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24. Februar 2016 10:37

Wo gibt es gelungene multi-ethnische Staatsgebilde?

Der Staat Jugoslawien stand dem strategischen Entwurf der USA im Wege
hgeiss (122 Beiträge seit 06.08.14)

Verstehe deinen Schluss nicht. Wenn es stimmen sollte, dass
Jugoslawien als multiethnisches Stastsgebilde gescheitert ist, bzw.
nur durch Titos harte Faust zusammengehalten werden konnte, dann kann
ich daran nur ablesen, dass multiethnische Zwangsbeglückungen einfach
nicht klappen. Es funktioniert nirgendwo, selbst in den USA, dem
Mutterland der Vielvölkerei, ist diese humane Idee leider
gescheitert. Es gibt kompatible Ethnien und Völker, bei denen es
klappt und andere, bei denen es überhaupt nicht klappt, wobei die
Hautfarbe das vielleicht am wenigsten Trennende ist. Das Trennenste
sind Religionen, Besitzverhältnisse und Ideologien. Auch aus diesem
Grund ist Globalisierung der reine Wahnsinn, aus ökologischer Sicht
sowieso. Auch die EU kann nur überleben, wenn sie den Regionen und
Völkern ihre gewachsene Vielfalt und Selbstständigkeit lässt und
nicht über einen Kamm schert und durch immer neue Verordnungen und
Gesetze die Mitbestimmungsmöglichkeiten und damit die Demokratie
raubt. Small ist beautiful und quasi alternativlos, jede Art von
Zentralismus ist gegen die Natur, dessen System dezentral angelegt
ist und sich als einziges System auf die Dauer bewährt hat. Ich
glaube, dass diesen Gedanken Frederik Vester schon in den Siebzigern
formuliert hat. 
Übrigens sehe ich es nicht, dass diese dem Menschen offenbar gemäße
Regionalität und sein Bedürfnis nach überschaubaren Strukturen und
eigener Kultur immer in Nationalismus enden muss. Letzterer ist eine
schlimme Menschenkrankheit, die vielleicht verschwindet, wenn die
krankmachenden Bedingungen verschwinden.

 

Darauf kam die Antwort von "Wednesday": Von "Zwangsbeglückung" sprechen Faschos/Nazis/Rassist_innen. Geh woanders hetzen. Solche wie du haben Yu mit zerstört während der
Balkankriege-> Ustasa, Cetniks und Salafisten.

 

Meine Antwort darauf:

24. Februar 2016 21:32

Re: "Wednesday"

hgeiss (123 Beiträge seit 06.08.14)

Du solltest dir meinen Beitrag noch einmal durchlesen. Aber du hast
dir einen Begriff, der noch dazu im Konjunktiv formuliert war und
sich auf die Aussage eines Forenten bezog, herausgepickt um deine
Polemik los zu werden. Dass trotzdem dann soviele eingeloggte Leser
ihre roten Karten gezückt haben, enttäuscht mich, denn TP-Leser
können erfahrungsgemäß Texte schon richtig beurteilen. 
Ich habe übrigens als einer der wenigen in meiner Region den
Nato-Krieg gegen Serbien von Anfang an öffentlich in mehreren
Kommentaren verurteilt und damit viele Freunde vor den Kopf gestoßen,
die auf Fischers und Scharpings Kriegspropaganda hereingefallen sind.
Ich habe es damals sehr bedauert, dass der multi-ethnische
Balkanstaat von den "Zwangsbeglückern" USA und seinen Vasallen
zerstört wurde. Vor allem der Einsatz der Einsatz der
"Verteidungsarmee" Bundeswehr und die Lügen vom Krieg aus humanitären
Gründen, haben mir viele Hoffungen zerstört.  
Aus meinen weiteren Zeilen geht wohl klar hervor, dass ich
"Zwangsbeglückungen" durch jede Form von Imperialismus ablehne und
ich eine Vielfalt an Kulturen und Völkern bevorzuge, was ja wohl
deutlich genug von mir formuliert wurde. Titos Vielvölkerstaat habe
ich aber nie als Imperialismus verstanden, im Gegenteil muss man ihn
aus seinem Widerstand gegen die Naziherrschaft verstehen. Jugoslawien
war damals wirklich die realisierte Hoffnung auf friedliches
Zusammenleben von ehemaligen Kontrahenten. Aber diese Hoffnung wurde
aus geostrategischen Motiven vom Westen zerschlagen. 
Mir für meine Ausführungen mit der "Faschos/Nazis/Rassistenkeule" zu
kommen, sagt viel über dich und dein Weltbild aus, ja, und auch über
deine Geschichtskenntnis, denn gerade jene wollten ja die Welt mit
ihrer Gewaltherrschaft "beglücken". Aber vielleicht bist du
Auftragsschreiber, dessen Auftrag es ist, jede begründete Zeile gegen
Globalisierung und neue Weltordnung in schiefes Licht rücken müssen,
vor allem wenn sie sachlich ohne Schaum vorm Mund vorgetragen wird..
-------------
Nachtrag: 
Später, nach der gewaltsamen Zerstörung Jugoslawiens durch das
westliche Imperium habe ich aber sehr wohl zur Kenntnis genommen,
dass auch 40 Jahre Zusammenleben nicht genügt haben, damit sich
ehemalige Nachbar, Freunde und Kollegen nicht gegenseitig an die
Gurgel gingen. Das macht wenig Hoffnung, auf eine friedliche
multi-ethnische Zukunft. 

 

26. Februar 2016 21:14

Re: Völkische "Hetzpropaganda". Gegenrede gegen "demon-driver"

hgeiss (128 Beiträge seit 06.08.14)

Zitat Überschrift von "demon-driver: "Völkische Hetzpropaganda. Es
gibt überhaupt keine nicht-multi-ethnischen Staaten"

Pauschal betrachtet hat „demon-driver“ recht, es gibt wohl wirklich
keine nicht-multiethnischen Staaten, von ein paar Hirten- und
Jägervölkern abgesehen. Multi-ethnisch bedeutet aber in vielen
Fällen, dass die Ethnien, Religionen oder was immer auch,
nebeneinander her leben, oft in Ghettos, die wie kleine Staaten im
Staat wirken und sich der Kultur des Gastlandes verweigern. 
Ich weiß nicht, ob dafür wirklich der Begriff "multi-ethnisch"
treffend ist, denn so entsteht ein Abbild der Welt auf nationaler
Ebene. Gelungene Integration sieht anders aus. Weil frühere Kriege,
vor allem aber die Folgen des Imperialismus, diese Ghettoisierung
hinterließen, haben wir damit genug zu tun, diese Zersplitterungen
für die Nachgeborenen erträglich zu machen. Mutwillig neue zu
schaffen, sollten wir aber möglichst vermeiden, denn das würde die
weitere Abschottung fördern. In Krisenzeiten leiten Staatsführer den
latenten Volksgroll seit jeher gegen diese Minderheiten um,
missbrauchen sie als Sündenböcke und nehmen so quasi Druck aus dem
Kessel. Wenn das nicht reicht, bedeutet das oft Krieg und die im
Kleinen bereits eingeübte Bekämpfung fremder Ethnien im großen
Stil... 
Schwer erträglich ist es auch, wenn die sich abschottenden Ethnien
oder Religionen, die ansonsten die im Staat üblichen Regeln und
Sitten strikt ablehnen, nur ihre eigene Sprache sprechen, ihren
Kindern Heirat mit den Landeskindern oder aus anderen Minderheiten
verbieten und alles ablehnen, bis auf die sozialen Alimentierungen. 

Doch beim eigentlichen Thema der Unterdebatte ging es um
Zwangsvereinigungen durch dominierende Nachbarn oder neoimperiale
"Eingemeindungen ganzer Länder" und die Entrechtung der Betroffenen
durch rechtliche, wirtschaftliche und kulturell gleichmacherische
"Oberregie" von Imperien, die zur Verhöhnung der Bevölkerung, anders
als etwa im Römischen Reich, auch noch als Demokratie verkauft wird.