Menschen am Tresen

Opus 092/ 1976

 

Für ihn, sagt Günther,

ist das ganze Jahr Winter.

Er kann nicht mehr lachen,

Günther macht Sachen.

Er flucht und schimpft und ballt seine Faust,

er habe es satt, sagt er, ihm graust.

So habe ich ihn nie gekannt,

und Schuld hat das Fließband,

es bestimmt sein Leben,

er steht nur daneben.

Günther sagt, es kommt nichts mehr.

Sein Leben sei ohne Sinn und leer.

Für Essen und Wohnung sei zwar gesorgt,

fürs Auto hat er sich Geld geborgt.

Nun säuft er am Tresen

- das ists wohl gewesen.

 

Und Karl, mein Nachbar,

sitzt neben ihm in der Nachtbar.

Er trinkt aber nur Tee,

denn sein Magen tut weh.

Es geht ihm wie Günther,

das ganze Jahr Winter.

Seine Arbeit macht krank,

fürs Schuften der Dank.

Doch Karl kann nicht laut klagen,

er presst die Fäuste in den Magen.

Karl frisst alles rein,

er ist ein armes Schwein.

 

Mach gute Miene

als Diener einer Maschine!