Leserbrief zum Artikel
über den Brückenbau an der Reisachmühle vom 2.2.95
Wenn man falsche Meldungen nur immer so leicht erkennen könnte!
Um was gehts? Da stand ein interessanter Artikel über die
Eisenbahnbrücke in der Reisachmühle im Zwieseler Lokalteil, mit einem einzigen
Fehler, der aber 45 Meter groß war. Die erwähnte Brücke, ein wirkliches Kleinod
in unserem Winkel, ist nur etwa 16 Meter hoch und keine 60 Meter wie gemeldet.
Ich glaubte an einen Schreibfehler und machte die Redaktion telefonisch
darauf aufmerksam. Doch mir wurde hartnäckig widersprochen, etwa, Herr Weber
(dessen Arbeit ich schätze!) sei ein Experte und seine Brückendaten seien über
jeden Zweifel erhaben, zudem hätten die Anwohner schon im Heimatkundeunterricht
gehört, daß ihre Brücke die höchste oder zweithöchste Brücke dieser Art sei,
daß die Redakteurin das Foto selber geschossen und sich von der gewaltigen Höhe
durch eigenen Augenschein überzeugt habe.
Mein Hinweis, daß es sich bei meiner Schätzung um keinen Unterschied von
wenigen Metern handele, sondern um ca. 45 Meter, und das dies jeder der Augen
hat bestätigen könne, fruchtete nichts. Die Brücke sei so hoch wie gemeldet!
Nun, ich habe die Steinreihen gezählt, es sind ca. 60, jede etwa 25 Zentimeter
hoch. Nach Adam Riese ergibt das eine Höhe von etwa 15 Metern, vielleicht sind
es auch 16.
Wenn man aus der Geschichte etwas lernen kann, dann doch wohl, daß
oftmals einer vom anderen abschreibt und man nicht alles glauben soll, was da
irgendwo schwarz auf weiß geschrieben steht.
(Kursiv markierter Text wurde kommentarlos gestrichen, ja nicht einmal
als Streichung kenntnlich gemacht. Abgedruckt erst 12 Tage später, mit dem
Nachsatz, daß die "Brücke mit Fundament" 27 Meter hoch sei. Ohne zu
sagen, daß das Fundament 12 Meter beträgt. Daß der Leserbrief nicht wegen der
falschen Brückenhöhe, sondern wegen der Weigerung sie zu berichtigen
geschrieben wurde, wurde durch die Streichung verschwiegen).
LB an Augsburger Allgemeine Zeitung
In der AAZ vom 13.2 hieß es dazu nur: "allerdings verloren sich im
Nieselregen bei 10 Grad unter Null gerade 200 Teilnehmer auf dem
Kirchplatz.."
Daß es bei grimmigen Frost keinen ´Nieselregen geben kann und auf dem
erwähnten Kirchplatz nicht viel mehr Besucher Platz gefunden hätten, sind zwar
Falschmeldungen, wären aber noch keinen Leserbrief wert. Doch zu unterschlagen,
daß die Kundgebung auf dem Kirchplatz nur der Auftakt des Bauerntages war, ist
schon ein dicker Hund. An die Kundgebung, zu der trotz widrigsten Umständen
viele Landwirt gekommen waren, schlossen sich ein denkwürdiger Gottesdienst und
am Nachmittag total überfüllte Voträge an. Da hielten Landwirte Kurse zum Thema
"Biologischer Landbau", "Existenzsicherungsprogramme für kleine
Betriebe", "Genossenschaftsgründungen",
"Direktvermarktung" sowie die total überlaufenen Vorträge von Barbara
Rütting über "Vollwertkost und gesunde Ernährung".
Abends endete der Bauerntag durch einen kulturellen Teil und einer Rede
von Antje Vollmer. Über den Tag verteilt hatten wohl an die 2000 Besucher an
den verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen. Die am Aschermittwoch übliche
Phrasendrescherei wurde gänzlich von sachlicher Information verdrängt, eine
Seltenheit im politischen Raum, die nicht unerwähnt bleiben darf.
Deswegen ist die Berichterstattung in den Medien daraüber ein Skandal.
Eine Redakteuerin des BR antwortete auf meine Frage nach dem Zeitpunkt ihrer
Sendung verlegen, es gäbe in ihrem Sender dafür keinen Platz, die Aufnahamen
würden von anderen Sendern gewünscht. Auch das ARD-Fernsehteam, das den ganzen
Tag drehte, durfte im "Bericht aus Bonn" nur wenige nichtssagende
Bilder senden. Sollte dies alles Zufall sein? Oder sind die Grünen für die
Medien nur dann interessant, wenn es von ihnen Negatives zu berichten gibt?