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23.09.17 Etwas ausschweifende Grübelei oder Qual der Wahl

zu Jeder irrt für sich allein

Meine gegenwärtige Irritation geht so weit, dass ich – so kurz vor den Bundestagswahlen – nicht weiß, wen ich wählen soll oder ob ich überhaupt wählen gehe. Die SPD und die Grünen etwa, sind schon lange nicht mehr das kleinere Übel, wegen dem sie früher meine Stimme erhielten. Seit ihrer Unterstützung der neokolonialen Kriege der internationalen Räuberbanden von Hochfinanz, Rüstungsmafia, Energiekonzernen usw. sind sie für mich gestorben und sie sind, nach meinem Empfinden, nach anfänglicher Funktion als trojanisches Pferd, mittlerweile festes Instrumentarium des Übels, Nebelwerfer im besten Fall. Wer bleibt dann noch? Die Linken? Sie sind die Einzigen, die zumindest in Sachen Kriegseinsätze das permanante Aushebeln unserer Verfassung anprangern. Doch sind auch sie bestenfalls eine Art linker Jesuiten und ihr Denken fußt auf den dicken Büchern des Kopf- und Sprachverwirrers Karl Marx, der – offenbar im Auftrag der Obrigkeit - die Widerständler verwirrte und zersplitterte und sie auf ein Gleis umlenkte, das nur nach Wolkenkuckucksheim oder in die Hölle führte. Dabei behauptete er, er würde die Philosophie vom Kopf auf die Beine stellen. Mittlerweile, nach 150 Jahren, wissen wir, dass seine Jünger vieles andere auf den Kopf stellten, von denen die Zerstörung der Familie am schwersten wiegt. Einige seiner philosophischen Bausteine fand er bei Hegel, der von Schopenhauer leidenschaftlich als "Philosophaster" und Schwätzer verachtet wurde.
Offenbar braucht es zur Verwirrung der Menschheit immer ein dickes Buch voll unverständlichem Wortgedrechsel, das man nur wiedergeben kann, wenn man es auswendig lernt oder seine Phantasie spielen lässt. Brauchte die Katholische Kirche zur Verwirrung der Köpfe noch lateinisches Abrakadabra und stellte dem Neuen Testamant immer noch das Alte, mit den die Bergpredigt konterkarierenden hebräischen Schriften voraus, schaffte Marx es in deutscher Sprache vom Volk nicht gelesen zu werden, obwohl alle ehrfürchtig auf seine Schwarten deuten. Natürlich schreibt dies einer, der von den Marxschen Schriften – trotz langer Bemühung – nur wenig wirklich verstanden hat und daraus, von sich eingenommen, den Schluß zieht, dass es nicht mehr zu verstehen gibt. Aber als ich bei meinem aktuell letzten Versuch irgendwo in seiner Hauptschrift im Zusammenhang mit Feuerbach auf den Satz stieß: „Verbauern und versauern“, da legte ich den alten Marx endgültig in die Schublade mit den arroganten Schnösel, deren Wertsystem sich nicht vom Feudalen unterscheidet.
Linke wie Rechte wollen den starken Staat, um alles zu regeln und nichts zufälliger Entwicklung zu überlassen. Dazu braucht es bürokatische und militärische Werkzeuge, zur Umsetzung der ideologischen Ziele. Hier räume ich ein, dass ich selber in jungen Jahren hoffte, dass irgendeine tolerantere Form von Sozialismus, also nicht der sowjetische, chinesische oder mitteldeutsche, die Welt befrieden und ein wenig gerechter und sozialer machen könnte. Diese Hoffnung habe ich verloren. Aber – so wird sich der Leser jetzt fragen – braucht diese geldgesteuerte, räuberische Scheindemokratie nicht neue Regeln und zur Durchsetzung die Peitsche? Kann ein Land, das so sehr vom Handel mit der ganzen Welt lebt, sich einfach zurückziehen und ein wenig bescheidener und autarker leben? Ja - und würden das die internationalen Räuber überhaupt zulassen? Schließlich sollte sich herumgesprochen haben, dass jeder Versuch nicht mehr der Hochfinanz dienstbar zu sein und die internationalen Aktionäre am Verdienen zu hindern, vom Imperium immer mit Krieg bestraft wird. Und glaubt jemand, dass eine so verwöhnte, unselbstständige und am Konsumschnuller hängende Bevölkerung sich ohne erkennbare existentielle Not den Schnuller nehmen ließe? Ja -und wenn dann Überdruckventile, z.B. Einkaufen als Lebenssinn, Rasen auf der Autobahn oder Fernreisen, verschlossen würden, würde das den Kessel sprengen? Könnten sich 80 Millionen Verwöhnte still im eigenen Land verteilen und die neue Nähe ertragen? Ja - könnte die verbliebene Natur den Erholungsdruck der Großstädter überhaupt aushalten? Hier spätestens würde das Missverhältnis von Landfläche und Bevölkerungszahl ins Bewusstsein dringen.
Doch dieses Missverhältnis ist einigen noch immer nicht krass genug. Wenn man verfolgt, wie sogar Linke und Grüne über die menschenverachtende Zuwanderungspolitik der Regierung den Deckmantel der Barmherzigkeit breiten und so tun, als könne man die Bevölkerungsprobleme dieser Welt dadurch lösen, in dem man alle Mühseligen und Beladenen in Europa zusammenführt, dann zeigt das völlige Realitätsferne. Ich nenne nur den linken Wahlslogan "Bleiberecht für alle!" Kann man so einfältig sein, dass man die unkontrollierte Aufnahme von halben Völkern als Ausdruck von Humanität sehen kann? Vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen, etwa aus Kriegsgebieten, ist Ausdruck von Menschlichkeit, sie wie selbstverständlich auf Dauer integrieren zu wollen, werden moralischere Generationen vielleicht einmal als eine Art von Menschenraub beurteilen.
Haben Parteien, Medien und Wahlvolk völlig ausgeblendet, dass Merkel und Gauck die Fremden gelockt haben? „Wir sind ein Einwanderungsland!“ tönten sie im Chor mit der Industrie und deren Verbänden, die sich mit dem herbeigelockten Arbeitslosenheer Lohndrückerei versprachen. Und nebenbei wohl auch die Zerstörung der Sozialsysteme. Und wie konnten diese, verbal dem Humanismus verpflichteten Parteien nebenbei das Asylrecht für politisch Verfolgte zerstören, in dem sie es auf alle Migranten anwandten, obwohl nur ein kleiner Teil darunterfällt? Wo wollen sie die Grenze ziehen? Wie viele der zig Millionen Menschen, die nach besseren Chancen und mehr Wohlfahrt suchen wollen sie aufnehmen? Überladene Boote gehen unter. Ist das das Ziel Und wann hören sie auf bei wirtschaftlicher Räuberei und Kriegen mitzuhelfen, die schlimme Verhältnisse erzeugen?
Als allem menschlichen Herdentum schon immer skeptisch gegenüberstehender Mensch, falle ich vielleicht etwas aus dem Rahmen. Für Unsereinen kann es keine Partei geben, Leithammel, Fraktionszwang und fertige Phrasen sind uns ein Gräuel. Partei heißt immer Einseitigkeit und Fremdbestimmung und endet immer in Schützengraben und Wagenburg. Und doch, wie die Dinge heute liegen, nach zwei Legislaturperioden großer Koalition aus Union und SPD, sind die Linken die Einzigen, die abweichende Themen wenigstens ins Parlament einbringen und wenn es hundert Mal nur ein Feigenblatt für dieses völlig korrupte und fremdgesteuerte parlamentarische Theater darstellt. Also sollte man die Linken alleine aus taktischen Gründen wählen, auch weil man sich nicht vorstellen mag, dass auch noch Frau Wagenknechts Stimme verstummt, die zweifelsohne das Beste war, was das Parlament in den letzten Jahren zu hören bekam. Und doch bin ich ein gebranntes Kind vorsichtig geworden mit meinem Vertrauen, denn zu oft wurde ich schon enttäuscht. Etwa vom Kollegen Wolf Biermann, den ich in den Siebzigern einst sehr verehrte, auch Joschka Fischer hat mich in den Achtzigern beeindruckt. Was aus beiden geworden ist, brauche ich nicht näher ausführen, ich gehe davon aus, dass sie – vielleicht nicht von Anfang an – im Dienste von Onkel Sam standen.
Warum ich die Schwarzen und ihre Artverwandten nicht wählen kann, führe ich nicht weiter aus, da empfehle ich einfach meine gesammelten politischen Anmerkungen. Was also tun? Nichtwählen? Doch kann man dieses Politiktheater durch Nichtwählen bestrafen, solange das Votum der Nichtwähler nicht gewichtet wird? In den USA stören auch Wahlbeteiligungen unter 50 Prozent die demokratische Farce nicht und Herrn Altmeier hat den zur AfD hin Neigenden schon das Nichtwählen geraten...
Also wähle ich wieder das derzeit kleinste Übel oder helfe einer der Kleinparteien, dass sie zumindest nicht aussterben? Doch wenn man Trumps jüngste Drohung mit massenhaftem Völkermord als Strafe gegen Nordkorea hört, muss die Stimme auf jeden Fall eine Partei stärken, die Nato und Auslandseinsätze ablehnt.