Männerhormone

Opus 494/ 1998

 

Vieles von dem, was uns antreibt, ist keine Sache des Verstandes, auch wenn wir uns das gerne einreden. Verborgene Drüsen schicken Bo­tenstoffe ins Blut und erzeugen in uns eine biochemi­sche Suppe, die uns zu Taten aufputscht. Kopf und Konvention steuern zwar dann die Form unseres Tuns (und dieses wiederum wirkt durchaus auch auf jene geheimnisvollen Drüsen), doch nicht wenige zerbre­chen am Widerspruch zwischen unserer Natur und der Menschenkultur.

 

Männerhormone/ 2

Maskuline Protzerei, spottete eine kluge Frau, als sie vom Titel dieses Liedes hörte. Doch wer wäre so blöde mit etwas zu protzen, für das er nichts kann? Dass uns Zauberstoffe aus Drüsen antreiben und nicht nur unser vielgepriesener Verstand – diese Wahrheit passte auch lange nicht in mein Weltbild. Natürlich ist das keine leichte Erkenntnis, dass es nicht nur unser Geist ist und unser Charme, der uns täglich aufs Neue zueinan­der treibt und uns Dinge tun lässt, über die unser Ver­stand lacht, in den seltenen hellen Momenten, wenn sich die hormonellen Wildwasser verlaufen haben...

 

Was wär die Welt ohne

Männerhormone?

 

Sie schwimmen im Blut

und machen uns Mut.

Sie geben uns Kraft

und treiben den Saft.

 

Sie machen uns zart,

sie machen uns hart.

Sie machen uns gut

und schenken uns Wut.

 

Sie machen uns heiß

und schenken uns Fleiß.

Sie machen uns treu

und die Fraun täglich neu.

 

Sie schieben uns an,

sie machen den Mann.

Sie machen uns mild

und manchmal auch wild.

 

Sie schenken uns Triebe,

Lust und auch Liebe.

Ohne sie menschenleer

die Erde bald wär.

 

Ihr Frauen bedenkt:

Was Freude euch schenkt!

Was wäre die Welt ohne

Männerhormone?