Ehrverlust, Was die amerikanischen Untaten für uns alle bedeuten

(Auszug aus SZ vom 8./9. Mai 2004)

Die Bilder von amerikanischen Soldaten und Soldatinnen, die ihre schmutzigen Gelüste an irakischen Gefangenen ausleben, werden zurecht weltweit als Schande empfunden. Mit diesem (...) das Gefühl genau treffenden Begriff (...) hat die amerikanische Armee, aber darüber hinaus auch die Sache des Westens, welche sie zu vertreten vorgab, ihre Ehre verloren. Es ist über den eklatanten Rechtsbruch hinaus die sexuelle Färbung, die schmuddelige Klebrigkeit, das seelisch Abstoßende der fotografisch dokumentierten Vorgänge, welche diesen Ehrverlust erst vollständig macht. Schon als Betrachter fühlt man sich beschmutzt (...) Das ist also die Freiheit, die wir im Orient verbreiten wollen.

Wer als westlicher Bürger diesen Ehrverlust nicht persönlich spürt, hat keine Ehre im Leib. Und wer ihn spürt, den mußte bei den jüngsten Gesichtsverrenkungen des wie immer grauenvoll artikulierenden amerikanischen Präsidenten eine wilde Wut erfassen (...)

Gustav Seibt