Vorrede

Einer von Dylans größten Ohrwürmer ist ein ziemlich surrealer Song, mit nicht enden wollenden wirren Strophen, in die seine Fans damals in den Sechzigern alles mögliche Tiefsinnige hinein interpretierten. Als einer, der es nicht weiter als bis zu einem Kinderenglisch gebracht hat, blieben mir diese Deuterein erspart, für mich war Dylans Stimme daher mehr ein Instrument, das aber zwischendrinn nicht zu überhörende Namen und Begriffe ausspukte. In einem Interview hörte ich Dylan einmal über die Deuter und die nach einr geheimen Botschaft lechzenden Kopfmenschen spotten. Für mich der Anlass, mich dem Lied auf sehr triviale Art zu nähern und aus den Puzzleteilchen, die ich verstanden hatte, irgend einen sinnarmen Singsang in meiner Muttersprache zu reimen. Ich habe mich aber lange gescheut, diese Persiflage öffentlich anzubieten, bis ich einmal auf Youtube den Versuch einer wörtlichen Übersetzung von "Desolution Row" auf deutsch hörte. Das Gehörte war so holprig und sperrig, klang so gestelzt, dass ich nur auf eine falsche Übersetzung hoffen konnte. Ich las dann im Netz noch mehr Übersetzungen und beschloss, da ich mit dem Text nichts anfangen konnte, es im Originaltext nicht mehr zu singen, was ich gelegentlich gerne getan hatte. Da erinnerte ich mich an meine Interpretation und gestaltete die Reime ein wenig flüssiger. Und nun, zu Dylans Nobelpreis will ich so respektlos sein und stelle den Singsang hier zum Hören bereit. Ich warne aber jeden, der des Bayrischen nicht mächtig ist und nicht vorher zwei Maß Bier intus hat, es anzuhören. Ich meine, es steckt auch reichlich bayrischer Witz, den aber sicher nur Landsleute nachempfinden können. Bleibt die Frage, ob Dylans Lieder witzig sind, ich befürchte: eher nicht

 

Desolute Gstanzelei, MP3 sehr frei nach "Desolution Row"