Geiss Haejm Aufsätze,
Vorträge und Fußnoten
zu verschiedensten Themen ab
1976 Copyright edition baam
zwiesel 1976 Vom Lernen
Kaum da, zeugt das
Neugeborene Aktivität- jeder weiß es – durch Strampeln und Schreien. Viel zu
früh scheint es in diese Welt gepresst worden zu sein, unfertig, fast blind,
ohne Schaltplan, angewiesen auf Seinesgleichen. Und gerade das macht den
Menschen. Diese Hilflosigkeit zwingt zum Organisieren, zum Ausrichten an den
Verhältnissen. Diese antworten auf die Aktivität des Neugeborenen. Das „Gesetz
der Wirkung“, von Skinner als Lerngesetz erkannt, funktioniert von Anfang an.
Es besagt, dass eine Aktion durch die Reaktion der Umwelt zukünftig bestimmt
wird. Wird die Reaktion angenehm erlebt oder wird dadurch ein unangenehmer Reiz
beendet, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens. Wird die
Reaktion unangenehm erlebt, tritt das Gegenteil ein. Nun ist die Welt aber so,
dass manche Antworten kurzfristig anders sind, als sie sich auf lange Sicht
erweisen würden. Oder das, was dem Einen angenehm ist, kann den Vielen schaden.
Das „Gesetz der Wirkung“ kümmert sich auch weder um Moral noch um Vernunft oder
um Wirtschaftlichkeit oder um langfristige Nützlichkeit. Gewiss, es gibt auch ein
Lernen aus Einsicht, doch das setzt später ein. Doch auch das
„Koppelungslernen“, also das sogenannte „Konditionieren“ von Pawlow, das ist
auch von Anfang an da. Da nichts für sich allein geschieht, geschieht es also
in Anwesenheit von anderem. Und dieses andere, das objektiv betrachtet,
eigentlich keine Bedeutung hat, übernimmt die Qualitäten, die wir mit ihm
erleben. Essen, Trinken sind ein Wert für sich, von Anfang an da und von
existenzieller Bedeutung. Die Menschen, die uns zu essen und trinken geben, koppeln
wir schnell mit dem Essen und Trinken. Wie dieses, lieben wir bald diejenigen,
die uns damit beglücken. Wir machen das auch mit ihrer Sprache, ihrer Musik,
ihrer Art zu reden und zu leben. Das alles geschieht in einer bestimmten
Umgebung, auch diese wird mit der Lust des Essens und Trinkens gekoppelt. Wie
ein Eisen durch einen Magneten magnetisch wird und nun von sich aus anderes
Eisen magnetisieren kann, so überträgt sich die Lust am Essen auf die Menschen,
von diesen auf das, was sie sagen und tun. Das muß bekanntlich nicht klug oder
sinnvoll sein. Wir übernehmen so alten Abneigung und alte Liebe, Klugheiten und
Dummheiten, und auch alles, was mit Gewohnheit und Sucht zu tun hat, etwa
Rauchen, Saufen, Religion.... Wie entsteht Liebe zur
Heimat, zu bestimmten Menschen usw.? Na eben so, wie gerade beschrieben! An
Worten ist es besonders leicht zu verstehen, diese werden mit Dingen und Tun in
Verbindung gebracht, übernehmen deren Qualitäten, und bald stehen die Worte für
die Dinge und das Tun. Was lässt sich daraus
folgern? Zu allererst, dass durch das Konditionieren und das „Gesetz der
Wirkung“, Menschen geprägt werden, ja auch abgerichtet werden können. Wenn
diese Lernprozesse also einen Menschen über Jahre ausgerichtet haben, dann kann
dies nicht - beispielsweise durch pädagogische oder politische Anordnung
– einfach verändert werden. Aus diesem Grunde scheitern auch politische
Programme sehr bald, denn ein paar Gebote und Veränderungen, können uns nicht
so einfach ändern. Ich sage nicht, dass dies überhaupt nicht möglich ist, aber
es ist halt nur sehr schwer möglich und das Ergebnis ist immer unzulänglich und
oft nicht von Dauer. Darum ist die Welt so wie
sie ist, und die Menschen in ihr sind aggressiv, egoistisch, faul und oberflächlich,
einfach weil sich diese Verhaltensweisen offenbar als erfolgreich erwiesen
haben. 1976 Über den Staat
Ein Staat ist zu groß, auch
ein kleiner. Der Einzelne findet sich in ihm nicht, ebensowenig seine Arbeit
und es ist ihm unmöglich die komplexen Strukturen zu überblicken. Wenn einer,
voll der besten Absichten, das Erzeugte nicht sehen kann und nicht dessen
nützliche Wirkung, wird daraus kein neuer Ansporn. Selbst die Gewissheit sich
in eine gute Sache einzubringen, genügt alleine auf die Dauer nicht, denn wir
wollen den konkreten Nutzen sehen, hören und spüren. Der Staat muß
gegliedert werden, gerade so wie die Städte. Wir brauchen überschaubare
Strukturen und Vertrautheit. Wir wollen in unserem Lebenskreis gekannt werden
und die anderen kennen. Und wir wollen hier mitreden und mitentscheiden. Doch
unsere Welt wird immer größer, zentralistischer, anonymer, gleicher. Dafür mag
es gute Gründe geben, doch es ist keine Welt für uns Menschen. 1980
Wohnheimentwurf eines Praktikers
Die
Räume werden mehrstöckig um einen geräumigen, gepflasterten, glasüberdachten
Platz angelegt, der das Herz des Internates ist. Er ist das Zentrum, die
Piazza, der Marktplatz, der soziale Raum in dem sich die Bewohner treffen, in
dem sie ihre Mahlzeiten einnehmen, miteinander sprechen, Musezeiten verbringen,
mit einem Brunnen in der Mitte, teilweise möbliert mit praktischem, zeitlos
schönem, etwa aus Holz geflochtenem Mobiliar. Am Rande oder inmitten des
Platzes liegt, guteinsehbar, eine Bühne für Theater und Konzerte.
Wirtschaftsräume zur Speisenbereitung, neben dem Eingang die Büros des
pädagogischen Personals, Fernsprecher, Infowände, Münzwechsler, Freizeiträume
für Tischtennis, Billard usw., Werkstätten, Fernsehräume, Bibliothek -
umfrieden den Platz. Darüber im ersten und zweiten Stocke liegen die
Schlafräume, davor ein ringförmiger Flur, zugleich geländerbewehrte,
rebenumrankte Galerie und Tribüne über dem Platz, von ihm aus etwa durch
Wendeltreppen erschlossen. Wer aus seinem Zimmer tritt, tritt ins soziale Leben
und ins Licht. 1982
Lustvolle Mäßigkeit
Als Vortrag im Sommer 1982
in Frauenau auf der sogenannten "Sommerakademie" gehalten, im
Dezember 82 in der "Baam-Post Nr. 1" abgedruckt und in kleiner
Auflage beim VHS-Jahreskonzert in Zwiesel verkauft. Durchgesehen und
überarbeitet im Sommer 1994. 1. Der Mensch strebt nach dem
Glück, sagt man. Mir scheint, er rennt seinem Schatten hinterher. Doch Schatten passen sich
bekanntlich jeder Geschwindigkeit an, man kann also grad so gut stehenbleiben.
Daß einem der Schatten folgt, erreicht man nur durch die Änderung der
Laufrichtung oder der Stellung zum Licht. Nicht anders ist es mit
dem, was man Glück nennt. Heute redet man den
Menschen ein, Glück wäre eine Ware und käuflich zu erwerben. Da das "Beute
-machen" eine arttypische Eigenschaft ist und Dinge dem Augenwesen Mensch
ohne weiteres imponieren, bedarf es keiner großen Überredungskunst. So häufen
die Leute in einem fort Dinge an. Ich will auch nicht bestreiten, daß der
Erwerb einer "Beute" etwas Lustvolles ist, vielleicht auch dann das
anfängliche Umgehen mit ihr. Doch wenn die Sache nicht gerade ein
unverzichtbares Werkzeug ist, oder abhängig macht oder den Leuten die
Langeweile vertreibt, verliert sich sein Reiz schnell und das Ding verstaubt in
einer Ecke, während sein Besitzer schon wieder hinter neuer Beute her ist. Ohne Sammeln und Horten
hätte der Menschen wohl nicht überlebt und nicht Bewohner der unwirtlichsten
Klimazonen werden können. Doch Dinge sicherten nicht nur die Existenz. Zu ihrem
materiellen Wert brachten sie dem Besitzer auch Ansehen in der Gemeinschaft und
oft sogar Macht über andere. So hat unsere Orientiertheit am Haben also tiefe
Wurzeln. Man könnte über diesen
menschlichen Wesenszug lächeln, würde heute nicht irreparabler Schaden dadurch
entstehen, nicht nur für den einzelnen, sondern für die Gemeinschaft, ja für
das gesamte Leben, auch das zukünftige. Nun habe ich für mich aber
in zunehmenden Maß andere Quellen von Glück entdeckt, die den Vorteil haben
wenig oder nichts zu kosten. Ich lernte mein Heil nicht
in der blinden Anhäufung von Dingen zu sehen, sondern aus einem Minimum an
ihnen ein Maximum an Freude zu gewinnen. Ich nenne dies "lustvolle
Mäßigkeit". Wohlgemerkt, kein Verzicht
auf das Zuträgliche und Nötige, schon gar keine Askese, sondern das für den
Menschen vernünftige Maß für ein gesundes und lustvolles Leben. 2. Wer nur die Not kennt, ist
hier keine Hilfe. Er wird zu kriegen und zu horten versuchen, was immer
möglich. Das Zuträgliche und Nötige auswählen kann alleine, wer über die Mittel
auszuwählen verfügt. So waren es die Erfahrungen des Überflusses, der Völlerei,
der allgemeinen Reizüberflutung, die mich zur Einschränkung in vielen Bereichen
veranlaßten. Irgendwann in meinem
dreißigsten Jahr wurde mir bewußt, daß mein Wohlbefinden nicht von der Menge
angebotener Reize und Dinge abhängt. Da ich aber in einer
Gesellschaft lebte, in der Besitz und mengenmäßiger Konsum von Waren als
Maßstab für Glück gilt, wurden meine Bemühungen die eingeübten Verhaltensmuster
zu prüfen und neu zu regeln, auch von sonst gutmeinenden Freunden, als Art
"philosophisch-verbrämte Sparsamkeit" belächelt. Welche Erfahrungen haben
mich nun genügsamer gemacht? Ich möchte es an einem Salatkopf verdeutlichen.A
erntet einen Salatkopf aus seinem Garten. Er bereitet ihn geschmackvoll zu und
erfreut sich seiner Arbeit. Während er genußvoll seinen Salat - vielleicht mit
einem Stück Brot oder einer Schale Reis verzehrt - erinnert er sich daran, wie
er den Salat gesät, gegossen, verzogen, gedüngt und gepflegt hat, denkt an
manchen sonnigen oder verregneten Tag und an manche andere Einzelheit. B ißt einen Salatkopf aus
dem Kaufhaus. Er hat zu diesem keine besondere Beziehung, es ist ihm nur ein
fremderzeugter, vielleicht mit üblen Mitteln aufgezogener Salatkopf, der
bezahlt worden ist. (Vielleicht mit Geld, dessen Erwerb unangenehme
Erinnerungen weckt.) Selbst wenn B nun dazu eine
Schale Reis genügen würde, empfindet er beim Verzehr nur einen Bruchteil der
Lust von A. (Von der geschmacklich schlechteren Qualität der Kaufhausware wollen
wir hier nun gar nicht sprechen). Über den Lustgewinn beim
Verzehr einer Nahrung entscheidet also offensichtlich nicht der meßbare Wert
der Dinge an sich, sondern die Einstellung, die damit verbunden ist. Ich erkannte, daß Lust eine
Sache des Kopfes ist, eine Sache des Bewußtseins also. Und ich merkte, daß Lust
nicht mit der Menge einer Sache zu tun hat (das notwendige Quantum
vorausgesetzt), und daß die herrlichsten Dinge durch ein Überangebot
inflationiert werden, ihr wirklicher Wert also mit zunehmender Menge sogar
abnimmt. Wer sich dauernd mit
Leckerbissen vollstopft, macht sich ärmer, bringt sich selbst um den Genuß. Er
gewöhnt sich an die raffiniertesten Dinge und es gibt für ihn schnell keine
kulinarischen Höhepunkte mehr, so daß die persönliche
"Glücksempfindungsschwelle" mit Reiz- und Genußmittel schädlichster
Art zu erreichen versucht wird. Beispiele. Durch Dauerberieselung wird
die schönste Musik zur Geräuschkulisse, das musikalische Empfinden
abgestumpft, ja vielleicht sogar das Hören an sich. Früher gab es in meiner
Familie aus wirtschaftlichen Gründen nur zu Weihnachten Bratwürste, auf die wir
uns das ganze Jahr gefreut haben. Heute, wo Bratwürste zur gewöhnlichen Speise
geworden sind, erzeugt ihr Verzehr keine besonderen Glücksgefühle mehr. Bei Vegetabilien ist es
nicht anders. Wer sich das Jahr über importierte Erdbeeren, Tomaten,
Südfrüchte usw. leistet, wird sie zu ihrer natürlichen Saison nicht mehr
schätzen, er bringt sich um den Genuß. Besonders eindringlich
empfand ich dieses Prinzip infolge einer Krankheit. Aus lange
Zeit ungeklärtem Grund verlor ich über Jahre mein Geruchsempfinden. Von kurzen
Intervallen abgesehen, roch ich überhaupt nichts. Wenn nun aber mein
Geruchssinn für Minuten oder Stunden wiederkehrte, erlebte ich eine
unbeschreibliche Lust an den alltäglichsten Gerüchen. Selbst der Verzehr
einfachster Nahrung brachte mir unerhörten Genuß. Als sich - nachdem ich das
Rauchen aufhörte - mein Geruchssinn auf Dauer wieder einstellte, verfiel ich
aber bald in die frühere Gleichgültigkeit gegenüber der
einfachen Speisen. Wie man es von Süchtigen her kennt, versuchte ich durch
raffinierte Zubereitungsarten und durch Steigerung der Menge neue
Geschmacksufer zu erreichen. Was soll ich sagen, es endete wie bei den Bratwürsten.
Der Mensch scheint
offensichtlich dazu verdammt zu sein, alle Fehler immer wieder neu machen zu
müssen und wird erst durch Schaden klug. Erst wer nichts mehr riecht, weiß was
er verloren hat. Keiner kennt den Wert der Beine mehr, als derjenige, der
gehunfähig im Rollstuhl sitzt. Was würde der Erblindete für seine Sehkraft geben!
Diese Dialektik scheint in
allen Lebensbereichen zu gelten. Vermutlich werden wir den Wert von klarem
Wasser, reiner Luft und giftfreien Lebensmitteln erst dann in mehrheitsfähigen
Größenordnungen erkennen, wenn es sie nicht mehr gibt. Fazit. Was uns angenehm
ist, ist eine Sache des Erkennens, also eine des Bewußtseins und so immer das
Ergebnis von Lernprozessen. Darum können und müssen wir lernen unsere Sinne
bewußter einzusetzen und die gewohnheitsmäßigen Vorgaben kritisch zu
überprüfen. So ist es ein Gebot der
Vernunft, sich auf einem niedrigen Verbrauchspegel einzupendeln, weil man nur
so zu Steigerungen fähig ist. Der Wert einer Sache steigt
zudem mit dem Verständnis von ihr. Wer nichts von ihr weiß, wird sie vielleicht
nicht einmal bemerken und an ihr gleichgültig vorbeigehen. Wer beispielsweise die
Pflanzen nicht kennt, wird durch die üppigste Flora tappen und sich nur
langweilen. Anders der, der Gras und Kraut kennt, um ihre Entwicklung weiß,
ihre Lebensbedingungen, ihren Wert für die Fauna, für Küche und Arzneischrank.
Wer die Tiere nicht kennt, wird sich am Ende gar vor ihnen fürchten und kommt
so um wunderbare Freuden. Wer auf Reisen geht und nichts über seine Route und
die möglichen Entdeckungen an ihr weiß, wird sie verpassen, grad als wenn es
sie nicht gäbe. Auch wem nie Augen und
Ohren für die Musik, die Malerei und Bildhauerei geöffnet wurden, ist ein armer
Mensch. Die Auflistung ließe sich in alle Lebensbereiche fortsetzen. Kein Genuß also ohne
Erfahrung, Kenntnis und Bewußtheit. Das gilt auch für den Wert von Dingen.
Solche, die mit persönlicher Leistung verbunden sind, etwa selbsterzeugte
Nahrungsmittel, selbstgefertigte Gegenstände, selbstvermittelte Fertigkeiten
bei anderen usw., finden sich im Kopf (wo Lust ja entsteht) in begleitende
Erinnerungen eingebettet. Wobei auch solche ursprünglich mühevoller, ja sogar
schmerzhafter Art, da überwunden und gemeistert, häufig sogar die meiste Freude
vermitteln. 3. Wieviel Dinge braucht der
Mensch zu seinem Glück, zehn, hundert oder zehntausend? Eine müßige Frage, denn
Menschen können für alle Dinge ein Bedürfnis entwickeln, sich an den Gebrauch
und Verbrauch von allem gewöhnen. Der biologische Bedarf
dagegen kann sehr wohl aufgezählt werden: Sauerstoff, Nahrung, Flüssigkeit,
Schlaf, Wärme, Bewegung und - mit einer gewissen Sonderrolle - Sexualität. Die Erfüllung dieser
Bedürfnisse setzt von Anfang an den sorgenden Mitmenschen voraus, erst die Eltern,
später einen weiteren Menschenkreis. Der Mensch ist daher ein
Gemeinschaftswesen, denn ohne schützende Fürsorge könnte er nicht existieren.
Menschen brauchen nichts so sehr wie andere Menschen, ihre Liebe, ein gewisses
Maß an Anerkennung, aber auch, daß die anderen sie brauchen, also die Gelegenheit
sinnvoll für sich und die anderen tätig zu sein. Fast seine ganze
Entwicklungsgeschichte war der Mensch mit der Sorge um die Befriedigung seiner
Grundbedürfnisse beschäftigt. Diese Beschäftigung war durch ihre Notwendigkeit
das Selbstverständlichste der Welt und unterschied sich nur durch seinen
aktiven vorsorgenden Charakter, den Einsatz von Werkzeugen und wachsendes
handwerkliches und technisches Geschick vom Tätigsein der Tiere. Wesentlich
aber ist, daß diese Tätigkeit stets Werkzeug für die Bedarfsdeckung war. Erst die Trennung dieser
Verbindung durch die Entwicklung von arbeitsteiligen Gesellschaften wandelte
den Charakter des menschlichen Tätigseins vollkommen. Der Menschen Tätigkeit
wurde zur entfremdeten Arbeit, zur Ware, zum Handelsgut auf den Märkten. Mit
seiner Tätigkeit wurde auch der Mensch selber zur käuflichen Ware. 4. Grob unterteilt habe ich
bislang zwei Arten von Arbeit erfahren. Da war die
Berufsarbeit in der Fabrik, der ich mich nur des Entgeltes wegen unterzog und
die Tätigkeiten in meiner Freizeit. Es war nicht der vergossene
Schweiß, der den Unterschied machte, auch nicht ob es Hand- oder Kopfarbeit
war. Der Unterschied war alleine
die Freiwilligkeit, die selbstgestellte Aufgabe, die Einsicht in ihre
Notwendigkeit, der ursächliche Zusammenhang von Tätigkeit und
Bedürfnisbefriedigung. Ob ich nun mein Haus
gebaut, meinen Garten bestellt, Lieder, Bilder und Texte geschaffen habe -
niemals war mir dieses Schaffen etwas Fremdes. Auch wenn ich nicht immer die
Muße fand den Arbeitsprozeß als solches zu genießen, weil die Notwendigkeit
zum Fertigwerden drängte, so war nie eine Kluft zwischen mir und dem Produkt.
Diese Arbeit war ich selber, mit ihr schaffte ich mich und mein Selbstwertgefühl.
Wer je das Glücksgefühl
nach einer gelungenen selbstgestellten Arbeit erlebt hat, weiß, daß es nichts
mit der Sattheit gemein hat, die bloßes Konsumieren hinterläßt. Ich weiß deshalb, daß die
Qualität unserer Arbeit der Schlüssel für ein lustvolles und maßvolles Leben
ist. Wer sich in seinem Tätigsein wohl fühlt, braucht sein Glück nicht über den
Umweg von Konsum und Besitz von Waren zu suchen. Wenn man die im
Warenüberfluß lebenden Menschen betrachtet, wie sie sich eine Sattheit nach der
anderen kaufen, wie sie in ihren Benzinkutschen versuchen der inneren Leere und
Ziellosigkeit davonzufahren, wie sie sich mit fremden Federn schmücken um Anerkennung
zu finden und sei es in der Form von Neid, wie sie ihre Körper mit immer
schärferen Dingen zu reizen versuchen - erkennt, daß sich die Menschen verrannt
haben und ihr "way of life" nichts mit Lebensqualität zu tun hat. Kürzlich habe ich einen
Bericht über die Lebensumstände von über hundertjährigen Menschen gelesen, die
in manchen Gegenden gehäuft leben. Allen Befragten war
gemeinsam, daß sie ein nach unseren Begriffen eher kärgliches,
bewegungsreiches bäuerliches Leben lebten. Die Trennung ihrer Aktivitäten in
Arbeit und Freizeit war ihnen unbekannt, ebensowenig ein Ruhestand im Sinn
unseres Rentenalters. Alle diese Methusalems
lebten in Gemeinschaften, in denen sie auch im hohen Alter ihren Teil zum
allgemeinen Wohlergehen beitragen können und in denen ihr Wort noch etwas galt.
Bei uns ist es bekanntlich
anders. Funktionierende Gemeinschaften sind immer seltener, die Vereinzelung
nimmt immer mehr zu. Die Wirtschaft benötigt die mobile, heimatlose
Kleinfamilie, deren Arbeitskraft überall eingesetzt werden kann. Die
"noch-nicht-Ware", die inder, und die "nicht-mehr-Ware",
die Alten, werden von gesonderten Institutionen betreut, damit sie nicht
stören. Doch auch die Arbeit als
solche ist meist weder lustvoll noch geeignet Mäßigkeit zu erzeugen
, im Gegenteil. Die wenigsten Menschen produzieren nützliche Güter,
viele dagegen stellen überflüssige her, immer mehr gefährliche und schädliche.
Der Rest verwaltet, betreut und bewacht dieses unvernünftige System. Und alle
suchen ihr Glück außerhalb ihres bezahlten Tätigseins. 5. Ich habe nirgends
behauptet, daß nur Arbeit glücklich macht. Doch wenn ich nun ein Lob auf die
Beschaulichkeit und das Pausieren anstimme, dann bitte ich doch zu bedenken,
daß ihr Wert durch das vorangegangene Tätigsein bestimmt ist. Wer nur faulenzt
wird müde (faulenzen macht viel müder als arbeiten!) oder er langweilt sich zu
Tode. Beides ist nur begrenzt lustvoll. Am Schönsten fand ich immer
das Ruhen nach dem angestrengten Tätigsein, das zufriedene Betrachten des
Geschaffenen, das Planen des Weiteren. Ich lege das Werkzeug oft weg und trete
von der Arbeit ein paar Schritte zurück. Einmal wohl, weil ich ein Genießer
bin und den Arbeitsfortgang des Werdenden vollständig auskosten will, zum
Zweiten, weil in diesem scheinbaren Untätigsein das Eigentliche passiert, der
schöpferische Vorgang im Kopf. Auch dafür gibt es nichts Entsprechendes in den
Kaufhäusern... _______________________________________
Manifest
von 1983
1.
Das
Leben ist Gabe, genieße es. Das Leben ist auch Aufgabe, drum entwickle deine
Fähigkeiten und wirke zum eigenen und fremden Nutzen. 2.
Begegne
allen Geschöpfen so, wie du möchtest, dass man dir begegnet. Bedenke deine
Natur und deine Angewiesenheit auf alles Lebendige und lass alles leben nach
seiner Art. Freue dich über die Verschiedenheit der Menschen und ihrer
Kulturen! 3.
Dir
steht zu, was du benötigst. Alles was darüber hinausgeht bringt dir wenig
Nutzen und vermehrt dein Glück nicht. 4.
Nach
eigenem Bedürfnis zu denken und zu handeln, ist natürliches Recht. Unrecht ist,
anderen zu schaden oder zu schweigen, wenn andere anderen schaden. Denn wer
soll den Menschen zurechtweisen, wenn nicht der Mensch? 5.
Übe
den Körper für den Geist und übe den Geist für den Körper. 6.
Setze
dir wenig ferne Ziele und viele nahe. Gewöhne dich an steinige Wege, denn diese
sind das Normale. Bevor du deine Kraft an Hindernissen vergeudest, versuche sie
zu umgehen. 7.
Kehre
um, wenn sich dein Weg als Irrweg herausstellt! ________________________________________
1984 Nur keinen Rat!
Niemand habe das Recht zu
raten und zu warnen, sagen sie, jeder muß für seinen eigenen Weg finden. Zu
sagen, was not tut, sei anmaßend und immer auch Gängelung. Bedauerlicher halten
sich die Gegebenheiten nicht an diese schönen liberalen Spielregeln: sie sind
da und die Menschen haben sich ihnen anzupassen. Soll jeder ohne Hilfe die
verrücktesten Labyrinthe durchirren? Soll wirklich niemand aus dem Schaden
anderer lernen können, bzw. dürfen? Oder sollten nicht doch ein paar
Reisebeschreibungen von denen, die sich die Nase bereits gestoßen haben,
erlaubt sein? Sollen sie nicht auf die versengende Hitze des Feuers hinweisen
dürfen, auf die Fettnäpfchen, die Fallstricke überall, die Nepper und
Bauernfänger? Auch wenn unsere Weisheiten
klein und individuell sein sollten und manchmal bieder, so sollten wir sie doch
anbieten, unaufdringlich zwar, aber doch anbieten. 1985 Übers Fernsehen
Wer hat nicht schon
erfahren: vom Fernsehen einen interessanten Gedanken in den Kopf zu bekommen,
diesen dann aber durch die nachfolgenden Sendungen, die man laufen ließ, wieder
entführt zu bekommen. Ich habe schon sehr viel
ferngesehen, darunter sehr viel Mist, aber durchaus auch gute Filme. Die ganze
Kunst besteht darin, den Apparat nur gezielt einzuschalten und ihn nicht, wenn
er mal läuft, bis zum Sendeschluß anzulassen. Gewiß, manchmal hilft einem das
langweilige Programm abzuschalten, doch eine zunehmende Zahl von Sendern - wir
haben neben den drei Deutschen noch zwei Österreicher und einen Schweizer -
läßt einen zuleicht nur umschalten. Ich habe schon wiederholt
versucht, mir das Fernsehen gänzlich abzugewöhnen, da hatte ich es mit dem
Rauchen leichter. Es bleibt ein riesiges Loch, in dem man herumirrt und wovor man
sich fürchtet. Selbst so Elementares wie Essen und Trinken, verliert, über
lange Jahre mit Fernsehen konditioniert, viel an Reiz. Nun bin ich noch ein
vergleichsweise beschäftigter Mensch, der gerne malt und komponiert, liest und
sich in der Natur bewegt. Doch immer mag ich das auch nicht, was haben nur die
Leute früher mit ihrer Zeit gemacht? Da ich in den ersten zwanzig Lebensjahren
ohne Fernsehen aufgewachsen bin, weiß ich es zwar noch schwach - wir haben viel
gelesen, Radio gehört, sind ins Kino gegangen und ins Wirtshaus. Es erschreckt mich, wenn
ich mich heute so im Verwandtenkreis umsehe und - vor allem die Männer - das
ganze Wochenende vor der Glotze hocken sehe, jeden sportlichen Krampf
betrachtend. Doch die meisten von ihnen haben nur ihren Beruf, keine Tätigkeit,
die sie in der Freizeit wirklich beschäftigt. Ohne den elektrischen Zeiträuber
fühlen sie sich mit ihrem Pulsschlag allein gelassen. Ihre Endlichkeit dämmert
ihnen mit einem Male, Sinnfragen tauchen auf und wollen verdrängt werden, und
dann ist da diese Ruhelosigkeit, dieses Gefühl des Alleinseins, das sie rastlos
macht, es ist das Ich, mit dem man so wenig anzufangen weiß. Fernsehen ist für das
Augenwesen Mensch, das von Natur aus gerne beobachtet, vor allem andere
Artgenossen, das Mittel der Wahl, es ermöglicht, wie eine Piepshow das
versteckte Beobachten. Schlimm ist halt das Einwegsehen, das zur Passivität
verdammt sein, die fehlende Eingebundenheit in das was abläuft. Man lebt ein
Leben aus zweiter Hand, man läßt andere die Bilder aussuchen, die man sieht,
man läßt andere die Worte ausdenken, die man denkt. Fernsehen ist wie ein Dieb,
es klaut uns die besten Stunden. Ach, hätten wir nur die Willenskraft, es nur
stundenweise an Regentagen oder langen Winterabenden einzusetzen! Doch obwohl ich das alles
weiß - auch ich lasse mich immer wieder fangen und elektrisch zum Narren
machen. Manchmal flüchte ich mich in eine Umgebung ohne Stromanschluß und esse,
schaue und denke und beschäftige meine Hände mit nützlichen Arbeiten. ________________________________________
1986 Grundsätzliche
Gedanken über Politik
Ich verabscheue
Verschwendung, Habsucht, Unrecht und Diskriminierung und der Teufel soll mich
holen, wenn ich einmal anders denken sollte. Immer wieder habe ich
versucht nichtmaterielle Themen wie Arbeitsqualität, Entfremdung, Ausbeutung
der 3. Welt durch die Industrieländer, Umweltzerstörung, Atomkraft usw.
anzusprechen, das Interesse dafür war überschaubar… Ich habe immer einen tieferen
Ansatz gehabt, als ihn etwa Gewerkschaften und Sozialdemokraten zeigen, denn
was hilft materieller Konsum, wenn er uns physisch und psychisch abhängig macht
und unsere Gesundheit zerstört? Was hilt ein Leben, das größtenteils von einer
sinnlosen Arbeit aufgefressen wird, die einen zwingt, sein Glück außerhalb von
ihr zu suchen und das Leben in Arbeit und Freizeit teilt? Wie soll man eine
Wirtschaftsweise rechtfertigen, die sich alleine am Materiellen, Quantitativen
orientiert und über Leichen geht? Was hilft eine Pseudowohlfahrt in einer
künstlichen Welt, die unserer Natur nicht angepaßt ist und ihre Grundlagen
zerstört? Deswegen lebe ich heute so
anders, als jene, die sich als "links" bezeichnen. Mit ihnen lehne
ich dieses Gesellschaftssystem ab und träume von einer menschlicheren
Gesellschaft, doch ich gehe weiter und lehne auch diese völlig verkommene
Räuberzivilisation ab, diesen parasitären Lebenstil, mit seinem kindischen Konsum,
seinem Materialismus, seiner Verschwendung, seinem Müll, seiner menschlichen
Kälte usw. Materiell lebe ich viel
bescheidener als es üblicherweise heute Arbeiter leben, ja vielleicht
bescheidener als diejenigen, die allgemein als arm gelten. Dennoch fehlt es mir
an nichts, im Gegenteil bemühe ich mich ständig auf weiteren überflüssigen
Verbrauch zu verzichten, alleine zu meinem Vorteil. Das können Arbeiter,
Gewerkschaftler, auch linke Grüne nicht verstehen, denn ihnen geht es darum
durch "Klassenkampf" den materiellen Kuchen anders zu verteilen und
sich selber auch ein größeres Stück davon abzuschneiden. So sind sie, ohne es
zu merken, voll in den verachteten Prinzipien des bekämpften Systems verfangen.
Egal, ob in West oder Ost, es geht überall nur um "Mehr- Haben" und
Konsum. Und dann ist da einer-
sprachlich, im Äußeren und seiner Lebensgeschichte eher ein Linker, der zum
Konsumverzicht auffordert und sein Glück in einer materiellen Mäßigkeit sucht. Doch ich fordere keine
Askese und erst recht keinen Verzicht auf Glück und ich vertröste niemandem mit
einem Glück in einem schimären Jenseits. Im Gegenteil bin ich eher ein
Genießer, der jeden Augenblick seines Lebens mit allen Sinnen auszukosten
sucht. Nur habe ich halt erfahren, daß das Maximum dessen, was an Sinnlichkeit
möglich ist, ein recht niedriges materielles Niveau erfordert, denn die
wirklichen Genüße sind billig oder kostenlos zu haben: Atmen, sich in der Natur
zu bewegen, sich seine Nahrung anzubauen und zuzubereiten, essen, trinken,
schlafen, lieben usw. Ähnliches gilt für die kulturellen Genüsse wie Schreiben,
Lesen, Musizieren, Malen, Formen, Dichten usw. Diese Freuden kann jeder
genießen und täten dies mehr Menschen, würde sich die Welt wirklich verändern,
radikal. Kein Umsturz eines
Staatssystems kann da helfen, auch wenn verbesserte Rahmenbedingungen schon
manches fördern und erleichtern könnten. Doch ein Umsturz der
Produktionsverhältnisse läßt die verblendeteten Köpfe wie sie sind und die
Hoffnung, daß sich in einem humaneren Sein einmal ein humaneres Bewußtsein
entwickelt, ist nur in der Theorie richtig, wie sich in existierenden
Großversuchen zeigt. ________________________________________
1986 Zähe Wildgräser
Ohne Zweifel ist Gärtnern
ein ständiger Kampf für die Kulturpflanzen gegen die Wildgräser um den
begehrten Platz in der Sonne. Als Gärtner reißt man die Erde auf, beraubt sie
ihres natürlichen Kleides, um seine Kulturpflanzen großziehen zu können. Dies
ist ein mühseliges Unterfangen, denn die Wildgräser sind dem jeweiligen
Standort in jedem Fall besser angepaßt. Wer jemals ein Stück Wiese in einen
Gemüsegarten umgewandelt hat, weiß, in welch kurzem Zeitraum die Wiesenpflanzen
die Wunde wieder schließen können. Wer nicht alle paar Tage seine Beete
ausgrast bzw. die Erde um seine Kulturen lockert, so daß die Wildgräser
permanent in ihrer Entwicklung gestört werden, wird sein Gemüse bald nicht mehr
finden. Für arme Gärtner wie mich,
die aus beruflichen Gründen nur in den Ferien den "Kampf" mit den Wildgräsern
aufnehmen kann, ist garteln nur mit Mulchen möglich. Bei dieser Technik wird der
Garten ständig mit einer Schicht aus Grasschnitt bedeckt, gut zwanzig
Zentimeter dick, damit die Wildpflanzen diese nur schwer durchstoßen können und
darunter eingehen. Ein weiterer Vorteil ist, daß dadurch auch viel weniger
gegossen werden muß, denn die Bodenbedeckung reduziert die Verdunstung
beträchtlich. Zudem ist der Mulch Nahrung für das Bodenleben uns in der Folge
auch für die Kulturpflanzen (und für uns). Dieser Düngeeffekt fällt
weg, wenn man mit einer schwarzen Folie mulcht, wie man es oft im
landwirtschaftlichen Gemüseanbau sieht. Die Bauern in unseren
Breiten haben eine andere Lösung gefunden, dem rückenbeugenden Kampf mit den
Wildkräutern auszukommen: sie garteln nicht und verzichten auch immer mehr auf
Feldbau, dafür düngen sie die Wildpflanzen auf Teufel komm raus, damit sie noch
schneller wachsen um dann gemäht werden zu können für ihre Nutztiere. 1987 Über das Bauen/
Hirnbatzl für das Magazin Lichtung
Im Urlaub hält uns kaum
etwas in unseren modernen Städten. Neben Sonne, Berge und Meer sind es die
alten Mauern, die uns locken. Was ist es doch für eine Wohltat für die Augen,
durch alte Dörfer und Städte zu schlendern! Kein Haus ist wie ein zweites,
keine Fassade, kein Dach, kein Giebel, kein Tor findet man mehrfach. Die
Häuser sind ineinander verwachsen - hoch, niedrig, schmal, breit, die Mauern
oft schief und asymetrisch, der Putz unregelmäßig - eine gerade Linie wäre in
dieser Umgebung ein Fremdkörper. Oft schon Jahrhunderte alt, sind die Gebäude
stabil wie eh und je, wenn nicht irgendwo Wasser an tragendes Holz kam, dies
ohne Stahlbeton und giftigen Holzschutz (doch dies nur nebenbei). Die Baumaterialien sind
immer typisch für die Gegend - Holz, Natursteine, gebrannter Lehm. Überall
spürt man den Menschen: in den Mauern diejenigen, die sie
aufeinanderschichteten, in den Balken die Zimmerleute, in den Türen und
Fenstern die Schreiner, und im unregelmäßigen Pflaster der Menschen Schritte.
Alles hat menschliches Maß. Obwohl gleichfalls künstlich, wirken die alten
Siedlungen unendlich organischer wie unsere heutigen. Wie in der Natur ist
alles verschieden und einmalig. Unsere modernen Baustoffe
dagegen sind überall im Handel erhältlich, die Kraft der Machinen und die
Baumode schaffen sie überall hin. Ja, Häuser sind heute ebenso der Mode
unterworfen wie alles andere, womit sich Geld verdienen läßt. Ist heute dieses
"in", ist es morgen jenes. Mit verbundenen Augen in ein Neubaugebiet
gestellt, könnte man, nach Entfernen der Binde, nicht sagen, ob man in einem
Vorort Münchens, Hamburgs oder Zwinsings steht. Ich bedauere diese
Gleichmacherei und Charakterlosigkeit. Sicher gibt es auch gute
Beispiele, vor allem Akademiker bauen neuerdings Häuser mit viel Naturmaterialien
und gediegenen Details. Weniger Geldige mit kalten Häusern aus den sechziger
und siebziger Jahren bringen gerne pseudorustikale Accessoires an die Fassaden
(vor allem in ostbayerischen Fremdenverkehrsgebieten, es ist zum Weinen!),
wobei Wagenräder, klotzige Fertigbalkone und funktionslose
Fensterlädenattrappen alpenländische Gemütlichkeit suggerieren sollen. Und
immer noch versteckt man guten Putz hinter Fassadenplatten aus Kunststoff, um
nicht altmodisch oder ärmlich zu wirken. Auch wenn ich gerne in
manchem alten Haus wohnen und die alten Gebäude restauriert und belebt sehen
möchte, fände ich es falsch, sie beim Neubau zu imitieren. Was wir aber von
ihnen lernen sollten, wäre das erwähnte menschliche Maß, der Verzicht auf
modischen Firlefanz, das Besinnen auf die heimischen Baumaterialien und das
Bestreben ein unverwechselbares Haus zu bauen, das unseren individuellen
Ansprüchen genügt. Das würde bedeuten, daß man sich nicht mehr ein Haus aus
einem Katalog aussucht oder einen fertigen Plan von irgendjemandem übernimmt.
Wer bauen will, sollte sich sein Haus in den Grundzügen, nach seinen
Bedürfnissen, selber planen und erst danach zu einem Architekten gehen und sich
beraten lassen. Von Vorteil wäre es auch, den Grundaufbau so flexibel zu gestalten,
daß es auch noch die Enkel für ihre veränderten Bedürfnisse umgestalten können.
Überhaupt- viele werden
entsetzt zusammenzucken- fordere ich Freiheit beim Bauen von Wohnhäusern! Ein
Haus ist quasi unsere dritte Haut, und wie diese auszusehen hat, geht keine
Behörde etwas an. Diese sollten weiter bei der Statik mitreden, beim Abwasser
und bei den Feuerungsanlagen, ansonsten sollten sie sich auf Beratung
beschränken. Damit keine Mißverständnisse entstehen: ich meine Wohnhäuser, die
sich Menschen bauen um in ihnen zu leben. Auf keinen Fall meine ich Wohnblöcke,
die einer für andere baut, meine nicht Gewerbe- und Industriebauten, die heute
an Häßlichkeit kaum zu überbieten sind, meine nicht den Bau von Kraftwerken,
Flughäfen, Kasernen und landschaftsfressenden Tiefbauten. Im Gegenteil, hier
gehören die Vorgaben verschärft. Doch heute scheint es gerade umgekehrt zu
sein: je größer ein Bauvorhaben und je potenter der Bauherr, um
so kleiner erscheinen die Probleme mit der Genehmigung. Wäre es anders,
würde unser Land nicht so heillos verbetoniert und unendlich häßlich und
langweilig sein. Bei den Wohnbauten des kleinen Mannes läßt sich dagegen
leichter dreinreden: von der Dachneigung bis zu den Fenstern wird ihm alles
vorgeschrieben. Was dabei herauskommt ist allenthalben zu sehen: Uniformiertes,
langweilig, gleich und kleinkariert. Ich bestreite nicht, daß
die Bebauungspläne erlassenden Kommunen, die einschlägigen Gesetze und
diejenigen, die sie anwenden wollen, das Beste wollen, leider aber keine
Individualität. Und der Spießergeschmack der meisten Bauherren will das
ebensowenig. Self-made-Häuser, wie in den USA, sind den einen wie den anderen
eine Horrorvorstellung. Alte Städte sind eben nur etwas für den Urlaub, zu
Hause regiert weiter das Lineal. Wer uniformierte Langeweile
individueller Abwechslung vorzieht, dem läuft bei meinen Vorschlägen wohl zurecht die Gänsehaut. Doch schlimmer, wie heute, könnte es
gar nicht werden! Und ganz auf Einschränkungen würde auch ich nicht verzichten,
etwa die Vorgabe, daß keine Nachbarn geschädigt werden dürfen. Wenn man dann
noch die Verwendung heimischer Baumaterialien vorschreiben würde und die
Teilnahme an sachkundig machenden Kursen und Exkursionen für Häuslebauer,
dürfte nicht mehr viel schiefgehen. Gelegentliche Auswüchse würden auch nicht
schaden, denn diese wären unbezahlbar lehrreich... Vielleicht würden dann
unsere Dörfer und Städte wieder zum Spazierengehen einladen, so wie die alten
Vorbilder... 1987Ansichten
eines Internatssleiters über Pädagogik
Es
ist eine Binsenweisheit, dass es vergleichsweise nicht mehr gute Pädagogen
gibt, als es etwa gute Ärzte, Journalisten, Politiker usw. gibt, also nicht
allzuviele. Viele
Erzieher und Lehrer haben ihre Berufswahl scheinbar zufällig getroffen, etwa,
weil sie ihre Arbeitszeit lieber mit lebenden Menschen verbringen als mit toten
Werkstücken oder Akten, was an sich ja schon ein guter Ansatz ist. Nun gehört
die Betreuung und Förderung von Kindern und Jugendlichen zu den wichtigsten
Aufgaben überhaupt, denn nichts weniger wird dadurch bestimmt als die Zukunft
unserer Welt. Leider werden Lehrpläne und Wirklichkeit dieser großen Bedeutung
nur wenig gerecht. Man sollte das Gute definieren und beim erzieherischen
Handeln immer danach fragen, ob es geeignet ist, diesem Gutem näherzukommen.
Was ich persönlich unter diesem Guten verstehe? Beispielsweise alles, was die
Menschen gesund macht, geistig und körperlich, was sie befähigt über sich
selber hinauszudenken und Verantwortung für andere zu übernehmen, was sie
selbständig macht, ihr Gerechtigkeitsempfinden schärft, ihr
Problemlöseverhalten schult, ihre Vorstellungskraft entwickelt, sie kausal
denken lehrt und die Zusammenhänge dieser Welt zu begreifen hilft, alles was
Naturverständnis fördert, gegenseitige Rücksichtsnahme, Bescheidenheit. Jeder
Reisende hat sein Ziel im Kopf. Um wenigstens die richtige Richtung einschlagen
zu können, sollten doch wohl auch Pädagogen ihre Ziele umreißen. Ihr Erreichen
ist dann sowieso wieder ein ganz anderes Thema, denn die möglichen Wege sind
sehr zahlreich. Ich meine aber sicher zu wissen, daß man als Erzieher den Weg
immer ein Stück vorangehen muß, was nichts anderes heißt, als daß man nur durch
das eigene Beispiel erzieht. Wer erziehen will, hat erst einmal sich selber zu
erziehen. Daneben muß ein Pädagoge natürlich die Regeln kennen, nach denen
Verhalten gelernt wird und seine Arbeit darauf abstellen, denn ob man die
Lerngesetze nun bewußt anwendet oder nicht - funktionieren tun sie auf jeden
Fall. So
oft ich auch Erzieherinnen nach ihren Erziehungszielen befragte (was ich mir
meist nur im Rahmen des Einstellungsgespräches getraute), eine klare Antwort
bekam ich noch nie. Doch
die Schüler schätzen die freundliche Unverbindlichkeit der Erzieherinnen, die
nichts fordern und niemals belehren oder den moralischen Zeigefinger heben.
Zudem sind sie jung und attraktiv, duzen und lassen sich duzen, überlassen
alles Ordnende dem Leiter und machen nach Feierabend die Internatstür hinter
sich zu. Nach
meinem Verständnis haben, neben den Pädagogen, auch Berufsgruppen wie Ärzte,
Richter, Politiker, Polizisten, Journalisten, Autoren und Künstler eine große
moralische Verantwortung, haben gefälligst gerecht, ehrlich, den Schwachen
verpflichtet und vorausschauend zu sein. Doch dies ist natürlich naiv, denn bei
einer Berufswahl sind andere Aspekte ausschlaggebend: etwa das Ansehen eines
Berufes in der Öffentlichkeit, der Verdienst, die Sicherheit des
Arbeitsplatzes, die Angst vor den Arbeitsverhältnissen in der Wirtschaft, der
zu erwartende interessante Berufsalltag, vielleicht auch die Macht über andere
usw. So ist man zwar Erzieher, aber das ist halt nur so eine Berufsbezeichnung.
Wirklich erziehen will man niemanden, weil man sich selber im Grunde auch nicht
ädern mag. Zudem hat der Begriff den Beigeschmack von Manipulation und riecht
nach Politik. Letztere Annahme nicht zu unrecht, denn Erziehung ist wirklich
immer eine politische Sache. Entweder erzieht man die Menschen zum Hinterfragen
der jeweiligen Verhältnisse oder man tut es nicht, wobei die zweite Möglichkeit
die bestehenden Zustände festigt, was hochpolitisch ist. (Dies sieht die
Pharisäer, die hierzulande das Sagen haben, natürlich anders, für sie ist nur
politisch, was die Menschen aufklärt und zum Nachdenken anregt, da sie in der
Folge leicht aufbegehren könnten...) Manchmal
frage ich mich, was auf den Erzieherakademien eigentlich gelernt wird. Doch wie
soll über einen Stundenplan menschliche Reife, Humor, Liebe zu den Menschen und
Hunger nach Wahrheit und Gerechtigkeit zu vermitteln sein? Überhaupt ist es
selbst durch beste Ausbildung nur in sehr beschränktem Maße möglich, gute
Pädagogen zu bekommen, denn zum guten Teil entscheiden darüber charakterliche
Eigenheiten, also das Persönlichkeitsprofil, das Ergebnis des eigenen
Sozialisationsprozesses. Selbstverständlich kann und soll man Erzieher gut
ausbilden und ihnen didaktische und psychologische Hilfestellungen geben, doch
im Berufsalltag werden sich letztlich die verinnerlichten
Konfliktlösemechanismen und der Charakter der Erzieherpersönlichkeit immer
wieder vordrängen, besonders dann, wenn es darauf ankommt - in
nichtvorhergesehenen Problemsituationen. Es
ist auch kein Trost, daß die verbreitete Wurstigkeit keine Eigenheit von
Erziehern ist und es bei Lehrern in dieser Hinsicht sogar eher noch schlimmer
aussieht, offenbar haben sich die meisten von ihnen ihren Beruf nur wegen der
langen Ferien ausgesucht. Gute Pädagogen sind da wie dort eher selten. Und
ich? Bin ich überhaupt ein solcher? Eine Reihe von Jahren war ich das wohl,
heute bin ich mir dessen nicht mehr so sicher. Alleine, weil die erlebten
Enttäuschungen verhindern, daß ich - wie in den ersten Berufsjahren - im
nötigen Umfang Vertrauen und Liebe investiere, um mir weitere schmerzende
Erfahrungen zu ersparen. Nach wie vor mag ich die Menschen und die Fähigkeit
mich in sie hineinzuversetzen ist eher noch gewachsen. Auch wenn ich
gelegentlich vorschnell richte, läßt mich mein Gerechtigkeitsempfinden keine
Ruhe finden, bis ich eine Sache wieder einigermaßen ins Lot gebracht habe. Ich
lege auch immer Wert auf die Feststellung, daß es sich bei unangepasstem
Verhalten nur um Regelverletzungen handelt, um nicht mehr und nicht weniger.
Schlußfolgerungen auf charakterliche Mängel versuche ich grundsätzlich zu
vermeiden, da sie niemandem nützen.
Immer wieder nehme ich mir vor, möglichst ohne Strafen auszukommen und noch
mehr zu appelieren und in Güte zu regeln. Doch bei der Vielzahl der Schülern im
Internat und ihrer dauernden Fluktuation, die wirkliche Vertrauensbildung fast
unmöglich macht, sind Strafen einfach nicht zu vermeiden, auch wenn sie
erzieherisch nur wenig bewirken. Darum bemühe ich mich parallel zu jeder
Strafe, positive Ansätze der Schüler (auch wenn sie noch so klein sind)
anzuerkennen und so zu festigen. Das sind übrigens Grundsätze, die bei der
Ausbildung zu vermitteln sind und die auch ich durch Einsicht gelernt habe . Daher ist es kein Zufall, daß niemand mich öfter
besucht, als die Schüler, die irgendwann bestraft werden mußten. Es
sind auch niemals mehr als etwa fünf Schüler von hundert, die unfähig sind,
sich der geforderten sozialen Ordnung anzupassen. Durch besonderes Bemühen um
diese schwarzen Schafe gelingt es dennoch zumeist, sie einigermaßen zu
integrieren, dies jedoch nur, wenn ihre besonderen Probleme rechtzeitig zu erkennen
sind. Leider fehlt meist die Zeit, sich auf einzelne Sorgenkinder länger
konzentrieren zu können. Da sich aber einige von ihnen oberflächlich als
angepaßt zeigen und unerkannt um so heftiger gegen die Regeln verstoßen, führt
dies immer wieder zu tagelangem Ärger, Mißtrauen, Ermittlungen,
Verdächtigungen, dem schweren Führen von Nachweisen, Lügen, Verleumdungen,
Strafen.- Meine
Schüler sollen ruhig spüren, daß ich ein Mensch bin und wie sie Gefühle habe,
die ich nicht verstecken will, Sympathie und Freude ebensowenig wie Empörung,
Trauer oder Betroffenheit. 1987
Ernährungskurs
Ich habe etwa 15 Jahre lang
Ernährungskurse abgehalten, meist gekoppelt mit einem Brotbackkurs. Bei etwa
zehn Kursen im Jahr und durchschnittlich zehn Teilnehmern habe ich so in den
Jahren an die 1500 jungen Menschen das Brotbacken beigebracht, sie aber
hoffentlich auch angeregt, über gesunde Nahrung nachzudenken. Der nachfolgende
Text soll ein wenig zeigen, was ich inhaltlich zu vermitteln suchte. Es liegt mir fern zu behaupten,
richtige Ernährung wäre der alleinige Schlüssel zur Gesundheit, denn
ausreichend Bewegung, gute Luft, ein genügend Maß an Sonne und psychisches und
soziales Wohlbefinden sind ebenso wichtig. Und doch, Ernährung ist ein
überaus wichtiger Faktor. Doch nicht nur das "was" ich esse, ist
entscheident (wenn dies auch das Thema des heutigen Vortrages sein wird),
wesentlich ist auch das "wie", das "wieviel", das zu heiß
oder zu kalt. Die meisten Menschen verschlingen das Essen viel zu schnell,
dabei nehmen sie natürlich zu große Mengen zu sich, ihr Mund- quasi frustriert
über das Zuwenig an Kauen, Schmecken, Auskosten- verlangt nach seinem Recht,
das dann oftmals durch verrückte Ersatzhandlungen, wie Naschen, Dahinnuckeln
und Rauchen ersetzt wird. Essen ist mit der größte Genuß, den das Leben zu bieten hat, und man
sollte sich deshalb diesem Genuß auch reichlich hingeben. Das geht auch solange
gut, ohne Nachteile für die Gesundheit, solange man das Richtige richtig zu
sich nimmt. Doch was ist richtig? Um diese Frage zu
beantworten, braucht man keine klugen Bücher, sondern alleine seinen Verstand. Unser Körper mit seinen
Organen hat sich in vielen Jahrmillionen entwickelt. Um gesund zu bleiben
braucht er die Nahrung, an die er sich in diesen langen Zeiträumen angepaßt
hat. Das was wir uns in den letzten fünfzig oder den letzten paar hundert
Jahren angewöhnt haben, hat uns zwar hunderterlei Zivilisationskrankheiten
beschert, keinerlei Einfluß aber auf unsere Körperfunktionen gehabt. Im Vergleich zu unserer Entwicklungszeit
ist das gerade wie eine Minute im Vergleich zu einem Tag. Um zu erkennen,
welche "Urnahrung" dem Menschen begleitet hat, brauchen wir uns nur
einmal die ganzen technischen Errungenschaften wegdenken: unsere Waffen,
Werkzeuge, Kochtöpfe, unsere Beherrschung des Feuers. Über diese Dinge verfügen
wir ja erst seit dem, was wir Steinzeit nennen, und selbst dieser Zeitraum ist
wie ein Zentimeter zu einem Meter in unserer Entwicklungsgeschichte. Schauen wir uns unseren
waffenlosen Körper an, so merken wir schnell, welche Nahrung wir mit unseren
bescheidenen Möglichkeiten erlangen konnten. Wir besitzen weder die
Schnelligkeit noch die Sprungkraft der jagenden Tiere, unser Gebiß ist das
Gebiß eines Früchteessers, völlig ungeeignet zum Aufbrechen von Tierkörpern,
mit unseren wunderbar geschickten Fingern kann man Beeren und Blätter pflücken
oder Wurzeln ausgraben. Wir haben keine Raubtierklauen, unser Darm ist im
Verhältnis viermal länger als der von Raubtieren, unser Speichel ist alkalisch
und nicht sauer wie der von Raubtieren, er besitzt das Enzym Ptyalin, das
Kohlehydrate verdauen hilft, unsere Verdauung beginnt im Mund, Raubtiere
verschlingen dagegen ihre Beute. Der Mensch ist ohne Zweifel
erst durch seine Waffen und anderen Hilfsmittel zu einem "sekundären"
Raubtier geworden, er erhitzt die Leichenteile, wobei er sich fast vollständig
auf Muskelfleisch konzentriert, was von den echten Raubtieren wenig geschätzt
wird, denn diese trinken das Blut, fressen die Eingeweide und knacken die
mineralstoffreichen Knochen. Auch darin zeigt sich die Verirrung des Menschen.
Nur die Eskimos machen es anders, doch ihre durchschnittliche Lebenserwartung
liegt trotzdem nur bei etwa dreissig Jahren. Doch warum soll man sich
überhaupt über diese Dinge Gedanken machen? Einfach deshalb, weil durch nichts
mehr Menschen vorzeitig krank werden und sterben, wie durch Fehlernährung. Es
ist kaum übertrieben, aber mindestens zwei Drittel aller Krankheiten ließen
sich durch richtige Ernährung vermeiden, was heißt: überwiegend pflanzliche
Kost essen und diese möglichst in natürlichem Zustand. "Laßt die Nahrung
so natürlich wie möglich!", dieser berühmte Satz des großen
Ernährungsforscher Prof. Kollath faßt alles in einem Satz zusammen. (Für meine Kurse hatte ich
mir nur Stichwörter zurechtgelegt, etwa die nachfolgend aufgeführten. Sie
weiter in einen Aufsatz zu formulieren kann ich mich nicht aufraffen...) Stichworte: (noch
auszuformulieren!) lebendige Nahrung,
Versuchsschilderungen, Nahrungsmittel- Lebensmittel, Knochenverformungen,
Unfruchtbarkeit Energiebilanz von Nahrung,
Energieverlust durch schwere und denaturierte Speisen Verdauungsleukozytose,
Probleme durch Erhitzung über vierzig Grad, Eiweißproblematik/
Aminosäuren- Märchen, Baustoff-Funktion von Eiweiß, erhitztes Eiweiß als
Baustoff unbrauchbar, unvollständige Verbrennung, Harnsäure, Gicht,
Kapillarenverengung durch Ablagerung Säureproblematik, Ph-Wert
des Blutes liegt leicht im basischen Bereich, falsche Ernährung senkt den
Ph-Wert des Blutes und dieses entmineralisiert Zähne und Knochen, Zähne und Knochen brauchen
Kautätigkeit und körperliche Belastung, besonders wichtig: vor dem 30
Lebensjahr wird die Knochensubstanz aufgebaut, danach verringert sie sich
wieder. Zuckerproblematik, Vitamin-
B -Räuber, Übergewicht Salzproblematik, Widerlegen
der Salzlüge: wir brauchen zwar Natrium und Chlorid, das sich in Rohkost
findet, nicht aber Natriumchlorid, Niere kann nur etwa 10-15 Gramm täglich
ausscheiden, viele nehmen aber die doppelte Menge an Salz zu sich, das führt zu
Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe,1 Gramm Salz wird in 125 cm³ Gewebewasser
gelöst und gespeichert, Bluthochdruck Probleme der
Fleischernährung - der Welternährung (1
Jäger- 10 Bauern- 100 Gärtner), bei fleischärmerer Ernährung wäre das
Hungerproblem zu lösen, - bestes Getreide und Soja
für Tiermägen, unsere Agrarüberschüsse sind importiert, Gülleproblematik
(Gewässer- u. Luftvergiftung, Waldsterben), Giftreimport - fabrikmäßige Tierhaltung,
Dauermedikamentierung, Antibiotikaresistenz, - Vergiftung durch
Verstopfung, Darmkrebs, Krampfadern, Hautunreinheiten - Schlachten ---------------------- Wie richtig machen: - möglichst natürlich,
möglichst unerhitzt mindestens 1 Drittel,
besser 2 Drittel Obst- und Gemüserohkost, doch vor den Mahlzeiten! - salzarm - kein Zucker - wenig Fette - wenig Fleisch - gut kauen - Mahlzeiten lecker
bereiten, auf angenehme Stimmung beim Essen achten zurück 1988
Über Feste/ Hirnbatzl für das Magazin Lichtung
"Wo die Leute am
wenigsten zu lachen haben, feiert man die meisten Feste!" Falls an diesem
Sprichwort etwas dran sein sollte, hätten die Altbayern im Alltag ziemlich
wenig zu lachen, denn von Mai bis September wechselt in unseren Breiten ein
Fest das andere ab. Wer es darauf anlegt, kann den Sommer über von einem
Maßkrug zum anderen wandern: die alten Volksfeste wurden verlängert, dazu
kommen Stadt-, Wald-, Garten, Frühlings-, Sommer und Herbstfeste, dazu
reichlich Feuerwehrfeste und Fahnenweihen. Kirchweih gibt es natürlich auch
noch und schließlich bruzeln ungezählte Vereine an den lauen Sommerabenden und
hoffen auf guten Ertrag. Irgendwo ist auf jeden Fall immer etwas los, ja, es
wäre ja gelacht, wenn wir keinen Grund zum Feiern finden würden...! Auch habe nichts gegen eine
Maß Bier in geselliger Runde, auch wenn ich selten die Zeit dazu finde. Da ich
also auch nur wenige Male im jahr feiere, ist das Feiern für mich etwas besonderes. Wer dauernd feiert, dem geht es wie uns allen
mit den Bratwürsten: als es diese nur am Hl. Abend gab, galten sie als Leckerei.
Heute ißt man sie zu jeder Gelegenheit und sie haben viel von ihrem Reiz
verloren. Aber so ist es ja mit allem, was infaltionär gehandelt word, verliert
seinen Wert. Doch richtig, wir brauchen
die vielen Feste ja in erster Linie, um die kleinen Brauereien am Leben zu
erhalten, ach ja. Würden die Festgäste das Jahr über ihr Bier bei den
ortsansässigen Brauereien kaufen, anstatt im Getränkemarkt vom Braumulti,
bräuchte es das Opfer in den Festzelten nicht.., oder?
Doch vielleicht sind die
vielen Feste auch nur eine Antwort auf die zunehmende Vereinzelung der
Menschen. Jeder dritte Bundesbürger ist ein Single. Wo gibt es noch
funktionierende Nachbarschaft, wo auch nur das Gespräch auf der Straße? Heute winken sich die
menschen höchsetens noch aus dem Auto aus zu und fahren - ins Fest, um dort
echte nachbarschaft zu erleben. "Na, Herr Nachbar,
schmeckts?" "I versteh nix, weil
d´ Muse so laut is!" "Wos ham s´gsagt? I hör nix...!" Nun auch eine gescheite
Blechmusik braucht heute einen Verstärker. Aber die Leute sollen offenbar nicht
miteinander reden sondern schunkeln... Doch nichts gegen Feste.
Wenn sie mich anders verstanden haben, dann haben sie mich falsch verstanden.
Schließlich helfen sie uns der Einsamkeit vor den elektrischen Bilderkisten zu
entfliehen, mit denen man sich gar nicht unterhalten kann. Und überhaupts, mia
vosamma scho nix, schließle hamma ja an Video..! 1989 Bedingungsloser Anschluß
Ich freue mich darüber, daß
die künstliche Grenze, die Deutschland 45 Jahre teilte, nun endgültig gefallen
ist und die Deutschen endlich wieder souverän sind (soweit man das bei den
multinationalen wirtschaftlichen und militärischen Verflechtungen überhaupt
sein kann). Über die Einzelheiten des Zusammengehens der beiden deutschen
Staaten bin ich weniger froh, denn in der Sorge, man könnte die gewonnene
Chance zerreden oder es könnte noch irgendetwas dazwischen kommen, haben sich
die Bürger der ehemaligen DDR zu leicht über den Tisch ziehen lassen. Sie
werden zweifellos bald zu spüren bekommen, daß auch ihr altes politisches
System eine Reihe von guten Seiten hatte, auch wenn es sich nur um eine
traurige Karikatur von Sozialismus gehandelt hat. Ich gestehe, mir noch vor
einem Jahr gewünscht zu haben (eine Vereinigung war ja damals noch undenkbar),
daß die sturen Politbürokraten a´ la Honecker & Co durch weisere Führer
ersetzt würden und endlich ein Sozialismus mit menschlicherem Antlitz sich
entwickeln könnte, der nur noch die Rahmendinge regelt und sonst die Menschen
ihre Geschick selber bestimmen ließe, der ökologische und sittliche Dinge in
den Vordergrund schiebt, der Welt ein Vorbild an Freundlichkeit und Vernunft
würde. Nun, die Mehrzahl der Menschen in der DDR wollten
dies nicht, ihr Mißtrauen in ein neues sozialistisches Experiment war wohl zu
gut begründet. Daneben lockten natürlich der westliche Konsum, über dessen
zweifelhafte Wurzeln sie meinten nicht nachdenken zu müssen (sie, die
Zukurzgekommenen!); daß sie darüber zukünftig mehr reflektieren werden als die
Bundesbürger, ist wohl auch kaum zu erwarten. Trotzdem habe ich noch die
Hoffnung, daß sie nach einer ersten Phase der Euphorie und des Konsumrausches -
und der zweifellos eintretenden sozialen Ernüchterung durch die zu erwartende
Arbeitslosigkeit - vielleicht doch noch einige sozialistische Werte einbringen
werden; ich meine es würde unserem Dschungelsystem nicht schaden. 1989 Die wahren Gegner der deutschen Einheit
Diejenigen, die über
Jahrzehnte am lautesten über die Trennung Deutschlands gejammert und gehetzt
haben, waren es, die eine von den Sowjets in den fünfziger Jahren angebotene
Vereinigung zu einem neutralen Staat ablehnten. Besonders publik wurde das aber
nicht, denn stets wurde nur gesagt, daß die Russen an der Teilung schuld seien.
Nun haben die Sowjets unter Gorbatschow sogar ihre Forderung nach Neutralität
fallengelassen, die eigentlich nur zu verständlich war, angesichts der zwanzig
Millionen Toten, die sie der deutsche Überfall der Naziarmee gekostet hatte.
(Seit ich denken konnte, habe ich mich dafür immer geschämt. Ich schämte mich
einem Volk anzugehören, daß, statt sich der begangenen Verbrechen an den Russen
zu schämen, gerade dieses Volk wie potentielle Verbrecher behandelte. Mir kam
das vor, als würde ein Mörder vor den Angehörigen der Opfer warnen.) Aber vielleicht standen
hinter Adenauer die westlichen Allierten, und er hatte die Vereinigung nur als
deren Strohmann abgelehnt. Ich gestehe, das ist ein böser Verdacht, und falls
er nicht zutreffen sollte, bitte ich ihn zu entschuldigen. Aber wir werden
jetzt ja sehen, wer wirklich am meisten gegen die Vereinigung der beiden
deutschen Staaten sich streuben wird: die Russen oder die Westmächte. Mit ihrer
Ablehnung eines neutralen Deutschlands zeigen sie ja bereits recht offen ihr
Mißtrauen, denn mit der Forderung nach weiterer Einbindung Deutschlands in die
NATO wollen sie ja auch eine weitere Besetzung unseres Landes durch ihre
Truppen rechtfertigen. In einem Fernsehbeitrag wurde aus England berichtet, daß
dessen veraltete Industrie voll auf der Rüstungsschiene fährt, ja, ein
Gewerkschaftsboss beschwor Leid und Verelendung hunderttausender
Rüstungsarbeiter, wenn in der Rüstung durch die sich abzeichenende Entspannung
größere Aufträge gestrichen werden sollten. Die Rüstung sei das Herz der
Produktion im Land, wurde wörtlich gesagt. Viele Engländer haben also Angst vor
Abrüstung, und ein Abzug der Rheinarmee erscheint vielen als apokalyptische
Vision. Es ist wirklich zum Kotzen, daß Waffen Mordinstrumente sind, berührt
offenbar nur diejenigen, deren Einkommen nicht von ihnen abhängt... ________________________________________
1989 Sozialismus Ade
Die US-amerikanische Art zu
leben sei einem Sauerteig vergleichbar, der selbst den größten Teig durchsetzt,
schrieb Brecht einmal in einem reimlosen Gedicht im ersten Drittel des Jahrhunderts.
Die Gegenwart zeigt, daß
sich in den sechzig Jahren seither nichts geändert hat. Die ehemals
sozialistischen Staaten werfen alle ihre Errungenschaften über Bord, ihrer
Bevölkerung kann es dabei gar nicht schnell genug gehen. Auch wenn, zugegeben,
ihr sogenannter Sozialismus nur ein Zerrbild der von seinen geistigen Vätern
unter der Barbarei des Kapitalismus geträumten Hoffnungen war, so erstaunt mich
doch der zu Tage tretende Haß und die Blindheit der Menschen, wie sie in jene
Verhältnisse zurückstolpern, die zu verlassen ihre Großeltern einmal alles
gegeben haben. Sie wollen keinen neuen, menschlicheren Sozialismus, mit weniger
Bürokratie und Partei, weniger Plan und weniger Gängelung. Wie entsetzlich
müssen diese Verhältnisse tatsächlich gewesen sein, daß sich die Menschen
lieber bedingungslos in die Arme derjenigen werfen, die bekanntermaßen für Geld
alles machen. Alles, sagen sie, nur kein neuer Sozialismus! Einen dritten Weg
lehnen sie ab, zu groß erscheint ihnen die Gefahr, daß die Planer von gestern
wieder erstarken könnten. Erst einmal anständigen Kapitalismus - dann kann man
ja weitersehen.... Vielleicht ist es aber gar
nicht so sehr das Erstreben vermehrter individueller Freiheit, denn wieviele
Menschen bei uns nützen diese schon tatsächlich? (die Menschen laufen eben
gerne in der Herde hinter Hammeln her); allgemein wird gemutmaßt, es ginge
allein um die Hoffnung auf größeren Konsum, um einen Platz am gefüllten
Fleischtopf also, der aber bei uns nur deswegen so gefüllt ist, weil seine
Füllung die Überlegenheit des kapitalistischen Systems anzeigen sollte (und
weil ein guter Teil der Zutaten in der ganzen Welt zusammengestohlen ist). Ob
der Fleischtopf weiterhin so gefüllt bleibt, wenn der Propagandaeffekt nicht
mehr nötig ist, die Umwelt daran zugrunde geht und die Armen im Süden einmal
aufbegehren, wird sich bald zeigen. Welche Lehren sind zu
ziehen? Ist es nun müßig, für die Menschen ein gerechteres Gesellschaftssystem
zu erstreben, da sie einfach nicht sozial zu kriegen sind, weil sie nicht
gleich sein wollen, weil sie sich in erworbenen Dingen unterscheiden wollen,
weil sich stets in einem Ausleseprozeß die schlechten Menschen an die
Schalthebeln der Macht drängen, weil jede neue Generation offenbar jeden Fehler
selber machen will, weil Egoismus sich scheinbar alleine vermittelt, auf Dauer
immer erfolgreich ist, soziales Denken und Verhalten dagegen ein unrealistisch
hohes Maß an Einsicht und Feingefühl verlangt...? Wer kann schon durch einen
See schwimmen ohne naß zu werden? Grad so ist es aber mit dem Egoistischen,
also dem Bösen. Doch wie soll man einen See trockenlegen, wenn er von sovielen
Quellen und Sümpfen gespeist wird? Die Lage erscheint hoffnungslos.Mit Luwig
Hohl möchte ich sagen: Die Menschen ändern sich nicht. Wenige doch. Die andern:
Laß! 1989
PC-Man
Pcman
ist eine brauchbare Möglichkeit sich das Rauchen abzugewöhnen, denn wer dem
Spiel einmal verfallen ist, hat keine Zeit mehr, sich eine Zigarette
anzuzünden. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, einmal derart oft ein
nimmersattes, blinkendes Maul mit den Cursortasten durch ein Labyrinth zu
steuern, dabei Punkte aufzusammeln, mich an Lichtpunkten zu stärken und mit
diesen geschöpften Kräften zu haushalten um nicht von gierigen, entfernt an
Quallen erinnernde Geistern, die jene Punkte offenbar bewachen, die Lebensluft
ausgelassen zu bekommen. Nur gut, daß man drei Leben hat, die aber doch dauernd
zu wenig sind, denn die gefräßigen Geister sind lernfähig und nützen alle
Festgefahrenheiten des Spielers und dessen Raffgier schamlos aus. Sie zu fangen
erhöht die Punktzahl beträchtlich und nur zu leicht läßt man sich in der Gier
nach Punkten von ihnen in ungünstige Wege locken, wo man sie zwar meist
erwischt, die befristet erzeugte Immunität aber schwindet, so daß wir verloren
sind. Es empfiehlt sich, nicht PCman zu jagen, sich nicht an ihnen zu rächen,
(obwohl ihre Gerissenheit und Gnadenlosigkeit sie nicht gerade sympathisch
machen) sondern sie nur zu packen, wenn sie auf unseren Wegen verkehren und
keine Zeit kosten oder wenn alle Punkte aufgesammelt sind und Lebenskraft übrig
ist. Doch Vorsicht! Nur wer seine Gier und seine Greiflust zügelt und
diszipliniert sammelt, kommt in die nächste Schatzkammer und darf weitermachen!
Auf der ersten Ebene mag man sich noch an sichere Teilstrecken halten; es gibt
solche und die Geister scheinen teilweise an einen bestimmten Fahrplan gebunden
zu sein. Auf den folgenden Ebenen aber gilt es sparsam mit seinen Kräften
hauszuhalten, sich nicht zum Jagen verführen zu lassen und nicht zum Aufsammeln
zusätzlicher Schätze, die allenthalben angeboten werden, es lohnt sich nicht!
Später, ab der 5. Ebene mag man die dann auch reicheren Schätze mitnehmen, wenn
Ihr Aufsammeln keinen zu großen Umweg bedeutet. Neben
Disziplin im Sammeln und einiger Überlegung über die Wahl der günstigsten
Wegstrecken, muß man lernen Hacken zu schlagen, die Richtung blitzschnell zu
wechseln und die PCmans in die Irre zu führen, was bei deren aggressiven
Zielgerichtetheit schwer genug ist. Mögen sie einem in dem einen Moment noch
blöde vorgekommen sein, weil sie in ihren Bahnen so festgelegt erscheinen, so
sind sie es im nächsten Moment schon nicht mehr. Ich habe das Spiel anfangs
für verwerflich gehalten und nur die niederen Instinkte fördernd. Vielleicht
sollte man dieses anfängliche Urteil annehmen, denn heute bin ich viel zu
befangen und habe mich an die spannenden Jagden gewöhnt, zwischen
vernünftigerem Tun. Die erste Zeit hat sich bei diesem Spiel mein Herzschlag
beträchtlich erhöht, die Spielerei hat mich so fertig gemacht wie sonst nur
größere Aufregung. Wenn ich meine Augen nachts geschlossen habe, bin ich gegen
meinen Willen noch lange Lichtpunkten nachgefahren und durch das Labyrinth
gekurvt, es war entsetzlich. Doch mit zunehmender Häufigkeit des Spieles bin ich
ruhiger geworden. Heute schimpfe ich zwar ab und an immer noch, wenn mich die
Geister knapp vor einem stärkenden Lichtpunkt fangen (manchmal scheint der
Computer auch zu schummeln!), mein Herzschlag ist aber weitgehend normal. Ob
das Spiel zu empfehlen ist, kann ich nicht genau sagen, unter dem Strich ist es
wohl eher schädlich, denn es ist schwer, es nur gelegentlich zu spielen, es
kann durchaus süchtig machen. Trotzdem ist es eine ganz neue Art von Spiel, es
ist wahrscheinlich so gut und so schlecht wie "Mensch ärgere dich
nicht". Doch während jenes die Geselligkeit fördert, fördern die Pcman
eher die Vereinsamung, wie jedes Spiel mit unseren elektrischen
Gehirnimitationen... 1990 Negative Auslese,
wohin man schaut
EG-Bürokraten haben
beschlossen, daß nur noch Äpfel mit einem Durchmesser über 55 Zentimeter
gehandelt werden dürfen. Kleinere sollen entweder als Tierfutter verwendet oder
ganz vernichtet werden.- Aus Brüssel kommen ja die unglaublichsten Beschlüsse,
aber sowas...! Da kann man erst einmal nur schweigen und tief durchatmen. In
solchen Verordnungen zeigt sich die ganze Hohlheit der Politik, die
Beschränktheit unserer Führer, die nur nach Äußerlichkeiten urteilen.
"Schein statt sein", "außen hui, innen pfui" usw, kann man
da nur sagen. Es ist nicht nur bei den Äpfeln so, daß kleinere oft besser
schmecken, daß weniger oft mehr ist, daß das Kriterium der Größe nur ein
Kriterium ist, und selten das entscheidende. Aber so ist es ja wohin man
schaut: überall wird hinter dem Aufgeblasenen und dem Glänzenden hergejagt. So
findet dauernd eine negative Auslese statt, bei der das Bescheidene,
Unscheinbarere, Unaufdringlichere, Leisere, Rücksichtsvollere auf der Strecke
bleibt und das Laute, Aufgeblasene siegt. 1990 Wer rastet, der rostet
Mancher sucht sich zu
schonen, mit seinen Kräften zu haushalten, um nicht vor der Zeit zu
verschleißen. Doch von extremen über- und einseitigen Belastungen abgesehen,
etwa bei Leistungssportlern, manchen Berufen usw. gilt, daß gerade ständige
Übung und Belastung uns Menschen leistungsstark erhält. Die meisten unserer
Leiden entstehen nicht durch den vernünftigen Gebrauch von Kopf und Körper,
sondern durch den Nichtgebrauch. Wer rastet, der rostet, das Sprichwort sagt es
kurz und bündig. Diese Regel gilt nicht nur für die Muskeln (die ja etwa unter
einem Gipsverband schnell an Masse verlieren), sie gilt auch für die Gelenke,
denn die vielgehörte Diagnose "Abnutzungserscheinungen" sind
normalerweise keine solchen, sondern die Störungen haben ihre Ursache in Bewegungsmangel
und Ablagerungen infolge falscher Ernährung. Dies gilt auch für die Knochen,
denn der Körper baut überall dort Masse ab, wo sie nicht gebracht wird. Wer
sich nicht bewegt, dessen Knochen verlieren Substanz und damit Festigkeit und
Härte, dies gilt genauso für die Zähne. Neben der
aggressiven Wirkungen, die unsere Zivilisationskost chemisch von außen und
innen auf die Zahnsubstanz ausübt, ist es der mit dieser verfeinerten Kost
einhergehende Verzicht auf das notwendige Beißen, das die Zähne stabil erhält.
Es funktioniert hier gerade so wie bei den Knochen, sie werden entmineralisiert
und zerbröseln oder zerbrechen dann bei Belastung. Ähnliches gilt auch für
unser Gehirn. Zoologen haben festgestellt, daß Haustiere ein Drittel weniger
Gehirnmasse haben als ihre wildlebenden Artgenossen. Dies leuchtet auch ein,
denn die Haustiere müssen sich weder um ihre Nahrungsversorgung kümmern noch um
ihre Sicherheit. Da es bei der Natur keinen überflüssigen Ballast gibt, baut
sie eben das überflüssige Gehirnvolumen ab. So ähnlich wird es wohl auch beim
Menschen sein, egal ob jetzt ein Masseverlust stattfindet oder nur die
"Schaltungen" und Zugriffsmöglichkeiten "einrosten": Wer
seinen Kopf nicht fordert, wird geistig träge, dies kann bis zum erworbenen
Schwachsinn gehen. Bei Menschen, die ins Altersheim kommen und sich um nichts
mehr kümmern müssen, vielleicht auch noch durch ein körperliches Gebrechen in
ihren Kontakten eingeschränkt werden, ist schon bald ein deutlicher geistiger
Abbau festzustellen. Die Lehre die daraus gezogen werden sollte, dürfte klar
sein: Übt und belastet Körper und Kopf, damit sie lange funktionstüchtig
bleiben! 1990
Was Frauen und Männer unterscheidet
Frauen und Männer sind grundverschieden. Doch wieviel der
Unterschiedlichkeit - um in der Computersprache zu sprechen- ist in der
"hardware" schon festgelegt? Ohne Zweifel unendlich weniger, als
gemeinhin angenommen wird, denn fast alle Verschiedenheiten haben ihren Grund
im antrainierten geschlechtsspezifischen Rollenverhalten. Die Realität zeigt,
daß bei entsprechenden Rahmenbedingungen und Training die Frauen durchaus zu
beinahe allen männlichen Dumm- und Gemeinheiten fähig sind. Auch das
körperliche Leistungsvermögen unterscheidet Männer und Frauen nicht
grundsätzlich, wie Leistungssportlerinnen überflüssigerweise immer noch zu
beweisen suchen. Aber das wußte man auch so, denn in vielen Kulturen wird
praktisch die ganze harte Arbeit von den Frauen geleistet. Wo gibt es also
strukturelle Verschiedenheiten, die auch durch gleiche Rahmenbedingungen nicht
zu nivellieren sind? Nach meinen persönlichen und meinen Erfahrungen mit
anderen, gilt das nur bei der Sexualität. Selbst wenn Mädchen und Jungen in
einem freien Klima aufwachsen und ihre Geschlechtlichkeit als die natürlichste
Sache der Welt erfahren, wird ihr sexuelles Verlangen dennoch verschieden sein.
Nicht so verschieden, wie unter sexualfeindlicher katholischer Erziehung zwar,
aber immer noch verschieden genug. Dafür gibt es zahlreiche Erklärungen. Tiere
kennen keine Sexualität im menschlichen Sinn, der Koitus dient ausschließlich
der Fortpflanzung der Art, die auch nur zu festgelegten Zeiten erfolgt. Beim
Menschen hat sich die Sexualität von diesen Festlegungen befreit, sowohl Männer
wie Frauen können praktisch jederzeit sexuelle Lust erleben, was sich auch in
der Organbildung niedergeschlagen hat, die weiblichen Klitoris z.B. hat keine
andere Funktion, als die des Lustgewinns. Da die Natur solche Möglichkeiten
nicht grundlos entwickelt, gibt es auch in diesem Falle Erklärungen dazu.
Entweder mußte der Zeugungsakt so attraktiv gemacht werden, um die Arterhaltung
zu sichern, oder die Möglichkeit zur sexuellen Lust entwickelte sich, um in den
immer länger werdenden Kinderaufzuchtzeiten die Gatten beisammen zu halten, so
daß sexuelles Lustempfinden quasi zum Kitt für die Arterhaltung wurde. In jedem
Fall koppelte sich die menschliche Sexualität von der reinen Zeugung ab, denn
sonst würde die weibliche Klitoris nicht etwas abseits von den bei der Paarung
berührten Geschlechtsteilen liegen. Auch das Lustempfinden anderer Körperzonen,
wie Lippen, Ohrläppchen, Nacken usw. spricht dafür. Die Unterschiede von Mann und Frau liegen nicht in der
Fähigkeit sexuelle Lust zu empfinden, aber sehr wohl in den notwendigen
Auslösereizen dafür. Nirgendwo habe ich bislang einen Hinweis auf diese
Unterschiedlichkeit gefunden, die schon unzählige Partnerschaften zerstört hat.
Bei Männern genügen als Stimulus für Sex schon optische Signale - etwa der
Anblick des weiblichen Körpers. Diese Erregbarkeit ist also an optische Schlüsselreize
gekoppelt und nicht personengebunden. Deswegen ist das christliche Gebot auch
der psychischen Treue eine Unmöglichkeit, da jede Frau (mehr oder weniger) über
dieselben Schlüsselreize verfügt, die die männliche Phantasie und in der Folge
die Sexualorgane stimulieren. Bei Frauen scheint es diese optischen Auslöser
nicht zu geben, zumindest nicht in der Ausprägung, weswegen die Pornoindustrie
auch von den Männern lebt. Frauen brauchen, um sexuell stimmuliert zu werden,
erst einmal ein gewisses Maß an psychischer Übereinstimmung mit dem Partner,
ein gewisses Vertrauensverhältnis, müssen Sympathie für ihn empfinden, wollen
von ihm anerkannt, liebkost und gestreichelt werden. (Vielleicht liegt auch
deshalb die Klitoris außerhalb der Koituszone, des widerstandsfähigen,
empfindungsarmen Geburtskanals, um, etwa bei erzwungener Paarung nichts für den
Mann empfinden zu brauchen, außer vielleicht Hass und Abscheu). Der größte Unterschied zwischen Mann und Frau ist aber der, daß
ein Geschlechtsakt für eine Frau immer schwerwiegende Folgen haben kann,
nämlich ein Kind, was neunmonatiges Austragen der Leibesfrucht bedeutet, Mühe,
Beschwernis und Schmerz, früher sogar oft den Tod, von der Verantwortung und
Sorge um das geborene Kind ganz zu schweigen. Für Männer dagegen bedeutet der
Geschlechtsakt nur Lust. Kein Wunder also, daß die beiden Geschlechter
verschiedene Einstellungen dazu entwickelten. Durch seine leichte Erregbarkeit
und seinem in der Folge beinahe dauerndem Verlangen nach körperlicher Liebe hat
es die Natur dennoch verstanden den Mann an Frauen (praktischerweise eine
Frau!) zu binden und ihm so Verantwortung für die Kinder mitzutragen
erleichtert. Und noch eins hat die Natur gleichzeitig entwickelt - ein
Großhirn, das über sich selber nachdenken kann und Vernunft und Moral zur
Verhaltenssteuerung einsetzt, wie wir wissen, leider mit bescheidenen
Erfolg. Die Natur hat sich darauf nicht verlassen und die Kinderaufzucht
deswegen auch noch mit der sexuellen Begierde abgesichert... 1990
Glockenterror
Wer schreit, hat es meist auch nötig. Wer im dunklen Wald (oder
sonstwo) Lärm macht, tut dies in aller Regel, um sich Mut zu machen. Auch Hunde
die bellen, machen sich damit wohl in erster Linie selber Mut. Warum also
läuten Pfarrer dauernd mit den Turmglocken ihrer Kirche? Manchmal meine ich,
sie hätten früher weniger oft und weniger laut geläutet. Steht nun dieses Mehr
im Zusammenhang mit dem Weniger an Gläubigen? Wie es auch sei - mich treiben
die Glocken noch zum Wahnsinn, rauben mir schon um 7 Uhr morgens meinen Schlaf
(auch am Wochenende, ja da erst recht. Glocken schlagen, im wirklichen Sinne
dieses Wortes, denn Lärm ist eine Form von Gewalt. Wer wie ich Nachtarbeiter
ist und selten vor Zwei ins Bett kommt, kann das Getöse der Glocken nur hassen.
Was sie mit der christlichen Lehre zu tun haben sollen, habe ich sowieso noch
niemals verstanden. Sie haben damit sowenig zu tun, wie das Zöllibat, die
Reichtümer der Kirche oder die Verknüpfung der Kirche mit den politisch und
wirtschaftlich Mächtigen im Land, es scheint mir nur die Demonstration von
Macht des Kirchenapparates zu sein, um die Menschen immer wieder daran zu
erinnern, wer Lärm machen darf. Doch was kann ich tun? Anzeige erstatten? Wenn ich mich recht
erinnere, hat dies schon einmal einer versucht und ist bei den Gerichten
abgeblitzt, es hieß Glockengeläute sei ein ortsübliches Geräusch, in Bayern
sowieso. Was wurde dagegen in anderen Fällen nicht alles verboten: ein Hahn
durfte nicht mehr krähen, Frösche durften nicht mehr quacken, Tennisbälle durften
nicht mehr fliegen. Vielleicht geschah dies alles zurecht, aber dann bitte ich
doch auch den kirchlichen Glockenterror stoppen, oder wenigstens auf wenige
Gelegenheiten begrenzen; und das viertelstündige Geschlage der Turmuhr
ebenfalls, denn mag dies in uhrarmen Zeiten sinnvoll gewesen sein, heute, wo
schon jedes Kind mindestens eine Uhr hat, besteht dafür wohl keine Erfordernis
mehr. Aber vermutlich sind auch Turmuhren in Bayern heilige Kühe (und wer die
angreift, kann nur ein schlimmer Heide sein), erinnern sie uns doch alle
Viertelstunden daran, daß wir unserem Schöpfer wieder ein Stück nähergerückt
sind. Ich bin überzeugt, daß uns die Kirche mit Absicht unser Leben mit
Glockenschlägen zerhackt, um es uns zu vermiesen. Schließlich ist nach ihrer
Auffassung das Leben ja auch nur ein Jammertal (sie tut alles, daß es das
wirklich ist!) und Eignungstest für den Himmel... 1991 Der
"Innen"-Wahn
Es zieht mir den Bauch
zusammen, wenn ich sehe, wie in der "alternativen" und linken
Kulturszene - um den Feministinen zu gefallen - von BürgerInnen, SchülerInnen,
ArztInnen usw. geschrieben wird. Ein medizinisches Buch eines einschlägigen
Verlages mußte ich entnervt weglegen, weil mich diese sprachzerstörenden
Floskeln vom Lesen des Inhaltes abhielten. Seit einiger Zeit gibt es derartige
Sprachvergewaltigungen auch in einem ostbayrischen Magazin, das ich seinerzeit
mitinitiiert hatte. Nun könnte man sagen, daß wäre halt das Problem eines
Matschos und diese Art von Männern werde sich zukünftig noch an manches gewöhnen
müssen. Es ist aber in keiner Weise so, daß ich Frauen in meiner Weltsicht auch
nur im Geringsten hintenanstelle. Im Gegenteil gefallen mir viele als typisch
weiblich geltende Eigenschaften so, daß ich sie mir auch bei Männern wünsche.
Im übrigen habe ich die Gesellschaft von Frauen derer
von Männern meist vorgezogen, eben weil den Frauen die typischen
Matscho-Eigenschaften meist fehlen. Als Erzieher hatte ich beinahe nur
weibliche Kollegen, als Internatsleiter betreute ich tausende Mädchen und junge
Frauen und ich glaube, nicht eine wird mir auch nur die geringste
Diskriminierung nachsagen können. Man wird es albern finden, daß ich derartige
Zeugnisse überhaupt anführe, doch die Erfahrung mit manchen sogenannten
"Emanzipierten" sagt mir aber, daß mein Votum ohne diese Referenzen
sofort in eine Ecke geschoben würde.- Ich möchte auch betonen,
daß ich sehr wohl weiß, wie sehr Sprache und Denken verbunden ist und daß sich
in unserer heutigen Sprache auch alte Macht- und Denkverhältnisse
widerspiegeln. Dennoch ist dieses Herunterleiern von "er und innen"
usw. eine gräßliche Sache und dient dem beabsichtigten Zwecke wohl in keiner
Weise. Mich erinnert dieses formelhafte Geratsche
immer an das Wortgeratter von der "Deutsche Demokratische Republik"
die in den politischen Reden von Ulbricht und Honecker die Menschen so ermüdet
hat. Mit formellen Geleier kann man zwar die Menschen
ärgern und einschläfern, Denkänderungen werden damit aber wohl eher verhindert.
Nicht umsonst sind diese "er-und innen-Formeln" in gesprochener Form
auch zuerst bei Politikern aufgetaucht, die den weiblichen Wählern schmeicheln
wollten um ihre Stimmen zu kriegen. Was ich vorschlage? Erst habe ich
gegrübelt, ob man für einschlägige Begriffe durch Anhängen einer neutralen
Endung oder durch Einführen eines neuen, gemeinsamen Geschlechts o. ä. die
Sache lösen könnte. Ich glaube aber, das wäre noch alberner und ich würde mir
dann die Ohren verstopfen und die Augen verbinden müssen, um nicht noch mehr
leiden zu müssen. Ich bitte euch deswegen, ihr Frauen, laßt
unsere Sprache wie sie ist und unterbrecht die süßen Redner, wenn sie mit dem
"innen" zu sülzen beginnen. Freut euch darüber, daß die alten, auf
Männer bezogenen Ausdrücke nun auch für euch gelten, denn daß sie für euch
gelten ist doch das Wesentliche. Und tröstet euch damit, das
Sprache sowieso immer nur eine Krücke bleibt, um das auszutauschen was man
meint. Vielleicht fällt uns aber auch noch irgendwann etwas besseres ein..! 1991 Die modernen
Raubnomaden
Der Mensch war, wie die
meisten anderen Lebewesen, über Jahrmillionen Nomade, er zog seiner
Nahrung nach. Er nahm was er brauchte, schied aus, was er nicht mehr benötigte
und zog weiter, wenn die Nahrung aufgegessen war oder anderswo bessere lockte,
niemals lebte der Mensch mehr im Einklang mit der Natur. Auch heute gibt es in
den Weiten Asiens, Afrikas und Amerikas noch Nomadenvölker die so leben. Ich
habe vor ihnen die größte Hochachtung und glaube, daß wir sogenannten Seßhaften
viel von ihnen lernen können. Ja, ich glaube, daß dies solange die
vernünftigste Art zu leben ist, wie die Landfläche mit der Zahl der Menschen
harmoniert, was aber heute beinah nirgendwo mehr der Fall ist. Die Geschichte lehrt, daß
nach der Nomadenzeit die Ackerbaukulturen kamen, die Arbeitsteilung, die Städte
und alles was man Zivilisation nennt und, mit zunehmendem Abstand zur Natur,
die Anmaßung des Menschen, alles außer ihm ausnutzen und ausplündern zu dürfen.
Neben den existentiellen Bedürfnissen erfanden die Menschen tausend künstliche,
die zu befriedigen ihnen jedes Mittel recht erscheint. Die alten herumziehenden
Naturvölker hatten es nicht nötig, für ein Stück Land Verantwortungsgefühl zu
entwickeln, einmal war genug davon da, zum anderen fehlten ihnen die Werkzeuge
(und auch der Antrieb) die Erde anders zu behandeln als es vernünftig war. In
der ganzen menschlichen Entwicklungsgeschichte war es daher nicht nötig, dieses
Verantwortungsgefühl zu entwickeln und folgerichtig fehlt es auch den modernen
Menschen. Dies ist unser nomadisches Erbe. Heute, wo die Menschen
wegen ihrer großen Zahl, der Bequemlichkeit und des besseren Wirtschaften
wegens, seßhaft geworden sind (oder es zu sein scheinen) hat sich zwar unser
Konsum und unser Abfall vervielfacht, nicht aber die Fähigkeit für etwas außer
uns, unserer Familie oder unseres Besitzes, Sorge zu tragen. Das Land (erst
recht wenn es uns nicht gehört), das Wasser, die Luft sind uns nur tote Dinge,
die wir für unsere Zwecke gebrauchen. So haben wir es zwar verstanden,
beispielsweise den Ertrag des Landes durch verschiedene Kunstkniffe zu erhöhen,
doch wer begreift den Mutterboden schon wirklich als unser aller Mutter? Nur
die Nachdenklichsten von uns haben begriffen, daß wir ein Teil der Erde, des
Wassers, der Luft sind, untrennbar damit verbunden; daß alles, was wir unseren
Lebensgrundlagen antun letztlich in uns und unseren Kindern landet. Die
Menschen nennen sich heute zwar seßhaft (worauf sie sich viel zugute halten)
übersehen aber, daß selbst der seßhafteste Moderne im Grunde eine neue Art von
Nomade ist, ein hirnloser Raub-Nomade, der grenzenlos einheimst. Er kauft sich
die Waren die er braucht (oder zu brauchen glaubt) von überall, er grast
praktisch Weiden ab, von denen er manchmal nicht einmal weiß, daß es sie gibt
und er verteilt seine giftigen Ausscheidungen über den ganzen Planeten. Durch
diese gigantische und beziehungslose Raub-Nomaderei ist es schier unmöglich
geworden, für die Folgen des Handelns Verantwortung zu tragen, ja nur
ansatzweise möglich, die Folgen in etwa zu erahnen. Dieses Raubnomadentum der
modernen Seßhaften muß als das Grundübel unserer Zeit begriffen werden. Es scheint ein menschlicher
Grundzug zu sein, nur das zu schätzen und pfleglich zu behandeln, was einem
gehört. Deshalb ist der ganze Welthandel, wo Waren irrwitzig hin und hergeschoben
werden, die Arbeitsteilung immer weiter getrieben wird, ein tragischer Irrweg.
Das Gegenteil davon: regionales Wirtschaften, Zurückfahren der Arbeitsteilung
auf ein vernünftiges Maß, und individuelle Verantwortung für ein Stück Land -
scheinen mir alleine in der Lage, die Einsicht und das Verantwortungsgefühl der
Menschen entwickeln zu können.- Doch die Menschen sind faul, taub, träge im
Denken, kurzsichtig und alleine an ihrem kurzfristigen Vorteil interessiert.
Und hat eine Generation wirklich einmal durch Schaden etwas begriffen, so wird
die nächste es bestimmt nicht übernehmen. So schaukelt sich die Menschheit
immer nur millimeterweise von der Barbarei weg; trotz der menschlichen
Bildsamkeit, des Einsichtsvermögens und seiner grundsätzlichen Gutmütigkeit. Die Aussichten sind trist,
alle bedeutenden Entwicklungen gehen in eine üble Richtung, an deren Ende der
Zusammenbruch des Ökosystems stehen muß. 1991 Kritik der gegenwärtigen Weltwirtschaft
Die Welt ist klein
geworden, das weiß jeder, ebenso daß die Reichen ihren Wohlstand von überall
zusammenstehlen. Alles Leben auf der Erde greift ineinander, wir trinken
dasselbe Wasser, atmen dieselbe Luft usw. Daß alle Menschen vor Gott gleich
sind, haben weise Religionsstifter schon vor tausenden von Jahren gepredigt,
daß alle Menschen dieselben Menschenrechte haben, steht in der UN-Charta. Der
Sozialismus hat internationale Solidarität gefordert und auch, daß sich die
Unterdrückten aller Länder vereinigen sollen, denn eine wirkliche Kluft gäbe es
nur zwischen denen, die Menschen ausbeuten und denen, die ausgebeutet werden. In allen Sonntagsreden gilt
Völkerverständigung als hoher Wert, der Fall von Landesgrenzen als Fortschritt.
Daß Rassisten und
Faschisten immer das Gegenteil wollten und Menschenrechte mit Füßen traten (und
treten) ist ebenfalls bekannt. Daß aber zum Ende des zweiten Jahrtausends nach
Christi das nationale Denken wieder derartigen Aufschwung nimmt und sich auf
der ganzen Welt wieder Volksgruppen die Schädel einschlagen, ist entsetzlich und
zeigt wie barbarisch die Menschen immer noch sind, wie beschränkt, egoistisch
und kurzsichtig. Anstatt die ökologischen
und Verteilungsprobleme anzugehen, weltweit die Menschlichkeit voranzubringen,
werden Kriege geführt und treibt blinder religiöser Dogamtismus Blühten wie in
finsteren Zeiten des Mittelalters, nur daß die Mordwerkzeuge in der
Zwischenzeit unendlich effektiver geworden sind. Doch die Erde ist klein
geworden, die Bevölkerungsentwicklung ist explodiert, gleichzeitig wird der
nutzbare Lebensraum aber durch die Folgen der menschlichen Mißwirtschaft immer
kleiner. Das Bild vom gemeinsamen Boot Erde, wie es manchen Astronauten aus dem
All erschien, ist treffend. Doch wie lange kann ein Boot schwimmen, auf dem das
Faustrecht herrscht? Auf dem es Hunger bei den einen und Überfluß und
Verschwendung bei den anderen gibt? Wer auf einem Schiff bei den Armen die
Bordwände abbaut und bei den Reichen verheizt, kann nur ein Narr sein, denn
wenn irgendwo Wasser eindringt, werden schließlich alle ersaufen. Doch welche Möglichkeiten
des weltweiten Miteinander haben wir? Die gegenwärtige
Situation: Ein eher kleiner Teil der Menschheit, weitgehend Nachfahren
ehemaliger Kolonialmächte, hat durch Know-How, Infrastruktur, technische
Möglichkeiten, Finanzmittel, militärische Mittel usw. die Macht sich seine
Konsumgüter aus der ganzen Welt zu beschaffen. Alleine durch Schulden- und
Zinsdruck sind die armen Länder gezwungen Güter zu exportieren, für die
Produktion der Güter werden technisches Gerät, für die Absicherung der meist
unsozialen Produktionsverhältnisse Waffen importiert, was die Verschuldung und
den erwähnten Teufelskreis in Gang hält. Sobald ein Land daraus aussteigen
will, oder sich mit Leidensgenossen zu organisieren sucht, antworten die
reichen Ländern mit Waffengewalt, häufig auch verdeckt über Umwege. Es werden
Konflikte geschürt, dem eigenen Vorteil genehme Kräfte unterstützt, damit die
Vereinzelung der armen Länder erhalten bleibt. Durch diese Politik werden
natürlich in der ganzen Welt Krisenherde unterhalten, was zu Verfolgung und
Vertreibung von Menschen führt. Viele von ihnen drängen in die reichen Länder
um dort Asyl zu bekommen. Eine noch größere Zahl, die sogennanten
"Wirtschaftsflüchtlinge" gehen denselben
Weg, um für sich mehr Wohlstand zu erlangen, in dem sie sich als Verfolgte
ausgeben. Natürlich ist es ein Unding, wenn einer die fremden Menschen nicht
haben will, bei ihren Produkten (die billig feilgeboten werden) aber mit beiden
Händen zugreift! Die reichen Ländern, die
einen guten Teil ihres Wohlstandes auf ehrliche, halbehrliche oder räuberische
Weise von den armen Ländern haben, wollen zwar auf die Waren nicht verzichten,
gerne aber auf die fremden Menschen. Man befürchtet Überfremdung, hat
rassistische Vorbehalte, Angst vor sozialen Konflikten und verweist auf eigene
Übervölkerung, Umweltprobleme usw. Liberale, linke und christliche Humanisten
pochen aber auf die Menschenrechte und fordern eine multinationale,
multikulturelle Gesellschaft. Diese Forderung zuende
gedacht hieße, daß es parallel zum freien Weltmarkt der Waren auch einen
solchen an Menschen geben müßte, also neben weltweit freien Warenfluß einen
ebensolchen Menschenfluß. Eine im ersten Moment bestechende Idee: Die Menschen
siedeln sich dort an, wo sie wollen, behalten ihre kulturellen Eigenheiten oder
verschmelzen mit den anderen, alle sind frei und gleichberechtigt usw. Mir ist
diese Vorstellung persönlich sehr sympathisch, ich habe schon immer gerne mit
toleranten Menschen anderer Kulturen zusammengelebt, landsmannschaftlicher
Dunstkreis war mir stets zuwider, ein Deutschland, indem nur Deutsche leben,
geradezu ein Alptraum. Ich meine auch, wer ja zu freiem Warenverkehr und
grenzüberschreitender Umweltzerstörung sagt, muß ebenso Ja zu freiem
Menschenverkehr sagen! Da ich aber zu dem Einen Nein sage, muß ich es auch zum
anderen tun. Nicht weil mir der Gedanke daran nicht gefällt, sondern weil dies
die Verstädterung, die zerstörerischen Konzentrationen von Menschen, Waren und
ihrer tödlichen Ausscheidungen noch mehr vorantreibt, weil es zwangsläufig die
Menschen der Natur noch mehr entfremdet und unser Ende noch mehr beschleunigen
würde! Völkerwanderungen zu den
Fleischtöpfen sind aber die logische Folge unseres heutigen Wirtschaftens, denn
Menschen suchen immer ein möglichst bequemes Leben zu führen. Die sozialen und
ökologischen Folgen wären für die ganze Welt katastrophal, denn über 5
Milliarden Menschen wollen gut verteilt sein. Überall wo Menschen zu eng
aufeinanderleben, wächst das Elend und die Kriminalität, wie sich in allen
Metropolen auf der ganzen Welt zeigt. Es gibt nur wenige Beispiele in der
Geschichte, wo verschiedene Kulturen und Völker friedlich nebeneinander lebten
und noch leben, jede Menge Beispiele aber, wo sie sich haßten, diskriminierten
und bekämpften. Wenn ich heute die Völker der Sowjetunion sehe, wie sie wieder
ihre alten Nationalstaaten erstreben und Minderheiten bekämpfen- oder der
Dauerkonflikt auf dem Balkan, im vorderen Orient, auch in den USA, wo
zweihundert Jahre Demokratie noch nicht Rassismus und Diskriminierung beseitigt
haben, dann kann ich an einen Erfolg weiterer Vermischungen nicht glauben.
Einwanderungsfreiheit zu fordern ist für wirtschaftlich abgesicherte Idealisten
das eine, für Menschen, die auch heute schon in Not leben und um ihren Arbeitsplatz
fürchten etwas anderes. Gut ist der Mensch, wenn er satt ist, schlecht, wenn er
um seine Existenz bangen muß! Es geht einfach aus
tausenderlei Gründen nicht, die alle in unserer Beschränktheit wurzeln. Um nochmal das Bild von den
Fleischtöpfen aufzugreifen: Diese sind nicht länger haltbar! Reichtum und
Überfluß sind die andere Seite der Medaille von Armut und Mangel! Die Reichen
müssen abgeben und die weitere Ausbeutung der Armen, was ja die Quelle des
Reichtums ist, muß gestoppt werden! Ich weiß, daß die Wirklichkeit unendlich
komplex ist, die wirtschaftlichen Verwicklungen scheinbar unauflösbar, die
Zerstörung der anderen Kulturen durch die europäisch-amerikanische
Zivilisation, die einem Krebsgeschwür gleich wuchert und bereits in den entlegensten
Winkeln der Erde ihre Metastasen gesetzt hat, kaum rückgängig zu machen. Und
weil gegen Karzinome auch mit Apparatemedizin wenig auszurichten ist, Stahl und
Strahl die Lebenserwartung nicht wirklich verlängern, kann das Heil nur in der
Prophylaxe liegen, also: Vermeidung krebsauslösender Bedingungen, Stärkung des
Organismus, Umstimmungstherapie... Oder meint jemand - um
nochmal ein medizinisches Bild zu bemühen - daß ein Körper überleben kann, wenn
die Körperzellen aus unterversorgten Körperregionen alle zum alles an sich
reißenden Karzinom wandern? Die allerwenigsten Menschen
würden, wenn sie eigenes Land, Brot und Gerechtigkeit hätten, ihre Heimat
verlassen wollen. Deswegen gilt es das Wohlstandsgefälle abzubauen, denn
solange es Reiche und Habenichtse gibt, wird es Flüchtlinge geben. So wie eine
Säure nach einer Base und diese wiederum nach einer Säure strebt,
um sich gegenseitig zu neutralisieren, muß es auch zwischen Armut und Reichtum
zu einem Ausgleich kommen. Kein Mensch sollte sein Land mehr aus
wirtschaftlicher Not oder politischer Verfolgung verlassen brauchen! Jeder
sollte sich zur Kultur seiner Wahl bekennen können, die Völker einander
begegnen und gerade wegen ihrer Eigenarten achten. Die Vermischungen, die sich
dann unter Gleichrangigen ergeben würden, liefen auf einer anderen Ebene ab und
wären von Wertschätzung füreinander geprägt. Ich verurteile also radikal
unsere heutige Weltwirtschaftsordnung und ich bin dafür, daß jedes Volk nur
dann Waren exportieren darf, wenn die primären Bedürfnisse aller Mitglieder
gedeckt sind. Nur die wirklichen Überschüsse dürfen gehandelt werden. Da das
heutige Zinssystem die Ursache von neuer Versklavung und Inflation ist, muß die
Wucherei des Kapitals geächtet werden. Jedes Volk muß erkennen,
daß sein einziger Reichtum sein fruchtbares Land ist, dessen Artenvielfalt und
die Gesundheit, Bildung und die Fähigkeiten seiner Menschen. 1991 Meine Pyramidentheorie
Warum wurden die
ägyptischen Pyramiden, diese unglaublich präzisen künstlichen Berge erbaut? Nun
bin ich zwar kein Archeologe, doch die üblichen Deutungen als Grab- oder
Schatzkammern erscheinen mir nicht glaubwürdig. Ich meine aus allgemeinem
Wissen um den Menschen eine begründete andere Theorie aufstellen zu können. Ich
bin auch sehr wohl der Meinung, daß es legitim ist von den Beweggründen
heutiger Menschen ein paar tausend Jahre zurückschließen zu dürfen, denn neben
all dem technischen Fortschritt hat sich das Sozialverhalten der Menschen kaum
oder gar nicht verändert: ungerechte Lebensverhältnisse treiben die Menschen
immer wieder zu den gleichen Verhaltensweisen. Vor was haben die Begüterten und
Mächtigen Angst? Natürlich vor der Vergeltung
derjenigen, die ihren Reichtum begründen und über die sie Macht ausüben. Sie
(die Wenigen) versuchen also Vorsorge zu treffen für den Fall, daß die Vielen
(eigene oder fremde) ihnen Leben und Reichtum wegnehmen könnten. Diese Vorsorge
reicht von der Verteilung und Stufung von Vorrechten und Ämtern an
systemtragende und regelnde Gruppen (auch hier hat man Pyramiden gebaut:
Ständepyramide!), bis zur Förderung einer die Vielen irreleitenden und deren
Unwissenheit ausnützenden Priesterschaft und dem Unterhalt waffentragender
Einheiten. Üblicherweise reichen diese Maßnahmen auch aus, Herrschaft zu
sichern, doch wie heute allenthalben zu sehen, hat die Sucht der Habenden sich
abzusichern keine Grenzen, sie schaffen sich (und ihren Schätzen) sowohl
Domizile außerhalb des eigenen Landes als auch unter der Erde in
atombombensicheren Bunkern usw. Warum soll es bei den Pharaonen anders gewesen
sein? Glaubt wirklich jemand, daß die Grabkammern im Inneren der Pyramiden nur
für die Mumien so großzügig ausgestattet worden sind? Vermutlich sind der
Totenkult und die damit verbundenen religiösen Vorgaben auch die Schiene gewesen,
auf der das Volk zum Bau dieser künstlichen Berge zu bewegen war, denn zu
solchen Taten treibt nur religiöser Fanatismus und keine Knute. Kurz: ich bin
also der Meinung, die Pyramiden sind als unzerstörbare und uneinnehmbare
Zufluchtsorte für die Herrschenden gebaut worden. Für diese Annahme sprechen
auch die komfortable und kunstreiche Ausstattung, die Schatzkammern, die
Getreidefunde, die Luftschächte und die verborgenen Zugänge. Ob die Pyramiden
auch derart genützt worden sind, weiß ich nicht, aber vermutlich werden auch
die Atombunker unserer Reichen überwiegend unbenützt bleiben. ________________________________________
1991 Negative Auslese am Beispiel der Ärzte
Die Gruppenbildung bringt
die Abgrenzung, zu allem was außerhalb ist, naturgemäß mit sich. Innen und
außen, wir und die anderen! Dies ist schon im Kinderkreis so und ist so in
Familien, Volksgruppen, Glaubensgemeinschaften, Parteien und bei Berufsgruppen.
Vor allem bei letzteren geht es es dann auch immer um Pfründe. Das Handwerk hat
sich die Zunftordnung geschaffen und schließt jeden aus, der seine Fähigkeiten
nicht in der vorgeschriebenen Ochsentour erwirbt, die Akademiker verlangen den
Hürdenlauf durch Gymnasium und Hochschule. Über das Fortkommen entscheidet
neben Anpassung und jahrzehntelanges Hintanstellen von eigenen Bedürfnissen das
Erbringen von Leistungen in bestimmten Fächern, in denen sich nur ein winziger
Teil der wirklichen Welt spiegelt. Da müssen beispielsweise nach wie vor tote
Sprachen gepaukt werden, die als "Geheimsprachen" immer noch eine
Rolle spielen, verbergen sie doch wissenschaftliche Erkenntnisse vor denen, die
sie nicht beherrschen. Die amtlichen Eichmeister
des schulischen und beruflichen Fortkommens messen daher manches Kuriose,
Bedeutsames lassen sie dagegen unberücksichtigt. Den Zugang zu medizinischen
oder pädagogischen Fächern vom Erreichen bestimmter Notendurchschnitte abhängig
zu machen, ist geradezu eine Verrücktheit. Ob jemand die Menschen liebt und
ihnen helfen oder zu gesunden und denkenden Menschen erziehen will, bleibt
völlig unberücksichtigt. Gerade beim Arztberuf kann daher angenommen werden,
daß in den letzten Jahrzehnten durch den Numerus Clausus (und die lockenden
materiellen Pfründe) wahrscheinlich eine negative Auslese getroffen worden ist.
Ob einer ein guter Arzt sein wird, ist von seinem Persönlichkeitsprofil
abhängig und nicht von erpaukten guten Zensuren in den unterschiedlichsten
Fächern. Im Gegenteil kann man doch wohl annehmen, daß sture Streber vorwiegend
lexikalisches Wissen in sich hineingenötigt haben und ihnen vergleichsweise
wenig Zeit geblieben sein muß, Erfahrungen mit "echten" Menschen zu
sammeln oder alle die Fehler zu machen, die einen reifen Menschen erst wirklich
ausmachen. Gut, es mag ein paar Genies geben, die auch dafür noch Zeit gefunden
haben, die Regel dürfte es doch wohl eher nicht sein. Es ist ein Unglück, daß
Ärzte - noch mehr Zahnärzte! - (aber auch andere Akademiker) soviel verdienen,
denn wäre es anders, würden nur diejenigen Menschen diese Berufe ergreifen, die
sich zu ihnen berufen fühlen. (Dies gilt natürlich auch für Lehrer, Juristen
oder Politiker.) Worüber nach meiner Meinung
ein guter Arzt verfügen sollte? Er muß bescheiden sein und
erkennen, daß er nur wenig weiß und nicht er heilt, sondern im besten Fall die
Natur unterstützt. Er muß versuchen zu
begreifen was Gesundheit ist, wovon sie abhängt, was ihr entgegenwirkt. Dann
muß er sein eigenes Leben danach richten und seinen Mitmenschen ein Beispiel
geben. Er muß kausal denken
können, damit er nicht - wie heute meist üblich - an Symptomen herumdoktert. Er muß vernetzt denken
können, denn der Mensch steht nicht für sich allein, er wird von den
unterschiedlichsten Reizen bestimmt. Wenn beispielsweise politische
Verhältnisse krank machen, muß er diese grad so bekämpfen wie etwa ein ander Mal Streptokokken... Er muß große Wertschätzung
vor dem Leben, vor der Natur und natürlich vor den Menschen haben, die ja ein
Teil davon sind. Er muß die natürlichen
Abläufe zu verstehen suchen. Die Gemeinsamkeiten zwischen Pflanzen, Tieren und
Menschen sind viel größer als viele glauben. Er muß bereit sein, auch von
Pflanzen und Tieren zu lernen. Er muß die Menschen lieben.
Er muß sich in sie hineindenken können, mit ihnen mitleiden und mitfreuen; ihr
Glück muß sein Ziel sein. 1998 Einsatz aversiver Reize in der Erziehung
Physische
Gewalt gegen Kinder als Mittel der Erziehung ist heute in gebildeten
Gesellschaften verpönt, ja in vielen Ländern auch unter Strafe gestellt. Jeder verständige
Mensch wird bemüht sein mit Worten und vor allem mit seinem eigenen Beispiel zu
erziehen. Leider werden dabei oft die Worte zur Peitsche und manche, die jeden
Klapps kriminalisieren, foltern ihre Kinder ganz selbstverständlich mit der
schlimmsten aller Strafen, mit Liebesentzug, früher nur das Folterarsenal von
Frauen. Ist mit der Ohrfeige, die der Arbeiter seinem Buben gibt, die Sache
erledigt, quält Liebesentzug die Kinder in der besseren Gesellschaft oft Tage
und Wochen. Das Brennen der Wange nach einer Watsche klingt nach kurzer Zeit ab,
wogegen der Liebesentzug oft lebenslangen Schaden an der Seele erzeugt. Das
Kriminalisieren physischer Gewalt wird vollends fragwürdig, wenn es um die
Erziehung von Kindern geht, die auf Grund ihres Entwicklungsstandes sprachliche
Steuerversuche überhaupt nicht begreifen. Um schlimmeres zu verhindern gibt es
Fälle, wo alleine das gezielte "Setzen eines aversiven Reizes" das
Mittel der Wahl sein kann und muss. Ich getraue mir das kaum zu schreiben, da
ich Sorge haben muss von falscher Seite gelobt zu werden. Doch ich befürworte
ganz und gar nicht die körperliche Züchtigung, ich schließe sie nur in ganz
seltenen Fällen nicht aus, etwa als Reaktion im Affekt oder zur Abwendung einer
akuten Gefahr. Physische Kraft kann aber auch das Mittel der Wahl sein, wenn in
extremen Situationen sprachliche Mittel keine Wirkung zeigen, etwa als Ausdruck
von "Notwehr", wenn der Erzieher oder ein Dritter durch den zu
Erziehenden terrorisiert wird. Nach meinem Verständnis ist es eine Frage von
Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, dass auch ein Erzieher gelegentlich seine
Gefühle zeigt. Wenn dies in einer Form geschieht, die dem zu Erziehenden ein
gutes Beispiel gibt - auch der Problemlösung - umso besser. Immer aber ist die
Anwendung von körperlicher Gewalt Ausdruck von Hilflosigkeit und sollte auch so
mit dem Erziehenden diskutiert werden, wenn sprachlicher Austausch wieder
möglich ist. Auf Grund der schlimmen
Zustände in der Psychiatrie der Vergangenheit ist heute jeder körperlicher
Einsatz auch bei rasenden Patienten verfemt. Nicht so der massive Einsatz von
Psychopharmaka, was den Menschen oft aufs schwerste schädigt. Während aversive
Reize als Antwort auf untragbares Verhalten u.U. noch einen Lernprozess
auslösen, tun dies chemische Mittel mit Sicherheit nicht und verschaffen der
pharmazeutischen Industrie Kunden auf Dauer. 1998
Controlling
Controlling
begnügt sich nicht damit, Ergebnisse zu kontrollieren, sondern versucht durch
Führung und Steuerung Ergebnisse mitzugestalten. Dies ist nicht neu, denn jeder
Leitende ist bemüht, die Ergebnisse seiner Arbeit durch entsprechende Steuerung
zu optimieren. Hierbei spielen Zahlen zwar eine Rolle, doch nur eine neben
einer Vielzahl anderer Faktoren. Es
ist zu fragen, ob die durch Controlling erstrebte Totalität in der Erfassung
von Einzeldaten und der Wert, den man diesen zumißt, gerechtfertigt sind und ob
die möglichen Erkenntnisse den Aufwand rechtfertigen. ob
es sinnvoll ist, Praktiken aus dem allgemeinen Wirtschaftsbereich in den
sozialen Bereich zu übertragen, in dem es um inhaltliche Dinge geht und nicht
um Quantitäten und Verkauf ob
nicht Schnellschüsse auf Grund nicht repräsentativer Einzeldaten mehr Schaden
als Nutzen anrichten ob
nicht die totale Datenerfassung kontraproduktiv ist, weil sie zu einer
Überbewertung von Zahlen führt, ein System des Mißtrauens darstellt und
Vertrauen und die alleine aus ihr erwachsende Motivation zerstört, durch ihre
verengte Sicht nur meßbare Dinge gesteuert werden können, was im sozialen
Bereich zu einer falschen Gewichtung führt. Ob
Controlling nicht naturgemäß zu Zentralismus führt Wer
kontrolliert den Controller? Ein
Controller sollte neutraler Moderator sein. Was ist wenn er gleichzeitig de
facto Unternehmensleiter ist? 1999
Vom Füllen unserer Zeit
Das
Leben ist kurz, doch dies ist es nur mit Abstand betrachtet. Wenn man es lebt
und so mittendrin ist, besteht es aus viel Zeit, die strukturiert werden will.
Tiere haben damit kein Problem, denn ihnen genügt es, sich zu erhalten und
weiterzupflanzen, was ja zumeist genug Aufwand macht. Bleibt Zeit darüber
hinaus, dann dösen sie vor sich hin. Dies ist übrigens dem vergleichbar, was
die weisesten Menschen auch als besonders edlen Zeitvertreib werten, sie nennen
es Kontemplation oder Meditation. Die
weniger weisen Menschen haben aus dem Leben ein kompliziertes Spiel gemacht,
das zu erlernen viele Jahre Schulausbildung, je lebenslanges Lernen, erfordert.
Alles, auch das Einfachste, ist schwierig, und nichts ist so einfach, dass es
nicht noch geteilt, vertieft und spezialisiert werden könnte, was die Sache nie
erleichtert sondern im Gegenteil immer mehr erschwert. So füllen Menschen ihr
Leben. Nun
könnte man sagen, dies sei ein im Grunde sinnloses, künstliches Treiben, doch
es gehört eben zum Menschen, und sie loben es in den höchsten Tönen, finden in
ihren Beschäftigungen und Künsten ihren Lebenszweck. Und wer die Welt
betrachtet, kommt nicht umhin, sich über das Geschaffene zu wundern und es zu
bewundern. Etwas
"außer sich zu erstreben" gilt auch den größten Köpfen als edle
Sache. Ja, der Mensch gilt letztlich als das, was er tut, wie er nach außen
wirkt, er erschafft sich so ein Stück selbst. Je größer sein Arbeitseinsatz,
sein Wissen um eine Sache oder seine Kunstfertigkeit, umso angesehener ist er zumeist.
Und doch verbringt die Mehrzahl der Menschen ihre Tage mit stupiden und
langweiligen Tätigkeiten und die Freizeit lassen sie sich durch käufliche
Kurzweil aller Art vertreiben. Eine
die Welt sehr dominierende Variante des menschlichen Tuns ist das Sammeln und
Horten von Dingen und Gütern aller Art über das vernünftige Maß der Erhaltung
der Existenz hinaus. Hier mag noch ursprünglich arterhaltendes Verhalten zur
Abwendung von Notsituationen zu Grunde liegen, vielfach ist dieses Verhalten
heute entartet bis zum Exzess. Gleiches gilt für das ursprüngliche Verhalten
zur Sicherung des Reviers und des Erstrebens einer Dominanz im Herdenverband,
die ursprünglich arterhaltende Funktion hatte. Die maßlose Zunahme der
menschlichen Population, der damit verbundenen gedrängten Wohnformen mit dem
daraus resultierenden Rattenschwanz an Folgeproblemen, aber auch dass krasse
Missverhältnis zwischen seiner ethischen Steuerung und seinem technischen
Vermögen, hier vor allem seiner Zerstörungskraft, machen den Menschen zum
größten Feind seiner eigenen Art, aber auch zum furchtbarsten Feind der ganzen
Schöpfung. Doch was ist uns derart
entarteten Wesen zu raten? Dieses verrückte Spiel immer weiter zu treiben oder
uns wieder auf das lebenswichtige Tun zu beschränken und uns ansonsten still zu
halten? Vielleicht genügt es schon, wenn wir auf dieses ursprüngliche Tun nicht
mehr herab schauen, das andere könnte sich dann durchaus von alleine regeln. 2004 Generationengerechtigkeit
Manche junge Politiker
prangern heute sehr vehement mangelnde Generationengerechtigkeit an. Es werden
Statistiken von begüterten Alten dargelegt und dass deren übertriebener
Wohlstand von den Jungen finanziert werden muß und sie selber einmal im Alter
kaum etwas aus den Rentenkassen bekommen werden. Hier wird eine Front zwischen
den Generationen aufgemacht, die aber in Wirklichkeit ganz anders verläuft,
nicht zwischen alt und jung, sondern zwischen arm und reich. Es ist richtig,
dass viele vermögende Leute auch oft noch besonders hohe Renteneinkünfte
beziehen. Aber die Mehrzahl der älteren Menschen bezieht Renten nahe beim
Existenzminimum, bzw. nahe des Sozialhilfesatzes und
sie haben auch keine Geldvermögen und keine Immobilien, sondern höchstens eine
sauer ersparte Wohnung oder ein Häuschen. Dann wird auch gerne von
der gestiegenen durchschnittlichen Lebenserwartung der letzten Jahrzehnte auf
ein weiter steigendes Lebensalter in der Zukunft geschlossen, es sind da
manchmal unglaubliche Prognosen zu hören. Dazu wird ein Loblied auf die moderne
Medizin gesungen. Doch zum einen ist die gestiegene Lebenserwartung die
durchschnittliche, die auch durch die Senkung der Kindersterblichkeit begründet
ist. Heute werden vor allem Menschen alt, die in ihren wichtigsten
Entwicklungsjahren noch viel gesündere Lebensbedingungen hatten, auch kargere,
bewegungsreichere. Sie stammen noch aus einer "Auslesegeneration",
da. h. hatten auch nur überlebt, weil sie gesund und zäh waren, viele ihrer
Geschwister sind schon im Kindesalter gestorben. Sie zehren also von
Bedingungen, die es seit Jahrzehnten immer weniger gibt. Ich meine feststellen
zu können, dass meine Großelterngeneration noch so um die neunzig Jahre alt
wurde, meine Elterngeneration wird nur noch um die Achtzig und in meiner
Generation häufen sich schon die Krebsfälle schon in den Fünfziger Jahren. Ich
glaube, dass Neunzigjährige in unserer Generation einmal sehr selten sein
werden, da kann die Medizin noch so viele Ersatzteile bereithalten. In keinem
Fall ist es ausgemacht, dass die Lebenserwartung auch zukünftig noch bedeutsam
steigen wird. Wie alt wir in dreißig Jahren werden, wissen vielleicht Wahrsager
und Märchenerzähler, aber sonst kann dies niemand wissen. Nicht nur, weil wir
nicht wissen, was passieren wird, an politischen Entwicklungen,
Völkerwanderbewegungen, Kriegen, Seuchen oder Katastrophen, und wir wissen auch
nicht wie sich die Zahl der Kinder entwickeln wird. Wobei deutlich gesagt
werden muß, dass schon lange nicht mehr die Kinderzahl über das
Bruttosozialprodukt entscheidet, sondern die Automatisierung und etwas, was ich
einmal den "globalen Raubfaktor" nennen möchte. Wenn die politischen
und wirtschaftlichen Führer 1995 um Herrn Brezinski recht hatten, dann reichen
20 % der Bevölkerung aus die zur allgemeinen Wohlfahrt nötigen Dinge
herzustellen. (Sie nannten dies "Tittytainment") Ob die Renten von Morgen
bezahlt werden können entscheidet sich also, wie gerecht die Güter zukünftig
verteilt werden, ob sie sich ein paar Prozent der Bevölkerung aneignen oder wir
doch die derzeitige extreme egoistische Raubgesellschaft in eine sozial gemäßigtere
umbauen können. 2003 Wie
eine moderne demokratische Schule aussehen könnte
Meiner
Ansicht nach gehörte vordringlich (nicht nur) an den bayerischen Schulen
folgendes geändert: 1.
Spätere
Selektion. Zehn, mindestens acht Jahre sollten alle Schüler gemeinsam einen
Schultyp besuchen, wobei aber schon früher erkennbare Interessen und Talente in
Schwerpunktgruppen gefördert werden. 2.
Durchfallen
nicht mehr wegen Schwächen in einem Fach. (Es ist entsetzlich, wie heute
deswegen jungen Menschen alle Chancen auf Studium und Karriere zerstört werden.
Nur weil einer in Fremdsprachen schlecht ist, kann er beispielsweise dennoch
ein ausgezeichneter Pädagoge, Natur- oder Geisteswissenschaftler u.ä. werden). Manchmal
scheitern Schüler auch an bestimmten Lehrern. Niemals darf ein Lehrer alleine
über Durchfallen entscheiden. 3.
Große
schöpferische Leistungen wurden selten von angepassten Musterschülern
vollbracht. Es ist ein verhängnisvoller Irrtum, dass man mit Zensurendruck und
Stoffpauken eine "Elite" heranziehen kann, die ein Land braucht. Oft
waren es Aussenseiter und einseitige Begabungen, die die Entwicklung der
Menschheit voranbrachten. Ja, manchmal erwuchs gerade aus einem Handycap eine
überragende Kompensation in anderen Bereichen. Auch aus diesem Grund ist
frühzeitige Auslese verhängnisvoll. 5.
Eine
humane und erfolgreiche Schule braucht eine gleichberechtigte Förderung von
geistigen, künstlerischen, manuellen und sozialen Kompetenzen. Der heutige
Fächerkanon ist geradezu ein Unding. Die Unterrichtsinhalte müssen sich aus dem
wirklichen Leben der Schüler entwickeln, in denen lebenspraktische Fähigkeiten
mit ethischen und kognitiven gleichberechtigt vermittelt werden.
Improvisationsfähigkeit, Problemlöseverhalten und Teamfähigkeit sollen Priorität
haben vor allem Detailwissen und Stoffpauken. Kopf und Hand sind
gleichberechtigt zu fördern. 2004
Unser Sozialsystem- Gedanken dazu und Ausblick
Als
Ursachen für die Probleme mit unseren Sozialkassen werden allgemein die
zunehmende Überalterung der Gesellschaft und die hohe Arbeitslosigkeit
angeführt. Diese Gründe lassen Deutschland aber nicht verarmen, im Gegenteil
wird immer mehr mit immer weniger Menschen hergestellt, die Gewinne daraus
steigen kontinuierlich, nur in den Sozialkassen schlagen sie sich nicht nieder,
sondern vor allem im Besitzstand der sowieso schon Reichen. Immer weniger
Menschen gehört immer mehr in unserem Land. Wie ein Schneeball wächst diese
Ungleichheit immer weiter an. Einmal durch das Zinssystem, dann durch
professionelle Hilfe bei der Geldvermehrung und dem Steuersparen. Jeder Euro,
der an Steuern bezahlt wird, gilt der Wirtschaft als Kunstfehler. Sie selber
dagegen zapfen alle erreichbaren öffentlichen Zuschüsse und Subventionen ganz
selbstverständlich an. Kurz gesagt heißt das, das sich die Reichen nicht oder
jedenfalls außer aller gerechter Relationen an den Gemeinschaftsaufgaben beteiligen. Dieses kurzsichtige und unsolidarische Verhalten
kann keine Gesellschaft auf Dauer aushalten. Da
sich das auf freiwilliger Basis nicht ändern wird, muß der Staat an
entsprechenden Stellschrauben "drehen", was sich aber bei den
gegenwärtigen Machtkonstellationen nicht durchsetzen lässt. Bislang wurde nur
an denjenigen Stellschrauben gedreht, die die kleinen Leute, besonders die
Armen betreffen. Der Sozialabbau wird seit Jahren immer weiter vorangetrieben,
die Menschen in Niedriglohnsektor gezwungen (was in zum himmelschreiender Weise
der Wirtschaft weitere finanzielle Vorteile bringt), der Renteneintritt etwa
auf 67 verschoben, obwohl immer weniger über Fünfzigjährige überhaupt noch
beschäftigt werden) und schon nach kurzer Arbeitslosenunterstützung fällt man
in das - sinnigerweise nach einem Wirtschaftskriminellen benannte - Hartzsytem,
das die in Armut gefallenen Menschen zu Zwangsarbeit verpflichtet und ihnen
ihre Ersparnisse und oft sogar die vertraute Wohnung raubt. Doch
jede zivilisierte, also vom Vernunftprinzip geleitete Gesellschaft, würde
versuchen durch mehr Verteilungsgerechtigkeit den Überdruck im sozialen System
zu verringern. Dies lässt sich nur durch die Finanzierung der Sozialkassen
durch die gesellschaftliche Wertschöpfung erreichen, womit auch die aus der
Automatisierung erwirtschafteten Werte und die Erträge aus Kapitalvermögen
herangezogen werden müssen. Soweit
die Vernunft. Doch in einer Welt des freizügigen Geldes und des Freihandels
würden solche Regelungen Kapitalflucht nach sich ziehen, denn Kapital lässt
sich nur dort nieder, wenn es sich rentiert. Wenn es anderswo höhere Renditen
bekommt, wandert es aus. Das heißt, an den "Stellschrauben" müßte
weltweit gedreht werden, die Steuerparadiese müßten verboten werden, was aber
kaum möglich sein wird, solange es keine Weltregierung gibt. Da eine solche
aber angesichts der grass unterschiedlichen Entwicklungsstände weder möglich
noch wünschenswert ist, ist der weltweite Freihandel eine unglaubliche Barbarei
und die Hauptursache für das soziale Elend und die ökologische Zerstörung des
Planeten. Da
die Reichen aber genau von dieser Zerstörung und diesem Elend leben und im Besitz
schrecklicher militärischer Vernichtungspotentiale sind, wird eine Verbesserung
nicht von allein kommen. Da durch Revolutionen und Verteilungskämpfe aber die
Not, Entmenschlichung und die ökologische Zerstörung noch zunehmen würden, wäre
dieser Weg ein verhängnisvoller Irrweg. Das 20. Jahrhundert bietet dafür
reichlich Anschauungsmaterial. Es
bleibt also nur die Hoffnung auf wachsende Vernunft und die kollektive
Verachtung der Reichen und ihrer mafiösen Machtstrukturen. Und natürlich die
Förderung und Restauration regionaler Strukturen und regionaleres Wirtschaften. Sozialysteme
funktionieren bislang nur als geschlossene Systeme. Sie stehen also in
ständigem Konflikt mit dem globalen Waren- und Menschenverkehr, der das
Gegenteil eines geschlossenen Systems ist. Der Versuch die Sozialsysteme zu
globalisieren wäre gleichbedeutend mit ihrer Zerstörung. Solange
aber keine globalen Sozialsysteme möglich sind, darf es auch keinen globalen
Freihandel geben. Doch diesen gibt es in immer weiter steigenden Maß und hier
liegen die weiteren Ursachen für die behandelten Probleme. 2006
Die Schweiz
ist ein wunderschönes Land und seine Bewohner gelten
allgemein als sehr tüchtig. Ihre Verfassung enthält mehr plebiszitäre Elemente
als anderswo, was sie auch für ihr Land und dessen Politik mehr verantwortlich
macht, als es die Bevölkerungen in den repräsentativen Zuschauerdemokratien je
sein können, denn die Eidgenossene können in Volksabstimmungen zumindest immer
wieder einmal über Sachthemen abstimmen. Erwähnenswert ist auch, dass die
Männer nach dem Militärdienst ihre Gewehre mit nach Hause nehmen dürfen, ein
Zeichen, dass der Staat seinen Bürgern mehr vertraut, als es anderswo der Fall
ist. (Wie man hört werden die Waffen aber vor allem gerne zum Selbstmord
verwendet, was für einen freien Menschen ja auch eine ehrenwerte Sache ist...) Ganz
und gar nicht ehrenwert ist es aber, wie sich dieses so angesehene Land einen
nicht unbeträchtlichen Teil seines Wohlstandes erwirbt, in dem es sich zur
finanziellen Fluchtburg für die Gauner und Verbrecher dieser Welt hergibt, was
ein unverschämt einträgliches Geschäft ist. Die Schweiz ist ein Hehlerstaat,
nicht der einzige, aber der bedeutsamste und mächtigste dieser Erde. In seinen
Tresoren bunkern Diktatoren und Mordbrenner ihr geraubtes und ergaunertes
Vermögen, gerade so wie der zweifelhafte Profit von Produzenten und Händlern
aller Art dem heimischen Fiskus entzogen wird, schön anonym, verborgen hinter
Stahl und Beton und gesichert mit Nummernkonten. Hier werden riesige Summen Diebesbeute
gewaschen und die Schweiz ist alleine durch diese Möglichkeiten mit
verantwortlich für alle Verbrechen, die mit den Reichtümern verbunden sind. Das
Blut und das Elend des gebunkerten Geldes klebt auch
an den Händen der Eidgenossen. Und sie sind auch dafür mit verantwortlich, dass
diese Zustände, die dieses Gaunergeld hervorbringen, weiterbestehen. Solange
sich die Schweiz als goldenes Rattenloch zur Verfügung stellt und keine Skrupel
hat von schmutzigem Geld zu leben, stellt sie sich faktisch gegen die
Betrogenen und macht sich gemein mit den Tätern. Denn gäbe es für diese die
schweizer Rückzugs- und Verwahrmöglichkeiten nicht, würde den großen Gaunern
dieser Erde ihr "Rettungsboot" genommen und sie würden sich
vermutlich weniger hemmungslos bedienen. Gut möglich, dass dem
Raubtierkapitalismus damit eine seiner wesentlichen Voraussetzungen entzogen würde. 2006 Gedanken
zur Todestrafe
"Auge
um Auge, Zahn um Zahn", das war das alte Racheprinzip seit Urzeiten. Es
galt und gilt auch immer schon im Tierreich, wobei man hier schon die
wesentliche Einschränkung anführen muß: es galt nur unter Gleichstarken oder
von Starken zu Schwachen. So ist es geblieben bis sich in der Neuzeit in
demokratisch verfassten Völkern der Gerechtigkeitsgedanke Raum verschafft hat,
der besagt, dass vor dem Gesetz alle gleich sind. Leider sind aber auch bei uns
einige "gleicher" als die anderen, sie können sich freikaufen oder
von an wirklicher Gerechtigkeit nicht interessierten Advokaten freitricksen
lassen, aber das ist hier nicht das Thema. Wenn
man an das Thema "Auge um Auge, Zahn um Zahn" rein sachlich
herangeht, also ethische Überlegungen erst einmal weglässt, dann wäre dieses
Prinzip nur gerecht, wenn der Schaden, der anderen zugefügt wird, wirklich
durch die Zufügung desselben Schadens als Bestrafung des Übeltäter auch möglich
wäre. In vielen Fällen bestünde wohl die Möglichkeit, wenn man den Täter
erwischt und dieser auch wirklich der Täter ist. In vielen anderen Fällen ist
dies aber nicht möglich, etwa weil Schäden etwa durch multible Umweltgifte
verursacht werden, die aber nur schwer zu beweisen sind und meistens zu einer
unübersehbaren Zahl von Verantwortlichen führen, von den Herstellern bis zu den
Anwendern schädlicher Produkte. Dabei bewegen sich derartig verursachte Schäden
in kaum erfassbaren Dimensionen. Das heißt also, diese Verletzungen, die einem
nicht nur einen Zahn oder ein Auge kosten, sondern oft sogar mit ihren
Folgeschäden weit in die Zukunft reichen und unabsehbare viele Generationen
schädigen, sind kaum einer Gerechtigkeit bzw. einer angemessenen Vergeltung
zuführbar. Auch
in den Fällen, wo absichtlich anderen Gewalt angetan wird bis zur Ermordung,
wird heute nur ein kleiner Teil erfasst und bestraft, denn wer bestraft die
Staatsmänner, die Kriege führen und andere Menschen durch Soldaten töten,
verletzen oder zu Waisen oder Witwen machen? Ich
glaube jeder von uns kann es nachfühlen, wenn die Angehörigen von Ermordeten
für die Täter die Todestrafe fordern. Oder für diejenigen die Sprengfallen
bauen und vergraben, damit Menschen getötet und verstümmelt werden, oder für
diejenigen, die mit voller Berechnung Bomben zünden, um andere zu töten. Doch
wann würden je die Verantwortlichen für ihr mörderisches Tun zur Verantwortung
gezogen? Die Sieger von Kriegen schon gar nicht. Sicher wäre es angemessen, die
Täter zu töten, sie nur ein paar Jahre einzusperren ist eine Beleidigung für
die Opfer. Doch da die Erfassung der Mörder nur zu einem kleinen Teil möglich
ist und es selbst in diesen Fällen oft genug Justizirrtümer gibt, ist die
Todestrafe keine Lösung. 2006 Sterben
kostet
Der
Tod ist heute eine große Abzocke. Trauer und Pietätsgründe lassen die Menschen
darüber schweigen. Es
beginnt schon beim Rettungseinsatz. Auch
in günstigen Fällen vergehen selten unter zehn Minuten, bevor Notarzt und Sanka
eintreffen. Trotzdem werden häufig Wiederbelebungsversuche gemacht und
abgerechnet, auch wenn der Patient schon Minuten tot ist und
"erfolgreiche" Reanimationen irreversible Gehirnschäden bedeuteten.
In einem mir bekannten Fall rechnete der Notarzt für seinen kurzen Einsatz 300
€ ab. Der Rote Kreuz-Sanka fuhr den Toten dann noch ins Krankenhaus, Entfernung
keine zwei Kilometer. Kosten: 530 €! Auch das Krankenhaus schickte noch eine
Rechnung für Kühlhausgebühren. Wer
eingeäschert werden will, benötigt in Deutschland einen Sarg, auch wenn diesen
niemand zu Gesicht bekommt, er wird ausschließlich zur Überführung ins
Krematorium benötigt und zum Verbrennen, denn es gibt ein Gesetz, dass man nur
im Sarg verbrannt werden darf, warum? Um den Herstellern ihre Pfründe zu
sichern? Um die Luft unnötig zu belasten? Man fasst sich an den Kopf. Warum
gibt es keine Transportsärge? Warum werden Menschen nicht mit einem Leichentuch
bedeckt eingeäschert? Für die Asche ist eine Urne
vorgeschrieben, denn die Asche darf nicht vertreut werden, sondern muß in einem
Friedhof vergraben oder in einer Urnenwand verwahrt werden. Dafür kassieren die
Urnenhersteller und die Friedhofsbetreiber kräftig ab. Insgesamt fielen für den
Todesfall fast 5000 € an Kosten an. 2006 Zahngold
Ein
Thema, über das heute auch nicht gesprochen wird, ist das Zahngold von
Verstorbenen. Nachdem in letzter Zeit Beschäftigte von Krematorien wiederholt
lange Finger machten, hieß es von den Krematoriumsbetreibern, das Gold werde
normalerweise selbstverständlich in die Urne gegeben. Mittlerweile habe ich
eine Filmreportage über den Ablauf in einem Potsdamer Krematorium gesehen. Da
wurden metallische Fremdkörper in einem extra Rost herausgesiebt und in einen
Restmetallbehälter geworfen. Quasi Entsorgung von Sondermüll, wie etwa
Gelenksprothesen, Herzschrittmacher usw. Keine Rede war davon, dass die Abfälle
personenbezogen gesammelt würden und der nach dem Verbrennen mit Eisenkugeln
gemahlenen Knochenasche wieder beigefügt würden. Technisch wäre das bei der
gezeigten Praxis auch überhaupt nicht möglich. Und
wer verwertet dann das Zahngold, das gilt auch für das Zahngold aus
Erdbestattungen, wenn Tote tiefergelegt oder umgebettet werden, oder wenn
Gräber nach ein paar Jahren ganz aufgelassen werden? Beim heutigen Stand der
Zahngesundheit und den kostenaufwändigen Zahnbehandlungen der letzten
Jahrzehnte, findet sich vermutlich in unseren Gebissen mehr Gold als in den
Tresoren. Es geht also nicht um Peanuts, sondern um große Summen. Das Gold
gehört dem Verstorbenen (anteilsmäßig vielleicht noch der Krankenkasse) und ist
somit ein Teil seiner Erbmasse. Durch die immer verbreitetere Praxis Tote
einzuäschern, könnte also über das Zahngeld schon kurze Zeit danach verfügt
werden. Wenn ich von mir ausgehe, dann möchte ich nicht, das das Gold, das ja
etliche tausend Euro wert ist, von den Bestattern zu den so schon immensen
Bestattungskosten kassiert wird, sondern meiner Familie zu Gute kommt, bzw. die
Begräbniskosten damit gedeckt werden. 2006 Hanf
Die
Hexenjagd gegen eine Pflanze, die zu den nützlichsten auf diesem Planeten
gehört, kommt - wie so viele Hexenjagden, aus den USA. Es ist gerade ein
Paradebeispiel dafür, wie die Wirtschaft die Politik und diese wiederum die
Justiz bestimmt. Der
Hanf hat über Jahrtausende in manchen Teilen der Erde für die Menschen eine
große Rolle gespielt. Er liefert Körner, die für Mensch und Tier ein
bedeutsames Nahrungsmittel sind, er liefert Fasern, mit denen bis vor wenigen
Jahrzehnten konkurrenzlos haltbare Taue und Kleidung hergestellt wurden. Hanf
könnte heute wegen seiner enormen Wuchskraft auch als bedeutsamer Lieferant
nachwachsender Rohstoffe dienen, er könnte die Wälder schonen, weil er
hervorragend zur Papierherstellung geeignet ist, mit seinen Stengelabfällen
könnten die Häuser isoliert werden und bei seinem Anbau sind praktisch keine
giftigen Spritzmittel erforderlich, weil er schnell alles Unkraut unterdrückt
und den Boden in ausgezeichneter Gare hinterlässt. Seine aber vielleicht
bedeutsamste Eigenschaft sind seine medizinischen Qualitäten, er hilft
praktisch ohne Nebenwirkungen gegen eine Vielzahl von Krankheiten - und gerade
dieser Umstand ist ihm zum Verhängnis geworden, denn die pharmazeutische
Industrie will ihre teueren Pillen verkaufen, die chemische Industrie ihre
synthetischen Gewebe, Seile und Schaumstoffe und ihre Spritzmittel. Manche
Hanfkenner behaupten, dass ein nicht unbedeutsamer Teil aller Apotheker und
Ärzte überflüssig wären, wenn in den Hausgärten eine Hanfstaude stehen würde
und die Menschen mit der medizinischen Verwendung des Hanfes vertraut wären.
Und deshalb gibt es auch eine so unheilige Allianz quer durch alle Gewerbe und
Erzeuger gegen dieses großartiges Gewächs, die sich
mit dem Hanfverbot ihre Pfründe sichern. Und
auch die Alkohol- und Tabakproduzenten sehen im Hanf eine Konkurrenz, denn
seine Legalisierung würde ihnen ihr Geschäft verderben. An dieser Stelle will
ich aber auch sagen, dass Rauschmittel und natürlich auch der Hanf nicht in
Kinderhand gehören. Nur weil er mißbraucht werden könnte, ist sein Verbot nicht
zu begründen, denn dann müßte vieles aus unserem Leben verboten werden. Im
Übrigen würde eine Legalisierung den Reiz des Verbotenen nehmen, und damit ein
wesentlicher Grund für manches "Ausprobieren" beseitigen. Zumal der
Konsum von medizinischem Hanf ja vor allem entspannt und müde macht, was für
junge Leute ja kaum interessant sein dürfte (wenns nicht verboten wäre....). 2008 Über Weidehaltung
Wer
Land besitzt und meint, er könne es durch Weidetiere pflegen und erhalten, der
träumt. Alle, ohne Ausnahme, suchen sich das Beste heraus und lassen das andere
stehen. Ziegen sind dabei wohl am wählerischsten, aber auch Pferde haben ihre
Lieblingsgräser und verschmähen krautige Pflanzen. Und
Schafe und Rinder lassen harte Gräser stehen. Dazu kommen die Stellen, wo sie
misten, um diese fressen sie großzügig herum, obwohl dort durch die
konzentrierte Düngung oft eine Weile das schönste Gras wächst, bald setzen sich
aber Brennnesseln, Disteln oder Ampfer durch. Naturgemäß vermehren sich die
Miststellen schnell und die verschmähten Pflanzen samen aus und vermehren sich
immer mehr, die abgeweideten Pflanzen dagegen, können zumeist keine Samen
bilden. Dazu kommen Trittschäden, die bei Nässe extreme Ausmaße annehmen können.
Zudem breiten sich an diesen Stellen beinahe nur unerwünschte Pflanzen aus. Nun
könnte man diesen Problemen mit der nötigen Mischung von Tierarten versuchen
Herr zu werden, denn Tiere verschmähen nur Gras, das von ihrer eigenen Art
gedüngt ist. Doch nach meiner Erfahrung kann man die Problematik nur abmildern
und schafft sich durch den Artenmix andere Probleme. Und man kommt auch dann um
die nötige Weidepflege, also Abmähen der Geilstellen und Mistabsammeln nicht
herum. Und nun zu dem zweiten Problem, dem sicheren Einzäunen einer
Weidefläche. Elektrozäune
müssen ständig freigeschnitten werden und selbst dann gibt es Tiere, die sich
vom Strom nicht einschüchtern lassen. Ich habe beobachtet, wie sich Pferde
neben dem Zaun provozieren und dann mit dem nötigen Adrenalinschub den Zaun
einfach über den Haufen rennen. Und wenn das einmal geklappt hat, machen sie es
immer wieder. Zaunpfähle verfaulen, Drahtgewebe verrosten oder verderben auf
andere Weise. Und in sogenannten Schafzäunen zwängen manche Tiere- auch Kälber
- ihren Kopf durch und - wenn ich nicht in mehreren Fällen dazugekommen wäre,
wären sie mir erstickt. Aus all den Erfahrungen glaube ich heute, dass bei
unseren bayerischen Verhältnissen die Weidehaltung nicht ratsam ist, es sei den
auf Almen oder im Rahmen der Wanderschäferei. Was aber nicht heißt, dass die
Tiere im Stall eingesperrt werden sollen, auch wenn sie den an heißen
Sommertagen tagsüber von alleine aufsuchen, oder eine schattige Baumgruppe,
alle Weidetiere übrigens. Neben Schatten suchen sie Schutz vor Fliegen und
Bremsen. Erst abends verlassen sie den Stall und weiden die ganze Nacht im
Freien. Tiere verhalten sich also, wenn sie wählen können, genau anders herum,
als die meisten Bauern dies praktizieren. Sie zwingen die Tiere tagsüber auf
die Weide, häufig ohne jeden Sonnenschutz. Dann werden die Weiden ein-zweimal
im Jahr intensiv mit Gülle gedüngt. Dazu kommen dann
noch die Vermistung durch die Weidetiere. Man zwingt sie also durch Hunger und
fehlende Ausweichmöglichkeit, Gras zu fressen, das nach den eigenen
Ausscheidungen schmeckt, was nicht nur Tierquälerei ist, sondern auch
gesundheitsgefährdend. Doch
wie könnten Alternativen aussehen? Bei Pferden habe ich erlebt, dass sie in
einer, mit dem Stall verbundenen Kleinkoppel unter freien Himmel, die sie Tag
und Nacht aufsuchen können, ganz zufrieden sind. Nun werden Pferde ja
zusätzlich bewegt, was bei Wiederkäuern eher nicht vorkommt. Wer aber etwa mit
seinen Ziegen regelmäßig spazieren geht, der sollte auch dem Bewegungsbedarf
der Tiere genügen. Bei Rindern ist die Sache schwieriger, denn spazieren gehen
kommt eher nicht in Frage. Aber eine schattige Freifläche, groß genug einander
ausweichen zu können und für gelegentliche Spurts, mit reichlich Gras- und
Heuraufen, Strohschüttungen zum Ausruhen und größtenteils gepflasterten Boden,
einerseits um sich die Klauen abzulaufen und andererseits den Mist besser
wegräumen zu können, sollte doch ein Kompromiss gegenüber dem heute noch immer
üblichen Zustand sein. Und Rinder lieben nicht nur im Sommer feuchte Plätze,
sie stehen gerne im Schlamm, vermutlich um Körperwärme abzuleiten.
Hochlandkühe, vermutlich aber alle Rinder, stehen gerne zum Wiederkauen bis zum
Euter im Wasser, stundenlang, wie jeder beobachten kann, der an unserem Weiher
vorbeikommt. 2009
Über Homosexualität
Allgemeines dazu Ein
Pfarrer Wagner aus dem Linzer Raum wurde unlängst von Papst Ratzinger zum
Bischof ernannt, offenbar weil er sich mit besonders fanatischen Aussagen
hervorgetan hatte, etwa dass der Wirbelsturm deshalb in New Orleans so
besonders schlimm gewütet hatte, weil Gott die Menschen wegen der dortigen
Abtreibungskliniken bestrafen wollte... Die zweite Aussage, die durch die
Presse ging, war, dass der neue Bischof Homosexualität eine Krankheit nannte,
die geheilt werden könnte. Die allgemeine Entrüstung über diese Sprüche -
parallel dazu gab es den Skandal über die Wiederaufnahme der Piusbruderschaft,
aus deren Reihen ein Bischoff den Holocaust an den Juden geleugnet hatte - ließ
den Pfarrer Wagner auf seine Ernennung verzichten. Die
Empörung über die Etikettierung von Homosexualität als Krankheit führte aber
nicht zu einer Diskussion über das Thema an sich, was zu belegen scheint, dass
es sich nach wie vor um ein Tabuthema handelt. Warum die Kirchen gegen Schwule sind,
scheint naheliegend zu sein, in erster Linie ja wohl, weil diese sich nicht
fortpflanzen und die Herde der Gläubigen nicht vermehren. In zweiter Linie
wohl, weil der Zölibat dazu führt, dass sich in den Reihen des katholischen
Klerus fast zwangsläufig viele Männer finden, die mit ihrer Sexualität und der
Beziehung zu Frauen Probleme haben. Der erstgenannte Grund ist vermutlich auch
die Erklärung dafür, dass auch andere Religionen Homosexualität als Feindbild
aufgebaut haben, im Islam droht ihnen ja sogar die Todesstrafe. Zu
Beginn des 21. Jahrhunderts sind in Westeuropa dagegen Schwule mittlerweile
beinah zur Selbstverständlichkeit geworden, vor allem die Grünen haben sich für
ihre Rechte als Minderheit eingesetzt. Vor allem das couragierte „Outen“ von
regierenden Politikern haben die Anerkennung von Homosexuellen in der
Öffentlichkeit weiter befördert. Gelegentlich drängt sich schon der Eindruck
auf, dass es hier auch zu Übertreibungen gekommen ist, in manchen Kreisen
gewinnt man den Eindruck, als gelte diese andere sexuelle Orientierung schon
fast als besondere „Qualifikation“, was natürlich Quatsch ist, denn die
politische Arbeit jener Politiker unterscheidet sich qualitativ nicht von denen
ihrer Kollegen… Auch
in Sachen Forderung nach der "Homo-Ehe" würde ich mir wünschen, dass
die „geouteten politischen Gallionsfiguren“ die Kirche im Dorf ließen. So
berechtigt die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ist, so
unangebracht scheint mir die geforderte Gleichstellung mit der traditionellen
Ehe zwischen Mann und Frau, die ja immer eine fördernswerte Schutzgemeinschaft
ist, weil alleine aus ihr sich die Gesellschaft fortpflanzt und die Kinder
großgezogen werden, was eine völlig andere Qualität von Verbindung darstellt. Eigentlich
sollte diese Selbstverständlichkeit jedem einleuchten, doch wird daraus eine
weitere Diskriminierung der so lange diskriminierten Homosexuellen konstruiert
und jedermann, der sich hier hervortut, als Reaktionär verunglimpft. Überlegungen zu den
Ursachen der Homosexualität Heute
wird der Eindruck erweckt, als handele es sich quasi um eine Art "drittes
Geschlecht", was Unsinn ist. Auch gegen
die Versuche Homosexualität genetisch erklären zu wollen, spricht die
Tatsache der Zunahme der Homos. Da sie sich nicht fortpflanzen, wäre das
"Homo-Gen" längst ausgestorben oder würde zumindest immer mehr
abnehmen. Man liegt daher sicher richtig, wenn man die Gründe für die Zunahme
in gesellschaftlichen Faktoren vermutet. Meiner
Ansicht nach geht auch die geschlechtliche Prägung auf die Lebensumstände eines
Menschen zurück. Da diese nicht in der Macht eines Kindes liegen, kann es also auch
keine Verantwortung dafür gegeben. Welche Einflüsse die sexuelle Ausrichtung
auf das eigene Geschlecht begünstigen, ist vielleicht niemals zu beantworten,
weil es immer sehr komplexe Vorgänge sind. Auch
wenn die Natur Homosexualtät nicht als Regelfall vorsieht, da sie zum
Aussterben einer Art führen würde, lässt sie die Spielart als Möglichkeit zu.
Diese sexuelle Spielart als "Krankheit" zu bezeichnen, ist unsinnig.
Krankheiten können aber entstehen, wenn Menschen unter dieser Prägungsvariante
leiden, etwa in Folge von Diskriminierung durch das ablehnende soziale Umfeld. Es
ist auch zu bezweifeln, ob die Prägung durch therapeutische Maßnahmen umgedreht
werden kann, ohne einen Menschen zu zerbrechen. Die Verständigung auf eine
"Krankheit" würde auch ihre Heilbarkeit voraussetzen. Wobei in diesem
Fall man auch schnell wieder die persönliche "Schuld" ins Spiel
bringen würde, denn wer sich nicht heilen lässt, sei dann eben selber schuld... Genese Wenn
es keine genetischen Ursachen von männlicher Homosexualität gibt und die
Prägung während der Entwicklung stattfindet, dann gibt es nach den Lerngesetzen
nur drei Möglichkeiten: Ein Verhalten wird eingeübt, weil es sich als erfolgreich
oder lustvoll erweist, oder erfolgreiche Modelle werden imitiert. Man
liegt sicher nicht völlig schief, wenn man die Lebensumstände, etwa in
Internaten und Klosterschulen, in denen gegen alle Natur nur ein Geschlecht
lebt, als die Entwicklung von Homosexualität begünstiged ansieht. Kinder und
Jugendliche, denen die soziale Geborgenheit der Familie fehlt, suchen mangels
Alternativen die emotionale Geborgenheit bei Freunden. Wenn dieser
"emotionale Notstand" zudem mit der Pubertät zusammenfällt, werden
auch Erfahrungen sexueller Lust oftmals mit Freunden erlebt, wodurch sich
sexuelle Gewohnheiten, vielleicht Prägungen entwickeln können. Da aber die
Konditionierung in den meisten Fällen nur temporär bleibt, ist Pawlow hier aber
nur eingeschränkt brauchbar. Zudem gibt es auch häufiger den gegenteiligen
Effekt, dass sich in so reinen Männer- oder Mädchengesellschaften oft der Drang
nach dem anderen Geschlecht besonders stark ausprägt und die so lange
entbehrten "Objekte der Begierde" eine besondere Anziehung bekommen.
Letzteres geschieht m. E. aber nur, wenn in früheren Entwicklungsphasen bereits
die "normale" Geschlechterprägung abgelaufen ist. Dafür
spricht auch, dass die meisten Kinder intime Erfahrungen mit Gleichgeschlechtlichen
machen, diese aber nur als eine Art "Übungs- und Ersatzspielerei"
erleben, und in ihrer sexuellen Ausrichtung dadurch nicht beeinflusst werden . Es muss immer noch etwas dazukommen, dass es
tatsächlich zu einer homosexuellen Ausrichtung kommt. Wenn ich an eigene
Erfahrungen denke, waren mir Doktorspiele mit Jungs immer unangenehm, auch
schon in der Vorschulzeit. Beim Zusammensein mit Mädchen elektrisierte mich
dagegen jede Berührung. Andere Kameraden fanden offenbar nichts Unangenehmes
dabei, homosexuell wurden sie aber dennoch nicht, soweit ich weiß. Was
könnte dann für die sexuelle Prägung entscheidend sein? Gibt es
Übereinstimmungen im sozialen Umfeld bei homosexuellen Männern? In manchen
Fällen wird man bei den Müttern Übereinstimmungen finden, die nach meiner
Erfahrung aber auch stark von einander abweichen. Sowohl die
"überbeschützende" Mutter und ihr Gegenteil, die egoistische
Gefühlsarme, die sich als "Emanzipierte" oder "Heilige"
tarnt, meine ich bei den wenigen Fällen, die ich kenne, ausgemacht zu haben. Alleine
der Gedanke es mit einer so "moralisch hochstehenden" Frau "tierisch"
zu treiben, ist für Buben unvorstellbar. Wenn dieser dann dieses „edle“ Frauenbild
emontional generalisiert wird, ist es möglicherweise passiert... Für die
betroffenen Buben werden Frauen dann generell zu asexuellen Wesen, deren Nähe
man sucht und die häufig im Verhalten sogar imitiert werden, weil sie
erfolgreich sind und weil vielleicht erfolgreiche männliche Vorbilder fehlen. Vielleicht
ist es aber auch einfach die emotionale und sexuelle Kälte, bzw.
Uninteressiertheit, die Buben bei Frauen und Mädchen spüren und sich daher dem
eigenen Geschlecht zuwenden, die die eigenen Bedürfnisse kennen und im
Austausch befriedigen... Und
wie ist es mit der weiblichen Homosexualität? Gibt es sie überhaupt oder ist
sie nur nur ein Abwehrkonstrukt stolzer oder unabhängiger Frauen, die sich
„keinen Mann mehr antun wollen“ (aber auch nicht allein leben können oder
wollen) oder sich von der so regelmäßig wiederkehrenden männlichen Lust bedroht
oder belästigt fühlen, sich nicht mehr dafür als Sexualobjekt hergeben wollen?
Oder ist sie das Bedürfnis nach Nähe ohne Leistungsdruck- „Kuschelsex ohne
Penis“, dessen entwicklungsgeschichtlich zum Überleben der Art notwendige überleichte
Erregbarkeit bei Frauen wohl schon immer zwiespältige Gefühle auslöste und die,
anders als bei Männern, nicht nur mit Erregung, sondern mit Schwangerschaft und
ihren Bindungen und Verpflichtungen verbunden war. Alleine deshalb mußten
Frauen eine andere Haltung zur Sexualität entwickeln. Oder ist die Wahl weiblicher Paarung einfach
nur das Ergebnis negativer Erfahrung mit der Koitusfixiertheit der Männer, die Frauen
schon aus anatomischen Gründen als wenig befriedigend erfahren haben? Untersuchungen
sprechen davon, dass etwa 70 Prozent der Frauen beim Koitus keinen Orgasmus
erfahren. Auch
wenn ich in meinem Leben mehr Zeit mit Frauen als mit Männern verbracht habe, muss
ich eingestehen, dass ich bis heute die weibliche Sexualität nicht recht
einschätzen kann. Ich habe niemals sexbessene Frauen kennengelernt und kenne
auch keinen Mann, der – wenn man ernsthaft nachfragt - etwas anderes berichtet.
Und doch vermitteln uns die Medien ein völlig anderes Bild, das Fernsehen ist
voller sexsüchtiger Frauen, vermutlich in hohem Maß eine Märchenwelt für Männer,
von der viele Interessengruppen leben – nicht nur Frauen - sondern von der
ganze Wirtschaftskreise inclusive Forschung, Medizin und Pharmazie ein gutes
Auskommen haben - und an deren Aufrechterhaltung uns Männern aber wohl am
meisten liegt. Ob Götter existieren ist uns dagegen vergleichsweise sowas von
egal, aber den Glauben, dass wir Frauen sexuell glücklich machen können, dass
sie uns körperlich brauchen - den lassen wir uns nicht nehmen, denn dann würde
die Erde aufhören uns zu tragen… (Viele Frauen, besonders emanzipierte, glauben
dagegen, dass wir Männer zu hundert Prozent nur das Eine wollen: sexuellen
Kitzel und Erlösung davon und sie nur das erfüllende Werkzeug dazu sind, doch
es gibt kaum einen größeren Irrtum, von völlig hormongesteuerten „Böcken“
einmal abgesehen. Aber auch diese hängen an dem Glauben, dass sie die Frauen
auch glücklich machen, duch ihr Begehren und ihre Potenz.) Das
Leid, aus dieser falschen Einschätzung von Sexualität, kennen Männer und Frauen
gleichermaßen. Nicht wenige Frauen zerbrechen an falschen Erwartungshaltungen,
die man ihnen systematisch einimpft und die sich bei ihnen nie erfüllen. Sie
zweifeln an sich, ihrem Körper und am Partner, wobei letzterer am leichtesten
zu wechseln ist. Die Folge: Untreue, weil man die ausbleibende sexuelle
Erfüllung dem männlichen Partner anlastet. Doch selbst wenn sich die Untreue
zur Vielmännerei steigert, erfüllen sich die Erwartungen nicht. Nebenbei
zerbrechen daran unzählige Familien und bei den Kindern setzen sich die
Probleme dann oft potenziert fort. Bei den Männern ist es nicht anders, ihre
Frauen verlieren meist irgendwann ihre Leidenschaft, wenn sie tatsächlich
überhaupt jemals vorhanden war. Und nichts zerstört Männer mehr, als diese
Erfahrung des Unbegehrt- und Ungeliebtseins. Doch die hormonellen Wildwasser
strömen weiter und die Sehnsucht Frauen beglücken zu dürfen, lässt
jahrzehntelang nicht nach. Sie
gehen dann entweder „fremd“ oder werden zu skrulligen Freaks oder zu Leistungs-
und Arbeitstieren, denen zur Belohnung gelegentlich ein wenig Sex zugeteilt
wird… Frauen
können uns Männern in praktisch allen Bereichen das Wasser reichen, doch die
Sexualität unterscheidet uns mehr als irgendetwas anderes. Aus dieser Sicht
wird die islamische oder mormonische Vielehe der männlichen und weiblichen
Anatomie vielleicht am ehesten gerecht. Doch niemand wird in diese Richtung
ernsthaft denken, nicht nur weil sich ein mathematisches Problem ergibt,
sondern weil unsere Ehen auch Partnerschaften sind, zwischen gleichwertigen
Menschen, die über Herz und Verstand Beziehungen eingehen, von denen wir uns
wünschen, dass sie tragbar sind, wie die Stahlseile von Hängebrücken, damit
sich ihnen auch unsere Kinder, Enkel und Urenkel anvertrauen können. Weil
das aber bekanntlich eine Illusion ist und sich Frauen emotionale Wärme und die
nötigen Streicheleinheiten auch untereinander geben können und ein Kinderwunsch
in Zeiten weiblicher Karrierefixierung nachrangig ist, verzichten manche Frauen
auf Männer. Wenn sie aber dann durch künstliche Befruchtung oder Adoption ihre
dekatente Lebensweise auf Kinder übertragen wollen, dann liegt das nicht im
Interesse einer gesunden Kindesentwicklung, auch wenn – wie wir alle wissen –
traditionelle Kleinfamilien auch keine Gewähr für eine gesunde Entwicklung
bieten. |