Generationengerechtigkeit

 

Manche junge Politiker prangern heute sehr vehement mangelnde Generationengerechtigkeit an. Es werden Statistiken von begüterten Alten dargelegt und dass deren übertriebener Wohlstand von den Jungen finanziert werden muß und sie selber einmal im Alter kaum etwas aus den Rentenkassen bekommen werden. Hier wird eine Front zwischen den Generationen aufgemacht, die aber in Wirklichkeit ganz anders verläuft, nicht zwischen alt und jung, sondern zwischen arm und reich. Es ist richtig, dass viele vermögende Leute auch oft noch besonders hohe Renteneinkünfte beziehen. Aber die Mehrzahl der älteren Menschen bezieht Renten nahe beim Existenzminimum, bzw. nahe des Sozialhilfesatzes und sie haben auch keine Geldvermögen und keine Immobilien, sondern höchstens eine sauer ersparte Wohnung oder ein Häuschen.

 

Dann wird auch gerne von der gestiegenen durchschnittlichen Lebenserwartung der letzten Jahrzehnte auf ein weiter steigendes Lebensalter in der Zukunft geschlossen, es sind da manchmal unglaubliche Prognosen zu hören. Dazu wird ein Loblied auf die moderne Medizin gesungen. Doch zum einen ist die gestiegene Lebenserwartung die durchschnittliche, die auch durch die Senkung der Kindersterblichkeit begründet ist. Heute werden vor allem Menschen alt, die in ihren wichtigsten Entwicklungsjahren noch viel gesündere Lebensbedingungen hatten, auch kargere, bewegungsreichere. Sie stammen noch aus einer „Auslesegeneration“, da. h. hatten auch nur überlebt, weil sie gesund und zäh waren, viele ihrer Geschwister sind schon im Kindesalter gestorben. Sie zehren also von Bedingungen, die es seit Jahrzehnten immer weniger gibt. Ich meine feststellen zu können, dass meine Großelterngeneration noch so um die neunzig Jahre alt wurde, meine Elterngeneration wird nur noch um die Achtzig und in meiner Generation häufen sich schon die Krebsfälle schon in den Fünfziger Jahren. Ich glaube, dass Neunzigjährige in unserer Generation einmal sehr selten sein werden, da kann die Medizin noch so viele Ersatzteile bereithalten. In keinem Fall ist es ausgemacht, dass die Lebenserwartung auch zukünftig noch bedeutsam steigen wird. Wie alt wir in dreißig Jahren werden, wissen vielleicht Wahrsager und Märchenerzähler, aber sonst kann dies niemand wissen. Nicht nur, weil wir nicht wissen, was passieren wird, an politischen Entwicklungen, Völkerwanderbewegungen, Kriegen, Seuchen oder Katastrophen, und wir wissen auch nicht wie sich die Zahl der Kinder entwickeln wird. Wobei deutlich gesagt werden muß, dass schon lange nicht mehr die Kinderzahl über das Bruttosozialprodukt entscheidet, sondern die Automatisierung und etwas, was ich einmal den „globalen Raubfaktor“ nennen möchte. Wenn die politischen und wirtschaftlichen Führer 1995 um Herrn Brezinski recht hatten, dann reichen 20 % der Bevölkerung aus die zur allgemeinen Wohlfahrt nötigen Dinge herzustellen. (Sie nannten dies „Tittytainment“)

 

Ob die Renten von Morgen bezahlt werden können entscheidet sich also, wie gerecht die Güter zukünftig verteilt werden, ob sie sich ein paar Prozent der Bevölkerung aneignen oder wir doch die derzeitige extreme egoistische Raubgesellschaft in eine sozial gemäßigtere umbauen können.

(Siehe auch Sozialsysteme)