Leserbrief an PNP zum
Bericht über die Absegnung der Atomlaufzeiten durch den Bundespräsidenten
Gibt
es etwas Verkommeneres, als wenn einer den Kindern der nächsten hundert
Generationen ein lebensgefährliches Erbe hinterlässt, nur weil er eben selber
weiter Strom vergeuden will? Das ist Dekatenz pur, da ist jemand der Natur voll
aus
der Spur gelaufen. Ich spreche von der Verlängerung der Laufzeiten, die gerade
Union und FDP zum Wohle der Profite der Atomkonzerne durchgesetzt wurden.
Nun
haben sie diese Geschäft, das nichts anderes als ein Weiterreiten auf dem Vulkan
ist, von Bundespräsidenten Wulff abnicken lassen, was er erwartungsgemäß auch
brav gemacht hat. Schon der rotgrüne Atomkompromiss war unverantwortlich, sein
Aussetzen wird aber im Katastrophenfall einmal als kriminell gewertet werden.
Es geht schließlich nicht nur um eine mögliche
Explosion und viele Todesopfer, es geht um verstrahlte Landstriche und die
dauerhafte Vertreibung von Millionen von Menschen aus ihrer Heimat! Die
Atomkraft ist für uns einfach ein paar Nummen zu groß. Irgend
ein Land muß anfangen, den Wahnsinn zu beenden und mit gutem Beispiel
voranzugehen. Wer könnte das besser tun als jenes Volk, das mit der
Kernspalterei einmal angefangen hat?
Leserbrief an PNP zum heutigen Bericht im Bayernteil
"Huber: Kernkraftwerk Isar 1 unverzichtbar"
Erwin Hubers Vertrauen in das große Geld ist offenbar
nicht zu erschüttern. Auch nach der Pleite mit der Landesbank betet er die
Propaganda der Konzerne nach. Doch bei maroden Atommeilern geht es nicht
"nur" um einige Milliarden, ein schwerer Unfall kann unsere Heimat
auf Dauer unbewohnbar machen. In einer Kontraste-Sendung der ARD wurde jüngst
berichtet, dass etwa der TÜV möglicherweise alles andere als neutral ist, wenn
es um die Sicherheit von Atomkraftwerken geht. Zum einen ist die Begutachtung
von Atommeilern ein sehr einträgliches Geschäft, es geht um hunderte von
Millionen Euro. Die Kontrollfirma kann aus wirtschaftlicher Sicht also
überhaupt kein Interesse haben, dass alte Reaktoren stillgelegt werden, man
würde sich selber finanziell schwer schaden. So ist es zu erklären, dass etwa
Schweißnähte nur alle vier Jahre geprüft werden, und auch nur von außen, was
Fachleute für fahrlässig halten. Wenn man dann weiter hört, dass die Betreiber
der Atomanlagen, die großen Energiekonzerne, gewichtige Anteile am TÜV
besitzen, dann wird das Ganze zur Politposse, denn die Betreiber kontrollieren
sich somit also selber. Und Erwin Huber redet ihnen nach dem Mund und betreibt
so ihre Geschäfte.
Leserbrief an die PNP
zum Artikel vom 24.6. "CDU will Umwelt mit Kernkraft schützen"
"Kernkraft ist für die CDU Ökoenergie". Dieser Satz kommt von
keinem Gegner, der die Union verspotten will, sondern von CDU-General Ronald
Pofalla. Was würden die vom Unfall von Tschernobyl vertriebenen Menschen zu
solchem Zynismus sagen, die durch die radioaktive Verseuchung ganzer Landstriche
auf Dauer aus ihrer alten Heimat vertrieben wurden? Deutsche haben mit der
Atomspalterei angefangen und es stünde uns gut an, als erste diesen Irrweg zu
verlassen. Als die atomaren Wolken aus der Ukraine 1986 über uns abregneten,
hatte ich gehofft, dass auch die die politischen Vertreter der Atomlobby die
Unverantwortlichkeit ihres Tuns endlich begreifen würden. Doch ein Ronald
Pofalla wird dies vermutlich erst erkennen, wenn auch unser Land unbewohnbar
geworden ist.
Kommentar in freigeisst.de
Der
Papst macht Werbung für Atomkraft. Das ist so grotesk, dass man es fast nicht
glauben kann. Aber dann erinnert man sich, was aus dem Vatikan in den letzten
Jahren alles so an Unglaublichem kam: Die Unterstützung von George Bush bei der
letzten Wahl. Wer Carry wählte, dem sollte die Kommunion verweigert werden. Oder
die Seligsprechung von Kaiser Karl, der im 1. Weltkrieg Giftgas einsetzen ließ.
Oder die Abstrafung des Geistlichen Jon Sobrino aus El Salvador, weil dieser
sich für ein menschenwürdigeres Leben im Diesseits einsetzte. Dann die
beständige Predigt gegen Geburtenkontrolle, bei einer weiter explodierenden
Weltbevölkerung. Kürzlich die Rückholung des lateinischen Abrakadabra in die
Kirchen und die Diskriminierung anderer Kirchen, dass
diese keine solchen seien...
Doch
mit dem Einsatz für die Kernspalterei schlägt der Papst dem Fass den Boden aus.
Erwartet er demnächst den Weltuntergang? So dass es keine Rolle spielt, wenn
die gegenwärtigen Generationen – um noch eine Weile so hirnlos und
verschwenderisch weiterwursteln zu können – ihren Kindern eine nuklear verseuchte
Erde hinterlassen?
Leserbrief an die PNP
Der Kommentator der PNP behauptet, dass unser
Land sich einzig mit Atomenergie selbst mit Energie versorgen kann, der
Ausstieg daraus sei grob fahrlässig. Ist dem Leitartikler der PNP nicht bekannt,
dass wir bei Uran auch vom Ausland abhängig sind und die Vorräte nicht länger
reichen als das Erdöl? Dass bei Berücksichtigung des Wärmeenergieverbrauchs die
Atomkraft nur etwa fünf Prozent des Gesamtenergieverbrauchs beträgt und hier
der Verkehr noch gar nicht eingerechnet ist? Dazu kommt, dass Großkraftwerke -
also auch alle AKWs - etwa 70 Prozent der Primärenergie als
"Wärmeabfall" verschleudern. (Der große Kühlturm in Ohu ist kein
überdimensionaler Maßkrug sondern ein Symbol für Verschwendung!) Von
Tschernobyl und der Belastung zukünftiger Generationen durch die strahlenden
Abfälle will ich gar nicht reden. Nach wie vor ist Sparen unsere beste
Energiequelle, eindrucksvolle Beispiele wurden unlängst im Bayernteil der PNP
genannt. (Etwa dass alleine die StandBy-Schaltungen den Strom von zwei
Atommeilern verbrauchen). Würde zudem mehr regionaler gewirtschaftet, entfiele
viel sinnloses Herumkarren von Gütern. Würde gar auf die Herstellung
schädlicher oder überflüssiger Dinge verzichtet, würde sich unser Energiebedarf
vermutlich sogar halbieren. Aber solche Überlegungen nach sinnvoller Produktion
gelten heute noch als völlig illusorisch. So bleiben halt nur : sparsamere
Autos (doch die deutschen Hersteller bauen fast ausschließlich protzige
Nobelkarossen mit manchmal abartigen PS-Zahlen unter der Haube),
Geschwindigkeitsbeschränkung, Fahrgemeinschaften, Wärmedämmung,
bedarfsgerechtes Heizen, Kraftwärmekopplung, Nutzung von Prozesswärme, Gas aus
Gülle - und irgendwann darf es kein Haus mehr ohne Solarmodule, Warmwasser- und
Luftkollektoren (Wintergärten) geben.
Kommentar in waldzeitung.de
15 Jahre nach
der Reaktor-Katastrophe muss um den bisherigen Beton-Sarkophag ein neuer
errichtet werden, dieses Mal soll er aus Stahl gebaut werden, soll hundert
Jahre halten und etwa 1,5 Milliarden DM kosten. Wobei überhaupt noch nicht klar
ist, wer die riesige Halle bauen soll bzw. kann. Ebenso wenig ist klar, wer sie
bezahlen soll. Am Beispiel Tschernobyl sollte eigentlich jedem klar werden,
dass es keine teurere Energie gibt, als die Atomkraft. Die Schäden des Unfalles
sind sowieso nicht bezifferbar, halb Europa wurde auf Jahrhunderte verseucht,
zig Tausende Menschen wurden verstrahlt und die wirkliche Zahl der Opfer kennt
niemand. Ebenso wenig weiß man, wie oft der Sarkophag in Zukunft noch erneuert
werden muss, die Halbwertzeit von Plutonium liegt ja bei über 20 000 Jahren...
Und keiner kann sagen, was sich im Reaktorkern heute oder zukünftig abspielt und
ob eine Halle überhaupt Schutz bietet.
Weit über 400
Reaktoren gibt es weltweit und jeder davon ist eine potentielle Zeitbombe. Doch
auch wenn kein GAU passiert, der Atommüll ist eine furchtbare Hypothek für
unsere Nachkommen. Ich empfinde es als Gewalt an zukünftigen Generationen, also
ein Missbrauch der Ungeborenen. Doch solche Schlüsse wollen die Betreiber der
Atommeiler nicht hören, denn sie denken alleine nur an ihren gegenwärtigen Vorteil . Und noch immer finden sich Politiker, die die
Atomkraft verteidigen und Wähler, die diesen verantwortungslosen Zeitgenossen
ihre Stimme geben.
Vor vierzehn Jahren, als uns die radioaktiven Wolken aus Tschernobyl den
Erdboden, die Nahrung, die Atemluft und das Wasser verseuchte, habe ich wie
viele Menschen gehofft, dass alle verantwortungsvollen Nationen sich von dieser
unbeherrschbaren Technik verabschieden würden. Dem kurzen Nutzen steht eine
unüberschaubar lange Gefährdung gegenüber. Keine Generation hat das Recht, den
Kindern ein so tödliches Erbe zu hinterlassen. Aber auch wirtschaftlich ist das
Ganze ein Wahnsinn, denn es gibt keine teurere Art der Stromerzeugung, erst recht
wenn man die Folgekosten mit einrechnet. Und nun setzt Tschechien im Herzen
Europas ein marodes Atomkraftwerk in Betrieb und gefährdet auf nicht absehbare
Zeit die eigene Bevölkerung und seine Nachbarn.
Bei aller Sympathie, die ich unseren tschechischen Nachbarn entgegen
bringe, die Inbetriebnahme von Temelin empfinde ich als eine ungeheuere
Rücksichtslosigkeit.
Wir müssen uns vorwerfen, die Sache nicht ernst genommen zu haben und
hätten wohl, wie die Österreicher, die Grenze blockieren sollen und den Prager
Atomköpfen mit wirtschaftlichem Boykott drohen, bis sie zur Vernunft gekommen
wären. Und vor allem hätten wir massivere Signale nach Brüssel, Berlin und
München schicken müssen. Gegen Wackersdorf haben wir gekämpft, bei Temelin
haben wir uns auf unsere Regierungen verlassen und waren verlassen. Nun bleibt
nur die Boykottierung jener Stromhändler, die ihren Saft aus Tschechien
beziehen.
Leserbrief an die PNP
Der Unfall in Tokaimura hat wieder einmal gezeigt, dass Menschen einfach
nicht sicher zu machen sind, selbst wenn die Technik perfekt sein sollte, was
sie aber niemals sein kann, da sie von Menschen stammt. Die Kernspalterei ist
uns zeitlich und erkenntnismäßig so beschränkten Menschen einfach nicht
angemessen, denn ihre möglichen Folgen sprengen jeden begreifbaren Zeitrahmen.
Alleine die Halbwertszeit von Plutonium beträgt die zehnfache Zeit der
bekannten Geschichtsschreibung. Und weltweit weiß keiner, wohin mit dem
strahlenden Atommüll, dies alleine sollte als Argument reichen. Nur um noch ein
paar Jahrzehnte so verschwenderisch weiterwursteln zu können hinterlassen wir
unseren Nachkommen Tausende von Zeitbomben und immer mehr atomar verseuchte
Landstriche.
Nebenbei - wer sich auch nur ein wenig mit der Thematik ohne
Scheuklappen beschäftigt, erfährt, dass es keine teurere und verschwenderische
Art der Energiegewinnung gibt. Auf die Forderung jener 570 Professoren auf
weiteren Ausbau der Atomkraft gibt es nur ein Wort: Wahnsinn!
Leserbrief an die
Augsburger Allgemeine Zeitung
Wenn sich die ukrainische Atomwolke einmal gleichmäßig über den Erdball
verteilt und die akute Bedrohung abgeklungen sein sollte, darf nichts mehr sein
wie vor der Katastrophe. Anderenfalls wäre die Menschheit wirklich so
unbelehrbar, wie von Pessimisten oft beschrieben. Die bisherigen Äußerungen der
Atomminister in Ost und West lassen aber wenig Einsicht ahnen.
Als Vater von Kindern, für deren Zukunft ich mit verantwortlich bin,
fordere ich den sofortigen Stopp aller zivilen und militärischen Atomprojekte
und mittelfristig den Rückzug aus dieser teuflischen Technologie. Wir fühlen
uns in unserem Grundrecht nach Artikel 2 des Grundgesetzes in unserem Recht auf
Leben und körperliche Unversehrtheit bedroht. (Und ich kenne niemanden, der
dies anders sieht!)
Es gibt tausend Gründe gegen diesen Wahnsinn. Einer davon genügt aber:
Es ist durch nichts zu rechtfertigen, nachfolgenden Generationen ein Tausende
von Jahren strahlendes Erbe zu hinterlassen, nur um günstigstenfalls noch
wenige Jahrzehnte so verschwenderisch weiterwursteln zu können wie heute. In
Artikel 20 des Grundgesetzes heißt es, die Staatsgewalt wird vom Volk u.a.
durch Abstimmungen ausgeübt. Eine Volksabstimmung über die Atomkraft ist längst
überfällig. Alle wissen wie diese ausgehen würde, aus diesem Grunde haben die
Regierenden daran auch kein Interesse...
Da von Deutschland der atomare Irrweg seinen Ausgang nahm, sollten wir
mit als erste ein deutliches Umkehrsignal geben.