Gierseilfähre Mariaposching

Gierseilfähre Mariaposching

 

Die Donaufähre zwischen Maria- und Stephanposching ist auf 150 Flusskilometer die einzige Gierseilfähre auf der niederbayerischen Donau, also eine Fähre, die ohne Motor, nur durch die Strömung getrieben wird und lautlos - manche sagen "magisch" - über das Wasser gleitet. Der Holländer Hendrik Heuck hat 1657 diesen genialen Fährtyp erfunden. Den Donauübergang gibt es mindestens seit der Römerzeit, als die Donau noch der Grenzfluss zwischen der Provinz Rätien und dem „Barbarenland war, wo die wilden Kelten und Germanen lebten... Es deutet einiges darauf hin, dass in „Pousching“ die Nibelungen auf ihrem Zug zu König Etzel die Donauseite gewechselt haben, aber so ganz genau weiß man es nicht. In jedem Fall ist das Land an der Donau uraltes Besiedlungsgebiet, in dem immer wieder jahrtausendealte Artefakte gefunden werden. Die Sonnenhänge des angrenzenden Vorwalds zwischen Regensburg und Passau waren einmal die Heimat des Baiernweins und die "Obstschüsseln" Niederbayerns. Poschings erste urkundliche Erwähnung ist auf das Jahr 748 datiert; damals soll am linken Donau-Ufer, also beim heutigen Mariaposching, ein Herzogshof ”Pasuhhinga“ gestanden haben. Der spätere Namenszusatz geht auf christliche Schutzheilige zurück.

Für Touristen, die nur durchfahren, ist der Fährmann, der hier „Überfahrer“ heißt, das personifizierte Niederbayern. Seine Aufgaben sind ungeheuer vielseitig, auch wenn die Aufgabe zu manchen Zeiten einen geruhsamen Eindruck macht. Zuerst ist der Überfahrer ein Schiffer, auf den hundertprozentig Verlass sein muss, der mit allen Widrigkeiten des Wetters und des großen Stromes zurechtkommen muss. Dann braucht er nicht wenig Muskelkraft und physikalisches Verständnis, um die Fähre, auf die Fahrzeuge mit 12 Tonnen passen, von den Ufern abzustossen. Neben dem Fahrkartenverkauf ist er auch der Ansprechpartner für Fragen aller Art, nicht nur wenn ein ungebildeter Reisender die Donau für die Wolga hält und die blaue Bergkette des „Nordwaldes“ für die Alpen... Viele, die das Navi an die Donau führte, sind zuvor lange Strecken über die Straße gebrettert und dann stehen sie urplötzlich, fast außerhalb der Zeit und warten bis die Fähre kommt, und sie kommt immer, wenn Bedarf ist. Es ist still, nur die Möven schreien und der Kuckuck ruft im Auwald. Dann ein leises Rauschen und die Fähre legt an und dann entschleunigt sich das Leben, die Reisenden fallen für die Dauer der Überfahrt "aus der Zeit". Manche sagen danach, das war wie ein Kurzurlaub und dass sie sich an das Erlebnis noch lange erinnern werden.

 

© Text: Helmut Josef Geiss        www.hgeiss.de