08.07.21 Freiheit als nostalgische Erinnerung
Leserbrief an BBR zum heutigen Bericht „Enten
traurig, Hunde fröhlich“ Das Füttern von Enten
in städtischen Parkanlagen hat einen gar nicht hoch genug einzuschätzenden Wert
für die Lebensfreude von Senioren und für die Entwicklung von Empathie bei
Kindern. In den letzten Lebensjahren meiner Mutter war ich mehrmals wöchentlich
mit ihr zum Entenfüttern im Zwieseler Stadtpark. Sie sagte oft, dass dies die
Höhepunkte der Woche waren, kaum etwas hat sie mehr gefreut. Ich vermute, dass
sich dieses Füttern von Tieren tief in unserem Verhalten eingegraben hat, denn
über Zehntausende von Jahren war es überlebenswichtig. Heute hat eine immer
verrückter werdende Zivilisation die allermeisten Menschen aus diesem Bereich
vertrieben und den wenigen verbliebenen kleinen Nutztierhaltern macht eine
überbordende Bürokratie das Leben schwer. Die im Bericht
angeführten Diät-Weisheiten für Enten treffen übrigens grad so auf uns Menschen
zu. Dass Enten an den Brocken einer Semmel ersticken, dürfte ein Märchen sein.
Ich habe sie aber schon um ihr Leben würgen gesehen, wenn sie zu viele Wegschnecken
geschluckt haben. Und die angeführte Rattengefahr? Falls es sie gibt, sind
nicht die gewöhnlichen Entenfütterer dafür verantwortlich, sondern
unvernünftige Zeitgenossen, die am Flussufer Essensreste entsorgen. Solche
Sünder muss man halt ansprechen. Aber nein, immer neue Verbote und Gängelungen
müssen her und so werden wir langsam zu einem Land, in dem Freiheit zu eine
nostalgischen Erinnerung wird.
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