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Gedanken über die wünschenswerte Entwicklung unser Heimat

Zu den Berichten über die Schaffung einer Landkreis- GmbH zur Tourismusförderung

Mit der Installierung von weiteren "beschränkt haftenden" Firmen zur Vermarktung unserer Heimat, würde der Zug in eine Richtung geschickt, die am Ende für uns gar nicht sinnvoll ist, nicht nur wegen der beschränkten Haftung, sondern weil diese leicht eine Eigendynamik entwickeln, die nicht im Interesse der Bürger sein kann. Weil dies etwa im besonderen Fall von Bodenmais die Übernachtungszahlen gesteigert hat, muss es noch lange nicht auch auf Landkreisebene klappen und man muß auch klären, ob man eine Vermarktung wie in Bodenmais überhaupt leisten kann oder will, und ob nicht ein Ort, der sich auf diese Weise verkauft, genug ist oder ob man mit zu vielen populistischen Aktionen nicht dem Ansehen der Region schadet. In Bodenmais sind zudem viele günstige Faktoren zusammengekommen, etwa eine lange touristische Tradition, eine wunderschöne Lage, die Nähe zu schneesicheren Gebieten, das Silberbergwerk usw.

Auch die Etikettierung als „Arber-Landkreis“ ist zu hinterfragen, auch wenn der Berg wegen seinem Bekanntheitsgrad ins Auge springt. Wenn ich aber den geschundensten Berg unserer Heimat als Logo wähle, erhebe ich ihn quasi zum Programm, das aber, wie die Zentrierung auf alpines Skifahren überhaupt nicht die Region spiegelt und auch alles andere als zukunftweisend ist, nicht nur wegen der zunehmend schneeärmeren Winter. Das ist eher ein Abklatsch verfehlter Tourismuspolitik aus Oberbayern.

Auch eine nur auf einen Landkreis bezogene Vermarktung ist vielleicht ein  Fehler, denn wir müssen Anreize für die Entwicklung der ganzen Region setzen und diese reicht von der Wasserscheide am Grenzkamm bis zur Donau, von Regensburg bis zum Mühlviertel, aus geologischen, historischen, sprachlichen und kulturellen Gründen. Die Etikettierung der Region als "Ostbayern" war aber wirklich unglücklich gewählt.
"Donau und Wald“ dagegen gäben der Phantasie Raum und laden dazu ein, dass vor dem geistigen Auge der Großstädter Bilder vom „bayerische Amazonas“ mit seinen Stränden auftauchen, dahinter die (noch zu entwickelnde) "Bayerische Riviera", der klimatisch so begünstigten Sonnenseite des Vorwald mit seinen  „Obstschüsseln und Weinbergen", (auch hier ist noch sehr vieles zu entwickeln...) Dahinter die laubwaldreichen Höhen der Donauberge und dahinter hügeliges Bauernland, mit saftigen Weiden, die so leicht wieder zu Blütenmeeren zurückentwickelt werden könnten, mit blühenden Hecken und einer vielfältigen Landwirtschaft. Mehr Weidehaltung, flächengebundenes Wirtschaften, Selbstvermarktung von regionalen und sajsonalen Produkten und Ausbau von Urlaub auf den Höfen und Dorfverschönerungen könnte hier noch einiges verbessern. Schließlich dann der Höhepunkt: der Grenzkamm des „Nordwaldes“ - auch eine uralte Etikettierung unseres Waldes, der geheimnisvoll klingt und die Phantasie beflügelt - mit seinen Urwäldern und hohen Bergen, vom Hohen Bogen bis zum Plöckenstein.

Wandertouren auf den Spuren der uralten Saumpfade von der Donau nach Böhmen, entlang des Grenzkammes und der Vorberge von der Käsplattn bis zum Brotjacklriegl – könnten zum Inbegriff dessen werden, nach dem sich Städter sehnen, mit Wirtshäusern und Biergärten, deren Gastfreundlichkeit und Speisen man nie mehr vergisst... (Was Gastronomiepersonal verlangt, das seine Gäste liebt, diese armen von der Großstadt geschundenen Wesen..., und nicht nur kassieren will und den Gast am Liebsten abreisen sieht...)  

Manche meinen heute, wir könnten ungestraft alles sein: Ballermann, Wander-und Erholungsland, Industriegebiet und Gülledeponie für importiertes Kraftfutter, Skizirkus, Supermarkt, Manövergebiet und Nationalpark usf. Gewiss, unsere Städtchen werden vielleicht immer von allem ein wenig sein müssen und können es auch, denn Gewerbe werden sich bei uns niemals wegen schneller Straßen ansiedeln, sondern weil es zuverlässige und gut qualifizierte Menschen gibt, die als Pendler große Kompetenzen erworben haben. Und doch sollten wir erkennen, wo unser Hauptbroterwerb auf die Dauer nur liegen kann und wir müssen zusehen, dass die anderen Bereiche sich bescheiden und ihre Lobbyisten keine mit dem Haupterwerb unvereinbare Dinge fordern, etwa zerstörerischen Straßenbau und Transitverkehr.  

Heute lebt die Mehrzahl der Menschen in den großen Städten, unter unwirtlichsten, ja oft menschenwidrigsten Bedingungen: naturfern, inmitten grauer Häuserschluchten, in menschlicher Isolierung, ja, in Menschenmassenhaltung – unfrei und abhängig  in jeder Beziehung. Da träumt man von einem Urlaub in anderer Umgebung: naturnah, urig, nach menschlichem Maß organisiert, herzlich. Das ist unsere Chance! Aber nur, wenn wir uns nicht selber den Lebensbedingungen in den Städten immer mehr annähern, sondern umgekehrt die Gestaltung unseres Landes den Träumen der Städter. Der Kompass dafür können wir selbst sein, denn wenn wir uns wohlfühlen, werden es erst recht die armen Städter tun.

Was wir dabei ganz gewiß nicht brauchen ist Durchgangsverkehr, ist zuviel Teer und Beton, ist Gesichtslosigkeit, die alle auch zu Hause haben. Sollten wir uns nicht darauf einigen können?

 

Vorbetrachtung zum Thema

Ein Hotelier aus dem Salzkammergut sagte in einem Filmbericht, sein Tal hatte das Glück, dass man den Bauwahn der achtziger Jahre verschlafen hat. Nur so konnte sich die Region mit Verstand zu dem entwickeln, was heute die Urlauber so schätzen: ein sanfter, naturnaher Tourismus ohne billigem Remmidemmi und verkitschter Volkstümelei. Man sei sich so selber treu geblieben, habe das gute Alte bewahrt, das schlechte verbessert, sinnvolle Entwicklungen unterstützt und weiterentwickelt.

Das könnte auch unser Rezept sein. Doch durch eine Ideologie von falsch verstandener Modernität und Fortschrittsgläubigkeit, Bauernschlauheit, Provinzialität und nackter Geldgier wurde bei uns schon soviel zerstört und es soll noch immer weitergehen. Dabei nehmen Urlauber gerne eine etwas anstrengendere Anreise in Kauf, wenn sie dann Ferien in einer naturnahen, kleinstrukturierten, originären Gegend verleben dürfen, so wie sie sie sich immer erträumen, zu Hause in ihren grauen, gesichtslosen Asphalt- und Betonwüsten.

Nehmen wir meine Heimatstadt Zwiesel. An ihrer wunderschönen Lage im Tal der beiden Regen, eingesäumt von malerischen Bergen, hat sich zum Glück nichts verändert. Auch in der Stadt gibt es noch viele reizvolle Ecken, andere sind für immer verschwunden. Es wurde begradigt, abgerissen, geteert und beinahe alle, das Stadtbild einmal so zierenden Großbäume gefällt. Auch die typischen kleinen Gewerbe und Läden in der Innenstadt haben fast alle das Handtuch geworfen, weil man vor den Toren der Stadt einen Supermarkt nach dem anderen angesiedelt hat, mit denen man nicht konkurieren konnte. Hässliche Gewerbegebiete wurden über die Stadt verstreut und damit die wunderbaren Talauen zerstört- und es geht noch immer so weiter, siehe die neu gebilligten Baupläne an der Lohmannmühle, noch eine Riesenhalle, unmittelbar am Kleinen Regen. Statt eine innerstädtische Umgehung zu bauen, hat man sich Anfang der Achtziger Jahre einen sieben Kilometer langen Highway aufschwatzen lassen, hat Hochtrassen auf- und Täler zugeschüttet und will noch immer weitermachen und durch neue Straßentrassen noch mehr Transitverkehr durchleiten. Und das Enttäuschendste - es gibt praktisch keine Opposition dazu. Ob CSU, SPD oder freie Wähler: sie alle wollen Straßen, zum Teil aus dem hirnrissigen Grund, weil sonst andere die Zuschüsse kassieren würden. Ein paar Grüne sind auch dagegen, aber bislang fast nicht zu hören. Dann gibt es noch ein paar direkt durch neue Trassen betroffene Anwohner, etwas im Schwarzach- oder Rinchnachtal, die Angst um ihre Heimat und ihre Existenz als Bauer haben, doch immer finden sich auch Anwohner, die sich durch einen Straßenbau Vorteile versprechen und ihren Namen als Speerspitze für die „Koalition der Straßenbauwilligen“ hergeben, zu der leider auch Landrat Adam gehört. Und dann gibt es noch mich, den lästigen Barden, der seit über dreißig Jahren mit Liedern und Leserbriefen vor weiterer Heimatzerstörung warnt und sich in letzter Zeit regelmäßig als "ultra-grüner Fundamentalist“ und „ewig meckernder, oberlehrerhafter Besserwisser“ beschimpfen lassen muß. Vielleicht sind diese wenig schmeichelhaften "Prädikate" auch berechtigt und ich weiß selber, dass ich manchmal nerve, aber wenn sonst niemand den Mund aufmacht! Aber ich nehme mich gerne zurück und halte die Klappe! Machen Sie es einfach besser, bringen Sie bessere Argumente! Darum rufe ich hiermit auf diesem Wege alle heimatverbundenen Zeitgenossen auf, sich auch zu positionieren, bevor es zu spät ist. Für einen Leserbrief ist dieses Schreiben zu lang, ich stelle es deshalb auf meine Webseite und versende es nach und nach an Zeitgenossen, die ich schätze. Schreiben Sie an die Medien, schreiben Sie Leserbriefe, appellieren Sie an die Politiker, an die Wirtschaftsvertreter, an die Kirchen, an die Vereine! Machen Sie sich Gedanken über unsere Zukunft, informieren Sie sich, debattieren Sie, überprüfen Sie ihre bisherigen Wahlentscheidungen!

Geiss Haejm, Februar 2013                            email:  hgeiss(AT)hgeiss.de


Um was es derzeit aktuell geht

Zwiesel liegt ziemlich genau in der Mitte der Strecke München-Prag, wenn man ein Lineal anlegt, dann liegen wir fast auf einer Geraden. Es liegt also für Straßenplaner nahe die Autobahn von Deggendorf oder Hengersberg durch den Wald weiterzuführen. Es gab zwar schon Forderungen nach einer Autobahn durch den Zwiesler Winkel, etwa aus der Zwiesler SPD, doch aus taktischen Gründen geht man heute scheibchenweise vor - da eine Ortsumgehung für leidende Dörfler, da eine Begradigung und Verbreiterung usw. Und bis letzten Sommer haben Politiker auch immer tunlichst vermieden den grenzüberschreitenden Charakter dieser Verkehrsverbindung anzusprechen. Meines Wissens hat es als erster der Deggendorfer Landrat bei der Einweihung des ersten Teilstücks dieses Straßenprojektes getan, seinen Spruch "Fernziel ist Prag" habe ich auch im Landkreis Regen bekannt gemacht und die Kenntnis dieser Intention auch Landrat Adam unterstellt. Ein empörter Leserbrief von SPD-Chef Köppl verunsicherte mich, denn wenn die SPD die Nähe zu diesem Vorhaben wie eine Beleidigung wertet, dann war vielleicht doch alles ein Irrtum. Bis vor einigen Tagen hat die SPD auch immer nur einen Autobahnzubringer von Hengersberg nach Zwiesel gefordert, doch im tschechischen Spicak hat auch Landrat Adam, neben dem Oberstraßenbauer Hinsken von der CSU, den weiteren Ausbau nach Tschechien gefordert und Kritiker als Weltuntergangsphropheten beschimpft, damit hat er wohl wieder einmal mich gemeint, denn ich hatte ihm schon ein paar Mal öffentlich widersprochen. Neben dieser Fernverbindungsstrecke Hengersberg nach Tschechien, sind aber auch noch Zubringer von Kötzting und Grafenau her nach Zwiesel geplant, teilweise auch schon streckenweise gebaut. Diese Trasse wird auch als grenznahe Entlastungsstraße für die B 85 geplant. Es ist aber wahrscheinlich, dass sie in ausgebautem Zustand einmal zu einer Spange für den Lastverkehr vom Grenzübergang Furth im Wald nach Zwiesel und wieder zur Grenze werden wird.

Bei meinem Dissens mit Adam, der übrigens auch schon vor seiner Wahl zum Landrat keinen Hehl aus seinen straßenbauerischen Ambitionen machte und sich deshalb von seinen Wählern heute auch niemand darüber beklagen kann, ging es um das Schwarzachtal, das ich mehr als Heimat empfinde als sonst irgendeinen Ort auf der Welt. Die ausgebaute Straße von Bodenmais her soll auch durch dieses Tal weitergeführt werden, wobei dies nicht nur dessen touristische Zukunft und die Existenz einiger Bauern zerstören würde, sondern einem Schildbürgerstreich gleichkäme. Einmal, weil es bereits eine ausgebaute Strecke nach Regen zur B 11 gibt, zweitens, weil der dann zunehmende Fern- und Schwerlastverkehr in Zwiesel beim Krankenhaus ankäme und durch den Luftkurort und seine auch heute schon meist belasteten Ecken zu B 11 geleitet werden müßte und drittens, weil das Schwarzachtal einfach keine zweite Straße braucht und auch nicht verträgt. Wer die bestehende Straße dann einmal unterhalten soll, ist ebensowenig geklärt und am schlechten Zustand anderer Nebenstraßen sehen wir ja, dass es hinten und vorne an Geld dafür fehlt. Viertens müßten die Überschwemmungsflächen an der Schwarzach durch eine mehrere hundert Meter lange Brücke oder ähnliches überquert werden, was ölologisch und ökonomisch einfach nur Wahnsinn wäre.

Auch der Ausbau der weiteren Strecke von Hengersberg nach Zwiesel wäre aus den gleichen Gründen irrwitzig: erst die Überquerung des Bergkammes bei Hangenleiten, dann die Querung des Kirchberger Tales und des Rinchnachtals. Wäre dies einmal gebaut, würde man sich auch kaum mit der Verbreiterung der kurvenreichen Strecke nach Dreieck und der scharfen Kurve beim Tausenbachl zufrieden geben, sondern würde gewiss von Rinchnach aus über Asberg nach Bärnzell bauen, darüber redet man aber wohlweislich noch gar nicht um keine schlafenden Hunde zu wecken.

In jedem Fall würde sich durch die neuen Verkehrstrassen der Durchgangs und Transitverkehr erhöhen, erst recht wenn das Projekt dann auf tschechischer Seite weitergeführt würde. Wir würden mit Absicht das herbeiführen, worunter etwa die Tiroler heute so leiden. Neue Durchgangstrassen das Letzte, was unserer Heimat nützen würde.

Heute sind wir in der fatalen Lage immer nur reagieren zu müssen, da laufend neue Säue durchs Dorf getrieben werden. Auch mit großem Kraftaufwand lassen sich nur die ärgsten Schäden vermeiden. Und doch- ehrliches Engagement mit besseren Argumenten ist dennoch nie umsonst, wenn ich an Wackersdorf denke, die Atomkraft allgemein oder zuletzt den Donau-Ausbau. Doch immer ist es nicht mit Reagieren und Kritisieren getan, wir müssen Vorschläge machen, von anderen Regionen im Guten und Schlechten lernen, in jedem Fall aber auch unsere nächsten Dinge so zu ordnen versuchen, dass die Welt vielleicht dadurch ein wenig lebenswerter wird und nachahmenswerte Beispiele geschaffen werden.

 

 


Impressionen aus dem Schwarzachtal