Sperrmüll is in Kreizberg

Opus 054/ 1973

 

Schon als Kind hatte ich gerne in Gerümpelhaufen gestöbert, die irgendwo in die Büsche gekippt waren und dabei oft reiche Beute gemacht, denn oft trennten sich die Leute von Dingen, die sie geerbt hatten und mit denen sie nichts anzufangen wußten, oder einfach Dingen, die ihnen nichts mehr bedeuteten oder für die sie keinen Platz hatten. Ich bündelte etwa die federnden Stahlspangen alter Regenschirme zum weitschießenden Bogen für meine Armbrust, montierte brauchbare Fahrradteile ab, freuten mich über den Kupferdraht in Elektromotoren oder über brauchbares altes Werkzeug. Die größte Freude machten mir aber Bücherfunde und - es waren nicht die schlechtesten, die sich im Müll fanden!

Als es 1970 in Berlin mit dem Sperrmüll los ging, genierte ich mich nur kurz und war bald einer der eifrigsten "Sperrmüller", immer auf der Suche nach Einzigartigem. Wunderbarer Nebeneffekt war, dass ich so ganze Stadtteile zu Fuß abmarschierte und auf diese Weise große Ortskenntnis erlangte. Manche Dinge, die ich dabei fand, möchte ich auch heute, fast 30 Jahre später nicht missen.

 

Sperrmüll is in Kreizberg,

ois kannst ausse schtaejn.

Jeda kannses nehma,

neamnd braucht ebbsen schtaejn.

 

International

gehts zua aaf da Schtraß,

alle hamd a Freid,

nirgends gschpiast an Haß.

 

Sechne drimma Haffa

liegnd am Trotoa,

Kramure, Dreeg und Glump

und amend ebbs wertvois aa.

 

Wosd findst, des brauchst ned kaffa,

ament findst goa an Schatz,

doch leichta findtst Bettwanzn

und an toutn Ratz.

 

D Wohnungen sand zkloa,

es sammed se vaej o,

wegga mit dem Glump!

für andre taugts scho no!

 

Sovaej kann ma no braucha,

glei is sauba gmocht!

Zerscht howe me geniert,

dass wer üwa mi locht.

 

Wa vo obn aus de Fensta

schaun Hausbewohna zua,

und mancha schreit: mein Haffa

loßts ma fei in Ruah!

 

Oana zaaht an Sessl,

zwoa a Kanapee,

a Bua schreit: Papa schau,

des Fahrraal is no schee!

 

Voboagn in am Kufa

findte Literatua.

Mei, wia bringe die grod hoam!

Wia troge die denn nua?

 

Und dann der gflochtne Sessl,

a feine Rarität!

Mei, wenne grod an Schubkoan

oda a Waagl häd!

 

Zerscht zahre meine Biachl

frouh und schwitzad hoam,

schwaar weand meine Fiaß

und lahm weand meine Oam.

 

Doch fünf Minuten schpäda

bine wieda am We,

und schtöbad in de Haffa,

owe ned ebbs wertvois sehg.