16.6.97 Alte Bäume sind Kostbarkeiten

Ich fahre fast täglich durch die Pfleggasse und freue mich über die alten Mauern und über die mächtige Linde darüber. Auch an dem markanten Ahorn, der einige Menschengenerationen lang der Nachbar der Linde war, habe ich mich immer gefreut, er war die reine Augenweide - bis man ihn vor zwei Jahren - aus nicht nachvollziehbaren Gründen fällte, ich trauere um ihn noch immer. Tröstlich, daß ein Stück weiter, an der Osserstraße, noch zwei markante Baumriesen stehen, hoffentlich noch lange! Wann werden die Menschen endlich begreifen, daß alte Bäume keine "Dinge" sind, derer man sich einfach entledigt! Wann werden sie begreifen, daß ein großer Laubbaum im Garten eine unbezahlbare Kostbarkeit ist, auf den man stolz sein kann, den für die Kinder zu erhalten eine wirkliche Aufgabe ist! Ein Baum, der im Sommer Schatten spendet und im Winter die Sonne durchläßt und einem filigran den Himmel gliedert, der die Luft filtert, Sauerstoff spendet und Vogelgesang, der die Jahreszeiten anzeigt und Verbindungsglied ist zwischen den Generationen. Nirgendwo kann man schöner sitzen, als unter einem alten Baum. Arm ist die schönste Stadt, ohne Baumpersönlichkeiten!

Hermann Hesse bezeichnete Bäume einmal als Heiligtümer. Für die alten Germanen waren sie der Sitz der Götter. Daß den heiligen Bonifatius, beim Umhauen der heiligen Eiche kein strafender Blitz streifte und ebensowenig alle Baumfrevler nach ihm, heißt nichts, denn alle haben sie sich selber gestraft, denn sie haben ihre Welt und damit sich selber ärmer gemacht.

Die große Linde der Pfleggasse - seitenfüllend in der Zeitung - das war eine Frühstücksüberraschung! Für mich ist das nun die Rücker-Linde! Lang möge sie noch leben!

 

9.2.95 Amoklauf gegen Bäume, neuer Akt

Auch das Nest des Elsterpärchens auf einem der Angerbäume, hat die Fällaktion nicht verhindert, aber wer kümmert sich schon um Vögel, wenn man sich nicht einmal um den Protest der eigenen Bürger kümmert! Wenn man nun hört, daß die Baumaßnahmen am Anger nun gar erst im Herbst beginnen sollen, ist die Blitzaktion noch weniger zu verstehen. Jeder Mitbürger ist eingeladen, sich die gesunden Baumscheieben einmal aus der Nähe zu betrachten, damit er sieht, was da für ein Frevel begangen worden ist!

Doch kaum sind die Angerbäume gefallen, geht es weiteren Großbäumen ans Leben! Dieses Mal fiel der Beschluß im Stadtrat sogar einstimmig, was einen nur sprachlos machen kann! Weil ein Baum von dreien krank ist, werden alle gefällt! Sinnigerweise ist die Krankheit dieses Baumes die Folge früherer gefühlsloser Straßenbaumaßnahmen! Nach diesem Beschluß kann sich der Stadtrat seine Baumschutzverordnung, auf die er einmal so stolz war, endgültig an den Hut stecken!

Das Ganze ist auch ein Lehrbeispiel, wie man über die Köpfe der Menschen regiert, sie in eine ohnmächtige Rolle drängt, in der sie sich nur ärgern oder in Depression verfallen können.

 

24.9.94 Erneuter Baumfrevel in Zwiesel?

an BB (nicht abgeschickt)

Nach dem Kahlschlag der Angerbäume, dem Baumriesen am Finanzamt, den Bäumen an der Hindenburgstraße usw. sind nun die wunderschönen Birken vor dem Jahnplatz an der Reihe. Die Begründung für ihre Beseitigung "Schutz der Sportler" ist geradezu an den Haaren herbeigezogen. Wer benutzt denn während des herbstlichen Laubfalles die Tardanbahn? Und wenn, ist es zuviel, zuvor ein paar Minuten die Blätter wegzukehren? Da wird scheinheilig "Menschen-schutz" suggeriert, um einen Weg zu verbreitern, der mit gutem Willen auch am Rande des angrenzenden Parkplatzes geführt werden könnte. In anderen Kurorten reißt man Teerflächen auf, pflanzt Bäume hinein und führt die Spaziergänger darum herum, bei uns werden die reizvollsten Bäume niedergemacht.

Weinen könnte man auch darüber, daß der Beschluß im Stadtrat schon wieder einstimmig gefaßt wurde.

Doch es wird wohl laufen, wie in den Fällen zuvor. Nach dem Motto "aus den Augen, aus dem Sinn!" werden mit der Motorsäge wohl schnell wieder Tatsachen geschaffen. Man kann nur auf das Gedächtnis der Wähler hoffen.

 

30.1.94 Baumfrevel

2. Entwurf

Für das, was die Stadt Zwiesel mit den Angerbäumen und den beiden gesunden Großbäumen an der Hindenburgstraße getan hat, gibt es nur ein Wort: Baumfrevel! Alleine die Eile in der alles geschah, spricht für sich: schnell umschneiden, bevor die Bäume austreiben, damit die Bürger nicht mehr die wirkliche Lebenskraft der Bäume beurteilen können. Doch jeder Zwieseler kann sich die Baumscheiben betrachten und daraus seine Schlüsse ziehen. Aus Herrn Eders Leserbrief kann man nur den Schluß ziehen, daß die Stadträte bewußt falsch informiert worden sind. Die Verantwortlichen sollten dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

Doch nicht nur Trauer ist geblieben, auch Zorn und das Gefühl von Ohnmacht. Enttäuschung über einen Stadtrat, der selbstherrlich schaltet und waltet und in den viele Bürger einmal so große Hoffnungen gesetzt haben, die Teer- und Betonpolitik seiner Vorgänger einmal zu beenden.

 

 

1.11.93 (ca.) Bürgerentscheid wegen Angerbäumen

Leserbrief an BBZ

Wie meinte ein Stadtrat? Man kann den Bürgern nicht das langsame Sterben von Bäumen zumuten. Sein Fazit: also gleich weg damit!

Wer diese Logik weiterdenkt, also Krankes und Altes gleich zu beseitigen, den kann nur frösteln. Aber es war halt wohl nur einfach so dahingesagt.

Ebenso wie jene Aussage, daß man den Anwohnern vor den Fenstern keine Bäume zumuten könne. Dabei sollte gerade deren Existenz für die Investoren besonders attraktiv sein!

Laubbäume, die im Sommer Schatten spenden und im Winter das Licht durchlassen, das ist bewährte Praxis in alten Dörfern grad so wie in den Prachtstraßen der großen Städte.

Nichts gliedert eine Fasade schöner als ein Baum davor! Den Menschen, die in so einem Haus leben, bringt die Baumkrone die Natur in die Wohnung. Ich habe selber einige Jahre in einer Großstadt gelebt und die Kastanie vor meinem Fenster hat mich täglich erfreut, mich an den Wechsel der Jahreszeiten erinnert und mir Vogelgesang beschert. (In der Krone der Linde beobachte ich übrigens seit Wochen in der Mittagszeit einen Krohansl, möglicherweise wohnt er dort...).

 

 

19.10.93 Laßt die Riesen am Anger leben!

LB an BB

Die Waldstadt Zwiesel ist heute arm, arm an alten Laubbäumen; dies war nicht immer so. Es gab wunderschöne Exemplare, die mir - und nicht nur mir - ein Stück Heimat waren. Wenn ich an die mächtige Linde denke, die am oberen Stadtplatz direkt aus dem Haus zu wachsen schien - das war nicht nur ein Baum! Das war ein Symbol von Zwiesel, es hieß "Leben und Leben lassen!" Als ich später - im Allgäu wohnend - hörte, wie Passanten die Holzfäller beklatschten, als der so verehrte Baum kunstgerecht niedergelegt wurde, habe ich lange darum getrauert. Seither sind viele markante Baumpersönlichkeiten gefällt worden, jeder wäre eine Geschichte wert. Immer fanden sich ein paar morsche Äste und Experten, die daraus die Beseitigung rechtfertigten. Es war so mit der Dorflinde in Grießbach (deren Fällen gefeiert wurde!), und auch heute wird den drei Riesen am Anger ähnliches nachgesagt. Doch ich habe sie mir auch angesehen und festgestellt, daß alleine einer der Bäume schwer angeschlagen ist, weil man ihm vor Jahren die Rinde großflächig verletzt hat.

Seit ich denken kann, habe ich mich über die drei Linden gefreut, die einen von Regen kommend begrüßen. Sie sind ein Schmuck des Angers, ja des ganzen Stadtbildes. Solche Kostbarkeiten darf man nicht fällen, ihren Verlust können nicht hundert neue Kramläden aufwiegen!

Im übrigen kann die Baulücke mit ein wenig planerischem Geschick wohl trotzdem geschlossen werden, vielleicht eine Nummer kleiner zwar durch Zurücksetzung der Hausfront und Hofbildung um die Bäume.

Ich glaube, daß es in Zwiesel hohe Zeit ist Inventur zu machen und die letzten Reste von Alt-Zwiesel (einschließlich aller Laubbäume) zu schützen und zu pflegen. Dies alleine schafft auf Dauer auch Arbeitsplätze, denn unser touristisches Kapital sind weder der maßlose Teer noch die anonymen Kaufhallen, noch die über die Stadt zerstreuten Industriegebiete, sondern alleine, was noch an Natur da ist!

 

19.3.86 Unheilige Allianz der "Progressiven"

LB an MZ (nicht abgeschickt)

Wenn es um den sogenannten "Fortschritt" geht, verstehen sich rechte und linke Politiker (weltweit) vorzüglich. Sie bauen Atommeiler oder eine neues Parkhaus - immer aus Gründen des Umweltschutzes. Die Fällaktion der Lindenallee wird von SPD-Stadtrat Ibel damit gerechtfertigt, daß durch das Parkhaus andere Stadtbäume weiterleben können. Das heißt, mit Naturzerstörung soll Natur geschützt werden... Das verstehe wer will, ich nicht. Es wird in Wörishofen weitergehen wie bisher, immer wieder werden alte Bäume einem Bauprojekt im Wege stehen und immer wieder werden sich gute Gründe für ihre Fällung finden lassen sein.

 

 

8.3.86 Kein Respekt vor alten Bäumen

LB an Bad Wörishofer Zeitung/ MZ

Dieser Tage hat man beim Bahnhof 14 alte Laubbäume gefällt. Bäume, die viele Jahrzehnte gebraucht haben, bis zu dieser stattlichen Allee herangewachsen waren. Die Verantwortlichen sind sich doch hoffentlich im Klaren darüber, daß derartige Bäume in der Innenstadt eine unbezahlbare und nicht zu ersetzende Kostbarkeit darstellen, an denen Wörishofen nicht gerade reich ist.

Wer vor einigen jahren das Trauerspiel um die neugepflanzten Bäume an der Zugspitzstraße verfolgt hat, von denen keiner am Leben blieb, weiß, daß Bäume wenig Chancen haben erwachsen zu werden.

Es ist schon zum Verzweifeln! Selbst in einem Kurort, wo Bäume neben allen anderen Qualitäten, allein durch ihre Schönheit direkten kommerziellen Wert haben, sind sie immer im Weg. Hier stören alte Bäume, in der Kreisstadt stören die Saatkrähen...

Bei den alten Germanen waren übrigens beide heilig. Unsere neuen Götter sehen anders aus: sie haben Stoßstangen und Sitzkomfort...!