Leserbriefe und Kommentare von H. Geiss zum Thema Beschneidung

17.7.12Leserbrief an SZ zum Artikel "Immer mehr Rechte für immer weniger Kinder"

Verschärftes Nutella

Im Feuilleton der SZ vom 17.7.12 doziert Johan Schloemann über Religionsfreiheit, Elternrecht und Kindeswohl. Seine streckenweise klugen Ausführungen münden aber letztlich in der Überspitzung, dass sich der Staat nicht darum kümmern darf, ob Eltern ihrem Kind kein Nutella füttern oder nur Nutella zum Essen geben. Doch schon dieser spöttische Schluß, mit dem er die ganze Debatte lächerlich machen möchte, stimmt schon nicht, denn im zweiten Fall wäre das Kindeswohl unmittelbar gefährdet, da eine ausschließliche Nutella-Ernährung einer Körperverletzung und absichtlichen Vergiftung gleichkäme. Schloemann vernachlässigt aber nicht nur diesen Umstand mit seinem verunglückten Spott, sondern schlägt eine gedankliche Brücke zur Beschneidung, die er als ähnliche Lapalie betrachtet. Und damit verlässt er jede Seriosität und macht sich zum Propagandisten der Penisbeschneider.

Gewiss soll sich der Staat nur dann in die Kindererziehung einmischen, wenn eine wie immer geartete Gefährdung vorliegt. Völlig unsinnige und nicht umkehrbare chirurgische Eingriffe an Kindern sind ein traumatisches Geschehen, absichtliche Körperverletzung und eindeutig ein Verstoß gegen das Kindeswohl. Dass dies auch noch mit einer Zwangsmitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft verbunden ist, macht die Sache gewiss nicht weniger schlimm. Schloemann hat Recht, wenn er schließt, dass auch die Säuglingstaufe in diese Kategorie gehört. Aber auch hier versucht er zu einer falschen Koalition aufzurufen, denn verglichen mit der Beschneidung fällt die Säuglingstaufe eher in die Kategorie "verschärftes Nutella".

 

 

Zur Ankündigung der Regierung religiöse Kinderquälerei zu legalisieren

16.7.12 Leserbrief an SZ

zum Kommentar von Herbert Prantle "Was Aufklärung verlangt"

Mit keinem Kommentator stimme ich so oft überein, wie mit Herrn Prantl. Was er aber zum Thema "Beschneidung" schrieb, scheint mir weder logisch noch irgendwie human zu sein. Vielleicht sollte es Ihm zu denken geben, mit wem er sich da in einem Chor befindet, etwa dem Regensburger Ex-Bischof Müller, dem Inbegriff religiösen Dogmatismus. Dass auch windelweiche Politiker wie Westerwelle und Gabriel dabei sind, überrascht ebensowenig wie das Votum vieler Grüner, die ja mittlerweile schon alle ihre einstigen Ideale verraten haben. Kindeswohl ist, wie die Debatte um die kollektive Kleinkindbetreuung zeigt, sowohl für SPD wie für Grüne ein Fremdwort. Oder man denke an das Thema "Schächten". Würde irgendein Regime Kleinkinder verstümmeln und Tiere systematisch ohne Betäubung töten, was gäbe es da für einen Aufschrei, man würde womöglich einem Natoeinsatz zustimmen… Wenn es aber um moslemische oder jüdische Tierquälerei geht, dann ist die Sache nicht mehr schlimm…

Herr Prantl schreibt: "Wenn die Würde des Menschen verletzt wird, wenn eine angeblich göttliche Leitkultur die Grundrechte negiert - dann sind die Grenzen überschritten"

Und die Grenzen werden überschritten, wenn man einem Kind - ohne irgendeine medizinische Notwendigkeit - sein intimstes, vielleicht sensibelstes Körperteil verstümmelt, dann ist das eine massive Verletzung der Menschenwürde und seiner Person! Hier von Sorgerecht der Eltern zu sprechen, ist ein Witz. Oder die Formulierung, dass es nur um ein Stück Haut ginge! Doch um was für eine Haut! Eine, die das empfindsamste Körperteil des Mannes, seine Eichel, umhüllt und im nichterregten Zustand schützt.  Und es geht um Erniedrigung, um völlige Ausgeliefertheit, um fallweise panische Angst, vor allem bei älteren Kindern, -  um ein absichtlich beigefügtes Trauma. Wer derartiges mit sich oder seinen Kindern machen lässt, mit dem kann man alles machen, was ja wohl auch der tiefere Zweck dahinter ist. Dass es auch noch um eine körperliche Markierung geht, mit der man etwa Sklaven irgendeinem Herrn zugehörig zeichnet, ist eine weitere Ungeheuerlichkeit. Eine Religion, die Ihre Mitglieder körperlich zeichnet und sie sich so aneignet, ist Totalitarismus pur. Und ausgerechnet aufgeklärte Toleranz soll dies schützen? Das wäre eine Perversion der Aufklärung und des Toleranzbegriffes.
Wenn das Wohl von Kindern und die Unverletzlichkeit der Person geringer bewertet wird als eine "Religionsfreiheit", die mit haarsträubenden Argumenten die körperliche Markierung und Verstümmelung von Kleinkindern fordert, dann können wir unsere moralischen Grundsätze und auch unser Grundgesetz vergessen. Religionsfreiheit hat ihre Grenze dort, wo Menschen, erst recht hilflose Kinder, absichtlich verletzt werden. Der einzige Skandal ist, dass erst im Jahre 2012 ein Gericht die Thematik aufgegriffen hat. Die Begründung aus der Bibel für die Beschneidung: Erst hat Gott gefordert, dass Abraham eigenhändig seinen Sohn Isaak erdolcht, als dieser sich zu diesem Mord anschickte, gab sich Gott mit den Vorhäuten der beiden zufrieden und mit den Vorhäuten, aller männlicher Mitglieder, die ihnen nachfolgten. Wenn eine Religion nicht fähig ist, derartige Überlieferungen an moderne humanistische Prinzipien anzupassen, dann hat sie das Urteil über sich schon gesprochen. Das gilt auch für das politische Berlin, das mit der angekündigten gesetzlichen Legitimierung der Kinderquälerei Religionsfreiheit zur Narrenfreiheit macht und sich selber zu Narren.

 

15.7.12 Narrenfreiheit?

Kommentar in freigeisst.de

Zur Ankündigung der Regierung religiöse Kinderquälerei zu legalisieren

Wenn das Wohl von Kindern und die Unverletzlichkeit der Person geringer bewertet wird als eine "Religionsfreiheit", die mit haarsträubenden Argumenten die körperliche Markierung und Verstümmelung von Kleinkindern fordert, dann können wir unsere moralischen Grundsätze und auch unser Grundgesetz vergessen. Religionsfreiheit hat ihre Grenze dort, wo Menschen, erst recht hilflose Kinder, absichtlich verletzt werden. Der einzige Skandal ist, dass erst im Jahre 2012 ein Gericht die Thematik aufgegriffen hat. Die Begründung aus der Bibel für die Beschneidung: Erst hat Gott das Leben von Abrahams Sohn Isaak gefordert, dann gab er sich mit den Vorhäuten von beiden zufrieden und mit den Vorhäuten, aller männlicher Mitglieder, die ihnen nachfolgten. Wenn eine Religion nicht fähig ist, derartige Überlieferungen an moderne humanistische Prinzipien anzupassen, dann hat sie das Urteil über sich schon gesprochen. Das gilt auch für das politische Berlin, das mit der angekündigten gesetzlichen Legitimierung der Kinderquälerei Religionsfreiheit zur Narrenfreiheit macht und sich selber zu Narren.

 

13.7.12 Absurder Vergleich

zum PNP-Bericht "Eine der schwersten Attacken seit dem Holocaust"

Das Kölner Beschneidungsrteil als "größten Angriff auf jüdisches Leben seit dem Holocaust" zu bezeichnen, muß eine Zeitungsente sein, denn einen derartigen Vergleich kann wohl niemand ziehen, der auch nur einen Funken Geschichtskenntnis hat, und das ausgerechnet auch noch von einer Rabbinerkonferenz! Man stelle sich vor ein Deutscher würde einen solchen Vergleich vornehmen!

Da- der Versuch, das Grundrecht auf körperliche Unversehrheit, Selbstbestimmung und Menschenwürde gegen eine barbarische Religionsvorschrift durchzusetzen und Kleinstkinder vor einer unsinnigen Verstümmelung zu schützen - da, der Völkermord an Millionen Juden! Der Vergleich ist völlig absurd  und beweist wohl wieder einmal, dass Religionsfreiheit von manchen mit Narrenfreiheit gleichgesetzt wird. Und Politiker wie Westerwelle oder einige Grüne wollen eilfertig auch gleich die Verfassung ändern und das Recht auf religiös motivierte Herummetzgerei an Kleinkindern als Gesetz festschreiben... Sowas getraut man sich nicht auszudenken, dass so etwas ausgerechnet von Liberalen oder einer ökologischen Partei kommt!

 

 

28.6.12 Mißbrauch der Religionsfreiheit

Kommentar in freigeisst.de

 

Endlich hat ein Gericht die religiös verbrämte Verstümmelung von Bubenpenissen als Körperverletzung eingestuft! Aufregen sollte man sich höchstens darüber, dass dies erst im Jahr 2012 geschieht, so als gälte das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit erst heute. Wenn wir die körperliche Markierung von Menschen billigen, um sie so als "Eigentum" einer Religion zu brandmarken, dann können wir eigentlich alles vergessen, was uns heute ethisch etwas gilt. Religionsfreiheit ist keine Narrenfreiheit und kein Freischein für Kinderquälerei.  

Erschreckend auch die empörten Reaktionen der christlichen Kirchen. Aber auch sie rekrudieren ihre Schäfchen durch die Säuglingstaufe, was unserem Verständnis von Willensfreiheit spottet, auch wenn es eine vergleichsweise sanfte Art der "Kundengewinnung" ist.

 

27.6.12 Körperliche Markierung von Kindern durch Religionen ist Körperverletzung

Endlich hat ein deutsches Gericht die Verstümmelung von Geschlechtsteilen aus religiösen Gründen als Körperverletzung eingestuft! Es ist ein Skandal, dass das erst im Jahr 2012 geschieht, so als gälte das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit erst heute. Die blutige körperliche Markierungvon Kindern, um sie so unumkehrbar als "Eigentum" einer Religion zu brandmarken, ist ein Überbleibsel aus Zeiten der Sklaverei. Eigentlich sollte die Tortur als Gotteslästerung begriffen werden, denn sie bedeutet nichts anderes, als dass Gott die Menschen unvollkommen geschaffen hat und es erst religiöser Metzgereien bedarf, um die Sache zu berichtigen... Aber natürlich ging und geht es immer um Gehorsam und völlige Unterwerfung unter die Macht der Priesterschaft. Wer seinem Kind so etwas antun lässt, mit dem kann man alles machen. Und das Ganze wird noch immer mit Religionsfreiheit verteidigt. Doch diese bedeutet auch Freiheit vor dem Treiben sadistischer Priester, ist weder Narrenfreiheit noch Freischein für Kinderquälerei. Dass dieses inhumane Prozedere von Medizinern mit pseudomedizinischen Hygieneaargumenten gerechtfertigt wird, zeigt nur wieder einmal, dass sie für Geld alles tun. Auch die Erklärung, dass die Beschneidung unter den Wüstenbedingungen des Orients einmal sinnvoll war, glaube ich nicht, denn ohne den Schutz der Vorhaut können Sand und Ungeziefer viel leichter zu Verletzungen führen.

Erschreckt haben mich  die empörten Reaktionen der christlichen Kirchen auf das Urteil, aber auch sie rekrudieren ihre Schäfchen durch die Säuglingstaufe, was jeder Willensfreiheit widerspricht. Dass sich ausgerechnet auch ein paar Grüne bei der Empörung über das Urteil so hervortun, ist auch übel. Andererseits zeigt auch die Betreuungsgelddebatte, dass einigen von ihnen das Wohlergehen von kleinen Kindern hinter ideologischen Erwägungen zurückbleibt. Dass sie sich wieder für in ihren Augen wohl bei uns diskrimierte Religionen blind einzusetzen glauben müssen, auch wenn es um organisierte Kinderquälerei geht, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Religionsfreiheit bedeutet, dass jeder glauben kann was er möchte, solange er niemandem damit schadet. Wer aber im Namen der Religion Kinder mißbraucht, sie verführt und indoktriniert oder gar mutwillig verletzt und verstümmelt, der muß sich vor den weltlichen Gerichten verantworten.

Ein Kommentator rechtfertigt die Beschneidungen mit dem „Selbstbestimmungsrecht der Eltern“. Doch dieser Begriff wird geradezu im Orwellschen Gegensinn verwendet, denn er meint nicht, dass Eltern sich selbst bestimmen, was sie gerne dürfen, sondern dass sie ihre Kinder bestimmen wollen, weil sie diese als ihr Eigentum auffassen und die völlige Verfügungsgewalt über sie haben wollen. Diese Auffassung hat seine Wurzeln in der Sklaverei und archaischen Gesellschaften. Der demokratische Staat der Neuzeit sieht Kinder dagegen als Geschenk, das Eltern und Gesellschaft möglichst optimal fördern, ausbilden und im Geiste der Vernunft, der Toleranz und der Völkerverständigung erziehen sollen und dürfen.

Noch ein Wort zur Beschneidung von Geschlechtsteilen. Bei der in Teilen Afrikas verbreiteten Beschneidung von Mädchen, dem Wegschneiden von Klitoris und Schamlippen und damit dem Unmöglichmachen sexuellen Lustempfindens, gibt es zumindest in westlichen Gesellschaften keine Verfechter, denn diese Praxis ist ein Kapitalverbrechen an den Frauen.

Das Wegschneiden der Vorhaut am Penis der Jungen wird hingegen als vergleichsweise harmlos gewertet. Doch schützt die Vorhaut beim nicht erregiertem Penis die extrem empfindliche Eichel. Ihre Entfernung muß zwangsläufig zu einer Dauerreizung, etwa durch Reibung durch Kleidung führen und die Empfindung auf Dauer abstumpfen. In dem die jüdischen und islamischen Priester ausgerechnet diese intimste und empfindsamste Stelle verletzen und entstellen, wird an ihre Gläubigen ein zutiefst wirkendes Signal gesendet, eine blutige Demonstration ihrer totalen Macht und Gewalt selbst über die Intimität ihrer Anhänger, was nur als tief greifende Einschüchterung verstanden werden kann.

Die religiöse Mär dazu ist an Brutalität und Perversion kaum zu überbieten: Dem uralten Abraham wird von Gott befohlen, ihm seinen einzigen Sohn Isaal zu opfern, das heißt zu ermorden. Abraham erhebt auch schon seinen Dolch, wird aber dann gestoppt und muß dafür nur seine Vorhaut beschneiden, ebenso die seines Sohnes… Und, als Zeichen für ihr besonderes Bündnis mit Gott, sollen auch die Vorhäute aller männlichen Juden, aller geborenen und ungeborenen, beschnitten werden… Auch die Mohammedaner übernahmen diesen makaberen Brauch, da sie als semitische Völker ebenso auf  Abraham zurückgehen wie die Juden. Im Koran soll es aber kein Gebot zur Beschneidung geben, wie ich las. Doch auch die männlichen Mitglieder der königlichen Familie in England werden beschnitten, vielleicht um ihre besondere Legitimation ihrer Herrschaft von Gott zu  unterstreichen. (Sie werden dieses Theater schon einmal nötig gehabt haben).

Wie die Lage heute steht, werden die Juden und Mohammedaner nun zum Trotz gegen das Kölner Gerichtsurteil die Vorhäute ihrer Kinder noch fanatischer opfern und jeden, der die Thematik beleuchtet und kritisiert bekämpfen, es ist zu befürchten nicht nur mit Worten… Die Hoffnung, dass die Gläubigen sich von der Barbaraei ihres Tuns überzeugen lassen, geht wohl gegen Null. Und doch kann ein Ende der Quälerei nur von ihnen selber kommen, also vermutlich niemals.

 

Fußnote, religiöse Begründung für die Beschneidung der Männer:

Im Koran findet sich kein Gebot, das eine Beschneidung fordert. Im AltenTestament - auf das sich Moslems und Juden stützen - wird der   neunundneunzigjährige Abraham (Ismael) von Gott zur Beschneidung   aufgeordert, um ein unveränderliches Zeichen für seinen Bund mit ihm zu setzen. (wörtlich: "... und wo ein Mannsbild nicht wird beschnitten an seiner Vorhaut, dessen Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk..."   (1.Mose 17, 11-14) Ferner las ich in einer islamischen Quelle, dass die wichtigen Protagonisten des AT von Adam bis Noah usw. bereits beschnitten auf die Welt gekommen  seinen....