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30.09.18 Fahrlässigkeit bei Sicherung von Bahnübergängen

Leserbrief an Bayerwaldbote Regen zu den Berichten über den neuerlichen tödlichen Unfall an einem Bahnübergang in Aussenried

Wie viele Tote muss es noch geben, bis die Bahnübergänge einmal gesichert werden oder die Bahn ihre Geschwindigkeit den Gefahrenstellen anpasst? Zwei Tote in Aussenried und mehrere weitere in Niederbayern, alleine in diesem Jahr! Aber die Bahn bringt es ja nicht einmal fertig, das die Sicht behindernde Gebüsch an den Übergängen wegzuschneiden, was mit „fahrlässig“ zu milde beschrieben ist. Dabei ist die besondere Gefährlichkeit des letzten Unfallortes allen verantwortlichen Stellen bekannt. Schon vor etwa 25 Jahren bat mich eine Landwirtin um einen Brief an die verantwortlichen Ämter, da der Zug schon einmal ihren Mann auf seinem Traktor erfasst hatte. Auch wenn es dabei ohne Personenschaden ausging, getraute sich die Bäuerin den Überweg zu ihren Wiesen nur noch mit großer Angst zu benutzen, sie sagte, sie habe deswegen richtiggehend Albträume. Dazu muss man wissen, dass man in einer Richtung bereits mit den Vorderrädern auf den Geleisen stehen muss, um die Strecke einsehen zu können. Es kam auf meinen Brief hin zu einem Ortstermin mit den zuständigen Stellen, die aber nur darauf verwiesen, dass das Pfeifen des Zuges reichen müsse. Nun pfeift der Zug auf 14 Kilometer aber 22 Mal, multipliziert mit 34 Fahrten pro Tag ergibt  das etwa 750 Pfiffe, die alle nerven, im Geländeeinschnitt vor dem Übergang aber in einem Fahrzeug nicht zu hören sind. 

Da es immer wieder zu Beinah-Unfällen kam, gab es vor etwa zehn Jahren einen neuerlichen Ortstermin mit Bahnvertreter, Landratsamt und Gemeinde. Man verblieb damals so, dass man die Böschung abgraben wolle, um den Sichtwinkel zu erhöhen und regelmäßig alle Verbuschung beseitigen. Bis heute ist nichts davon geschehen.

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25.10.18 An Lokalredaktion BB Regen

Sehr geehrte Redaktion,                                                                           

nun sind seit dem letzten tödlichen Unfall bei Aussenried schon über einen Monat vergangen, doch die Sichtwinkel an den Bahnübergängen sind noch immer durch bis zu sechs Meter hohe Büsche eingeschränkt und die Geschwindigkeit der Bahn nicht den Verhältnissen angepasst. Die erlaubten 60 Stundenkilometer sind für diese Strecke einfach der Wahnsinn. Von Kohlnberg her gleicht die Querung der Gleise sowieso russischem Roulett. Doch auch von Aussenried her ist die Bahn von Zwiesel kommend, durch Büsche und Kurve verdeckt, plötzlich da. Nachdem wir dieser Tage schon wieder eine gefährliche Situation erlebt haben, möchte ich an die Verantwortlichen mit einem zweiten Leserbrief um Abhilfe appellieren.

25.10.18 Versagen der Verantwortlichen

„Muss erst was passieren?!“, ist der übliche Spruch, wenn auf eine bekannte Gefahrensituation nichts unternommen wird. Nun sind an den Bahnübergängen in Aussenried heuer schon zwei Menschen vom Zug getötet worden, doch die Verantwortlichen unternehmen immer noch nichts, zumindest ist dies nicht erkennbar. Würde ein Staatsanwalt oder eine Aufsichtsbehörde der Bahn mit Klage oder dem Entzug der Betriebserlaubnis drohen, solange sie für keine Sicherheit an den Bahnübergängen sorgt, dann wären die Bahndämme gewiss schon entbuscht und die Geschwindigkeit der Triebwägen den Gegebenheiten angepasst worden.

Was beim Schwerverkehr auf der Straße das Selbstverständlichste der Welt ist: der Verkehrslage angepasste Geschwindigkeit und jederzeit abbremsen zu können, gilt für das ehemalige Staatsunternehmen nicht: der Fahrplan und die vorgegebenen Geschwindigkeiten werden wie ein Kredo geschützt. Und Mensch und Tier sind selber schuld wenn sie überrollt werden.

In Aussenried/Schwarzach bestehen auf etwa 1,5 Kilometer fünf Übergänge, davon ein beschrankter, in der Mitte liegt zudem der Bahnhof. Was wäre dabei hier auf Sicht zu fahren und keine vorgegebenen 60 km/h? Wer eine solche für die Verhältnisse völlig unangemessene Geschwindigkeit vorschreibt, macht sich der fahrlässigen Tötung schuldig, zumindest nach meinem Rechtsempfinden. Was spielt es auf dieser Nebenstrecke für eine Rolle, wenn die Fahrt von Zwiesel nach Bodenmais ein paar Minuten länger dauert? Nach Zwiesel startet man halt ein paar Minuten früher, um etwaige Anschlusszüge zu erwischen, auf umgekehrter Strecke spielt die Ankunftszeit vermutlich gar keine Rolle.

Fotos: