Im Sidn schteht d Sunn am Mittag

Opus 428/ 1994

 

Kein Mensch weiß, wie ich leide, muss ich einer biederen Reimerei zuhören, etwa wenn ein braver Akademiker dem Volk meinte aufs Maul schauen zu müssen und dies in Versform bei vorweihnachtlichen Gemütlichkeiten dann übertrieben theatralisch vorträgt. Er­schreckt frage ich mich dann, ob ich derartiges viel­leicht auch schon verbrochen habe, blättere zu Hause dann ängstlich meine Aufzeichnungen durch und at­me erleichtert auf, wenn ich nichts dergleichen finde. Vor lauter Freude schreibe ich dann gleich ein beson­ders blödsinniges Lied und zahne dabei wie ein Holz­fuchs.

 

Im Sidn schteht d Sunn am Mittag,

im Westn schteht d Sunn aaf d Nacht,

und wos danach treibt, woaße ned,

woaß grod, dass im Ostn aafwacht.

 

Im Nordn sehgt mas ganz saejtn,

hobs saejba no niamois duat gsehng,

i waejs zwar ned schtua behauptn,

doch glaube im Nordn scheints weng.

 

D Ead waar a Kugl, kannst lesn,

i glaub, dass a Wüafe is,

denn untn im Toi, i zoig das,

woaße a ganz eeme Wies.

 

Und mia waarn vowandt mit de Affn,

hod a ganz Gscheida gsogt.

Des glaubt wea waej, i glaubs ned,

waa se a Aff niamois plogt!

 

A Ameisn oda a Impn

kannt eha vowandt mit uns sei!

Mia zahma wia se an ganzn Tog

irgendebbs ins Haisl ei.

 

Drei und drei, sogns, warn sechse.

s kann sei, i schtreit desweng ned.

I glaub das, wenns da so wichtig is

du bist as hoid scheins a so gweht.

 

A wengal a Luft braugst zum Schnaufa,

schnaufst ned, wiast blau im Gsicht.

A Luft braugst aa zum Singa

und zum Aafsogn vo am Gedicht.