Mia sand vom Woid dahoam

Opus 390/ 1985

(nach  der tradit.  Weise)

 

Nur ein verschwindend kleiner Teil der Demonstranten kam aus unserem Landkreis, an jenem klirrend kalten Tag im Februar 1985 in Schwandorf, als es gegen die Atomfabrik im Taxöldener Forst ging. Gerade ein Bus voll, also 40, 50 Menschen, etwa ein Zweitausendstel der Einwohner - wenn das kein Armutszeugnis war! Nun ging es ja nicht um irgend eine weltanschauliche Sache, sondern um eine Bedrohung, die bei einer Katastrophe ganz Ostbayern auf Jahrtausende hin unbewohnbar machen konnte. Was war nur los mit den Menschen. War ihre Passivität Ausdruck von Dummheit, Angst oder von Lethargie?

Ich hatte meine Diatonische im Rucksack, meinen Lederhandschuhen die Fingerkuppen abgeschnitten, um bei der Kälte spielen zu können, und ich hatte zwei Lieder geschrieben, die ich singen mußte. Irgendwie landete ich auch auf dem Podium vor den 40 000, und zwischen Robert Jungk, Otto Schily und Hubert Weinzierl trug ich meine "Wackersdorf-Gschtanzln" vor. Niemals zuvor habe ich solch mächtigen Beifall gespürt. Die alternativen Strophen zur folgenden Waldlerhymne, sang ich danach in einer überfüllten Gaststube am Stadtplatz. Und am folgenden Tag beide Stücke durch ein Megaphon beim Zwieseler Faschingszug...(denn: "Wackersdorf ist überall!")

 

Mia sand vom Wois dahoam,

des kennt a jeda glei,

wenns um unsa Hoamat geht,

dann samma mia dabei,

und wenns wen auschmian woin,

dann samma mia um d We,

mia sand vom Woid dahoam,

da Woid is schee!

 

Mia sand aaf Schwandorf zua

und meaßnd demonstrian,

gegn de Atomfabrik

meaß ma uns alle wiahn,

denn wenns die wirkle baun,

dann gehts uns allen schlecht,

drum meaß ma protestian

solangs no geht!

 

Und saejbst wenns Hackl schneibt

und wenns uns d Finga gfreat,

mia meaß ma heit aaf d Schtraß,

d Hoamat is uns des wert!

Wos soi ma sunst amoi

unsane Kinda song,

wenns uns späda nach

dem Wahnsinn frong.