www.hgeiss.de

26.06.20 Die Sache mit der Ethik

zu "Ich hoffe, dass das Nichtessen von Tieren zur Normalität wird"

Viele Gegenden der Erde konnten nur durch Tierhaltung besiedelt werden, also in dem man Weidetieren die Nahrung fressen ließ, die die Topografie und das Klima hergeben, also Gras, Blätter, Zweige, Rinde. Auch wenn die Menschen sich in der Hauptsache von der Milch und ihren Produkten ernährten, Weidetiere geben nur Milch, wenn sie Kälber oder Kitze bekommen. Was tun also mit dem Nachwuchs? Beerdigen? Mit einigen kann man alte Tiere ersetzen, die übrigen werden seit jeher geschlachtet, weil die Herden sonst zu groß würden. In rauen Gegenden ist Getreideanbau zudem kaum möglich, Kartoffeln erfrieren oft, grad wie in vielen Jahren die Obstblüte. Und selbst wenn nicht, Obst und Gemüse sind nur bedingt lagerfähig und taugen nur als Beikost. Auch alle Nomadenvölker waren auf tierische Produkte angewiesen, um überleben zu können. Aber klar, das galt alles nur in Selbstversorgerzeiten, heute kommt die Nahrung ja aus dem Supermarkt…
Doch wer deren Gestehung ein wenig durchdenkt, etwa die Lieferwege um den halben Globus und die Bedingungen der intensiven Chemo-Landwirtschaft, wird auch in ethische Konflikte kommen.

Man sollte sich vielleicht besser fragen, ob eine Ethik, die nur im Rahmen künstlicher und teilweise extrem schädlicher Bedingungen existieren kann, überhaupt Ethik genannt werden kann. Ist dagegen eine Ethik, die auf artgerechten Haltungsbedingungen von Nutztieren baut und auch ihre Schlachtung mit einbezieht, nicht eine Ethik, die uns mehr angemessen ist? Um nicht missverstanden zu werden: Ich rede hier keinem maßlosen Konsum tierischer Produkte das Wort, das meiste, was wir essen, sollte pflanzlichen Ursprungs sein. Die Ernährung der Weltbevölkerung aber nur auf pflanzlicher Basis, ist nur im Takatukaland möglich.

 

27.06.20 Re: Die Sache mit der Ethik

Eine Frage, die bei solchen Diskussionen nie gestellt wird, ist eine zutiefst existenzielle. Ist es besser nicht geboren zu werden, als irgendwann anderen Lebewesen als Nahrung zu dienen? Wird das bejaht, bedeutet das, zig Millionen Tiere würden jedes Jahr gar nicht geboren oder ausgebrütet. Also Nichtleben wäre dem Leben vorzuziehen, die Natur wäre völlig falsch gepolt und müsste nach der Einfalt (?) von Moralisten neu organisiert werden. Gewiss würde dies alles ausgelöst durch ein bewundernswertes Mitgefühl, das alleine der Mensch entwickeln kann.

Doch lasst uns die Konsequenzen dieser Einmaligkeit durchspielen. Würde das nicht auch die Schaf- und Rinderherden betreffen, die ein ziemlich anständiges Kuh- oder Schafsleben leben? Oder die freilaufenden Bauernhoftiere, die über ihr Sein und Nichtsein gewiss anders urteilen würden? Veganer, die die Welt beherrschen, würden also die Nutztiere vor dem Leben bewahren. Warum? Weil diese irgendwann einen kurzen schmerzlosen Tod erleiden? Weil das Verspeisen von Tieren diese zur Ware macht? Ein schwieriges Thema, das uns immer irgendwie schuldig macht, egal wie wir es drehen und wenden.
Darum – ich wiederhole mich – lasst uns nach einem möglichst hohen pflanzlichen Anteil unserer Nahrung streben und den Nutztieren ein artgerechtes Leben und einen schmerzfreien Tod ermöglichen, also Verbot von Massentierhaltung und Schächtung.

Und noch zwei Anmerkungen: Für manchen von uns würde das Leben ohne Nutztiere sehr arm werden, denn wir leben in enger Symbiose mit ihnen und wir verdrängen ihre Schlachtung vollkommen. Die zweite: Vegetarismus macht Menschen nicht unbedingt, und schon gar nicht automatisch, menschlicher. Der Massenmörder Hitler war bekanntlich Vegetarier.