10.12.10 Ritt auf dem Vulkan geht weiter

Leserbrief an PNP zum Bericht über die Absegnung der Atomlaufzeiten durch den Bundespräsidenten

 

Gibt es etwas Verkommeneres, als wenn einer den Kindern der nächsten hundert Generationen ein lebensgefährliches Erbe hinterlässt, nur weil er eben selber weiter Strom vergeuden will? Das ist Dekatenz pur, da ist jemand der Natur voll

aus der Spur gelaufen. Ich spreche von der Verlängerung der Laufzeiten, die gerade Union und FDP zum Wohle der Profite der Atomkonzerne durchgesetzt wurden.

Nun haben sie diese Geschäft, das nichts anderes als ein Weiterreiten auf dem Vulkan ist, von Bundespräsidenten Wulff abnicken lassen, was er erwartungsgemäß auch brav gemacht hat. Schon der rotgrüne Atomkompromiss war unverantwortlich, sein Aussetzen wird aber im Katastrophenfall einmal als kriminell gewertet werden.

 Es geht schließlich nicht nur um eine mögliche Explosion und viele Todesopfer, es geht um verstrahlte Landstriche und die dauerhafte Vertreibung von Millionen von Menschen aus ihrer Heimat! Die Atomkraft ist für uns einfach ein paar Nummen zu groß. Irgend ein Land muß anfangen, den Wahnsinn zu beenden und mit gutem Beispiel voranzugehen. Wer könnte das besser tun als jenes Volk, das mit der Kernspalterei einmal angefangen hat?

 

30.7.10 Nichts dazugelernt

Leserbrief an PNP zum heutigen Bericht im Bayernteil "Huber: Kernkraftwerk Isar 1 unverzichtbar"

Erwin Hubers Vertrauen in das große Geld ist offenbar nicht zu erschüttern. Auch nach der Pleite mit der Landesbank betet er die Propaganda der Konzerne nach. Doch bei maroden Atommeilern geht es nicht "nur" um einige Milliarden, ein schwerer Unfall kann unsere Heimat auf Dauer unbewohnbar machen. In einer Kontraste-Sendung der ARD wurde jüngst berichtet, dass etwa der TÜV möglicherweise alles andere als neutral ist, wenn es um die Sicherheit von Atomkraftwerken geht. Zum einen ist die Begutachtung von Atommeilern ein sehr einträgliches Geschäft, es geht um hunderte von Millionen Euro. Die Kontrollfirma kann aus wirtschaftlicher Sicht also überhaupt kein Interesse haben, dass alte Reaktoren stillgelegt werden, man würde sich selber finanziell schwer schaden. So ist es zu erklären, dass etwa Schweißnähte nur alle vier Jahre geprüft werden, und auch nur von außen, was Fachleute für fahrlässig halten. Wenn man dann weiter hört, dass die Betreiber der Atomanlagen, die großen Energiekonzerne, gewichtige Anteile am TÜV besitzen, dann wird das Ganze zur Politposse, denn die Betreiber kontrollieren sich somit also selber. Und Erwin Huber redet ihnen nach dem Mund und betreibt so ihre Geschäfte.

 

26.6.08 Atomarer Kalauer

Leserbrief an die PNP zum Artikel vom 24.6. "CDU will Umwelt mit Kernkraft schützen"

"Kernkraft ist für die CDU Ökoenergie". Dieser Satz kommt von keinem Gegner, der die Union verspotten will, sondern von CDU-General Ronald Pofalla. Was würden die vom Unfall von Tschernobyl vertriebenen Menschen zu solchem Zynismus sagen, die durch die radioaktive Verseuchung ganzer Landstriche auf Dauer aus ihrer alten Heimat vertrieben wurden? Deutsche haben mit der Atomspalterei angefangen und es stünde uns gut an, als erste diesen Irrweg zu verlassen. Als die atomaren Wolken aus der Ukraine 1986 über uns abregneten, hatte ich gehofft, dass auch die die politischen Vertreter der Atomlobby die Unverantwortlichkeit ihres Tuns endlich begreifen würden. Doch ein Ronald Pofalla wird dies vermutlich erst erkennen, wenn auch unser Land unbewohnbar geworden ist.

 

30.7.07 Atome spalten in Gottes Namen?

Kommentar in freigeisst.de

 

Der Papst macht Werbung für Atomkraft. Das ist so grotesk, dass man es fast nicht glauben kann. Aber dann erinnert man sich, was aus dem Vatikan in den letzten Jahren alles so an Unglaublichem kam: Die Unterstützung von George Bush bei der letzten Wahl. Wer Carry wählte, dem sollte die Kommunion verweigert werden. Oder die Seligsprechung von Kaiser Karl, der im 1. Weltkrieg Giftgas einsetzen ließ. Oder die Abstrafung des Geistlichen Jon Sobrino aus El Salvador, weil dieser sich für ein menschenwürdigeres Leben im Diesseits einsetzte. Dann die beständige Predigt gegen Geburtenkontrolle, bei einer weiter explodierenden Weltbevölkerung. Kürzlich die Rückholung des lateinischen Abrakadabra in die Kirchen und die Diskriminierung anderer Kirchen, dass diese keine solchen seien...

Doch mit dem Einsatz für die Kernspalterei schlägt der Papst dem Fass den Boden aus. Erwartet er demnächst den Weltuntergang? So dass es keine Rolle spielt, wenn die gegenwärtigen Generationen – um noch eine Weile so hirnlos und verschwenderisch weiterwursteln zu können – ihren Kindern eine nuklear verseuchte Erde hinterlassen?

 

6.9.04 Energie sparen

Leserbrief an die PNP

 

Der Kommentator der PNP behauptet, dass unser Land sich einzig mit Atomenergie selbst mit Energie versorgen kann, der Ausstieg daraus sei grob fahrlässig. Ist dem Leitartikler der PNP nicht bekannt, dass wir bei Uran auch vom Ausland abhängig sind und die Vorräte nicht länger reichen als das Erdöl? Dass bei Berücksichtigung des Wärmeenergieverbrauchs die Atomkraft nur etwa fünf Prozent des Gesamtenergieverbrauchs beträgt und hier der Verkehr noch gar nicht eingerechnet ist? Dazu kommt, dass Großkraftwerke - also auch alle AKWs - etwa 70 Prozent der Primärenergie als "Wärmeabfall" verschleudern. (Der große Kühlturm in Ohu ist kein überdimensionaler Maßkrug sondern ein Symbol für Verschwendung!) Von Tschernobyl und der Belastung zukünftiger Generationen durch die strahlenden Abfälle will ich gar nicht reden. Nach wie vor ist Sparen unsere beste Energiequelle, eindrucksvolle Beispiele wurden unlängst im Bayernteil der PNP genannt. (Etwa dass alleine die StandBy-Schaltungen den Strom von zwei Atommeilern verbrauchen). Würde zudem mehr regionaler gewirtschaftet, entfiele viel sinnloses Herumkarren von Gütern. Würde gar auf die Herstellung schädlicher oder überflüssiger Dinge verzichtet, würde sich unser Energiebedarf vermutlich sogar halbieren. Aber solche Überlegungen nach sinnvoller Produktion gelten heute noch als völlig illusorisch. So bleiben halt nur : sparsamere Autos (doch die deutschen Hersteller bauen fast ausschließlich protzige Nobelkarossen mit manchmal abartigen PS-Zahlen unter der Haube), Geschwindigkeitsbeschränkung, Fahrgemeinschaften, Wärmedämmung, bedarfsgerechtes Heizen, Kraftwärmekopplung, Nutzung von Prozesswärme, Gas aus Gülle - und irgendwann darf es kein Haus mehr ohne Solarmodule, Warmwasser- und Luftkollektoren (Wintergärten) geben.

 

25.4.2001 Tschernobyl braucht neuen Sarkophag

Kommentar in waldzeitung.de

 

15 Jahre nach der Reaktor-Katastrophe muss um den bisherigen Beton-Sarkophag ein neuer errichtet werden, dieses Mal soll er aus Stahl gebaut werden, soll hundert Jahre halten und etwa 1,5 Milliarden DM kosten. Wobei überhaupt noch nicht klar ist, wer die riesige Halle bauen soll bzw. kann. Ebenso wenig ist klar, wer sie bezahlen soll. Am Beispiel Tschernobyl sollte eigentlich jedem klar werden, dass es keine teurere Energie gibt, als die Atomkraft. Die Schäden des Unfalles sind sowieso nicht bezifferbar, halb Europa wurde auf Jahrhunderte verseucht, zig Tausende Menschen wurden verstrahlt und die wirkliche Zahl der Opfer kennt niemand. Ebenso wenig weiß man, wie oft der Sarkophag in Zukunft noch erneuert werden muss, die Halbwertzeit von Plutonium liegt ja bei über 20 000 Jahren... Und keiner kann sagen, was sich im Reaktorkern heute oder zukünftig abspielt und ob eine Halle überhaupt Schutz bietet.  

Weit über 400 Reaktoren gibt es weltweit und jeder davon ist eine potentielle Zeitbombe. Doch auch wenn kein GAU passiert, der Atommüll ist eine furchtbare Hypothek für unsere Nachkommen. Ich empfinde es als Gewalt an zukünftigen Generationen, also ein Missbrauch der Ungeborenen. Doch solche Schlüsse wollen die Betreiber der Atommeiler nicht hören, denn sie denken alleine nur an ihren gegenwärtigen Vorteil . Und noch immer finden sich Politiker, die die Atomkraft verteidigen und Wähler, die diesen verantwortungslosen Zeitgenossen ihre Stimme geben.

 

9.10.2000 Unverantwortlich: Anfahren vom AKW Temelin

Kommentar in waldzeitung.de

Vor vierzehn Jahren, als uns die radioaktiven Wolken aus Tschernobyl den Erdboden, die Nahrung, die Atemluft und das Wasser verseuchte, habe ich wie viele Menschen gehofft, dass alle verantwortungsvollen Nationen sich von dieser unbeherrschbaren Technik verabschieden würden. Dem kurzen Nutzen steht eine unüberschaubar lange Gefährdung gegenüber. Keine Generation hat das Recht, den Kindern ein so tödliches Erbe zu hinterlassen. Aber auch wirtschaftlich ist das Ganze ein Wahnsinn, denn es gibt keine teurere Art der Stromerzeugung, erst recht wenn man die Folgekosten mit einrechnet. Und nun setzt Tschechien im Herzen Europas ein marodes Atomkraftwerk in Betrieb und gefährdet auf nicht absehbare Zeit die eigene Bevölkerung und seine Nachbarn.

Bei aller Sympathie, die ich unseren tschechischen Nachbarn entgegen bringe, die Inbetriebnahme von Temelin empfinde ich als eine ungeheuere Rücksichtslosigkeit.

Wir müssen uns vorwerfen, die Sache nicht ernst genommen zu haben und hätten wohl, wie die Österreicher, die Grenze blockieren sollen und den Prager Atomköpfen mit wirtschaftlichem Boykott drohen, bis sie zur Vernunft gekommen wären. Und vor allem hätten wir massivere Signale nach Brüssel, Berlin und München schicken müssen. Gegen Wackersdorf haben wir gekämpft, bei Temelin haben wir uns auf unsere Regierungen verlassen und waren verlassen. Nun bleibt nur die Boykottierung jener Stromhändler, die ihren Saft aus Tschechien beziehen.

 

2.10.99 Wahnsinn!

Leserbrief an die PNP

Der Unfall in Tokaimura hat wieder einmal gezeigt, dass Menschen einfach nicht sicher zu machen sind, selbst wenn die Technik perfekt sein sollte, was sie aber niemals sein kann, da sie von Menschen stammt. Die Kernspalterei ist uns zeitlich und erkenntnismäßig so beschränkten Menschen einfach nicht angemessen, denn ihre möglichen Folgen sprengen jeden begreifbaren Zeitrahmen. Alleine die Halbwertszeit von Plutonium beträgt die zehnfache Zeit der bekannten Geschichtsschreibung. Und weltweit weiß keiner, wohin mit dem strahlenden Atommüll, dies alleine sollte als Argument reichen. Nur um noch ein paar Jahrzehnte so verschwenderisch weiterwursteln zu können hinterlassen wir unseren Nachkommen Tausende von Zeitbomben und immer mehr atomar verseuchte Landstriche.

Nebenbei - wer sich auch nur ein wenig mit der Thematik ohne Scheuklappen beschäftigt, erfährt, dass es keine teurere und verschwenderische Art der Energiegewinnung gibt. Auf die Forderung jener 570 Professoren auf weiteren Ausbau der Atomkraft gibt es nur ein Wort: Wahnsinn!

 

10.5.86 Für Stopp aller Atomprojekte

Leserbrief an die Augsburger Allgemeine Zeitung

Wenn sich die ukrainische Atomwolke einmal gleichmäßig über den Erdball verteilt und die akute Bedrohung abgeklungen sein sollte, darf nichts mehr sein wie vor der Katastrophe. Anderenfalls wäre die Menschheit wirklich so unbelehrbar, wie von Pessimisten oft beschrieben. Die bisherigen Äußerungen der Atomminister in Ost und West lassen aber wenig Einsicht ahnen.

Als Vater von Kindern, für deren Zukunft ich mit verantwortlich bin, fordere ich den sofortigen Stopp aller zivilen und militärischen Atomprojekte und mittelfristig den Rückzug aus dieser teuflischen Technologie. Wir fühlen uns in unserem Grundrecht nach Artikel 2 des Grundgesetzes in unserem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit bedroht. (Und ich kenne niemanden, der dies anders sieht!)

Es gibt tausend Gründe gegen diesen Wahnsinn. Einer davon genügt aber: Es ist durch nichts zu rechtfertigen, nachfolgenden Generationen ein Tausende von Jahren strahlendes Erbe zu hinterlassen, nur um günstigstenfalls noch wenige Jahrzehnte so verschwenderisch weiterwursteln zu können wie heute. In Artikel 20 des Grundgesetzes heißt es, die Staatsgewalt wird vom Volk u.a. durch Abstimmungen ausgeübt. Eine Volksabstimmung über die Atomkraft ist längst überfällig. Alle wissen wie diese ausgehen würde, aus diesem Grunde haben die Regierenden daran auch kein Interesse...

Da von Deutschland der atomare Irrweg seinen Ausgang nahm, sollten wir mit als erste ein deutliches Umkehrsignal geben.