17.02.2001

Reiche werden immer reicher

Auch in Deutschland werden die Reichen immer reicher und die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer. Zwischen 1996 und 1999 stieg die Anzahl der Reichen und Superreichen jährlich um 5,3 Prozent. Dabei wurden nicht mal alle Millionäre mitgerechnet, sondern nur die Euro-Millionäre. Insgesamt waren dies 1999 rund 365.000 Personen. Insgesamt verteilt sich - recht unterschiedlich - ein Vermögen von etwa 2.000 Milliarden Euro (knapp 4 Billionen Mark) auf diese Köpfe. Vielleicht ist es aber tatsächlich noch krasser, denn diese Zahlen stammen aus einer Untersuchung der beiden Finanz- und Beratungshäuser 'Merrill Lynch' sowie 'Cap Gemini Ernst & Young'. Auch innerhalb der Euro-Millionäre gibt es nochmal erhebliche Unterschiede: 3.700 Superreiche mit mehr als 30 Millionen Euro Vermögen (was über das Einkommen noch gar nichts sagt) verfügten Ende 1999 über zusammen 612 Milliarden Euro.

"Wir erwarten, dass sich das überdurchschnittliche Wachstum des Geldvermögens in den Händen von vermögenden und sehr vermögenden Privatanlegern in Deutschland weiter fortsetzen wird", gab Fabian Frohn von Cap Gemini Ernst & Young in Bad Homburg frohgemut bekannt. Vor allem der Börsenboom werde auch künftig das Geldvermögen der Superreichen kräftig anwachsen lassen, lautet das Fazit der vorgelegten Studie 'German Wealth Report 2000'. Für den Geldsegen sorge in beträchtlichem Umfang auch der zunehmende Verkauf von Familienunternehmen. Rund 320.000 Unternehmen - oder 20 Prozent der insgesamt 1,6 Millionen Familienunternehmen in Deutschland - suchen oder suchten im Zeitraum 1999 bis 2004 einen Nachfolger. Für etwa ein Viertel dürfte die Nachfolgeregelung durch einen Verkauf erfolgen.

Hinzu kommen neben dem generellen Börsenboom die steigende Zahl von Börsengängen sowie die Umschichtung von klassischen Vermögensanlagen - wie Sparbuch, Immobilien und fest verzinsliche Papiere - in höher rentierliche Investments wie Aktien und eigenkapitalähnliche Anlageformen. Auch die vermehrte Ausgabe von Aktien und Optionen an leitende Angestellte spielen bei der Geldvermehrung eine Rolle.

Im europäischen Vergleich erreicht die Bundesrepublik nach der Studie bei den Euro-Millionären mit einem Anteil von rund 30 Prozent am gesamten europäischen Vermögen eine dominierende Stellung. Die vergleichsweise hohe Konzentration wird mit dem Wirtschaftsaufschwung seit den 50er Jahren erklärt. Als besonders erfreulich heben die Autoren hervor, dass es hier zu Lande dennoch zu einer weitergestreuten Vermögensverteilung gekommen sei. "Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu anderen Ländern wie beispielsweise Großbritannien."

Nach Untersuchungen der Deutschen Bundesbank hat die ungleiche Verteilung der Geldvermögen in den 90er Jahren weiter zugenommen. Insgesamt hat sich danach das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland in den 90er Jahren auf fast 7 Billionen Mark verdoppelt. Vergleichen wir dies mit den eingangs genannten Zahlen verbleibt also für rund 81,6 Millionen Deutsche 3 Billionen Mark.

75 Prozent des Vermögenszuwachses resultierte aus echten Ersparnis-Gewinnen. Knapp ein Viertel beruhte aber auf Kurssteigerungen - mit Schwergewicht bei Aktien. "Demzufolge profitierten in erster Linie die Wertpapiersparer von den aufgelaufenen Kursgewinnen", so die Bundesbank. Diese Zuwächse müssen sich allerdings "sehr ungleich auf die einzelnen Haushalte verteilt haben".

Neben Geldanlagen verfügten die privaten Haushalte Ende 1999 noch über Sachvermögen in Höhe von 8,8 Billionen Mark. Dabei entfiel das Gros mit 7,5 Billionen Mark auf Wohnimmobilien. Nach Abzug von Schulden verfügten alle Privatpersonen in Deutschland zusammen über ein Reinvermögen von 14,6 (1998: 14,0) Billionen DM.

Harry Weber