freiGEISSt.de  

Willkommen auf den Seiten des bayerischen Barden Geiss-Haejm!

Agrarthemen, behandelt über die Jahre....

 

 

8.9.14 Arsch der Welt?

Wegen der Sanktionen der EU gegen Russland haben nun auch die Russen Einfuhrstopps etwa agrarischer Güter verhängt. Ich lese, dass dadurch die EU auf 800 000 Tonnen Schweinefleisch sitzen bleibt, pro Jahr! Ich versuche dies in Schweine umzurechnen und komme überschlägig (ohne Gewähr) auf mehr als 10 Millionen Schweine. Es stand leider nicht im Artikel, wieviel davon aus Deutschland, aus Bayern oder aus Niederbayern kommen, aber wir können ja dauernd lesen, was unsere Bauern für "Veredler" landwirtschaftlicher Güter sind. Die 800 000 Tonnen Schweinefleisch beziehen sich nur auf Russland und logischerweise nur auf Schweine. Wieviel importierte Futtermittel (die meisten gentechnisch verändert) werden hierzulande an Schweine, Rinder und Geflügel verfüttert? Genug auf jeden Fall, dass man feststellen kann, dass wir nebenbei auch zum größten Gülleproduzenten geworden sind, ein wenig grob und vereinfachend ausgedrückt: Zum Arsch der Welt! Wer in ländlichen Gebieten lebt, kann sich auch mit seiner Nase von der Richtigkeit dieser Aussage überzeugen.

 

5.9.13 Thema Wiesenhof: Weder Wiese noch Hof und lebenslang kein Sonnenlicht

Während Sonnleitners Amtszeit hat sich die bäuerliche Landwirtschaft in Riesenschritten zur industriellen Landwirtschaft entwickelt. Die Riesenställe des alten Ostblocks waren des Teufels, seit sie aber von Unternehmern und Kapitalgesellschaften geführt werden, haben sie die Absolution erhalten. Landwirtschaft mit wenig oder gänzlich ohne Land, Tierfabriken, betrieben durch importierte Futtermitteln, teilweise aus Hungerländern, ist eine Perversion von Landwirtschaft und macht auch noch die letzten Familienbetriebe kaputt. Dass Betriebe wie Wiesenhof, dessen gequälte Kreaturen ihr Leben lang weder Wiese noch Hof sehen, ja nicht  einmal Sonnenlicht, sich wie eine böse Krankheit ausbreiten konnten, ist auch etwas, was Bauernverband und Agrarpolitik gefördert, zumindest aber zugelassen haben. Ja, sie prahlen frech damit, dass Deutschland zum Export-Land wurde und verschweigen, die dafür erst einmal nötigen Importe. Unser dichtbevölkertes Land wird so zum Mastbetrieb für die Welt und zurückbleiben riesige Mengen an Exkrementen und eine zerstörte Bauernkultur. Das Ganze nennt sich "tierische Veredelung", ein Wort das so verlogen ist wie der Kunstname Wiesenhof. 5.9.13 Zerstörte Bauernkultur

Kommentar zu den Berichten "Lebende Hühnchen im Müll: Anzeige gegen Mastbetrieb" und "Gerhard Sonnleitners Abschiedsrede in Karpfham"

 

11.2.13  Was Kühe lieben

Leserbrief an Deggendorfer Zeitung zum heutigen Bericht über das Gerichtsurteil zur Weidehaltung "Gericht: Im Sommer braucht die Kuh kein Dach"

 Es ist schwer zu verstehen, wenn Ämter die Weidehaltung reglementieren und gleichzeitig zu den erbärmlichsten Haltungsbedingungen in Mastbetrieben schweigen. Sollten die Veterinäre nicht dort erst für erträgliche Verhältnisse sorgen? Was nicht heißt, dass nicht auch die Weidehaltung noch mehr den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden könnte, zum ihrem Vorteil und dem der Halter. Da ich selber viele Jahre Erfahrungen mit artgerechter Weidehaltung gesammelt habe, möchte ich zur Diskussion ein paar Erfahrungen beisteuern. In aller Regel werden Weidetiere abends in den Stall gebracht und dürfen am Morgen wieder zurück auf die Weide. Wenn die Tiere aber frei wählen können, machen sie es an heißen Tagen genau umgekehrt: Sie weiden ab dem späten Nachmittag die Nacht durch und gehen erst am Vormittag, wenn es zu heiß wird, wieder in den Stall oder ziehen sich an schattige Plätzen unter Bäumen zurück. Man braucht es nur selber ausprobieren, wenn man sich im Schatten ruhig verhält, ist die Bremsen- und Fliegenplage viel geringer. Kühe stehen an heißen Tagen auch gerne in feuchtem Lehm oder bis zum Bauch im Wasser, auch hier am liebsten an schattigen Stellen, denn offenbar senkt das die Körpertemperatur und schützt vor Insekten. Im Winter ziehen Kühe und Pferde auch nachts oft den Aufenthalt im Freien vor, trockene Kälte stört sie offenbar nicht, wenn sie in der Gruppe zusammenstehen und sich bewegen können. Für Kälbchen in Einzelboxen bei strengem Frost oder großer Hitze gilt das aber gewiss nicht, da sollte jeder Tierhalter eigentlich selber drauf kommen. Ich habe meinen Tieren trotz schützenden Gehölzen auf der Weide immer Zugang zu einem zugfreien, trockenen Schutzraum angeboten und zwanzig Jahre lang nie Probleme mit Krankheiten oder bei Geburten gehabt. Bei Tief- oder Matratzenstreu gibt es auch keine Gülleproblematik und kaum Gerüche. Man entfernt die Streu zweimal im Jahr mit dem Frontlader, der Arbeitsaufwand ist gering und nach Ablagerung wird man zudem mit wunderbarem Humus belohnt.

 

5.2.13 Das darf nicht die Zukunft sein!

Leserbrief  an Straubinger Tagblatt zum Bericht von heute „Wir können beides! Teller und Tank!“

Wenn Landwirtschaftsminister und Bauernvertreter behaupten: "Wir können beides: Teller und Tank!", dann stimmt das nur, wenn man außer Acht lässt, dass dafür 65 Milliarden Euro landwirtschaftliche Güter, in der Hauptsache Futtermittel, Getreide und Soja importiert werden. Der Großteil dieser Güter werden unter größten Umweltzerstörungen, Menschenrechtsverletzungen und einem irrwitzigen Energieaufwand erzeugt und über den Globus gekarrt. Über 40 Milliarden landwirtschaftliche Güter werden dann wieder exportiert, veredelt, wie es so schön heißt, also in Fleisch und Milchprodukte umgewandelt und teils wieder in ferne Länder ausgeführt. Dieses Herumgeschiebe von Waren macht die Landwirtschaft zu einem der größten Luft- und Wasserverschmutzer. Gleichzeitig hungern 1 Milliarde Menschen. Und wir vergären und verheizen wertvolles einheimisches Getreide und hören Lobbyisten jubeln: "Wir können beides!" Jedem einheimischen Bauern werden dabei wohl die Ohren klingeln. Zwei Havarien in jüngster Zeit auf der Donau haben ein kurzes Blitzlicht auf die Transportgüter geworfen: Der eine Frachter fuhr Mais die Donau runter und der andere Mais die Donau rauf. So etwas lohnt sich nur, weil dieser Irrsinn durch Subventionen unterhalten wird. Alleine die Erzeugung jener Agrarprodukte, die weggeworfen oder gar nicht geerntet werden, entsprächen in ihrer Klimaschädlichkeit dem gesamten Autoverkehr, behaupten Wissenschaftler. Und unsere Bauern müssen mitmachen, wenn sie nicht untergehen wollen. Doch am Ende frisst dieses System die Familienbetriebe und übrig bleiben nur Agrarfabriken. Das darf und kann nicht die Zukunft sein!

 

10.8.12 Lufterfrischer-Märchenstunde

Leserbrief an BBZ
 
Auf den Wert des Waldes für unsere Atmosphäre kann sicher nicht oft genug hingewiesen werden. Doch ausgerechnet von Lobbyisten der Agrarwirtschaft? Und ausgerechnet auf dem Arber, fern aller Güllefässer, Giftspritzen und fern jeder Massentierhaltung? Sollen wir dankbar sein, dass im Wald noch Bäume wachsen dürfen und kein Mais?
Wem vor der Nase alle paar Wochen die Landschaft mit Gülle getränkt wird, der empfindet die Werbeaktion auf dem Arber als Verhöhnung, ebenso wem über den Gartenzaun Pestizid-, Fungizid- und Herbizidnebel wabern und er Angst um die Gesundheit seiner Familie hat.

Gewiss, die Bauern müssen ihr Land bestellen, befinden sich in einem harten Verdrängungswettbewerb und leiden vielleicht selber am meisten unter ihren Anbaumethoden. Sie freuen sich auch nicht darüber, dass für 65 Milliarden Euro landwirtschaftliche Güter, vor allem Futtermittel, importiert werden und ihnen die Preise drücken. Die "Veredelung" diese Futtermittel, die oft auf der Fläche ehemaliger Regenwälder produziert werden, in Fleisch, Käse und Butter zunehmend in Agrarfabriken, macht zudem den Familienbetrieben den Garaus. Dann wird für 40 Milliarden exportiert und dieses Herumgeschiebe von Waren macht die Landwirtschaft zu einem der größten Luft- und Wasserverschmutzer. Ex-Landwirtschaftsminister Kiechle hatte schon eingeräumt, dass etwa ein Drittel des Waldsterbens durch das Ammoniak der Gülle verursacht wird. Und alleine die Erzeugung jener Agrarprodukte, die weggeworfen oder gar nicht geerntet werden, entsprächen in ihrer Klimaschädlichkeit dem gesamten Autoverkehr, behaupten Wissenschaftler, wofür die Bauern nichts können, denn die verrückten Qualitätsstandarts machen Euro-Bürokraten und die Lebensmittel schmeißen Handel und Verbraucher weg. Doch statt Aufklärung: "Lufterfrischer-Märchenstunde" am Arber, eskortiert von den Chefs der Landwirtschaftsämter...

 

22.7.12 Standespolitische Nebelwerfer

Zum Leserbrief des Veterinärs Dr. L. und des Vertreter des Bauernverbandes P. in BBZ

Es ist verständlich, wenn sich Tierärzte und Bauern nicht unter Generalverdacht stellen lassen. Doch der standespolitische Rechtfertigungsversuch von Veterinär Dr. L. und Bauernverbandsvertreter P. ist ein wenig dürftig, nicht nur der unsägliche Vergleich mit Lafontain… Wohlweislich werden aber keine anderen Zahlen genannt. Als Verbraucher nehmen wir zur Kenntnis, dass also keine 100 Prozent der Kälber  mit Antibiotika behandelt werden. Doch wieviel sind es dann? Sind es 90 oder 50 Prozent? Immerhin will man keine Geflügelmast mit tausenden Tieren, weil diese „nur mit Antibiotika möglich ist“. Genau das wird aber gemacht, nicht weit entfernt in den Gickerl-Höllen von „Wiesenhof“ (was für ein verlogener Name!), wo die Tiere ihr kurzes Leben lang zu Zehntausenden im eigenen Mist waten und nie einen Sonnenstrahl sehen. Oder in der Mastbullenhaltung! Neulich konnte ich einen Blick in so einen Stall werfen: Fünf ausgewachsene Bullen in einer Box von der Größe einer Pferdebox! Nur ein Tier konnte sich hinlegen und wurde von den dicht gedrängten Leidensgenossen bekotet. Oder die Schweinemast? Wer entfernt den Tieren vorsorglich Ringelschwänzchen und Ohren, damit sie sie sich nicht gegenseitig abbeissen und dann wegen Infektionen ihren Schlachttag nicht erleben? Wo sind die protestierenden Veterinäre? Etwa wenn Kälber nach der Geburt von ihren Müttern getrennt werden, wenn ihnen die Hornwurzeln ausgebrannt werden, wenn sie später in der Hauptsache Nahrung bekommen, die mit ihren eigenen Exkrementen gedüngt wurde, - wenn Kühe keine fünfzehn Jahre mehr alt werden, sondern nach 5 Jahren verbraucht sind, durch permanente Schwangerschaft und gleichzeitige Spitzenmilchleistung? Ein weites Betätigunsfeld für Veterinäre. Bis heute sind sie nicht die Lösung, sondern Teil des Problems.

 

13.1.12 Erdrückende Enge

Leserbrief an PNP zum Bericht vom 11.1.12 "Jungbulle tötet Landwirt"

–wurde nicht gedruckt-

Der tragische Tod des Bauern sollte Anlaß sein, über die Mastbullenhaltung nachzudenken. Der Landwirt soll in einem Laufstall mit fünf Jungbullen durch ein angreifendes Tier tödlich verletzt worden sein. Ich war unlängst in so einem Stall und die Bilder haben sich unvergesslich in meinen Kopf eingebrannt: Koppeln von der Größe einer Pferdebox, darin in jeder dicht an dicht fünf schwere Mastbullen - eine Enge, in der sich nie mehr als ein Tier hinlegen kann - wo es dann Exkremente und Tritte der Stehenden abbekommt. In einem solchen "Laufstall" - was für ein beschönigender Name! -  braucht es kein aggressives Tier, da muß sich nur eines der armen Kolosse umdrehen und man wird als Mensch zwischen den Tieren oder an der Wand zerquetscht. Wie die Verhältnisse im Stall des verunglückten Bauern waren, geht aus dem Artikeln nicht hervor, aber die windigen Vorschriften verlangen für einem Bullen nur 1,5 bis 3 Quadratmeter Raum, da war die alte Anbindehaltung mit eigenem Liegeplatz ja noch vergleichsweise tierfreundlich.Artgerecht wäre aber die Weidehaltung oder zumindest die kombinierte Stall- und Hofhaltung mit tiergerechten Liegeplätzen. Aber Bewegung ist wohl dem schnellen Erreichen des Schlachtgewichts nicht förderlich.Und Veterinäre und Agrarpolitiker? Ich höre sie nur schweigen....

 

27.5.11 Mischen und manschen

Leserbrief an PNP zum heutigen Bericht "Mysteriöses Kuhsterben: Ist Rattengift schuld?"

Was sind das nur für Technokraten, die Wiesenschnitt ungeprüft zerkleinern, mit Kraftfutter mischen und den Kühen vorsetzen! So können Weidetiere vorgelegtes Futter nicht mehr selber prüfen, wie es ihre Art ist: die Nasen tief in die Haufen stecken, schnuppern und dann das Gras hin und her schieben und verschmähen, was ihnen mißfällt. Damit die Tiere aber alles auffressen, wird das Mähgut mit begehrten Zuschlagsstoffen vermengt, die zum blinden Fressen verführen. Sogar Gras, das mit den eigenen Exkrementen verunreinigt ist, was kein Tier ohne Not anrühren würde. Wurde früher nur im Herbst abgelagerter Mist ausgebreitet, so wird heute alle paar Wochen Gülle verspritzt, wodurch das nachwachsende Gras zwangsläufig kontaminiert wird, kein Regen kann den angetrockneten Dreck abwaschen. So werden den Tieren zwangsläufig Reste ihrer Ausscheidungen vorgesetzt. Vollautomatische Ladewagen nehmen dazu von den Wiesen vieles auf, was früher durch Heurechen und Heugabel gefallen wäre: vom Erdklumpen bis gelegentlichen kleinen Tierkadavern oder getrocknetem Hundekot. Dann wird es siliert oder in automatischen Futtermischanlagen zerkleinert und mit Kraftfutter unwiderstehlich gemacht... Und wir, am Ende der Nahrungskette, kriegen auch unseren Teil davon ab und mischen und manschen die Lebensmittel weiter, bis sie uns schmecken.

 

30.3.11 Das macht kein Schwein!

Leserbrief an BBR zum „Moment mal“(Lb selber zurückgezogen)

Der allgäuer Bauer, der das Gras seiner Wiese wegen eines Hundehaufens in der Deponie entsorgt hat, ist wohl eher ein Fall für den Psychiater. Ich habe lange im Allgäu gelebt und regelmäßig beobachtet, wie Bauern einen langen Streifen Kühfutter mähen und im Anschluß daran den gemähten Streifen güllen, wobei natürlich auch der angrenzende Grasstreifen vollgespritzt wird. Lebewesen ihr Futter mit ihren eigenen Exkrementen zu "würzen", ist wohl um einiges schädlicher als getrocknete Exkremente einer fremden Gattung und widerspricht völlig unserem Instinkt. Doch auch bei uns kann man oft beobachten, wie Wiesen gegüllt werden, auf denen das Gras schon wieder ein, zwei Handbreit hoch steht. Kein Regen kann den angetrockneten Dreck abwaschen, die Tiere müssen es als Silage oder Heu fressen. Oder wenn im Frühjahr noch unverrotteter Mist auf die Wiesen gestreut wird- schon ein paar Wochen später wird er mit dem Gras wieder „geerntet“: die Kühe müssen ihren eigenen Mist fressen!

Ich will mit diesen Hinweisen nicht rücksichtslose Hundebesitzer entschuldigen, aber die Thematik doch ein wenig zurechtrücken. Bei dieser Gelegenheit will ich noch etwas ansprechen, dass mich schon lange ärgert: die Form der Hinterlassenschaften von Wanderern und anderen Naturgenießern. Jedes Kind sollte lernen, dass man sein "Geschäftl" abseits des Weges verrichtet und danach alles mit Erde oder Moos abdeckt. Doch viele der modernen Stadtmenschen lassen ihre Haufen offen liegen, oft mitten im Wanderweg (denn im Gebüsch könnte sie ja ein wildes Ungeheuer in den Hintern beißen).  Und das Schlimmste: die Haufen (und die Umgebung) werden mit Unmengen von Hygienetüchern verziert. Man wendet sich ab und denkt: Das macht kein Schwein!

6.1.11 Rückkehr zum bäuerlichen und regionalen Wirtschaften!

Leserbrief an PNP zum Thema "Bis zu 150 000 Tonnen Tierfutter mit Dioxin verseucht"

Wer Nahrung vergiftet, gehört hart bestraft, in jedem Fall mit lebenslangem Berufsverbot! Wer technische Öle in Tierfutter mischt, Klärschlamm oder Leichenmehl verfüttert (oder verfüttern lässt), der begeht nichts weniger als Körperverletzung. Möglich ist das alles, weil die Agrarpolitik sich mehr um die Profite von Konzernen und Agrartandlern kümmert, als um die bäuerliche Landwirtschaft und die Verbraucher. Die Lebensmittelskandale der letzten Jahre schreien zum Himmel und sind doch gewiß nur die Spitze des Eisberges, weil die Kontrollbehörden quasi "Suppe mit der Gabel löffeln". Sie haben keine Chance, sollen vermutlich auch keine haben, dafür sorgen schon die Lobbyisten. Wenn schon die Schweinereien im eigenen Land nicht kontrolliert werden können, wie soll dann das weltweite Herumgeschiebe von Futter- und Lebensmittel kontrolliert werden? Alleine Deutschland hat letztes Jahr für über 63 Milliarden Euro Agrargüter importiert und für über 54 Milliarden exportiert, was den Umfang des Wahnsinns ahnen lässt. Glaubt jemand ernsthaft, dass irgendein Erzeuger in einem fernen Land auch nur einen Gedanken an die Qualität seiner Erzeugnisse verschwendet oder ihm die Gesundheit fremder Menschen in den reichen Ländern am Herzen liegt? Das klappt bekanntlich nicht einmal auf nationaler Ebene. Optisch muß das Zeug was hergeben und handel- und lagerfähig sein. Es gibt wohl nur eine Lösung. Wir müssen zum bäuerlichen und regionalen Wirtschaften zurückkehren und das möglichst flächengebunden!


 

 

22.9.09 Nicht mehr bei Sinnen

LB an PNP zu den Berichten zum Thema Milchproteste

 

Es waren schier apokalyptische Fernsehbilder, wie eine Armada aus Großtraktoren riesige Mengen Milch aus ihren Güllefässern auf Agrarland schütteten. Die Sache eskalierte weiter, es wurden seither Milchseen aufgeschüttet oder Brände gelegen, um sie mit dann mit Milch zu löschen. Das ist nicht mehr nur geschmacklos, so gewinnt man auch keine Verständnis beim Verbraucher! Wer in einer Welt, in der eine Milliarde Menschen hungern, Lebensmittel absichtlich vernichtet, muss sich fragen lassen, ob er noch bei Sinnen ist. Dabei könnte die Milchmenge durch flächengebundene Landwirtschaft schlagartig reduziert werden, denn unser Überfluss wird durch importiertes Kraftfutter erzeugt, das oft direkt oder indirekt aus Hungerländern kommt. Müßten wir von unseren eigenen Flächen leben, würden Milch und Fleisch im Wert schnell steigen. Auch wenn man die erlaubten zugekauften Futtermengen beschränken würde, wäre dies das Ende der Agrarfabriken, die oft überhaupt kein Land mehr bewirtschaften. Doch dies ist politisch nicht gewollt, denn die Weichen sind alle Richtung Freihandel und Industriepolitik gestellt. Die bäuerliche Landwirtschaft bleibt dabei auf der Strecke. Doch auch die Bauern selber sollten sich an der Nase nehmen. Eine große ostbayerische Molkereigenossenschaft - die ja letztlich den Bauern gehört - hat 2008 etwa ein Drittel der verarbeiteten Milchmenge aus Tschechien zugekauft, wen kann es da verwundern, dass die eigene Milch im Wert sinkt?

 

9.3.09 Fatale Folgen der Zwangsmedikamentierung

Leserbrief an PNP zum Bericht "Bauern wehren sich gegen Zwangsimpfung"

 

Unter Seehofer als Landwirtschaftsminister, beschloss die Bunderegierung 2008 eine Zwangsmedikamentierung für alle Wiederkäuer im ganzen Land. Zwei Impfungen im Jahr, jährlich aufzufrischen, ein Milliardengeschäft! Ein eingeschleppter Virus aus Afrika, für Menschen ungefährlich, nicht einmal von Kuh zu Kuh übertragbar, sondern nur über eine Mücke. Erkrankte Kühe sind danach lebenslang immun, doch geben sie erstmal weniger Milch und es gibt Probleme beim Export. Um den nicht zu gefährden, hat man in der "BSE-Krise" sogar Massenkeulungen von gesunden Rindern durchgeführt. Soviel zu den amtlichen Beteuerungen, alles geschehe im Namen des Tierschutzes. Es ist wie mit den Ohrmarken: Eingeführt wegend der großen Fleischskandale, leiden heute gerade jene Tiere am meisten darunter, die artgerecht gehalten werden, weil sie sich die Ohren im Gebüsch aufreissen oder die Mütter ihren Jungen die Fremdkörper wegbeissen. Und immer mehr kleine Bauern und Hobbytierhalter geben wegen der amtlichen Zwänge entnervt die Tierhaltung auf. Und so sterben die alten Haustierrassen aus, die uns über Jahrtausende in diesen rauen Breiten überleben haben lassen und mit ihnen die ursprünglichste aller Lebensweisen. Am Ende gibt es nur noch Agrarindistrie mit überzüchteten Hochleistungstieren, lebensfähig nur durch Dauermedikamentierung.

 

23.2.09 Aussterben der alten Haustierrassen

Leserbrief an BBR

 

Die  Zwangsmedikamentierung, die Ohrmarkenpflicht und die Pflicht zur regelmäßigen Blutabnahme macht den letzten kleinen Bauern und Hobbytierhaltern den Garaus und beschleunigt das Aussterben der alten Haustierrassen. In der Praxis führen die Anordnungen aus Brüssel oft zu Tierquälerei und zu Horror für die Tierhalter. Wildrinder müssen mindestens dreimal im Jahr in Fangstände gelockt und dann ihre Hälse mit einer Art Schandgeige fixiert werden, damit für den Tierarzt keine Gefahr für Leib und Leben entsteht. Wer schon einmal gesehen hat, wie Bisons oder zottelige Hochlandrinder in Todesangst in den Käfigen toben und sich verletzen, den wundert es nicht, dass die Tiere sich immer schwerer fangen lassen.

Kleine Landwirte können sich die teueren Fangeinrichtungen auch nicht leisten und sind gezwungen die Tierhaltung aufzugeben, wenn sie nicht selber eingesperrt werden wollen. Gleiches gilt für Tierfreunde, die ihre Tiere aus Liebhaberei oder zur Landschaftspflege halten und so mithelfen alte Haustierrassen vorm Aussterben zu bewahren. Tierfreunde sind nicht bereit ihre Lieblinge mit Ohrmarken zu quälen, die sie sich bei artgerechter Haltung im Gebüsch ständig abreißen oder die bei Herdenhaltung von den Muttertieren als Fremdkörper weggebissen werden. (Im Internet finden sich genug Bilder von zerrissenen und eitrigen Wiederkäuerohren.)

 

Vorschriften, eigentlich verfasst um die Auswüchse der Massentierhaltung und der Tiertransporte einzudämmen, treffen heute tatsächlich diejenigen Tierhalter am Schwersten, die es eigentlich zu Fördern und zu Schützen gälte. Ziegen etwa, die bis in die Fünfziger Jahre noch unsere halbe Bevölkerung ernährt haben, sind schon zu Raritäten geworden.

Falls alles nur ein gutgemeintes Versehen war, dann sollte die Politik die Weichen umstellen und zumindest Hobbytierhalter und kleine Bauern von den Verordnungen befreien. Sollte alles aber doch kein Versehen sein und die politisch verordnete Tierquälerei System haben, weil am Ende nur noch Riesenbetriebe übrigbleiben sollen, beherrscht von internationalen Großkonzernen, dann ist guter Rat teuer.

Da wir kleinen Tierhalter zahlenmäßig schon so sehr dezimiert wurden, haben wir keine politische Lobby, ich habe immer wieder vergeblich an Landwirtschaftsminister geschrieben. Darum können wir nur den Wahlbürger um Hilfe bitten. Die Wirtschaftskrise sollte verdeutlicht haben, dass man Aktien und Geld nicht essen kann. Unsere Zukunft sind auch nicht die überzüchteten Hochleistungstiere, die ohne Dauermedikamentierung kaum noch lebensfähig sind. Die genetische Vielfalt der alten Haustierrassen sind für unsere Zukunft von größter Bedeutung!

 

18.1.09 Totalitarismus in der Tierhaltung oder wie Politiker und Bürokraten in ihrem Reglementierungswahn alte Haustierrassen zum Aussterben verurteilen

Brief an den Bayerischen Landwirtschaftsminister Brunner

Gerade ein Lehrbeispiel dafür, wie ursprünglich gut gemeinte Gesetze über das Ziel hinausschießen und in der Hand von Bürokraten das Gegenteil bewirken, ist die Verpflichtung Wiederkäuern Plastiknummernschilder in die Ohren zu zwicken. Ursprünglich wollte man damit, nach den Tierseuchen und Fleischskandalen der jüngeren Vergangenheit, Schlachttiere zurückverfolgen können. Doch wenn Tiere zu Lebensmittel geworden sind, haben sie schon lange keine Ohren mehr und spätestens, wenn dann das Fleisch ein paar Mal über Landesgrenzen verschoben wurde, kann es von überall herkommen. So wird Verbraucherschutz in Zeiten der Globalisierung und der offenen Grenzen zur reinen Augenwischerei.

Gerade aber bei artgemäß gehaltenen Weidetieren, wenn die Kitze und Kälber bei ihren Müttern aufwachsen, werden die Ohrmarken zur Tierquälerei. Kühe, Ziegen und Schafe versuchen ihrem Nachwuchs die Fremdkörper mit den Zähnen zu entfernen, das Internet ist voll von Bildern entzündeter und eitriger Ohren. Oder die Tiere bleiben mit den Marken im Gebüsch hängen und reißen sich die Ohren ein usw.

Nun ist das Markieren der Tiere bei Schafen und Ziegen relativ leicht (wenn man sie im Freien erwischt). Bei Wildrindern wird das Prozedere in der Regel oft zum Horrorerlebnis. Die Rinder müssen in tonnenschwere Fangstände gelockt werden und dann ihre Hälse mit einer Art Schandgeige fixiert werden, damit für Halter und Tierarzt keine Gefahr für Leib und Leben entsteht. Wer schon einmal gesehen hat, wie Bisons, Highlandcattles oder Wisente in Todesangst in den Folterkäfigen toben und sich auch verletzen, der weiß um die traumatische Erfahrung der Tiere. Doch das alles bleibt keine einmalige Sache, denn die Tiere müssen laufend gefangen und "behandelt werden". Nicht nur abgerissene Ohrmarken müssen immer wieder erneuert werden, jährlich werden durch die Veterinärämter Blutentnahmen vorgeschrieben oder, wie seit einem Jahr zweimalige Impfungen gegen die Blauzungenkrankheit. Ich mag gar nicht darüber richten, ob diese ganzen Untersuchungen und Impfungen bei artgerecht gehaltenen Tieren, die nicht zu degenerierten Hochleistungstieren, die oft mit Dauermedikamentierung und Kraftfutter zweifelhafter Herkunft gemästet und zu immer neuen Rekorden getrieben werden, überhaupt sinnvoll sind. Doch Zweifel sind angebracht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, da dieses massenhafte Untersuchen, Impfen und Markieren den einschlägigen Gewerben Dauereinnahmen in Milliardenhöhe bringt.

Landwirte und erst recht Massentierhalter beschweren sich darüber auch nicht, sie machen halt einfach mit, denn die Drohung auf  Subventionskürzung, beschworener Leistungsabfall bei erkrankten Tieren oder gar Unverkäuflichkeit nicht geimpfter Tiere für den Export, will niemand riskieren.

Für kleine Landwirte ist das Ganze eine Katastrophe, sie können sich die teueren Fangeinrichtungen nicht leisten und haben auch keine so großen Traktoren, um sie zu bewegen. So sind sie gezwungen die Tierhaltung aufzugeben, weil die Veterinärämter durch die Gesetzgeber gezwungen sind, bei Nichteinhalten der Gesetze Geldstrafen zu verhängen, die sogar bis zur Freiheitsstrafe gehen. Tierfreunde gar, die ihre Tiere aus Liebhaberei halten und nicht selten seltene Haustierrassen vom Aussterben bewahren, sind nicht bereit ihre Tiere mit Ohrmarken zu quälen. Doch sie werden genauso so vom Gesetz erfasst wie die Massentierhalter. Ziegen- und Schafhalter etwa tun sich  zunehmend schwer Böcke zum Decken zu finden, weil die Tierhaltung in den letzten Jahren rapide zurückgegangen ist. Doch auch dafür haben Brüssels Bürokraten Vorsorge getroffen: Wer heute seine Ziege zum Bock bringt, muss eine Qualifikation nachweisen, muss einen Kurs für Tiertransporte absolvieren. Eine Regelung, die getroffen wurde, um kommerzielle Tiertransporte tiergerechter zu machen, wird auch für private Tierfreunde verpflichtend. Diese können nur die Faust in der Tasche ballen und über den menschen- und tierverachtenden Totalitarismus der Bürokratie schimpfen, der immer mehr alle Lebensbereiche umfasst. Und so wird unser Leben immer reglementierter und unfreier und, was das Schlimmste ist: die alten Haustierrassen und damit die genetische Vielfalt, sterben immer mehr aus..

 

9.6.08 Stinkt zum Himmel

Leserbrief an PNP zum Interview „Milchbauern sichern Unabhängigkeit“ vom 4. Juni:

„Man dürfe bei der Milch nicht von Importen abhängig werden, schwadronierte Minister Seehofer, als würden die Bauern ihre Milch mit dem Ertrag ihrer eigenen Flächen erzeugen. Nach einer Recherche des ,Bayerwald-Boten‘ fallen etwa 400 Euro pro Kuh und Jahr Kraftfutterkosten an (was etwa 40 Zentnern Getreide entspricht). Vieles davon wird importiert, teilweise sogar aus Ländern der Dritten Welt. Würden Bauern europaweit nur die Kühe halten, die sie von ihren eigenen Flächen ernähren können, wäre die Milch ein rares und kostbares Gut. Auch der dabei anfallende Mist wäre es und weite Teile unseres Landes wären nicht zur stinkenden Gülledeponie verkommen, an der Natur und Menschen leiden. Aber Politik und Agrarlobby zwangen die Landwirte in diese Richtung, was zu dem gewaltigen Bauernsterben der letzten Jahrzehnte führte und zu einer Abhängigkeit von Industrie und Banken, wie sie noch niemals größer war. Die Agrarpolitik der EU stinkt buchstäblich zum Himmel. Und wenn ich Seehofer höre, wie er sich für Agrarfabriken und die Riesenbetriebe im Osten einsetzt, die zu kommunistischen Zeiten als Ausgeburt der ökologischen und wirtschaftlichen Unvernunft galten, nun aber in kapitalistischer Hand, von ihm quasi selig gesprochen werden, dann kann man nur den Kopf schütteln.“    

 

30.5. 08 Rücksichtslose Bauern

Kommentar in freigeisst.de  zum Artikel in der PNP vom 28.5.08 "Milchboykott angelaufen"

Aus Protest gegen die niedrigen Preise verfüttern Bauer ihre Milch an Kälber. Wie? Sollte das nicht selbstverständlich sein? Bekanntlich ist es dies nicht, denn normalerweise bekommen die Jungtiere billigen Milchaustauscher. Doch das ist eher eine Kuriosität am Rande bei dem gegenwärtigen Milchstreik, die Bauern schütten die Milch überwiegend in die Güllegrube, direkt auf die Wiesen oder sie schütten sie in alte Gräben, von wo sie dann in Bäche und Flüsse rinnt. (Die Schwarzach war heute - am 30.Mai - gegen Abend grauweiß verfärbt.) Andere lassen demonstrativ ihre Kinder in Milch baden, wie in der PNP mit Bild berichtet wurde.

Ob diese ignoranten Bauern auch die öffentlichen Subventionen zurückzahlen, die sie für die Erzeugung der Milch bekommen haben? Wohl kaum. Streiken darf man doch wohl nur, wenn man den Schaden selber trägt. Wer derart alimentiert streikt, ist schon ziemlich frech und man kann fast darauf wetten, dass die Bauernvereinigungen für die Einkommensausfälle bald Hilfen beantragen werden. Doch wer Lebensmittel mutwillig vernichtet, die noch dazu zum nicht geringen Teil direkt oder indirekt mit Kraftfutter aus Übersee und aus Hungerländern erzeugt wurden, mit enormen Energieeinsatz, hat seine moralische Glaubwürdigkeit verspielt und darf nicht auf Sympathie hoffen.

Es ist schon mehr als ärgerlich, das Gejammer der Bauernlobbyisten gehört seit langem zum Geschäft und steht in krassem Missverhältnis zu den vielen Privilegien, die der Landwirtschaft gewährt werden. Die meisten Agrarier zahlen keine Steuern, denn sie können sich arm rechnen, ihre Kinder bekommen Förderungen, die unendlich ärmeren Arbeitnehmern, von denen jeder Cent Einkommen von den Behörden erfasst wird, nicht selten versagt werden.

Vielleicht sollten die Milchbauern auch einmal überlegen, warum ihre Betriebskosten immer mehr steigen und die Abhängigkeit ihrer spezialisierten Betriebe immer größer wird. So ein Grünlandbauer ist ja alles andere als ein freier Mann, er muss hundert Dinge von außen zukaufen. Manche Betriebe bauen heute überhaupt nichts mehr an, sie sind völlig von zugekauften Kraftfutter abhängig, dessen Preis durch die Ackerbauern hochgetrieben wird, die Getreide und Raps neuerdings lieber verdieseln und verstromen oder Getreide wie Holzpellets verheizen. Die Preise für moderne landwirtschaftliche Maschinen sind zudem praktisch überhaupt nicht mehr zu erwirtschaften, doch trotzdem müssen es immer rießigere Traktoren sein, auch weil man immer weiter entfernte Flächen pachtet oder kauft und Heu- und Silage über öffentliche Straßen kutschieren muss. Dazu wird - statt wie früher zweimal - heute vier und fünfmal gemäht, weswegen etwa dreißig Mal über jede Wiese gedieselt werden muss. Dies alles geht nur, weil der Diesel und vieles andere subventioniert wird. Auch wenn die kleinen Bauern  von den größeren schon fast alle aufgefressen worden sind, geht dieser Prozess aber munter weiter. Dabei wird die Konkurrenz durch EU-Erweiterung und Globalisierung immer größer, weil die heutige Politik vor allem Industriepolitik ist, der Wert der Nahrungsmittel und die kleinen Bauern bleiben dabei auf der Strecke, nicht anders als der Wert der Arbeitskraft bei Arbeiter und Angestellten. 

Wegen der Komplexität des Themas getraue ich mir seit vielen Jahren nicht, die Thematik in einem Leserbrief zu behandeln, denn selbst eine längere Abhandlung könnte nicht alles umreißen und viele ordentlich wirtschaftende und um ihr Überleben kämpfende Familienbetriebe würde durch Pauschalisierung Unrecht getan.

Die Landwirtschaftspolitik ist heute völlig verfahren, sie stinkt buchstäblich zum Himmel. Die gebirgigen Teile unseres Landes verkommen immer mehr zum Gülleland, das Mensch und Tier den Atem nimmt und einen gewichtigen Anteil am Sterben der Wälder hat. Gesunde Landluft? Das war einmal, als es noch Misthaufen und Odelgruben gab, damals war man froh, wenn der kostbare Dünger im Herbst für ein Drittel des Landes reichte. Heute gibt es Dank importierten Kraftfutter praktisch keine Obergrenzen mehr für den Tierbestand, und so werden unsere Wiesen immer mehr zur Deponie für die tierischen Endprodukte von importiertem Kraftfutter, nicht selten fünfmal im Jahr.

Würde uns jemand Dreck in die Suppe kippen, was gäbe es da für einen Aufstand! Wenn man uns aber das wichtigste Lebensmittel, unsere Atemluft, ständig mit bestialischem Güllegestank vergiftet, dann ist das keine mutwillige Körperverletzung, sondern gilt als "ordnungsgemäße Landwirtschaft". Gerade jetzt, während des Milchstreikes wird, trotz subtropischer Temperaturen und ohne Aussicht auf Regen, von einigen Bauern seit Tagen gegüllt, sie bringen einen ganzen Berufsstand in Verruf. Aber- das will ich fairerweise auch festhalten, die Mehrzahl der Landwirte güllte in diesen Hundstagen nicht, ob aus Rücksichtnahme oder weil man sich die Wiesen nicht verbrennen will, sei dahingestellt. Doch die Problematik ist systembedingt. Die ländliche nicht bäuerliche Bevölkerung zittert heute praktisch bei jeder Schönwetterperiode. Die Silierung des Grases braucht nur noch maximal zwei Tage, dann wird schon wieder Gülle geschüttet, auch wenn noch lange kein Regen in Sicht ist. Auch viele Bauern leiden darunter, nicht nur die, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten. Wenn sie mit ihren Gästen einen Grillabend machen wollen, dann gibt es hundertprozentig einen Kollegen, der gerade dann seine Güllegrube leert. Und das Ganze ist nicht nur eine stinkende Lappalie, das Ammoniak aus der Gülle ist alles andere als gesund. Auch für die Kühe nicht, denn auch ihnen mutet man etwas völlig naturwidriges zu: Nahrung zu fressen, die mit den eigenen Exkrementen getrieben wurde, das würde kein Tier von sich aus tun. Doch in der modernen Landwirtschaft geht es nicht darum, was Tiere wollen, da muss man gar nicht auf die Massentierhaltungen eingehen, deren Zustände eine Schande für unsere ganze Zivilisation sind. Sicher, die Bauern sind bei dem ganzen Wahnsinn der Landwirtschaftspolitik mehr Opfer als Täter, doch diese Rolle verloren sie mit dem gegenwärtigen Streik. Sie reihen sich damit in die Reihe derjenigen Standesvertretungen wie Ärzte oder Lokführer, die ihre Macht ausnutzen um Vorteile zu erpressen. 

Wenn ich an die Festreden anlässlich der Einweihung einer landwirtschaftlichen Berufsschule denke, die ich vor Jahren im Allgäu miterleben durfte, in denen es inhaltlich ausschließlich um betriebswirtschaftliche Effizienz und um Maschinisierung ging, und in denen kein einziger Redner auch nur erwähnte, dass Landwirtschaft vor allem mit Natur zu tun hat, mit Pflanzen und Tieren, mit Atemluft, Muttererde und Grundwasser, dann scheint das typisch zu sein, für das was heute im Agrarbereich so geschieht.

 

1.2.08 Subventionierte Nahrungsvernichtung

Kommentar in freigeisst.de

 

In den letzten vierzig Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt, von drei auf über sechs Milliarden. Die landwirtschaftliche Nutzfläche ist aber nur um 9 Prozent gewachsen. Gleichzeitig haben sich die Verzehrgewohnheiten stark verändert, es werden heute um ein Vielfaches mehr Fleisch und andere tierische Produkte verzehrt, was eine viel größere Anbaufläche erfordert. (Für ein Kilo Fleisch werden bis zu zehn Kilo Kraftfutter benötigt!)

Die größte Veränderung ergibt sich aber aus dem noch immer propagierten Anbau von Energiepflanzen. Der Ethanolanbau etwa wurde in Brasilien und den USA in gigantischem Maße ausgeweitet, bester Mais wird vergärt und verschwindet als Sprit in Fahrzeugtanks. Ebenso geschieht es mit Rapsöl, als Dieselersatz. Wurde einst von Umweltschützern die Verwertung von Gülle und pflanzlichen Abfällen in Biogasanlagen gefordert, so wird dafür heute vor allem Getreide verwendet, wegen der höheren Ausbeute. Andere verbrennen Getreide direkt in Öfen anstelle von Holzpellets. Unglaublicherweise wird diese Nahrungsvernichtung sogar noch mit Prämien gefördert.

Das Ganze ist eine Art kollektiver Wahnsinn, eine Art Krieg, einmal gegen die Natur, weil rücksichtslos die letzten Urwälder abgebrannt und in Agrarsteppen umgewandelt und immer mehr Tier- und Pflanzenarten ausgerottet werden, kostbares Wasser verschwendet und die Böden verseucht werden und ein Krieg gegen die Armen, die oft von Agrarkonzernen von ihrem Land vertrieben werden und deren Grundnahrungsmittel immer unbezahlbarer werden.

 

Gewiss wurden neben Futter- und Lebensmittel schon immer auch andere Nutzpflanzen angebaut, etwa für Bekleidung, Seile, Tabak, Zucker, Kaffee, oder Schnittblumen. Mit dem Umstand, dass auch für Zugtiere Futter angebaut wurde, wird heute von Lobbyisten der Anbau von Energiepflanzen gerechtfertigt, so als wenn die Dimensionen irgendwie vergleichbar wären.