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Gedanken zum Thema Verschwörungstheorien


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Verschwörungstheorien – eine Etikettierung für Erklärungen, die vom kritischen Hinterfragen von offensichtlichen Unwahrheiten bis zu paranoiden Glaubensätzen über Weltverschwörungen geheimer Mächte reicht. Wird heute gerne von Propagandisten der Macht als Kampfbegriff gegen jedes Hinterfragen von eingetrichterten Wahrheiten verspottet. Vermutlich aus taktischen Gründen werden diese Hinterfrager erst einmal nicht als ernsthafte Gegner einem Lager zuordnet, sondern man versucht sie durch die Apostrophierung als VT im Vorfeld als Spinner zu disqualifizieren und lächerlich zu machen. Vielleicht geschieht dies auch, weil VT oft nicht in die alten politischen Schubladen passen. Viele fühlen sich alleine der Aufklärung und Wahrheit verpflichtet und stehen über politischen Lagern. Damit können die „Verschwörer“ nicht umgehen, denn in ihrer Welt gibt es den Umstand nicht, dass jemand ohne Eigen- oder Gruppeninteresse agiert.

In freiheitlichen Gesellschaften versucht man die kritischen Meinungsäußerungen erst einmal nicht zu zensieren oder die Urheber gleich politisch zu bekämpfen und mundtod zu machen. Man versucht dies möglichst lange hinauszuschieben, in der Hoffnung dass die normale Desinformation in den Medien, die man ja weitgehend kontrolliert, ausreicht, Umdenken weiterer Kreise zu verhindern.

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Doch man kann bei der Definition der VT den Spieß auch umdrehen, umso leichter, je offensichtlicher eine etablierte Theorie als absichtliche Verschwörung gegen den Verstand erscheint.

So ist etwa die älteste und furchtbarste aller Verschwörungstheorien die, dass es hinter der realen Welt eine zweite Welt geben soll, in der Götter nach dem Tode auf uns warten und uns für unser Verhalten im wirklichen Leben zur Verantwortung ziehen.

Die zweite Verschwörungstheorie, mit der ersten eng verwandt, ist, dass diese Götter in unserer Welt Bodenpersonal beschäftigen, die uns als Dolmetscher den Götterwillen übersetzen und sagen, wie wir zu leben haben.

Doch wer könnte hinter dieser Verschwörung stecken? Wer hat einen Vorteil davon? Die weltliche Herrschaft natürlich und alle ihre Parasiten, die von dieser Mär gut leben und sich so Ordnungskräfte sparen. Und wer würde als Soldat schon sein Leben für einen Regenten oder ein Regime geben, wäre es ihm bis in seine letzte Körperfaser bewußt, dass er nur dieses eine Leben hat? (Dann gäbe es nur noch einen einzigen Grund, sein Leben zu opfern, wenn man es zum Schutz seiner Lieben tut und so wenigstens als Glied in einer Kette erhalten bleibt, ohne die es kein weiteres Glied mehr gäbe.)

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Neben der Strafe im Jenseits haben sich bei der Disziplinierung der Menschen durch Religionen bewährt:

1. Das Angstmachen mit der Botschaft, Gott würde alles sehen und

2. seine Fähigkeit die Welt zu vernichten.

Deshalb wurden diesen beiden „Sub-Verschwörungstheorien“ der Religionen weltliche Ableger zur Seite gestellt, nach dem Motto: „doppelt hält besser...“

Deshalb bemühen sich Regierungen, den Göttern gleich, siehe Punkt 1, alles zu sehen und zu hören.

Die klassischen Mittel hierfür waren und sind: Hierarchisierung der Menschen und das gegenseitige Bespitzeln und Ausspielen mit der Belohnung der Verräter, („Zerteile die Leute und herrsche“), die geradezu geniale Teufelei des Beichtstuhls, in dem man die Gläubigen dazu bringt sich selber zu verraten, ihnen dann Vergebung versprechend u.a.

Mit der Schaffung elektronischer Kommunikationsmittel wurden neue Abhörmöglichkeiten geschaffen, Telefon, Funk, Internet, denen sich keiner entziehen kann. Natürlich mit Einschränkungen, denn die dabei entstandene Lawine an Emails, Kurzmitteilungen und belanglosem Gequatsche, ist tatsächlich nicht zu kontrollieren. Aber es geht ja wohl vor allem um die Suggerierung der Existenz allumfassender Kontrolle.

Noch wichtiger ist aber die Schaffung einer Angst (siehe Punkt 2) vor völliger Vernichtung schon im Diesseits. Gott schickte die Sintflut oder das Feuer über Sodom und Gomorrha und die weltlichen Herrscher bemühten sich immer furchterregende Vernichtungswaffen zu entwickeln und Exempel an renitenten Völkern zu statuieren. Dass sie es beim Massenmorden von Völkern zu großer Meisterschaft gebracht haben, bezeugt die Geschichte. Und die furchtbarsten Massenschlächter gehörten und gehören ausgerechnet zu jener Religion, die sich die Feindesliebe auf die Fahnen geschrieben hat.

Die größte aller diesseitigen Drohungen geht von den Atombomben aus. Doch gibt es sie wirklich oder sind sie so real wie der Götterglaube, ein Popanz, den sich Verschwörer ausgedacht haben? Man getraut es sich kaum niederzuschreiben, aber es gibt Menschen, die dieses mit viel Detailwissen behaupten. Als einer aus jener Generation, die mit diesem Schreckensbild sein Leben lang in Angst und Geiselhaft gehalten wurde, mag man sich darauf erst gar nicht einlassen. Doch wer es doch tut, wird danach nicht mehr ohne Zweifel sein.

Man kann dagegen halten, dass die Angst vor atomarem Holocaust für 70 Jahre Frieden gesorgt hat. Was so auch nur für einige Weltregionen stimmt, denn alleine die Amis sollen in der Zeit auf konventionelle Art bis zu 30 Millionen Menschen getötet haben. (Prof. Mausfeld „Warum schweigen die Lämmer?“).(mehr..)

Doch hätte eine derart skrupellose Macht wirklich auf ihre Wunderwaffe verzichtet? Ich glaube nicht, genausowenig wie sie fast ein halbes Jahrhundert den Mond nicht mehr besuchten, eine Leistung der sie sich rühmen, gegen die es aber auch ernsthafte Argumente gibt. Aber - sie haben die Atombomben doch auch in Hiroshima und Nagasaki eingesetzt...! Nun, diesem Punkt widmet sich die beschriebene Abhandlung ausführlich. Kurzfassung: Die beiden Städte wurden mit herkömmlichen Höllenbomben ausradiert, so wie auch Tokio schon zuvor. Aber lesen sie selber: Link

Sollten die Religionen und die Atombombe tatsächlich nur als Greuelmärchen existieren, fragt man sich, hat man uns noch mehr Bären aufgebunden, damit wir nicht zu übermütig werden und nicht an den gegenwärtigen Machtverhältnissen rütteln? Und es würde auch bedeuten, dass alle Atommächte die Wahrheit kennen, also alle Mächte im Weltsicherheitsrat, dazu Indien, Pakistan, Nordkorea, Israel. Sollte das der Grund sein, dass man den Iran nicht in diesen erlauchten Kreis der „Wissenden“ aufnehmen will, weil man ihm dann alles zugestehen muss, nur damit er schweigt? Und wieviele unterdrückte Sklavenvölker würden sich dann erheben, wieviele Vasallen den Imperien davonlaufen?

Ich habe nicht den technischen Verstand zu beurteilen, ob Atombomben überhaupt funktionieren können. Doch ihre zivilen Varianten, die Atomreaktoren, tun es in jedem Fall und sie erzeugen dabei genug Plutonium, Strontium, Cäsium und weiß der Teufel was noch alles an lebensfeindlichen Stoffen, mit Halbwertzeiten vom Zigfachen der menschlichen Geschichte, die – wenn sie wie in Tschernobyl nach Reaktorschmelze und Hitzeexplosionen die Spaltprodukte in die Atmosphäre reißen -  ganze Landstriche oder vielleicht sogar den ganzen Planeten unbewohnbar machen können.

Als Leiter pädagogischer und sozialer Einrichtungen habe ich mich – ohne es gelehrt bekommen zu haben – instinktiv einige Male des Tricks des Übertreibens in der Schilderung von üblen Vorfällen bedient, um Stimmung bei Versammlung zu erzeugen und den Übeltätern zu demonstrieren, dass sie alleine stehen. Man macht es einmal und hat er Erfolg damit und deshalb macht man es auch ein zweites Mal und ein drittes Mal... Und irgendwie schäme ich mich auch nicht richtig dafür, denn es hat niemandem geschadet und doch Schaden und Ärger abgewendet. Manchmal war es auch nicht übertrieben, sondern nur das, was Lernpsychologen als „Lernen am Modell“ bezeichnen. Man schildert Schülern reale Vorkommnisse und versucht Lernprozesse, die andere damit gemacht haben, auch bei ihnen in Gang zu setzen und so ihre Wiederholung zu verhindern. Und weil ich diese Tricks und Vorgehensweise kenne, erkenne ich sie auch meistens, wenn andere sie anwenden. Und in der Politik sind diese Manipulationen weitverbreitet. Man überzeichnet Geschehnisse, spinnt Märchen herum und hat oft Erfolg damit. Dazu bedient man sich der hörigen Medien, die es in jedes Haus und alle Köpfe tragen. Man multipliziert den Effekt durch Spielfilme und gesteuerte Talkshows u.a. So werden Mücken zu Elefanten aufgeblasen, Sündenböcke kreiert, Wahlkämpfe gewonnen und sogar Kriege begonnen.

Und hier sind wir wieder bei Verschwörungstheorien, die tatsächliche oder vermutete Verschwörungen aufdecken wollen. Nach meinem Kenntnisstand war es vermutlich bei den meisten Kriegen so und Lügen über die Kriegsnotwendigkeit fester Bestandteil jeder Kriegsführung sind. Selbst in groberen Zeiten hat man es vermieden die eigenen Raubinteressen klar auszusprechen, immer hat man dem Volk eine „schöne Helena“ als Kriegsgrund vorgegauckelt: Man mußte eine Schmach tilgen, einer Bedrohung durch Angriff zuvorkommen, die Gegner dämonisieren, ihnen irgendwelche unverzeihlichen Verbrechen in die Schuhe schieben oder, in neuerer Zeit, altruistische Ziele vormachen, etwa fremde Völker vor ihren Tyrannen schützen, Minderheiten befreien, Frauenrechte herstellen, Demokratie einführen usw. Massenmord also als eine Art therapeutische Maßnahme... Natürlich ging es in allen Fällen um geostrategische oder wirtschaftlichen Interessen, immer um den eigenen Vorteil oder besser, um den Vorteil von Feudalherrn, Funktionären, Oligarchen, Trusts oder Plutokraten.

Ich will hier nicht die einzelnen Versuche vorgeschobene Kriegsgründe zu entkräften nachzeichnen, im Internet finden sich da beinah für jeden Krieg überzeugende Exempel. Egon Bahrs Aussage (der gewiss alles andere als ein VT war) zu diesem Thema soll genügen: „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht immer um Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“

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