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9.7.17 Sozialabbau und schickanöse Ortswahl

Leserbrief an Bayerwaldboten Regen zum "Moment Mal"betreffend der Auflösung der Arbeitsämter in Zwiesel und Viechtach und die merkwürdige Ortswahl für die einzige Anlaufstelle im Landkreis

 

Bis heute unvorstellbar, dass Städte wie Zwiesel und Viechtach ihre Arbeitsämter verlieren könnten und die Menschen, für die sie da sein sollten und die oft kein Auto haben und nicht selten nicht mehr jung und gesundheitlich angeschlagen sind, zukünftig halbe Tagesreisen unternehmen müssen, um Hilfe zu bekommen. Aber was schreibe ich, im Zeitalter der Verhübschung von Begriffen wurden Arbeitsämter zu „Agenturen“ und Jobcentern. Die Arbeitslosen nennen sie schönrednerisch „Kunden“, die man sich aber offenbar möglichst vom Leib halten will, in dem man eine verkehrsmäßig ungünstigste Örtlichkeit für die einzige Zentrale im Landkreis aussucht. Überraschenderweise hat man die Agentur nicht auf dem Arber oder den Verlorenen Schachten gelegt, sondern nur in ein hochgelegenes Gewerbegebiet oberhalb von Regen, das ohne Auto nicht leicht zu erreichen ist. Ein Kreisrat meint diese schikanöse Ortswahl auch noch verteidigen zu müssen und zieht Vergleiche mit Schulkindern, und der Kolumnist der Lokalzeitung meint ermunternd, er traue den Arbeitslosen schon das Studium von Busplänen zu, außerdem gäbe es halt keine Immobilien in der Innenstadt. Wie? Bei all den Leerständen, zu denen sich bald auch noch zwei Amtsgebäude gesellen, wenn die Zentralisierung des Landratsamtes abgeschlossen ist? Ich denke eher, dass Arbeitslose keine Lobby haben. Empörung bisher auch nicht bei denen, die schon Morgen betroffen sein könnten. Aber Arbeitsplatzbesitzer können sich vielleicht nicht vorstellen, dass auch sie einmal ohne Arbeit und Auto dastehen könnten. Und in den Rathäusern von Zwiesel und Viechtach diskutiert man über andere Bedeutsamkeiten, die aufzuzählen den Rahmen sprengen würde. Es ist davon auszugehen, dass bei diesem Sozialabbau - und um nichts anderes handelt es sich hier! - auch Arbeitsplätze im Amt auf der Strecke bleiben und auch die Regener vielleicht vor weiterer Zentralisierung und Rationalisierung nicht sicher sein können und vielleicht irgendwann zum Stempeln über die Rusel fahren müssen.