Thema Fernstraßenbau im Bayerischen Wald,

Leserbrief zum Bericht vom 29.12.12 "Forderung nach grenzüberschreitender Verkehrsachse München-Prag"


29.12.12 Nicht erst schimpfen, wenns zu spät ist!

Leserbrief an BBZ zum Bericht vom 29.12.12 "Forderung nach grenzüberschreitender Verkehrsachse München-Prag"

Ausbau der Eisenbahn München-Prag überZwiesel – da gibt es wohl breite Zustimmung in derBevölkerung. Auch gegen das „Optimieren“ bestehender Fernverbindungen, wie etwa dritte Fahrbahn auf dem MarcherBerg, ist wenig einzuwenden. Wer aber neue Verkehrsachsen durch den Wald treiben will, der kann nicht recht beiTrost sein! Unser Wohlstand hat sich gerade durch unsere geschützte Randlage entwickelt. Unsere Zukunft liegt im sanften Tourismus, im Böhmerwald und im Bayerwald, noch mehr Transitverkehr wäre dafür tödlich. Den Grenzkamm des„Nordwaldes“ mit einer autobahnähnlichen Verkehrsachse ausgerechnet dort queren zu wollen, wo er am höchsten und ursprünglichsten ist, das wäre außerhalb jeder Vernunft. Leider gibt es im Landkreis keine hörbare politische Opposition. Die „Straßenbauer-Einheitsfront“ der Parteienvertritt fremde Wirtschaftsinteressen und nicht die der betroffenen Anwohner. Wer weiter schweigt, unterstützt die Straßenbauer Hinsken, Marx, Fischer. Auf Landrat Adam braucht sowieso niemand zu hoffen, denn der will im Woid so schnell fahren wie im Gäuboden und Kreisverkehre verleiden ihm die Lust am Auto. Er drängt auf„einheitliches Auftreten“ der Straßenbaubefürworter und wer ihm öffentlich widerspricht, über den zieht er ehrabschneidend auf facebook her, nicht nur über Herrn Pronold, auch ich kann ein Lied davon singen.


 

5.11.12 Katze aus dem Sack

Leserbrief an BBZ zum Bericht Deutsch-tschechisches Verkehrsgespräch Anfang 2013“

Die internationale Wirtschaft lässt sich mit Steuermitteln ein immer dichteres Geflecht von Vertriebsstraßen bauen und Politiker reden den betroffenen Menschen vor Ort ein, es wäre zu ihrem Wohl. Wenn dadurch sensibelste Landschaften und ihre touristische Zukunft zerstört werden, hat das offenbar wenig Gewicht, im Gegenteil! Sie sind so frech auch noch zu behaupten, dass Transitverkehr Touristen bringen würde! CSU-Mann und Wirtschaftsvertreter Hinsken ließ nun im letzten Jahr seiner Bundestagspräsenz die Katze aus dem Sack: er will den Ausbau des länderübergreifenden Fernverkehrs durch den Zwieseler Winkel nach Tschechien. „Fernziel ist Prag“, hatten wir ja unlängst auch schon vom Deggendorfer Landrat Bernreiter gehört. Auch Baron von Poschinger – dem ich eine solche Kurzsichtigkeit nie zugetraut hätte - fordert für die IHK praktisch dasselbe wie Hinsken. Und jener beruft sich auf die Zwieseler Stadträte Toni Fischer (CSU) und Hans-Peter Marx (Freie Wähler). Was ein wenig Hoffnung macht – Franz Köppl hat dieses Ansinnen für die SPD und den Landrat in einem Leserbrief unlängst empört zurückgewiesen.

Nachdem ich viele Jahre genau vor diesem Transit-Szenario gewarnt habe, macht mich die Frechheit dieser Forderungen einfach sprachlos. Man braucht nun keinen Barden mehr, der "das Gras wachsen hört", wie manche spotteten. Hoffe, dass andere vom Kanapee aufstehen und endlich den Mund aufmachen. Jeder Waldler sollte begreifen, dass die beabsichtigten Entwicklungen nicht mehr rückgängig gemacht werden könnten und den Charakter unserer Heimat nachhaltig verändern würden.

 

1.11.12 Kulturlandschaft bewahren

Lb an BBR zum Artikel vom 1.11.12 „Bei den Zahlen wurde nicht getrickst“

 

Die Zahl von 7000 Fahrzeugen pro Tag, zwischen Langdorf und Zwiesel, nannte Bürgermeister Probst in der Zeitung vom 1. Oktober. Aber nein, wir tricksen nicht, beteuern nun Bürgermeister und Landrat, 4000 Fahrzeuge sollen es nun sein.

Wer bei einer Neutrassierung die bestehende Straße einmal unterhalten muß, sei noch unklar, heißt es. Das Beispiel der Rabensteiner Straße in Zwiesel zeigt, wie so etwas läuft, man stuft sie herab und drückt sie der Gemeinde aufs Auge.

 „Bürgerbeteiligung ist unser absoluter Wunsch und Wille“, tönen Landrat und Bürgermeister. Doch wenn sich die Sache nicht im gewünschten Sinn entwickelt, wird mit „Planungen im regulären Verfahren“, also mit Enteignung gedroht. Dazu passt auch das Andeuten unbekannter  „Verkaufswilliger“. So zerstört man das letzte Vertrauen in den Dörfern.

Nun gibt man vor, die Straße auch wegen der Sicherheit von Schulkindern bauen zu wollen. Wären da Bürgersteige oder gesicherte Überwege nicht die naheliegendere Lösung? Außerdem: Durch Langdorf soll der Fernverkehr weiter fließen. Leiden dort keine Anwohner? Gibt es dort keine Kinder? Oder sorgt man sich um wirtschaftliche Einbußen und hat Angst, dass sich die dortigen Bauern mit ihren Berufskollegen im Schwarzachtal zusammentun? Gleiches gilt für Zwiesel. Wo will man den zu erwartenden Fernverkehr zur B11 leiten?

Es ist unverantwortlich neue Fernstraßen zu bauen, wenn etwa 60 Prozent der bestehenden Straßen dringenden Sanierungsbedarf haben. Unzählige Dörfer bräuchten Bürgersteige und Radwege. Da wäre Arbeit für die Bauwirtschaft auf Jahrzehnte, wenn die Gelder umgelenkt würden.

Die Kulturlandschaft zwischen den Orten ist unsere Lebensgrundlage und nicht nur eine lästige Strecke, die man ein wenig schneller und bequemer durchfahren will. Darum würde kein verantwortungsvoller Mensch anders handeln, als es die Aussenrieder und Schwarzacher Bauern tun, sie versuchen Heimat und Existenz vor der Zerstörung durch eine unnütze zweite Straße zu bewahren.


Landrat Adam hat auf facebook meinen Leserbrief kritisiert, meine Antwort darauf finden Sie
hier

8.10.12 Die Botschaft hör ich wohl...

Leserbrief an BB-Regen zur Stellungsnahme von SPD-Chef Franz Köppl "Kein Straßenbau in Richtung Prag"

1999 wurde aus der SPD noch eine Autobahn durch den Zwiesler Winkel gefordert, heute findet man es empörend, dass man mit der Aussage des Deggendorfer CSU-Landrats "Fernziel ist Prag" in Verbindung gebracht wird. Wenn das kein Fortschritt ist! Ich nehme Franz Köppls Distanzierung gerne zur Kenntnis, glaube sie aber erst, wenn sich die SPD nicht mehr für den Fernstraßenbau mißbrauchen lässt. Man kann nicht die "Bestie Transitstraßenbau" in den Wald locken und ihr dann die weitere Nahrung verweigern.

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3.10.2012 Dorfstraßen "zurückerobern"

Leserbrief zu den Meinungsäußerungen der letzten Tage bzgl. Strassenbau Langdorf-Zwiesel

 

Wir sollten uns nicht gegeneinander ausspielen, uns für Zwecke instrumentalisieren lassen, die nicht die unseren sein können. Ich verstehe Herrn Lehmerts Engagement, aber er sollte bedenken, dass heute die meisten Menschen unter Verkehrslärm zu leiden haben. Auch uns hat man die frühere Idylle im Tal des Kleinen Regens zerstört und ein Gewerbegebiet und einen Highway vor die Nase gesetzt. Doch nie käme ich auf die Idee, anderen deswegen ähnliches antun zu wollen. Herr Lehmert möchte gern den Verkehr von seinem Haus wegbekommen. Doch können die Städter, bei denen der Verkehr Tag und Nacht vorbeirauscht, deswegen Wiesen, von denen die letzten verbliebenen Landwirte leben, zuteeren lassen? Es würde auch keinen Sinn machen. Wir sollten besser gemeinsam versuchen, wenigstens den Durchgangs-Schwerverkehr aus dem Schwarzachtal zu verbannen, was bei politischem Wollen auch möglich wäre, wenn er über die ausgebaute Strecke Langdorf zur Bundesstraße geleitet würde. Die Engstellen der Dorfdurchfahrten sind auch nicht nur ein Übel, anderswo baut man extra Hindernisse für viel Geld, um den Durchgangsverkehr abzuschrecken.

Und gerade die von Zwiesler Stadträten so oft gescholtene "Pass-Straße" nach Langdorf ist in Wirklichkeit etwas Besonderes, worüber sich auch viele Urlauber freuen. Genau solche Topografie erwarten sie, deshalb fahren sie ja in unser Waldgebirge. Wie wäre es mit einem alljährliches Radrennen auf der Strecke? Das Schwarzachtal mit seinen Kleinoden Brandten, Kohlnberg und Burgstall, darf nicht als etwas betrachtet werden, das man schnell hinter sich lässt, eine lästige Distanz zwischen Zwiesel und Bodenmais, es muß zum Ziel werden! Ich glaube auch, dass die Dörfer sich ihre Dorfstraßen wieder „zurückerobern“ müssen, es gäbe viele legale Methoden den Verkehr zu bremsen und den Autofahrern zu signalisieren: "Du fährst hier durch unser Dorf und hast gefälligst Rücksicht zu nehmen!" Das Schwarzachtal, mit seinen Wiesen und Auen ist ein wertvoller Teil unserer Heimat. Um es zu erhalten brauchen wir die Solidarität der ganzen Region, vor allem der Zwiesler, denn die würden unter verstärktem Transitverkehr einmal am meisten leiden. Ich appelliere auch an den Bürgermeister Probst-Otto, der seine Gemeinde immer als die Schönste auf der Welt bezeichnet: Laß dich nicht vor einen fremden Karren spannen!

 

26.09.2012 Waterloo in Brandten?

Leserbrief an BB-Regen zum Bericht "Mit Bürgerbeteiligung auf langen Wegen zur Umgehungsstraße"

Berichte von Veranstaltungen lässt Landrat Adam nun durch den eigenen PR-Mann schreiben. Da wird die eigene Position nochmal ausgebreitet und die kritischen Beiträge der Betroffenen kommen überhaupt nicht vor. Man meint im Fall der Brandtner Versammlung, auf einer anderen Veranstaltung gewesen zu sein, diesen Bericht hätte Adam auch schon vorher schreiben lassen können. Wer dabei war, weiß, dass der Abend völlig anders abgelaufen ist. Die Straßenbefürworter haben in Wirklichkeit ihr Waterloo erlebt, denn kein einziger Grundbesitzer zeigte auch nur das geringste Interesse an der Fernstraße. Herrn Wufkas Gesichtsausdruck am Ende sprach Bände. Die Wortmeldungen waren klar, die Straße würde die Existenz der Bauern gefährden, man wolle das heimatliche Tal auch nicht dem Fernverkehr opfern. Falls, wie versprochen wurde, niemand enteignet würde, dann ist die Straße gestorben, weil die beiden vorgeschlagenen Trassen nur mit Enteignung durchsetzbar wären.

Die "Trasse 3 optimiert", würde Schwarzacher und Aussenrieder Bauern die Wiesen so zerschneiden, dass ihr Überleben gefährdet ist, bei "Trasse 4 optimiert" würden "nur" Aussenrieder und Froschauer Bauern betroffen, aber der Eingriff in Natur und Landschaft wäre brutal. Die Trasse liefe entlang des Feuchtgebietes "Kinibachl" und würde über die Überschwemmungsflächen der Schwarzach mit seinen Bachschleifen verlaufen und eine Riesenbrücke erforderlich machen, mit der man auch die Donau überqueren könnte. Die Unausgereiftheit der Planung zeigte sich auch, als es darum ging, wohin der Fernverkehr, der in Zwiesel am Krankenhaus ankommt, geleitet werden soll. Da wurden vom Landrat spätere abenteuerliche "Spangen" von oberhalb Reisachmühle nach Zwieselberg angedacht. Der Deggendorfer Landrat Bernreiter sagte unlängst bei der Eröffnung des Autobahnzubringers bei Hengersberg: "Fernziel ist Prag". Landrat Adam und der Straßenbauchef bestreiten aber immer noch, dass es um den Transitverkehr ginge und wiederholten in Brandten auf Nachfrage noch immer das Märchen von den Ortsumfahrungen, die man ja nur für die geplagten Anwohner baue.


25.7.12 Auf nach Prag!

Leserbrief an Deggendorfer Zeitung zum Bericht: "Na endlich: Die Umgehung ist offen!"


"Das Fernziel sei Prag", erklärte der Deggendorfer Landrat lt. Pressebericht beim Hengersberger Straßenbauerfest. In dieser Deutlichkeit habe ich das noch nicht gehört, da bisher immer nur Ortsumgehungen gebaut wurden, zur Schonung der Bürger, selbstverständlich. Nun ist es amtlich: Von Hengersberg aus wird eine Transitstrecke nach Tschechien gebaut. Das dies eine der schönsten Landschaften unserer Heimat zerstören wird, sollte jedem klar sein. Schluß mit der bisherigen Salamitaktik, bei der nach und nach die Kommunalpolitiker der betroffenen Gemeinden mit Ortsumgehungen geködert werden. Aber wer weiß, was es sonst noch für Köder gibt, neben den Pressebildern, wo man erst mit den berühmten Protagonisten mit einem Spaten in einem Sandhaufen spielen darf und irgendwann zeigen, wie souverän man ein Plastikband mit der Schere durchschneiden kann. Nicht ganz unwichtige Prüfungen für Politikerkarrieren... Sich gegen den Straßenbauwahn für den Erhalt der Heimat einzusetzen, in dem Land mit dem dichtesten Straßennetz der Welt,  bringt dagegen nur Ärger ein. Die Hoffnung, dass der Politik das Geld zuvor ausgeht, können wir getrost begraben, denn kein Geld gibt man leichter aus, als das man nicht hat...


Im Bayerwaldboten-Regen wurde von einem Pressetermin der SPD berichtet in der folgende Aussage von Adam stand:

„Es kann doch nicht sein, dass ich für die 35 Kilometer von Bodenmais nach Deggendorf genauso lang brauche wie für 70 Kilometer von Deggendorf nach Regensburg“, ärgert sich Bodenmais SPD Bürgermeister Adam. Und:" der Straßenbaufundamentalopposition geht es mehr um „Bäume und Frösche“, als um das Fortkommen der Menschen in der Region...

 

16.2.11 Politikerprüfung bestanden

Leserbrief an BBR zum Artikel „SPD: Ausbau Marcher Berg nur „Tropfen auf dem heißem Stein“ von H. Geiss

Ziemlich kindisch sich darüber zu empören, dass man in unserem Waldgebirge nicht genauso schnell Autofahren kann wie im flachen Gäuboden. Selbst wenn noch so viele Begradigungen und Umfahrungen gebaut würden - an den von Herrn Adam beklagten Fahrzeiten würde sich kaum etwas ändern, es sei denn, er möchte eine Autobahn nach Bodenmais bauen, aber selbst dann würde ein deutlicher Zeitunterschied bleiben. Bürgermeister und SPD-Hoffnung Adam hat bei dem Ortstermin am Marcher Berg so viele Schwachheiten von sich gegeben, dass er die Politikerprüfung gewiss bestanden hat und noch eine große Karriere machen wird.

 

darauf schrieb SPD Bundestagskanditat und Bürgermeister Adam am 18.2.11 im BB:

Die Mehrheit will mehr Straßen

„Sehr geehrter Herr Geiss, (...) Ihre fundamentale Ablehnung von Straßenbauprojekten akzeptiere ich, auch wenn ich diese beim besten Willen nicht teilen kann. Gerne sehen Sie selbst sich in der Rolle des erhabenen Kritikers einer ganzen politischen Klasse in der Region. Vielleicht würde es sich für Sie aber lohnen, sich mal unters Volk zu mischen und genau zuzuhören, was Ihnen die Menschen sagen: Die überwiegende Mehrheit der Bürger in der Region ist der Meinung, dass wir infrastrukturell weit abgehängt sind. Diese Meinung tragen unsere Bürger aber nicht – wie Sie dies in Ihrer Fundamentalablehnung des Straßenbaus tun - bei jeder Gelegenheit presseöffentlich wie eine Monstranz vor sich her. Die Wahrheit ist: Die breite Masse der Bevölkerung hat nicht die Zeit oder die politischen Ambitionen, ihre klare befürwortende Meinung zum Straßenbau bei jeder Gelegenheit in Leserbriefen zum Ausdruck zu bringen. Nur weil sich ein kleiner Zirkel von Fundamentalstraßenbaugegnern diese Zeit aber nehmen kann und will, um bewusst den Eindruck zu erwecken, die eigene Meinung sei die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung, entspricht dies noch lange nicht der Realität.“

Michael Adam1. Bürgermeister Bodenmais

 

18.2.11 Falsche Politik

Antwort auf den LB von Herrn Adam "Die Mehrheit will mehr Straßen" von H. Geiss

(Abdruck wurde vom Regener BB abgelehnt, da man kein Pingpong zum Thema wolle)

Herr Adam von der SPD weiß also, was die Mehrheit will... Dass seine Partei das wüßte, wäre etwas ganz Neues, ihre Wahlergebnisse sähen dann anders aus. Ich bedauere das, denn Bayern könnte eine starke soziale und demokratische Partei gut gebrauchen. Doch die SPD hechelt, seit ich denken kann, den Schwarzen hinterher und versucht sie in ihrer Mischung aus Spießigkeit, Volksdümmelei und Fortschrittswahn zu überholen. Ich bin enttäuscht, Herr Adam, dass ein junger Hoffnungsträger wie Sie, so einen Krampf von sich gibt, wie Sie es am Marcher Berg getan haben. Wenn ich sehe, was Kommerz und Fortschrittswahn der letzten Jahrzehnte aus meiner alten Heimat gemacht haben, dann packt mich große Traurigkeit. Und was aus vielen "Waldlern" geworden ist: Abziehbilder des Zeitgeistes, die nur eine Angst kennen: ja nicht als Hinterwäldler zu gelten! Wo ist unser alter Stolz, unsere Kraft und Sturheit und unser Selbstbewußtsein, dass es bei uns so ist, wie es ist! Bodenmais setzt auf Remmidemmi und Massentourismus, nun, das müssen die Bodenmaiser mit sich ausmachen. Der Woid insgesamt hat aber nur eine Chance zu überleben, wenn er nicht zum Transitland verkommt und so wird wie die Gegenden, aus denen die Urlauber fliehen. Letzten Sommer haben mich Großstädtern nach Hause in den Woid mitgenommen,- ich wollte sie auf die B11 lenken. Doch sie sagten, wenn sie über Kalteck, St. Englmar oder die Rusel fahren, dann begänne ihr Urlaub bereits an der Donau... Es waren gerade die Kurven, Steigungen und der Augenschmaus, die sie reizten, eben das Typische der Gegend... Mein Fazit: Wir haben wohl genug damit zu tun, das bestehende Straßennetz zu erhalten und solltem dem Irrglauben abschwören, dass Glückseligkeit erst dann erreicht werden kann, wenn jedes Dorf seinen Autobahnanschluß hat.

 

21.10.11 Keine Wahl bei der Wahl

Leserbrief an BB-Regen zur Landratswahl

Wer die Reste unserer intakten Landschaft als unseren noch verbliebenen Reichtum begreift, hat bei der Wahl des neuen Landrats keine Wahl. Alle Bewerber sehen es als ihr Hauptanliegen an, weiter Straßen aus- und neu zu bauen, trotz dem vorhandenen dichten Straßennetz, das kaum erhalten werden kann. Da können alle fünf Bewerber noch so freundliche Zeitgenossen sein - sie hängen alle dem provinziellen Irrglauben an, dass unsere Zukunft von immer mehr und schnelleren Straßenverbindungen abhängt. Wäre ihr Glaube wahr, herrschte in allen Ortschaften entlang von Autobahnen wirtschaftliche Glückseligkeit, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Wenn einmal alle unter dem Deckmantel "Ortsumgehung" geplanten Transitverbindungen gebaut sind, dann ist der Bayerische Wald so sehr zerstört, dass er seinen Reiz verloren hat- für uns selber grad so, wie für erholungssuchende Urlauber. Es geht auch nicht um Naturschutz oder irgendeine nostalgische Ideologie - es geht um Heimat- und Menschenschutz! Wir müssen unsere Heimat als eine grüne Nische in einer immer gesichtsloseren Welt erhalten - für unsere Kinder und Enkel! In den Achtzigern habe ich zum Thema noch Gstanzl geschrieben, heute ist mir das Reimen vergangen. Wer aber Lust hat, kann ja wieder einmal reinhören, es ist auch als Gratisständchen für unsere Kanditaten gedacht.

 

28.10.11 Verkehrsfluß lässt sich auf mehrerlei Arten verbessern

Zum Leserbrief von Herrn D. im BBR

Dass es nur um "behutsamen Ausbau" der Straßen geht, wird wohl ein frommer Wunsch bleiben, Herr D., denn die Stellungsnahmen der Landratskanditaten zum Straßenbau haben sich anders gelesen. Keiner hat auch nur erwähnt, dass es eigentlich um Transit- oder Fernverkehrsverbindungen geht, wenn Schwarzach-, Kirchberger und Rinchnachtal zerstört werden, ja einige haben nicht nur neue Autobahnzubringer, sondern autobahnähnlichen Ausbau gefordert. Die Landschaften auf der Strecke sind den Straßenplanern, deren Ziele vermutlich in Brüssel oder München ausgebrütet werden, egal. Schlimm ist nur, wenn sich lokale Politiker vor deren Karren spannen lassen. Sehen sie nicht, was sie etwa bei Hengersberg bereits angerichtet haben, wo der gewünschte Autobahnzubringer Richtung Hangenleiten schon in die Landschaft gebrochen wurde? Ein Albtraum, nicht nur für die Anwohner, die überhaupt nichts davon haben. Man kann sich ausmalen, wie es weitergeht über den Ranzinger Berg bis nach Rinchnach, wobei es dann erst richtig beginnt, denn der schwierigste Teil der Strecke bis Zwiesel steht dann noch bevor, aber darüber redet heute noch niemand. Ich habe für mich in den letzten Monaten einmal alle Störungen des Verkehrsflusses notiert, die ich selber im Auto erlebt habe. Lastwagen und bummelnde Urlauber waren es eher selten, mehr schon Straßenpflege- und Ausbesserungsarbeiten ohne Umleitungsplanung oder Verkehrsregelung. Die überwiegende Zahl der Stockungen werden aber durch landwirtschaftlichen Verkehr verursacht, vermutlich, weil immer mehr Bauern auf Überlandstraßen fahren, um immer weiter auseinanderliegende Flächen zu bewirtschaften. Doch die Agrarpolitik ist eine heilige Kuh, lieber zerstören wir weiter unsere Landschaft, doch diese ist endlich, unsere Bedürfnisse aber sind unendlich...

Anhang

Ich wurde nach Abdruck des Leserbriefes zu meiner "Verkehrsstockungszählung" angesprochen und ich will hier darauf antworten.

Natürlich ist meine Zählung nicht repräsentativ. Sie ist von der Jahreszeit und von den gefahrenen Strecken abhängig und natürlich auch von der Zählweise usw. Dennoch glaube ich, dass jeder andere zu ähnlichen Ergebnissen kommen wird. In jedem Fall spielt der landwirtschaftliche Verkehr eine überraschend große Rolle. Eine Erklärung habe ich dafür schon gegeben, das Bauernsterben und die Übernahme oft weit auseinanderliegenen Flächen durch immer größer werdende verbliebene Betriebe. Dann die Auswirkungen aus der heutigen Arbeitsteilung: Kraftfutter wird im großen Maße zugekauft und wird zu den Grünlandbetrieben transportiert. Das verfütterte Fremdfutter führt zu riesigen Güllemengen, die alle paar Wochen auf den Wiesen entsorgt werden müssen, was sich von sinnvoller Düngung völlig abgekoppelt hat. Im gleichen Maße erhöht hat sich auch die Schnitthäufigkeit des Grüngutes. Alles zusammen führt zu 20-30 igmaligem Befahren der Wiesen, was immer öfter auch über Überlandstraßen geschieht. Da zudem auch unsere regionalen Molkereien geschlossen wurden, muß heute die Milch nach Cham transportiert werden. Zu bestimmten Tageszeiten haben die Milchlaster auf den Bundesstraßen starke Auswirkungen auf den Verkehrsfluß. Auch die Zentralisierung der Kompostierung von Biomasse, war verkehrspolitisch eine unsinnige Entscheidung.

Ich mag mich hier nicht auf das dünne Eis der Beurteilung von sinnvollem Straßenverkehr begeben, vor allem will ich den Nutzen des Individualverkehrs völlig außen vor lassen, denn die freie Entscheidung darüber hat viel mit Lebensqualität und Wohlbefinden zu tun.

Nur generell will ich anmerken, dass viel Verkehr durch die Trennung von Arbeit, Freizeit und Wohnen entsteht, der uns in aller Regel nichts bringt. Doch die verschiedenen Lebensbereiche wieder mehr zusammenzubringen- auch die zersplitterten und über das Land verteilten Familien - wäre eine kulturelle und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nichts mit Straßenbau zu tun hat. Parallel dazu ist der gegenwärtige globale freie Warenhandel auch nichts weniger als ein Wahnsinn, dessen Folgeschäden die Erde zu zerstören drohen. Selbiges gilt für den Massentourismus. Würden alle 7 Milliarden Menschen soviel reisen, wie heute die Menschen der Industrieländer, dann würde das biologische und wirtschaftliche System in kurzer Zeit zusammenbrechen.

Um wieder auf den Verkehr im Bayerischen Wald zurückzukehren- es gibt auch außerhalb der Landwirtschaft viel völlig unsinnigen Verkehr. Als Beispiel möge der privatisierte Lieferverkehr herhalten. Hat früher eine Firma Pakete ausgeliefert, so sind es heute etliche Firmen, die mit nicht ausgelasteten Transportern den Verkehr behindern. Oder der Einsatz von Riesenbusen für den öffentlichen Nahverkehr, die etwa neben leeren Zügen verkehren, weil sie Subventionen erhalten. (Zunehmend mit verspiegelten Fenstern, damit man ihre leeren Sitze nicht sieht). Statt mit Kleinbussen und Ruftaxis den Bedarf der Menschen in den Dörfern wirklich zu decken, setzt die Politik weiter auf ein System aus Geisterzügen und Geisterbussen. Gleichzeitig wurde die Möglichkeit Fahrräder im öffentlichen Nahverkehr mitzunehmen (was alleine einen breiten Verzicht auf das Auto herbeiführen könnte), verteuert oder ganz abgeschafft.

Bislang wurde aber immer nur über Zielverkehr gesprochen. Würde unser Waldgebirge aber zum Transitland werden, wie es von der Politik klammheilich salamimäßig betrieben wird, begäben wir uns verkehrsmäßig in eine völlig andere Dimension der Problematik. Alles bislang Erwogene würde mit einem Male nebensächlich, der Bayerische Wald wäre dann nichts weniger als verloren....

 

31.3.12 Schwerverkehr umleiten!

Leserbrief zum Bericht vom 31.3.12 "Rinchnach: Landrat will keine andere Beschilderung"

Vor einem Jahr, als noch keine Rede von einem Landrat Michael Adam war, habe ich ihm wegen seiner populistischen Straßenbauer-Sprüche ironisch eine große politische Karriere vorausgesagt, was ja mittlerweile eingetroffen ist. Dass er jetzt den Rinchnachern die Umlenkung des Schwerverkehrs über die ausgebaute B11 verweigert, was naheliegend und sinnvoll wäre, kann also nicht wirklich überraschen. Adams Hinweis, dass man für die Rechtfertigung des geplanten (Transit)-Straßenprojektes hohe Verkehrszahlen brauche, klingt zynisch und ist eine Frechheit gegenüber den Anwohnern und auch den Brummifahrern, denen er ohne Not die Ochsentour durch den Ort und die enge, kurvenreiche Strecke nach Dreieck zumutet. Auch über Herr Huys Argument, dass die Navis die Laster ja auch weiter durch den Ort schicken würden, kann man nur den Kopf schütteln. Das genau sollte ja entsprechende Beschilderung verhindern. Es wäre ein Gebot der Rücksichtsnahme und Vernunft die Strecken Rinchnach-Dreieck (aber auch Langdorf-Zwiesel) nur noch für den Ziel-Schwerverkehr freizugeben, den Durchgangsverkehr aber über die bereits vorhandenen ausgebauten Trassen zu lenken. Über die weitere Straßentrasse von Rinchnach nach Zwiesel, schweigen sich noch alle amtlichen Stellen aus. Soll es am Ende einmal über Oberasberg und Bärnzell gehen oder wie sonst? Jede Wette, dass die Pläne schon in einer Schublade liegen...

 

 

8.10.07 Straßen trennen und zerstören

Leserbrief an den BB-Viechtach

 

„Straßen verbinden und sind ein Symbol für den Weg zu Gott“ sagte ein Geistlicher bei der Einweihung der Thalersdorfer Umgehungsstraße. Dies mag in alten Zeiten so gewesen sein, doch heute verbinden Straßen schon lange nicht mehr, sie zerschneiden die Welt von Mensch und Tier und sind ein Symbol für die fortschreitende Zerstörung der Heimat und der alten Sozialstrukturen. Zumal in Bayern, das eines der dichtesten Straßennetze der Welt hat, auf denen nichts weniger als eine Art Krieg herrscht.

Was sich z. B.  am letzten Sonntag auf der B 11 auf der Zwieseler Umgehungsstraße abspielte, sollte als Beispiel dafür genügen, wie ein ehemals beschauliches Tal vom Durchgangsverkehr zerstört wird. Eine Blechlawine, fast ohne Unterbrechung, wälzt sich um Zwiesel herum. Wer zu Fuß mit Kindern oder einem Tier die Straße überqueren will, spielt mit seinem Leben und erkennt, dass Straßen zu unüberwindlichen Gräben werden können. Motorradfahrer, meist hordenweise auftretend, donnern durch wie die Tiefflieger. Wenn einer überholt, überholen alle, wie durchgeknallte Herdentiere. Mit Geschwindigkeiten, die weit jenseits der erlaubten 100 km/h liegen, machen sie den Asphalt zur potentiellen Todeszone. Und diese verantwortungslosen Raser sollen alle auf dem Weg zu Gott sein? Von München auf den Arber zum Kaffeetrinken? Von Straubing nach Celesna Ruda mal schnell zum Tanken oder ins Bordell? Und die Einheimischen flüchten in ihren Blechkisten woanders hin, dort suchend, was sie zu Hause verloren haben. Wir sollten endlich begreifen: Neue Straßen locken neuen Verkehr und wenn unsere kleingegliederten Täler zu Transitbahnen verkommen, dann ist das unser Ende als Urlaubsregion. Möge das schöne Zellertal vor diesem Schicksal bewahrt bleiben!    

 

9.2.04 Neuer Autobahnzubringer?

Leserbrief an die PNP

 

Obwohl wir bereits eines der dichtesten Straßennetze auf der Welt haben, fand sich im Zwiesler Stadtrat nur eine Gegenstimme gegen die Forderung eine weitere Autobahnanbindung durch das wunderbare Tal der Rinchnach und durch das Kirchberger Bauernland zu bauen. Eine neue Straße durch eine solche verletzliche Landschaft zu brechen – mit allen zerstörerischen Folgewirkungen – ist in meinen Augen ein Verbrechen, wenn auch nicht aus Bosheit, so doch aus Verblendung! Trotzdem schon soviel Heimat zerstört wurde und man die großen Betriebe mit Fördergelder und Abschreibungsmöglichkeiten zuschüttete - sie sahnen ab, solange es geht, und dann verschwinden sie. Zuerst nach Tschechien oder Ungarn und wenn die Löhne dort einmal steigen und die EU-Millionen ausbleiben, werden sie noch weiter weggehen. Vielleicht bauen sie zu diesem Zweck bald rollende Fabriken, einen fahrbaren Glasöfen hat Schott für Ungarn ja schon bauen lassen, nach den Erfahrungen in Tschechien... 

Dieser Wettlauf ist nicht zu gewinnen, liebe Politiker begreift das doch endlich! Was uns am Ende bleibt sind betonierte Strukturen, in denen auch niemand mehr seinen Urlaub verbringen mag, denn Uniformität und Unwirtlichkeit haben die Urlauber ja auch zu Hause. Wer sich die Hässlichkeit unserer Gewerbegebiete und die Gesichtslosigkeit vieler Orte in Niederbayern ansieht, der kann doch mit Händen greifen, was wir verloren haben. Und was haben wir gewonnen?

Neue Straßen ziehen den Verkehr weiter an und wer den Transitverkehr derart fördert, fördert auch die Abwanderung der Betriebe nach dem Osten, denn jede gewonnene Minute macht die Produktionsverlagerung lukrativer. Und am Ende werden wir auch den Schwerverkehr in unseren Tälern haben. Wir hätten ihn längst, wenn sich bisher die Tschechen nicht verweigert hätten.

 

6.12.99 Unglaubliche Forderung!

Leserbrief an die BBZ

 

Die Forderung nach einer Autobahn durch den Zwiesler Winkel verschlägt einem die Sprache! Der Blick in den Kalender hilft auch nicht – kein 1. April, kein Fasching – war das also eine ernsthafte Forderung des SPD-Stadtrates Hugo Singer? Erst die Blockadehaltung der SPD gegen die Parkerweiterung, die Zwiesel wirtschaftlich schwer geschadet hat, dann die rücksichtslose Sperrung der Innenstadt und jetzt das! Ich dachte, es gäbe wenigstens darüber einen gemeinsamen Nenner, dass man die Heimat in ihrem Wert steigern will und die touristischen Grundlagen erhalten! Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass der Zwiesler Winkel eine andere Chance zu überleben hat als touristisch? Eine Autobahn würde Ökologie und Lebensqualität zerstören, also unsere touristischen Grundlagen!

Wir sind schon auf dem Weg dorthin, weil unser Winkel seit der Grenzöffnung schwer durch den Transitverkehr belastet ist. Wer mit einem weiteren Autobahnzubringer immer mehr Verkehr anlockt, fördert diese unselige Entwicklung! So sehr ich mich über die bevorstehende Fertigstellung der Regener Umgehung freue, so gewiss ist auch, dass mit jeder derartigen Erleichterung zusätzlicher Transitverkehr angezogen wird. Wie lange wird es noch dauern, bis die Wirtschaft massiv die Freigabe des Grenzübergangs für den Güterschwerverkehr fordern wird? (Zu unserem Glück haben das bislang die Tschechen verhindert.)

Herr Singer und alle die denken wie er, sollten nach Tirol fahren und mit den Bewohnern des Inntales sprechen, denn diese leiden massivst unter dem Durchgangsverkehr. Und solches möchte Herr Singer auch uns als "Fortschritt" bescheren?

 

2.8.83 Angst um die alte Heimat

Leserbrief an BBZ

Es gibt Vorgänge, die auch einen Barden zwingen, die Versform gegen die klarere Prosa zu vertauschen. Dieser Tage bin ich bestürzt vor der Schneise gestanden, die derzeit Bagger in das Tal des Kleinen Regens fressen.

Nun haben sie also doch begonnen, diese unselige, sieben Kilometer lange Straße zu bauen, die den weitgehend unberührten süd- und südöstlichen Zwieseler Ortsrand bis zur Unkenntlichkeit verändern wird. Denn eines ist doch hoffentlich klar: die Straße wird im Gefolge nicht nur Lärm und Abgase bringen, sondern langfristig einen Rattenschwanz anderer Baumaßnahmen. Vielleicht muss man erst einige Jahre in der Fremde wohnen, um zu begreifen, was dieses unerhört reizvolle Zwieseler Tal mit seiner stellenweise noch bis zur Haustür reichenden Natur wert ist. Das ist unser Reichtum! Was uns Pendler stets wieder nach hause treibt und die erholungshungrigen Großstädter zu uns reisen lässt, ist nicht der maßlos gewachsene Asphalt in unserer Stadt. Was helfen uns Straßen, die letztlich das zerstören, was sie erschließen wollen? Es gibt doch so viele abschreckende Beispiele in den Fremdenverkehrsgebieten des Alpenraumes. Müssen wir tatsächlich deren Fehler nachmachen?

Unser "Woid" ist eben nur dann "autogerecht" hinzukriegen, wenn seine Substanz auf der Strecke bleibt. Lange habe ich geglaubt, die "Umgehungsstraße" sei zur Entlastung des Stadtplatzes halt notwendig. Heute bin ich sicher, dass unser Verkehrsproblem damit nur "umgangen" wird. Warum haben sich wohl viele unserer Geschäftsleute mit dem ehemals heftig bekämpften Straßenbau abgefunden? Etwa weil sie auf einen leeren Stadtplatz hoffen? Man braucht kein Prophet sein um zu erkennen, dass der Urlauberstrom auch in Zukunft zur Urlaubszeit die Innenstadt weiter verstopfen wird, schließlich sind wir das Einkaufs- und Freizeitzentrum in der ganzen Gegend. Oder glaubt jemand im Ernst, dass z. B. die Camper ihre Wohnwagen sieben Kilometer spazieren fahren werden, wenns durch die Stadt nur zwei Kilometer sind?

Was bringt das alles letztlich uns Zwieselern? Fortschritt? Wohin, muss man da wohl fragen. Wenn wir so weiterhausen (wie man hört sind noch die abenteuerlichsten Projekte zur "Modernisierung" Alt-Zwiesels im Busch)´, werden uns unsere Kinder einmal verfluchen für unsere Gleichgültigkeit. Wenn sich bei ihnen überhaupt noch ein Heimatgefühl entwickelt kann, denn mit jeder Begradigung, Verbreiterung, Asphaltierung wird Zwiesel ein Stück uniformer, austauschbarer...

Was habe ich gehofft, dass den Straßenbauern das Geld ausgeht! Mit mir (wie eine Unterschriftensammlung einmal ergeben hat) Tausende von Zwieseler Mitbürgern. Aber so einfach scheint sich dieses Problem nicht zu lösen, wir alle sind aufgerufen, unseren Stadtvätern Zivilcourage abzuverlangen. Wer A gesagt hat, muss nicht immer auch B sagen! Was gestern richtig erschien, muss noch lange nicht auch in Zukunft richtig sein! Wer meint, dass uns die Straße nichts kostet irrt - sie kostet uns vielleicht unsere Heimat.

Ich bitte alle Zwieseler, einen der nächsten Sonntagsausflüge nicht irgendwo in der Ferne zu verbringen, sondern einmal die geplante Trasse abzuwandern. Vielleicht erkennen sie dann, dass es bei uns (noch) sehr schön ist. Man braucht heute nicht mehr viel Vorstellungskraft, die angefangene Schneise im Kopf weiterzugraben - durch den Flanitzer Woid, übers Lichtenthaler Bergal, um den Klotzer herum. Es wäre zu schön, wenn die heute entstehende Brücke einmal als Denkmal von einer Zeit künden würde, in der die Zwieseler die Nase voll hatten von diesem geteerten Fortschritt...!

.4.12
Zum Leserbrief von Albert Fritz

Ich will dem neuen Landrat nichts am Zeug flicken und verfolge seine Arbeit durchaus mit Sympathie. Was nicht in Sachen Straßenbau gilt, denn da klingen mir die Ohren, wenn ich Michael Adam reden höre! Seit vierzig Jahren höre ich diese Sprüche, die vermutlich erst verstummen, wenn die letzte niederbayerische Wiese einen Autobahnanschluß hat. Ich stamme aus einer Familie, die seit 400 Jahren im Bayerischen Wald lebt, wahrscheinlich noch viel länger. Als Glied in einer solchen Kette von Generationen muß man einfach den Mund aufmachen und für den Erhalt der verbliebenen Landschaft eintreten. Wo ist die alte Waldlerstur- und  Bescheidenheit geblieben? Eine beinah mediterane Lebensauffassung haben uns frühe Reisende einmal nachgesagt und heute? Wir verkaufen uns und unsere Heimat und kochen quasi noch nach Rezepten, die anderswo längst im Mistkübel liegen. Wir sollten bedenken, dass sich unser Wohlstand gerade durch unsere Randlage und die Nischensituation entwickelt hat. Wer diese Kuh schlachtet, kriegt keine Milch mehr! Wer uns zur Transitregion macht, zerstört unser Kapital! Der Wald hat auch nie alle seine Kinder ernährt. An diesem Umstand können Straßen nichts ändern. Als einer, der zwanzig Jahre Pendler war, schreibe ich dies nicht leichtfertig, aber es ist vermutlich die Wahrheit. Im Gegenteil -  die heutigen Lebenstrukturen, mit ihrer beinah totalen Anhängigkeit von fremden Produkten werden bei einer wirklichen Krise viel weniger Menschen ein Auskommen sichern, als es früher der Fall war. Hier muß sich etwas verändern. Aber immer neue Straßen bauen in einer Welt, in der das Benzin zur Neige geht, das erinnert an das Verhalten von Süchtigen. Freuen wir uns, wenn wir die vorhandenen Straßen erhalten können.