1988 Über Feste/ Hirnbatzl für das Magazin Lichtung

"Wo die Leute am wenigsten zu lachen haben, feiert man die meisten Feste!" Falls an diesem Sprichwort etwas dran sein sollte, hätten die Altbayern im Alltag ziemlich wenig zu lachen, denn von Mai bis September wechselt in unseren Breiten ein Fest das andere ab. Wer es darauf anlegt, kann den Sommer über von einem Maßkrug zum anderen wandern: die alten Volksfeste wurden verlängert, dazu kommen Stadt-, Wald-, Garten, Frühlings-, Sommer und Herbstfeste, dazu reichlich Feuerwehrfeste und Fahnenweihen. Kirchweih gibt es natürlich auch noch und schließlich bruzeln ungezählte Vereine an den lauen Sommerabenden und hoffen auf guten Ertrag. Irgendwo ist auf jeden Fall immer etwas los, ja, es wäre ja gelacht, wenn wir keinen Grund zum Feiern finden würden...!

Auch habe nichts gegen eine Maß Bier in geselliger Runde, auch wenn ich selten die Zeit dazu finde. Da ich also auch nur wenige Male im jahr feiere, ist das Feiern für mich etwas besonderes. Wer dauernd feiert, dem geht es wie uns allen mit den Bratwürsten: als es diese nur am Hl. Abend gab, galten sie als Leckerei. Heute ißt man sie zu jeder Gelegenheit und sie haben viel von ihrem Reiz verloren. Aber so ist es ja mit allem, was infaltionär gehandelt word, verliert seinen Wert.

Doch richtig, wir brauchen die vielen Feste ja in erster Linie, um die kleinen Brauereien am Leben zu erhalten, ach ja. Würden die Festgäste das Jahr über ihr Bier bei den ortsansässigen Brauereien kaufen, anstatt im Getränkemarkt vom Braumulti, bräuchte es das Opfer in den Festzelten nicht.., oder?

Doch vielleicht sind die vielen Feste auch nur eine Antwort auf die zunehmende Vereinzelung der Menschen. Jeder dritte Bundesbürger ist ein Single. Wo gibt es noch funktionierende Nachbarschaft, wo auch nur das Gespräch auf der Straße?

Heute winken sich die menschen höchsetens noch aus dem Auto aus zu und fahren - ins Fest, um dort echte nachbarschaft zu erleben.

"Na, Herr Nachbar, schmeckts?"

"I versteh nix, weil d´ Muse so laut is!"

"Wos ham s´gsagt? I hör nix...!"

Nun auch eine gescheite Blechmusik braucht heute einen Verstärker. Aber die Leute sollen offenbar nicht miteinander reden sondern schunkeln...

Doch nichts gegen Feste. Wenn sie mich anders verstanden haben, dann haben sie mich falsch verstanden. Schließlich helfen sie uns der Einsamkeit vor den elektrischen Bilderkisten zu entfliehen, mit denen man sich gar nicht unterhalten kann. Und überhaupts, mia vosamma scho nix, schließle hamma ja an Video..!