderen toleriert und sich an der Verschiedenheit erfreut, in der es keine Fremdenfeindlichkeit  mehr gibt – das ist die Welt, von der viele von uns träumen und der wir uns annähern sollten.

Doch die Welt ist anders. Die Menschen sind bequem und sie leben gerne möglichst angenehm. Wenn sie die Wahl haben, wählen sie die bequemere Arbeit, den milderen Landstrich, den größeren Konsum, das gesichertere Leben. Und weil die Welt warme und kalte Zonen hat, steinige und fruchtbare, weil in den Städten die größere Fülle möglich ist, das  interessantere Leben- suchen die Menschen das Unerfreuliche zu vermeiden und streben nach dem Erfreulicheren. Sie denken dabei nicht an Übermorgen und nicht an ihre Enkel, ja oft nicht einmal an Morgen, sie sind froh, wenn sie die Gegenwart bewältigen.

Der imperialistische Freihandel, man spricht heute von Globalisierung, braucht offene Grenzen, offenen Waren und Menschenfluss. In der Praxis ergeben sich dadurch massive Probleme. Das Geld geht dorthin, wo es sich am günstigsten produzieren lässt, mit niedrigen Löhnen, wenig sozialer Absicherung, wenig Umweltschutzauflagen. Die Menschen dagegen haben den Drang sich dort ansiedeln, wo es sich augenscheinlich am leichtesten leben lässt – wo man  am meisten verdient, sie wandern also in die gemäßigteren Breiten  und dort wiederum in die Städte der reichen Industrieländer. Geld und Menschen haben also genau gegensätzliche Interessen, was sich auf Dauer nicht vereinbaren lässt.

Die beschriebene Wanderungsbewegung wäre allein aus ökologischen Gründen eine Katastrophe. Auch aus sozialer Sicht sind Zusammenballungen von Menschen Brutstätten von Konflikten. Völkerverständigung entsteht so auf jeden Fall nicht. Doch auch schon die Angleichung des Konsumverhaltens des volksreichen Südens an die Verschwendungswirtschaft des Nordens, könnte die Biosphäre nicht lange verkraften. Man stelle sich nur vor die 6 Milliarden Menschen würden den gleichen Lebensstil praktizieren wie – nehmen wir das extremste Beispiel – die US-Amerikaner, sie würden soviel Energie vergeuden, sie wollten alle fliegen usw. Das würde die Ressourcen in kürzester Zeit aufbrauchen und die Atmosphäre zerstören. Da man diesen Lebensstil, der alles andere als vernünftig und erstrebenswert ist, aber nicht einfach der Mehrheit der Menschen verweigern kann, müssen wir uns alle einem Lebensstil annähern, den die Erde verkraften kann. Vermutlich würden wir uns da nicht einmal in der Mitte treffen können, sondern viel näher am Verbrauch der heute Armen.

Doch der heute dominierende Freihandel zerstört die alten Kulturen und sozialen Systeme und ersetzt sie durch Kommerz und Orientierungslosigkeit. Sein größter Pferdefuß ist aber sein Grundprinzip der Gewinnmaximierung. Nicht die Versorgung und die Wohlfahrt der Menschen hat er zum Ziel, also nicht Essen, Wohnung und Arbeitsplätze, sondern nur das Erzielen von Profit für diejenigen, denen die Produktionsmittel gehören. So wird der Freihandel zu einer schweren Krankheit, an der die Völker zu Grunde gehen müssen, solange nicht sie das Ziel des Wirtschaftens sind, sondern nur ein Mittel zu fremdem Zweck.

siehe auch: Über unser Wirtschaften