Es fraß ne kleine Raupe

Opus 472/ 1996

 

„Ist das all mein Wert?“, so fragt keine Raupe, wenn sie ihre Spur betrachtet, das ist eine Menschenfrage, hochmütig und kindisch.

 

Es fraß ne kleine Raupe

an einem grünen Blatt,

obwohl sie fleißig kaute,

wurd sie davon nicht satt.

Sie mampfte und sie schluckte,

den lieben langen Tag.

„Ach, soviele Blätter,

die ich alle schlucken mag!

 

Ich streu hinten als Mist aus,

was vorn mein Mund verzehrt.

Seht nur die lange Spur,

die zieht sich um die Erd!

Ja, ich streu hinten als Mist aus,

was vorn mein Mund verzehrt,

ich mache Pflanzenfutter,

das hat sich bewährt.

 

Ich liebe mein Leben

und kauen macht mir Spaß,

ich liebe grüne Blätter,

ich liebe grünes Gras,

und wenn mir danach ist,

dann ruh ich mich aus,

und hoff, dass mir kein Untier

im Schlaf macht den Garaus.

 

Und falls mir eines Tages,

man hört manchmal davon,

Flügel wachsen sollten,

dann freue ich mich schon.

Ich flieg über den Garten

und als Landeplatz,

such ich mir, ganz sicher

wieder ein grünes Blatt.

 

Wachsen im Bauch mir Kinder,

dann schenk ich sie der Welt,

und hoff, dass keins von ihnen

von seinem Blatte fällt.

Solang die Erde grün ist,

und feucht und warm und rund,

solang die Sonne scheint,

ist Platz für manchen Mund!“