Ich fahre fast täglich durch die Pfleggasse und freue mich über die
alten Mauern und über die mächtige Linde darüber. Auch an dem markanten Ahorn,
der einige Menschengenerationen lang der Nachbar der Linde war, habe ich mich
immer gefreut, er war die reine Augenweide - bis man ihn vor zwei Jahren - aus
nicht nachvollziehbaren Gründen fällte, ich trauere um ihn noch immer.
Tröstlich, daß ein Stück weiter, an der Osserstraße, noch zwei markante
Baumriesen stehen, hoffentlich noch lange! Wann werden die Menschen endlich
begreifen, daß alte Bäume keine "Dinge" sind, derer man sich einfach
entledigt! Wann werden sie begreifen, daß ein großer Laubbaum im Garten eine
unbezahlbare Kostbarkeit ist, auf den man stolz sein kann, den für die Kinder
zu erhalten eine wirkliche Aufgabe ist! Ein Baum, der im Sommer Schatten
spendet und im Winter die Sonne durchläßt und einem filigran den Himmel
gliedert, der die Luft filtert, Sauerstoff spendet und Vogelgesang, der die
Jahreszeiten anzeigt und Verbindungsglied ist zwischen den Generationen.
Nirgendwo kann man schöner sitzen, als unter einem alten Baum. Arm ist die
schönste Stadt, ohne Baumpersönlichkeiten!
Hermann Hesse bezeichnete Bäume einmal als Heiligtümer. Für die alten
Germanen waren sie der Sitz der Götter. Daß den heiligen Bonifatius, beim
Umhauen der heiligen Eiche kein strafender Blitz streifte und ebensowenig alle
Baumfrevler nach ihm, heißt nichts, denn alle haben sie sich selber gestraft,
denn sie haben ihre Welt und damit sich selber ärmer gemacht.
Die große Linde der Pfleggasse - seitenfüllend in der Zeitung - das war
eine Frühstücksüberraschung! Für mich ist das nun die Rücker-Linde! Lang möge
sie noch leben!
Auch das Nest des Elsterpärchens auf einem der Angerbäume, hat die
Fällaktion nicht verhindert, aber wer kümmert sich schon um Vögel, wenn man
sich nicht einmal um den Protest der eigenen Bürger kümmert! Wenn man nun hört,
daß die Baumaßnahmen am Anger nun gar erst im Herbst beginnen sollen, ist die
Blitzaktion noch weniger zu verstehen. Jeder Mitbürger ist eingeladen, sich die
gesunden Baumscheieben einmal aus der Nähe zu betrachten, damit er sieht, was
da für ein Frevel begangen worden ist!
Doch kaum sind die Angerbäume gefallen, geht es weiteren Großbäumen ans
Leben! Dieses Mal fiel der Beschluß im Stadtrat sogar einstimmig, was einen nur
sprachlos machen kann! Weil ein Baum von dreien krank ist, werden alle gefällt!
Sinnigerweise ist die Krankheit dieses Baumes die Folge früherer gefühlsloser
Straßenbaumaßnahmen! Nach diesem Beschluß kann sich der Stadtrat seine
Baumschutzverordnung, auf die er einmal so stolz war, endgültig an den Hut
stecken!
Das Ganze ist auch ein Lehrbeispiel, wie man über die Köpfe der Menschen
regiert, sie in eine ohnmächtige Rolle drängt, in der sie sich nur ärgern oder
in Depression verfallen können.
an BB (nicht abgeschickt)
Nach dem Kahlschlag der Angerbäume, dem Baumriesen am Finanzamt, den
Bäumen an der Hindenburgstraße usw. sind nun die wunderschönen Birken vor dem
Jahnplatz an der Reihe. Die Begründung für ihre Beseitigung "Schutz der
Sportler" ist geradezu an den Haaren herbeigezogen. Wer benutzt denn
während des herbstlichen Laubfalles die Tardanbahn? Und wenn, ist es zuviel,
zuvor ein paar Minuten die Blätter wegzukehren? Da wird scheinheilig
"Menschen-schutz" suggeriert, um einen Weg zu verbreitern, der mit
gutem Willen auch am Rande des angrenzenden Parkplatzes geführt werden könnte.
In anderen Kurorten reißt man Teerflächen auf, pflanzt Bäume hinein und führt
die Spaziergänger darum herum, bei uns werden die reizvollsten Bäume
niedergemacht.
Weinen könnte man auch darüber, daß der Beschluß im Stadtrat schon
wieder einstimmig gefaßt wurde.
Doch es wird wohl laufen, wie in den Fällen zuvor. Nach dem Motto
"aus den Augen, aus dem Sinn!" werden mit der Motorsäge wohl schnell
wieder Tatsachen geschaffen. Man kann nur auf das Gedächtnis der Wähler hoffen.
2. Entwurf
Für das, was die Stadt Zwiesel mit den Angerbäumen und den beiden
gesunden Großbäumen an der Hindenburgstraße getan hat, gibt es nur ein Wort:
Baumfrevel! Alleine die Eile in der alles geschah, spricht für sich: schnell
umschneiden, bevor die Bäume austreiben, damit die Bürger nicht mehr die
wirkliche Lebenskraft der Bäume beurteilen können. Doch jeder Zwieseler kann
sich die Baumscheiben betrachten und daraus seine Schlüsse ziehen. Aus Herrn
Eders Leserbrief kann man nur den Schluß ziehen, daß die Stadträte bewußt falsch
informiert worden sind. Die Verantwortlichen sollten dafür zur Rechenschaft
gezogen werden.
Doch nicht nur Trauer ist geblieben, auch Zorn und das Gefühl von
Ohnmacht. Enttäuschung über einen Stadtrat, der selbstherrlich schaltet und
waltet und in den viele Bürger einmal so große Hoffnungen gesetzt haben, die
Teer- und Betonpolitik seiner Vorgänger einmal zu beenden.
Wie meinte ein Stadtrat? Man kann den Bürgern nicht das langsame Sterben
von Bäumen zumuten. Sein Fazit: also gleich weg damit!
Wer diese Logik weiterdenkt, also Krankes und Altes gleich zu
beseitigen, den kann nur frösteln. Aber es war halt wohl nur einfach so
dahingesagt.
Ebenso wie jene Aussage, daß man den Anwohnern vor den Fenstern keine
Bäume zumuten könne. Dabei sollte gerade deren Existenz für die Investoren
besonders attraktiv sein!
Laubbäume, die im Sommer Schatten spenden und im Winter das Licht
durchlassen, das ist bewährte Praxis in alten Dörfern grad so wie in den
Prachtstraßen der großen Städte.
Nichts gliedert eine Fasade schöner als ein Baum davor! Den Menschen,
die in so einem Haus leben, bringt die Baumkrone die Natur in die Wohnung. Ich
habe selber einige Jahre in einer Großstadt gelebt und die Kastanie vor meinem
Fenster hat mich täglich erfreut, mich an den Wechsel der Jahreszeiten erinnert
und mir Vogelgesang beschert. (In der Krone der Linde beobachte ich übrigens
seit Wochen in der Mittagszeit einen Krohansl, möglicherweise wohnt er
dort...).
LB an BB
Die Waldstadt Zwiesel ist heute arm, arm an alten Laubbäumen; dies war
nicht immer so. Es gab wunderschöne Exemplare, die mir - und nicht nur mir -
ein Stück Heimat waren. Wenn ich an die mächtige Linde denke, die am oberen
Stadtplatz direkt aus dem Haus zu wachsen schien - das war nicht nur ein Baum!
Das war ein Symbol von Zwiesel, es hieß "Leben und Leben lassen!" Als
ich später - im Allgäu wohnend - hörte, wie Passanten die Holzfäller beklatschten,
als der so verehrte Baum kunstgerecht niedergelegt wurde, habe ich lange darum
getrauert. Seither sind viele markante Baumpersönlichkeiten gefällt worden,
jeder wäre eine Geschichte wert. Immer fanden sich ein paar morsche Äste und
Experten, die daraus die Beseitigung rechtfertigten. Es war so mit der
Dorflinde in Grießbach (deren Fällen gefeiert wurde!), und auch heute wird den
drei Riesen am Anger ähnliches nachgesagt. Doch ich habe sie mir auch angesehen
und festgestellt, daß alleine einer der Bäume schwer angeschlagen ist, weil man
ihm vor Jahren die Rinde großflächig verletzt hat.
Seit ich denken kann, habe ich mich über die drei Linden gefreut, die
einen von Regen kommend begrüßen. Sie sind ein Schmuck des Angers, ja des
ganzen Stadtbildes. Solche Kostbarkeiten darf man nicht fällen, ihren Verlust
können nicht hundert neue Kramläden aufwiegen!
Im übrigen kann die Baulücke mit ein wenig planerischem Geschick wohl
trotzdem geschlossen werden, vielleicht eine Nummer kleiner zwar durch
Zurücksetzung der Hausfront und Hofbildung um die Bäume.
Ich glaube, daß es in Zwiesel hohe Zeit ist Inventur zu machen und die
letzten Reste von Alt-Zwiesel (einschließlich aller Laubbäume) zu schützen und
zu pflegen. Dies alleine schafft auf Dauer auch Arbeitsplätze, denn unser
touristisches Kapital sind weder der maßlose Teer noch die anonymen Kaufhallen,
noch die über die Stadt zerstreuten Industriegebiete, sondern alleine, was noch
an Natur da ist!
LB an MZ (nicht abgeschickt)
Wenn es um den sogenannten "Fortschritt" geht, verstehen sich
rechte und linke Politiker (weltweit) vorzüglich. Sie bauen Atommeiler oder
eine neues Parkhaus - immer aus Gründen des Umweltschutzes. Die Fällaktion der
Lindenallee wird von SPD-Stadtrat Ibel damit gerechtfertigt, daß durch das
Parkhaus andere Stadtbäume weiterleben können. Das heißt, mit Naturzerstörung
soll Natur geschützt werden... Das verstehe wer will, ich nicht. Es wird in
Wörishofen weitergehen wie bisher, immer wieder werden alte Bäume einem
Bauprojekt im Wege stehen und immer wieder werden sich gute Gründe für ihre
Fällung finden lassen sein.
LB an Bad Wörishofer Zeitung/ MZ
Dieser Tage hat man beim Bahnhof 14 alte Laubbäume gefällt. Bäume, die viele
Jahrzehnte gebraucht haben, bis zu dieser stattlichen Allee herangewachsen
waren. Die Verantwortlichen sind sich doch hoffentlich im Klaren darüber, daß
derartige Bäume in der Innenstadt eine unbezahlbare und nicht zu ersetzende
Kostbarkeit darstellen, an denen Wörishofen nicht gerade reich ist.
Wer vor einigen jahren das Trauerspiel um die neugepflanzten Bäume an
der Zugspitzstraße verfolgt hat, von denen keiner am Leben blieb, weiß, daß
Bäume wenig Chancen haben erwachsen zu werden.
Es ist schon zum Verzweifeln! Selbst in einem Kurort, wo Bäume neben
allen anderen Qualitäten, allein durch ihre Schönheit direkten kommerziellen
Wert haben, sind sie immer im Weg. Hier stören alte Bäume, in der Kreisstadt
stören die Saatkrähen...
Bei den alten Germanen waren übrigens beide heilig. Unsere neuen Götter
sehen anders aus: sie haben Stoßstangen und Sitzkomfort...!