Der Tag schien nicht so hell

Opus 375/ 1989

 

Als Maler habe ich - was mir erst hinterher bewusst wurde - die Geschichte der menschlichen Schrift nachvollzogen. Erst malte ich gegenständlich und hielt mir viel auf meine Fertigkeit zu gute. Dann ab­strahierte ich nach und nach, bis meine Bilder zu ei­ner Art Hieroglyphen wurden. Schließlich blieben nur noch Symbole, wenn man so will, eine Art Schriftzei­chen. Dann begann ich "Textbilder" zu malen, den was war abstrakter als ein Wort? Ich malte Worte auf die Leinwand und wurde vom Maler zum Schreiben­den.

 

Der Tag schien nicht so hell,

wenn lichter wär die Nacht,

und Tränen gibt es nur,

damit auch jemand lacht.

 

Und Berge sind nur hoch,

weil Tal, wohin man schaut,

und Stille liebt nur der,

dem voam Lauten graut.

 

Und Menschen sind nur kalt

weil Winter herrscht um sie.

Und ohne deine Liebe

kommt der Frühling nie.

 

Wer haßt und nicht verzeiht,

ist toter als ein Stein.

Er ist selbst unter Freunden

allein, allein, allein.

 

Freund, nütze deine Zeit

und laß sie dir nicht klaun!

Auch wenn dein Teller hoch,

du mußt darüber schaun!

 

Ich lieb der Sonne Licht und Wärme,

der Wolken Wasser im Gesicht,

ich hasse Hochmut, Neid und Zahlen,

und leide alles Unrecht nicht!